Sie war nur eine Magd - Toni Waidacher - E-Book

Sie war nur eine Magd E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Sissi, komm und hilf mir mal bei den Bettlaken«, rief Resl Wendler. Der Wind fegte derart über die Bergwiese hinter dem Obermoserhof, daß der Magd die Wäsche von der Leine zu reißen drohte. Elisabeth, ihre zwanzigjährige Tochter, war gerade damit beschäftigt, die Kaninchen zu füttern, die in einem Stall hinter dem Bauernhaus ihren Platz hatten. Sie legte die restlichen Kohlblätter und Möhren beiseite, verriegelte die Tür und lief zur Wiese hinüber. Dort waren Leinen gespannt, die an langen Pflöcken befestigt waren, die man in den Boden gerammt hatte. Ihre Mutter versuchte verzweifelt, ein großes Laken zusammenzulegen, das der kräftige Wind immer wieder auseinanderwehte. Sissi lachte, als sie ihre Mutter erblickte. Sie sah aus, als schwenke sie eine große weiße Fahne. »Lach' net. Hilf mir lieber.« Zusammen gelang es ihnen, das Wäschestück zu bändigen. Über dem Kogler brauten sich drohend dunkle Wolken zusammen. »Wird Zeit, daß die Wäsche abkommt. Es zieht ein Wetter herauf.« Das junge Madel machte ein eher skeptisches Gesicht. »Glaub' ich net. Der Wind treibt's eher fort.« »Mir soll's recht sein«, meinte die Mutter.

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Der Bergpfarrer – 371 –

Sie war nur eine Magd

Diese heimliche Liebe steht unter keinem guten Stern

Toni Waidacher

»Sissi, komm und hilf mir mal bei den Bettlaken«, rief Resl Wendler.

Der Wind fegte derart über die Bergwiese hinter dem Obermoserhof, daß der Magd die Wäsche von der Leine zu reißen drohte.

Elisabeth, ihre zwanzigjährige Tochter, war gerade damit beschäftigt, die Kaninchen zu füttern, die in einem Stall hinter dem Bauernhaus ihren Platz hatten. Sie legte die restlichen Kohlblätter und Möhren beiseite, verriegelte die Tür und lief zur Wiese hinüber.

Dort waren Leinen gespannt, die an langen Pflöcken befestigt waren, die man in den Boden gerammt hatte. Ihre Mutter versuchte verzweifelt, ein großes Laken zusammenzulegen, das der kräftige Wind immer wieder auseinanderwehte. Sissi lachte, als sie ihre Mutter erblickte. Sie sah aus, als schwenke sie eine große weiße Fahne.

»Lach’ net. Hilf mir lieber.«

Zusammen gelang es ihnen, das Wäschestück zu bändigen. Über dem Kogler brauten sich drohend dunkle Wolken zusammen.

»Wird Zeit, daß die Wäsche abkommt. Es zieht ein Wetter herauf.«

Das junge Madel machte ein eher skeptisches Gesicht.

»Glaub’ ich net. Der Wind treibt’s eher fort.«

»Mir soll’s recht sein«, meinte die Mutter. »Ist ohnehin noch genug zu tun. Da fehlte es noch, daß die Wäsche wieder naß wird.«

Sie befühlte ein paar Stücke, die noch nicht ganz trocken waren. Dann schaute sie ihre Tochter fragend an.

»Glaubst’ wirklich, wir können’s noch hängen lassen?«

»Aber ja, Mutter«, nickte Sissi. »Schau, da drüben wird’s schon wieder hell.«

Resl blickte zu den majestätischen Bergen hinauf. Sissi schien recht zu haben. Die Wolken segelten in südliche Richtung ab.

»Außerdem können wir gar kein schlechtes Wetter gebrauchen«, fuhr das Madel fort. »Wo doch der Toni morgen nach Haus’ kommt.«

»Erinner’ mich bloß net daran«, seufzte die Magd. »Da steht uns noch eine Menge Arbeit bevor.«

Sissi hörte den Einwand gar nicht. In Gedanken war sie schon bei Toni Obermoser, dem Sohn des Bauern, der nun endlich, nachdem er über zwei Jahre in der Fremde war, zurückkehren sollte.

Eine unendlich lange Zeit, schien es, war er fortgewesen, und sie hatte die Trennung nur verkraften können, weil sie sich seiner Liebe sicher war. Immer wieder hatten sie diese Liebe in ihren Briefen beschworen. Jeden einzelnen hütete Sissi wie einen kostbaren Schatz.

Und wenn er endlich wieder daheim war, dann sollte ihr größter Wunsch in Erfüllung gehen – Toni würde bei den Eltern um ihre Hand anhalten. Sie kannten sich, seit sie Kinder waren. Vor über dreißig Jahren waren Franz und Resl Wendler auf den Obermoserhof gekommen. Hier war auch Sissi geboren und aufgewachsen, und hier hatte sie eine Stelle als zweite Magd nach ihrer Mutter bekommen.

Mit dem kleinen Anton hatte sie in der Sandkiste gespielt, zusammen waren sie in die Schule gegangen, und gemeinsam waren sie getauft und gefirmt worden.

Lange Zeit wuchsen sie wie Bruder und Schwester auf. Doch als sie älter wurden, da wurden auch die Blicke anders, mit denen sie sich ansahen. Scheu war der erste Kuß droben auf dem Heuboden, und ein Geheimnis blieb ihre Liebe bis zum heutigen Tag.

Briefe schrieben sie sich heimlich nach Tonis Fortgang. Eine Freundin drunten im Dorf übernahm die Rolle der Liebesbotin, denn an ihre Adresse richtete der Bauernsohn seine Post, die nicht für die Eltern bestimmt war.

Für zwei Jahre war Anton Obermoser zur Bundeswehr gegangen. Nach der Grundausbildung wurde er in einer NATO-Einheit in Holland stationiert und schließlich ein Vierteljahr später nach Kanada befehligt, wo er eine Ausbildung als Helikopterpilot machte.

Die Entfernung ließ es nicht zu, daß er, selbst wenn er Urlaub hatte, nach Hause kam. Dafür waren die Briefe, die sie sich schrieben, voller Liebe und Wärme, und in allen stand das Versprechen, Sissi nach seiner Heimkehr zum Traualtar zu führen.

Oft träumte das Madel von diesem Tag. Aber es wußte auch, daß es nicht ganz einfach sein würde. Denn wie ein dunkler Schatten lag über ihrer Liebe die Tatsache, daß Toni schon lange einer anderen versprochen war...

*

»Grüß dich, Loisl«, winkte der Stadlerbauer seinem Nachbarn zu, der eben auf den Hof gefahren kam.

Alois Obermoser war aus seinem Wagen gestiegen und reichte Hubert Stadler die Hand.

»Na, jetzt ist’s ja bald soweit, was?« meinte der Bauer gutgelaunt. »Da bekommst’ ein fleißiges Madel auf deinen Hof.«

»Ja«, nickte der Besucher. »Ich bin auch froh, wenn der Bub endlich wieder da ist und er und die Katja geheiratet haben. Allmählich wird’s alles ein bissel schwer für mich. Wenn ich den Franz net hätt’ – ich wüßt’ net, wie ich die ganze Arbeit allein schaffen sollt’.«

»Komm erstmal herein«, sagte Hubert. »Wir woll’n schon mal auf die Rückkehr von deinem Toni anstoßen.«

In der Diele des großen Bauernhauses holte er eine Flasche Obstler und zwei Gläser aus dem Schrank.

»Prost, Loisl.«

Die beiden Männer tranken den selbstgebrannten Schnaps und schüttelten sich.

»Teufel, der ist gut!« rief Alois aus.

Hubert grinste.

»Das laß mal net Hochwürden hören«, mahnte er. »Im Keller hab’ ich noch zwanzig Flaschen davon. Extra für den großen Tag aufbewahrt. Ich hoff’ nur, daß er auch reichen wird.«

Der Bauer schenkte nach.

»Bloß schad’, daß meine Traudel es net mehr erlebt«, sagte der Obermoserbauer gedankenverloren.

Seine Frau war vor drei Jahren gestorben, nachdem sie sich lange krank und siechend dahgeschleppt hatte.

»Dafür bekommst’ ja jetzt eine Schwiegertochter ins Haus«, tröstete der Nachbar ihn. »Und die fetten Wiesen als Mitgift dazu.«

Die Almwiesen waren Teil der Vereinbarung, die die beiden Bauern schon vor Jahren geschlossen hatte, als sie ihre Kinder einander versprachen. Bis zur Hochzeit durfte Loisl Obermoser die Wiesen nutzen, danach sollten sie in seinen Besitz übergehen. Wenn Katja und Toni dann einmal soweit waren, daß sie alles übernehmen konnten, würden sie einen großen Hof mit vielen Äckern und Wiesen bewirtschaften.

Hubert Stadler hatte es sich gut überlegt, bevor er diesen Handel einging. Für ihn schien es die beste Lösung zu sein, denn Katja konnte den väterlichen Hof nicht erben. Der gehörte Thomas, dem Erstgeborenen. Daher wollte der Alte, daß seine Tochter gut versorgt war.

»Woll’n wir noch einen?« fragte der Bauer und deutete auf die Flasche.

»Bloß net’«, winkte Loisl ab. »Ich muß ja noch fahren. Eigentlich bin ich hergekommen, um zu fragen, ob die Katja net Lust hat, mit in die Stadt zu fahren, wenn ich den Toni morgen von der Bahn abhol’.«

Hubert Stadler wischte sich verlegen über das Gesicht.

»Tja, weißt’, Loisl, die ist im Moment gar net da. Katja ist mit Franziska in die Stadt gefahren.«

Er zwinkerte mit dem rechten Auge.

»Schon mal nach einem Brautkleid Ausschau halten.«

»Ach so, dann fahr’ ich wieder. Sie kann ja anrufen, wenn deine Frau und sie wieder zurück sind.«

»Ist recht«, meinte Hubert und atmete insgeheim auf. »Ich werd’s ihr ausrichten.«

Er brachte den Nachbarn zum Auto und winkte ihm nach. Dabei kratzte er sich an seinem Bart und dachte an die faustdicke Lüge, die er Loisl gerade aufgetischt hatte.

Die hübsche Katja Stadler war nämlich keineswegs mit der Mutter in der Stadt, um nach einem Brautkleid zu sehen. Ganz im Gegenteil – erst beim Frühstück hatte es wieder eine Auseinandersetzung gegeben, weil das Madel seinen Kopf durchsetzen wollte.

»Es ist mir noch viel zu früh zum Heiraten!« hatte sie gesagt. »Und der Toni schreibt auch immer, daß wir noch warten soll’n.«

Hubert konnte gar nicht verstehen, was die beiden hatten. Sie waren doch im besten Alter, und sie kannten sich von Kindesbeinen an.

Anfangs hatte er gar befürchtet, die Tochter wolle den Nachbarssohn überhaupt nicht heiraten. Doch dann beruhigte ihn die Tatsache, daß die beiden sich regelmäßig schrieben, und sein Argwohn verschwand.

Als er jetzt allerdings dem davonfahrenden Nachbarn hinterherschaute, war ihm überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, die geplante Hochzeit könne durch etwas Unvorhergesehenes platzen.

*

»Was hast’ denn, Madel? Was schaust’ denn so traurig?«

Markus Neumayr blickte Katja Stadler fragend an.

Sie saßen auf einer Wiese am Rande des Bergwaldes. Katja hatte ihren Kopf an seine Brust gelehnt und blickte stumm vor sich hin.

»Angst hab’ ich, Markus«, erwiderte sie. »Morgen kommt der Toni zurück, und dann erwarten die Eltern, daß wir heiraten.«

Der junge Knecht, der seit drei Jahren auf dem Stadlerhof arbeitete, strich ihr über das Haar.

»Ich denk’, ihr seid euch einig, du und Toni, daß ihr dieser Hochzeit niemals zustimmen wollt?«

»Wir schon. Aber frag’ mal uns’re Väter. Erst heut’ morgen gab’s zu Haus’ wieder einen Streit deswegen.«

Markus stieß einen zischenden Laut aus.

»Pah, was woll’n denn eure Eltern machen, wenn ihr nein sagt?«

Katja wedelte eine Fliege fort, die vor ihrem hübschen Gesicht herumflog. Zwanzig Jahre alt war sie jetzt. Ein Madel, nach dem die Burschen sich die Hälse verdrehten.

Aber ihr Herz gehörte einzig dem Knecht, und daß Markus auch noch auf dem Hof ihres Vaters arbeitete, machte die Angelegenheit nicht leichter.

»Ich weiß net, was sie machen werden. Aber genau deshalb hab’ ich ja Angst. Ich bin noch net volljährig und muß tun, was die Eltern von mir verlangen.«

»Und Toni? Der muß doch älter sein.«

»Schon. Aber wenn er net so will wie sein Vater, wird der ihn enterben.«

»Himmel, was sind das für Verhältnisse?« schüttelte Markus Neumayr den Kopf. »Man könnt’ ja denken, wir leben im vorigen Jahrhundert. So was gibt’s doch heutzutag’ gar net mehr, daß die Eltern die Kinder verheiraten. Sollte man jedenfalls glauben.«

Katja drehte ihren Kopf herum und sah ihm in die Augen.

»Irgendwie schaffen wir’s doch, oder?«

Der Knecht nickte ihr aufmunternd zu.

»Natürlich werden wir’s schaffen«, erwiderte er ernst und blickte sie liebevoll an. »Glaubst’ wirklich, ich würd’ dich im Stich lassen und kneifen? Uns bringt nix auseinander. Auch dein Vater net.«

Er gab ihr einen Kuß.

»Wie steht eigentlich deine Mutter dazu?«

Katja zuckte die Schultern.

»Die tut, was Papa sagt. Ich fürcht’, Hilfe können wir von ihr net erwarten.«

»Dann werden wir die Sache wohl selbst in die Hand nehmen müssen.«

Angstvoll sah sie ihn an.

»Was hast’ vor?«

»Was schon. Mit deinem Vater sprechen natürlich. In einem ganz vernünftigen Gespräch, von Mann zu Mann, wird er dann schon einsehen, daß er dem Glück seiner einzigen Tochter net im Weg’ steh’n darf.«

Katja legte ihre Hand auf seinen Arm.

»Nein, Markus, bitte net«, flüsterte sie. »Noch net. Laß uns warten, bis wir mit Toni gesprochen haben. Er weiß doch über uns Bescheid, wie wir über ihn und die Sissi. Vielleicht hat er eine Idee, wie wir’s anstellen können.«

Der Bursche drückte sie fest an sich.

»Also gut, sprechen wir erst’ mal mit deinem ›Verlobten‹«, nickte er. »Aber viel Zeit bleibt uns net. Dein Vater red’t ja schon andauernd von deiner Hochzeit und nix and’rem mehr.«

Das Madel seufzte.

»Ich weiß, Liebster.«

Katja erhob sich.

»Ich muß los«, sagte sie. »Zu Haus’ werden s’ sich eh schon fragen, warum’s so lang’ dauert, bis ich uns’rem Knecht das Essen gebracht hab’.«

»Meinst’, sie haben schon Verdacht geschöpft?«

Die Bauerstochter zuckte unwillkürlich zusammen.

»Ich hoff’ net«, antwortete sie.

Sie reckte sich zu dem Knecht, der gut einen Kopf größer war als sie, und gab ihm einen Kuß.

»Auf bald, Liebster.«

Markus drückte sie an sich.

»Keine Angst«, sagte er zärtlich. »Wenn wir zusammenhalten, kann uns gar nix passieren.«

Katja Stadler stieg auf ihr Fahrrad und fuhr den sandigen Weg hinunter. Bis zum elterlichen Hof brauchte sie eine gute Viertelstunde. Als sie zu Hause ankam, warteten die Eltern schon auf sie.

»Wo bleibst’ denn so lang’?« brummte der Vater sie an.

Offenbar war er immer noch über den morgendlichen Streit mißgestimmt. Traudel Stadler hatte den Tisch gedeckt und stellte den Topf mit der Suppe auf. Die Familie setzte sich, und der Bauer sprach das Tischgebet.

»Guten Appetit, zusammen«, wünschte er und sah seine Tochter an. »Der Obermoser war am Morgen da. Er wollt’ wissen, ob du morgen mit in die Stadt fährst, den Toni von der Bahn abholen.«

Katja zuckte zusammen. Die Zeit verging viel zu schnell. Vor ein paar Wochen schien der Termin noch meilenweit entfernt zu sein. Jetzt waren es nur noch ein paar Stunden, bis der Nachbarssohn wieder daheim war. Am liebsten hätte sie den Eltern gleich gesagt, wie es um sie stand. Aber das hätte nur neuen Ärger heraufbeschworen.

Vielleicht, überlegte sie, war es gar keine schlechte Idee, mit zum Bahnhof zu fahren. So würde sie den Anschein erwecken, sie freue sich über Tonis Rückkehr.

»Was ist?« fragte Hubert Stadler ungehalten. »Bekomm’ ich eine Antwort?«

»Ja, natürlich fahr’ ich mit«, erwiderte das Madel schnell.

Der Bauer nickte zufrieden und widmete sich wieder seiner Suppe.

Seine Frau sah die Tochter nachdenklich an. Irgend etwas an Katjas Verhalten war anders als sonst. Aber die Bäuerin konnte nicht sagen, was es war.

Stand es mit der bevorstehenden Hochzeit zusammen?

Sie erinnerte sich, wie aufgeregt sie selbst gewesen war, als sie ihren Hubert heiratete. Wochenlang konnte sie vorher nicht richtig schlafen. Bei Katja mußte es wohl ähnlich sein.

Die Tür ging, und Florian, der Sohn, betrat die Küche. Er setzte sich neben Katja und grinste sie an.

»Na, Schwesterherz, nun ist’s ja bald soweit«, meinte er, während er sich von der Suppe auffüllte.

Die Bauerstochter sah ihn nicht an.

Sie hielt den Kopf gesenkt und starrte auf ihren Teller, dabei führte sie mechanisch den Löffel zum Mund. Florian schüttelte den Kopf.

»Was hat sie denn?« fragte er seine Mutter.

»Laß sie«, antwortete Traudel

Stadler. »Sie ist nervös, wegen der Hochzeit. Schließlich ist’s ja auch ein ernster Schritt, den sie da geht.«

Florian grinste immer noch – sehr merkwürdig...

»Dafür heirat’t sie immerhin auf den größten Hof im ganzen Wachnertal ein.«

Katja funkelte ihn böse an. Der hatte leicht reden, dachte sie. Er muß kein Madel heiraten, das er net liebt, sondern kann sich seine Braut aussuchen.

Das Leben war einfach ungerecht!

Je mehr sie darüber nachdachte, um so trauriger wurde sie. Doch sie durfte sich nichts anmerken lassen. Noch nicht. Aber wenn alle Stricke zu reißen drohten, dann wollte sie auf den Tisch hauen!

Katja hoffte nur, daß sie dann auch den Mut dazu aufbringen würde.