Sagen aus Meißen - Erik Schreiber - E-Book

Sagen aus Meißen E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

Dieses Taschenbuch beschreibt die Sagen der Stadt Meißen und dessen Umgebung. Der Inhalt wird aus alten Quellen bezogen und neu veröffentlicht. Der vorliegende Text wurde aus der Frakturschrift buchstabengetreu übertragen. Dem Verlag ist es wichtig, dass die Vergangenheit neu belebt wird. Zugleich lernt man mit den Sagen die eigene Heimat besser kennen.

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Seitenzahl: 42

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Herausgeber

Erik Schreiber

Märchen Sagen und Legenden

Sagen aus Meißen und Umgebung

Saphir im Stahl

Märchen Sagen und Legenden

e-book

Sagen aus Meißen und Umgebung

Erscheinungstermin 01.09.2023

© Saphir im Stahl Verlag

Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Paul Schondorff

Lektorat Peter Heller

Vertrieb neobook

Herausgeber

Erik Schreiber

Märchen Sagen und Legenden

Sagen aus Meißen und Umgebung

Saphir im Stahl

1.

Der heilige See

„Glomaci ist eine Quelle, nicht über zwei Meilen weit von der Elbe entfernt. Sie bildet aus ihren Wassern einen See, der, wie die Sorben behaupten und viele Augenzeugen bestätigen, häufig wundersame Erscheinungen zeigt.

Wenn Friede die Bewohner des Landes beglückt und der Boden die Frucht nicht versagt, erfüllt er, bedeckt mit Weizen, Hafer und Eicheln, die Gemüter der zahlreich an seinen Ufern zusammenströmenden Nachbarn mit froher Lust. Sobald aber wilde Kriege drohen, so kündet er durch Blut und Asche untrüglich das Kommende. Diese Quelle verehrt und achtet daher jeder Sorbe mehr als die Kirchen, wenn auch seine Zeichen trügerisch sind. -“

So berichtet Bischof Thietmar von Merseburg um das Jahr 1000 in seiner berühmten Chronik. Den Namen des Sees übernahm auch der nahegelegene Ort der Sorben, das heutige Lommatzsch. Und nach ihm benannte sich der gesamte sorbische Gau „Glomaci“ oder „Glomuczi“; erst die Deutschen führten, wie Thietmar an anderer Stelle erwähnt, die Bezeichnung „Daleminzi“ ein.

Der heilige See Glomaci soll zwischen den Dörfern Paltzschen, Dörschnitz und Striegnitz gelegen haben. Noch bis zum vorigen Jahrhundert war in dieser Gegend ein als „Paltzschener See“ bezeichnetes Gewässer vorhanden, welches als Rest des sorbischen Heiligtums angesehen wurde.

Der berühmte deutsche Chronist Bischof Thietmar von Merseburg (977 - 1019) weilte selbst mehrfach auf Burg Meißen und dürfte den See aus eigener Anschauung gekannt haben. Die im See aııfsteigenden „Wunderzeichen“ wurden vermutlich von sorbischen Priestern dıırch einen nur ihnen bekannten Zufluss der Quelle beigegeben. In der Lominatzscher Ortschronik ist der „Paltzschener See" im 17., 18. und 19. Jahrhundert mehrfach beschrieben. Mit Anlegen der Eisenbahnlinie wurden seine letzten Reste beseitigt.

Die Bezeichnung „Glomaci“ rührt wohl von dem altsorbischen Stammwort „glorn“ her, welches gleich „Flüssigkeit, Wasser“ (in Form einer Quell- oder Gewässerbezeichnung) zu setzen ist.

2.

Das Gastmahl des Markgrafen Gero

In den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Burg Meißen gab es noch keinen ständigen Markgrafen, sondern die Verwaltung des von den Deutschen eroberten sorbischen Gebietes wurde abwechselnd Angehörigen des niedersächsischen Adels übertragen. So war Markgraf Gero zum Herrscher der Lande geworden, und er unterdrückte die slawische Bevölkerung mit äußerster Gewalt. Der Groll der Sorben gegen ihn wuchs immer mehr an, und verschiedene slawische Stammesfürsten suchten die Zwietracht zwischen ihren Stämmen zu löschen und sich gegen den Markgrafen zu vereinen.

Gero, der davon erfuhr, erkannte die für ihn gefährliche Situation. Er ließ dreißig der angesehensten slawischen Fürsten zu einem Gastmahl auf die Burg Meißen einladen. Und die Stammesfürsten folgten dieser Einladung tatsächlich. Doch als sie die Waffen abgelegt und dem Met schon tüchtig zugesprochen hatten, ließ Gero sie bei Tafel aus dem Hinterhalt überfallen und meuchlings ermorden.

Dieser Vorfall ereignete sich Ende des Jahres 939. Mit dieser Tat wollte Gero die Stämme der Sorben führerlos machen und ihr Aufbegehren verhindern.

Nach Bekanntwerden dieses tückischen Mordspieles kam es zu einem großen Aufstand der Slawen bis hinauf nach Brandenburg, welcher erst in mehreren deutschen Feldzügen niedergeschlagen werden konnte.

Die Sage nennt Meißen als Ort des Geschehens. Ob die geschichtlich verbürgte Tat zu Meißen stattgefunden hat, ist nicht beweisbar, aber den Umständen entsprechend - Meißen war ja der östlichste deutsche Stützpunkt der Herrschaft Geros - sehr wahrscheinlich. Marktgraf Gero liegt in der von ihm begründeten Stiftskirche zu Gernrode im Harz begraben.

3.

Die tapferen Frauen von Meißen

Am 3. August 1015 hatte Kaiser Heinrich II. die Kriegshandlungen gegen Polen aufgenommen, überschritt mit einem Heer die Oder und schlug den polnischen Widerstand furchtbar zusammen. Doch rasch sollten sich die Geschehnisse wenden! Die Streitmacht Heinrichs wurde geschlagen und befand sich auf dem Rückzug, ständig verfolgt von einem polnischen Heer unter Leitung Mieskos, des Sohnes des polnischen Herzogs Boleslaw Chrobry.

Der Kaiser wandte sich nach Strehla. Da er von der Verfolgung durch Miesko und dessen Truppen wusste, erteilte er dem Meißner Markgrafen Hermann den Befehl, eilends die Verteidigung der Burg Meißen zu übernehmen. Er selbst begab sich mit dem Rest seines Heeres geradewegs nach Merseburg.

Im Morgengrauen des 13. September 1015 setzte Miesko mit sieben Heerscharen nahe der Burg Meißen über die Elbe; hatte er doch bemerkt, dass das deutsche Heer abgezogen war und keine Bedeckung zurückgelassen hatte. Einige seiner Leute ließ Miesko nach kriegerischem Brauch in der Umgebung plündern, die anderen setzte er jedoch zum Angriff auf die Burg Meißen an.