Selterswasser in der Literatur - Bernd A. Weil - E-Book

Selterswasser in der Literatur E-Book

Bernd A. Weil

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Beschreibung

Kaum ein Produkt kennt so viele Namen und Abwandlungen wie das Selterswasser. Immer aber gehen sie zurück auf das kochsalz- und kohlensäurehaltige Mineralwasser aus den Quellen im mittelhessischen Selters im Taunus im Landkreis Limburg-Weilburg. Die Spuren des Selterswassers in historischen Darstellungen wurden bereits erforscht, ebenso die zahlreichen Berichte berühmter Chemiker und Mediziner aus fünf Jahrhunderten über den Selters-Brunnen, aber es fehlte bis heute eine Erfassung der Rezeption des Selterswassers in der belletristischen Literatur. So, wie der Begriff "Selterswasser" zum weltweiten Allgemeingut wurde, findet sich sein Gebrauch in Hunderten literarischen Texten aller Kulturen rund um den Erdball. Je nach Kontext kann das Selterswasser in der Literatur amüsieren, erheitern oder gar Leben retten helfen; auf der anderen Seite kann es aber auch zermürben, körperliche Probleme bereiten oder gar töten. Das hier erstmals zusammengestellte umfassende Kompendium literarischer Textauszüge soll ein Nachschlagewerk darstellen zur Auffindung von Textbelegen zum Thema "Selterswasser". Die Sammlung ist zur besseren Orientierung in alphabetischer Reihenfolge der Autorennamen oder – bei anonymen Texten – nach dem Titel geordnet und soll die Leser vor allem zur weiteren ausführlichen Lektüre der Werke animieren.

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pánta rheî (πάντα εĨ). – Alles fließt.

Heraklit von Ephesos (um 520 bis um 460 v. Chr.)

Platon (428/427 bis 348/347 v. Chr.)

Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.

Thales von Milet (um 624 bis um 547 v. Chr.)

Es ist schade, dass es keine Sünde ist, Wasser zu trinken, rief ein Italiener, wie gut würde es schmecken.

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Selterswasser in der Literatur

Epilog

Abkürzungsverzeichnis

Buchveröffentlichungen von Dr. Bernd A. Weil

Über dieses Buch

Über den Autor

Literatur zur Person

Vorwort

Kaum ein Produkt kennt so viele Namen, Abwandlungen und Verballhornungen1 wie das Selterswasser. Die Ausdrücke Selterswasser oder kurz Selters, Selterser Wasser, Seltzer-Wasser oder nur Seltzer, Selterwasser oder – vor allem in Nord- und Ostdeutschland – Selter bezeichnen das kochsalz- und kohlensäurehaltige Mineralwasser aus den Quellen im mittelhessischen Niederselters im Taunus (heute: Selters-Niederselters) im Landkreis Limburg-Weilburg.

Die Spuren des Selterswassers in historischen Darstellungen wurden bereits erforscht,2 ebenso die zahlreichen Berichte berühmter Chemiker und Mediziner aus fünf Jahrhunderten über den Selters-Brunnen3, aber es fehlte bis heute eine Erfassung der Rezeption des Selterswassers in der belletristischen Literatur. So, wie der Begriff "Selterswasser" zum weltweiten Allgemeingut wurde, findet sich sein Gebrauch in Hunderten literarischen Texten aller Kulturen rund um den Globus. Je nach Kontext kann das Selterswasser in der Literatur amüsieren, erheitern oder gar Leben retten helfen; auf der anderen Seite kann es aber auch zermürben, körperliche Probleme bereiten oder gar töten (wie man noch sehen wird).

In der von Johann Georg Krünitz (1728-1796) begründeten und zwischen 1773 und 1858 in insgesamt 242 Bänden (!) erschienenen "Oeconomischen Encyclopädie" lautet der entsprechende Eintrag dazu: "Selterwasser, Selzerwasser, Selterserwasser, ein Mineralwasser, welches im Nassau-Weilburgischen entspringt. Der Selterserbrunnen hat seinen Namen von dem an 800 Einwohnern zählenden Dorfe Niederselters, welches ehemals dem Churfürstenthume Trier angehörte, durch den bekannten Reichsdeputationsrezeß, vom Jahre 1803, aber an das Haus Nassau gekommen ist, und in dem Umfange des jetzigen Amtes Idstein liegt. Man darf aber dieses Niederselters weder mit dem nicht weit davon entfernten Dorfe Oberselters, noch mit dem Dorfe Selters an der Lahn, im Amte Weilburg, noch auch mit dem Dorfe Selters im Amte gleiches Namens, welches früher zum Amte Grenzhausen gehörte, welche Orte sämmtlich im Beringe des Herzogthums Nassau gelegen sind, verwechselt werden. Es liegt drei Stunden von Limburg an der Lahn, vier Stunden von Diez, eilf Stunden von Frankfurt a. M., und zehn Stunden von Mainz in einem angenehmen, freundlichen Thale, durch welches sich ein an Forellen reicher Bach, die Ems genannt, schlängelt. Der Gesundbrunnen selbst liegt kaum einen Büchsenschuß von dem Dorfe entfernt, hart an der großen Landstraße, die von Frankfurt nach Kölln geht, und dabei liegen die nöthigen Magazin- und Oekonomie-Gebäude, so wie die Spaziergänge."4

Der Niederselterser alkalisch-muriatische5 Säuerling ist basisch wegen seines Gehaltes an Natriumhydrogencarbonat, besser bekannt als "Natron" (NaHCO3). Natürliches Mineralwasser aus unterirdischen Wasservorkommen darf nicht verwechselt werden mit sogenanntem "Tafelwasser", das künstlich hergestellt wird, indem Trinkwasser oder natürlichem Mineralwasser Mineralien wie Natrium und Kalium sowie Kohlensäure beigemischt werden.6Heilwasser dagegen entsteht wie Mineralwasser, hat aber wegen der besonderen Anreicherung von Mineralstoffen und Spurenelementen eine heilende, lindernde oder vorbeugende Wirkung und benötigt – da es den Status eines Arzneimittels hat – eine amtliche Zulassung. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es heute mehr als 500 verschiedene Sorten Mineralwasser und etwa 50 Heil- und Tafelwässer.

"Seltzer" ist eine Abwandlung des deutschen Wortes "Selterser", das heißt "aus Selters stammend". Der Begriff wird – außer im Ausdruck "Aqua Seltzer" – überwiegend im englischen Sprachraum ("seltzer water") für Selterswasser verwendet. Das Wort "Seltzer" fand auch Eingang in den Markennamen "Alka-Seltzer", ein im Jahr 1931 von dem englischen Chemiker Joseph Maurice Treneer (Kürzel JMT) [1881-1968] in dem amerikanischen Bundesstaat Indiana entwickeltes, schwaches bis mittelstarkes Schmerzmittel (Analgetikum) mit fiebersenkender (Antipyretikum) und entzündungshemmender Wirkung (Antiphlogistikum), das den frei erhältlichen Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) mit der Summenformel C9H8O4 enthält. – Doch nun zurück zum Selterswasser, das mit dem "Alka-Seltzer" nichts zu tun hat.

Als "Saltrissa" wird in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahr 772 eine kleine Siedlung bezeichnet, die heute den Namen Selters-Niederselters (Taunus) trägt und in ihrem Gemeindewappen einen alten Selterswasserkrug trägt (links oben).7 Die drei weiteren Wappensegmente stehen für die Ortsteile Haintchen, Eisenbach und Münster (im Uhrzeigersinn erklärt). Der Niederselterser "Sauerburn", eine salzhaltige Quelle, wurde im Jahr 1536 bei einem Grundstücksgeschäft erstmals urkundlich erwähnt ("Wiesen bei dem Sauerburn").8

Der Humanist Dr. med. Jacob Theodor Tabernaemontanus (1522-1590),9 Arzt der freien Reichsstadt Worms, beschrieb das Niederselterser Mineralwasser erstmals in seinem 1581 erschienenen umfangreichen Werk "Neuw Wasserschatz".10 Im 25. Kapitel (S. 283-294) attestierte er dem "Selterser oder Kamberger Sauwerbrunnen"11, der als die älteste Trinkquelle Deutschlands angesehen wird, eine heilsame und unterstützende Wirkung bei der Einnahme zahlreicher Arzneimittel.

Jacob Theodor Tabernaemontanus: Neuw Wasserschatz (1581)12

Tabernaemontanus über den "Selterser Sauwerbrunnen"13

So verwundert es nicht, dass der Begriff "Selterswasser" seit vielen Jahrhunderten das Synonym für kohlensäurehaltiges Mineralwasser ist.14

In der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde das Wort "Mineralwasser" nie verwendet, wie auch die hier abgebildeten Flaschenetiketten zeigen. Stattdessen sagte man zu jedem Mineralwasser "Selters" oder "Selter", egal wo es herkam.15

Die imposante, nahezu 500-jährige Geschichte des Niederselterser Mineralbrunnens lässt sich seit Mitte 2011 in dem sehenswerten Selterswassermuseum mit seiner Vielzahl an Dokumenten und Exponaten wie auch durch das historische Bauwerk – den "Brunnentempel" – und die restaurierten Füllmaschinen hervorragend nachvollziehen (Foto: Dr. Bernd A. Weil).16

Zahlreiche bekannte Ärzte seit Tabernaemontanus empfahlen das Selterswasser für die Behandlung diverser Erkrankungen an Magen, Darm, Blase, Leber, Niere, Milz, Galle, Lunge und für die Linderung von Beschwerden bei Schlaganfall, Gicht, Harnsteinen, Schwindsucht, Diabetes, Verstopfungen, Schwindelgefühl, Seekrankheit, Haarausfall, Gliederschmerzen, Schlafstörungen, bei Problemen mit der Potenz sowie in der Schwangerschaft oder beim Stillen und Abstillen, zur Unterstützung von Diät-Kuren bei Fettsucht, zur Bekämpfung der Magersucht, zur Heilung von Akne und Pickeln, als kosmetische Hilfe bei der Haarpflege u. v. m. – Die Heilkraft des Selterswassers wurde bis heute immerhin in mehr als 200 Abhandlungen beschrieben.17

Durch die rasante weltweite Verbreitung des Selterser Mineralwassers aus dem berühmtesten Gesundbrunnen Deutschlands hat auch die Bezeichnung "Selterswasser" als allgemeiner Gattungsbegriff Eingang in zahlreiche Sprachen gefunden:

Deutsch: Selterswasser (oder Selter)

Englisch: seltzer water (selter[s] oder soda water sowie nur seltzer)18

Französisch: eau de seltz (Selts) [oder nur Selters]

Italienisch: acqua di seltz (oder selz)

Lateinisch: salta rissa (oder aqua saltare)

Lettisch: zelteris (oder zelterūdens)

Polnisch: selterska vodja (oder woda sodowa)

Portugiesisch: água de seltz (oder Seltzer)

Russisch: selterskaja woda (oder nur selterskaja)

Schwedisch: seltersvatten oder bilinervatten19

Spanisch: agua de seltz

Türkisch: seltz suyu

Daneben gibt es heute in der ganzen Welt sehr viele umgangssprachliche, landschaftsbezogene oder kindersprachliche Synonyme für kohlensäurehaltige Mineralwässer wie Sauerborn, Sauerbrunn(en), Sauerwasser, Säuerling, Sodawasser oder nur Soda, Sprudel, Sauersprudel oder Sprudelwasser, Tafelwasser, Bitzelwasser, Krabbelwasser, Kribbelwasser, Bornwasser, Börnscheswasser, "Proletariersekt" sowie im englischsprachigen Raum carbonated water, club soda, soda water oder nur soda, sparkling water, fizzy water usw.

Der Autor Claus Arius beschreibt in seinem Mineralwasser-Führer 170 verschiedene Marken aus aller Welt,20 Michael Lüpke analysierte "111 Top-Wassermarken des Handels im detaillierten Profil".21 Der Begriff "Selters" findet sich heute in den Markennamen OberSelters, Kurselters und Neuselters.

Es gibt aber auch teils recht kurios anmutende Mischungen aus Selterswasser wie zum Beispiel das aus dem Französischen stammende Mazagran (gesprochen "Masagráng") – ein Getränk aus schwarzem Kaffee, Selterswasser, Eis und Kognak – oder Schorlemorle (Schurlemurle), in Frankreich auch Markise genannt: ein Getränk aus Weißwein, Selterswasser, Zucker und Zitrone. – Eine Mischung aus Selterswasser und kaltem Kaffee genießt den Ruf, erfolgreich einen Kater zu bekämpfen.

Aus der Gemeinde Dehrn, dem größten Stadtteil der Stadt Runkel an der Lahn im Landkreis Limburg-Weilburg, ist eine besondere Speise überliefert. Die Dehrner Bürger, die im Volksmund als "Dehrner Raben" bezeichnet werden, haben in der kalten Winterszeit gerne das "Dehrner Broxel" verzehrt. Hierbei handelt es sich um ein nachweihnachtliches Gericht, bei dem der vom Fest übrig gebliebene Lebkuchen zerkleinert ("gebroxelt") und mit reichlich Korn (Branntwein) sowie Kandiszucker und Selterswasser vermischt wird, bis man eine löffelbare Suppe (ähnlich der Brotsuppe) erhält.

Der Markenname "Selters" hat sich schon lange verselbstständigt, ist zum Gattungsnamen geworden und steht heute synonym für alle Arten von kohlensäurehaltigem Mineralwasser.22 Daher leitet sich auch der Spruch "Sekt oder Selters" ab.23

"Sekt oder Selters",24 "Sekt statt Selters",25 "Champagner oder Selters",26 "Sex oder Selters",27 "Sieg oder Selters":28 Kein Buchtitel macht Halt vor einer geistlosen Verwässerung mit dem kostbaren Nass! – Auch der erfolgreiche deutsche Rock-Musiker und Schauspieler Marius Müller-Westernhagen (Kürzel MMW), geboren 1948 in Düsseldorf, brachte am 22. Dezember 1980 eine Langspielplatte mit dem Titel "Sekt oder Selters" heraus, die 35 Wochen in den deutschen Charts blieb und mindestens 250.000-mal verkauft wurde. Am 13. November 2000 wurde das Studioalbum als Audio-CD mit insgesamt elf Songs unter dem Titel "Sekt oder Selters (Remastered)" neu herausgebracht (Spieldauer: 34 Minuten).

Die deutsche Punk-Rock-Band "Die Toten Hosen" (Pseudonym "Die Roten Rosen") aus Düsseldorf veröffentlichten 1984 ihre zweite Langspielplatte mit dem Titel "Unter falscher Flagge" (Dauer 39:56). Track 8 heißt ebenfalls "Sekt oder Selters" (Dauer 3:56). Das Studioalbum wurde als Audio-CD remastered und am 24. Januar 2000 veröffentlicht. Der Refrain des Rocksongs "Sekt oder Selters" lautet:

Nie mehr fremden Mädchen winken

Nie mehr mit den Jungens trinken

Aller Sekt wird nur noch Selters sein!

Der Protagonist steht vor dem Traualtar mit der Braut, die von ihm schwanger ist. Er trauert um die Zeiten, in denen er noch ungebunden mit anderen Mädchen verkehren durfte und mit den Jungs um die Ecke ziehen konnte. Er möchte am liebsten fliehen, aber die Familie zwingt ihn zur Heirat.

Die deutsche Hip-Hop-Gruppe "Fettes Brot" aus Hamburg produzierte 1997 als "Originoo Fun Rappaz" die Rap-Single "Sekt oder Selters" (Dauer 3:57) unter dem Motto "Für den kleinen Hunger / Durst zwischendurch".

Sekt oder Selters

Dies ist etwas für den Tanzflur (geil)

Blödelhaft gegen eure Schläfrigkeit

Von '97 bis in alle Ewigkeit

Refrain:

Der Teufel hat den Sekt gemacht

Die Selters kommt von Gott

Baby lass das denken nach

Heute wird gerockt

Sogar in einem öden Katastrophenfilm spielt das Selterswasser eine wichtige Rolle. In der von der Kritik zerrissenen Produktion "Das Inferno – Flammen über Berlin" des Fernsehsenders Pro7 (Regie: Rainer Matsutani) aus dem Jahr 2007 geht der Berliner Fernsehturm nach einem Kabelbrand in Flammen auf. Während oben die verrußten Überlebenden das Feuer vergeblich mit Seltersflaschen bekämpfen, räumt weiter unten die schwitzende Feuerwehr mit der Flex das Treppenhaus frei.

Nicht weiter eingehen möchte ich auf das völlig wirre deutsche YouTube-Filmchen "Morgens halb 10 in Deutschland (Mit selter)" aus dem Jahr 2011 von Fleming Brackston, das es in 1:38 Minuten schafft, durch viel Irrsinn keinerlei Inhalt zu vermitteln.29

"Alkohol kontra Selterswasser" – für derartige hochtrabende und durchaus ernst gemeinte Diskussionsthemen waren und sind sich Politiker aller Parteien nie zu schade. Im Streit um die 0,8-Promille-Grenze für Autofahrer wurde dem damaligen Bundesjustizminister Gustav Heinemann (1899-1976) von dem CSU-Bundestagsabgeordneten und Gastwirt Franz Xaver Unertl (1911-1970) mangelnde Sachkenntnis vorgeworfen. Der bayerische bekennende Biertrinker Unertl kommentierte das Eintreten Heinemanns für die 0,8-Promille-Grenze mit der zynischen Bemerkung: "Bei so schmalen Leuten wie dem Justizminister, der außer Milch und Selterswasser nichts anderes an Feuchtigkeit zu sich nimmt, da wird es nach drei Glas Bier kritisch."30

Noch heute sorgt das Original-Selterswasser aus Niederselters gelegentlich für sensationelle DPAMeldungen und Presse-Schlagzeilen.31 Ein Team polnischer Meeresarchäologen unter der Leitung von Tomasz Bednarz hat 2014 in der Danziger Bucht zusammen mit anderen Gegenständen eine rund 200 Jahre alte, noch original verschlossene Tonflasche mit Mineralwasser aus Niederselters geborgen. Die gut erhaltene Steingutflasche, die sich jetzt im Nationalen Maritimen Museum (Narodowy Muzeum Morskie)32 im polnischen Gdańsk (Danzig) befindet und dort weiter untersucht werden soll, wurde in dem Schiffswrack F-53-31 gefunden, das die Taucher "Głazik" (poln.: Felsblock) nannten, und stammt aus den Jahren zwischen 1806 und 1830.33 Die Flasche, auf der die Prägung "SEL TERS H N"34 noch deutlich zu sehen ist, stellt einen besonders wertvollen Fund dar, weil sie nach 200 Jahren noch original verschlossen und mit Selterswasser gefüllt ist. Zu damaliger Zeit sind bis zu zwei Millionen Krüge pro Jahr35 mit dem kostbaren Selterswasser gut verkorkt und mit Pech abgedichtet in alle Welt verschickt worden, auch über die Ostsee.

Wenn man sich die Fülle an Textbelegen mit Bezug zum Selterswasser aus der internationalen belletristischen Literatur betrachtet, so könnte man leicht "Selterswasseraugen" bekommen. Mit diesem umgangssprachlichen Ausdruck bezeichnete man seit dem Jahr 1930 große, hervortretende Augen, die an den früheren gläsernen Kugelverschluss der Selterswasserflaschen erinnern.

Literatur über Niederselters und das Selterswasser lässt sich reichlich finden, wie die folgende Auswahl zeigt:

Becker, Dirk Michael: Ausgetrunken! Ein Schluck Heimat: Der Name "Selters" steht heute synonym für Mineralwasser. In: VivArt, Wiesbaden & Rheingau, Bd. 27 (2011), S. 20-21

Caspary, Eugen: Zwangsarbeit mit Todesfolge (1943-1945). Ein düsteres Kapitel der Niederselterser Brunnengeschichte. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg, Wetzlar 1999, S. 183-186

Caspary, Eugen / Raumer, Karl G. von: Beobachtungen eines Besuchers über Dorf und Brunnen Niederselters im Sommer 1784: "Das Wein- und Branntweinsaufen ist mächtiger als die Heilkraft der Quelle"; in: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg, Wetzlar 1997, S. 161-166

Caspary, Eugen / Spitzlay, Robert / Stillger, Franz Josef / Zabel, Norbert (Hrsg.): Geschichte von Niederselters, Selters (Taunus) 1994

Der Wasserkrieg zu Selters; in: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg, Wetzlar 1996, S. 193-195

Derksen, Heinrich: Eine "Doktor-Arbeit" aus dem Jahr 1769 über Mineralund Heilquellen; in: Der Mineralbrunnen 1982, H. 10

Eisenbach, Ulrich: Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Niederselterser Brunnenbetriebes bis zum Ende des Herzogtums Nassau (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau XXXXIII), Wiesbaden 1982

Even, Pierre: Mineralbrunnen im Nassauer Land; in: Sonnenberger Echo, Wiesbaden 60 (1998), S. 21-26

Gross, Uwe: Zur Geschichte der ältesten Selterswasserflaschen aus Steinzeug; in: Archäologische Nachrichten aus Baden, H. 67 (2003), S. 42-48

Michel, Fritz: Die Geschichte des Selterser Heilbrunnens unter kurtrierischer Herrschaft; in: Nassauische Annalen, Bd. 72 (1961), S. 81-125

Nienhaus, Heinz: Alte Tonkrüge mit Brunnensiegel und Herstellerzeichen für den historischen Mineralwasserversand; in: Der Mineralbrunnen 1982, H. 9

Nienhaus, Heinz: Mineralwasserkrüge mit Nachahmungen der Selterser Krugmarken. Zur mißbräuchlichen Nutzung offizieller "Gütesiegel". In: KERAMOS, H. 148, April 1995

Nienhaus, Heinz: Selterswasserkrüge mit Reliefauflagen; in: KERAMOS, H. 111, Februar 1986

Ott, Winfried: Krugbäckerei und Mineralwasserversand im westlichen Taunus; in: Schriftenreihe Blaue Blätter, Nastätten 1993

Richter, Manfred: Die Niederselterser Mineralquelle; in: Mitteilungen des Nassauischen Vereins für Naturkunde Wiesbaden, 19 (1987), S. 5-12

Schwedt, Georg: Berühmte Chemiker und Mediziner über den Selters-Brunnen. Berichte zu Niederselters im Taunus aus fünf Jahrhunderten. Aachen 2013

Schwedt, Georg: C. Remigius Fresenius und seine Mineralwasseranalysen an den Quellen in und am Taunus, Aachen 2013

Seewaldt, Peter: Kurtrierische Mineralwasserkrüge. Ein keramisches Massenerzeugnis des 18. Jahrhunderts. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 22 (1990)

Von Krugzählern und Stopfeneinklopfern in Niederselters; in: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg, Wetzlar 1994, S. 150-151

Weil, Bernd A.: Selterswasser in der Literatur, Selters-Eisenbach, Juli 2013 (unveröffentlichtes Typoskript)

Westrumb, Johann Friedrich: Beschreibung von Selters, Marburg 1813

Wielandt, Ulf: Brunnenwasserversand im 18. und 19. Jahrhundert; in: Der Mineralbrunnen 1982, H. 11

Wieland, Ulf: Kruglieferanten für den Brunnen in Selters; in: Der Mineralbrunnen, 1981, H. 9

Wieland, Ulf: Mineralwasserkrüge aus Selters; in: Der Mineralbrunnen 1980, H. 10, S. 286-292 – Im Internet als PDF-Datei unter: http://www.mineralwasserkruege.homepage.t-online.de/selters_allgemein.pdf

Wielandt, Ulf: Vier Generationen Markenzeichen. Selterser Brunnenmarken im 18. Jahrhundert. In: Der Mineralbrunnen 1993, H. 10

Wüstenfeld, Friedrich / Zabel, Norbert: Beiträge zur Niederselterser Brunnengeschichte, Selters (Taunus) 1982 (Selterser Schriftenreihe, H. 1)

Zabel, Norbert: Als Nassau-Weilburg Besitzer eines weltberühmten Brunnens war (1802-1806); in: Wilinaburgia, Verein ehemaliger Angehöriger des Gymnasiums zu Weilburg (Hrsg.): Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Wilinaburgia, Weilburg 77 (2002), 210, S. 669-674

Zabel, Norbert: Aufstieg und Niedergang der "Seltrisa-Quelle" in Niederselters (1911-1992); in: Nassauische Annalen, Bd. 118 (2007), S. 473-491

Zabel, Norbert: Die Niederselterser Krugmesse. Ein Beitrag zur Geschichte der Frühmesserei und der Sonn- und Feiertagsarbeit im 18. und 19. Jahrhundert in der ehemals kurtrierischen Gemeinde Niederselters. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Trier 48 (1996), S. 147-156

Zabel, Norbert: Erhaltung und Neugestaltung der Niederselterser Brunnenanlage und der Aufbau eines Selterswassermuseums; in: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg, Wetzlar 2013, S. 43-48

Zabel, Norbert: Selters – ein Name erobert die Welt. Geschichte des Mineralbrunnens Niederselters. Dokumentation einer Ausstellung. Hrsg. von der Gemeinde Selters; Selters (Taunus) 2012

Zabel, Norbert: Selters-Wasser in den Vereinigten Staaten in Nordamerika. Ein außergewöhnliches Exportgeschäft um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Männergesangverein Eintracht 1862 Niederselters (Hrsg.): Festschrift zum 125jährigen Bestehen. Jubiläumsfest vom 12.-15.06.1987. Selters/Ts.-Niederselters 1987, S. 101-113

Zabel, Norbert / Caspary, Eugen / Hamm, Willi: Geschichte des Mineralbrunnens Niederselters. Deutschlands bekanntester Gesundbrunnen 1536-2013. Selters (Taunus) 2013

Zabel, Norbert / Schweisgut, Peter und Wilhelm: Zwei Karrieren am "Brunnencomptoir" in Niederselters (1826-1890); in: Nassauische Annalen, Bd. 112 (2001), S. 315-327

Das hier erstmals zusammengestellte umfassende Kompendium literarischer Textauszüge soll ein Nachschlagewerk darstellen zur Auffindung von Textbelegen zum Thema "Selterswasser". Die Sammlung ist zur besseren Orientierung in alphabetischer Reihenfolge der Autorennamen oder – bei anonymen Texten – nach dem Titel geordnet und soll die Leser vor allem zur weiteren ausführlichen Lektüre der Werke animieren.

Meine Recherchen wurden nicht selten dadurch erschwert, dass vor allem in älteren Texten das Wort "Selterswasser" sehr unterschiedlich geschrieben oder vom jeweiligen Autor recht "kreativ" verändert wurde und nicht immer war damit das Original-Selterswasser aus Niederselters im Taunus gemeint. Beispielsweise sprach Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) eigenmächtig von "Seltitzerwasser" und Ludwig van Beethoven (1770-1827) schrieb in ein und demselben Brief im Juli 1825 von "setterwaßer"und"Selterwaßer" (mehr dazu unter Beethoven).

Obwohl im Grunde genommen meinem Thema nicht zugehörig, habe ich dennoch auch einige interessante Sachbücher und medizinische Abhandlungen mit berücksichtigt, um die unglaubliche Bandbreite der Selterswasser-Literatur zu verdeutlichen.

Die Hervorhebungen der jeweiligen Selterswasser-Bezeichnungen in den einzelnen Textpassagen stammen von mir. Je nach Verwendung in den ursprünglichen Textvorlagen wurden die alte und die neue Rechtschreibung unverändert nebeneinander beibehalten, um das historische Original nicht zu verfälschen.

Nun wünsche ich allen Lesern meines literarischen Selterswasser-Kaleidoskops eine interessante, anregende und stellenweise auch erheiternde Lektüre – vielleicht bei einem leckeren Stück Selterswasserkuchen36 mit einem kühlen Glas Original-Selterswasser, einer belebenden Selterswasser-Bowle37 mit leckeren Früchten oder gar einem "Gin fizz",38 während dazu Händels "Wassermusik" (HWV 348-350) im Hintergrund ertönt!

Dr. Bernd A. Weil

~ Selters im Taunus ~

1Verballhornen: ursprünglich balhornisieren oder verbalhornen (erst seit dem 19. Jahrhundert mit doppeltem l). Die Redensart "eine Sache verballhornen", das heißt entstellt wiedergeben oder willkürlich verändern, geht zurück auf den Lübecker Buchdrucker Johann Balhorn d. J. (1528-1603), der 1586 eine hochdeutsche Übersetzung des Lübecker Stadtrechts druckte, die viele folgenschwere sinnentstellende Fehler unbekannter Bearbeiter enthielt, aber damit Balhorns guten Namen ruinierte (vgl. "verschlimmbessern").

2 Vgl. Kuhnigk, Armin / Zimmermann, Fritz: Niederselters und das Selterswasser in historischen Darstellungen. Alte Stiche, Zeichnungen, Drucke und Texte. (Schriftfolge Goldener Grund, H. 14), Camberg 1972

3 Vgl. Schwedt, Georg: Berühmte Chemiker und Mediziner über den Selters-Brunnen. Berichte zu Niederselters im Taunus aus fünf Jahrhunderten. Aachen 2013

4 Krünitz, Johann Georg: Oeconomische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung, Bd. 153, Berlin 1830, S. 158 (Online-Ausgabe: http://www.kruenitz1.uni-trier.de)

6 Vgl. Kiefer, Klaus: Mineralwässer. Der Beitrag deutscher Apotheker zur Erforschung von Mineralquellen und zur Herstellung künstlicher Mineralwässer. Eschborn 1999 (Diss. Univ. Marburg 1996)

7 Quelle: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Sig. HStAD R 4-13750

8 Vgl. Zabel, Norbert / Caspary, Eugen / Hamm, Willi: Geschichte des Mineralbrunnens Niederselters. Deutschlands bekanntester Gesundbrunnen 1536-2013. Selters (Taunus) 2013, S. 19

9 Jakob Theodor Tabernaemontanus hieß eigentlich Jakob Dietrich, Jacob Ditter (Diether) oder Jacob Theodor (1522-1590) aus Bergzabern und war ein berühmter deutscher Botaniker, Mediziner und Professor für Medizin und Botanik. Der Name "Tabernaemontanus" ist eine latinisierte Form des Ortsnamens Bergzabern, den sich der Humanist selbst zulegte.

10 Vgl. Jacobus Theodorus Tabernaemontanus: Neuw Wasserschatz: Das ist Aller heylsamen Metallischen Minerischen Baeder und Wasser, sonderlich aber der new erfundenen Sawrbrunnen zu Langen Schwallbach in der Nider Graffschafft Katzenelenbogen gelegen: Auch aller anderer Sauwerbrunnen eigentliche beschreibung, Sampt derselben Gehalt, Natur, Krafft und wirckung. […] Franckfurt am Mayn, M. D. LXXXI. (1581) [bes.: Kap. XXV, S. 283-294]

Ein vollständiges Faksimile des Buches ist als PDF-Download kostenlos im Internet erhältlich unter: https://download.digitale-sammlungen.de/BOOKS/pdf_download.pl?id=bsb10186656.

11 Ebenda, S. 285

12 Jacobus Theodorus Tabernaemontanus: Neuw Wasserschatz (Titelseite) [Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München, Sig.: M.med. 1021]

13 Jacobus Theodorus Tabernaemontanus: Neuw Wasserschatz, a. a. O., S. 285 (Bayerische Staatsbibliothek München, Sig.: M.med. 1021)

14 Vgl. Becker, Dirk Michael: Ausgetrunken! Ein Schluck Heimat: Der Name "Selters" steht heute synonym für Mineralwasser. In: VivArt, Wiesbaden & Rheingau, Bd. 27 (2011), S. 20-21

15 In einem "DDR-Getränkebuch" (Köln 2006) von Barbara und Hans Otzen fand ich ein Rezept für das exotische Getränk "Helles Erwachen": 2 cl Weinbrand und 2 cl Kondensmilch mit Eiswürfeln in einem Shaker mixen und anschließend in einem Glas mit Selterswasser auffüllen.

16Anschrift:Selterswassermuseum im Niederselterser Mineralbrunnen, Am Urseltersbrunnen 1-3, 65618 Selters (Taunus), Ortsteil Niederselters; Internet: www.selterswassermuseum.de. (Nähere Auskünfte erteilt die Gemeindeverwaltung.)

17 Vgl. Schwedt, Georg: Berühmte Chemiker und Mediziner über den Selters-Brunnen. Berichte zu Niederselters im Taunus aus fünf Jahrhunderten. Aachen 2013 und: Zabel, Norbert: Der Niederselterser Mineralbrunnen: 1536-1994; Die wichtigsten chemischen Analysen der Mineralquelle zu Niederselters: 1770-1931; in: Caspary, Eugen / Spitzlay, Robert / Stillger, Franz Josef / Zabel, Norbert (Hrsg.): Geschichte von Niederselters, Selters (Taunus) 1994, S. 373-430

19"Biliner Sauerbrunn" (tschechisch "Bílinská kyselka"), kurz "Biliner" genannt, existiert seit 1664 und ist ein stark mineralisiertes alkalisches Heil- und Mineralwasser, das in der Stadt Bílina (deutsch Bilin) aus der Quelle BJ6 Bílin ("Franz-Josef-Quelle") im Tal des kleinen Flusses Bílina (deutsch Biela) in der Nähe des Berges Borschen in der Tschechischen Republik in einer Tiefe von 190,8 Metern gefördert wird. In einigen Sprachen verallgemeinerte sich seither der Begriff "Biliner" als Bezeichnung für Mineralwässer schlechthin.

20 Vgl. Arius, Claus: Mineralwasser. Der Guide zu 170 Marken aus aller Welt. München 1996

21 Vgl. Lüpke, Michael: Alles über Mineral- und Heilwasser mit 111 Top-Wassermarken des Handels im detaillierten Profil, Norderstedt 2008

22 Vgl. Becker, Dirk Michael: Ausgetrunken! Ein Schluck Heimat: Der Name "Selters" steht heute synonym für Mineralwasser. In: VivArt, Wiesbaden & Rheingau, Bd. 27 (2011), S. 20-21

23 Die umgangssprachlichen Redewendung "Sekt oder Selters" bedeutet so viel wie "alles oder nichts", das heißt, dass man es bei einer Sache darauf ankommen lässt und wie beim Glücksspiel alles auf eine Karte setzt: "Sekt oder Selters" – wir versuchen jetzt einfach mal unser Glück!

24 Vgl. Herlt, Günter: Sekt oder Selters? Die Deutschen und ihre Feiertage. Berlin 2005

25 Vgl. Heckenbach, Dieter: Sekt statt Selters. Mehr Spaß mit weniger Geld. Frankfurt am Main 2001

26 Vgl. Meierewert, Dirk: Champagner oder Selters. Die deutsche Antwort auf "Queer As Folk" & "SEX And The City". Norderstedt 2009

27 Vgl. Llewellyn, Julia: Sex oder Selters. Roman. München 2007 (Englische Originalausgabe: "If I were you" [2006])

Abgesehen von dem Buchtitel, kommen in dem gesamten Roman die Begriffe "Selters" oder "Selterswasser" nicht mehr vor!

28 Vgl. Kräling, Ferdi / Messer, Gregor: Sieg oder Selters. Die deutschen Fahrer in der Formel 1. Von Bellof bis Vettel. Bielefeld 2013

29 Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=pCa-tlhvia4

30 Zit. nach: Der Spiegel 4/1968, 21.01.1968, S. 108

Gustav Heinemann war in der Großen Koalition von 1966 bis 1969 Bundesjustizminister, bevor er Bundespräsident (1969-1974) wurde.

31 Vgl. Selters vom Meeresgrund. Archäologen finden in der Danziger Bucht 200 Jahre alte Wasserflasche. In: Nassauische Neue Presse (NNP), Jg. 69, Nr. 151, 3. Juli 2014, S. 26 und: Polen: Taucher bergen 200 Jahre alte Selters vom Ostseegrund; in: Spiegel online vom 2. Juli 2014:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/selters-flasche-aus-ostsee-altes-mineralwasser-vor-danzig-gefunden-a-978858.html

32 Anschrift des bedeutenden Meeresmuseums: Narodowy Muzeum Morskie, ul. Ołowianka 9-13, PL – Gdańsk (Danzig), Polen; Internet: http://www.de.nmm.pl

33 Vgl. Nationales Maritimes Museum in Gdańsk (Danzig): Ein außergewöhnlicher Fund der Archäologen. Mitteilung vom 27. Juni 2914. – Internet: http://www.de.nmm.pl/aktuelles/ein-au-ergew-hnlicher-fund-der-arch-ologen

34 Die Abkürzung "H N" steht für das Herzogtum Nassau, in dem sich das Dorf Niederselters damals befand.

35 Vgl. Brockhaus 1809-1811: Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit, Bd. 8 (Nachträge) Amsterdam / Leipzig 1811, S. 353: "jährlich in wol 2 Millionen Krügen ausgeführt"

36Selterswasserkuchen-Rezept:

Zutaten: Eier, Zucker, Öl, Mehl, Backpulver, Salz, Selterswasser sowie Fett und Semmelbrösel für die Backform

Zubereitung: Eier, Zucker und Öl mit dem Rührgerät schaumig schlagen, gesiebtes Mehl, Backpulver und Salz zugeben und gut einrühren. Zum Schluss das Selterswasser hinzugeben, sodass eine relativ flüssige Masse entsteht. Den Backofen bei mittlerer Hitze (150-180 °C) vorheizen. Die Backform gut einfetten, mit Semmelbröseln bestreuen, den recht flüssigen Teig einfüllen und bei rund 170 °C etwa 45 Minuten lang backen. – Anschließend nach Belieben verzieren.

37 Die Zutaten für eine erfrischende Ananas-Bowle lauten beispielsweise: eine große Ananas (in Stücke geschnitten), 2 Flaschen Weißwein, 2 Flaschen Selterswasser (oder Sekt), 200g Zucker, 2 cl Gin und 2 cl Curaçao.

38Gin fizz (oder "Tom Collins"): Gin, frischen Zitronensaft und Zuckersirup im Verhältnis 5:3:2 mit einigen Eiswürfeln mindestens eine Minute lang kräftig shaken, anschließend in ein Longdrinkglas abseien, mit kaltem Selterswasser auffüllen und mit einer Zitronenscheibe und einem Trinkhalm garnieren.

Selterswasser in der Literatur39

Mark A. Aldanov: Die Verschwörung (Russische Originalausgabe: "Sagowor") [Roman {1927}]40

Larisa Kilb, die Leiterin einer Besuchergruppe aus Sotschi (Russland), die Mitte Juni 2013 das "Selterswassermuseum" in Niederselters besuchte, berichtete, dass in der russischen Ausgabe der "Verschwörung" von Mark Alexandrowitsch Aldanov (1886-1957) das berühmte Selterswasser erwähnt würde.41

Allgemeine Literatur-Zeitung (A.L.Z.), 52. Jg., Nr. 137, August 1836, Spalte 479 (Empfehlungen für stillende Mütter aus Dr. Ch. F. C. Winters "Abhandlung über die Magenerweichung" aus dem Jahr 1833; BW)

Zur Diät mäßig gereichte Brust; bei Entwöhnten mäßige Quantitäten Wasser, auch wohl Selterswasser.

Manuel Andrack: Gesammelte Wanderabenteuer. Ohne Stock und Hut im deutschen Mittelgebirge. (Reiseberichte [2008])

… Milch, Selterswasser, Fassbier. Dann scheint der Weg dir halb so weit. (S. 34)

Antonius Anthus (eigentlich Gustav Blumröder):42Vorlesungen über Esskunst (Leipzig 1838)43

Elfte Vorlesung: Vom Trinken

Der Eßkünstler wird Leute, die über Tisch Wasser trinken, für alles eher als für Collegen halten. – Ein frisches Glas Wasser – ein leeres Blatt Papier! – unmittelbar vor Schlafengehen oder nach dem Aufstehen, oder für sich in Zwischenzeiten je nach Bedarf und Verhältniß, Sommer oder Winter etc. ist etwas Erfrischendes, Zweckmäßiges; ein Krug Selterswasser mit Wein und Zucker in einer schattigen Laube an einem heißen staubigen Sommertag etwas Treffliches; – Wasser aber während eines Gastmahles überhaupt – zu warmen, saftigen, fetten Speisen besonders – ist nicht nur undiätetisch, wie jeder weiß, der nur ein paar § § über Verdauung gelesen, sondern, was mehr ist, durchaus unkünstlerisch. (S. 247f.)

Originalausgabe:44

Bettina von Arnim: Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1. Teil): Briefwechsel mit Goethes Mutter (An Frau Rath Goethe, September 1807)45

Ich blieb stehen, bis sie herbeikamen, um mich zu holen; sie zankten alle auf mich, ich schwieg still, legte mich im Wagen auf drei Selterskrüge unten am Boden und schlief einen herrlichen Schlaf, bis bei Mondschein, wo der Wagen umfiel, ganz sanft, daß niemand beschädigt ward.

Auschwitz-Prozess: Richterliche Vernehmung des Angeklagten Franz Hofmann vom 24. Oktober 1961 während des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (Az.: 4 Js 444/59) [Blatt 10.340f.]

Zu Punkt VII des Eröffnungsbeschlusses erkläre ich: Möglicherweise handelt es sich um einen Vorfall, der sich nicht mit einem Häftling, sondern mit einem SS-Mann abgespielt hat. Im Zigeunerlager war eine Besichtigung von Berlin her angekündigt. Kurz vor der Besichtigung fand ich in der Nähe der Küche eine Selterswasserflasche. Ein SS-Mann stand in der Nähe und unterhielt sich mit Häftlingen. Ich ergriff die Flasche und warf sie dem SS-Mann zu. Dieser hatte den Vorfall nicht beobachtet, deshalb flog ihm die Flasche an den Kopf. Er trug eine Kopfverletzung davon und war bewußtlos. Man lieferte ihn nach St. Nikolai ein. Dort habe ich ihn noch besucht.

Ernst Barlach: Protokolle und Porträts (1912-1927) [Kap. 4]: Konto Kollmann: Der Apostel

Menschenekel: einmal hat er in der Selterwasserbude etwas genommen, seitdem grüßt ihn der Mann drinnen so zudringlich, daß wir entweder hinter der Bude vorüberschleichen müssen oder über den Damm rüber in weitem Bogen herumgehen – nur um dem Gruß zu entgehen!

Wolf Graf von Baudissin:46 Die Kriegsurlauber (Historischer Roman [1916]) {Kap. V}

»Und dabei hat die gnädige Frau Ihnen den ganzen Weinkeller zur Verfügung gestellt,« schalt Fräulein von Greusen. »So bescheiden zu sein, liegt gar keine Veranlassung vor, dadurch erzürnen Sie die gnädige Frau, wenn die etwas davon erfährt. Deshalb müssen Sie auch heute unbedingt ein Glas Wein trinken, sogar eine Flasche Sekt.«

»Aber warum gerade den?« erkundigte er sich verwundert.

»Das erzähle ich Ihnen nachher,« gab sie zur Antwort, »nun aber entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, ich will für Sie den Champagner und für mich eine Flasche Selterwasser bestellen.«

Er schüttelte sich in komischem Entsetzen: »Pfui Spinne! Selterwasser? Sekt in Zivil? Da ist mir der in Uniform doch lieber. Wissen Sie was, Fräulein von Greusen,« fuhr er gleich darauf übermütig fort, »wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann bestellen Sie gleich zwei Flaschen Sekt, eine für mich und die andere für Sie. Ich wäre gerade heute in der richtigen schlechten Stimmung, um fröhlich darauflos zu kneipen.«

Schon im Gehen, wandte sich Maria Elisabeth noch einmal nach ihm um: »Hörte ich recht, Sie haben heute auch schlechte Laune?«

»Und Sie auch, Fräulein von Greusen?« fragte er zurück, »Mit dem Wort »auch« haben Sie sich verraten. Aber das schadet ja nichts, und daß Sie schlechter Stimmung sind, schadet erst recht nichts, im Gegenteil, das ist famos, da gründen wir mit unseren gemeinsamen Kümmernissen eine Aktiengesellschaft oder eine G. m. b. H. Wir beide werden natürlich die Direktoren und lassen uns ein glänzendes Gehalt bezahlen, ganz abgesehen von den hohen Tantiemen und unserem Gewinnanteil. Sagen Sie selbst, Fräulein von Greusen, die Idee ist doch glänzend, darauf müssen wir unbedingt anstoßen, ich mit Sekt und Sie mit Selterwasser, na meinetwegen.«

Gleich darauf eilte Maria Elisabeth davon und mit dem Gefühl aufrichtigster Zuneigung sah Hans Arnim ihr nach. Jetzt fiel ihm ein, daß es ihm doch ganz seltsam vorkommen würde, wenn er nun schon so bald auch Maria Elisabeth gar nicht mehr sehen solle.

Ja ja, er würde Maria Elisabeth sehr vermissen und das nahm er sich in diesem Augenblick fest vor: Wenn Kitty doch noch seine Frau werden sollte, dann würde er mit der einen Ehekontrakt aufsetzen, in dem der erste Paragraph lautete: »Vom ersten Tage an werden in unserem Hause zwei Zimmer für Fräulein von Greusen eingerichtet, die stets in Stand gehalten werden müssen, so daß Fräulein von Greusen nicht als Gast, sondern als Mitglied der Familie vorübergehend, oder für immer bei uns wohnen kann, wenn die Not des Lebens einmal an sie herantritt, und es soll die heiligste Pflicht der beiden Unterzeichneten sein, für Fräulein von Greusen zu sorgen, als sei sie eine sehr nahe und vor allen Dingen eine sehr geliebte Verwandte.«

Gewiß, das wollte er tun und darauf gab er sich selbst die Hand. Und er dachte noch weiter an Maria Elisabeth, bis der alte König erschien, um die Flasche Sekt, das Selterwasser und die Gläser auf den Tisch zu stellen, während er gleichzeitig meldete: »Das gnädige Fräulein läßt sich noch für einen kurzen Augenblick entschuldigen, das gnädige Fräulein sieht sich nur noch mal rasch nach der gnädigen Frau um.«

Und es dauerte wirklich nur ein paar Minuten, bis Fräulein von Greusen zurückkam: »So, Herr von Kühnhausen, nun kann die Gründung der Aktiengesellschaft vor sich gehen. Ich war eben noch mal in dem Zimmer der gnädigen Frau, die schläft glücklicherweise ganz fest, da ist sie morgen ihre Migräne wieder los, das kenne ich schon von früher her. Nun schenken Sie uns beiden also bitte ein.«

»Ganz wie Sie befehlen,« gehorchte er, aber als er dann die Selterwasserflasche zur Hand nahm, wehrte sie entsetzt ab: »Nein, nein, das nicht, wenigstens noch nicht gleich, erst möchte auch ich ein Glas Sekt.«

»Ach so, nun verstehe ich,« meinte er belustigt, »ich sollte, wie Sie vorhin sagten, eine Flasche Sekt trinken, weil Sie auf die Appetit verspürten. Aber wenn dem so ist, warum haben Sie sich da nicht auch ein Sektglas mitbringen lassen? Warten Sie, ich werde Ihnen eins holen.«

Wolf Graf von Baudissin:47 Graf Udo Bodo. Dem Andenken des Grafen Kuno. (Satirischer Roman [1905]) {Kap.IV}

Dann aber drängte Gräfin Cäcilie erneut zum Aufbruch, Graf Kuno und der Prinz gingen in ihre Zimmer, und Franz und der Jäger trugen den noch immer festschlafenden Udo Bodo in sein Schlafzimmer, kleideten ihn dort aus und brachten ihn zu Bett.

»Na, der ist nicht schlecht besoffen,« meinte Fritz, der Jäger.

Da schlug Udo Bodo, der bis dahin völlig regungslos gewesen war, ein Auge auf und sagte: »Besoffen? Höchstens leicht angesäuselt,« und gleich darauf war er wieder fest entschlafen.

»Ich bin nur begierig, ob wir heute noch etwas von dem Diner zu sehen bekommen.« meinte der Jäger, »ich bin wirklich begierig.«

Und die Gräfin Cäcilie war es erst recht, die saß in dem Salon in einer neuen Toilette, die nun kein Mensch bewundert hatte, und aß vor Wut beinahe ihr seidenes Taschentuch auf; sie war empört über die Verfassung, in der die Herren nach Hause gekommen waren, und was sie am meisten erregte, sie hatte niemand, dem gegenüber sie ihrem Herzen Luft machen konnte. Graf Kuno hatte sich eingeschlossen und sein lautes Schnarchen bewies, daß er vorläufig auch nicht wieder aufschließen würde, Udo Bodo war eine Leiche, und zu dem Prinzen konnte sie doch nicht ins Zimmer gehen. Sie war wütend auf die Herren, am meisten auf ihren Mann, weil der als Ältester und in seiner Eigenschaft als Vater der Jugend mit einem so schlechten Beispiel vorangegangen war, sie war wütend auf Udo Bodo, weil der ganz vergessen hatte, daß er ein Graf war und sich betrunken hatte, als wäre er ein Arbeiter, und sie war wütend auf den Prinzen oder sie wollte wenigstens wütend auf ihn sein, aber sie sagte sich, daß die Etikette und die Höflichkeit verlangten, einem Gaste, der unter ihrem Dache weilte, nicht zu grollen, besonders nicht, wenn dieser ein Prinz war, der später ihrem Stiefsohn sehr nützen konnte. So wollte sie sich allen Ernstes an das Klavier setzen und das schöne Lied spielen: »Ich grolle nicht«, aber da sie den Klavierschlüssel nicht finden konnte, gab sie diese edle Absicht auf.

Aus dem Diner wurde heute nichts, die Herren waren nicht wach zu bekommen, sie schliefen die ganze Nacht glatt durch, um erst am nächsten Morgen mehr oder weniger verkatert wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. Und dieser Tag ging eigentlich damit hin, daß ungeheure Quantitäten Selterwasser getrunken wurden, daß man davon sprach, wie famos man sich amüsiert habe, und daß man abends bei dem Diner den Entschluß faßte, morgen wieder zur Stadt zu fahren.

»Das paßt mir sehr gut.« meinte Gräfin Cäcilie, »da werde ich die Herren begleiten, ich habe einige dringende Besorgungen zu machen.« und sie erreichte mit diesen Worten ihren Zweck, denn von dieser Minute an wurde nicht mehr von dem Ausflug gesprochen. Und das erste Sektfrühstück blieb auch das letzte.

»Wenn wir uns jetzt wiedersehen, Papa,« meinte Udo Bodo am letzten Tag, »habe ich das Offiziersexamen bestanden, und nach weiteren acht Wochen bin ich Offizier, und dann, Papa, darfst Du mal was erleben.«

Wolf Graf und Eva Gräfin von Baudissin:48 Spemanns goldenes Buch der Sitte. Eine Hauskunde für Jedermann. (Spemanns Hauskunde, Bd. 4) [Ratgeber {1901}]

Kap.: Unsere Geselligkeit: I. Gesellschaften im eigenen Haus, Abschnitte 179, 185, 200, 220 und 233

179. Ueber die Bowle. Eine Bowle, einerlei welcher Art: Ananas, Pfirsich, Erdbeer, Waldmeister, Angostura, Apfelsinen u.s.w. erhöht sehr die behagliche Stimmung. Leider sind Bowlen recht unmodern geworden. Es liegt wohl zum Teil daran, daß jetzt der Hauptwert auf schnelles Servieren und kurze Tischzeit gelegt wird. Die Bowle aber beansprucht Beachtung und Ruhe und schon dadurch, daß der Krug den Tisch umkreist oder die Gläser dem Herrn, der den verantwortlichen Posten des Mundschenken übernommen hat, zurückgereicht werden, verlängert sie die Tischsitzung. Früher fand man es um so behaglicher, je länger man beisammen saß – jetzt darf man nicht zum ruhigen Genuß einer Speise oder eines Getränkes kommen, Schüsseln und Teller werden im Fluge gewechselt und schnell eilt man auf und davon: die Herren zum Bier und zur Cigarre – die Damen zur Cigarette und zum Bier oder Selterswasser! So ist die Bowle fast ganz auf die Familienfeste beschränkt und nur am Rhein freut sie sich ihres Daseins.

Im Norden giebt man außer dem Thee für die Damen zum Schluß des Abends oft Grog oder Punsch.

185. Getränke nach Tisch. In Frankreich trinkt man viel Wermut mit Angostura oder Absinth, auch das unschädliche Orangeade, in England Whisky und Soda oder Citronenlimonade zur Erfrischung – bei uns verdrängt das Bier nach den Mahlzeiten alle anderen Getränke. Es ist Sitte, gleich nach dem Kaffee Bier anzubieten und zwar nicht Flaschenbier. Man legt ein Faß auf, wenn viel Herren da sind, sonst nimmt man ein oder zwei Biersyphons oder die appetitlichen kleinen »Kannen«. Es ist erstaunlich, was für eine Unmenge Bier in Deutschland nach einem Diner getrunken wird!

Den Damen bietet man gleichfalls Bier an, außerdem Zucker- und Selterswasser.

Hat das Diner zeitig begonnen, so werden zum Schluß belegte Brötchen, Thee und Kuchen serviert.

200. Kaffee und Likör. Auch für den Kaffee wird man beim Tischdecken Sorge tragen müssen und Zuckerschale, Sahnetöpfchen, Mokkatassen und Löffelchen bereit setzen. Die Hausfrau wird meistens den Kaffee selbst bereiten oder wenigstens einschenken; ist das im Hause nicht Sitte, so muß man für zierliche, mit sauberen Deckchen belegte Tabletts sorgen, die von der Aufwartung zum Anbieten der Tassen benutzt werden.

Die Cognac- und Likörflaschen nebst Gläsern stellt man im Rauchzimmer bereit und der Hausherr selbst bietet den Damen einen Likör an.

Auch Biergläser und Gläser für Selters- und Zuckerwasser sind nötig. Ebenso setzt man Theegläser oder Tassen und kleine Teller mit Servietten zurecht, wenn nach dem Diner noch ein Imbiß serviert wird.

Auch bei der besten Dienerschaft und Aufwartung wird die Hausfrau den gedeckten Tisch nachsehen und sich durch Augenschein überzeugen, daß nichts vergessen worden ist.

220. Kostenfrage. Ferner: Wieviel wird ein Büffet per Kopf kosten? Wieviel, wenn wir zu Tisch gehen und es ein paar warme Gerichte giebt? Wieviel Wein brauchen wir? Wieviel Bier, Limonaden, Selterswasser etc.? Was kostet die Aufwartung? (Lohndiener, Kochfrau etc.) Was die Blumen, Kotillonscherze, Lotteriegewinne u.s.w.? Was das eventuelle Mieten von Tischen, Stühlen, Geschirr, Silber oder bei Theateraufführungen die Aufstellung der Bühne, der Coulissen oder der Zelte und Buden bei einem Bazar? Was bekommt der Klavierspieler oder das Orchester? Oder die Künstler, deren Hilfe und Mitwirkung man beansprucht?

233. Materielle Genüsse. Es hängt von der Wirtin ab, ob sie gleich im Anfang zu Tisch gehen läßt, was stets bessere Stimmung giebt, oder ob erst später, um zehn oder elf Uhr serviert werden soll. In letzterem Fall wird man aber Thee und Kuchen für die Damen und Bier und Wein für die Herren anbieten lassen müssen.

Für ein kleineres Ballfest genügen zwei oder drei Gerichte vollkommen. Nur dem Nachtisch wird man besonderen Wert beilegen und für ihn wird man ein paar Extraüberraschungen – besonders gute Konfituren, Knallbonbons, kleine Attrapen oder dergl. – aus sinnen müssen.

Als Getränk giebt man Rot- und Weißwein und eine Bowle, von der man auch während der Tanzpausen anbieten läßt. Da Tanzen sehr durstig macht, so sollte, mit Rücksicht auf Herren wie Damen, die Bowle möglichst unschädlich gehalten werden. Außerdem reicht man in den Pausen verschiedene Limonaden, Mandelmilch, Selterswasser, Eis, süße Speisen, Kuchen und Obstsalate herum.

Kap.: Außerhalb des Hauses: III. Im Restaurant, Abschnitt 505

505. Kinder im Wirtshause. Kinder gehören ebensowenig in ein Restaurant wie junge Hunde. Bis zum vierzehnten Jahr sollte man den Kindern überhaupt keinen Alkohol in irgend welcher Form und Gestalt zu trinken geben und auch, wenn man sie in dem Lokal nur mit Selterswasser, Schokolade und ähnlichen Erfrischungen ernährt, ist die Tabaksluft, die sie einzuatmen gezwungen sind, für die jungen Lungen nicht zu empfehlen, und außerdem hören sie oft mehr, als ihnen gut ist. Kinder, die noch im Kinderwagen herumgeschoben werden müssen, mit in eine Kneipe hineinzunehmen, ist die reine Sünde und das Herz kann einem fast stillestehen, wenn man abends um 12 Uhr oder noch später prügelnswerte Eltern in angeheitertem Zustand nach Hause gehen sieht, während der eine Teil der Familie den Kinderwagen mit dem schreienden Säugling vor sich hinschiebt. Wer Kinder hat, hat auch gegen diese Pflichten, und der Wunsch, einen Abend in dem Restaurant zu verleben, darf nicht dazu führen, sich dieses Vergnügen dadurch zu erkaufen, daß man die Gesundheit der Kleinen auf das Spiel setzt.

Wilhelmine von Bayreuth: Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709-1742) [Kap. 18]

Meine Gesundheit war indessen etwas kräftiger geworden. In Ermangelung eines besseren Arztes hatten wir Zeitz behalten müssen. Er gab mir Selterswasser und Ziegenmilch zu trinken und schrieb mir während meiner Kur viel Bewegung vor. Ich machte Schießübungen und ging fast jeden Tag mit dem Markgrafen auf die Jagd.

Michael Becker: Der Hühnermord zu Trebatsch oder Das Ludwig-Leichhardt-Melker-Abitur (Impressionen aus der DDR)

Die Männer tranken Bier und Gelben, die Frauen süßen Wein und Eierlikör aus Schokobechern.

An das heute überall in Strömen fließende obligatorische Selterwasser oder gar Stille Wasser kann ich mich nicht nur nicht erinnern, es gab kein. Das musste wohl noch erfunden werden. Erwähnen möchte ich aber, dass im Verhältnis zu heute ganz entschieden viel weniger Hochprozentiges gepichelt wurde und nicht etwa nur der Sparsamkeit halber. (S. 34)

Ludwig van Beethoven: Brief aus Baden an seinen Neffen Karl in Wien (Anfang Juli 1825)49

heut ist Frejtag

morgen

Sonnabend

Hier ko it Satanas – heute hat sich ihre kochende wuth und ihr wahnsinn etwas nachgelassen, unterdeßen – sollte sie sich an Dich wenden wollen, so verweist Du sie auf übermorgen bej mir – die gantze woche mußte ich wie ein heiliger leiden u. dulden – fort mit diesem pöbelgeschmeiß, welcher vorwurf für unsere Kultur, d.g. durchaus zu benöthigen, was wir verachten unß so nahe wissen zu müßen – morgen geh mit ihr wegen dem setterwaßer bejm Karolinen Thor, wie vormahls, sollten die kleine Krüge eben so Echt als die großen sejn, so könnte man solche nehmen, ich glaube aber, daß es sicherer mit den großen sejn muß. ce depend de votre Esprit votre distinction etc – jetzt leb wohl lieber sohn mach ja, daß wir das Echte nicht künstlich gemachte Selterwaßer erhalten, geh ja mit, sonst könnte ich, wer weiß, was erhalten – nun lebt wohl bestes Lumperl, wir sind euch so ziemlich zugethan, übermorgen um 8 uhr erwarten wir euch, das Frühstück wird nicht fehlen; wenns nur nicht wie gewöhnlich das spätstück würde – ah au diable avec ce grands coquins de Neveux – alles vous en – soyés mon fils mon fils bien aime –50

adieu – je vous baise

Votre pére sincere

co ie toujours

Monsieur

Charles van Beethoven

a

Vienne

Kommentar (BW):

Der schwer kranke Ludwig van Beethoven forderte von seinem Neffen Karl, den er wie seinen eigenen Sohn ansah und am 6. März 1823 zum Universalerben machte, die Köchin sollte ihm nur echtes und kein künstliches Selterswasser bringen, denn nur das wolle er zur Genesung trinken. (Man beachte die willkürlichen Schreibweisen des Wortes "Selterswasser", weil es zu dieser Zeit noch keine orthographischen Normen gab!)

Man riet dem Komponisten aber später: "Du sollst jetzt ja kein Selterwasser mehr trinken. Es ist schon zu kalt."

Anthony Berkeley:51 Der Fall mit den Pralinen (Englische Originalausgabe: "The Poisoned Chocolates Case") [Kriminalroman {1929}] <Kap. 7>

Gewiss entsinnen Sie sich noch der Einzelheiten. Mr. Cornish, Direktor des bekannten Knickerbocker Athletic Club, erhielt mit seiner Weihnachtspost einen kleinen Silberpokal und ein Fläschchen Selterswasser an seine Clubadresse. In dem Glauben, es handle sich um einen Jux, hob er die Verpackung auf, um den Spaßvogel identifizieren zu können. Ein paar Tage später klagte eine in der gleichen Pension wie Cornish wohnende Dame über Kopfschmerzen, und Cornish gab ihr etwas von dem Selterswasser. Innerhalb kürzester Zeit war sie tot, und Cornish, der, weil sie es bitter gefunden, lediglich einen Schluck davon probiert hatte, erkrankte, genas aber später wieder.

Mieze Biedenbach: Mieze Biedenbachs Erlebnisse. Erinnerungen einer Kellnerin. (Autobiographie [1906])

In den drei miteinander verbundenen Wirtsstuben herrschte stets ein gewaltiger Klimbim, der sich in der verschwiegenen »Privat«-Hinterstube weit über die Polizeistunde, manchmal bis zum hellen Morgen ausdehnte. Aber es kam doch auch öfter vor, daß das Lokal mal eine Stunde leer war. Dann gönnte der Klavierspieler seinen hageren Händen, die sonst unermüdlich die Tasten verhauten, Ruhe und nickte ein Weilchen, der Harfenist begab sich ans Büfett, hinter dem die hahnenbunt aufgetakelte Wirtin thronte, und stippte zur Erwärmung und Abkühlung abwechselnd Schnäpse und Selterwasser herunter, der Barde dröselte, das edle Haupt auf die Sofalehne gedrückt im trauten Halbschlurnmer, und wir Kellnerinnen hockten auf den Stühlen umher und wenn unsere Blicke einander trafen, dachte jede dasselbe: wenn man sich jetzt mal ausstrecken und schlafen könnte, achtundvierzig Stunden hintereinander, und aufwachen und sich umdrehen und weiter schlafen, daß nur einmal einem dieses verfluchte Gefühl des gänzlichen Erlahmens der Lebensgeister, dieses scheußliche Bewußtsein körperlicher Schachmattigkeit bis zur Grenze des Erträglichen verlassen wollte. Und das einzige, was unser mattes, grau umdüstertes Hirn mit ein bißchen Helle erfüllte und unseren müden Knochen die absolut nötige Haltkraft zum Aufrechtbleiben gab, war das vage Wörtlein »Hoffnung«: Es wird ja doch mal besser werden.

Ich für meine Person habe meine Hoffnung immer nur auf mich selber gesetzt. Habe nie daran gezweifelt, daß die Kraft mir ein besseres Los zu schaffen einzig in mir selber liegt, und daß ich eines Tages den Weg zu einer besseren Existenz finden muß ... Aber meine Kolleginnen hofften alles Heil von einer Heirat oder von einem glänzenden Verhältnis.