Sorgen um Anneka - Patricia Vandenberg - E-Book

Sorgen um Anneka E-Book

Patricia Vandenberg

5,0

Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Fee hatte sich gefreut, daß Anneka frühzeitig Freude am Eislaufen gewann und sich dabei auch äußerst talentiert zeigte. Sie selbst war genauso gewesen, und auch jetzt bot sie eine Augenweide auf den Schlittschuhen, und niemand hätte dieser graziösen Frau zugetraut, daß sie Mutter von fünf Kindern war. Die Söhne Danny und Felix kamen zwar auch mit zur Eisbahn, aber sie jagten nur mit anderen wild herum, um zu probieren, wer der Schnellste sein konnte. Anneka träumte manchmal davon, eine Eisprinzessin zu werden, aber der Wunsch nahm erst richtig Gestalt an, als sie Kristin Sörensen kennenlernte, die einem kleinen Mädchen Unterricht im Eiskunstlauf erteilte. Fasziniert schaute Anneka zu. »Schau, Mami, das Mädchen ist kleiner und dünner als ich, und sie kann schon so toll tanzen«, sagte Anneka bewundernd. »Das möchte ich auch gar zu gern können.« »Da mußt du aber richtig trainieren, Anneka«, sagte Fee Norden, »und natürlich mußt du auch eine Lehrerin haben.« »Kannst du nicht mal Kristin fragen, Mami?« »Kristin?« »Sie heißt so. Ich habe es gehört. Sie ist sehr lieb mit dem kleinen Mädchen.« Dem bittenden Blick ihrer kleinen Tochter konnte Fee nicht widerstehen. »Ich werde mich mal erkundigen, ob sie auch offiziell Unterricht gibt.« »Ich kann sie doch auch fragen, Mami. Sie hat mich schon ein paarmal ganz lieb angelächelt.« Die blonde Kristin gefiel Anneka also, und das mochte auch den Ausschlag geben, daß Anneka gern unterrichtet werden wollte.

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Dr. Norden Bestseller – 298 –

Sorgen um Anneka

Patricia Vandenberg

Fee hatte sich gefreut, daß Anneka frühzeitig Freude am Eislaufen gewann und sich dabei auch äußerst talentiert zeigte. Sie selbst war genauso gewesen, und auch jetzt bot sie eine Augenweide auf den Schlittschuhen, und niemand hätte dieser graziösen Frau zugetraut, daß sie Mutter von fünf Kindern war.

Die Söhne Danny und Felix kamen zwar auch mit zur Eisbahn, aber sie jagten nur mit anderen wild herum, um zu probieren, wer der Schnellste sein konnte.

Anneka träumte manchmal davon, eine Eisprinzessin zu werden, aber der Wunsch nahm erst richtig Gestalt an, als sie Kristin Sörensen kennenlernte, die einem kleinen Mädchen Unterricht im Eiskunstlauf erteilte.

Fasziniert schaute Anneka zu. »Schau, Mami, das Mädchen ist kleiner und dünner als ich, und sie kann schon so toll tanzen«, sagte Anneka bewundernd. »Das möchte ich auch gar zu gern können.«

»Da mußt du aber richtig trainieren, Anneka«, sagte Fee Norden, »und natürlich mußt du auch eine Lehrerin haben.«

»Kannst du nicht mal Kristin fragen, Mami?«

»Kristin?«

»Sie heißt so. Ich habe es gehört. Sie ist sehr lieb mit dem kleinen Mädchen.«

Dem bittenden Blick ihrer kleinen Tochter konnte Fee nicht widerstehen. »Ich werde mich mal erkundigen, ob sie auch offiziell Unterricht gibt.«

»Ich kann sie doch auch fragen, Mami. Sie hat mich schon ein paarmal ganz lieb angelächelt.«

Die blonde Kristin gefiel Anneka also, und das mochte auch den Ausschlag geben, daß Anneka gern unterrichtet werden wollte. Sie war nicht für jeden zu haben, das traf auch in der Schule auf die Lehrkräfte zu, aber Fee gefiel das junge bildhübsche Mädchen auch, das ihren kleinen Schützling nur mit sanfter Stimme dirigierte, und als sie jetzt eine Pause einlegte, lief Anneka auf sie zu. Fee folgte ihr. Danny und Felix befanden sich am anderen Ende der Eisbahn, denn der Aufseher paßte sehr gut auf, daß die wilden Buben den Eiskunstläufern nicht in die Quere kamen.

Anneka zeigte sich diesmal gar nicht reserviert und steuerte auf die blonde Kristin zu. Fee sah, daß diese ihr ein reizendes Lächeln schenkte.

»Wir würden sehr gern fragen, ob Sie offiziell Unterricht geben«, hörte Fee ihre Tochter sagen, und auch sie mußte lächeln, als Kristin sie anblickte. Schnell glitt sie auch zu Kristin hinüber.

»Mein Name ist Norden, und das ist meine Tochter Anneka. Sie bewundert Ihre kleine Schülerin«, sagte Fee.

»Die zufällig auch meine Nichte ist«, erwiderte Kristin. »Ja, ich gebe Unterricht, aber meistens nachmittags und am Abend. Ich heiße Kristin Sörensen«, fügte sie dann leicht errötend hinzu, und Fee war dieses junge Mädchen sofort sympathisch. Aber auch der Name kam ihr bekannt vor. Sörensen – Kristin Sörensen, ging es ihr durch den Sinn.

»Bitte, mißverstehen Sie meine Frage nicht als Neugierde«, sagte Fee, »sind Sie vielleicht die Eiskunstläuferin, die durch einen Unfall gehindert wurde, an den Meisterschaften teilzunehmen?«

Kristins feines Gesicht überschattete sich. »Nicht nur an den Meisterschaften hinderte mich der Unfall, jetzt reicht es gerade noch, Unterricht zu geben«, erwiderte sie tonlos.

»Es tut mir leid, ich wollte nicht taktlos erscheinen«, sagte Fee stockend.

»Nein, so fasse ich es nicht auf. Es erinnert sich ja kaum noch jemand an mich. Und ich bin darüber hinweggekommen und froh, noch zu leben.«

»Sie leben jetzt in München? Sie sind Schwedin, wenn ich mich recht erinnere.« Und Fee sollte noch froh sein, daß ihr auch diese Erinnerung plötzlich kam, denn Kristins Augen leuchteten auf.

»Sie glauben gar nicht, wie wohl es tut, wenn man noch nicht ganz vergessen ist«, sagte sie leise.

Fee hatte Verständnis für Kristin. Sie hatte ihre Träume, ihre Wünsche gehabt, und man hatte ihr eine Karriere vorausgesagt, und dann wurde sie von einem Betrunkenen auf dem Gehweg überfahren, und es gab keine Träume mehr für sie.

Da Anneka sich jetzt schon mit der kleinen Jessica unterhielt, konnte Fee noch mit Kristin sprechen.

»Sie leben jetzt in München?« fragte sie behutsam.

»Ja, bei meinem verheirateten Bruder. Sie haben außer Jessica noch ein Baby, und da kann ich ein bißchen helfen. Außerdem mache ich eine Ausbildung als Krankengymnastin. Seit ich selbst Hilfe brauchte, weiß ich, wie viele Menschen solche brauchen.«

»Das finde ich bewundernswert«, erwiderte Fee voller Wärme.

»Es ist für mich auch eine Therapie, Frau Dr. Norden«, antwortete Kristin.

»Oh, Sie wissen, wer ich bin?« fragte Fee verlegen.

»Ich wußte es, bevor Sie Ihren Namen nannten«, sagte Kristin, »und ich habe Anneka schon manchmal beobachtet. Sie hat wirklich Talent, aber ich glaube, Sie würden es gar nicht gestatten, daß sie voll trainiert wird.«

»Kann man es einem Kind verbieten, wenn es das wirklich will?« fragte Fee.

»Kinder haben selten Ausdauer, das durchzuhalten. Es sind die ehrgeizigen Eltern, die sie antreiben. Bei mir war es die Mutter, die jetzt mehr leidet und rachsüchtiger ist als ich, weil ihr Traum zerstob.« Nun erschien wieder dieses bezwingende Lächeln auf Kristins Gesicht. »Ich freue mich sehr, daß ich Sie näher kennenlernen darf. Und es geht auch bestimmt recht gut, wenn Anneka und Jessica sich gegenseitig anspornen.«

»Jessica ist aber schon viel weiter«, stellte Fee fest.

»Anneka wird sie bald eingeholt haben, und ich kann sagen, daß Jessica zum Glück keine ehrgeizigen Eltern hat und das Kind nur deshalb zum Eiskunstlaufen gebracht wurde, um Wachstumsstörungen auszugleichen. Sie ist acht Jahre. Und Anneka?«

»Sieben«, erwiderte Fee, »aber sie hat keine Wachstumsstörungen.«

»Jessi macht sich jetzt recht gut. Ich kann auch Übungen mit ihr machen. Es ist eine befriedigende Aufgabe, und ich habe hier deshalb auch ein richtiges Zuhause.«

»Das freut mich, Kristin«, sagte Fee Norden, »und ich hoffe, Sie besuchen uns mal, damit auch mein Mann Sie kennenlernt.«

Da leuchteten Kristins Augen noch mehr. »Ich kenne sogar in Schweden einige Leute, die mich darum sehr beneiden würden. Dr. Norden und die Insel der Hoffnung sind auch bei uns bekannt. Dr. Cornelius natürlich auch.«

»Er ist mein Vater.«

»Ja, ich weiß. Ich hätte Sie schon gern einmal angesprochen, als ich erfuhr, wer Sie sind, aber ich habe mich nicht recht getraut. Jetzt bin ich sehr froh und dankbar.«

»Ich freue mich jedenfalls sehr, Kristin. Also erfüllt sich Annekas brennender Wunsch.«

Anneka war selig. Mit Jessica hatte sie schnell Freundschaft geschlossen, und schon nach einer Woche tänzelte sie genauso graziös über das Eis wie Jessica.

Es war eine Freude, ihnen zuzuschauen. Selbst Danny und Felix nahmen sich dafür Zeit, und am Samstag begleitete Daniel Norden seine Familie zum Eisstadion, sogar Lenni und die Zwillinge kamen mit, um zuzuschauen.

Kristin kannte nun die ganze Familie Norden, und sie schwebte dann selbst leicht wie eine Elfe mit den beiden kleinen Mädchen über das Eis, wenn sie auch keine Sprünge mehr riskieren durfte, die die beiden Kleinen schon ordentlich bewältigten.

»Ein Jammer«, sagte Daniel zu seiner Frau. »Aber sie ist wenigstens nicht unglücklich.«

»Sie ist sehr tapfer, aber weh tut ihr sicher manches. Es ist gut, daß sie sich mit dem Bruder versteht. Die Mutter scheint es ja nicht zu verwinden, daß sie nicht oben auf dem Siegerpodest stehen kann.«

»Sie soll froh sein, daß Kristin wieder gesund ist«, sagte Daniel.

Fees Blick streifte durch die Halle, und sie sah einen Mann, den sie schon öfter hier gesehen hatte. Einen Mann, der Kristin und die beiden Kinder mit den Blicken verfolgte. Aber schemenhaft bemerkte sie an diesem Tag auch einen anderen Mann, der ihr nicht gefiel, aber auch schnell wieder verschwand.

Daniel war ihren Blicken gefolgt. »Steinhoff«, sagte er staunend. »Was macht der denn hier? Begeistert er sich auch für den Eiskunstlauf?«

»Wen meinst du?« fragte Fee.

»Hast du nicht grad auf ihn geschaut, Schatz? Dr. Fabian Steinhoff, Sportchirurg. Ein ausgezeichneter junger Arzt. Ihm ist es doch tatsächlich gelungen, diesen schwer verunglückten Rennläufer Spencer wieder auf die Beine zu bringen.«

»Wie es scheint, interessiert er sich für Kristin«, sagte Fee nachdenklich.

Nun blickte Steinhoff auch zu ihnen herüber, und gleich stand er auf und kam herunter.

»Das ist eine nette Überraschung«, sagte er. »Darf ich nun endlich Ihre Frau kennenlernen, Herr Kollege?«

»Und die ganze Familie dazu«, lächelte Daniel. »Sind Sie nur als Zuschauer hier?«

»Auch beruflich. Mich interessiert der Fall Kristin Sörensen. Mir sind da zufällig Gutachten in die Hände gefallen. Ich mag noch nicht darüber sprechen, aber da ich bemerkt habe, daß Sie die junge Dame kennen, dürfte ich Sie bitten, mich ganz unauffällig mit ihr bekannt zu machen?«

»Sehr gern«, sagte Fee an Daniels Stelle. »Kristin hat sich damit abgefunden, daß an ein Comeback nicht mehr zu denken ist.«

»Aber bezüglich der Versicherungsleistungen wurde sie benachteiligt. Ich möchte mich damit noch befassen.«

»Aber das ist nicht Sache eines Arztes«, entgegnete Daniel ruhig. »Nicht, wenn Sie die Patientin nicht selbst behandelt haben.«

»Ich habe andere Gründe, mich dieses Falles anzunehmen, über die ich jetzt nicht sprechen möchte«, sagte Fabian Steinhoff ruhig. »Momentan schon gar nicht. Das reizende Trio naht.«

Dann wurde Fabian Steinhoff der momentan so fröhlichen Kristin vorgestellt. Anneka und Jessica plapperten durcheinander, und Anneka mußte auch gleich sagen, daß es auch böse Lehrerinnen gäbe, auch beim Eiskunstlaufen.

»Guck mal, die da drüben, Mami, die mit der weißen Mütze. Das müßtest du mal hören, wie die die Leslie anschreit. Da würde ich gleich die Lust verlieren.«

Da drehte sich Kristin um. »Das ist so eine Mutter, die ihr Kind unbedingt zu einem Star machen will. Aber es findet sich niemand, der etwas dagegen unternimmt.«

»Vielleicht doch«, warf Fabian Steinhoff ein. »Nämlich ich.«

Erschrocken blickte Kristin Fee an. »Bitte, denken Sie jetzt nicht, daß meine Mutter auch so war. Ich hatte selber Spaß und war ehrgeizig, aber Leslie ist anders. Ich sollte dazu eigentlich gar nichts sagen. Meine Mutter wußte, daß ich ganz oben stehen wollte, und sie kommt nicht darüber hinweg, daß ein schlimmer Zufall das verhinderte. Sie glaubt nicht, daß ich damit fertig geworden bin.«

»Sind Sie es?« fragte Fabian.

Kristin sah ihn voll an. »Ich weiß jetzt, daß es im Leben befriedigendere Aufgaben gibt«, erwiderte sie ruhig. »Und ich weiß auch, wie vergänglich Ruhm ist, und wie flüchtig die Zuneigung des Publikums. Sie zählt nur für den Augenblick. Heute jubeln, wenn man siegt, morgen pfeifen, wenn man Pech hat. Ich lese es oft. Ich sehe es im Fernsehen und denke, wie schnell Hoffnungen zerstört werden, und wie grausam mit menschlichen Seelen umgegangen wird. Aber wer denkt schon daran, daß ein Mensch zugrunde gehen kann, weil man zuviel von ihm erwartet.«

»Und wie bewältigen Sie es?« fragte Fabian.

»Das sehen Sie doch, ich beschäftige mich mit Kindern und habe viel Spaß dabei.«

»Und der Mann, der Sie überfahren hat, wie denken Sie über den?«

»Ich habe ihn nie bewußt gesehen, und ich denke, er muß mit seinen Schuldgefühlen selbst fertig werden.«

»Ihr Wort in Gottes Ohr«, sagte Fabian. »Für sehr viele Täter ist das Opfer der Schuldige, wenn sie verurteilt werden. Sie zeigen nicht die geringste Einsicht, deshalb gibt es ja auch so viele Mehrfachtäter. Ich kann auch im Bereich des Sports mit einigen brisanten Beispielen aufwarten.«

Kristin sah ihn nachdenklich an.

»Das würde mich interessieren. In dem Beruf, den ich einmal ausüben werde, brauche ich psychologisches Einfühlungsvermögen, denn ich werde auch Unfallopfer zu behandeln haben.«

»Was haben Sie beruflich vor?« fragte Fabian.

»Ich werde Krankengymnastin.«

»Das ist interessant«, sagte Fabian. »Wir sollten uns wirklich öfter unterhalten. Ich denke, Dr. Norden wird mir eine freundliche Empfehlung geben.«

»Müssen wir es denn gar so umständlich machen?« meinte Daniel. »Wie wäre es, wenn wir uns heute abend zu einem gemütlichen Plausch bei uns treffen?«

»Dürfen wir das ernst nehmen?« fragte Fabian.

»Sonst würde ich es doch nicht sagen!« erwiderte Daniel.

»Und Sie, Frau Norden? Was meinen Sie?« fragte Fabian.

»Mein Mann würde sich hüten, etwas vorzuschlagen, was mir nicht passen würde«, lachte Fee.

»Und die Kinderschar?« fragte Fabian.

»Die wird schlafen, also gibt es kein Hindernis. Kristin sagt gar nichts«, fügte Fee hinzu.

»Ich würde sehr gern kommen«, erwiderte Kristin aber gleich.

Den Nordens gefiel es, daß man ihr die Freude vom Gesicht ablesen konnte.

»Um das Mädchen lohnt es sich, eine nähere Bekanntschaft zu schließen«, sagte Daniel zu Fee, als sie wieder daheim waren.

»Und dem Kollegen Steinhoff tun wir auch einen Gefallen«, meinte Fee verschmitzt.

»Inwiefern?«

»Mir ist es nicht entgangen, daß

er großes Interesse an Kristin

zeigt.«

»Das hat er doch erklärt«, meinte Daniel.

»Meinst du, er würde sich eines völlig fremden Falles annehmen, wenn er nicht ein persönliches Interesse an dem Opfer hätte?«

Daniel sah seine Frau nachdenklich an. »Vielleicht auch an dem Täter«, meinte er, »womit ich nicht sagen will, daß dieses ein freundliches Interesse sein mag. Aber ich werde mich mit ihm darüber mal unterhalten.«

Fee behielt für sich, was sie dachte. Sie schickte sich dann auch gleich an, Lenni in der Küche zu helfen, denn zu einem gemütlichen Abend gehörten natürlich auch ein paar Schmankerl.

*

Fabian hatte Kristin noch gefragt, ob er sie heimbringen dürfe, aber sie deutete auf einen kleinen Wagen. »Der bringt mich heim«, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln.

»Und heute abend? Darf ich Sie abholen? Ich weiß nämlich genau, wo die Nordens wohnen.«

Jessica war schweigend neben ihnen hergegangen, aber sie hatte aufmerksam zugehört. »Das ist doch nett von dem Herrn Doktor, Kristin, du gehst abends doch nicht gern allein aus dem Haus.«

»Damit hat Jessi allerdings recht«, sagte Kristin errötend.

»Ihr Unfall passierte auch am späten Abend«, sagte Fabian bedächtig.

»Sie sind gut informiert«, nickte sie.

»Darüber unterhalten wir uns noch.«

»Eigentlich möchte ich nicht mehr daran erinnert werden.«

»Nun, ich habe ein medizinisches Interesse an Ihrem Unfall«, stellte er fest.

»Hundsgemein war der Kerl, sagt Papi«, warf Jessica ein. »Und betrunken. Und meine Kristin mußte so lange in der Klinik liegen.«

»Jetzt ist es ja wieder gut«, sagte Kristin leise. »Brauchst dich nicht mehr aufzuregen, Jessi.«

»Reg’ mich aber doch auf«, beharrte die Kleine.

»Also darf ich Sie abholen«, sagte Fabian.

»Sie dürfen, aber wir wohnen ziemlich weit draußen«, erwiderte Kristin stockend.

»Ich weiß, es ist nicht so weit von meiner Wohnung. Ich freue mich auf den Abend. Die Nordens sind ganz besonders nette Menschen.«

»Das habe ich auch schon bemerkt«, sagte Kristin leise.

»Mami und Papi werden sich freuen, wenn Kristin mal ausgeht«, sagte Jessica. »Ich mag Sie gut leiden, Doktor.«

»Das freut mich, Jessica«, lächelte Fabian. »Vielleicht machen wir mal zusammen einen Ausflug, wenn du deiner Kristin zuredest.«

»Das werde ich bestimmt tun, ganz sicher, großes Ehrenwort«, sagte die Kleine und strahlte ihn an.

»Fein, daß wir uns verstehen«, erwiderte Fabian. Kristin geriet noch mehr in Verlegenheit, aber sie hätte wahrhaftig nicht sagen können, daß dieser junge Dr. Steinhoff ihr nicht gefallen würde.

Ja, sie freute sich sehr auf den Abend, und sie fühlte sich beschwingt, wie schon lange nicht mehr.

Jessica mußte natürlich sofort Bericht erstatten, und da Kai Sörensen ausnahmsweise auch mal früh zu Hause war, konnte er mit seiner Frau Sabine bedeutungsvolle Blicke tauschen. Sie wußten ja, wie reserviert Kristin sonst Männern gegenüber war. Sie konnten auch noch feststellen, daß Kristin ihr hübschestes Kleid anzog, daß sie ihr schönes Haar nicht streng zusammenband und einen verträumten Ausdruck in den Augen hatte.

Besonders erfreut war Kai Sörensen dann aber darüber, daß Fabian Wert darauf legte, sich mit ihnen bekannt zu machen. Er erklärte auch, daß er Kristin selbstverständlich heimbringen würde.

»Gell, der gefällt euch auch«, fragte Jessica. »Er ist ganz mächtig nett, und die Nordens haben fünf Kinder, stellt euch das mal vor. Die haben nicht so lange auf das zweite gewartet wie ihr.«

»Wir wollen froh sein, daß wir Benjamin noch bekommen haben«, sagte Sabine leise, denn von den Fehlgeburten, die sie so deprimiert hatten, sollte Jessica nichts erfahren.

»Sind wir ja auch, Mami«, meinte Jessica zärtlich und drückte ihr Näschen an Sabines Wange. »Mit mir habt ihr ja Sorgen genug gehabt.«

»Wer sagt denn so was?« fragte Sabine erschrocken.

»Die Großmama. Sie hat zu Tante Erika gesagt, daß es noch schlimmer wäre, wenn ich geistig zurückgeblieben wäre.«

»Jetzt langt’s mir aber!« schimpfte Kai. »Nein, du brauchst nicht zu erschrecken, Schätzchen. Ich werde meiner Mutter mal ordentlich Bescheid sagen. Sie verbohrt sich ja förmlich in Schwarzmalerei.«

»Reg dich nicht auf, Kai«, sagte Sabine. »Wir sind ja weit vom Schuß, und für Kristin ist es gut, daß sie hiersein kann. Ich möchte sie auch gar nicht missen.«

Kai küßte seine Frau auf die Stirn. »Und ich bin dankbar, eine so warmherzige, verständnisvolle Frau zu haben, Binni.«

»Die Großmama ist nur sehr ärgerlich, weil Kristin nicht mehr siegen kann, gell?« sagte Jessica. »Aber es macht ihr doch Spaß, mit Anneka und mir zu laufen.«

»Wir erwarten aber nicht, daß du mal auf dem Siegerpodest stehst, Jessi«, sagte Sabine.