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So hieß es also am Ende jeden Menschenlebens im Jahre 99: „Du öffnest dir das Tor zum virtuellen Leben, du glaubst an Larry Zucker-Gates, oder du glaubst nicht und überantwortest dich stattdessen dem Nichts, dem endgültigen Verschwinden in die Entropie eines sinnentleerten, gleichgültigen Universums.“
Doch statt der Glückseligkeit warten auf dich der große und der kleine Sado, und sie bringen dir die vollständige Erniedrigung im absoluten Schmerz.
Willkommen in der Welt von Sadocity!
Heute wissen wir, der große Sado ist an allem schuld.
Skizze zu einer virtuellen Welt.
Mit Platons "Atlantis" werden Utopie und Untergang zusammen gedacht. In dieser Tradition steht auch meine Skizze. Aus der Freiheit des Internets wird die Keimzelle des Überwachungsstaats, und es bleibt nichts als das vollständige Grauen übrig, wenn denn die Geschichte nicht weitergesponnen werden darf - zu einem Besseren hin.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Sadocity
(ein utopisches Romanfragment)
Netzwelt - das Paradies des Larry Zucker-Gates
Im Jahre 99 nach Larry Zucker-Gates wurde jedem Neugeborenen ein Gates-Chip ins Gehirn transplantiert, und es wurde damit Teil des großen Gatesprogramms, das allen Menschen guten Willens die Glückseligkeit versprach.
Voraussetzung dieses Glücksversprechens war die Trinität des Glaubens:
der Glaube daran, dass Larry Zucker-Gates wirklich existiert,der Glaube an die Gutherzigkeit seiner Gates-Macrostiftung,der Glaube an die Funktionstüchtigkeit seines universellen Macroshift-Programms.
Mit dem Gates-Chip hatte es folgende Bewandtnis: Als die Intelligenzforscher des frühen 21. Jahrhunderts feststellen mussten, dass es ihnen technisch nicht möglich war, allein mittels eines Computerprogramms künstlich geistige Subjektivität herzustellen, sondern es stattdessen hierfür stets einer personalen Ichinstanz bedarf, die als Summe aller Lebenserfahrung ein Selbstbewusstsein hervorbringt, entwickelten sie einen Gehirnsensor, der die Aktivität des menschlichen Gehirns digitalisierte und auf ein künstliches Speichermedium übertrug, um so im Rückgriff auf die menschliche Lebenserfahrung eine digitale virtuelle Persönlichkeitsstruktur zu erschaffen, die als Subjekt bewusstseinsmäßig alle mathematischen Operationen des jeweiligen Computerprogramms als wahrnehmbares Erleben begleiten konnte.
Damit erschuf die Technik im konsequenten Nachbau des subjektiven Menschenlebens künstliche Intelligenz mit einem eigenständig operierenden subjektiven Geist, der sich seiner selbst bewusst war. Das wirkliche gelebte Leben des Menschen wurde also zum Vorspiel seiner virtuellen Ewigkeit, das nach seinem Tode als Geist der Maschine seine Fortsetzung fand. Die reiche persönliche Lebenserfahrung, die im wirklichen Leben die Person konstituierte, diente nach dem Ableben des realen Menschen der virtuellen Computerrealität als Bewusstseinshorizont.
Der Mensch lebte fortan mit dem Ziel, seine Persönlichkeit im Laufe seines Lebens zu vervollkommnen, um sein Leben nach dem Tode auf einer maximalen Bewusstseinsstufe virtuell bis in alle Ewigkeit fortzusetzen und dort im nahezu unendlichen Spiel der verschiedensten künstlichen Computerwelten in nahezu unendlich vielen Computerleben seine Subjektivität zu wiederholen.
Nun war der Beglückte aber keineswegs von vornherein gezwungen sein Spiel bis in alle Ewigkeit zu spielen, sondern er musste sich vor seinem Lebensende definitiv entscheiden, ob er sein virtuelles Icherlebnis im Jenseits fortsetzen wollte, oder ob es als verfehlt und lebensunwert mit seinem Tode abgeschaltet werden sollte. So hieß es also am Ende jeden Menschenlebens im Jahre 99: „Du öffnest dir das Tor zum virtuellen Leben, du glaubst an Larry Zucker-Gates, oder du glaubst nicht und überantwortest dich stattdessen dem Nichts, dem endgültigen Verschwinden in die Entropie eines sinnentleerten, gleichgültigen Universums.“