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Im Juni1942 begann an der Ostfront die große Sommeroffensive der Wehrmacht. Bereits Anfang Juli 1942 stand die 3. Infanterie-Division vor den Toren der Industrie-Metropole Woronesch am Don. Die Rote Armee wusste um die Wichtigkeit der Stadt und verteidigte Woronesch bedingungslos. In den Trümmern der Ruinen verschanzten sich Scharfschützen beider Seiten und verbreiteten Angst und Schrecken. Spähtrupps glichen Himmelfahrtskommandos. In diesem Buch wird stichpunktartig die 3. Infanterie-Division "Kommandant von Frankfurt", sowie in Kurzform das allgemeine Scharfschützenwesen der Wehrmacht vorgestellt. Original-Fotos runden die Berichte ab. Im Romanteil wird die Geschichte eines Scharfschützen widergespiegelt und vom Verlauf eines verhängnisvollen Spähtrupps hinter die feindlichen Linien berichtet.
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Seitenzahl: 148
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Juli 1942 – Soldaten der 3. Infanterie-Division (mot.) stehen bei Woronesch im Kampf. Spähtrupp-Unternehmen durch die Ruinen der zerstörten Stadt gleichen Himmelfahrtskommandos. Überall lauern Scharfschützen.
Einer dieser Spähtrupps, begleitet von einem deutschen Scharfschützen, gerät hinter die feindlichen Linien und kehrt nicht planmäßig zurück. Die Wehrmacht steht vor einem Großangriff auf die russische Metropole, zeitgleich rüstet die Rote Armee zum Gefecht.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Jeder Krieg ist ein Verbrechen, jeder Krieg ist vergleichbar mit völliger Vernichtung und jeder Krieg muss im Ansatz verhindert werden. Kriege sind der Untergang der Zivilisation und damit der Untergang der Menschheit.
Junge Männer zogen 1939 für ein verbrecherisches Regime in den Kampf, glaubten an das Gute, verbreiteten jedoch das Böse. Der deutsche Soldat wurde zum Schreckensbild für Millionen Menschen in Europa und der ganzen Welt.
Alles was man den einfachen Landsern vorgaukelte, zerplatzte seifenblasenartig an den Fronten der Schlachtfelder. Hier fanden sie nicht den gepriesenen Heroismus, hier fanden sie Tod, Leid und Verderben.
Irgendwann trat der Moment ein, in dem sie nicht mehr für Hitler und dessen Nazi-Regime kämpften. Ab diesem Moment kämpften sie für sich, für ihre Kameraden und darum, dass das, was sie dem fremden Land angetan hatten, nicht ihrer Heimat widerfährt.
Den Opfern zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung.
Vorwort
Daten
Eckdaten der Schlacht um Woronesch
Aufbau eines Divisionsstabs
Das Scharfschützenwesen der Wehrmacht in Stichpunkten
Roman
Glossar zum Roman
Waffenvorstellung in Stichpunkten
Technische Daten und allgemeine Information
Bildtafel
Quellen- und Literaturverzeichnis, Buchtipps
Im Juni 1942 begann die deutsche Sommeroffensive an der Ostfront. Mit voller Wucht rückten die Wehrmachtstruppen gegen den etwa 800 km breiten Südabschnitt der Front zwischen Kursk und Taganrog am Asowschen Meer vor. Der Anfangserfolg der groß angelegten Offensive war enorm. Teile der 24. Panzer-Division erreichten bereits nach einer Woche bei Woronesch den Don. Die Stadt Woronesch war Verkehrskreuz und Rüstungszentrum zugleich. Zur Eroberung des Industriestandorts wurde u.a. die 3. Infanterie-Division (mot.) herangezogen.
Entgegen des bisherigen Offensivverlaufs stießen die deutschen Truppenverbände auf erbitterten Widerstand. Die Rote Armee wusste um die Wichtigkeit von Woronesch und verteidigte die Stadt bedingungslos. Binnen kürzester Zeit lag die Industriestadt zum Großteil in Trümmern. Ein hartnäckiger Kampf um Straßenzüge und Häuser begann. Stoßtrupps wurden durch die Ruinen geschickt, um Aufklärung zu betreiben.
Scharfschützen, die in Granattrichtern, Laufgräben, Erdbunkern und letztendlich in den Ruinen zerstörter Häuser und Fabriken beste Deckung fanden, kamen auf beiden Seiten zum Einsatz. Sie verbreiteten Furcht und Schrecken.
Das OKW wusste, dass ein Stellungskrieg drohte, wenn es nicht gelingen sollte das gesamte westliche Donufer einzunehmen. Die Sommeroffensive war gefährdet.
Der Kampf um Woronesch hatte begonnen. Jedes Spähtrupp-Unternehmen durch die Ruinen der Stadt glich einem Himmelfahrtskommando. Viele der Männer kehrten nicht zurück.
Woronesch wurde nie gänzlich eingenommen.
Im Oktober 1934 wurde die Division unter dem Tarnnamen „Kommandant von Frankfurt“ in Frankfurt an der Oder (Wehrkreis III) aufgestellt und ein Jahr später in 3. Infanterie-Division umbenannt.
Wiederum ein Jahr später, im Oktober 1940, gliederte man die Einheit zur 3. Infanterie-Division (motorisiert) um.
In Stalingrad wurde die 3. Infanterie-Division (mot.) vernichtet.
Ab März 1943 stellte man die 3. Infanterie-Division (mot.) in Frankreich wieder auf, indem man die Restteile der Division (die nicht im Kessel von Stalingrad eingeschlossen war) mit der 386. Infanterie-Division zusammenfasste und diese Einheit ab Juni 1943 zur 3. Panzer-Grenadier-Division umbildete.
Privatarchiv des Autors, Foto: die Gruppe tritt noch einmal an, dann geht es los
(und damit zum Zeitpunkt der Romanhandlung)
Infanterie-Regiment (motorisiert) 8
Infanterie-Regiment (motorisiert) 29
Artillerie-Regiment (motorisiert) 3
Aufklärungs-Abteilung (motorisiert) 53
Kradschützen-Bataillon 53
Panzerjäger-Abteilung 3
Pionier-Bataillon (motorisiert) 3
Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung (motorisiert) 3
Infanterie-Divisions-Nachschubführer (motorisiert) 3
Divisionseinheiten 3
Phasenweise, teils nur für zwei bis drei Wochen, wurde die Division von anderen Offizieren geführt, die hier nicht erwähnt sind.
Heeresgruppe Nord:
Polenfeldzug, Kampf um Warschau
Heeresgruppe B:
Eifel - Grenzsicherung
1940
Heeresgruppe A: Westfeldzug
Vormarsch durch Luxemburg
südlicher Flankenschutz bei der Aisne
Kampfeinsätze bei Epoye und Masmes
Schutz der Demarkationslinie
ab September
Deutsches Reich - Friedensgarnison
Heeresgruppe Nord: Rußland
Vormarsch über Dünaburg - Ludza - Opotschka - Ostrow und Porchow
Kampfeinsätze im Raum Mjedwed-Wereteni
Vorstoß auf Luga und in den Raum südlich von Staraja Russa (Raum Demjansk)
Heeresgruppe Mitte: Rußland
Angriff auf Moskau
Nara-Brückenkopf
Rückzugskämpfe bis zur Rusa
Heeresgruppe Mitte: Rußland
Abwehrkämpfe im Raum Kaluga - Gshatsk - Wjasma
Heeresgruppe Süd: Rußland
Kampf um Woronesch
Heeresgruppe B: Rußland
Stalingrad
(nur wenige Einheiten der Division entgingen dem Kessel von Stalingrad – sie bildeten die Basis zur Neuaufstellung im März 1943)
Neuaufstellung der 3. Infanterie-Division (mot.)
Umbildung zur 3. Panzer-Grenadier-Division
Heeresgruppe OB Süd / C und B: Italien
Entwaffnung Italiens
Kämpfe um den US-amerik. Landungskopf Salerno
Kämpfe bei Monte Cassino
Kämpfe im Alliierten Landungskopf bei Anzio-Nettuno
Rückzugskämpfe bis Rom
Einsatz an der Westfront
Ardennen-Offensive
Kampfeinsätze in den Ardennen, u.a um Bastogne
Rückzugskämpfe zum Rhein südl. Köln
letzte Einsätze im Siegerland / Raum um Iserlohn
Am 13. Oktober 1943 wurden von Angehörigen des 3. Panzer-Grenadier-Regiments 29 (mot.), 3. Panzer-Grenadier-Division, in der Ortschaft Caiazzo 22 italienische Zivilpersonen auf bestialische Art und Weise ermordet. Unter den Opfern befanden sich vier Männer, sieben Frauen, eine Jugendliche und zehn Kinder.
US-amerikanischen Soldaten entdeckten Tage später die Leichen des Massakers.
Deutsche Landser, die zwar anwesend, aber an den Ermordungen nicht beteiligt waren, schwiegen aus Angst vor ihrem Vorgesetzten. Aus diesem Grund erfuhr die Führung der Einheit nichts von diesem Kriegsverbrechen.
Der für diese Schreckenstat verantwortliche Leutnant, damals 20 Jahre alt, geriet etwa drei Wochen später in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wurde zu dem Kriegsverbrechen verhört und gestand die Tat.
Dem Angeklagten gelang kurz darauf die Flucht aus dem Gefangenenlager. Da der Name des Kriegsverbrechers seitens der amerikanischen Militärs leider falsch geschrieben wurde, konnte der Leutnant untertauchen. Erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde er ermittelt und in Deutschland gerichtlich zur Verantwortung gezogen.
Das Landgericht Koblenz stellte jedoch die Verjährung der Tat fest. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil aufgrund der damals gültigen Verjährungsfristen.
Das Kriegsverbrechen bleibt ungesühnt.
Hier ist zu beachten, dass Woronesch von den Achsenmächten zwar weitgehend besetzt war, aber nie ganz eingenommen werden konnte. Am 25. Januar 1943 wurde die Don-Metropole von der Roten Armee gänzlich zurück erobert.
Spricht man von dem Kämpfen bei Woronesch, muss man bedenken, dass die Stadt nur eines von vielen Zielen der Achsenmächte während der großen Sommeroffensive war.
Die deutsche Wehrmacht stieß zwischen 150 Kilometer und 400 Kilometer ins Feindgebiet vor und fügte der Roten Armee dabei erhebliche Verluste zu. Binnen weniger Wochen hatte die Sowjetunion 290.000 Gefallene oder Vermisste Soldaten und etwa 195.000 Verwundete Rotarmisten zu beklagen. Zudem waren 80.000 Soldaten in Gefangenenschaft geraten. Mehr als 2.400 Panzer, 13.700 Geschütze und Mörser, sowie 780 Flugzeuge wurden vernichtet bzw. erbeutet.
Die eigenen Verluste wurden nach deutschen Angaben mit 19.000 Toten und Vermissten, sowie 75.000 Verwundeten angegeben.
Bestärkt durch diesen militärischen Erfolg, wurde die geplante Doppel-Offensive nach Stalingrad und in den Nordkaukasus in die Tat umgesetzt.
Heeresgruppe Süd: Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Fedor von Bock
Truppenstärke: etwa 900.000 Soldaten
1260 Panzer
17.000 Geschütze und Mörser
1650 Flugzeuge
drei sowjetische Fronten:
Brjansker Front
(Marschall Filip Golikow)
Südwestfront
(Marschall Semjon Timoschenko)
Südfront
(Marschall Rodion Malinowski)
Stärke:
655.000 Soldaten
750 Panzer
14.200 Geschütze
1.000 Flugzeuge
Der Divisionskommandeur war Führer der Division und somit verantwortlich für die Umsetzung der vom Armeekorps (der Division vorgesetzte Kommandobehörde) ausgegebenen Weisungen und Befehle.
Der Divisionsstab wiederum setzte diese Vorgaben im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten um. Er bestand i.d.R. aus ca. 100 Offizieren und Mannschaften und war voll motorisiert. Die Bewaffnung beschränkte sich auf Handfeuerwaffen, Maschinenpistolen, Gewehren und zwei leichten Maschinengewehren.
Der Divisionsstab gliederte sich in drei Hauptgruppen:
Leitung: Ia (Oberstleutnant i.G.)
Aufgabe: Truppenführung, Ausbildung, Organisation, Unterbringung, Auswertung von Erfahrungen, Befehlsausarbeitung Vertretung des Divisionskommandeurs
Vertreter: Ic (Hauptmann i.G.)
Aufgabe: Feindbearbeitung und Abwehr, Gefangenenverhöre, Beurteilung der Feindlage und Vorschlagen von Taktiken, Nachrichtendienst (Funk, Fernsprecher und Feldpost)
Ordonnanzoffizier, O 1, (Hauptmann o. Major)
Aufgabe: Gehilfe des Ia, Führen von Lagekarten, Verbindung zu benachbarten Einheiten, Gliederung und Stärkenbildung der eigenen Divisionseinheiten
Ordonanzoffizier, O 3, (Oberleutnant)
Aufgabe: Gehilfe des Ic, Kartenstelle mit Durckereizug, Auswertung der Beutekarten, Herstellung von Schießkarten für die Artillerie, Dolmetscher
Leitung: IIa (Major), Divisionsadjutant, Zuständig für Personal und Ersatzwesen, Beförderungen, Urlaub etc. der Offiziere, Führung von Verlustlisten
IIb (Hauptmann), w.o. jedoch für Unteroffiziere, Geschäftszimmerwesen (Schreiber, Ordonnanzen)
III, Divisions-Kriegsgericht mit Kriegsgerichtsrat und Urkundsbeamten, Beisitzer bei Verhandlungen waren jeweils ein Soldat im gleichen Dienstrang wie der Angeklagte, sowie ein Divisionsvertreter (z.B. IIa oder IIb). Die Verteidigung wurde von einem juristisch gebildeten Offizier des Divisionsstabs bestellt.
Registratur (Beschaffen von Bürobedarf, Ein- und Auslauf von Befehlen)
Stabsquartier (Hauptmann)
Aufgabe: Unterbringung und Verpflegung der Angehörigen des Divisionsstabs, Kradmeldezug, Tarnung und Deckung des Stabs
Versorgungszentrale der Division
Führung: Ib (Major i.G.)
Aufgabe: Versorgung der gesamten Division mit Verpflegung, Futter für die Tier, Munition, Bekleidung aber auch: Straßenbau, Luftschutz, Bewegung der Trosse
Ordonnanzoffizier O 2
Aufgabe: Gehilfe des Ib, Organisation der Rückwärtigen Dienste
Ib/WuG (Waffen und Geräte – Hauptmann)
Aufgabe: Nachschub und Pflege von Waffen, Munition und Geräte aller Art (ohne Sanitäts- und Veterinärdienste, Pioniere)
Ib/Kfz, Divisions-Ingenineur
Aufgabe: Nachschub von Fahrzeugen, Reifen, Betriebsstoffe, Werkstattkompanie, sowie Verkehrsangelegenheiten
IVa, Divisionsintendant (Intendanturrat), Vorgesetzter der Verwaltungs- und Nachschubdienste
IVb, (Oberfeldarzt) Aufgabe: Vorgesetzter Divisionsarzt des Sanitätspersonals, Einsätze der Sanitätskompanien, Transport der Verwundeten, Hygiene in der Truppe, aber auch für die Zivilbevölkerung
IVc, Divisionsveterinär Aufgabe: Gesundheitsdienst für die Tiere (Pferde etc.), Nachschub, Tierseuchenabwehr, Überwachung der Schlachterei-Kompanien (Lebensmittelkontrolle)
IVd, katholische und evangelische Kriegspfarrer Aufgabe: Seelsorge
IVz, Stabszahlmeister und Rechnungsstelle der Feldkasse Aufgabe: Auszahlung des Wehrsolds, Einzahlung der Soldaten an ihre Familien in der Heimat
Divisionsnachschubführer
Feldpostmeister
Gepäcktross
Der Divisionsstab befand sich im Rücken der Truppe und folgte ihr, wobei die Führungsabteilung (Divisionsgefechtsstand) meistens im Feld (z.B. Unterstände in einem Waldstück) und der Rest des Stabs in Ortschaften untergebracht waren. Die Entfernung zur Truppe betrug für den Divisionsgefechtsstand ca. 10 bis 15 Kilometer, für den Rest bis zu 20 Kilometer.
Dieser Truppenteil war direkt dem Divisionskommandeur unterstellt.
- 1 Offizier (Leutnant, Oberleutnant)
- 36 Mannschaften, wobei der niedrigste Dienstrang der eines Unteroffiziers war
Anmerkung: Bei größeren Panzer-Divisionen betrug die Stärke bis zu 64 Feldgendarmen.
Die Feldgendarmen waren motorisiert (Pkw, Lkw und Krad) und mit Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet. Ihren Spitznamen „Kettenhunde“ verdanken sie dem an einer Kette um den Hals getragenen metallenen Ringkragen mit Hoheitsabzeichen und der Aufschrift: Feldgendarmerie.
Aufgabe: Ordnung und Sicherheit, Verkehrsangelegenheiten,
insbesondere
- das Aufspüren von Spionen, Saboteuren oder Partisanen unter der Zivilbevölkerung
- Einrichten von Versprengtensammelstellen
- Suche nach Fahnenflüchtigen
- Einweisung der rückweichenden Truppe in Auffanglinien,
- Errichtung von Gefangenensammelstellen in Kampfräumen
- Durchsuchen von Gefangenen nach kriegswichtigen Unterlagen
- Ahndung bei Vergehen vom Wehrmachtsangehörigen an Zivilisten
- Überwachung des Reiseverkehrs von Soldaten
- umfangreiche Verkehrsaufgaben (Leiten, Lenken, Überwachen)
Für die Dienstausführung waren die Feldgendarmen mit Sondervollmachten ausgestattet.
- alle Wehrmachtsangehörige mussten sich auf Verlangen ausweisen (auch Offizier oder ranghöhere Kontrollierte)
- Durchsuchungsrecht für Personen, Sachen und Räume
- Festnahmerecht für Mannschaften und Unteroffiziere
Offiziere durften festgenommen werden, wenn sie bei einem Vergehen auf frischer Tat angetroffen wurden
- in ausgewiesenen Fällen: Schusswaffengebrauch
Für die Feldgendarmen galt die Feldgendarmen-Dienstvorschrift (F.Gend.V): H.Dv. 275, M.Dv. Nr. 253, L.Dv 2801 (Oberkommando der Wehrmacht, genehmigt von GFM Keitel) vom 29.07.1940.
Sowjetunion, bei Woronesch - zwei Soldaten in Stellung, Soldat mit Gewehr und Zielfernrohr im Anschlag und Soldat mit Fernglas beobachtend; PK 694Bundesarchiv, Signatur: Bild 101I-216-0417-19, Foto: Dieck,
Das Scharfschützenwesen wurde von der Wehrmacht bis zum Angriff auf die Sowjetunion sehr vernachlässigt. Erst als man im Rußlandkrieg mit den abfällig als „Heckenschützen“ oder „Baumschützen“ bezeichneten russischen Scharfschützen konfrontiert war, besann man sich auf die alten Zielfernrohrgewehre der Reichswehr.
Anfängliche Einweisungen von Freiwilligen erfolgte lediglich auf Verbandsebene (Regiment, Bataillon, Kompanie). Parallel ging man daran erste Lehrgänge zu bilden. Lehrgangsschulen wurden an diversen Truppenübungsgeländen (z.B. Seetaleralpe, Zossen) eingerichtet, Ausbildungspläne für Schießlehrer- und zur Scharfschützenausbildung erstellt.
Von den Anwärtern wurde viel erwartet. Neben exzellenten Schießfertigkeiten verlangte man schnelles Reaktions- und hohes Konzentrationsvermögen, sowie vortreffliche Fähigkeiten im Tarnverhalten und in der Anwendung verschiedener Taktiken.
Gerade in der Anfangszeit erfolgte der Einsatz von Scharfschützen vermehrt z. b. V. auf Kompanie- oder Bataillonsebene. Die Männer waren normal in ihre Gruppen eingegliedert, jedoch mit Zielfernrohrgewehren ausgestattet und wurden bei Bedarf für Sonderaufgaben herangezogen.
Mit der Zeit wurde der Führung der Wehrmachtstruppen (analog auch der Waffen-SS) bewusst, welche enorme Wirkung der Scharfschützeneinsatz hatte. Wenige Schützen konnten einen gegnerischen Angriff zum Stocken bringen, Rückzüge abdecken, eigene Stoßtrupps begleiten, oder auch feindliche Stoßtrupps zur Rückkehr zwingen.
Die eingeführten Scharfschützenlehrgänge dauerten zwischen drei und sechs Wochen.
Gelehrt wurde i.d.R.:
Gebrauch des Zielfernrohrs (ZF), Zielen und Zielfehler
Aufbau und Wirkungsweise des ZF
Feststellung von Mängeln
Justieren von ZF
Waffen- und Zielfernrohrpflege
Schießlehre, insbesondere: Anschlagsarten, Zielerkennung, Entfernungsschätzen, Witterungs-, Beleuchtungs- und Temperatureinflüsse auf den Haltepunkt
taktischer Unterricht, insbesondere: Gefechtsanschläge, Geländeausnutzung, Tarnung und Täuschung, Zusammenarbeit mit einem Beobachter, Waldkampf, Geländekampf und Häuserkampf, Stellungsbau, Pirsch- und Schleichübungen
Lehrfilme rundeten die Ausbildung ab
Erfolgreiche Lehrgangsteilnehmer erhielten eine Urkunde, die sie als Scharfschützen auswies. Die während der Ausbildung ausgegebenen Waffen mit ZF verblieben bei den (bestandenen) Schützen und gehörten ab diesem Zeitpunkt zu deren persönlicher Ausrüstung.
Ausrüstung der Scharfschützen (zusätzlich zur Standardausrüstung):
Gewehr mit ZF
Munition
Behälter für das ZF
Werkzeug und Pflegeutensilien für das ZF
Reinigungsgerät für die Waffe
Fernglas mit Behelfsblenden
Kampfmesser
Kompass
Deckungsspiegel
Tarnhelmüberzug
Tarnschlupfjacke (Scharfschützenjacke)
Tarn-Zeltbahn
Tarnnetz mit Mückenschleier
Tarnmaske
Schnur (Bindfaden) und Nägel für die Tarnung
Gabel (gepolsterte Astgabel) als Gewehrauflage
wetterbedingt Wintertarnzeug
Die gängigste Waffe der deutschen Scharfschützen war der Karabiner 98 k. Er wurde auch dem späteren Gewehr 43 aufgrund der höheren effektiven Reichweite und besseren Präzision vorgezogen. Als ZF wurden verschiedene Modelle ausgegeben, die sich in Montage, Vergrößerung oder Lichtstärke unterschieden. Je nach Verfügbarkeit wurden die Zielfernrohre (z.B. ZF 39, ZF 41, ZF 4) von den Schützen nach deren Bedürfnissen und Vorlieben ausgewählt.
Die Scharfschützenausführung des russischen Mosin Nagant, ein robuster und zuverlässiger 5-schüssiger Repetier-Karabiner, war eine beliebte Beutewaffe der deutschen Scharfschützen.
Erfolgreiche deutsche Scharfschützen im Zweiten Weltkrieg:
Gefreiter Matthäus Hetzenauer
, 7. Gebirgs-Jäger-Regiment 144, 3. Gebirgs-Division, 345 Abschüsse
Obergefreiter Josef Allerberger
, 8. Gebirgs-Jäger-Regiment 144, 3. Gebirgs-Division, 257 Abschüsse
Obergefreiter Georg Burdinski
, 5. Grenadier-Regiment 689, 246. Infanterie-Division, 246 Abschüsse
Oberjäger Friedrich Pein
, 2. Jäger-Regiment 227, 100. Jäger-Division, 200 Abschüsse
Die Abschüsse der Scharfschützen wurden nur gezählt, wenn diese auch durch Zeugen (im besten Fall durch Vorgesetzte) bestätigt wurden.
Das am 8. August 1944 von Adolf Hitler gestiftete Scharfschützenabzeichen wurde in drei Stufen verliehen.
Es war untersagt Abschüsse die im Nahkampf erfolgten mitzurechnen. Der Feind durfte zudem weder die Absicht gezeigt haben überzulaufen oder sich gefangen nehmen zu lassen.
Alle Abschüsse mussten bestätigt werden.
Das Abzeichen ist aus grünlich-grauem Stoff gefertigt, mehrfach bestickt und oval. Es zeigt einen nach rechts gewendeten schwarzen Adlerkopf mit weißem Gefieder, ockerfarbenen Auge und geschlossenen Schnabel. Der Korpus ist durch ein Eichenlaubbruch aus drei Blättern und einer links angeordneten Eichel verdeckt. Die Kanten des Abzeichens sind vernäht. Die einzelnen Stufen kann man anhand der umlaufend angenähten Kordel in Silber für Stufe 2 oder Gold für Stufe 3 unterscheiden.
Scharfschützen waren beim jeweiligen Gegner gehasst und gefürchtet. Es kam an allen Fronten vor, dass Scharfschützen, die in Gefangenschaft gerieten, zu Tode gefoltert wurden. Aus diesem Grund verzichteten sie zumeist auf das Tragen der Scharfschützenabzeichen.
Am Vorabend der Großoffensive auf Woronesch wurden Spähtrupps durch die Trümmer der zerstörten Stadt gesandt. Einer dieser Spähtrupps kehrte nicht planmäßig zurück. Ein Scharfschütze begleitete die Landser. Der Romanteil berichtet vom Schicksal dieser Männer.