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In den Minen-Städten und Ansiedlungen längs der Denver & Rio Grande Railroad ist Rindfleisch knapp und teuer. John Morgan, der Boss der Skull-Ranch, will vor dem Winter noch eine Rinderherde nach Castle Rock treiben, wo besonders viele Dollars für das begehrte Beef gezahlt werden.
Als Ernoll Coxworth von der Rocking-Star-Ranch von Morgans Vorhaben erfährt, setzt er alles daran, seine Herde als erster in die Stadt im Norden Colorados zu bringen. Zwischen der Skull und der Rocking Star entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod. Der Höllentrail nach Castle Rock beginnt ...
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Seitenzahl: 139
Cover
Höllentrail nach Castle Rock
Vorschau
Impressum
Höllentrail nach Castle Rock
von Hal Warner
In den Minen-Städten und Ansiedlungen längs der Denver & Rio Grande Railroad ist Rindfleisch knapp und teuer. John Morgan, der Boss der Skull-Ranch, will vor dem Winter noch eine Rinderherde nach Castle Rock treiben, wo besonders viele Dollars für das begehrte Beef gezahlt werden.
Als Ernoll Coxworth von der Rocking-Star-Ranch von Morgans Vorhaben erfährt, setzt er alles daran, seine Herde als erster in die Stadt im Norden Colorados zu bringen. Zwischen der Skull und der Rocking Star entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod. Der Höllentrail nach Castle Rock beginnt...
»Ich will keinen Whisky! Und ich will auch nicht feiern!«, ruft das rotblonde Mädchen, das die beiden Kerle in den Saloon gezerrt haben. »Verdammt, begreift das doch endlich!«
Doch die Männer bleiben stur. Sie können und wollen nicht verstehen, dass Nancy Taylor nicht mit ihnen trinken will. Immerhin hat sie früher nie etwas dagegen gehabt, mit ihnen einige Gläser zu leeren. Früher, als Nancy noch ein Saloongirl war. Und das liegt im Grunde noch gar nicht so lange zurück.
»Komm, sei keine Spaßverderberin!«, versucht es der eine erneut. »Oder willst du uns beleidigen?«
»Nein, aber ich muss auf die Ranch zurück?«
»Zu Ernoll Coxworth, dem alten Sack?« Der bärtige Miner lacht spöttisch. »Lass ihn doch warten! Ich verstehe überhaupt nicht, was du an dem findest. So ein Knacker mit fünfzig ist doch nichts für dich.«
»Dafür hat er Geld wie Heu!«, bemerkt sein bulliger Kumpan sarkastisch. »Der Kerl stinkt doch förmlich nach Dollars. Und Nancy scheint diesen Geruch zu lieben!«
Nancys hübsches Gesicht rötet sich vor Zorn. Ihre Augen funkeln den Bulligen an.
»Mit wem ich zusammenlebe, geht dich einen Dreck an!«, faucht sie nicht gerade damenhaft. »Merk dir das, Stinner! Ich kann tun und lassen, was ich will! Und nun lasst mich gehen!«
»Erst wenn du ein Glas mit uns getrunken hast!«, beharrt der Bärtige, der Kellock heißt und um einen ganzen Kopf größer ist als sein Gefährte. »Also, trink schon, mein Täubchen!«
»Jetzt erst recht nicht! Außerdem bin ich nicht dein Täubchen. Nimm gefälligst deine Pfoten weg!«
Doch Kellock, der seinen rechten Arm um Nancys Taille gelegt hat, packt nur noch fester zu und greift mit der anderen Hand nach einem randvoll gefüllten Whiskyglas.
»Mir hat noch niemand einen Korb auf eine Einladung gegeben. Also wirst auch du keine Ausnahme machen«, sagte er entschieden. »Entweder du trinkst jetzt freiwillig, oder ich schütte dir das Zeug mit Gewalt in dein Mäulchen! Na, Honey, was ist dir lieber?«
Nancy Taylor wird blass. Sie lässt sich nicht gern zu etwas zwingen. Andererseits aber denkt sie nicht daran, diesen unverschämten Kerlen nachzugeben.
Sie wirft dem Keeper einen hilfesuchenden Blick zu.
Doch der Mann hinter der Bar denkt nicht daran, etwas zu unternehmen. Weiß er doch, dass es sich bei Kellock und Stinner um gefürchtete Schläger handelt, vor denen man in Golden City eine Menge Respekt hat.
Er grinst schwach und wendet sich ab.
Nancy bebt vor Zorn.
»Lass mich los, du Schuft, oder du wirst es bereuen!«, ruft sie, indem sie sich vergeblich wehrt.
Der Bärtige lacht nur. Brutal biegt er Nancy den Kopf zurück und will ihr den Whisky einflößen.
Da erhebt sich von einem der Tische ein junger, schlanker Mann.
Es ist Jimmy Twodance, der jüngste Cowboy von der Skull-Ranch.
»Allmählich reicht es, schätze ich!«, ruft er scharf durch den Raum. »Sauf deinen Whisky selber, und lass das Girl zufrieden! Sonst bekommst du es mit mir zu tun!«
Kellock dreht sich an der Theke herum und sieht Jimmy an, als habe er nicht richtig gehört.
»Wie war das?«, fragt er herausfordernd grinsend.
»Wenn du keinen Dreck in den Ohren hast, müsstest du mich eigentlich verstanden haben«, entgegnet Jimmy seelenruhig, obwohl er jetzt sehr wachsam wirkt. »Im Übrigen sage ich nichts zweimal!«
Die beiden Minenarbeiter tauschen einen kurzen Blick.
»Mir scheint, da will noch einer Prügel beziehen«, sagt Stinner schleppend.
Kellock nicht. »Das kommt mir auch so vor. He, Kleiner, nimm den Mund nicht zu voll! Du könntest sonst schnell ein paar Zähne verlieren!«
Jimmy Twodance wirft nur einen kurzen Blick auf Nancys Beschützer, der bewusstlos neben dem Eingang liegt, zusammengeschlagen von den beiden rauflustigen Miners.
Dann schaut er wieder Kellock an.
Und grinst.
»Dazu gehören zwei, mein Freund«, sagt er in lässigem Tonfall.
Im Saloon ist es plötzlich still wie in einer Kirche.
Alle Anwesenden blicken auf den jungen Cowboy, der es wagt, sich gegen diese beiden Kerle zu stellen.
Sie bewundern seinen Mut. Aber sie geben ihm keine Chance, mustern ihn sogar mitleidig.
Auch Nancy Taylor, die im ersten Moment Erleichterung verspürte, bekommt jetzt Angst um ihn.
»Jimmy, halte dich heraus!«, ruft sie warnend. »Es lohnt sich nicht, hörst du?«
»Ach, du kennst das Würstchen?« Matt Kellock grinst böse.
»Ja, ich kenne ihn. Er reitet für die Skull-Ranch. Wenn ihr ihn verprügelt, wird seine Mannschaft kommen und euch jeden Knochen einzeln brechen! Also lasst ihn in Frieden! Ihr würdet euch todsicher nur Kummer einhandeln«, sprudelt es aus dem Mädchen heraus. »Kommt, lasst uns lieber trinken! Vertragen wir uns doch. Ja, ich trinke mit euch, Jungs! Dafür...«
»Nein, mit denen trinkst du nicht!«, verkündet Jimmy Twodance, den jetzt der Teufel reitet. »Nicht mal einen Tropfen!«
Nancy gibt ein komisches Seufzen von sich. Warum nur musst du Streit vom Zaun brechen?, scheinen ihre Augen zu fragen. Sie schüttelt verständnislos und zugleich vorwurfsvoll den Kopf.
Matt Kellock jedoch gefällt die Entwicklung der Dinge.
Lässig hebt er die linke Hand und gibt Stinner ein Zeichen.
»Nimm ihn dir vor, Burt, damit er uns nicht länger auf den Nerven herumtanzt!«
Stinner entblößt feixend seine weit auseinanderstehenden Zähne. Gemächlich schiebt er die Hemdärmel hoch.
Und dann nähert er sich Jimmy, der neben dem Tisch stehengeblieben ist und ihn gelassen erwartet.
Stinner glaubt, dass er einfach nur zuschlagen muss. Zuschlagen und treffen – und die Sache würde erledigt sein.
Und er schlägt auch zu.
Aber er trifft den Gegner nicht.
Jimmy weicht der auf ihn zukommenden Faust blitzschnell aus und lässt Burt Stinner, den die Wucht des eigenen Hiebes mitreißt, ins Leere rennen.
Im nächsten Augenblick wuchtet er Stinner die geballte Rechte ins Genick.
Der Bullige fliegt gegen den nächsten Tisch und landet mit dem Bauch auf der Platte, gibt vor Wut ein wildes Röhren von sich. Beinahe reißt er den Tisch mit seinem Körpergewicht um.
Dann stemmt er sich wieder hoch, fährt herum und brüllt abermals wie ein Stier, der ein rotes Tuch erblickt. Und greift mit diesem Schrei an.
Wie ein Büffel stürmt er vorwärts, als wolle er seinen Gegner in Grund und Boden stampfen. Die Arme ausgebreitet, zum Zupacken bereit. Getrieben von einem heftigen Zorn.
Doch es gelingt ihm lediglich, Jimmy mit der Schulter zu rammen. Seine Faust geht wiederum ins Leere.
Er selbst jedoch muss einen harten Schlag einstecken. Und ehe er sich versieht, bekommt er noch einen verpasst. Diesmal auf die Nase, die sofort zu bluten anfängt.
Burt Stinner versetzt das in Raserei. Er hat Jimmy Twodance zweifellos unterschätzt. Aber er kann nicht glauben, dass er diesem Cowboy wirklich unterlegen ist. Der Bursche ist schnell, doch das ist sicher auch alles.
Ein einziger Treffer nur, und Jimmy wird bestimmt zu Boden gehen und nicht mehr aufstehen.
Wie Dreschflegel schwingt Stinner jetzt seine Fäuste. Und er schreit triumphierend, als er den Gegner mit der Rechten am Schädel trifft.
Doch Jimmy stürzt nicht. Er kann den Hieb verdauen und schlägt knallhart zurück.
Wieder trifft er Stinners bereits lädiertes Riechorgan. Dem Bulligen schießen die Tränen in die Augen.
»Verfluchter Hund!«, brüllt er wütend. »Ich werde dich...«
Er reißt die Rechte hoch und will einen Haken anbringen. Doch die Faust radiert nur über Jimmys Wange, weil der Cowboy den Kopf zur Seite nimmt.
Im nächsten Moment wird Stinner abermals an seiner empfindlichen Stelle getroffen. Das bringt ihn mächtig aus dem Konzept. Er braucht Sekunden, um sich von dem Schlag zu erholen. Sekunden, die ihm Jimmy nicht gönnt.
Mit weiteren Fausthieben treibt der junge Cowboy den Bulligen durch die Tischreihen, wobei Stühle umstürzen und ein paar Gläser zu Boden fallen.
Jimmy durchbricht nun völlig die Deckung seines Gegners, der zu keiner Gegenwehr mehr kommt, sondern mit rudernden Armen rückwärts taumelt, auf die Schwingtür zu, durch die ihn Jimmy mit einem letzten Schlag nach draußen befördert.
Burt Stinner überschlägt sich auf dem Gehsteig und rollt auf den Fahrbahnrand hinab. Und dort bleibt er liegen, wie Jimmy registriert.
»Vorsicht, Jimmy!«
Nancys Warnschrei lässt ihn herumfahren.
Er sieht Matt Kellock drohend auf sich zukommen.
Der Bursche stoppt, als Jimmy plötzlich seinen Colt in der Faust hält. Die Mündung weist auf seine Brust.
»An dir will ich mir nicht die Finger schmutzig machen«, sagt Jimmy Twodance. »Wir beide kämpfen nicht mit den Fäusten, sondern mit dem Colt!«
Nach diesen Worten lässt er das Eisen in das Holster zurückfallen, lässt jedoch die Rechte darüber schweben.
»Du bist doch einverstanden?«, fragt er in die Stille.
Kellock hat gesehen, wie schnell Jimmy zog. So schnell ist er bei weitem nicht.
Er leckt sich über die Lippen, grinst dann unsicher.
»Vergessen wir die Sache«, schlägt er vor.
Jimmy blickt absichtlich sehr finster.
»Du willst also kneifen? Könnte dir so passen!«
Er sieht, dass es Kellock mit der Angst zu tun bekommt. Sein bärtiges Gesicht wird bleich.
»Es war doch alles nur Spaß«, beteuert er. »Da müssen wir doch nicht gleich...«
»Ein feiner Spaß! Leider hab' ich kein Verständnis dafür«, entgegnet Jimmy Twodance. »Aber schön, ich will auf ein Duell verzichten. Vorausgesetzt, du entschuldigst dich bei Nancy.«
Der Bärtige beißt sich auf die Lippen. Dass er sich vor allen Anwesenden entschuldigen soll, schmeckt ihm gar nicht.
Doch dann wendet er sich dem Mädchen zu und knurrt: »Nimm es mir nicht übel, Nancy. Ich hab' heute schon einiges getrunken und...«
»Das reicht. Nimm jetzt deine Flasche und trink sie aus!«, befiehlt Jimmy Twodance.
Der Bärtige kehrt zur Theke zurück und greift nach der Whiskyflasche, setzt sie an die Lippen und nimmt einen tüchtigen Schluck.
»Alles!«, sagt Jimmy, als Kellock die noch halbvolle Flasche wieder absetzt. »Los, trink sie schon aus!«
Kellock flucht heiser. Denn er weiß, dass er stockbesoffen sein wird, wenn er die Bottle leert.
Doch er gehorcht, zumal Jimmy seine Rechte drohend auf den Revolverkolben legt.
Er trinkt die Flasche leer bis auf den letzten Schluck. Danach verlässt er den Saloon.
Weiter als bis vor die Tür kommt er allerdings nicht mehr. Dort fährt ihm der Alkohol jäh in die Glieder. Seine Beine geben nach, als seien sie aus Gummi. Er stürzt auf seinen Kumpan und bleibt auf ihm liegen.
»Der wird für eine Weile Ruhe geben«, sagt Jimmy grinsend.
»Ja, das glaube ich auch.« Nancy lächelt ihn an. »Vielen Dank für deine Hilfe, Jimmy!«
»Ach, keine Ursache. Sag mal, wieso bist du hier in der Stadt? War für ein hübsches Mädchen wohl zu langweilig auf der Rocking Star?«
»Vielleicht.« Nancy Taylor zieht ein weißes, mit feinen Spitzen besetztes Tuch aus einer Tasche ihres Kleides und betupft damit Jimmys Wange, die von einem Fausthieb aufgeschlagen ist. »Ich hatte vorhin Angst um dich, Jimmy. Ich dachte, die machen Hackfleisch aus dir.«
»Wie aus dem da?« Er weist auf den Mann, der Nancy in die Stadt begleitet hat und der sich soeben stöhnend aufrappelt. »So leicht bin ich nicht kleinzukriegen.«
Sie schaut ihn voller Bewunderung an.
Und sie lehnt nicht ab, als er sie jetzt auf einen Drink einlädt.
Auch der andere Cowboy kommt an die Theke.
»So, jetzt muss ich aber zum Store rüber«, sagt Jimmy, als sie die Gläser geleert haben. Er legte eine Münze auf das Blech und zieht seinen Hut in die Stirn. »Ich hole Vorräte, weißt du. Marschverpflegung für einen Viehtrail nach Castle Rock.«
»Was, ihr treibt auch eine Herde dorthin?«
»Hat das etwa auch Coxworth im Sinn?«
»Ja, Jimmy«, antwortete Nancy Taylor. »Übermorgen will er mit den Rindern aufbrechen.«
»Wir wollen schon morgen los. Es wird ein höllisches Stück Arbeit sein, die störrischen Viecher bei dieser Hitze zur Eisenbahn zu treiben.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen.« Nancy lächelt den jungen Cowboy an. »Viel Glück, Jimmy.«
Jimmy Twodance verabschiedet sich von Nancy und verlässt den Saloon, vor dem noch immer die beiden Miners liegen.
Drüben, vor dem General-Store, steht der mit zwei Pferden bespannte Ranchwagen.
Als er den Wagen erreicht und nochmals zum Saloon zurückblickt, steht Nancys Begleiter im Eingang und beobachtet Jimmy.
Der junge Cowboy spürt in diesem Moment, dass er einen Fehler gemacht hat. Nein, er hätte von dem geplanten Viehtrieb nichts erwähnen dürfen.
Ernoll Coxworth ist ein klotziger Mann, auf dessen borstigem Schädel ein riesiger Schlapphut sitzt. Kleine Augen funkeln kalt in seinem fleischigen Gesicht. Er trägt alte Schaftstiefel, eine abgeschabte Cordhose und ein grobes Baumwollhemd. An seiner Hüfte hängt ein schwerkalibriger Colt.
Ein glühendes Brandeisen in der Faust, steht Coxworth mit drei Leuten am Feuer und lauscht dem Schusslärm, der verzerrt über die Hügel schallt.
»Verdammt, wer knallt da herum?«, knurrt er ärgerlich.
»Wahrscheinlich unsere Jungs«, antwortet der geiernasige Hank. »Ich glaube aber nicht, dass sie nur zum Spaß eine Schießübung machen. Sie sind wohl mit jemand aneinandergeraten.«
»Wir sehen nach, was los ist!«, ruft der Rancher entschlossen. Er wirft das Brandeisen ins Feuer und läuft zu seinem in der Nähe stehenden Pferd.
Die Cowboys folgen mit den Pferden seinem Beispiel. Schon sitzen alle in den Sätteln und wollen die Tiere antreiben. Da klingt Hufschlag auf.
Drei Reiter kommen aus den Hügeln. Cowboys, von denen einer am Lasso einen Indianer nachschleift, während ein anderer einen struppigen Mustang mit sich führt.
Wenig später sind die Reiter heran und zügeln ihre Pferde. Staub zieht über die anderen Männer hin.
Der Indianer bleibt keuchend liegen. Es ist ein Kiowa.
»Was sagen Sie zu unserem Fang, Boss?«, fragt der untersetzte Curly grinsend.
»Wollte er Rinder klauen?«
»Ja, Boss. Die Halunken waren zu dritt. Einen haben wir erschossen, einer ist entkommen. Den da haben wir lebend erwischt. Das heißt, ich war es, der ihn gefangen hat.«
»Wozu die Mühe?«, brummt Coxworth. »Warum habt ihr ihn nicht gleich umgelegt, wie es sich für dieses Geschmeiß gehört?« In seinen Augen sind Indianer schädliches Ungeziefer, das man am besten ausrottet wie Wölfe und Klapperschlangen.
»Wir dachten, Sie wollen ihn vielleicht sehen. Aufhängen können wir ihn ja immer noch.«
»Genau!«, ruft der lange John Tragg. »Da drüben steht ein prächtiger Baum.« Er weist auf eine alte Hickory mit abgestorbenen Ästen. »Dort knüpfen wir ihn auf!«
Curly nickt und will sein Pferd antreiben, um den Kiowa zu dem Baum zu schleifen.
»Halt! So eilig haben wir es nicht!«, ruft da Coxworth. Er schwingt sich aus dem Sattel, nähert sich dem Roten und verpasst ihm einen Tritt. »Steh auf, du Strolch!«
Der Indianer rührt sich nicht. Entweder kann er den Rancher nicht verstehen oder er überhört mit Absicht seinen Befehl. Fluchend packt Coxworth den Gefangenen an den Haaren, zerrt ihn daran hoch und schlägt ihm die Faust ins Gesicht.
Der Kiowa stürzt zu Boden. Mit einem Wutschrei springt er wieder auf und will die Schlinge abstreifen, die sich etwas gelockert hat.
Doch da treibt Curly seinen Braunen mit einem Sporenhieb an. Erschrocken springt das Tier vorwärts, das Lasso spannt sich mit einem Ruck, und der Indianer wird neuerlich zu Boden gerissen.
Curly lässt das Pferd im Kreis laufen und hält dann in Coxworths Nähe wieder an.
»Stellt ihn auf die Beine und haltet ihn fest!«, befiehlt der Rancher barsch.
Der Indianer wird hochgezerrt. Abwartend blicken die Cowboys dann auf Coxworth, der zum Feuer geht und nach dem Brandeisen greift.
Das Eisen ist glühend. Kalt grinsend hält es Coxworth dem Gefangenen vors Gesicht.
Der Kiowa spürt die Hitze, weicht aber nicht zurück. Furchtlos blickt er den Boss der Rocking Star an.
»Haltet ihn gut fest!«, kommt der Befehl des Ranchers.
Die Cowboys begreifen, was Coxworth vorhat, und nicht alle billigen es. Doch keiner wagt etwas zu sagen, da sie genau wissen, wie er auf Widersprüche reagiert. Coxworth kann schon bei der kleinsten Bemerkung bitterböse werden, und seine Leute sind daher ständig bemüht, nicht seinen Zorn zu erregen.
Coxworth grinst noch immer. Ein grausamer Zug verhärtet seinen Mund. Mit einem Ruck reißt er dem Kiowa das Kattunhemd samt einer Kette aus billigen Glasperlen herunter.
Dann sagt er hart: »Normalerweise hängen wir Rinderdiebe unverzüglich auf. Vor allem dann, wenn es sich um einen Indianerbastard handelt. Aber ich habe heute einen guten Tag und will dir daher nur eine Lehre erteilen!«
Nach diesen Worten stößt er die Rechte mit dem Brandeisen vor.
Über die Lippen des Kiowa kommt kein Laut. Auch in seinem Gesicht verändert sich nichts. Nur seine Pupillen weiten sich einen Moment. Und die Cowboys, die ihn festhalten, spüren, wie seine Muskeln sich verkrampfen.