Silence II - Alfred Broi - E-Book

Silence II E-Book

Alfred Broi

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Beschreibung

Stille breitet sich aus... Als Selina Walker im Krankenhaus erwacht, weiß sie, dass sie den schweren Autounfall zwar überlebt hat, jetzt aber auf der Todesliste des psychopathischen Geschwisterpaars ganz oben steht. Die nächsten Opfer lassen auch nicht lang auf sich warten und offenbaren ein weiteres Mal den grausamen und exzessiven Schrecken, den diese gnadenlosen Serienkiller zu verbreiten vermögen. Doch Selina ist nicht gewillt, sich davon abzuwenden. Zusammen mit Damians Stellvertreterin Lilian Bedford setzt sie einen Puzzlestein nach dem anderen zusammen, doch ist ihr klar, dass sie den Killern nur das Handwerk legen kann, wenn sie auch das Geheimnis um die Geisterstadt im Norden Pembrooks entwirrt. Dies allerdings erweist sich als monströser und tiefgreifender, als sie es sich je hätte vorstellen können und es sind Menschen darin involviert, die ihr sehr nahestehen. bevor Selina jedoch die Wahrheit erkennt, machen ihre Gegner einen unerwarteten Zug, der in einer Katastrophe zu enden droht. Nur schnelles Handeln könnte dies noch verhindern - doch dazu muss Selina eine Entscheidung treffen, die sie in ihren Grundfesten erschüttert und alles infrage stellt, woran sie je geglaubt hat... Silence II - The smell of... ist die Fortsetzung der atemlosen Trilogie in die finstere Hölle eines Serienkillers...schonungslos, blutig und noch immer ganz sicher nichts für schwache Nerven

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Inhaltsverzeichnis

Prolog: 1975 - Die Offenbarung

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Teil I: Bittersüß

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Teil II: auerscharf

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Teil III: Salzig

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Teil IV: Süßsauer

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Teil V: Rauchbitter

Weiterhin erschienen

Twice

Dämon I - Out of hell

Halo

Genesis I – Wundervolle Welt

Weiter mit

Ben

Arena

Silence I - The Color of...

Prolog

1975

Die Offenbarung

I

Warum er erwachte, vermochte Raymond nicht zu sagen.

Wahrscheinlich war es irgendein Geräusch aus dem Fernseher gewesen, der keine zwei Meter von ihm entfernt auf einem Holztischchen stand.

Raymond brauchte einen Moment, um sich zu orientieren.

Er lag in seinem Bett, trug aber noch immer seine Jogginghose und sein T-Shirt.

Klar, erinnerte er sich. Ich bin vor der Glotze eingepennt! Diese Erkenntnis ließ ihn frustriert stöhnen. Verdammt! Es ist Samstagnacht und ich liege in meinem Bett! So ein Mist!

Dabei hatte er für diesen Abend doch etwas gänzlich Anderes geplant:

Schon vor einigen Wochen hatten Raymonds Eltern ihm und seiner älteren Schwester Maggie mitgeteilt, dass an diesem Wochenende im gut zweihundert Kilometer entfernten Sacramento ein Klassentreffen ihrer Mutter stattfinden würde, an dem sie teilnehmen wollten.

Entsprechend hatten sie heute am frühen Nachmittag das Haus verlassen und würden auch erst am morgigen Sonntagabend zurücksein.

Es war das erste Mal, dass sie ihre beiden Kinder über Nacht allein ließen, doch da Maggie mit siebzehn und Raymond mit fünfzehn bereits alt genug und auch schon sehr verantwortungsbewusst waren, vertrauten sie darauf, dass während ihrer Abwesenheit kein Unglück geschah und diese Reise somit den Grundstein für ähnliche Aktivitäten dieser Art bilden konnte.

Zur weiteren Beruhigung hatte sich Raymond einen Freund zum Übernachten eingeladen. Und Maggies beste Freundin Claire hatte versprochen, den Abend mit ihr hier zu verbringen.

Damit waren ihre Eltern restlos beruhigt und fuhren mit einem Lächeln auf den Lippen davon.

Raymond war ziemlich sicher, dass das Klassentreffen für seine Eltern jedoch nur zweitrangig war. Vielmehr würden sie wohl die Tatsache ausnutzen, in ihrem Hotelzimmer ausgiebigen Sex haben zu können und dabei - noch viel wichtiger - nicht auf Lautstärke achten zu müssen. Raymond wusste, dass seine Eltern regelmäßigen Geschlechtsverkehr hatten, denn so sehr sie es auch versuchten, er konnte seine Mutter immer leise dabei stöhnen hören. Und die Intensität und die hörbare Wollust darin brachte ihm jedes Mal eine hammerharte Erektion, die er leidlich auszukosten wusste.

Doch wie dem auch war, Raymond freute sich auf einen schönen Abend mit seinem Freund Warren. Sie wollten erst ein paar Filme gucken und dann um Mitternacht noch um die Häuser ziehen.

Gegen siebzehn Uhr aber rief Warrens Mutter an und teilte ihm mit, dass ihr Freund sich wohl eine Magenverstimmung zugezogen hatte und seit geraumer Zeit kotzend über der Kloschüssel hing.

Damit hatte sich ihr schöner Plan vollkommen in Luft aufgelöst und Raymond war nichts Anderes übriggeblieben, als sich nach dem Abendessen in sein Zimmer zu verziehen und die Filme, die er mit Warren sehen wollte, allein anzuschauen. Auf seine Schwester und ihre hochnäsige und eingebildete Freundin Claire hatte er wahrlich keine Lust.

Irgendwie hatten ihn die Langeweile und der Frust über den verkorksten Abend dann wohl müde gemacht. Er konnte sich noch daran erinnern, dass es gegen halb elf an der Haustür geklingelt hatte. Das muss Claire sein, dachte Raymond noch, denn er wusste, dass Maggies Freundin erst noch im Restaurant ihrer Eltern hatte aushelfen müssen, dann waren ihm glatt die Augen zugefallen.

Wie spät ist es? Raymond drehte sich mit einem Stöhnen herum und blickte auf den Wecker auf dem Beistelltisch. Die Leuchtziffern der Digitalanzeige zeigten 23.36 Uhr. Ach Mist, dachte er. Warum kann es nicht schon morgens sein, dann wäre diese verdammte Nacht wenigstens schon rum? Jetzt aber war er wieder wach, an erneutes Einschlafen somit nicht zu denken. Gott, ist das langweilig! Im nächsten Moment verspürte er Durst. Er drehte sich nach links und blickte über die Bettkante zu Boden, wo er eine Flasche Coke wusste. Sie war auch noch da, allerdings leer. Mit einem frustrierten Stöhnen drehte er sich zurück auf den Rücken. Doch hatte er gehofft, der Durst würde vergehen, so sah er sich getäuscht. Ihm würde nichts Anderes übrigbleiben, als aufzustehen und sich aus der Küche eine neue Flasche Coke zu holen.

Lustlos und schwerfällig wälzte er sich aus dem Bett, wo er erst einmal stehenblieb und gähnte und sich ausgiebig streckte. Dabei verspürte er einen deutlichen Druck auf der Blase. Ich sollte vielleicht erstmal Platz für neue Coke schaffen! dachte er und schlug den Weg ins Bad ein. Nach einem Schritt aber hielt er inne, weil er am Fußende seines Bettes den Pizzakarton sah, in dem sich noch zwei Stücke befanden. Die gute Maggie! dachte er sogleich, da ihm seine Schwester, als sie gehört hatte, dass Warren nicht kommen konnte, aus Mitleid schnell seine Lieblingspizza als Entschädigung und Seelenbalsam besorgt hatte. Sie ist wirklich lieb! war er sicher. Lieb und sehr hübsch und… Ein Lächeln huschte über seine Lippen und ein leichtes Kribbeln zuckte in seine Lenden …echt heiß! Fast wie automatisch griff er in die Schachtel, fischte eines der beiden Pizzastücke heraus und schob es sich in den Mund. Böse Gedanken! war ihm klar. Böser Junge! Doch musste er erneut lächeln. Vor der Toilette schob er seine Hose vorne herab und urinierte stöhnend ins Becken, während er weiterhin die Pizza genoss.

Als er fertig war, zog er seine Hose wieder hoch und betätigte die Spülung.

Mit nackten Füßen über den Teppichboden schlurfend und sich mit der linken Hand am Bauch kratzend, taumelte er noch immer nicht richtig wach aus dem Zimmer, wobei er weiter die Pizza aß und ab und an leise stöhnte.

*

Im Haus brannten nur wenige Lampen und es schien alles ruhig zu sein.

Raymond ging ein paar Schritte den Flur entlang und blieb schließlich vor dem Zimmer seiner Schwester stehen, um zu horchen, ob die beiden Mädchen (nackt, engumschlungen, sich küssend - Heißer Gedanke! Raymond musste lächeln) in Maggies Zimmer waren.

Die Tür stand einen Spalt offen, doch der Raum dahinter war dunkel und leer.

Dann sind sie vielleicht nochmal weg! dachte er und verspürte sogleich einen kurzen Stich im Magen, weil ihm bewusstwurde, dass er dann ja allein im Haus war. Nicht, dass er wirklich Angst gehabt hätte, aber er besaß eindeutig eine sehr ausgeprägte Fantasie! Für einen kurzen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, wieder zurück in sein Zimmer zu gehen, doch dann schalt er sich einen Narren und setzte seinen Weg fort.

Er hatte auch kaum die ersten drei Stufen der Treppe ins Erdgeschoss hinter sich gebracht, da konnte er leise Stimmen aus dem Wohnzimmer hören und eine Sekunde später auch das charakteristische Flimmern des Fernsehers erkennen. Erleichterung befiel ihn. Sie sind im Wohnzimmer und sehen fern! wusste er und entspannte wieder. Aber ich will nicht, dass sie mich sehen! mahnte er sich sogleich. Auf das blöde Gelaber von Claire kann ich jetzt ganz sicher nicht! Ein kurzes Zucken in den Lenden erinnerte ihn erneut daran, dass seine Abneigung gegen Maggies Freundin eigentlich schade war, denn körperlich fand er sie beinahe ebenso heiß, wie seine Schwester. Wenn sie doch nur nicht so hochnäsig und widerlich wäre, dann könnten wir vielleicht zusammenkommen!? Raymond fand diesen Gedanken wirklich sehr schön und nichts dabei, dass er zwei Jahre jünger war, als sie. Doch Claire würde ihm sicherlich etwas husten und seine Avancen als lächerlich abtun. In seiner Fantasie stellte er sich daher oft vor, sie würde entführt werden und er konnte sie heldenhaft erretten, woraufhin sie sich ihm dankbar hingab und am Ende erkennen musste, dass und was für ein Mann er war, der sie in wilde und ekstatische Zuckungen zu bringen vermochte, sodass sie sich selbst eine Närrin schalt, dass sie sich ihm so lange verweigert hatte. Raymond konnte sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. Schöne Fantasie! Aber…! Er verzog im nächsten Moment seine Mundwinkel schon zu einer säuerlichen Grimasse. …ganz sicher mit Claire nicht zu machen. Blöde, dumme, …geile Pute!

Raymond fühlte sich in seinem Vorhaben bestärkt, lautlos in die Küche zu huschen, sich die Coke zu holen und dann wieder in seinem Zimmer zu verschwinden. Dort kann ich mich ja dann weidlich weiter mit ihr und ihrem Körper beschäftigen.

Doch als Raymond den unteren Flur erreicht hatte, blieb er unvermittelt stehen, denn zwar konnte er als eine der Stimmen unmissverständlich die seiner Schwester Maggie erkennen, die andere aber war ebenso eindeutig nicht die von Claire, sondern glasklar…männlich!

Oh Mann! Raymond konnte natürlich nicht verhindern, dass seine Gizmos im Kopf sogleich zu rattern begannen. Das kann nur George Deckert sein! war ihm klar. Maggies neuer Freund, von dem ihre Eltern noch nichts wussten, wissen durften, da er schon neunzehn und damit volljährig war. Kleine Hexe! dachte Raymond und konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, weil ihm klar wurde, dass Maggie ihre Eltern in Bezug auf Claire eiskalt angelogen hatte. Die geile Claire wollte heute niemals hier sein! Das war nur eine Finte! Oh Mann! Raymond verharrte weiterhin am Fuß der Treppe und atmete flach und lautlos.

Eindeutig konnte er hören, dass die beiden kein normales Gespräch führten, sondern er vernahm leises Schmatzen und ebensolches Stöhnen. Sie küssen und befummeln sich! war ihm sofort klar und damit auch, dass er jetzt erst recht nicht ins Wohnzimmer gehen und sie stören durfte.

Seine Fantasie aber war schon wieder auf Abwegen und vor seinem inneren Auge sah er die beiden nebeneinander auf dem Sofa sitzen, sich leidenschaftlich küssen, während George seine Hand in Maggies Bluse schob, um ihre kleinen, spitzen Brüste zu greifen.

Herrgott, hör auf damit, mahnte er sich selbst. Hol dir die Coke und dann nichts wie rauf in dein Zimmer. Du hast hier nichts zu suchen! Zumal er seiner Schwester diese Erfahrung ehrlich und absolut gönnte. Doch schon bildeten sich neue Bilder in seinem Kopf. George öffnete Maggies Bluse, schob seine Hände unter ihren Rock, sie öffnete seinen Reißverschluss. Und dann setzte sie sich rittlings auf ihn, um…

Himmel, er erstarrte beinahe. Maggie wird heute womöglich ihre Unschuld verlieren und sich von George entjungfern lassen! Augenblicklich stieg Hitze in ihm auf. Sein Puls erhöhte sich. Doch neben der Frage, ob George hierfür wirklich der Richtige für Maggie war, wurde ihm urplötzlich bewusst, dass er hier und jetzt die Möglichkeit hatte, diesem Event live und in Farbe beizuwohnen, wenn seine geliebte, geile Schwester Sex mit einem anderen Kerl hatte und er ihren wundervollen Körper hierbei vielleicht nackt sehen, zumindest aber dabei zusehen konnte, wie George ihn befummelte und in Verzückung brachte.

Und diese Aussicht, gepaart mit der aufkommenden Erektion in seiner Hose angesichts seiner Gedanken, ließen ihn nur für einen lächerlich kurzen Moment zögern, bevor er sich, statt zur Küche, in Richtung Wohnzimmer wandte und langsam auf die Eingangstür zuging.

*

Raymond schob sich an der linken Wand entlang, musste dabei zunächst eine Kommode mit einem darüber hängenden Spiegel um kurven, bevor er den Durchgang ins Wohnzimmer erreicht hatte und um die Ecke hineinspähen konnte. Das große Sofa stand mitten im Raum und parallel zur linken Zimmerwand. Am hinteren Ende konnte er zwei Personen darauf erkennen. Die eine war seine Schwester Maggie, die andere tatsächlich George Deckert. Verdammt!

Obwohl der Fernseher lief, würdigten ihn beide keines Blickes, sondern waren intensiv mit sich und einem leidenschaftlichen Zungenkuss beschäftigt. Verdammt, verdammt!

Während George dabei ganz normal auf dem Sofa saß, hatte Maggie ihr linkes Bein unter ihren Körper gezogen und sich halb zu ihm umgewandt, sodass Raymond seine Schwester im Moment nur schräg von hinten sehen konnte. Im fahlen Licht einer kleinen Stehlampe konnte er erkennen, dass sich seine Schwester umgezogen hatte. Trug sie zum Abendessen noch eine Jeanshose und ein T-Shirt, so sah er jetzt einen dunkelbraunen, knielangen Faltenrock aus Baumwolle und darüber eine hellblaue, ärmellose, halbdurchsichtige Chiffonbluse, unter der man einen weißen Spitzen-BH deutlich ausmachen konnte. Augenblicklich zuckte Raymonds Penis in seiner Hose, denn er mochte es sehr, wenn seine Schwester sich feminin kleidete. Dann sieht sie genauso heiß und geil aus, wie Mom!

Schon beneidete er George darum, Maggie jetzt so nahe sein zu können, doch wusste er, dass sich ihm diese Möglichkeit niemals erschließen würde. Es dürfte nicht sein! Alles, was ihm also blieb, war, hier und jetzt dabei zuzusehen, wie seine Schwester Sex hatte, diese Bilder ganz fest abzuspeichern, um sie dann in seinem Zimmer in Handarbeit weidlich auszukosten. Und deshalb wandte er sich jetzt nicht mehr ab, sondern blickte gebannt auf das Szenario vor ihm, wobei er sich wünschte, dass es hier tatsächlich zum Äußersten kam.

Wenige Augenblicke später war er sicher, dass dies auch der Wunsch der beiden auf dem Sofa war, denn während ihr Stöhnen und ihre Küsse immer leidenschaftlicher wurden, glitt George linke Hand tatsächlich in Maggies Bluse und legte sich auf ihre rechte Brust. Das ließ sie aufstöhnen. Deutlich erkannte Raymond ein Lächeln auf ihren Lippen. Schon begann George ihre Brust zu kneten, wenige Sekunden später schob er den BH nach oben, legte sie frei und fuhr mit dem Zeigefinger über ihre harte Brustwarze, was nicht nur ihn aufstöhnen ließ.

Was für herrliche Brüste! Raymond genoss den Anblick, der sich ihm bot und wünschte sich erneut, es wären seine eigenen Finger, die sie berührten. Seine Erektion in der Hose wurde stetig härter.

Im nächsten Moment ließ Maggie von George ab und öffnete zwei weitere Knöpfe ihrer Bluse. Jetzt grinste Decker, schob das Kleidungsstück beiseite, legte seine Hände auf beide Brüste, drückte sie fest, umschloss dann die rechte mit seinen Lippen und ließ seine Zunge über ihre harte Warze rotieren. Maggie schrie beinahe auf, stöhnte dann tief und wollüstig, ließ ihre Hände in seinen Schoss sinken, erfühlte dort seine Erektion, stöhnte nochmals auf und begann sie zu streicheln.

Raymond hatte Mühe, nicht ebenfalls aufzustöhnen. Er spürte das Blut in seinen Adern rauschen, sein Puls ging schnell, Hitze stieg in seinen Kopf. Und sein hammerharter Penis war drauf und dran, seine Hose zu sprengen.

Mittlerweile hatte George seine linke Hand von Maggies Brust genommen und ließ sie tiefer sinken, begann ihren Rock zu raffen und fuhr schließlich mit der Hand zwischen ihre Beine. Maggie ließ es unter tiefem Stöhnen geschehen, bearbeitete ihrerseits seinen Penis immer härter und schrie schließlich leise auf, als Georges Hand unter ihren Slip schlüpfte und seine Finger erneut zwischen ihre Beine fuhren, was sie dazu animierte, nun auch seine Hose zu öffnen und seinen erigierten Penis freizulegen, das wiederum Deckert aufstöhnen ließ.

Meiner ist größer! erkannte Raymond nicht ohne Genugtuung und wünschte sich erneut, an Georges Stelle sein zu können. Mittlerweile spürte er einen Stich in seinem Hals, hervorgerufen durch die andauernde, nicht natürliche Drehung seines Körpers, um eben nur gerade so um die Ecke schielen zu können. Das wurde zunehmend unangenehm. Raymond wandte den Kopf nach vorn und erkannte, dass an der gegenüberliegenden Wand mindestens ebenso viel Schatten vorhanden war, wie auf dieser Seite. Und von dort hätte ich einen viel besseren Blickwinkel. Außerdem sind die beiden ohnehin gerade in einer anderen Welt! Dennoch bedurfte es einiger Überwindung mit pochendem Herzen, bevor er zwei schnelle Schritte vorwärts machte und sich dabei herumdrehte, um sich dann dicht an die Wand zu pressen und sofort wieder zum Sofa zu blicken. Doch wie er erhofft hatte, nahm niemand Notiz von ihm. Erleichtert atmete er aus und war sogleich erfreut über die weitaus bessere Sicht, die er jetzt hatte.

Für einen längeren Moment konnte er das höchst erregende Fingerspiel der beiden betrachten, bei dem er am Ende ebenfalls nicht mehr an sich halten konnte. Fast wie automatisch schob sich seine rechte Hand in seine Hose, ergriff seinen Penis und bearbeitete ihn. Dabei musste er immer wieder darauf achten, dass er nicht, zumindest aber nicht zu laut, aufstöhnte.

Dafür jedoch taten es Maggie und George umso mehr und als er schon glaubte, seine Schwester würde einen Orgasmus bekommen, weil ihr Stöhnen immer abgehackter wurde und ihr Unterleib zu zucken begann, richtete sie sich plötzlich mit ernster Miene auf, dass Raymond befürchtete, sie könne kalte Füße bekommen haben und die Sache hier abbrechen. Oh bitte nicht, flehte er und erschrak im selben Moment, weil er doch nichts Geringes begehrte, als das Maggie sich jetzt auf George setzen und dann wilden, hemmungslosen Sex mit ihm haben würde.

Du bist ein böser Junge, dachte er durchaus beschämt und musste im selben Moment mit ansehen, wie Maggie genau das tat, was er sich so sehr wünschte. Schnell löste sie seinen Gürtel komplett, George schob seine Hose dann bis zu den Knien herunter. Schon drehte Maggie ihren Körper in seine Richtung und setzte ihre Unterschenkel rittlings neben Deckers Oberschenkel. Dann küsste sie ihn leidenschaftlich, schob ihre rechte Hand unter ihren Rock, nahm George Penis, richtete ihn aus und ließ sich dann langsam, aber stetig auf ihn hinab sinken. Dabei stöhnten beide wollüstig auf.

Raymond hatte arge Mühe, es ihnen nicht gleich zu tun, doch als er sah, wie beide in einen tiefen, ekstatischen Rhythmus verfielen, konnte er nicht mehr an sich halten, holte seinen eigenen Penis aus der Hose und begann ihn ordentlich zu bearbeiten.

Er liebte seine Schwester Maggie sehr, doch sicher auch mehr, als gut war. Doch was sollte er schon dagegen tun, dass er sich körperlich zu ihr hingezogen fühlte und beim Anblick ihres geilen, zuckenden Körpers auf George Deckert eine hammerharte Erektion hatte? Natürlich war ihm klar, dass seine Gefühle absolut falsch waren und mehr noch, dass sich seine Wünsche niemals erfüllen würden, ganz einfach auch, weil sie es nicht durften. Doch hatte er sich bisher diverse Male immer nur mit geilen Gedanken an Maggie in seinem Zimmer selbst befriedigt, so war ihm in diesem Moment klar, dass er gerade die einmalige Möglichkeit hatte, es hier und jetzt mit dem direkten Blick auf sie und ihren wundervollen Körper zu tun.

Er spürte, wie die Geilheit ihn wie eine riesige Welle übermannte und das Kommando in seinem Körper übernahm. Sein Puls beschleunigte sich nochmals, er hörte das Blut in seinen Adern rauschen, spürte die Finger seiner Hand an seinem Penis, seine Härte. Seine Augen nahmen das Szenario vor ihm vollständig auf, jede Einzelheit von Maggies so unheimlich erregenden Körper, jedes Geräusch, das sie angesichts ihrer Bewegungen empfand, und sandten es direkt und ungefiltert zwischen seine Beine, wo sich langsam, aber unmissverständlich das unglaublich geile Gefühl einer mächtigen Befriedigung ankündigte.

Raymond spürte eine drängende Hitze in sich, die ihn zusätzlich und tief und rau aufstöhnen ließ, der Blick vor seinen Augen verschwamm und wurde dunkler. Doch all das nahm er nur gedämpft und am Rande wahr, denn es gab absolut nichts mehr, was er hätte dagegensetzen können, um seinen Orgasmus noch zu verhindern.

Jedoch - das stimmte nicht!

Aber, dass sich einen Augenblick später die Haustür öffnete und seine Eltern Mary und William Thomas mit einem sichtlich angespannten und genervten Gesichtsausdruck ins Innere traten, bemerkte er nicht.

*

Irgendwie war von Beginn an der Wurm in diesem Wochenendausflug gewesen.

Kurz vor Sacramento waberte plötzlich Qualm aus dem Motorraum ihres Wagens. Mit letzter Kraft schleppte sich das Fahrzeug zu einer kleinen Werkstatt, wo festgestellt wurde, dass der Motor zu wenig Öl und sich deshalb überhitzt hatte. Die Reparatur würde aufwändiger werden und daher mussten sie sich einen Leihwagen nehmen. Dadurch kamen sie natürlich verspätet im Hotel an und mussten sich sputen, um nicht auch noch zu spät zur Feier zu erscheinen. Die Hektik machte beide nervös.

Und obwohl Mary es anfangs gar nicht wollte, gab sie ihrem Mann unweigerlich die Schuld an dem Dilemma, weil er offensichtlich vor Fahrtantritt den Ölstand nicht kontrolliert hatte, auch wenn William dies, wenn auch zugegebenermaßen nur halbherzig, weil leider wahr, dementierte.

Auf der Feier dann trat schon nach wenigen Minuten Marcus Felton zu ihnen. Er war mindestens zwei Meter groß, hatte die Statur eines Footballspielers, eine sonnengebräunte Haut, widerlich strahlend weiße Zähne und ein ekelhaft, süffisantes Grinsen auf den Lippen - und er strahlte Mary mit unverhohlen gierigem Blick an.

William wusste, dass seine Frau eine Zeitlang mit Felton befreundet war, bevor sie sich kennenlernten.

Zwei Stunden später jedoch musste er von Felton höchstpersönlich erfahren, das ihr Verhältnis zu diesem Widerling noch angedauert hatte, nachdem sie sich kennengelernt hatten und sogar auch noch für kurze Zeit, nachdem sie zusammengekommen waren.

Das war zu viel für William. Stinksauer zog er seine Frau aus der Menge und stellte sie zur Rede. Ihre Rechtfertigung klang von der ersten Sekunde an nur schwach und endete in dem Geständnis, dass Felton die Wahrheit gesagt hatte.

William verließ daraufhin augenblicklich die Feier, Mary folge ihm. Stumm und mit überhöhter Geschwindigkeit fuhren sie zurück nachhause.

Als beide dann durch die Eingangstür in den Hausflur traten, bereiteten sie sich darauf vor, dass ein Riesenkrach bevorstand, doch als sie ihren Sohn Raymond mit halb heruntergelassener Hose vor dem Durchgang ins Wohnzimmer stehen sahen, wie er stöhnend seine hammerharte Erektion bearbeitete, um sich offensichtlich selbst zu befriedigen, während er starr in Richtung Sofa blickte, sollte sich innerhalb eines Lidschlags alles ändern.

*

"Was zum Teufel…?" raunte William mit tiefer, rauer Stimme und sein ohnehin schon finsterer Gesichtsausdruck verdunkelte sich nochmals deutlich.

Mary erschrak beim Anblick ihres Sohnes und riss die rechte Hand vor ihren Mund, während sie förmlich in ihrer Bewegung erstarrte.

"Raymond!" donnerte William, der sich besser im Griff hatte, die Reisetasche fallen ließ und sich anschickte, auf seinen Sohn zuzugehen, weil dieser überhaupt keine Reaktion zeigte.

Der Junge war in einer anderen Welt. Sein Gehör durch das Rauschen seines eigenen Blutes stark gedämpft, sein Blickfeld leicht verschwommen und irgendwie verengt und schattig, gab es für ihn nur noch Maggie, George…und seine rechte Hand, die ihm eine unglaublich intensive Vorfreude auf eine gewaltige Befriedigung verhieß und ihm dabei enorme Hitze durch seinen Körper, speziell in sein Gesicht, sandte. Plötzlich aber stoppte Maggie ihre Auf- und Ab-Bewegung, ihr Kopf flog herum, ihr Körper erstarrte und in ihren Augen konnte Raymond Überraschung, aber auch deutliches Entsetzen erkennen.

Was?

Raymond war nicht in der Lage, auf die Veränderung zu reagieren, versuchte sich nur noch mehr auf seine Schwester zu konzentrieren.

Maggie überwand ihren Schock, doch anstatt weiterzumachen, zuckte ihr Unterleib blitzartig von Georges Beinen, dessen Oberkörper sich ruckartig aufrichtete. Auch er blickte entsetzt und starrte in seine Richtung.

Oh Gott! schoss es Raymond durch den Kopf. Sie haben mich entdeckt! Oh nein!

"Herrgott, Sohn…!" Williams Stimme donnerte durch den Flur, als er näherkam.

Jetzt endlich drang sie auch in das Gehirn des Jungen und instinktiv drehte er sich in ihre Richtung.

"…verdammt!" Nackter Zorn war im Gesicht seines Vaters zu erkennen, der allen Frust widerspiegelte, den er heute erleiden musste. Es war klar, dass er ihn an seinem Sohn entladen würde. Schon ballte er seine rechte Hand zur Faust und riss sie in die Höhe.

In diesem Moment hatte Raymond seinen Kopf vollständig zu ihm herumgedreht und konnte seinem Vater direkt in die Augen sehen. Für einen kurzen Augenblick sah er pures Entsetzen in ihnen. Zeitgleich hörte er seine Mutter halb erstickt aufschreien, doch bevor er seinen Kopf weiter in ihre Richtung drehen konnte, krachte die flache Hand seines Vaters wuchtig in sein Gesicht. Vor seinen Augen flammte es grell auf, ein tauber Schmerz schoss durch seinen Kopf, während seine Beine unter ihm nachgaben, sein Oberkörper herumwirbelte, er hart gegen die Wand krachte und dann ruckartig auf die Knie sackte.

"Gott, William!" rief Mary entsetzt und machte ruckartig einen Schritt nach vorn, doch als sie auf ihren Sohn am Boden blickte, erstarrte sie plötzlich und in ihren Augen stand erneut Entsetzen.

Ihr Mann aber reagierte nicht auf sie, sondern wandte sich um und brüllte zornig ins Wohnzimmer. "Was zum Teufel ist hier los?"

"Dad, ich…!" begann Maggie mit zittriger Stimme, während sie total nervös versuchte, ihre Bluse wieder zu schließen.

Neben ihr sprang George auf die Beine, zog hektisch seine Hose in die Höhe und schloss sie. "Mister Thomas, hören sie…!"

"Schnauze!" brüllte William. "Maggie?" Er funkelte seine Tochter zornig an.

"Oh Dad, es tut mir leid!" rief seine Tochter halberstickt. "Ich…!" Plötzlich sackten ihre Schultern herab, da ihr offensichtlich klar wurde, dass sie jetzt keine auch nur halbwegs vernünftige Erklärung vorbringen konnte. Ihr Blick wurde verzweifelt, erste Tränen rannen aus ihren Augen.

"Mister Thomas, bitte…!" begann Deckert nochmals.

Doch William schnitt ihm erneut rüde das Wort ab. "Du!" Er riss seinen rechten Arm nach vorn und streckte den Zeigefinger nach ihm aus. "Verschwinde!"

"Aber…?" Ein letzter Versuch.

"Sofort!" brüllte William.

George schien sich damit nicht zufrieden geben zu wollen, doch dann nickte er und schickte sich an, dass Wohnzimmer zu verlassen. "Tut mir leid, Maggie!" sagte er noch.

Das Mädchen starrte ihn entsetzt und absolut hilflos an, während ihre Schultern unter weiteren Tränen erbebten.

Raymond war in die Wirklichkeit zurückgekehrt.

Der wuchtige Schlag seines Vaters hatte sämtliche Geilheit aus seinem Körper vertrieben und sein Gehirn wieder zurechtgerückt.

Einzig der taube Schmerz und die enorme Hitze in seinem Gesicht blieben erhalten.

Mittlerweile wusste er auch, was geschehen war und wo er sich befand:

Seine Eltern waren überraschend zurückgekehrt und hatten ihn dabei erwischt, wie er seine Schwester beim Sex mit einem fremden Jungen beobachtete und sich dabei einen von der Palme wedelte.

Gott, wie peinlich! Wie erniedrigend! Wie demütigend!

Und absolut keine Chance, sich aus dieser Nummer wieder herauszuwinden.

Hausarrest bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag! Und ein ewiges Schandmal auf der Stirn!

Raymond fühlte sich absolut und total beschissen. Doch neben der Tatsache, dass er sein Vorgehen durchaus bereute, blieb die Sicherheit, dass es die Sache und Maggie absolut wert gewesen waren.

Ich hätte niemals wieder diese Chance bekommen!

Raymond drückte seine Beine durch und schob sich an der Wand entlang in die Höhe. Nimm es wie ein Mann! Aufrecht, demütig, stumm! Er atmete einmal tief durch, dann drehte er sich in den Flur hinein, wollte seinem Vater in die Augen sehen, wenn der ihn niedermachte.

Im diesem Moment schob sich George Deckert zwischen ihnen vorbei in Richtung Haustür. Als Raymond ihn ansah, konnte er im ersten Moment eine Mischung aus Nervosität, Verachtung und Mitgefühl erkennen, dann aber unglaublich schnell totales Entsetzen, und zwar so intensiv, dass George seinen Blick nicht mehr von ihm nehmen konnte und beim Vorwärtsgehen beinahe ins Stolpern geriet, wobei sich Unglaube und Ekel in seinem Gesicht abzeichneten.

Was zum Teufel ist denn mit dem los? dachte Raymond. Ich kann ja verstehen, dass er nervös ist, schließlich wurde er hier gerade von den Eltern beim Sex mit ihrer minderjährigen Tochter erwischt. Auch, dass er mich mit Verachtung straft, ist okay. Wer mag es schon, beim Sex beobachtet zu werden? Doch was soll diese angeekelte Grimasse?

Im selben Moment hörte er von der anderen Seite seine Schwester Maggie halberstickt aufschreien. Als er zu ihr blickte, konnte er sie vollkommen erstarrt im Durchgang zum Wohnzimmer sehen, wie sie ihre beiden Hände total erschrocken vor den Mund riss und ihn aus tränenfeuchten Augen anstarrte.

Oh Gott! schoss es Raymond plötzlich in den Kopf. Ich bin schon gekommen! Ja, war er sicher. Das muss es ein! Obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, einen Orgasmus gehabt zu haben. Der hatte sich doch gerade erst wundervoll intensiv und wuchtig angekündigt! Doch welchen Grund wohl gab es sonst, dass alle ihn so anstarrten? Instinktiv zuckte sein Blick zwischen seine Beine, doch zu seiner Erleichterung, war da absolut nichts zu sehen, schon gar kein Sperma. Was zum Teufel ist hier los?

"Junge…?" Das war die Stimme seiner Mutter. Sie klang zittrig, leise, furchtsam.

Raymond drehte seinen Kopf wieder zurück und blickte sie an. Deutlich konnte er Tränen in ihren Augen erkennen und…Angst? Außerdem konnte er sehen, dass ihre Hände zitterten. "...was ist mir dir? Was...ist das?" Raymond spürte, dass neben Unsicherheit auch ein gewisses Maß an Verärgerung in ihm aufkam. Herrgott, ich habe gewichst! rief er innerlich. Nur gewichst! Ich bin deswegen weder krank, noch verrückt, noch pervers! Er blickte in die Runde und erkannte plötzlich, dass ihm alle ins Gesicht starrten. Was zum Teufel ist denn da? Er machte einen halben Schritt nach links und dann einen nach vorn, stand damit direkt vor dem Spiegel über der Flurkommode.

Und hatte er geglaubt, dieser Abend konnte nicht noch schlimmer werden, so erlebte er in diesem Augenblick den größten und furchtbarsten Schock seines bisherigen Lebens!

Was?

Wer zum Teufel ist das?

Während er im ersten Moment überhaupt nicht sicher war, wen er da im Spiegel sah… Großer Gott, das kann doch unmöglich ich sein!

…drückte sich schon im nächsten eine derart eiskalte und nackte Angst in seinen Körper, dass der Blick vor seinen Augen verschwamm und ihm schwindelig wurde.

Oh verdammt, dass darf doch nicht wahr sein!

Echte und tiefgreifende Verzweiflung erfasste ihn, als er diese fremde Person, dieses…Monstrum…sich im Spiegel sah.

Da war Haut, überall Haut, viel zu viel Haut! Auf seinem Gesicht, seinem Hals!

Herabhängende, feucht schimmernde, wie Wachs anmutende Hautlappen. Als hätte man ihm die Haut eines größeren Menschen übergezogen! Wie ist das geschehen? Was ist passiert? Was habe ich getan, dass…?

Sein Anblick schockte ihn sichtlich. Die übermäßigen, hängenden Hautlappen ließen sein Gesicht ekelhaft deformiert und unförmig erscheinen, widerlich, gespenstisch, monströs! Instinktiv stieß er einen halberstickten Schrei aus und zuckte vor seinem eigenen, widerwärtigen Spiegelbild zurück.

"Was zur Hölle ist das, Junge?" hörte er seinen Vater fragen. "Was hast du getan?"

Doch anstatt, das Sorge und Mitgefühl in seiner Stimme mitschwangen, konnte Raymond deutliche Vorwürfe, Verärgerung und Unverständnis darin erkennen.

Ich muss hier weg! schoss es ihm in den Kopf. Wie sollte er den anderen erklären, welch furchtbare, abartige und grauenhafte Veränderung er hier gerade erfuhr, wenn er selbst nicht einmal im Ansatz erahnen konnte, was geschehen war, dass aus ihm ein wahrhaftiges Abbild des Grauens geworden war.

Im selben Moment spürte er die Hand seines Vaters auf seinem rechten Oberarm.

Die Berührung durchzuckte ihn wie ein Stromschlag. Raymond schrie auf und wich vor ihm zurück. Daraufhin wichen alle anderen einen Schritt vor ihm zurück.

Nackte Angst! erkannte er. Sie fürchten sich vor mir! Noch einmal blickte er in den Spiegel. Kein Wunder! Du bist ein Monstrum! Er stieß noch einmal einen halb verzweifelten, halb zornigen Schrei aus, dann drückte er sich von der Wand hinter ihm ab und rannte keuchend, so schnell er es vermochte, die Treppe hinauf in sein Zimmer.

*

Im Hausflur trat für einige Momente absolute Stille ein.

Niemand sagte etwas, niemand bewegte sich, alle starrten nur dem Jungen hinterher, wie er die Treppe hinaufhastete. Erst, als seine Zimmertür wuchtig ins Schloss fiel, ging ein sichtbarer Ruck durch alle.

"Oh Gott, Mama…!" Maggie ging weinend zu ihrer Mutter. "Was ist denn nur mit Raymond?"

"Ich…!" Mary breitete ihre Arme aus, um ihre Tochter zu trösten, doch sah man ihr an, dass sie selbst mit der Fassung rang. "…weiß es nicht!" Dann weinte auch sie.

"Ich…!" begann George Deckert, der nervös, geschockt und unsicher wirkte.

"Kann ich helfen?"

"Nein!" raunte William sofort und düster.

"Dann…!" George schluckte hart. "Dann gehe ich wohl besser?"

William nickte mit finsterer Miene.

Deckert drehte sich um, ging zur Tür und hatte sie gerade einen Spalt geöffnet, als Maggies Vater mit zwei schnellen Schritten neben ihn trat. George erschrak sichtlich.

"Kein Wort hierüber zu irgendjemanden!" flüsterte William mit rauer Stimme.

George sah den Alten einen Moment ausdruckslos an, dann nickte er. "Klar doch!"

Damit wollte er das Haus verlassen.

Doch William hielt die Tür fest. "Nur damit wir uns richtig verstehen…!" Er wartete, bis Deckert ihn ansah. "Du hast gerade Unzucht mit einer Minderjährigen getrieben! Ich hoffe, du weißt das!?" Sein Blick war angewidert.

George Augen weiteten sich. Ganz offensichtlich hatte er die Drohung verstanden.

Dennoch nickte er nur.

"Solltest du dein Maul nicht halten können, könnte daraus auch schnell eine Vergewaltigung werden!"

George Augen wurden noch größer, während er abrupt einatmete.

"Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt?"

Deckert nickte vehement. "Ja, Sir! Natürlich Sir! Ich habe nichts gesehen oder gehört!"

William nickte, wirkte aber nicht zufrieden. "Belasse es dabei! Und jetzt raus hier!"

Er schob Deckert förmlich aus dem Haus.

"Auf Wiedersehen, Mr. Thomas!" George drehte sich nochmals um.

Daraufhin verzog der Alte angewidert die Mundwinkel. "Sicher nicht!" Und damit donnerte er die Tür ins Schloss.

*

Raymond war in sein Zimmer gestolpert, hatte die Tür hinter sich zugeworfen, den Schließmechanismus betätigt und war dann weiter ins Badezimmer getaumelt, wo er vor der Toilettenschüssel hart auf die Knie schlug und sich wuchtig und ausgiebig erbrach.

In seinem Kopf hämmerte es ganz erbärmlich und brachte ihm immer wieder heftige Schübe neuerlichen Mageninhalts, der in die Keramik klatschte. Sein Herz hämmerte hart gegen seine Brust, sein rasender Puls ließ ihn schwindelig werden und den Blick vor seinen Augen verschwimmen.

Ich muss irgendetwas Schlechtes gegessen haben! waberte es in seinem schmerzpochenden Kopf. Das kann doch alles nur Einbildung sein! Nein…! schrie er innerlich …das muss Einbildung sein! Dieser Alptraum darf nie und nimmer die Realität sein! Oh Gott, bitte. Tu mir das nicht an!

Sein Brechreiz ließ nach und seine Hände zuckten für den Bruchteil eines Lidschlags in Richtung Gesicht, doch traute er sich nicht, es anzufassen. Mit einem tiefen Stöhnen wuchtete er sich auf die Füße und schob sich vor den Spiegelschrank.

Innerlich schrie er voller Hoffnung, aber auch Verzweiflung, doch der Herrgott war offensichtlich nicht bei ihm, denn die schrecklichen Veränderungen in seinem Gesicht waren noch immer vorhanden.

Raymond wich zurück, taumelte schwer stöhnend aus dem Bad, als ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde, weil sein Kreislauf dieser immensen Achterbahnfahrt nicht mehr standhalten konnte und versagte.

Glücklicherweise sackte er zur Seite weg und schlug der Länge nach auf sein Bett, wo er letztlich bewusstlos liegen blieb.

II

Als Raymond seine Augen aufschlug, schien die Sonne durch sein Fenster und es drang warme Luft in den Raum.

Der Junge hatte Mühe, richtig wach zu werden und wusste auch im ersten Moment nicht, wo er war.

Ich liege in meinem Bett! erkannte er aber dann. Ich muss gestern vor dem Fernseher eingeschlafen sein! Doch beim Blick auf das Gerät, sah er, dass es nicht eingeschaltet war. Wer hat ihn ausgeschaltet? Er wusste sogleich, dass es nur eine Person gewesen sein konnte, da seine Eltern ja nicht anwesend waren.

Maggie, die…

Plötzlich erstarrte der Junge und seine Augen wurden riesengroß, weil sich in seinem Gehirn die Erinnerungen an gestern Abend wie ein Luftballon aufblähten und schließlich in einer mächtigen Explosion ausbreiteten, dass ihm erneut schwindelig wurde.

Oh Gott! Angst und Panik stiegen in ihm auf. Oh, bitte nicht! Verzweiflung kam hinzu. Das darf nicht sein! Ohne zu Zögern wuchtete er sich aus dem Bett, rannte mit noch immer zittrigen Knien ins Bad und starrte sich dann im Spiegel an.

In seinen Erinnerungen war noch ein unscharfes, schemenhaftes Bild seines Anblicks in der Nacht vorhanden und Raymond hatte echte Panik davor, es hier und jetzt erneuert zu sehen, doch als er sein Gesicht anschaute, konnte er keine Veränderungen darin erkennen, abgesehen von einer ziemlichen Blässe, die aber seinem miserablen Allgemeinzustand entsprach.

Der Junge stöhnte auf, als ihm die Anspannung von den Schultern fiel, so sehr, dass er fast vor dem Spiegel zusammengesackt wäre und sich am Waschbecken festhalten musste. Dann aber überwog schnell die Freude darüber, dass sich alles doch nur als ein - wenn auch über alle Maßen widerlicher - Alptraum herausgestellt hatte.

Ich sollte verdammt aufhören, diese miesen Horrorfilme zu schauen, dachte er mit säuerlich verzogener Miene, konnte sich aber auch eines schiefen Grinsens nicht erwehren. Gott, hat dieser Kerl eine geile Fantasie! lobte er sich selbst. So intensiv, so klar und total echt wirkend! Du solltest das im Auge behalten und darüber nachdenken, diese Gabe für dein weiteres Leben gewinnbringend zu nutzen. Vielleicht beruflich! Als Buchautor oder gar als Regisseur! Damit ließe sich doch bestimmt gutes Geld verdienen! Verdammt Gutes, war er sogleich sicher und seine Stimmung stieg weiter an.

Jetzt aber erstmal raus aus den Klamotten und unter die Dusche!

Er ging zurück ins Zimmer, um sich zu entkleiden, als die Tür aufging und…seine Mutter Mary eintrat!

Moment mal! Raymond war so überrascht, dass er abrupt stehenblieb. Sollte sie nicht eigentlich in Sacramento sein? Oder sind sie schon wieder zurück?

Verdammt, wie spät ist das? Während sein Blick kurz zur Uhr auf dem Nachttisch zuckte, wo er erkannte, dass es gerade mal kurz nach zehn Uhr war, nahm er wahr, dass seine Mutter sich bei seinem Anblick ebenfalls verkrampfte und ihn mit großen Augen anstarrte. Augenblicklich kam in Raymond ein dunkles Gefühl auf.

"Oh, hallo Mom!" rief er jedoch und lächelte. "Was machst du hier? Ich dachte, ihr seid in Sacramento!?" Instinktiv ging er auf seine Mutter zu und breitete die Arme aus, um sie, wie er es immer tat, darin einzuschließen und auf die Wange zu küssen. Sie mag das! wusste er.

Doch als er zwei Schritte auf sie zugemacht hatte, löste sich ihre offensichtliche Verkrampfung und sich wich in einer Mischung aus Unsicherheit und Furcht vor ihm zurück. "Ich…ähm…!" stammelte sie sichtlich nervös. "Wir…sind…!"

"Was ist denn, Mom?" Raymonds Lächeln verschwand ob ihrer Reaktion. "Stimmt etwas nicht?" In seinem Kopf hörte er jedoch bereits eine widerlich ätzende Stimme brüllen: Du weißt verdammt genau, was ist!

"Ich…!" Man sah Mary absolut an, dass sie mit der Situation sichtlich überfordert war. Schon wandte sie sich ab und schien das Zimmer fluchtartig verlassen zu wollen.

In diesem Augenblick aber erschien William in der Tür. Mit seinen gut ein Meter neunzig Körpergröße und seinem muskulösen, noch immer gut durchtrainierten Körper füllte er die Öffnung beinahe komplett aus, was ihn mächtig und beeindruckend erschienen ließ. Mit seiner finsteren Miene aber wirkte er beinahe furchteinflößend. Sein Blick war erst auf seine Frau gerichtet, dann wanderte er, noch finsterer, zu seinem Sohn. "Was ist hier los?" raunte er tief und dröhnend.

"Ich weiß es nicht?" erwiderte Raymond sofort. Bitte, lass es nicht wahr sein! "Sag du es mir! Warum seid ihr schon zurück? Und warum verhält sich Mom so merkwürdig? Was ist geschehen? Ist etwas passiert? Habe ich…?" Er zögerte, weil er Angst vor der Antwort hatte. "...etwas gemacht?"

Wenn er auf eine schnelle Reaktion seines Vaters gehofft hatte, so wurde er enttäuscht. Stattdessen blickte William wieder seine Frau an und gab ihr mit einem kurzen Zucken seines Kopfes zu verstehen, sie solle den Raum verlassen. Das tat sie auch sogleich und mit schnellen Schritten, warf ihrem Sohn jedoch noch einen kurzen, nervösen Blick zu. Raymond konnte dabei Tränen in ihren Augen erkennen.

Oh Gott, es ist wahr! Er spürte, dass ihm schlecht wurde.

"Geh duschen!" sagte sein Vater mit rauer Stimme. Sein Blick war düster und emotionslos. "Dann kommst du runter! Wir müssen mit dir reden!" Ohne auf eine Reaktion seines Sohnes zu warten, drehte er sich um und verließ das Zimmer.

Raymond wusste im ersten Moment nicht, was er sagen oder tun sollte. Ganz offensichtlich hatte er die gestrige Nacht doch nicht geträumt. Doch weigerte sich sein Innerstes, die Geschehnisse als wahr anzusehen. Ich brauche einen klaren Kopf!

Also ging er duschen.

Er brauchte kaum mehr als eine Viertelstunde. Zwar tat ihm das heiße Wasser gut, doch natürlich konnte er nicht entspannen. Im Gegenteil wurde er immer nervöser.

Wenn dieser verdammte Alptraum von gestern Nacht doch kein Alptraum war, wo sind dann diese Veränderungen an mir, die mich so sehr geschockt haben?

Oder war nur das Einbildung, nicht aber die Sache mit Maggie und George und das meine Eltern mich ertappt haben?

Beinahe hoffte er, dass es so sein mochte. Ich will nicht zu einem furchtbaren Monster mutiert sein!

Als er fertig war, zog er sich an und ging mit zittrigen Knien ins Erdgeschoss.

Dort erwarteten ihn seine Eltern bereits im Wohnzimmer. Doch sie waren nicht allein.

"Onkel Murray!" rief Raymond sichtlich erstaunt, als er den ältesten Bruder seiner Mutter vor sich sah. "Was…machst du hier?" Er blickte erst ihn, dann seine Eltern an.

Seine Mutter hatte ihren Kopf gesenkt, sein Vater sah ihn mit versteinerter Miene an. "Dein Onkel wird dich mit in die Klinik nehmen, dort einige Tests mit dir machen und dich gründlich untersuchen!"

"Untersuchen? Tests?" Raymond bekam Angst. "Aber, ich dachte, wir wollten reden!?"

"Die Sache ist eindeutig!" erklärte sein Vater. "Es gibt nichts zu reden!"

"Aber…welche Sache denn?" Oh bitte, Gott. Nur das eine, nicht das andere!

"Du hast uns allen heute Nacht einen gehörigen Schock verpasst! Diese…!"

William verzog die Mundwinkel zu einer angeekelten Grimasse.

"…Veränderungen waren widerlich! Ich kann verstehen, dass du das verdrängen willst, aber sie waren nur zu real! Onkel Murray wird feststellen, was mit dir geschehen ist!"

"Aber…?" Raymond verstummte und seine Schultern sackten herab. Er hatte verloren, das wusste er und eine eiskalte Gänsehaut kroch über seinen Körper, ließ ihn erzittern. Es ist alles wahr! erkannte er und spürte, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Du bist ein Wichser - und ein Monster! Er blickte wieder auf, doch seine Mutter hatte ihren Kopf noch immer gesenkt. Er konnte erkennen, dass auch ihre Schultern bebten. Onkel Murray sah ihn in einer Mischung aus Neugierde, Mitgefühl und Ungeduld an. Und sein Vater hatte nach wie vor diesen eisenharten, ja fast schon brutal anmutenden, stechenden, unnachgiebigen Blick auf ihn gerichtet, der ihm sagte, dass er für seinen eigenen Sohn gerade nichts als Verachtung empfand. "Okay!" Raymond nickte und sah seinen Onkel an.

Seine Stimme klang kraftlos und matt. "Lass uns gehen!"

III

"Also gut!" Murray Donaldson saß hinter seinem Schreibtisch und blickte - überflüssigerweise - noch einmal auf die aufgeschlagene Akte vor ihm. Er trug einen weißen Arztkittel und seine dunkelbraune Hornbrille auf der Nase. Er war ein wenig nervös, ein für ihn durchaus unübliches Gefühl. Er war Chefarzt der Thorax-Chirurgie am hiesigen Krankenhaus und er genoss einen wahrlich ausgezeichneten Ruf. Eine seiner besonderen Gaben war seine nahezu stoische Ruhe, auch in brenzligen Situationen. Wenn andere nervös wurden oder gar die Nerven verloren, blieb er stets der Fels in der Brandung. Und noch etwas unterschied ihn von all seinen Kollegen. Er scheute sich nie, auch schlechte Nachrichten zu überbringen. Er liebte es nicht, aber der Tod gehörte zum Leben dazu und die Mittel und Wege der modernen Medizin reichten nicht immer aus, um ein Sterben zu verhindern. Manchmal wunderte er sich selbst über diese Selbstdisziplin, doch wusste er, dass sie aus seinem unerschütterlichen Wissen darüber herrührte, dass er sich selbst nichts vorzuwerfen und all sein Können angewendet hatte.

Seine Kollegen beneideten ihn darum, der Vorstand schätze es. Letztlich war auch dieser Umstand ein Puzzlestein bei seiner Ernennung zum Chefarzt vor nunmehr zwölf Jahren gewesen.

Heute aber war das anders! Heute war er nervös!

Doch nicht etwa, weil er zum vielleicht ersten Mal das Gefühl hatte, einen Fehler begangen zu haben - Gott bewahre, nein! - sondern weil er zum ersten Mal eigenen Verwandten - und dann auch noch seiner geliebten, jüngeren Schwester - eine ziemlich schlimme Nachricht überbringen musste. "Nach Auswertung aller Untersuchungsergebnisse und aller Tests…!" Er blickte auf und sah zu seinem Neffen hinüber. Obwohl er in den letzten zwei Wochen fast täglich mit dem Jungen zu tun gehabt hatte, konnte er nicht sagen, ob er ihn nun leiden konnte oder nicht.

Tatsache war, dass er für sein Alter schon sehr erwachsen, pflichtbewusst und selbstständig war. Das mochte Murray an ihm. Gleichzeitig aber gab es diese hormonellen Schwankungen, die für einen Jungen in seinem Alter sicherlich nicht ungewöhnlich waren, bei ihm aber schon extrem auftraten. Murray konnte bei Raymond ein ausgeprägtes, sexuelles Verlangen diagnostizieren, sowie ein deutliches Selbstbewusstsein im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, das beinahe schon an Dominanz grenzte. Das mochte Murray an seinem Neffen nicht, denn er selbst hatte stets Probleme gehabt, sich einer Frau zu nähern und daher nie geheiratet.

Doch die Frage, ob er Raymond leiden konnte, stellte sich ihm hier nicht. Vielmehr hatten seine Eltern an ihm eine schwerwiegende Veränderung festgestellt, die er untersuchen und diagnostizieren sollte. Und tatsächlich hatte er auch etwas gefunden. Etwas, das an sich eher selten vorkam, dass ihm in dieser extremen und vor allem erschreckenden Ausprägung jedoch noch nie untergekommen war.

"… kann ich euch sagen…!" Jetzt wandte er sich den beiden Eltern des Jungen zu. Seine geliebte Schwester Mary hatte einen tiefbesorgten Blick und wässrige Augen. Sicherlich hatte sie heute schon wieder geweint, denn er wusste, dass sie diese Sache sehr mitnahm. Sie wirkte abgemagert, ihr Gesicht war rotfleckig, sie schien um Jahre gealtert. Schlaf- und Nahrungsmangel, ständige Besorgnis. Er würde sie ihr nicht nehmen können.

Neben ihr saß William, sein Schwager. Ein Schrank von einem Kerl und genauso hart und unnachgiebig. Wenn er den beiden jetzt seine Diagnose offenbarte, würde er seinen Sohn nur noch mehr hassen, als er es jetzt schon tat. Auch das werde ich nicht verhindern können!

"…dass euer Sohn Raymond an Neoplasie leidet!"

Für einen Augenblick herrschte Stille im Raum, da Murray nicht weiterredete, als wäre damit schon alles gesagt worden.

"Neo…pla…sie?" Williams Stimme klang rau und knarrend. "Was ist das?"

"Neoplasie beschreibt ein unkontrolliertes Zellwachstum!" erklärte Murray bereitwillig. "Es kann nahezu alle Körperteile befallen. In Raymonds Fall betrifft es seine Haut. Hauptsächlich seine…!" Er blickte den Jungen an, der ihn mit starrem Blick ansah. "…Gesichtshaut, Hals, Arme und Hände! Weitere Körperstellen scheinen nicht befallen zu sein!"

Von Mary war ein leises Schluchzen zu hören, als sie ihren Blick zu Boden senkte.

William sah in einer Mischung aus Ungeduld und Verärgerung zu ihr. "Wie ist so etwas möglich?"

"Neoplasie wird durch einen Tumor verursacht, der die Ausschüttung des Wachstumshormons Somatropin beeinflusst und es außer Kontrolle geraten lässt!"

"Ein Tumor?" fragte William.

Murray nickte. "Ein Gehirntumor, um genau zu sein!"

Ein neuerliches Schluchzen von Mary ließ ihn verstummen. Unvermittelt hob sie den Kopf. Ihre Augen waren voller Tränen. "Wird er sterben?"

"Was?" Murray wirkte etwas erschrocken, denn immerhin befand sich sein Neffe ja noch in diesem Raum. Doch war er sicher, dass seine Schwester nicht mehr sie selbst war. "Nein!" Er schüttelte sofort entschieden den Kopf und blickte den Jungen an. "Du wirst nicht sterben!" Er lächelte kurz aufmunternd, was aber nicht erwidert wurde. Raymond blickte ihn nur weiterhin mit versteinerter Miene an.

"Jedoch…!" Murray wandte sich wieder an William, von dem er zumindest sicher war, dass er ihm aufmerksam zuhörte. "…sitzt dieser Tumor normalerweise an der Adenohypophyse…im Vorderlappen der Hirnanhangdrüse…und ist somit nur durch eine aufwändige und schwierige Operation zu entfernen. In Raymonds Fall allerdings…!" Er atmete einmal tief durch. "…ist er inoperabel!"

"Und das heißt jetzt…was?" Williams Blick wurde noch dunkler.

"Darüber bin ich mir, ehrlich gesagt, noch nicht ganz im Klaren!" erwiderte Murray und wirkte etwas nervös. Williams Augenbrauen sackten herab, daher fuhr er schnell fort. "Raymonds Erkrankung weist einige…na sagen wir…untypische Charakteristika auf, die ich noch nicht gänzlich diagnostizieren konnte!"

"Untypische Charakteristika?"

Murray nickte. "Neoplasie ist normalerweise ein permanenter Zustand. Der Tumor sorgt für eine unkontrollierte Ausschüttung des Wachstumshormons und lässt die betreffenden Körperteile…mutieren. Anfangs sehr schnell, danach nur noch in geringem Maße. Grundsätzlich aber verbleibt dieser Zustand! In Raymonds Fall jedoch ist das ja ganz offensichtlich anders!" Er deutete auf den Jungen. "Warum das so ist, kann ich aber noch nicht sagen! Nur…!" Er hielt einen Moment inne, um seinen nachfolgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen. "…das die Neoplasie bei ihm durch einen Reiz ausgelöst wird!"

"Einen Reiz?" William sah ihn zunächst mit großen Augen an, dann schien er sich an etwas zu erinnern und seine Augenbrauen sanken wieder herab. "Welchen?"

Seine Stimme klang düster.

"Sexuelle Erregung!" offenbarte Murray ohne Umschweife. "Aber sie muss intensiv sein. Bilder reichen nicht aus. Es muss eindeutige audiovisuelle Reize geben, wie etwa in einem Pornofilm…!"

"Ja!" knarrte William und strafte seinen Sohn mit einem vernichtenden Blick.

"Oder, wenn man seiner Schwester beim Ficken zusieht!"

Ein lautes Schluchzen Maggies erklang, ihre Schultern erzitterten.

Murray nickte. "Ja, oder so!"

Für einen Moment trat Stille ein.

Dann atmete William tief durch. "Welche Optionen haben wir?"

"Optionen?" Murray schien irritiert und lachte freudlos auf. "Nun…!" Jetzt atmete er einmal tief durch. "Raymond ist krank! Der Tumor jedoch inoperabel. Allerdings ist die Krankheit im gegenwärtigen Stadium weder lebensbedrohlich, noch zeigt sie sich permanent. Eigentlich könnte der Junge ein ganz normales Leben führen - regelmäßige Untersuchungen natürlich vorausgesetzt - wenn man ihm die krankheitsfördernden Reize vorzuenthalten vermag!"

"Was?" Beinahe schien es, als wollte William einmal auflachen. "Wie soll denn das gehen, hör mal? Das hieße ja, er müsste von der Schule und braucht einen Privatlehrer! Und was ist danach?" Seine Stimme wurde zunehmend lauter und härter.

"Nicht vor dem Jungen!" raunte Mary, ohne ihren mittlerweile wieder gesenkten Kopf zu heben. Ihre Stimme war jedoch zu leise, als dass ihr Mann sie hörte.

"Und was ist mit seiner Schwester?" fuhr William fort und warf seinem Sohn einen verärgerten, angewiderten Blick zu. "Offensichtlich kann sie ihn reizen!"

"William!" Mary erhob ihre Stimme jetzt deutlich und richtete gleichzeitig ihren Oberkörper auf. Ihr Blick aus tränenfeuchten Augen war starr geradeaus gerichtet.

Sie vermied es weiterhin tunlichst, ihren Sohn anzusehen. "Nicht vor dem Jungen!" Ihre Stimme klang kräftig, aber krächzend.

"Was?" Ihr Mann wirkte nicht begeistert. "Aber…?"

"Murray!" Mary ging nicht auf ihn ein. "Könntest du ihn bitte…?" Ihre Augen zuckten in Raymonds Richtung.

Ihr Bruder wirkte nur einen Lidschlag etwas irritiert, dann nickte er. "Natürlich!" Er erhob sich. "Na, komm, junger Mann! Das müssen die Erwachsenen ohne dich besprechen!" Er stellte sich vor Raymond.

Der schien im ersten Moment nicht reagieren zu wollen, da er mit starrem Blick fast apathisch wirkte. Dann aber erhob er sich doch, drehte sich um und ging fast wie in Trance zur Tür.

Murray folgte ihm. "Wir müssen ohnehin noch ein paar Tests machen!" Er öffnete die Tür und nickte dem Pfleger zu, der vor dem Büro gewartet hatte. "John, bringen sie den Jungen bitte in sein Zimmer!" Der Mann nickte stumm. "Warte dort, bis ich dich abhole, okay?" Er sah Raymond an, der ebenfalls nickte. "Ich verspreche dir, wir werden die bestmögliche Lösung für dein Problem finden!" Er lächelte aufmunternd, doch zeigte der Junge erneut keine Reaktion, sondern folgte dem Pfleger nur mit hängenden Schultern.

Du bist ein Lügner! wusste Murray beim Blick hinterher. Natürlich würde er alles tun, um seinem Neffen in medizinischer Hinsicht zu helfen, doch war dies beim aktuellen Krankheitsbild kaum möglich. Aber er schwor sich, nichts unversucht zu lassen! Dem Jungen aber ein trauriges Schicksal zu ersparen, würde ihm kaum gelingen, denn dafür würden gleich seine eigenen Eltern sorgen, in deren Augen er alles, nur nicht den kleinsten Hauch von Verständnis für ihn erkennen konnte.

Tut mir leid, Kleiner!

*

Raymond lag auf der rechten Seite, den Rücken der Eingangstür zugewandt, auf dem Bett in seinem Zimmer und starrte zum Fenster, das in den Innenhof des Krankenhauses wies.

Die Abendsonne schien hinein und tauchte das Fußende des Bettes in goldene Farben.

Doch der Junge nahm keine Notiz davon, sondern versuchte reglos, wie er dalag, sein Gehirn wieder soweit in den Griff zu bekommen, dass das taube Dröhnen darin endete, damit er einen klaren Gedanken fassen und er endlich auch nur im Ansatz begreifen konnte, was hier gerade mit ihm geschah.

Neoplasie!

Oh, er hatte seinem Onkel sehr genau zugehört, konnte jedes Wort, das er gesagt hatte, ausnahmslos wiedergeben.

Du bist krank! rief er innerlich. Und es ist eine Krankheit, die aus dir ein Monster macht. Nicht immer, aber doch immer dann, wenn du an das Wunderbarste denkst, dass du dir nur vorstellen kannst: Sex mit einer Frau zu haben!

Oh ja, sein Onkel hatte absolut Recht: Raymond war für sein Alter schon sehr reif und hatte ein ausgeprägtes, sexuelles Verlangen. Schon so lange sehnte er sich nach seinem ersten Erlebnis, wenn er endlich eine Frau anfassen, küssen, streicheln, liebkosen und natürlich spüren konnte. Und er wusste, dass es ihm unendlich gefallen und er absolut in der Lage sein würde, eine Frau in Verzückung zu bringen, so sehr, dass ihr Körper unter ihm erzitterte und erbebte und sie ihre Lust in einem feuchten Orgasmus wild hinausschrie, kurz bevor er sich wuchtig in ihr entlud.

Doch genau dies würde nunmehr nie Realität werden, denn immer dann, wenn es geschehen konnte, würde er sich in dieses grässliche Monster verwandeln, das er selbst im Spiegel hatte anstarren müssen. Dann würde die Frau unter ihm zwar auch schreien, aber ganz sicher nicht aus Lust, sondern aus nackter Angst.

Oh Gott, Raymond rannen Tränen aus den Augen. Warum tust du mir das an?

Was habe ich getan, dass du mich so bestrafen musst? Bitte, nimm diesen Fluch wieder von mir! Was soll ich denn tun, wenn du mir diese Freude nimmst? Ich glaube nicht, dass ich mit dieser Schmach werde leben können! Oh Gott, bitte hab Erbarmen mit…

Plötzlich erschrak er, denn er konnte hören, wie die Tür seines Zimmers geöffnet wurde.

Im ersten Moment dachte er an seinen Onkel, doch lag er erst kurze Zeit hier. Das Gespräch mit seinen Eltern konnte unmöglich schon beendet sein.

Dann ist es der Pfleger mit dem Abendessen, war er sicher, doch war Nahrung das Letzte, woran er jetzt denken mochte. "Ich habe keinen Hunger!" sagte er dann auch, ohne sich zu bewegen. "Nehmen sie es wieder mit!"

"Okay! Aber ich würde dir raten, bei Kräften zu bleiben!"

Die Stimme, die Raymond hörte, klang dunkel und tief, kraftvoll und doch sanft.

Sie schien den ganzen Raum zu erfüllen. Und sie war ihm gänzlich unbekannt!

Instinktiv drehte sich der Junge herum und blickte zur Tür. Dort konnte er auch eine Gestalt sehen, doch sorgte das Sonnenlicht dafür, dass er kaum mehr als einen dunklen Schemen erkennen konnte. "Wer sind sie?" fragte er, mehr aus Neugier, weniger aus Angst.

"Ein…Freund!" Die Gestalt rührte sich nicht.

"Kenne ich sie?" Raymond kniff die Augen zusammen, um mehr Details ausmachen zu können.

"Nein!" Die Stimme des Fremden klang jetzt ein wenig traurig. Unvermittelt machte er zwei Schritte vor und trat in den Halbschatten. "Aber ich kenne dich!"

Der Mann, den der Junge jetzt deutlich besser erkennen konnte, war schon alt.

Raymond schätzte ihn auf über sechzig Jahre. Er war groß. Mindestens ein Meter neunzig! Seine Statur zeugte von einem kräftigen und durchtrainierten Körper, der auch jetzt im Alter noch immer beachtlich war. Er trug eine dunkelbraune Cordhose, ein dunkelblaues Hemd, darüber eine dünne, schwarze Jacke. Dazu ein Base-Cap, das er sehr tief in sein Gesicht gezogen hatte. Und das, wenngleich kaum zu erkennen, war es auch, was den Jungen am meisten anzog, weil es nicht so wirkte, wie man es erwarten konnte. Im ersten Moment glaubte Raymond, der Mann würde stark schwitzen, weil seine Haut merkwürdig glänzte, dann aber erkannte er ziemlich überrascht, dass dieser Effekt daher rührte, weil seine Haut extrem glatt war. Das kann nicht sein, dachte der Junge. Ein Mensch in diesem Alter hat Falten! Jede Menge sogar! Doch nicht dieser Mann, sodass Raymond zunächst glaubte, er habe sich im Alter getäuscht. Dann aber sah er, dass die Augenwinkel, die Nasenflügel und die Mundwinkel unnatürlich nach außen in die Länge gezogen waren. Und da wusste er, dass dieses Gesicht gestrafft worden war. Sogar ziemlich extrem! Dadurch wirkte es künstlich, maskenhaft und irgendwie gespenstisch!

Aber doch noch immer total fremd. Nein, war er sicher. Ich kenne diesen Mann nicht. "Wer sind sie?" fragte er deshalb. "Und was wollen sie von mir?"

Im ersten Moment schien der Alte nicht antworten zu wollen, doch dann sagte er:

"Wir haben wenig Zeit. Deshalb muss Folgendes fürs erste genügen…!" Er atmete einmal tief durch, wobei Raymond ein seltsames Zischeln hören konnte. "Ich bin dein Großvater Jacob! Ich nehme an, dass deine Eltern dir gesagt haben, dass ich längst tot sei, aber glaube mir…!" Wieder ein tiefer Atemzug und das seltsam zischelnde Geräusch. "…ich bin es nicht! Und was das andere angeht: Was ich von dir will, lässt sich mit wenigen Worten nicht erklären. Daher muss es ausreichen, wenn ich dir zunächst etwas zeige!" Der Alte nahm langsam seine Schirmmütze ab. Es kam ein glatzköpfiger Schädel mit auffallend heller Haut zum Vorschein. Wie Raymond bereits vermutet hatte, war das Gesicht extrem gestrafft worden. Deutlich konnte er mehrere, dünne Hautfalten sehen, die in Richtung Hinterkopf verliefen. Während Jacob seine linke Hand mit dem Cap sinken ließ, schob er die rechte Hand zu seinem Hinterkopf.

Im nächsten Moment erklang ein dumpfes Klicken - und das Gesicht des Alten zerfloss vor den Augen des Jungen zu einer ekelhaften und grauenhaften Grimasse, als die übergroßen Hautlappen der Schwerkraft folgend über Stirn und Wangen hinweg herabsanken.

Raymond starrte den Mann, der von sich behauptete, sein Großvater zu sein und von dem seine Eltern tatsächlich sagten, er sei tot, mit weit aufgerissenen Augen an. Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte, sein Herz hart gegen seine Brust hämmerte und er schwindelig wurde. Dennoch aber kam kein Laut über seine Lippen.

Er ist wie ich! schoss es dem Jungen in den Kopf. Nein, falsch, wusste er sogleich.

Ich bin wie er! Ein derber Schock fuhr ihm in die Glieder. Oh Gott, das ist es, was mir bevorsteht? Im selben Moment war ihm klar, dass er die Antwort auf diese Frage bereits kannte: Ja, genau das wird auch aus mir werden!

Während Raymonds Gehirn Purzelbäume schlug, langte Jacob wieder in seinen Nacken, zog die Hautfalten straff und verankerte sie mit einem weiteren dumpfen Klicken, sodass das Gesicht erneut wirkte, wie gestrafft. Dann setzte er sein Base-Cap wieder auf.

"Ich erkenne, dass du erkennst!" begann der Alte. "Du siehst, du bist nicht allein!

Aber ich muss jetzt gehen! Das Verhalten deiner Eltern dir gegenüber ist das Gleiche, wie bei mir, als ich mich ihnen offenbarte und zeigt eines ganz deutlich:

Sie werden niemals verstehen, was wir sind und dich deshalb an einen Ort bringen lassen, wo sie sich nicht mehr mit dir beschäftigen müssen und dich vor der Welt verbergen können!" Er wartete, bis Raymond ihn ansah. "Lass es mit dir geschehen und ich verspreche dir, dass wir uns schon bald wiedersehen werden!"

Und mit diesen Worten wandte er sich um und verschwand mit schnellen Schritten beinahe lautlos aus dem Zimmer.

Die Stille, die den Jungen hiernach umfing, war nahezu ohrenbetäubend für ihn.

In seinem Kopf zuckten tausende Gedankenfetzen umher und wollten ihn schier zum Platzen bringen.

Ich bin nicht allein! brüllte es. Mein Großvater! Er lebt und hat die gleiche Krankheit! Doch der Gedanke daran verursachte eine derart eiskalte Gänsehaut in ihm, dass er heftig erzitterte. Hatte er geglaubt, sein Anblick sei schon ekelhaft und furchtbar und gruselig genug gewesen, so hatte ihm das Stadium seines Großvaters gezeigt, dass dem bei Weitem nicht so war. Noch nicht so war! Denn das diese Krankheit aus ihm eines Tages das Gleiche machte, war doch jetzt wohl nur zu klar!

Aber ich will so nicht sein! begehrte er auf. Es darf so nicht sein! Es muss doch eine Möglichkeit geben, diese Krankheit zu heilen. Vielleicht… Sein Herz begann plötzlich wild zu hämmern. …könnte sein Großvater ja bei der Suche nach einem Heilmittel helfen. Wenn Onkel Murray ihn untersuchen könnte, vielleicht ergaben sich weitere Rückschlüsse auf ihren Ursprung!

Aber? Plötzlich stutzte er. Warum hatten seine Eltern stets behauptet, sein Großvater wäre tot? Raymond wusste die Antwort darauf, kaum, dass er die Frage in seinem Kopf formuliert hatte. Und Jacob hatte es doch selbst gesagt: Sie werden niemals verstehen, was wir sind! Seine Eltern hatten gelogen, weil sie die Existenz seines Großvaters verheimlichen wollten!

Plötzlich sah er sie vor sich: Sein Vater so unglaublich hart und abweisend, dass der Junge deutlich den Hass in seinen Augen erkennen konnte. Seine Mutter erschüttert und nicht in der Lage, ihn überhaupt noch anzusehen. Beide ganz offensichtlich vollkommen überfordert mit der Situation.

Das zumindest hatte er bisher angenommen. Doch jetzt?

Wieder erinnerte er sich an die Worte seines Großvaters: