Schlangenjagd - Clive Cussler - E-Book

Schlangenjagd E-Book

Clive Cussler

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Beschreibung

Juan Cabrillo und die Crew des Sondereinsatzschiffs Oregon retten die schöne Sloane Macintyre vor Piraten – und erfahren durch sie von einem unermesslichen Diamantenschatz. Wenig später wird Cabrillo von riesigen metallenen Schlangen berichtet, die das Meer genau dort unsicher machen, wo der Schatz zu bergen sein soll. Ihm bleibt kaum eine Wahl – er begibt sich auf Schlangenjagd!

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Clive Cussler

& Jack Du Brul

Schlangenjagd

Roman

Aus dem Englischen von Michael Kubiak

Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Skeleton Coast« bei Putnam, New York.

1. Auflage

E-Book-Ausgabe 2015 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.

Copyright © 2006 by Sandecker, RLLLP

All rights reserved by the Proprietor throughout the world

By arrangement with

Peter Lampack Agency, Inc.

551 Fifth Avenue, Suite 1613

New York, NY 10176-0187 USA

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com

Redaktion: Jörn Rauser

HK · Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-15197-3

www.blanvalet.de

1

Kalahari1896

Er hätte niemals befehlen sollen, die Waffen zurückzulassen. Diese Entscheidung würde sie alle das Leben kosten. Aber hatte es wirklich eine Wahl für sie gegeben? Als das letzte verbliebene Packpferd zu lahmen begann, hatten sie die Last anders verteilen müssen, und das bedeutete doch, dass sie Teile ihrer Ausrüstung zurücklassen mussten. Es verstand sich von selbst, dass sie die Wasserflaschen, die das Tier getragen hatte, ebenso behielten wie die Taschen voller Rohdiamanten. Sie hatten sich von den Zelten, Deckenrollen und von dreißig Pfund Proviant trennen müssen, sowie von den Martini-Henry-Gewehren, von denen jeder der fünf Männer eins besaß, mitsamt der dazugehörigen Munition. Aber auch nach diesen Gewichtseinsparungen waren die überlebenden Pferde hoffnungslos überlastet, und als die Sonne wieder aufging, um die Wüste erneut mit ihren sengenden Strahlen aufzuheizen, erwartete niemand ernsthaft, dass ihre Reittiere den Tag überleben würden.

H. A. Ryder hätte eigentlich nicht so dumm sein dürfen, sich bereit zu erklären, die anderen durch die Kalahari zu führen. Er war ein alter Afrikakenner, der während der berauschenden Tage des Kimberley-Fiebers eine schlecht gehende Farm in Sussex aufgegeben hatte in der Hoffnung, auf den Diamantenfeldern zum Millionär zu werden. Als er im Jahr 1868 in Afrika ankam, waren ganz Colesberg Kopje, der Hügel, wo die ersten Diamanten gefunden worden waren, sowie die Felder ringsum für mehrere Kilometer abgesteckt. Daher verlegte sich Ryder darauf, die Heerscharen von Arbeitern mit Fleisch zu versorgen.

Mit zwei Planwagen und Hunderten Säcken voller Salz, um damit das Wildbret einzupökeln, durchstreiften er und zwei eingeborene Jagdführer Tausende von Quadratkilometern. Es war ein einsames Leben gewesen, jedoch ein Leben, das Ryder zunehmend geliebt hatte, so wie er auch das Land lieben gelernt hatte: mit seinen unvergesslichen Sonnenuntergängen und den dichten Wäldern, mit seinen Flüssen, die so klar waren, dass das Wasser wie Glas aussah, und seinen Horizonten, so fern, dass es unmöglich erschien, sie jemals zu erreichen. Er lernte, die Sprachen verschiedener Stämme zu sprechen, der Matabele, der Mashona und der grimmigen, kriegerischen Herero. Er verstand sogar einige der seltsamen Schnalzlaute und Pfiffe, mit denen sich die Buschmänner der Wüste untereinander verständigten.

Er hatte als Safariführer gearbeitet, sodass reiche Engländer und Amerikaner die Wände ihrer Villen mit Jagdtrophäen schmücken konnten, und er hatte einige Zeit damit zugebracht, geeignete Routen für Telefongesellschaften zu suchen, die ihre Leitungen quer über das südliche Drittel des Kontinents spannen wollten. Er hatte in einem Dutzend kriegerischer Scharmützel mitgekämpft und zehnmal so viele Männer getötet. Er kannte und verstand das afrikanische Volk, kannte aber die Wildheit und Grausamkeit des Landes selbst noch besser. Er wusste, er hätte den Auftrag nicht annehmen sollen, die anderen in einem Gewaltmarsch von Betschuanaland durch die endlose Kalahariwüste bis zum Meer zu führen. Aber da war wie immer die Aussicht auf eine hohe Belohnung gewesen, der Sirenengesang vom schnellen Reichtum, der ihn ursprünglich nach Afrika gelockt hatte.

Wenn sie es irgendwie schafften und die mitleidlose Wüste nicht ihr Leben einforderte, dann würde H. A. Ryder jener Schatz in den Schoß fallen, von dem er immer geträumt hatte.

»Meinen Sie, die sind noch immer hinter uns her, H. A.?«

Ryder blinzelte so in die aufgehende Sonne, dass seine Augen in der wettergegerbten Haut fast verschwanden. Er konnte am fernen Horizont nichts sehen außer der flimmernden Hitze, die waberte wie Rauch, der sich sammelte und wieder auflöste. Zwischen ihnen und dem Feuerball wanderten Dünen aus reinem weißem Sand – wogende Wellen, die mit mächtigen Sturmböen wetteiferten. Mit der Sonne kam der Wind, der auf die Dünen einpeitschte. So wurde der Sand in breiten Fahnen von ihren Kämmen weggeweht.

»Aye, mein Freund«, sagte er, ohne den Mann anzusehen, der neben ihm stand.

»Wie können Sie sich so sicher sein?«

H. A. wandte sich zu seinem Gefährten, Jon Varley, um. »Für das, was wir ihnen angetan haben, folgen sie uns bis vor die Tore der Hölle.«

Die Gewissheit in H. A.s gereizter Stimme ließ Varley unter seiner Sonnenbräune bleich werden. Wie Ryder stammten die vier anderen Männer ihrer Gruppe aus England und waren nach Afrika gekommen, um ihr Glück zu suchen, allerdings war keiner so erfahren wie ihr Führer.

»Wir sollten lieber weitergehen«, sagte Ryder. Sie waren in der einigermaßen angenehmen Kühle der Dunkelheit gewandert. »Wir können noch ein paar Kilometer schaffen, ehe die Sonne zu hoch steht.«

»Ich finde, wir sollten unser Lager hier aufschlagen«, sagte Peter Smythe, das unerfahrenste Mitglied der Gruppe und bei Weitem in schlechtester Verfassung. Er hatte seine großspurige Art kurz nachdem sie das Sandmeer betreten hatten, abgelegt und bewegte sich jetzt mit müden Schritten vorwärts – wie ein alter Mann. Weiße Krusten hatten sich in den Winkeln seiner Augen und seines Mundes gebildet, während seine sonst so strahlend blauen Augen stumpf geworden waren.

Ryder musterte Peter und erkannte die Zeichen auf Anhieb. Sie alle hatten die gleichen Wasserrationen gehabt, seit sie ihre Feldflaschen und Wasserkanister vor zehn Tagen aus einem brackigen Brunnen gefüllt hatten. Smythes Körper aber schien mehr zu brauchen als die anderen. Es war keine Frage von Kraft oder Willen, es war einfach nur so, dass der Mann mehr trinken musste, um am Leben zu bleiben. H. A. wusste auf den Tropfen genau, wie viel Wasser noch übrig war, und wenn sie nicht bald auf einen weiteren Wüstenbrunnen stießen, würde Smythe als Erster sterben.

Der Gedanke, ihm eine zusätzliche Ration zu bewilligen, kam Ryder nicht in den Sinn. »Wir gehen weiter.«

Er blickte nach Westen und sah das Spiegelbild des Terrains, das sie bereits überwunden hatten. Sanddüne folgte auf Sanddüne, und zwar in endlosen Kolonnen, die sich offenbar bis in die Unendlichkeit fortsetzten. Der Himmel nahm die Farbe von Messing an, da das Licht von der grenzenlosen Wüste reflektiert wurde. Ryder sah nach seinem Pferd. Das Tier litt, und dafür fühlte sich Ryder schuldig – das Gefühl war schlimmer als seine Empfindungen für den jungen Smythe, denn das arme Tier hatte keine andere Wahl, als sie durch diese grausame Umgebung zu tragen. Mit einem Klappmesser entfernte er einen Stein aus einem Pferdehuf und schob dort die Satteldecke zurecht, wo die Gurte der Satteltaschen zu scheuern anfingen. Das früher so glänzende Fell des Tieres war stumpf und bildete Falten, wo das Fleisch verfiel.

Er tätschelte die Wange des Pferdes und murmelte ein paar tröstende Worte in sein Ohr. Keinesfalls konnten sie auf ihren Tieren reiten. Die Tiere hatten schon jetzt Mühe, ihre deutlich verringerten Lasten zu tragen. Er ergriff die Zügel und marschierte los. Ryders Stiefel sanken tief ein, während er das Pferd die Vorderseite der Düne hinabführte. Sand geriet unter ihnen ins Rutschen, zischte und rieselte die Böschung hinunter und drohte beide zu Fall zu bringen, wenn auch nur einer von ihnen einen falschen Schritt machte. H. A. blickte nicht zurück. Die Männer hatten keine andere Wahl, als ihm zu folgen oder dort zu sterben, wo sie gerade standen.

Er ging eine Stunde lang, während die Sonne ihren unerbittlichen Aufstieg in den wolkenlosen Himmel fortsetzte. Er schob sich einen glatten Kieselstein zwischen Zähne und Zunge und versuchte, seinem Körper vorzuspielen, dass er nicht gefährlich ausgetrocknet war. Als er kurz stehen blieb, um das Schweißband seines Schlapphuts abzuwischen, versengte die Hitze den roten Hautfleck auf seinem Schädel. Er wollte noch eine Stunde länger gehen, aber er konnte hören, wie sich die Männer hinter ihm abmühten. Sie waren noch nicht an dem Punkt, dass er in Erwägung zog, sie sich selbst zu überlassen, daher führte er sie in den Windschatten einer besonders hohen Düne und begann, unter Verwendung der Pferdedecken ein Sonnensegel aufzuspannen. Die Männer ließen sich einfach fallen und schnappten keuchend nach Luft, während er ihr armseliges Lager aufschlug.

H. A. sah nach Peter Smythe. Die Lippen des jungen Mannes waren voller aufgeplatzter Blasen, aus denen eine klare Flüssigkeit sickerte, und seine Wangen waren so verbrannt, als wären sie mit einem Eisen direkt aus dem Feuer bearbeitet worden. Ryder erinnerte ihn daran, lediglich seine Schnürsenkel zu lockern. Die Füße aller waren derart geschwollen, dass sie in ihre Schuhe, wenn sie sie erst einmal ausgezogen hätten, nicht mehr hineingekommen wären. Sie beobachteten ihn gespannt, während er schließlich zwei Feldflaschen aus einer Satteltasche holte. Er entkorkte sie, und sofort wieherte eines der Pferde, als es das Wasser roch. Die anderen Pferde kamen herüber, sein eigenes rieb den Kopf an H. A.s Schulter.

Um keinen einzigen Tropfen zu vergeuden, schüttete Ryder eine Portion in eine Schüssel und hielt diese dem Tier zum Trinken hin. Es schlürfte geräuschvoll, und sein Magen rumpelte, da er zum ersten Mal seit drei Tagen wieder Wasser aufnahm. Ryder schüttete noch etwas nach und ließ das Pferd abermals trinken. So versorgte er trotz seines eigenen quälenden Dursts und der wütenden Blicke seiner Gefährten zuerst alle Pferde.

»Wenn sie sterben, dann sterben auch Sie«, war alles, was er sagen musste, denn jeder wusste, dass er Recht hatte.

Nachdem jedes Pferd nur einen knappen Liter Wasser getrunken hatte, konnten sie trotzdem dazu gebracht werden, aus ihren Hafersäcken zu fressen, die eins von ihnen im Gepäck hatte. Er legte ihnen Fußfesseln an und ließ erst danach die Trinkschüssel für die Männer herumgehen. Bei der Einteilung ihrer Rationen war er noch strenger und gestattete jedem nur einen Mundvoll, ehe Ryder das Wasser wieder in seinem Tragekorb verstaute. Niemand protestierte. H. A. war der Einzige von ihnen, der diese trostlose Wüste zuvor schon einmal durchquert hatte, und sie alle hatten ihr Schicksal in seine Hände gelegt und vertrauten darauf, dass er sie heil an ihr Ziel bringen würde.

Der Schatten, den die Pferdedecken spendeten, war, verglichen mit dem Glutofen, in den die Kalahari sich tagsüber verwandelte, erbärmlich klein. Sie war einer der heißesten und trockensten Orte der Welt, eine Region, in der es nur einmal im Jahr regnete und mehrere Jahre lang gar nicht. Während die Sonne die Erde mit ihrer sengenden Hitze wie mit Hammerschlägen peinigte, lagen die Männer in apathischer Teilnahmslosigkeit da und bewegten sich nur, wenn sich der Schatten mit der weiter wandernden Sonne veränderte und eine Hand oder ein Bein der brutalen Sonnenattacke ausgesetzt wurde. Sie lagen da mit ihrem alles verzehrenden Durst, sie lagen in ihren Schmerzen da, aber vor allem lagen sie wegen ihrer Habgier da, denn trotz allem gab es da einen Ansporn, standen sie doch kurz davor, reicher zu werden, als sie sich in ihren kühnsten Träumen jemals hätten vorstellen können.

Als die Sonne den Zenith erreichte, schien sie noch an Kraft zu gewinnen und machte aus dem Akt des Atmens einen verzweifelten Kampf zwischen dem natürlichen Bedürfnis nach Luft und dem ebenso natürlichen Bestreben, den Körper vor jeglicher Hitzezufuhr zu bewahren. Diese Hitze entzog den Männern mit jedem flachen Atemzug Feuchtigkeit und setzte ihre Lungen in Flammen.

Und die Hitze nahm weiter zu, wurde zu einer erdrückenden Last, die die Männer zu Boden presste. Ryder konnte sich nicht daran erinnern, dass es so schlimm gewesen war, als er die Wüste vor all den Jahren durchquert hatte. Es war, als sei die Sonne vom Himmel gefallen und läge jetzt auf der Erde, vor Wut rasend, dass gemeine Sterbliche die Dreistigkeit besaßen, ihr zu trotzen. Es war genug, um einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben, und trotzdem überdauerten sie den langen Nachmittag und schickten Stoßgebete zum Himmel, dass der Tag enden möge.

So schnell, wie sich die Hitze aufgebaut hatte, nahm sie auch wieder ab, während die Sonne am westlichen Horizont schließlich unterging und rote, violette und rosa Streifen auf den Sand malte. Langsam kamen die Männer unter dem Sonnensegel hervor und klopften sich den Staub von den schmutzigen Kleidern. Ryder betrachtete aufmerksam die Düne, die sie vor dem Wind geschützt hatte, und suchte mit einem ausziehbaren Messingfernrohr die Wüste hinter ihnen nach Hinweisen auf ihre Verfolger ab. Er konnte nichts als wogende Dünen erkennen. Ihre Spuren waren von den ständigen Westwinden verwischt worden. Das tröstete ihn jedoch wenig. Die Männer, die sie jagten, waren die besten Spurenleser der Welt. Sie würden sie in dem konturlosen Sandmeer so sicher aufspüren, als hätte Ryder eine Spur von Markierungssteinen hinterlassen, der sie nur zu folgen brauchten.

Was er nicht wusste, war, wie viel von ihrem Vorsprung ihre Verfolger während des Tages aufgeholt hatten – denn ihre Fähigkeiten, der Sonne und Hitze zu widerstehen, schienen geradezu übermenschlich. An dem Tag, an dem sie sich in die Wüste hinausgewagt hatten, hatte H. A. geschätzt, dass sie gegenüber ihren Verfolgern einen Vorsprung von fünf Tagen hätten. Er war sicher, dass jetzt nur noch ein Tag davon übrig war. Und morgen würde diese Frist auf einen halben Tag zusammenschrumpfen. Und danach? Am nächsten Tag würden sie dann dafür bezahlen, dass sie sich von ihren Waffen getrennt hatten, als das Packpferd zu lahmen begann.

Ihre einzige Chance bestand darin, dass sie noch heute genug Wasser für die Pferde fänden, um wieder auf ihnen reiten zu können.

Von dem wertvollen Nass war nicht genug vorhanden, um die Pferde zu tränken, und die Ration der Männer war nur noch die Hälfte dessen, was sie kurz nach Tagesanbruch getrunken hatten. Für Ryder machte es alles nur noch viel schlimmer. Das lauwarme Rinnsal schien allenfalls seine Zunge zu befeuchten, anstatt seinen Durst zu löschen, der sich nun als bohrender Schmerz in seinem Magen bemerkbar machte. Er zwang sich, von dem Dörrfleisch zu essen.

Als er in die ausgezehrten Gesichter seiner Begleiter blickte, wusste H. A. bereits, dass der heutige Marsch eine Qual werden würde. Peter Smythe konnte nicht mehr gerade stehen und schwankte wie ein Rohr im Wind. Jon Varley war nicht viel besser in Form. Nur die Brüder, Tim und Tom Watermen, schienen noch halbwegs fit zu sein, allerdings waren sie schon erheblich länger in Afrika als Smythe und Varley und hatten während der letzten zehn Jahre auf einer großen Rinderfarm am Kap gearbeitet. Ihre Körper waren wesentlich besser an die brutale afrikanische Sonne gewöhnt.

H. A. fuhr sich mit den Fingern durch seinen buschigen Backenbart und kämmte sich den Sand aus den grau melierten krausen Haaren. Als er sich bückte, um seine Schuhe zuzuschnüren, spürte er seine fünfzig Jahre doppelt. Der Rücken und die Beine schmerzten heftig, und seine Wirbelsäule knackte, als er sich wieder aufrichtete.

»Hört zu, Leute. Ihr habt mein Wort, dass wir unseren Durst heute Abend richtig löschen können«, sagte er, um ihnen Mut zu machen.

»Womit? Mit Sand?«, scherzte Tim Watermen, um zu zeigen, dass er dazu überhaupt noch fähig war.

»Die Buschmänner, die sich in ihrer Sprache die San nennen, leben schon seit tausend oder mehr Jahren in dieser Wüste. Es heißt, sie könnten Wasser auf hundertfünfzig Kilometer riechen, und das ist keinesfalls übertrieben. Als ich vor zwanzig Jahren die Kalahari durchquerte, hatte ich einen San als Führer. Der kleine Mistkerl fand Wasser, wo ich noch nicht mal nachgeschaut hätte. Sie wischten es von Pflanzen ab, wenn morgens noch der Nebel stand, und sie tranken es aus den Pansen der Tiere, die sie mit ihren Giftpfeilen erlegten.«

»Was ist ein Pansen?«, fragte Varley.

Ryder wechselte mit den Watermen-Brüdern einen Blick, als wollte er sagen, dass diesen Ausdruck eigentlich jeder kennen müsse. »Es ist der erste Magen bei einem Tier wie der Kuh oder der Antilope, wo sie ihr Futter vor dem Wiederkäuen sammeln. Die dort enthaltene Flüssigkeit besteht vorwiegend aus Wasser und Pflanzensaft.«

»Davon könnte ich jetzt ganz gut einen kräftigen Schluck vertragen«, murmelte Peter Smythe undeutlich. Ein einziger Tropfen dunkelroten Blutes klebte im Winkel seiner aufgesprungenen Lippen. Er leckte ihn weg, ehe er sich löste und zu Boden fiel.

»Aber die erstaunlichste Fähigkeit der San besteht darin, Wasser unter den ausgetrockneten Flussbetten zu finden, in denen seit Generationen kein Tropfen mehr geflossen ist.«

»Kann man denn dort überhaupt welches finden?«, fragte Jon Varley.

»Ich habe mir jedes Flussbett genau angesehen, das wir während der letzten fünf Tage durchquert haben«, sagte H. A.

Die Männer waren überrascht. Keinem von ihnen war überhaupt aufgefallen, dass sie auf irgendwelche ausgetrockneten Flussbetten gestoßen waren. Für sie war die Wüste eintönig und leer gewesen. Dass H. A. die Wadis erkannte hatte, gab ihrer Zuversicht, dass er sie aus diesem Albtraum erlösen würde, neue Nahrung.

Ryder fuhr fort: »Vorgestern stieß ich auf einen vielversprechenden Flussarm, aber ich war mir nicht ganz sicher, und wir können es uns zeitlich nicht leisten, dass ich mich irre. Ich schätze, wir sind zwei, vielleicht drei Tage von der Küste entfernt, was zur Folge hat, dass die Wüste hier ihre Feuchtigkeit vom Ozean bezieht, gelegentlich sogar den ein oder anderen Regenschauer. Ich werde schon Wasser finden, Leute. Darauf könnt ihr euch verlassen.«

Es war die längste Rede, die H. A. gehalten hatte, seit er von den Männern verlangt hatte, ihre Waffen zurückzulassen. Und sie hatte die erwünschte Wirkung. Beide Watermen-Brüder grinsten, Jon Varley schaffte es, sich aufzuraffen und die Schultern zu straffen, und sogar der junge Smythe hörte auf zu schwanken.

Ein eisiger Mond ging hinter ihnen auf, während die letzten Strahlen der Sonne im fernen Atlantik versanken, und schon bald war der Himmel mit mehr Sternen übersät, als ein Mensch in hundert Leben zählen konnte. Die Wüste war so still wie eine Kirche, abgesehen vom Knirschen des Sandes unter Schuhsohlen und Pferdehufen und einem gelegentlichen Knarren des ledernen Sattelzeugs. Ihr Tempo war stetig und nicht allzu langsam. H. A. war sich ihrer geschwächten Verfassung durchaus bewusst, vergaß jedoch nicht die Horde, die ihnen sicherlich auf den Fersen war.

Gegen Mitternacht ließ er zum ersten Mal Rast machen. Der Charakter der Wüste hatte sich ein wenig verändert. Sie wateten zwar immer noch durch knöcheltiefen Sand, jedoch gab es in vielen Tälern Stellen mit losem Geröll. H. A. hatte in einigen Auswaschungen alte Wasserlöcher entdeckt, Orte wo Elenantilopen und Springböcke auf der Suche nach unterirdischem Wasser im harten Erdreich gegraben hatten. Er sah keinerlei Anzeichen dafür, dass sie jemals von Menschen benutzt worden waren, daher nahm er an, dass sie schon vor einer Ewigkeit ausgetrocknet waren. Er verlor über seine Entdeckung zu den Männern zwar kein Wort, doch sie vermittelte ihm die Gewissheit, über kurz oder lang einen wasserführenden Brunnen zu finden.

Er gestattete den Männern eine doppelte Ration Wasser in dem sicheren Gefühl, vor Sonnenaufgang ihre Feldflaschen auffüllen und die Pferde ausreichend tränken zu können. Und falls es nicht dazu kommen sollte, hatte ein Rationieren sowieso keinen Sinn mehr, da die Wüste am nächsten Tag ihren Tribut von ihnen fordern würde. Ryder gab die Hälfte seiner Ration seinem Pferd, während die anderen ihre Portionen gierig schlürften, ohne einen Gedanken an ihre Lasttiere zu verschwenden.

Eine halbe Stunde nachdem sie wieder aufgebrochen waren, verhüllte eine einzelne Wolke den Mond, und als sie vorbeigezogen war, verursachte das wechselnde Licht auf dem Wüstenboden eine Erscheinung, die Ryder sofort auffiel. Seinem Kompass und den Sternen zufolge waren sie in westlicher Richtung marschiert, und keiner der Männer stellte eine Frage, als er plötzlich nach Norden schwenkte. Er eilte vor den anderen her und spürte deutlich, wie der festgebackene Boden unter seinen Schuhsohlen zerbröselte. Als er die Stelle erreichte, ließ er sich auf die Knie fallen.

Es war nicht mehr als eine winzige Vertiefung im sonst völlig ebenen Talboden mit einem Durchmesser von höchstens einem Meter. Er prüfte den Fleck und lächelte angespannt, als er Reste von Eierschalen und sogar ein vollständiges Ei fand, das bis auf einen langen Riss, der über seine gesamte glatte Oberfläche verlief, noch unversehrt war. Es hatte die Größe einer männlichen Faust und wies am oberen Ende ein säuberlich gebohrtes Loch auf. Der Stopfen bestand aus einem Büschel getrockneten Grases und Naturkautschuk. Es war eins der wertvollsten Besitztümer der San, denn ohne diese Straußeneier verfügten sie über keinerlei Gefäße, mit denen sie Wasser hätten transportieren können. Dieses eine, das wohl beim Auffüllen zerbrochen war, konnte durchaus das Todesurteil für die Gruppe Buschmänner bedeutet haben, die das Wasserloch zuletzt benutzt hatte.

H. A. spürte fast körperlich, wie ihre Geister ihn vom Ufer des uralten Flussbettes aus beobachteten, winzige kleine Wesen, die Kopfbedeckungen aus geflochtenem Schilf trugen und Ledergürtel bei sich hatten, die mit kleinen Taschen für ihre Straußeneier und Köcher für die kurzen vergifteten Pfeile versehen waren, mit denen sie auf die Jagd zu gehen pflegten.

»Was haben Sie gefunden, H. A.?«, fragte Jon Varley und kniete sich neben dem Führer in den Sand. Sein gewöhnlich glänzendes dunkles Haar fiel schlaff auf seine Schultern herab, doch hatte er sich das unternehmungslustige Funkeln in seinen Augen bewahren können. Es waren die Augen eines notorischen Intriganten, eines Mannes, angetrieben von einer unstillbaren Sehnsucht nach schnellem Reichtum, der jederzeit bereit war, sein Leben zu riskieren, um diese Sehnsucht zu befriedigen.

»Wasser, Mr. Varley.« Obwohl zwanzig Jahre älter als er, achtete H. A. darauf, seinen Kunden gegenüber stets einen respektvollen Tonfall anzuschlagen.

»Was? Wie? Ich sehe nichts.«

Die Watermen-Brüder setzten sich dankbar auf einen Felsblock in der Nähe. Peter Smythe ließ sich einfach vor ihnen in den Sand fallen. Tim half ihm, sich aufzurichten, so dass er mit dem Rücken an dem Stein lehnte, der vom Fluss glatt geschliffen war. Der Kopf sank ihm auf die Brust, und sein Atem ging unnatürlich flach.

»Es befindet sich tief in der Erde, wie ich Ihnen schon erklärt habe.«

»Und wie bekommen wir es heraus?«

»Wir graben danach.«

Ohne ein weiteres Wort begannen die Männer, die Erde wegzukratzen, mit der der Buschmann den wertvollen Brunnen gefüllt hatte, damit er nicht austrocknete. H. A.s Hände waren so breit und so schwielig, dass er sie wie Schaufeln einsetzen konnte und in die krümelige Erde grub, ohne auf scharfkantige Steine zu achten. Varley hatte die Hände eines Spielers, glatt und gepflegt, doch er grub genauso entschlossen wie der Führer, wobei ihn der quälende Durst die Schnitte und Kratzer und auch das Blut, das von seinen Fingerspitzen herabtropfte, ignorieren ließ.

Sie gruben gut einen halben Meter tief, ohne eine Spur von Wasser zu finden. Sie mussten das Loch ausweiten, denn sie waren viel größer als die Buschmänner, deren Aufgabe es gewesen war, solche Brunnen zu graben. Bei etwa einem Meter Tiefe schöpfte H. A. eine Handvoll Erde aus dem Loch, und als er sie wegschleuderte, blieben einige Krumen an seiner Haut kleben. Er zerrieb sie zwischen den Fingern und erhielt eine kleine Kugel. Als er diese zerdrückte, glitzerte ein winziger Wassertropfen im Sternenlicht.

Varley stieß einen Freudenruf aus, und sogar H. A. gönnte sich ein seltenes Lächeln.

Sie verstärkten ihre Bemühungen und wühlten voller Eifer feuchte Erdbrocken aus dem Loch. Ryder legte Varley eine Hand auf die Schulter, um ihn zu bremsen. Er hatte den Eindruck, dass sie tief genug vorgedrungen waren.

»Jetzt müssen wir warten.«

Die anderen Männer drängten sich um das Erdloch und verfolgten in gespanntem Schweigen, wie der dunkle Boden der Vertiefung plötzlich weiß wurde. Es war der Mond, der sich in dem Wasser spiegelte, das aus dem umliegenden Erdreich hereinsickerte. H. A. riss ein Stück Stoff von seinem Hemd ab, zog es wie einen Filter über die Öffnung seiner Feldflasche und tauchte sie ins schlammige Wasser. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Feldflasche zur Hälfte gefüllt war. Peter stöhnte auf, als er das schwappende Geräusch hörte, während H. A. die Flasche aus dem Loch holte.

»Bedien dich, mein Freund«, sagte Ryder und reichte ihm die Flasche. Peter griff gierig danach, aber Ryder ließ sie noch nicht los. »Immer sachte, mein Junge. Trink ganz langsam.«

Smythe war zu erschöpft, um auf H. A.s Rat zu hören. Sein erster tiefer Schluck löste einen Hustenkrampf bei ihm aus, und der Mundvoll Wasser wurde vergeudet und versickerte im Wüstenboden. Als er sich erholte, trank er mit vorsichtigen Schlucken weiter und machte dabei ein ziemlich einfältiges Gesicht. Es dauerte vier Stunden, um genug Wasser zu gewinnen, dass die Männer ihren Durst löschen konnten und es schließlich schafften, ihre erste richtige Mahlzeit seit einigen Tagen einzunehmen.

H. A. war noch immer damit beschäftigt, die Pferde zu tränken, als sich die Sonne am östlichen Horizont bemerkbar machte. Er tat es so behutsam wie möglich, damit sie keine Blähungen oder Krämpfe bekamen, und fütterte sie nur sehr sparsam. Doch in ihren großen Bäuchen erklang ein zufriedenes Gluckern und Rumpeln, als sie fraßen und zum ersten Mal seit Tagen wieder urinierten.

»H. A.!« Tim Watermen war zum Flussufer hinübergegangen, um sich ungestört zu erleichtern. Er stand nun als Silhouette vor der Morgendämmerung, winkte heftig mit seinem Hut und deutete in Richtung der aufgehenden Sonne.

Ryder angelte sich sein Fernrohr aus der Satteltasche, überließ die Pferde sich selbst und rannte und kletterte wie ein Besessener den Sandhügel hinauf. Er warf sich so gegen Watermen, dass beide in den Sand fielen. Ehe Tim lautstark protestieren konnte, presste Ryder seinem Schicksalsgenossen eine Hand auf den Mund und zischte: »Reden Sie verdammt noch mal leise. In der Wüste sind Stimmen und Geräusche kilometerweit zu hören.«

Flach auf dem Bauch liegend zog Ryder sein Teleskop auseinander und setzte es ans Auge.

Sieh nur, wie sie kommen, dachte er. Mein Gott, sie sind einfach herrlich.

Was diese fünf Männer zusammengeführt hatte, war Peter Smythes tiefer Hass auf seinen Vater, einen Furcht einflößenden Mann, der behauptete, eine Vision des Erzengels Gabriel gehabt zu haben. Der Engel hatte Lucas Smythe befohlen, seinen gesamten Besitz zu veräußern und nach Afrika zu gehen, um dort das Wort Gottes unter den Wilden zu verbreiten. Während er sich in der Zeit vor seiner Vision nicht gerade durch eine besondere Religiosität hervorgetan hatte, verschrieb sich Smythe mit derartiger Hingabe der Bibel, dass ihm die London Missionary Society, als er sich bei ihr bewarb, die Aufnahme verweigerte, weil er sich zu einem Eiferer entwickelt hatte. Am Ende nahm ihn die Society trotzdem auf, wenn auch aus keinem anderen Grund, als ihn von ihren Räumen fernzuhalten. Sie schickten ihn mitsamt seiner Ehefrau, die ihm nur widerwillig folgte, und seinem Sohn nach Betschuanaland, wo er einen Geistlichen ersetzen sollte, der an Malaria gestorben war.

Befreit von allen gesellschaftlichen Zwängen in einer winzigen Mission mitten unter den Hereros, entwickelte sich Smythe zu einem religiösen Tyrannen, denn er predigte einen rachsüchtigen Gott, der die vollkommene Selbstaufopferung und strengste Buße auch für die harmlosesten Regelverstöße forderte. Es war für Peter alltäglich, mit einem Stock verprügelt zu werden, nur weil er die letzten Worte eines Gebets nicht laut ausgesprochen, sondern lediglich gemurmelt hatte, oder ohne Abendessen ins Bett geschickt zu werden, weil er einen bestimmten Psalm oder Bibelabschnitt nicht auf Anhieb aufsagen konnte.

Als die Familie in ihrer neuen Heimat ankam, befand sich der Herero-König Samuel Maharero, der einige Jahrzehnte zuvor getauft worden war, in ernsten Differenzen mit der Kolonialverwaltung und verweigerte jeglichen Kontakt mit dem deutschen Geistlichen, den die Rheinische Missionsgesellschaft nach Betschuanaland geschickt hatte. Lucas Smythe und seine Familie konnten sich des Wohlwollens des Königs erfreuen, wenngleich Maharero Smythes Predigten von Feuer und Schwefel eher skeptisch gegenüberstand.

Während sich der junge Peter einerseits der Freundschaft der zahlreichen Enkelkinder des Königs erfreuen durfte, war das Leben als Jugendlicher in der Umgebung des königlichen Krals langweilig und wurde nur durch Momente des Schreckens unterbrochen, wenn der Geist wieder mal über seinen Vater kam. In solchen Augenblicken dachte er an nichts anderes als daran, einfach nur davonzurennen.

Und so begann er, Fluchtpläne zu schmieden, und vertraute Assa Maharero, der einer der Enkel des Königs und sein bester Freund war, an, was er zu tun beabsichtigte. Es geschah während eines dieser Gespräche über sein Vorhaben, dass Peter Smythe die Entdeckung machte, die sein Leben verändern sollte.

Er befand sich in einem rondoval, einer jener kreisrunden Hütten, die die Hereros zum Lagern von Futter benutzten, wenn die Weiden für ihre Tausende von Rindern zu kahl waren. Es war ein Ort, den er und Assa als Versteck benutzten, aber diesmal fiel ihm zum ersten Mal auf, dass der feste Boden an einer Stelle an der Wand aus Gras und Lehm aufgegraben worden war. Das schwarze Erdreich war sorgfältig geglättet und festgestampft worden, doch sein scharfer Blick entdeckte die Unregelmäßigkeit.

Er begann an der Stelle mit den Händen zu graben, und stellte fest, dass eine dünne Erdschicht ein Dutzend große tönerne Bierkrüge bedeckte. Die Gefäße hatten die Größe seines Kopfes, und als Verschluss war Leder über ihre Öffnungen gespannt worden. Er hob einen der Krüge hoch. Dieser war schwer, und Peter konnte spüren, dass irgendetwas darin klapperte.

Peter weitete die Naht des Lederverschlusses behutsam und öffnete diesen dann so weit, dass, als er den Behälter umkippte, ein paar unauffällige Steine in seine Handfläche kullerten. Er zitterte. Während sie den Zeichnungen von facettierten Steinen, die er schon mal gesehen hatte, in nichts glichen, erkannte er dennoch an der Art, wie sie das wenige Licht in der Hütte reflektierten, dass er sechs ungeschliffene Diamanten in der Hand hielt. Der kleinste war so groß wie sein Daumennagel. Der größte war fast doppelt so groß.

In genau diesem Augenblick kam Assa durch den gewölbten Eingang herein und sah, was sein Freund entdeckt hatte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, und er blickte schnell über die Schulter, um zu sehen, ob irgendwelche Erwachsene in der Nähe waren. Auf der anderen Seite der eingezäumten Weide passten zwei Jungen auf einige Rinder auf, und in ein paar Metern Entfernung ging eine Frau vorbei, die ein Bündel frisch gemähtes Gras auf dem Kopf trug. Er durchquerte das rondoval mit einem Satz und riss Peter den Bierkrug aus den Händen.

»Was hast du getan?«, zischte Assa in seinem seltsamen Englisch, das von einem deutschen Akzent geprägt war.

»Nichts, Assa, ich schwöre es«, erwiderte Peter schuldbewusst. »Ich habe gesehen, dass dort etwas vergraben war, und wollte nur nachschauen, was es ist, mehr nicht.«

Assa streckte eine Hand aus, und Peter ließ die losen Steine auf seine Handfläche fallen. Während der junge afrikanische Prinz die Steine wieder in den Bierkrug tat und den ledernen Verschluss über die Öffnung zog, sagte er: »Bei deinem Leben – du darfst niemandem von dieser Sache erzählen.«

»Das sind Diamanten, nicht wahr?«

Assa schaute seinen Freund ernst an. »Ja.«

»Aber woher? Hier gibt es doch keine Diamanten. Die findet man nur unten in der Kapkolonie in der Umgebung von Kimberley.«

Assa ließ sich mit untergeschlagenen Beinen vor Peter nieder, hin und her gerissen zwischen dem Schwur, den er seinem Großvater geleistet, und dem Stolz auf das, was sein Volk geschafft hatte. Er war drei Jahre jünger als Peter, gerade dreizehn, daher siegte der Drang zu kindlicher Prahlerei über das heilige Versprechen. »Ich werde es dir erzählen, aber du darfst niemals darüber sprechen.«

»Ich schwöre, Assa.«

»Seit zum ersten Mal Diamanten gefunden wurden, sind Männer des Herero-Stamms nach Kimberley gegangen, um dort in den Bergwerken zu arbeiten. Da haben sie ein Jahr lang gearbeitet und sind mit dem Lohn nach Hause zurückgekehrt, den ihnen die weißen Bergwerksbesitzer gezahlt haben. Aber sie haben auch noch etwas anderes mitgebracht. Sie haben Steine gestohlen.«

»Soweit ich weiß werden die Männer doch durchsucht, ehe sie die Arbeitercamps verlassen dürfen. Man schaut ihnen sogar in den Hintern.«

»Unsere Männer haben einen anderen Weg gefunden. Sie haben sich die Haut aufgeschnitten und Diamanten in den Wunden versteckt. Wenn sie verheilt und vernarbt waren, war nichts mehr davon zu sehen. Nach ihrer Rückkehr haben sie die Wunden dann mit Speerspitzen geöffnet und die Steine meinem Großvater, Häuptling Kamaharero, der sie in den Süden nach Kimberley geschickt hatte, übergeben.«

»Assa, einige Steine sind ziemlich groß – bestimmt wären sie entdeckt worden«, protestierte Peter.

Assa lachte. »Und einige Hererokrieger sind auch ziemlich groß.« Er wurde wieder ernst und fuhr mit seinem Bericht fort. »Das ging viele Jahre lang so weiter, bestimmt ungefähr zwanzig, bis die weißen Bergwerksbesitzer entdeckten, was die Hereros taten. Einhundert von ihnen wurden verhaftet, und sogar diejenigen, die noch keine Steine unter ihrer Haut versteckt hatten, wurden des Diebstahls für schuldig befunden. Sie wurden alle mit dem Tode bestraft.

Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden wir diese Steine benutzen, um das Joch des deutschen Kolonialbüros abzustreifen« – seine dunklen Augen funkelten –, »und dann werden wir wieder als freie Menschen leben. Und jetzt schwöre mir noch einmal, Peter, dass du niemals jemandem verraten wirst, dass du den Schatz gefunden hast.«

Peter sah seinem jungen Freund in die Augen. »Ich schwöre es.«

Er hielt sich weniger als ein Jahr an seinen Eid. Als er achtzehn wurde, verließ er die kleine Mission auf dem königlichen Anwesen. Er erzählte niemandem, dass er wegging, nicht einmal seiner Mutter, und deswegen hatte er auch ein schlechtes Gewissen. Jetzt hatte sie Lucas Smythes selbstgerechte Tiraden allein zu ertragen.

Peter hatte schon immer das Gefühl gehabt, jemand zu sein, der alle Widrigkeiten überlebte. Er und Assa hatten Dutzende Mal in der Steppe campiert, aber als er schließlich die Handelsstation achtzig Kilometer von der Mission entfernt erreichte, war er halbtot vor Erschöpfung und Durst. Dort verbrauchte er einige der wertvollen Münzen, die seine Mutter ihm im Laufe der Jahre zu seinen Geburtstagen geschenkt hatte. Sein Vater hatte ihm nie etwas geschenkt, da er die Überzeugung vertrat, dass die einzige Geburt, die die Familie feiern dürfe, die von Jesus Christus war.

Es blieb kaum genug übrig, um den Wagenmeister dafür zu bezahlen, dass er ihn mit seinem Zwanzig-Ochsen-Gespann, mit dem er eine Ladung Elfenbein und Pökelfleisch nach Süden brachte, mitnahm. Der Wagenmeister war ein älterer Mann mit einem breitkrempigen weißen Hut und dem dicksten Backenbart, den Peter je gesehen hatte. In H. A. Ryders Begleitung befanden sich zwei Brüder, denen von der Kolonialverwaltung des Kaps Weideland versprochen worden war, jedoch mussten sie feststellen, dass die Matabele das Land bereits für sich in Anspruch genommen hatten. Da sie wenig Lust hatten, gegen eine ganze Armee zu kämpfen, hatten sie sich klugerweise dazu entschlossen, in den Süden zurückzukehren. Zu ihrer Gruppe gehörte auch ein hagerer Mann mit Geiernase – namens Jon Varley.

In den Wochen, die sie nach Süden zogen, konnte sich Peter keinen Reim darauf machen, was Varley trieb oder was ihn so weit von der Kapkolonie ins Landesinnere geführt haben mochte. Er wusste nur, dass er dem Mann nicht so weit traute, wie er spucken konnte.

Eines Nachts im Camp nach der gefährlichen Überquerung eines Flusses – wobei Peter das Leben von einem der Ochsen Ryders dadurch gerettet hatte, dass er einfach auf seinen Rücken sprang und wie auf einem Pferd mit ihm durch die Fluten ritt – holte Varley seinen bisher geheim gehaltenen Schnapsvorrat hervor. Es war feuriger Kapbrandy, so scharf wie reiner Alkohol, aber nachdem sie ein Perlhuhn verzehrt hatten, das Tim Watermen mit seiner Schrotflinte erwischt hatte, saßen die fünf Männer am Lagerfeuer und leerten die beiden Flaschen.

Es war Peters erste Begegnung mit dem Alkohol, und im Gegensatz zu den anderen stieg ihm der Brandy nach den ersten vorsichtigen Schlucken bereits in den Kopf.

Es war unvermeidlich, dass die Sprache irgendwann auf das Schürfen von Bodenschätzen kam, denn es gehörte zur zweiten Natur eines jeden im Busch, nach Mineralien Ausschau zu halten. Und es schien, als würde jeden Tag ein neues Diamantenfeld oder eine neue Goldader oder ein Steinkohlenlager abgesteckt werden, das seinen Finder über Nacht zum Millionär machte.

Peter wusste, dass er den Mund nicht hätte aufmachen sollen. Er hatte Assa einen Schwur geleistet. Aber er wollte bei diesen rauen und erfahrenen Männern, die so kundig über Dinge sprachen, von denen er keine Ahnung hatte, Eindruck schinden. Sie waren dermaßen welterfahren, vor allem Varley und H. A., und Peter wünschte sich mehr als alles andere im Leben, dass sie ihm mehr Respekt zollten. Nachdem ihm der Alkohol die Zunge gelöst hatte, erzählte er ihnen also von dem Dutzend Tontöpfe im Kraal von König Maharero, die mit ungeschliffenen Diamanten gefüllt waren.

»Wie kommt es, dass du darüber so gut Bescheid weißt?«, hatte Varley wie eine Giftnatter gezischt.

»Weil der Vater des Jungen als Prediger im Herero-Land lebt«, hatte H. A. geantwortet und Peter angesehen. »Jetzt erkenne ich dich auch. Ich habe deinen alten Herrn vor zwei Jahren kennengelernt, als ich mit dem König über Jagdlizenzen auf seinem Land verhandelte.« Sein Blick wanderte in die Runde. »Wie lange – sind es fünf Jahre? – lebt er schon bei den Hereros?«

»Fast sechs«, antwortete Peter stolz. »Sie kennen mich und vertrauen mir.«

Ehe auch nur eine weitere Viertelstunde verstrichen war, sprachen sie ganz offen über die Möglichkeit, die Bierkrüge zu stehlen. Peter beteiligte sich an dem Plan jedoch erst, nachdem die anderen versprachen, dass jeder von ihnen nur einen Behälter mitnähme und sieben für die Hereros zurückgelassen würden. Anderenfalls sei er nicht bereit, ihnen zu verraten, wo die Steine versteckt seien.

Bei einer Handelsstation etwa hundertsechzig Kilometer weiter südlich verkaufte H. A. Ryder seinen Wagen und dessen wertvolle Ladung für die Hälfte dessen, was er in Kimberley hätte erzielen können, und besorgte anständige Pferde und eine angemessene Ausrüstung für die Männer. Er hatte sich bereits für die Route entschieden, auf der sie das Gebiet der Hereros verlassen würden. Es war jene, die ihnen die einzige Möglichkeit zur Flucht bot, sobald der Diebstahl entdeckt wäre. Der Handelsposten war zugleich die Endstation einer neu eingerichteten Telegraphenleitung. Drei Tage lang harrten die Männer dort aus, während Ryder sich mit einem Händler in Kapstadt, den er von früher kannte, in Verbindung setzte. Ryder tat die erheblichen Kosten für das, was er bestellte, mit einem Achselzucken ab, da er davon ausging, dass er am Ende ihres Abenteuers entweder Millionär und in der Lage sein würde, die Schulden zu bezahlen, oder als Leiche unter der brennenden Sonne der Kalahari läge.

Es war unmöglich, sich in den königlichen Kral zu schleichen. Läufer meldeten ihre Anwesenheit dem König, kaum dass sie die Grenze seines Gebiets überschritten hatten. Doch H. A. war für den König kein Unbekannter, und Peters Vater konnte es sicherlich kaum erwarten, dass sein Sohn zu ihm zurückgebracht würde. Peter erwartete jedoch, dass er wohl eher mit einer größeren Strafe zu rechnen hatte, anstatt wie der verlorene Sohn in die Arme geschlossen zu werden.

Sie brauchten nach Überschreiten der Grenze eine Woche, um den Kral zu erreichen, und Samuel Maharero persönlich begrüßte die Reiter, als sie endlich im Lager eintrafen. Er und H. A. unterhielten sich eine Stunde lang in der Muttersprache des Königs, wobei ihm der Führer Neuigkeiten aus der restlichen Welt berichtete, da sich der König auf Befehl der deutschen Kolonialverwaltung im Exil befand. Der König teilte Peter zu dessen großer Erleichterung mit, dass seine Eltern soeben in den Busch aufgebrochen seien, wo sein Vater eine Gruppe von Frauen und Kindern taufen wolle, und erst am nächsten Tag zurückkehren würden.

Der König gestattete ihnen, die Nacht in seinem Kral zu verbringen, verweigerte H. A. jedoch die Erlaubnis, auf dem Gebiet der Hereros zu jagen, wie er es auch schon vier Jahre zuvor getan hatte.

»Sie können mir aber nicht übel nehmen, dass ich es versucht habe, Hoheit.«

»Beharrlichkeit ist eine Untugend des weißen Mannes.«

In dieser Nacht drangen sie in den rondoval ein. Die Hütte war bis zum Dach mit Heu gefüllt, und sie mussten sich wie Mäuse durch die Massen getrockneten Grases graben, um an jene Stelle heranzukommen, wo die Diamanten versteckt waren. Und als Jon Varley einen zweiten Krug aus der Erde grub und den Inhalt in seine Satteltasche entleerte, begriff Peter Smythe, dass er von Anfang an getäuscht worden war. Auch die Watermen-Brüder verstauten den Inhalt mehrerer Krüge in ihren Satteltaschen. Nur H. A. hielt sich an sein Wort und gab sich mit dem Inhalt nur eines Bierkrugs zufrieden.

»Wenn Sie sich nicht bedienen, dann tue ich es«, flüsterte Varley in der Dunkelheit.

»Das ist Ihre Entscheidung«, erwiderte Ryder. »Ich stehe jederzeit zu meinem Wort.«

Es ergab sich, dass sie nicht genug Taschen für alle Steine hatten, und nachdem sie sich die Hosentaschen und alle anderen Behältnisse vollgestopft hatten, blieben vier der Krüge unberührt. H. A. vergrub den Schatz wieder und tat alles, was er konnte, um den Diebstahl zu verschleiern. Sie verließen das Lager im Morgengrauen und bedankten sich beim König für seine Gastfreundschaft. Maharero fragte Peter, ob er irgendeine Botschaft für seine Mutter habe. Peter konnte nur murmeln, er möge ihr bestellen, es täte ihm leid.

Während er auf dem Kamm der Düne über dem Wasserloch lag, ließ sich H. A. einen Augenblick Zeit, um die Krieger des Königs zu betrachten.

Als sie sich an die Verfolgung der Diebe machten, war es eine gesamte impi gewesen, eine Armee von tausend Kriegern, die nach Verlassen des Stammesgebiets ihren Spuren folgten. Aber das lag an die achthundert Kilometer zurück, und der Mangel hatte ihre Zahl schrumpfen lassen. H. A. schätzte, dass noch immer mehr als hundert von ihnen übrig waren, natürlich die stärksten, und sie waren trotz ihres Hungers und Dursts mit großer Geschwindigkeit unterwegs. Die Sonne stand mittlerweile hoch genug, um die geschliffenen Klingen ihrer Assegais blinken zu lassen, jener furchtbaren Lanzen, die die Hereros benutzten, um jeden zu besiegen, der sich ihnen in den Weg stellte.

H. A. tippte Tim Watermen aufs Bein, und zusammen rutschten sie zum Bett des ausgetrockneten Flusses hinunter, wo sich die anderen nervös zusammendrängten. Die Pferde hatten den plötzlichen Stimmungsumschwung offenbar gewittert. Sie scharrten mit den Hufen im Sand, und ihre Ohren zuckten, als könnten sie die nahende Gefahr hören.

»Aufsitzen, Freunde«, befahl Ryder und ließ sich von Peter Smythe die Zügel reichen.

»Wir sollen reiten?«, fragte er. »Tagsüber?«

»Genau, Kleiner. Entweder das, oder Mahareros Krieger schmücken das Innere ihrer Hütten mit deinen Eingeweiden. Lasst uns aufbrechen. Wir haben nur knapp zwei Kilometer Vorsprung vor ihnen, und ich weiß nicht, wie lange die Pferde die Hitze noch ertragen können.«

Ryder war sich darüber im Klaren, dass, wenn sie in der vergangenen Nacht nicht auf Wasser gestoßen wären, die Hereros sie längst wie ein Rudel wilder Hunde eingeholt hätten. So wie die Dinge lagen, war nur noch eine seiner Feldflaschen voll, als er ein sehniges Bein über den breiten Rücken seines Pferdes schwang. Sie kletterten aus dem vor ihnen liegenden Wadi, und alle fünf Männer wandten sich noch einmal sehnsüchtig um, als sie den Schatten der Senke hinter sich ließen und die brennende Sonne auf ihren Nacken spürten.

Während der ersten Kilometer schlug H. A. einen stetigen Trab an, der ihren Vorsprung vor den sie verfolgenden Hereros alle drei Kilometer um jeweils einen Kilometer vergrößerte. Die Sonne briet die Erde und trocknete ihren Schweiß, sobald er ihnen aus den Poren drang. Im Schutz seines breitkrempigen Hutes musste H. A. die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkneifen, um nicht vom grellen Glanz der Sonne, der von den Dünen reflektiert wurde, geblendet zu werden.

Unter einem Sonnensegel Rast zu machen, während sich die Kalahari in einen Ofen verwandelte, war schon schlimm genug, aber die öde Wüste unter ihren brutalen Strahlen zu durchqueren, schien das Schlimmste überhaupt zu sein, was H. A. je in seinem Leben getan hatte. Die Hitze und das Licht konnten einen in den Wahnsinn treiben, und es fühlte sich an, als würde die Flüssigkeit in seinem Kopf bald kochen. Der gelegentliche Schluck Wasser bewirkte nicht viel mehr, als seine Kehle zu verbrühen und ihn an seinen quälenden Durst zu erinnern.

Die Zeit verlor ihre Bedeutung, und Ryder musste seine gesamte Konzentration aufbringen, um daran zu denken, ab und zu auf seinen Kompass zu blicken, um auf westlichem Kurs zu bleiben. Bei so wenigen auffälligen Landmarken, an denen er sich hätte orientieren können, beruhte seine Navigation mehr auf reiner Vermutung als auf Wissenschaft. Doch sie ritten weiter, da sie keine andere Wahl hatten.

Ebenso wie die Sonne war der Wind ihr ständiger Begleiter. H. A. schätzte, dass sie nicht mehr als dreißig Kilometer vom Südatlantik entfernt waren, und hatte eigentlich mit einem Seewind gerechnet, der ihnen ins Gesicht blies. Doch dieser Wind kam von hinten und trieb sie regelrecht vor sich her. Ryder betete im Stillen, der Kompass möge nicht beschädigt sein – und dass die Nadel sie nicht noch tiefer ins Innere der kochenden Wüste hineinführte. Ständig kontrollierte er das Instrument und war dabei froh, dass die Männer derart schachmatt waren, dass niemand den sorgenvollen Ausdruck auf seinem Gesicht bemerkte.

Der Wind nahm zu, und als er sich umdrehte, um nach seinen Männern zu sehen, fiel ihm auf, dass die Dünenkämme weggeweht wurden. Sandwolken flogen von Kamm zu Kamm. Sand prasselte auch in sein Gesicht und brachte die Augen zum Tränen. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Sie waren in der richtigen Richtung unterwegs, der Wind aber nicht. Wenn sie jetzt von einem Sandsturm überrascht wurden und keinen ausreichenden Schutz fänden, war die Chance, dass sie alle überlebten, äußerst gering.

Er überlegte, ob er anhalten sollte, um einen Unterschlupf zu errichten. Dabei wog er die Wahrscheinlichkeit eines heftigen Sturms, ihre Nähe zur Küste und die vom Wunsch nach Rache getriebene Armee hinter ihnen, die nicht eher Ruhe geben würde, als bis der letzte Angehörige ihrer Gruppe tot wäre, gegeneinander ab. Er kehrte dem Wind wieder den Rücken zu und trieb sein Pferd weiter. Trotz seiner mäßigen Geschwindigkeit war das Tier immer noch schneller als jemand, der zu Fuß unterwegs war.

H. A. erreichte ganz plötzlich den Kamm einer weiteren konturlosen Düne und sah, dass dahinter keine weitere mehr folgte. Fast wäre er vom Pferd gefallen. Vor ihm breiteten sich die schiefergrauen Fluten des Südatlantik aus, und zum ersten Mal nahm er seinen scharfen Salzgeruch wahr. Anrollende Wellen verwandelten sich in weiße Gischt, während sie sich auf den breiten Strand ergossen.

Er ließ sich langsam aus dem Sattel rutschen, seine Beine und sein Rücken flammten nach dem langen Ritt in einem einzigen Schmerzinferno auf. Er hatte nicht mehr die Kraft, einen Freudenruf auszustoßen, daher blieb er unbeweglich neben seinem Pferd stehen, auf den Lippen schwebte ihm der Anflug eines Lächelns, während sich die Sonne anschickte, im dunklen Ozean zu versinken.

»Was ist los, H. A.? Warum bleiben Sie stehen?«, rief Tim Watermen, als er noch zwanzig Meter hinter ihm war und sich die letzte Düne hinaufkämpfte.

Ryder blickte zu der sich mühsam im Sattel haltenden Gestalt hinab und sah, dass Tims Bruder nicht allzu weit zurückhing. Noch ein wenig weiter entfernt klammerte sich der junge Smythe an den Hals seines Pferdes, das den Spuren seiner vierbeinigen Leidensgenossen folgte. Jon Varley war noch nicht zu sehen. »Wir haben es geschafft.«

Das war alles, was er sagen musste. Tim gab seinem Pferd für den letzten Rest des Anstiegs die Sporen und stieß einen triumphierenden Schrei aus, als er den Ozean sah. Er beugte sich im Sattel hinunter und drückte H. A.s Schulter. »Ich habe nicht eine Sekunde lang an Ihnen gezweifelt, Mr. Ryder. Nicht eine verdammte Sekunde lang.«

H. A. ließ sich zu einem Grinsen hinreißen. »Das hätten Sie aber tun sollen. Ich hab’s nämlich getan.«

Innerhalb von zehn Minuten hatten die anderen zu ihnen aufgeschlossen. Varley sah von allen am schlimmsten aus, und H. A. vermutete, dass Jon, anstatt sich seinen Wasservorrat einzuteilen, den größten Teil schon am Morgen getrunken hatte.

»Jetzt haben wir also den Ozean erreicht«, knurrte Varley über den heulenden Wind. »Was nun? Hinter uns ist noch immer eine Bande Wilder her, und … falls Sie es vergessen haben: Das da können wir nicht trinken.« Er deutete mit einem zitternden Finger auf den Atlantik.

H. A. ignorierte seinen vorwurfsvollen Tonfall. Er holte seine Baumgart Half Hunter aus der Tasche und richtete sie auf die sterbende Sonne, um ihr Zifferblatt zu betrachten. »Etwa einen Kilometer am Strand entlang befindet sich ein Berg. Dessen Spitze müssen wir in einer Stunde erreicht haben.«

»Was geschieht in einer Stunde?«, wollte Peter wissen.

»Dann sehen wir, ob ich wirklich ein so guter Navigator bin, wie Sie alle hoffen.«

Die Düne war die höchste weit und breit und überragte den Strand um fast siebzig Meter. Auf ihrer Kuppe gebärdete sich der Wind als eine brutal anstürmende Macht, die die Pferde herumtänzeln ließ. Die Luft war mit Staub erfüllt, und je länger sie zu dem Hügel hinüberstarrten, desto dichter schien der Staub zu werden. Ryder wies die Watermen-Brüder und Jon Varley an, den Strand nach Norden im Auge zu behalten, während er und Peter nach Süden Ausschau hielten.

Die Sonne war längst untergegangen, als es laut H. A.s Taschenuhr sieben Uhr wurde. Sie hätten sich längst bemerkbar machen müssen. Sein Magen wurde bleischwer. Es war einfach zu viel verlangt: Hunderte von Kilometern durch eine kahle Wüste zu reiten und anzunehmen, einen bestimmten Punkt an der Küste mit nur wenigen Kilometern Abweichung zu erreichen. Sie konnten gut hundertfünfzig oder mehr Kilometer von ihrem Rendezvous entfernt sein.

»Dort!«, schrie Peter und deutete.

H. A. starrte blinzelnd in die Dunkelheit. Eine winzige rot leuchtende Kugel hing in einiger Entfernung in Strandnähe am Himmel. Sie war nicht länger als eine Sekunde lang zu sehen, ehe sie wieder verschwand.

Wenn man sich auf Meeresniveau befindet, kann man etwa fünf Kilometer weit schauen, ehe die Erdkrümmung die Sicht begrenzt. Indem sie auf die Klippen geklettert waren, hatte H. A. Ryder das überschaubare Gebiet auf knapp dreißig Kilometer in jede Richtung ausgeweitet gefunden. Als er die Höhe, in die die Leuchtkugel gestiegen war, hinzuaddierte, schätzte er, dass sich ihr Treffpunkt in etwa zweiunddreißig Kilometern Entfernung an der Küste befand. Er hatte sie tatsächlich quer durch die Wüste bis in Sichtweite ihres Ziels geführt, eine bemerkenswerte Navigationsleistung.

Die Männer waren jetzt seit achtundvierzig qualvollen Stunden ohne Schlaf, aber die Aussicht, dass ihre Not bald ein Ende hätte und eine königliche Beute als Belohnung auf sie wartete, erfüllte sie für diese letzten Kilometer mit neuem Mut. Die Klippen schirmten den Strand von dem heftiger werdenden Sandsturm ab, doch Staub trübte das Wasser entlang der Brandungslinie, während Sand in den Ozean rieselte. Die vorher noch weißen Schaumkämme färbten sich lehmfarben, und es schien, als würden die Wellen unter den Tonnen von Sand, der auf sie herabfiel, merklich träger.

Gegen Mitternacht konnten sie die Lichter eines kleinen Schiffs erkennen, das etwa zweihundert Meter vom Strand entfernt ankerte. Es besaß einen stählernen Rumpf und wurde mit Kohle angetrieben. Es war ein Küstenfrachter von ungefähr siebzig Metern Länge. Der Deckaufbau mitsamt einem einzelnen hohen Schornstein befand sich am Heck, während auf dem vorderen Teil vier einzelne Abdeckungen für die Lagerräume zu erkennen waren. Diese ließen sich mit zwei dürren Deckkränen bedienen. Sandwolken umwehten das Schiff, und H. A. konnte nicht erkennen, ob die Kessel noch unter Dampf standen. Der Mond wurde von den aufgewirbelten Sandmassen so verhüllt, dass H. A. nicht mit Sicherheit entscheiden konnte, ob Qualm aus dem Schornstein aufstieg.

Als sie sich auf gleicher Höhe mit dem Dampfer befanden, holte H. A. eine kleine Signalfackel aus der Satteltasche. Sie war außer den Rohdiamanten der einzige Gegenstand, den er nicht zurückgelassen hatte. Er zündete die Fackel an und schwenkte sie über dem Kopf hin und her. Dabei brüllte er so laut er konnte, um über dem Heulen des Sturms gehört zu werden. Die Männer stimmten mit ein, brüllten und pfiffen in dem Bewusstsein, in wenigen Minuten gerettet und in Sicherheit zu sein.

Ein Suchscheinwerfer flammte auf der Laufbrücke des Schiffs auf, und sein Strahl schnitt durch den wirbelnden Sand, erfasste die Männer und verharrte auf ihnen. Sie führten in seinem Schein einen wilden Tanz auf, der die Pferde scheuen und davontraben ließ. Wenig später wurde ein Ruderboot zu Wasser gelassen, und zwei Männer legten sich in die Riemen und überwanden die Entfernung zum Strand innerhalb weniger Minuten. Eine dritte Gestalt saß im Heck des Bootes. Die Männer rannten ins Wasser und dem Boot entgegen, während sein Kiel dicht vor der Brandungslinie knirschend in den Sand pflügte.

»Bist du das, H. A.?«, rief eine Stimme.

»Du kannst von Glück sagen, dass es so ist, Charlie.«

Charles Turnbaugh, erster Offizier der HMSRove, sprang aus dem Boot und stand knietief in der Brandung. »Dann ist das die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe, oder hast du es tatsächlich getan?«

H. A. hielt eine seiner Satteltaschen hoch. Er schüttelte sie, doch der Wind war zu heftig, um das Klappern der Steine darin hören zu lassen. »Einigen wir uns darauf, dass ich dafür gesorgt habe, dass sich dein Trip gelohnt hat. Wie lange wartet ihr schon auf uns?«

»Wir sind vor fünf Tagen hier angekommen und haben jeden Abend um sieben eine Leuchtkugel abgeschossen, so wie du es verlangt hast.«

»Dann solltest du mal eure Schiffsuhr besser einstellen. Sie geht um eine Minute nach.« Anstatt seine Begleiter vorzustellen, sagte H. A.: »Pass auf, Charlie, uns sind etwa hundert wütende Herero-Krieger auf den Fersen, und je eher wir von diesem Strand wegkommen und hinter dem Horizont verschwinden, desto glücklicher bin ich.«

Turnbaugh half den erschöpften Männern beim Besteigen des Boots. »Vom Strand kriegen wir euch weg, aber um hinter dem Horizont zu verschwinden, dürfte es noch ein wenig dauern.«

Ryder legte eine Hand auf die schmuddelige Uniformjacke des Schiffsoffiziers. »Was ist los?«

»Wir sind auf Grund geraten, als die Ebbe einsetzte. Die Untiefen und Sandbänke entlang der Küste verändern sich ständig. Bei der nächsten Flut sind wir wieder flott. Also mach dir keine Sorgen.«

»Ach, eine Sache noch«, sagte Ryder, ehe er in das kleine Boot kletterte. »Hast du eine Pistole bei dir?«

»Was? Weshalb?«

H. A. deutete mit einer Kopfbewegung über die Schulter auf die Pferde, die sich in der Nähe zusammendrängten und immer nervöser wurden, während der Sturm zunahm.

»Ich glaube, der Kapitän besitzt einen alten Webley«, antwortete Turnbaugh.

»Ich wäre dir dankbar, wenn du ihn holen würdest.«

»Es sind doch nur Pferde«, sagte Varley, der im Boot kauerte.

»Die nach dem, was sie für uns getan haben, etwas Besseres verdienen, als an diesem gottverlassenen Strand zu verenden.«

»Gut, also, ich tu dir den Gefallen«, sagte Charlie.

H. A. half mit, das kleine Boot anzuschieben, bis es wieder flott war, und wartete bei den Pferden. Er redete beruhigend auf sie ein und rieb ihre Köpfe und Hälse. Turnbaugh kehrte nach einer Viertelstunde zurück und überreichte ihm schweigend die Waffe. Eine Minute später kletterte H. A. langsam ins Boot und suchte sich einen Sitzplatz, während er zum Trampdampfer gerudert wurde.

Er traf seine Männer in der Offiziersmesse an, wo sie Teller voll Essen in sich hineinschaufelten und so viel Wasser tranken, dass ihre Gesichter schon bald eine ungesunde grüne Farbe annahmen. H. A. trank mit kleinen, vorsichtigen Schlucken, um seinen Körper an die Flüssigkeitszufuhr zu gewöhnen. Kapitän James Kirby betrat zusammen mit Charlie und dem Schiffsingenieur den kleinen Raum, während H. A. den ersten Happen von dem Fleischeintopf verzehrte, der von der letzten Schiffsmahlzeit in der Offiziersmesse übrig geblieben war.

»H. A. Ryder, Sie haben mehr Leben als eine Katze«, dröhnte der Kapitän. Er war ein Bär von einem Mann mit vollem schwarzem Haar und einem Bart, der bis auf seine Brust herabreichte. »Und wenn jemand anders als Sie mir mit einer derart idiotischen Bitte gekommen wäre, so hätte ich ihn zum Teufel geschickt.«

Die beiden Männer tauschten einen freundschaftlichen Händedruck aus. »Bei dem Preis, den Sie fordern, wusste ich, dass Sie warten würden, bis die Hölle gefriert.«

»Apropos Preis?« Eine von Kirbys Augenbrauen ruckte hoch.

Ryder stellte seine Satteltasche auf den Fußboden und löste betont umständlich die Schnallen, zögerte den Augenblick endlos hinaus, bis er die Habgier der Mannschaft fast körperlich spüren konnte. Er öffnete die Klappe und wühlte in der Tasche herum, bis er einen Stein fand, den er für angemessen hielt, und legte ihn auf den Tisch. Alle Anwesenden hörten für einen Augenblick auf zu atmen. Die Beleuchtung in der Offiziersmesse bestand aus zwei Laternen an der Decke, doch sie weckten das Feuer des Diamanten und verteilten es so im Raum, dass es aussah, als stünden die Männer im Innern eines Regenbogens.

»Das sollte Sie für Ihre Mühe ausreichend entlohnen«, erklärte H. A. mit unbeweglicher Miene.

»Mit einem kleinen Trinkgeld oben drauf«, erwiderte Kapitän Kirby andächtig und berührte den Stein zum ersten Mal.

Eine raue Hand weckte H. A. am darauffolgenden Morgen gegen sechs Uhr. Er versuchte, sie nicht zu beachten und wälzte sich in der kleinen Koje, die er benutzte, während Charlie Turnbaugh seinen Dienst versah, auf die andere Seite. »H. A., verdammt noch mal. Steh auf.«

»Was ist los?«

»Wir haben ein Problem.«

Der grimmige Unterton in Turnbaughs Stimme ließ Ryder schlagartig hellwach werden. Er schwang die Beine aus der Koje und griff nach seinen Kleidern. Staub wallte von den Sachen auf, während er sich seine Hose und sein Hemd anzog. »Was ist passiert?«

»Du musst es mit eigenen Augen sehen, um es zu glauben.«

Ryder bemerkte, dass der Sturm heftiger blies als je zuvor. Er heulte über dem Schiff: wie ein Raubtier, das versucht, mit Hilfe seiner Klauen in den Frachter einzudringen, während noch stärkere Böen das gesamte Schiff erzittern ließen. Mattes Licht drang durch die Schutzscheibe, und es war nahezu unmöglich, den Bug der Rove in nur fünfzig Metern Entfernung zu erkennen. H. A. sah das Problem sofort. Der Sturm hatte so viel Sand auf das Deck des Frachters geschaufelt, dass sein Gewicht ihn trotz der einsetzenden Flut in den Untergrund drückte. Hinzu kam, dass dort, wo gestern noch etwa hundert Meter Wasser zwischen ihnen und dem Strand gewogt hatten, jetzt nur noch fünfzig Meter das Schiff vom Strand trennten.

Die Kalahari und der Atlantik fochten ihren ewigen Kampf um die territoriale Vorherrschaft aus. Es war ein Kampf zwischen der gefräßigen Wirkung der Wellen und den unendlichen Sandmengen, die die Wüste ins Wasser schütten konnte. Der Kampf tobte seit Anbeginn der Zeit und veränderte ständig die Küstenlinie, sobald der Sand eine Schwachstelle im ständigen Wechsel von Flut und Ebbe fand und alles daran setzte, die Wüste um ein paar Zentimeter, ein paar Meter oder vielleicht sogar um einen ganzen Kilometer zu verbreitern. Und all das fand ohne Rücksicht auf das Schiff statt, das mitten in diesen Tumult geraten war.

»Ich brauche jeden halbwegs fähigen Mann zum Schaufeln«, sagte Kirby düster. »Wenn der Sturm nicht nachlässt, liegt das Schiff bei Einbruch der Nacht an Land fest.«

Turnbaugh und Ryder scheuchten ihre jeweiligen Mannschaften hoch, sie rannten bewaffnet mit Kohlenschaufeln aus dem Maschinenraum, mit Bratpfannen aus der Küche und einer Sitzbadewanne aus dem Badezimmer des Kapitäns hinaus in den tobenden Sturm. Den Mund mit einem Schal geschützt – der Wind war so heftig, dass eine Verständigung unmöglich war – schoben sie ganze Berge losen Sands vom Deck ins Meer. Sie kämpften gegen den Sturm, verfluchten ihn, weil ihnen jede Schaufel voll Sand, die sie über die Reling schleuderten, direkt in die Gesichter zurückgeweht zu werden schien.

Es war, als versuchten sie an einem Strand, die Flut zurückzuhalten. Wenn sie es geschafft hatten, eine Luke auf dem Deck vom Sand zu befreien, mussten sie mit ansehen, dass die Sandmenge, die auf den anderen dreien lastete, sich inzwischen verdoppelt hatte. Fünf Abenteurer und eine Schiffsbesatzung von zwanzig Mann waren kein ernsthafter Gegner für den Sturm, der über Tausende von Quadratkilometern verbrannter Erde gezogen war. Die Sicht war beinahe auf null gesunken, daher arbeiteten die Männer blind und hatten die Augen zum Schutz vor den scharfkantigen Sandkörnern, die aus jeder Himmelsrichtung auf das Schiff niederprasselten, fest geschlossen.

Nach einer Stunde hektischer Arbeit begab sich H. A. auf die Suche nach Charlie. »Es hat keinen Sinn. Wir müssen abwarten und hoffen, dass der Sturm nachlässt.« Obgleich seine Lippen Turnbaughs Ohr berührten, musste Ryder sich dreimal wiederholen, um sich über dem Kreischen des Sturms verständlich zu machen.

»Du hast Recht«, brüllte Charlie zurück, und gemeinsam kämpften sie sich über das Schiff, um ihre Männer zurückzurufen.

Die Männer stolperten in den Deckaufbau, wobei sie mit jedem Schritt Sandkaskaden aufwirbelten. H. A. und Jon Varley waren die Letzten, die sich durch die Tür drängten, H. A. aus reinem Pflichtgefühl, das ihn stets darauf achten ließ, dass seinen Leuten kein Unglück zustieß, und Varley, der wie eine Ratte auf Futtersuche niemals aufgab, wenn er auch nur die geringste Chance auf eine Belohnung witterte.

Selbst in dem Korridor und vor dem Wind geschützt war es schwierig, einander zu verstehen.

»Lieber Gott im Himmel, bitte mach diesem Schrecken ein Ende.« Peter war angesichts der Naturgewalten, die auf sie einstürmten, derart eingeschüchtert, dass er fast in Tränen ausbrach.

»Sind wir vollzählig?«, fragte Charlie.

»Ich glaube schon.« H. A. ließ sich gegen ein Schott sinken. »Hast du es kontrolliert?«