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Ein Theaterstück über Kultur und den Sinn des Lebens. Ehrlich?
Der Kritiker (mit Buch in der Hand): Es riecht schlecht, wenn man dieses Buch aufschlägt. Jede Seite durchsetzt von einem Zynismus bis zur Ekelhaftigkeit. Die Personen, die in Ihrem Machwerk handeln, sind auf ihre Monstrosität verelendet; der Dichter ein Kretin und Ignorant, der Künstler dumm, geldgierig und ein Fälscher, der Kunsthändler ein Verbrecher und der Kritiker ist Päderast.
Der Profi: Das Unerträgliche, das exzessive Unvermögen, der Hang zum Unmöglichen, die Offenbarungen der deformierten Seele, das alles muß begraben werden, muß verschwinden, denn Kultur kann ohne Disziplin nicht fortbestehen.
Margareta (denkt nach): Die Opfer, die nachdenken müssen, können nicht nachdenken. Sie besitzen nichts von sich.
Margareta (denkt nach): Wer nachdenken muß, ist immer im Unrecht.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
In der Schule hatten wir einen Lehrer, der uns Kunstgeschichte beibringen sollte, aber nicht in der Lage war, begrifflich die "Romanik" von der "Romantik" zu unterscheiden. Irgendwann wunderte er sich, dass es zwei Kunstepochen gab, die gleich hießen, woraus er schlussfolgerte, dass es sie zweimal gab. Der selbe Lehrer erzählte uns die altbekannte Anekdote vom 'perfekten Kreis', in welcher der Meister seine Konkurrenten im Wettkampf um den bestgemalten Kreis aus dem Feld schlug, indem er ihn einfach freihändig aufs Papier zeichnete, während die anderen vergeblich sich mit irgendwelchen Hilfsinstrumenten abmühten, ihn halbwegs sauber hinzukriegen. Nur ordnete der Lehrer diese Anekdote Dürer zu, statt sie traditioneller Weise Giotto anzudichten.
Von diesem Lehrer behauptete man später, er sei in einer psychiatrischen Anstalt gelandet, nachdem er mal einer Schülerin befohlen hatte, ein bemaltes Blatt Papier halsbrecherisch auf dem Schuldach von einer Regenrinne zu angeln, weil diese es aufgrund einer Schlechtbewertung verärgert aus dem Fenster des Dachgeschosses geworfen hatte. Logisch, dass die Eltern der Betroffenen dafür sorgten, dass der Lehrer seinen Job verlor.
Ich persönlich handelte mir von diesem Lehrer die Kunstnote 'befriedigend' auf meinem Zeugnis ein, wofür ich ihm recht dankbar war, weil dieser Ausreißer nach unten mir im Abitur das Geschenk einer mündliche Prüfung in diesem Fach einbrachte - dem einzigen übrigens, dem ich in meiner Schulzeit ein Interesse abgewinnen konnte. Meine letzte Schüleraktion wurde so zum besten Schulerlebnis, sie hatte mir ziemlich Spaß gemacht.
Ansonsten mochte ich die gepflegte Langeweile, die der übliche Schulbetrieb erbrachte. Sie war unter der Prämisse, dass die in ihr ausgesprochenen Bewertungen der Schülerleistung völliger Unsinn waren, eigentlich als recht angenehm zu ertragen.
Dass allerdings ausgerechnet der verrückteste Lehrer der Schule mich nicht leiden konnte, hatte mich immerhin so verwundert, dass ich an dieser Stelle sein Andenken in meinem Theaterstück festschrieb. (2014)
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