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Ein Spiegel hat immer zwei Seiten, nur wissen wir meistens nichts davon. Genauso war es mit dem, den ich erwarb. Er hatte ein Geheimnis, was sich mir nur langsam offenbarte. Ein Abenteuer begann, welches mich in seinen Bann zog und nicht mehr loslassen wollte.
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Seitenzahl: 453
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Ich nenne es ein Wunder. Kein Wunder im religiösen Sinn sondern eins, was ich mir nicht erklären kann.
Alles begann damit, dass ich auf einen Trödelmarkt ging.
An sich nichts Besonderes für mich, denn ich genoss es, die verschiedensten Märkte zu besuchen. Hier fand man Dinge, die es in Geschäften nicht mehr gab, oder niemals gegeben hatte. Gerade diese Vielfalt an Möglichkeiten faszinierte mich und ließ mich manches Mal mein Heim verlassen.
Es war einer dieser Flohmärkte, die nicht regelmäßig stattfanden, sondern wurden jedes Jahr von einer politischen Partei veranstaltet, die sich davon Werbung versprachen. Gerade auf diesen Märkten war ich am liebsten. Zogen sie nicht nur diejenigen Händler an, die es gewerbsmäßig betrieben, sondern Gelegenheitsverkäufer, die sich einen Spaß daraus machten, etwas von ihrem Habe zu verkaufen, welches nicht mehr benötigt wurde.
Gerade diese Verkäufer zogen mich magisch an, denn gerade diese hatten oft etwas anzubieten, von dem sie selber nicht wussten, was es Wert war. Hier wurden Dinge präsentiert, die sich auf verstaubten Dachböden oder in dunklen Kellern angesammelt hatten, vorzugsweise bei verstorbenen Verwandten. Diese kleinen Schätze konnten unscheinbar aussehen, hatten aber manchmal einen größeren Wert als gedacht. Auf diese Waren hatte ich es abgesehen.
Ich bin kein Profi, was das angeht, aber ich konnte vieles einschätzen. Besonders über Möbel hatte ich mich informiert und meine Sammlung, an entsprechenden Büchern über das Thema, war in den Jahren, um einiges angewachsen. So manches Stück hatte ich gekauft, allerdings unter der Absicht, es weiter zu verkaufen. Für die oftmals schönen Stücke hatte ich keinen Platz in meinem Haus. Das Einzige was ich mit den Möbeln machte war, sie im Keller aufzupolieren. Hierzu hatte ich mir eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der ich die entsprechenden Werkzeuge und Mittel aufbewahrte, um die Möbel zu restaurieren.
Es war verwunderlich, was man aus den alten Stücken herausholen konnte, wenn man die oftmals beschädigte Lackschicht entfernte, stattdessen das schöne Holz mit Bienenwachs einrieb und polierte. Erst dann sah man die wunderbare Maserung des Holzes.
Wenn ich die entsprechenden Stücke mit großem Gewinn verkaufte, tat es mir oftmals leid und ich gab sie ungerne her. Aber wie bereits gesagt, keinen Platz. Überhaupt stand mein Haus viel zu voll und jedes Stück mehr, verstopfte es mehr.
Mit diesen Gedanken im Kopf ging ich langsam an den Ständen vorbei, während ich mehrmals gähnte. Immerhin war es noch früh, denn wie man weiß, waren die besten Stücke früh am Morgen zu haben. Leider dachte nicht nur ich so, sondern auch Konkurrenz, die darauf lauerten, wenn ein neuer Stand aufmachte. Die Leute hatten ihre Tapeziertische noch nicht richtig aufgebaut und die Kartons ausgepackt, als die Ersten in den Waren wühlten. Wie die Aasgeier standen sie um die armen, überforderten Anbieter herum und bombardierten sie mit ihren Angeboten. Dabei war ich mir sicher, dass viele der Stücke unter Preis über den Tisch gingen, denn man verlor schnell die Übersicht.
Zum Glück gab es wenige auf dem Markt, die sich für so Großes wie Möbel interessierten, von daher konnte ich dem Treiben gelassen zusehen. Die Erfahrung sagte mir, dass die schwersten und größten Teile erst am Schluss ausgepackt wurden. Daran war das Aasgeiervolk nicht interessiert. Dann kam meine Stunde.
Leider war an diesem Morgen kaum etwas dabei. Nur Repliken, die mich nicht interessierten, auch wenn sie teilweise gute gemacht waren. Sogar welche aus Echtholz waren dabei, für die Ewigkeit gebaut. Nicht so ein Zeug aus Presspappe, welches beim Anschauen wackelte.
So verging die Zeit und ich konnte nichts finden, was meinen Geschmack oder Geldbeutel entsprach. Wenn es etwas gab, was mich interessierte, war es zu teuer.
Schon entmutigt, ging ich langsam zum Ende des Marktes und wollte Schluss für heute machen, auch wenn ich mit leeren Händen nach Hause kam. Auf Krampf etwas zu kaufen, war nicht mein Ding. Man ärgerte sich umso mehr, wenn man Zuhause ankam und feststellte, dass man übers Ohr gehauen worden war.
Als ich am vorletzten Stand vorbei kam, sah ich etwas an dem kleinen Transporter lehnen, der die Waren des Händlers hergebracht hatte. Es lugte ein wenig von verschnörkeltem Holz unter einem Tuch hervor, was darüber gestülpt worden war, ansonsten war nichts davon zu sehen. Da es flach und hoch war, ging ich davon aus, dass es ein Bilderrahmen war.
Neugierig ging ich zu dem betagten Verkäufer und fragte ihn.
„Entschuldigen sie!“, sagte ich mit einer gelangweilten Stimme, „ich suche einen Rahmen aus Holz. Haben sie so etwas im Angebot?“
Der Verkäufer sah mich von unten an und schüttelte den Kopf.
„Nein, einen Bilderrahmen habe ich nicht. Aber vielleicht interessieren sie sich für etwa anderes. Ich habe noch wunderbares Tafelsilber hier, genauso wie Messingartikel. Vielleicht wollen sie es ansehen?“
Ich schüttelte den Kopf, sah dabei mit meinen Augen in die Richtung meines Begehrens.
Das blieb dem Verkäufer nicht verborgen. Er verfolgte meinen Blick und sah mich an.
„Es tut mir leid, das kann ich ihnen nicht verkaufen. Vor einer Stunde war ein anderer Käufer hier, der es haben wollte. Er hatte gesagt, dass er noch Geld holen müsste, denn er hätte nicht genug dabei. Außerdem ist es kein Rahmen, sondern ein Spiegel!“
Ich sah ihn an und lächelte ihn freundlich an.
„Ah ha!“, meinte ich. „Darf ich ihm mir trotzdem ansehen? Immerhin könnte man den Spiegel selber entfernen und den Rahmen für ein Bild benutzen.
Vielleicht kommt der Käufer nicht mehr. Wäre doch möglich. Dann hätten sie, bei Gefallen, eine weitere Option! Er sieht groß und schwer aus, wenn es ein Spiegel ist. Den wollen sie doch nicht wieder mitnehmen?“
Er schüttelte mit dem Kopf und trat einige Schritte zurück, bis er bei dem verhüllten Spiegel stand, vor dem ich mich ebenfalls wenige Augenblicke später befand.
Erst dann zog er vorsichtig das Tuch weg.
Ich sah mich einem Monstrum von Spiegel gegenüber. Es war zuvor erkennbar gewesen, dass er etwa zwei Meter hoch war und einen Meter zwanzig breit. Doch jetzt sah er noch wuchtiger aus.
Um die Spiegelfläche selber zog sich der dicke Rahmen, reichhaltig mit Blättern und anderen Ornamenten verziert, die tief ins Holz geschnitten worden waren. Alles wirkte plastisch und es war gut zu erkennen, dass sich hier jemand verewigt hatte, der wusste, was er getan hatte. Fein war gearbeitet worden und trotz seines angenommenen Alters, hatte er wenige Schadstellen. Trotzdem sah er nicht gut aus, denn das Blattgold, was ihn überzogen hatte, war fast überall abgeplatzt und hatte dunkle Stellen hinterlassen. Nur in einer kleinen Ecke war noch ein winziger Rest vorhanden. Daher nahm ich an, dass der Rahmen vollkommen mit Blattgold überzogen gewesen war.
Was mich allerdings wunderte, war ein Teil des Dekores. Rundherum ging das florale Muster, doch oben, genau in der Mitte prangte eine Teufelsmaske, deren Mund wie bei einem Schrei weit geöffnet war und den Betrachter mit hervorquellenden Augen anstarrte. Dies passte nicht zum Rest, machte es umso interessanter. Die Spiegelfläche selber war blind, was daher kommen konnte, dass sie noch mit Staub überzogen war. So bot man normalerweise keine Waren an. Auf der anderen Seite sollte es wohl das Alter hervorheben.
Eine Menge Arbeit würde auf mich warten, wenn ich ihn bekommen würde. Dabei war ich mir sicher, dass ich diesen nicht mehr verkaufen würde. Schon immer hatte ich für mein Schlafzimmer einen Spiegel gesucht. Würde er doch aus diesem Zimmer etwas Besonderes machen.
Einen Moment sah ich mir alles noch genauer an, trat einen Schritt vor und untersuchte das Holz auf Holzwurmbefall, konnte außer einigen kleinen Löchern keinen erkennen. Soweit schien alles in Ordnung zu sein.
Erst als ich meine Prüfung beendet hatte, trat ich zurück, legte meinen Kopf leicht schief und sah den Mann an. Jetzt würde der schwierigste Teil folgen. Ein Preis war schwierig, denn auf diesem Gebiet kannte ich mich nicht aus. Doch dass dieses Stück etwas Wert war, lag auf der Hand.
„Verraten sie mir, was ihnen für das Stück geboten wurde?“, fragte ich den Mann und ich konnte es in seinen Augen blitzen sehen. Er witterte ein Geschäft und schien einen Moment zu überlegen. Konkurrenz belebt das Geschäft, auch wenn er es dem anderen Käufer versprochen hatte.
„Was würden sie mir dafür bieten?“, kam seine Frage zurück, die ich nicht mochte. Spielte er mir doch den Ball zurück, den ich ihm vor die Füße gespielt hatte, ohne dass ich schlauer daraus geworden wäre.
Feingefühl war jetzt angesagt. Ich überlegte einen Moment, was ich maximal ausgeben konnte, also alles, was ich an Bargeld dabei hatte, und halbierte es. Das war mir das Stück auf alle Fälle wert. Ich würde auch alles geben, was ich hatte, aber das wollte ich nicht verraten.
Ich nannte mein Angebot und wusste sofort, dass ich zu hoch geboten hatte. Sicher war es mehr, als der Mann gedacht hatte, denn ein feines, hintergründiges Lächeln zog sich für Sekundenbruchteile über sein Gesicht.
Doch er war Geschäftsmann, witterte noch fettere Beute. Also begann das alte Spiel des Feilschens. Argumente für und gegen den Kauf wurden gegeneinander abgewogen, bis wir uns einigten. Blieb die Frage, ob der andere Käufer noch erscheinen würde. Von ihm war nichts zu sehen.
Der Verkäufer sah nach links, dann nach rechts und meinte trocken: „Ich glaube, ich habe lange genug gewartet. Ich wollte sowieso Schluss machen. Wenn sie mir helfen, bringe ich ihnen das gute Stück bis vor die Haustür. Es ist nicht gerade leicht. Zwei Männer werden dafür gebraucht. Ich habe ihn aus dem Wagen bekommen, weil mir der Herr neben mir geholfen hat. Also, wie ist es?“
Ich habe noch niemals in meinen Leben, so schnell gearbeitet, wie hier. Nur zehn Minuten später war alles verstaut und wir saßen nebeneinander im Wagen. Er hatte mir angeboten mich mitzunehmen und ich willigte sofort ein. Immerhin kam ich umsonst nach Hause und konnte mit dem Mann zusammen den Spiegel gleich ins Haus bringen. Mehr Service ging nicht.
Als wir abfuhren, konnte ich im Rückspiegel noch sehen, wie ein Mann hinter dem Wagen herrannte, wobei er ein kleines Bündel Geldscheinen in der Hand hielt und damit herumwedelte. Pech gehabt.
Ich grinste in mich hinein und bemerkte, wie mein Nebenmann ebenfalls zufrieden lächelte. Er hatte ebenfalls alles im Rückspiegel gesehen.
Wenig später waren wir bei mir Zuhause. Es war nicht leicht den Spiegel bis in meine Werkstatt zu schleppen, aber mit vereinten Kräften schafften wir es.
Der Verkäufer sah sich in meiner Werkstatt um, nickte mit dem Kopf und meinte: „Hier wird er es gut haben. Ich sehe schon, dass sie sich kümmern. Wäre schön, wenn er in neuem Glanz erstrahlen würde. Er hat es verdient!“
Dann drehte er sich zum Spiegel, sah ihn sich noch einmal an, strich sanft über den Rahmen und meinte so leise zu ihm, dass ich es kaum verstand: „Machs gut alter Freund. Ich werde dich vermissen!“
Was er damit meinte, wusste ich nicht, fand es etwas seltsam. Dabei musste ich mir eingestehen, dass ich auch ab und zu mit meinen Pflanzen oder Möbeln redete. Von daher nichts Ungewöhnliches. Vielleicht war es ein Stück, was den alten Mann sein ganzes Leben begleitet hatte und er jetzt nicht mehr gebrauchen konnte. Dabei sah ich ihn in ein Altenheim ziehen, in dem er keinen Platz mehr hatte. Nur eine Geschichte, wie ich sie mir öfters ausgedacht hatte. Fantasie halt. Was die wirklichen Beweggründe waren, konnte ich nicht sagen und hielt es für unangemessen, zu fragen.
Wenige Sekunden später wendete sich der Mann von dem Spiegel ab und ich meinte, eine kleine Träne seine Wange entlang laufen zu sehen. Dann ging er mit mir die Treppe hoch und nach draußen. Sofort setzte er sich hinter das Lenkrad seines Lieferwagens startete den Motor und nach einem freundlichen Nicken in meine Richtung, brauste er davon.
Als er an der nächsten Kreuzung abbog und aus meinem Gesichtsfeld verschwand, fiel mir auf einmal ein, dass ich nicht bezahlt hatte. Die Verabschiedung war so schnell gegangen, dass ich es vergessen hatte. So schien es dem alten Mann ebenfalls ergangen zu sein, denn auch er hatte nicht mehr daran gedacht. Aber ich war mir sicher, dass er bald auftauchen würde, um das Geld zu holen.
Er kam die nächsten zehn Minuten nicht, auch nach zwei Stunden nicht. Selbst zwei Tage später war er nicht zurückgekommen und ich legte das Geld in die Schublade einer kleinen Kommode, die im Flur stand. Es würde hier auf ihn warten.
Da ich noch viel zu tun hatte, konnte ich mich nicht sofort um mein neues Stück kümmern. Außerdem musste ich Blattgold besorgen, denn normalerweise arbeitete ich nicht damit. Überhaupt hatte ich wenig Erfahrung damit und hoffte, nicht alles zu verhunzen. Bevor ich mich mit dem Möbel beschäftigte, ließ ich mich erst von jemandem in der Sache beraten, der etwas davon verstand. Dabei war es einfacher als ich es mir vorgestellt hatte.
Erst am nächsten Wochenende fand ich die Ruhe, die ich für die Restaurierung benötigte.
Im Keller angekommen knipste ich das Licht an und stand erst einen Moment vor dem Monster von Spiegel. Nachdenklich sah ich ihn mir an und überlegte im Voraus, wie viel Zeit ich veranschlagen müsste. Doch ich kam zu keinem Ergebnis, ich konnte nicht abschätzen, wie lange die Vergoldung dauern würde.
Also entschloss ich erst nachzusehen, wie stark die Spiegelfläche selber beschädigt war. Sie war noch genauso verstaubt wie zuvor. Bis auf ein paar Fingerabdrücke, die sich beim Transport darauf verewigt hatten.
Glasreiniger wurde auf die verstaubte Fläche gesprüht und vorsichtig mit einem weichen Lappen entfernt.
Die Schicht war hartnäckig und dick, aber mit Zeit und Sorgfalt ließ sie sich entfernen. Als ich endlich damit fertig war, konnte ich mir gut vorstellen, warum der alte Mann es nicht gemacht hatte. Immerhin hatte ich gute zwei Stunden damit verbracht. Dafür war das Ergebnis umso erfreulicher.
Zu meinem Erstaunen war die Glasfläche noch gut erhalten. Nur ein paar kleine Kratzer und Absplitterungen an den Rändern waren zu erkennen. So gesehen musste die Spiegelfläche nicht ersetzt werden und würde mir einiges an Geld ersparen. Zumal ein neuer Spiegel nicht ausgesehen hätte, wie dieser hier. Er war nicht nur alt, sondern sah auch so aus. Anders als heutige Spiegel.
Jetzt kam der schwierigere Teil. Im Vergolden hatte ich wenig Erfahrung und daher probierte ich es erst an einer Ecke, um zu sehen, ob es funktionierte. Hierzu schloss ich das Kellerfenster und die Tür so gut es ging, damit kein Lufthauch durch den Raum zog, und machte ein altes Radio an, was im Keller stand. Bei guter Musik konnte ich mich besser konzentrieren. Erst danach öffnete ich die kleine Schachtel mit den hauchdünnen Papierseiten, zwischen denen das Blattgold lag.
Mit einem Pinsel bestich ich die Stelle, die ich vergolden wollte, und hob das filigrane Blatt Gold mit einem anderen Pinsel aus der Schachtel, während ich die Luft anhielt. Erst als ich es auf die Ecke legte und vorsichtig fest tupfte, atmete ich flach aus und ein.
Es war ein kleines Stück, was ich fertigstellte, trotzdem fand ich, dass es besser gelungen war, als ich gehofft hatte, von einer professionellen Arbeit nicht zu unterscheiden.
Zumindest empfand ich das und es ermutigte mich, sofort die nächsten Blätter aufzulegen.
Die Zeit verstrich wie im Fluge und ich war erstaunt, als ich auf die Uhr sah und bemerkte, dass es lange nach Mitternacht war. Ich ließ den Pinsel sinken und betrachtete mein Werk aus einiger Entfernung. Ein Viertel hatte ich geschafft und es verwunderte mich, dass es mir so gut gelang. Sogar die Blumenornamente, die nicht einfach bis in den letzten Winkel zu erreichen waren, glänzten ohne schadhafte Stellen. Alles sah wie aus einem Guss aus und wirkte neu, als wenn ich es gerade erst in einem Geschäft gekauft hätte.
Ich schrieb es meiner Sorgfalt zu und macht mir keine weiteren Gedanken darüber.
Schon am Morgen des darauffolgenden Tages machte ich mich erneut an die Arbeit. Es ließ mich nicht mehr los und ich wollte damit fertig werden. Wenn ich mit etwas anfing, konnte ich es nicht lange liegen lassen.
Stunde um Stunde vergingen, ich aß und trank wenig in der Zeit, arbeitete wie ein Besessener, bis meine Augen vor Anstrengung tränten. Zum Schluss war ich mit allem fertig, nur der obere Rand mit der Teufelsfratze blieben noch übrig. Diese wollte ich am nächsten Tag fertigmachen, obwohl ich es am liebsten sofort gemacht hätte.
Auch wenn es mich innerlich ärgerte, machte ich Schluss und ging nach oben, machte mir etwas zu essen und ging schlafen. Hier blieb ich noch einen Moment wach liegen, starrte an die Decke und fragte mich, ob ich den Rest, noch fertigstellen sollte. Doch meine brennenden Augen sagten mir etwas anderes.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. In mir war eine Unruhe, die mich nicht weiter schlafen ließ. Gähnend stand ich auf und schlurfte in Hauspantoffeln in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Warum ich einen Kaffee aufbrühte, anstatt mir ein Glas Wasser zu holen, kann ich nicht mehr sagen. Jedenfalls saß ich keine zehn Minuten später am Küchentisch und trank von dem starken, schwarzen Gebräu, wachte langsam auf. Klar wie der klang einer Kirchenglocke, wurde ich innerhalb weniger Minuten und beschloss, da ich sowieso wach war, mit dem Spiegel weiter zu machen. So wie ich war, im Pyjama und Bademantel sowie Hausschlappen, schlurfte ich in den Keller und war wenige Minuten später dabei, den Rest des Spiegels zu vergolden.
Dabei hätte ich schwören können, dass noch einen Tag zuvor das Glas des Spiegels, mehr beschädigt war als jetzt. Ein paar der tieferen Kratzer waren verschwunden und auch einige der Absplitterungen waren nicht mehr dort, wo ich sie gesehen hatte. Allerdings war es früh am Morgen und ich konnte mich getäuscht haben. Davon ging ich aus und macht mir keine weiteren Gedanken darüber.
Verbissen machte ich mich an die Arbeit und pfiff dabei ein fröhliches Lied mit, was gerade im Radio gespielt wurde, während ich die Teufelsfratze in Angriff nahm. Blatt um Blatt legte sich auf das Zerrbild, während ich ihm mehrmals tief in die Augen sah. Es war ein seltsamer Anblick, passte es nicht zu den anderen Ornamenten, die fröhlich wirkten.
Dann kam das finale, letzte Blatt. Wenn es auflag, hatte ich es geschafft. Es bedeckte das rechte Auge der Grimasse und würde alles vollenden. Feierlich zelebrierte ich es, als ich das Blatt vorsichtig fest tupfte und damit die Arbeit zum Abschluss brachte.
Als mein Pinsel das letzte Mal herunterfuhr und eine letzte, winzige Unebenheit festdrückte, hörte ich auf einmal ein Stöhnen, was aus dem Mund der Fratze zu kommen schien. Ich starrte die Maske ungläubig an und konnte es nicht glauben. Doch ich schüttelte meinen Kopf und kam zu dem Schluss, dass es aus dem Radio gekommen sein musste. Eine andere Erklärung gab es nicht.
Nach getaner Arbeit stand ich noch einen Moment zwei Schritte entfernt vor dem Spiegel und betrachtete ihn. Kaum ein Makel war mehr zu erkennen und mein Werk sah perfekt aus. Die einzige Stelle, die mir auffiel, war jene kleine Stelle, die noch mit Gold überzogen gewesen war. Aus einem mir nicht bekannten Grund, wollte hier kein neues Gold kleben bleiben.
So wie der Spiegel jetzt aussah, hätte er in einem Spiegelsaal eines Schlosses hängen können. Es wäre nicht aufgefallen und ich fragte mich, wofür er gemacht worden war. Vielleicht stammte er aus einem solchen Gebäude. Doch das würde ich wohl niemals herausbekommen. Eine entsprechende Auskunft hatte mir der alte Mann nicht gegeben. Wobei es auch daran liegen konnte, dass ich ihn nicht gefragt hatte. Im Prinzip war es mit egal. Jetzt würde er in meinem Haus hängen, was für mich mein Schloss war.
Jetzt, nachdem ich mein Werk abgeschlossen hatte, überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Der Kaffee hatte seine Wirkung verloren und ich schleppte mich zurück in mein Bett. Hier fiel ich sofort in einen tiefen Schlaf und wachte erst Stunden später wieder auf.
Kaum hatte ich meine Augen auf, kletterte ich aus dem Bett und fühlte mich erfrischt wie selten zuvor. Sofort machte ich mich auf in den Keller, holte Bohrmaschine, suchte nach Dübeln und Haken. Leider waren keine da, die das Gewicht des Spiegels tragen konnten. Also fuhr ich zu dem Baumarkt meines Vertrauens, kaufte Schwerlastdübel und Haken und war eine halbe Stunde später zurück.
Jetzt nahm ich am Spiegel Maß und übertrug dieses auf die entsprechende Wand meines Schlafzimmers. Wenig später setzte ich die Bohrmaschine an und verankerte die Haken.
Zufrieden mit meinem Ergebnis ging ich zu meinem Nachbarn herüber, der mir des Öfteren behilflich war, wenn es schwere Möbel zu schleppen gab. Dafür bekam er öfters, wenn ich im Garten grillte, etwas ab. Zumeist kaufte ich unaufgefordert für ihn mit ein, denn er konnte bei einem guten Essen nicht Nein sagen. Das sah man seiner Figur auch an, trotzdem war es kräftig gebaut, was für mich von Vorteil war.
Da er gerade nichts zu tun hatte, kam er gleich mit und stand wenig später im Keller vor dem Spiegel.
„Wow!“, sagte er und grinste mich an, „was für ein Ding. Sieht fast neu aus. Hast dich wieder übertroffen bei der Restaurierung. Und du bist dir sicher, dass du ihn im Schlafzimmer aufhängen willst? Ist ein ganz schönes Ungetüm und passt nicht zu deiner sonstigen Einrichtung. Was willst du eigentlich damit?“
„Hmmm“, meinte ich und fragte mich insgemein, was es ihn anging, „im Allgemeinen betrachtete man sich in einem Spiegel!“, antwortete ich ihm, was ihn zum Grinsen brachte. Was er in diesem Moment dachte, konnte ich nicht sagen, aber anhand des Gesichtsausdrucks konnte ich es mir denken.
„Er soll an die Wand, nicht an die Decke!“, meinte ich trocken und er musste lachen, als er merkte, dass ich seine Gedanken erfasst hatte.
Noch lachend packte er mit an und wir wuppten den Spiegel in mein Schlafzimmer. Nur wenige Augenblicke später hing er an der Wand. Noch eine kleine Korrektur und er hing, wie er sollte.
Dann betrachtete ich mein Werk und musste zugeben, dass er nicht passte. Zu groß und der Stil war vollkommen anders, als der Rest im Zimmer. Doch es störte mich immer weniger, je länger ich es betrachtete. Vielleicht war gerade dieser Gegensatz, was dem ganzen die Krone aufsetzte.
Ich war von dem Anblick so fasziniert, dass ich nur im Hintergrund mitbekam, wie mich mein Nachbar grinsen von der Seite ansah, zu lachen begann und sich zurückzog. Er fand die Tür von alleine.
Ich konnte nicht sagen, was mich an dem Spiegel faszinierte. Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete ihn noch eine ganze Weile. Dabei gab es nichts anderes zu sehen, als mich selber und einen Teil des Schlafzimmers, welches um einiges größer erschien.
Fast zwei Meter hoch hing er bis zum Boden herunter und ich konnte mich darin im ganzen Betrachten. Eine Sache, die ich lange nicht mehr gemacht hatte. Vorher hatte ich keinen Spiegel in der Größe gehabt. Also stand ich auf und drehte mich vor ihm ein paar Mal hin und her. Dabei fand ich, dass ich noch recht gut in Schuss war. Gut, der Bauch hätte kleiner sein können, doch sonst hatte ich wenig auszusetzen. Also nickte ich in Richtung meines Ichs, was mir ebenfalls entgegennickte. Was hatte ich erwartet. Dabei kam bei mir die Frage hoch, wie viele Menschen schon vor diesem Spiegel gestanden und sich betrachtet hatten. Sicher eine ganze Menge.
Nur schwer konnte ich mich von dem Anblick trennen, wobei es nicht darum ging, mich selber zu sehen. Es war die Freude über das neue Objekt, welche mich gefangen hielt.
Da ich nicht ewig dort sitzen bleiben konnte, ging ich den Rest des Tages dem nach, was ich vorgehabt hatte, bevor ich den Spiegel gekauft hatte. Alles Tätigkeiten des normalen Lebens, nichts Besonderes.
Erst gegen Abend konnte ich mich erneut meinem momentanen Lieblingsstück widmen. Immerhin wollte ich schlafen gehen, und da ich dies im Allgemeinen im Schlafzimmer tat, war es nur zu natürlich.
Kaum stand ich im Schlafzimmer, betrachtete ich ihn erneut und war mit mir und der Welt im Einklang. Zuerst setzte ich mich auf das Bett und betrachtete erneut den Spiegel. Wuchtig sah er aus und wie aus einer anderen Welt, zumindest aus einer anderen Zeit, wobei ich die Epoche seiner Herstellung nur schätzen konnte. Irgendwo zwischen dem 16ten und 18ten Jahrhundert schätzte ich, konnte auch jünger sein, vielleicht ein Stück aus dem Historismus. Doch dagegen sprach die Verarbeitung des Holzes. An der Rückseite hatte ich anhand der Sägemusterung erkannt, dass sie unregelmäßig gewesen war. Also schied eine maschinelle Verarbeitung aus. Dieses Holz war noch mit der Hand gesägt worden. Das sprach für ein älteres Datum.
Wenn ich es mir genau betrachtete, war es mir egal. Immerhin hatte ich das Stück für mich gekauft und wollte es behalten. Hier ging es nicht um Gewinn oder Verlust, sondern um mein Vergnügen. Dabei spielten solche Dinge keine Rolle mehr.
Da es draußen dunkel geworden war, richtete ich meine beiden Nachttischlampen so aus, dass der Rahmen zum Teil angestrahlt wurde und der Goldüberzug glänzte. Fast strahlte die Vergoldung und gab dem Ganzen den Anschein von etwas Neuem.
Erst mehrere Minuten später, konnte ich mich von seinem Anblick losreißen und zog mich langsam aus, um ins Bett zu gehen. Was mich daraufhin dazu bewegte, dies vor dem Spiegel zu machen, kann ich nicht sagen. Es war so, dass er groß genug war, mich abzubilden und das hatte ich zuvor noch nicht gehabt. Dabei wirkte es für mich befremdlich, wie ich mir selber zusah, wie ich ein Kleidungsstück nach dem anderen fallen ließ. Es hatte etwas von Voyeurismus, sich selber zu betrachten.
Als ich bei meiner Unterhose angekommen war, stoppte ich einen Moment. Ein fröstelndes Gefühl überzog meine Haut und ich erschauerte einen Augenblick. Mir kam es vor, als wenn mich jemand beobachtete, obwohl das nicht sein konnte.
Mich selber einen Dummkopf nennend, hakte ich meine Finger in den Gummi ein und zog mir, mit einem Grinsen im Gesicht, die Unterhose so weit herunter, dass sie von der Schwerkraft angezogen selbstständig zu Boden fiel.
Nun stand ich nackt vor dem Spiegel und betrachtete mich zuerst frontal. Dabei wunderte ich mich ein wenig, dass mein kleiner Freund sich langsam versteifte. Immerhin war das Bild gegenüber von mir, eines was ich kannte, nämlich ich selber. Von daher erstaunte es mich, doch da ich alleine war, störte es mich nicht sonderlich, machte mich eher stolz. Immerhin hatte ich im Badezimmerspiegel festgestellt, dass er dort größer wirkte, als wenn ich ihn von oben betrachtete. Hier war alles noch deutlicher zu sehen und man musste seinen Blickwinkel nicht dem Spiegel anpassen, wie im Bad.
Halbsteif wurde er und präsentierte sich im Spiegelbild, als wenn er zeigen wollte, wie prächtig er war. So konnte ich es nicht lassen und drehte mich um ein Viertel herum. Jetzt stand ich seitlich da und konnte mich ein weiteres Mal von oben bis unten betrachten. Auch hier fiel mein Blick auf meinen Halbsteifen, der mir jetzt nicht nur dicker, sondern länger vorkam, als sonst.
Das brachte mein Ego in Fahrt und ich war Stolz auf mich. Anders konnte man es nicht sagen. Diese Betrachtung schien auch meinem Dicken zu gefallen. War er zuvor noch halbsteif gewesen, hob er jetzt vollkommen seinen Kopf in die Höhe und stand steif in der Luft. Leicht nach oben gebogen präsentierte er sich mir und nahm meine Huldigung entgegen. Immerhin sagten ihm meine Augen, wie sehr er mir gefiel. Dagegen konnte ich nichts machen und ich wurde rot dabei. Immerhin sah ich ja mich an und nicht ein Bild von jemandem anderen.
Mehrfach drehte ich mich jetzt hin und her, betrachtete mich aus jedem erdenklichen Winkel und machte eine Show daraus. Es kam sogar soweit, dass ich mich vorbeugte, oder zurücklehnte in die Knie ging oder sonst welche Bewegungen vollführte. Zum Schluss legte ich mich so auf das Bett, dass ich meine Körpermitte betrachten konnte. Für den ganzen Körper reichte es in dieser Position nicht. Aber das, was ich sah, war genug. Ich hatte meine Hand an meinen Steifen angelegt und begann ihn langsam zu streicheln.
Steif und fest war er zuvor schon gewesen, doch jetzt kamen die Gefühle dazu, die ich ihm schenkte. Nur langsam und sanft rieb ich hin und her, wollte seine Erregung nur langsam steigern, um es in einem Grande Finale enden zu lassen. Selber quälte ich mich, ließ den Höhepunkt nicht zu. Nur langsam kam ich dem Ende entgegen, während ich weiterhin in den Spiegel starrte. Mein Blick löste sich keinen Moment von dem Bild, was sich mir bot, konzentrierte mich vollkommen darauf, was zu sehen war. Eigentlich eine seltsame Sache, an die ich zuvor noch niemals gedacht hatte, doch hier hielt sie mich sofort gefangen. Wie im Bann starrte ich weiterhin mir selber zu, übertrug das gesehene auf mein Tun.
Sekunden wurden zu Minuten und ich war erstaunt darüber, wie lange ich es aushielt. Dabei schrie mein Innerstes danach, endlich Schluss zu machen. Es wollte den letzten Impuls, um die angestaute Spannung entladen zu können.
Irgendwann konnte ich dem nicht widerstehen. Meine Auge klebten auf meinem Spiegelbild, als ich mir den Rest gab. Nur noch zwei schnellere Bewegungen waren nötig, bis mein Schwanz anfing zu zucken. Ich war endlich soweit, konnte es nicht mehr aufhalten.
Mehrfaches pulsieren ging durch meinen Dicken hindurch und bei dritten Mal, schoss mein Liebessaft aus mir heraus. Es flog so weit, dass es fast aus dem Spiegelbild verschwand, bevor es auf dem Bettlaken landete. Ein nicht versiegen wollender Strom folgte nach, spritzte aus mir heraus und lief zum Schluss nur noch träge aus mir heraus. Die letzten Tropfen fanden nur noch langsam den Ausgang und fielen träge herunter.
Jede Einzelheit konnte ich verfolgen, so genau wie noch niemals zuvor und es machte mich an. Vielleicht war gerade deswegen meine Explosion so intensiv gewesen. Normalerweise war es nicht so durchdringend, wenn ich es mir selber machte.
Ein Grinsen trat auf mein Gesicht, zeigte mir an, wie sehr es mir gefiel und das es nach einer Wiederholung schrie. Also drehte ich mich auf den Rücken, deckte mich zu und löschte das Licht. Doch ich konnte nicht gleich einschlafen. Stattdessen ging mir noch einmal alles durch den Kopf und mehrere verschiedene Fantasien kamen mir in den Sinn. Es würde nicht das letzte Mal sein, dass ich mich vor den Spiegel vergnügen würde. Es war ein Anfang.
Irgendwann überrollte mich doch meine Müdigkeit. Entspannt durch meine Entladung und die wohlige Wärme des Bettes, kam es über mich und ich schlief mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht ein.
Irgendwann nachts wachte ich kurz auf. Es war noch dunkel und zeigte mir damit an, dass ich noch weiterschlafen konnte. Es war ruhig, sehr ruhig. So tief in der Nacht fuhren wenige Autos über die Straßen und so umgab mich eine vollkommene Stille. Nur einmal drang ein weit entfernt klingendes Bellen eines Hundes an meine Ohren. Sonst war nichts zu vernehmen.
Wobei das nicht ganz richtig war. Wenn ich genau hinhörte, konnte ich ein leises Geräusch hören, was sich wie ein Wispern anhörte. Ich konnte es nicht genau orten oder definieren, dafür war es zu leise, doch schien es nicht von der Straße her zu kommen. Woher dann, konnte ich aber nicht sagen. Doch ich schlief schnell wieder ein, dass ich mir darüber keine weiteren Gedanken machte.
Die Sonne war länger aufgegangen, als ich erwachte. Ich hatte selten so gut geschlafen und war richtig erfrischt. Sofort drehte ich mich zum Spiegel herum und betrachtete erneut meine neuste Errungenschaft, die sich zu einem passiven Spielzeug gemausert hatte. Schon eine seltsame Sache, wenn man etwas hat, was sich nicht an etwas beteiligt, aber trotzdem Freude bringe. Eine Art Katalysator, bei mir nicht nur das, sonder gleichzeitig ein Verstärker.
Kaum lag ich richtig, hob ich meine Decke an und lag wenige Augenblicke später nackt da, um mein eigenes Bild zu betrachten. Doch dieses Mal drehte ich mich so weit herum, dass ich mich der Länge nach im Glas betrachten konnte. Es sah irgendwie seltsam aus, denn in dieser Position hatte ich mich noch niemals betrachten können. Kein anderer Spiegel bei mir hätte dafür ausgereicht, keiner war groß genug und ging weit genug herunter.
Ich stopfte mir ein Kissen unter den Kopf, sodass er erhöht lag und ich alles überschauen konnte. Wie von selbst fand eine Hand meinen Schwanz, um diesen zu reiben. Schnell reagierte er darauf, wusste er doch, was folgen würde. Zuerst massierte ich ihn sanft, bis er sich soweit verhärtet hatte, wie es ging. Erst dann legte ich die Finger um den harten, dicken Stamm und fuhr auf und ab.
Mir großem Genuss konnte ich jetzt zuschauen, wie sich die Vorhaut wiederholt zurückzog und die dicke Eichel freilegte. Sie glänzte im hellen Licht, das durch das Fenster schien, und bildete einen wunderbaren Kontrast zum helleren Stamm, auf dessen Ende sie saß.
Weiter trieb ich mich hoch, zog meine Beine an, um sie so weit auseinander zu legen, wie möglich.
Sofort wurden die beiden dicken Bälle sichtbar, die zuvor noch nicht im Bild gewesen waren. Ich betrachtete sie mit großem Interesse, konnte ich doch sehen, wie sie ab und zu nach oben wanderten, besonders wenn ich mich ein wenige weiter hoch zum Höhepunkt trieb. Hier blieben sie für einen Moment und ließen erst locker, wenn ich meine Erregung abflauen ließ. Allerdings verlangten sie jetzt ebenfalls, ein wenige verwöhnt zu werden. Dies wurde ihnen nicht verwehrt, denn meine bis jetzt untätige andere Hand stahl sich zwischen meine Beine, um die beiden zu umfassen.
Wie dicke Murmeln langen sie in meiner Handfläche, wobei diese eigentlich nicht groß genug dafür war. Trotzdem fühlten sie sich wohl, besonders als meine Finger sie leicht zu drücken begannen. Ich rollten sie langsam hin und her, kniffen sie zart bis an den Punkt, wenn der Schmerz einsetzt.
Ich hörte mich selber aufstöhnen und das Geräusch schien einen Moment im Raum zu hängen. Dabei erschrak ich zuerst über mich selber, empfand es als animierend.
Weiter ließ ich meine Erregung steigen, wollte es so gut wie am Abend zuvor haben. Erste Zuckungen gingen durch mich hindurch und mein Körper schrie nach Erleichterung, während ich mir weiterhin das eigene Schauspiel ansah. Hart und dick rutschte mein Schwanz durch meine Finger, wobei sich die Adern an der Seite dick aufgebläht hatten und den Zustand des Stammes anzeigten. Sie hatten sich etwas verfärbt und hatten einen bläulichen Ton angenommen.
Irgendwann war es soweit. Mit einem kleinen Schrei von mir, zog sich meine Bauchdecke zusammen und wurde hart. Mehrere pumpende Zuckungen aus meinem Inneren zeigten mir an, dass es soweit war und als mein Sperma, wie eine kleine Fontäne, in die Luft schoss, verschwamm das Bild im Spiegel vorn meinen Augen. Nur noch mit Mühe konnte ich meine Augen aufhalten, wollte meinen Orgasmus in allen Einzelheiten verfolgen.
Hoch flog der erste Strahl meines Samens in die Luft, schien einen kleinen Augenblick in der Luft zu stehen. Doch nur kurz, dann fiel er zurück und klatschte mir auf den Bauch. Während ich es dort warm auftreffen fühlte, kam der nächste Schub aus mir heraus, nahm dieselbe Kurve und landete wenig später auf derselben Stelle.
Noch zweimal schaffte es mein Saft, mich unter Druck zu verlassen, danach quoll es nur noch aus mir heraus und lief träge meinen Stamm entlang nach unten herunter.
Während ich mit verschleierten Augen diesem Schauspiel zusah, meinte ich auf einmal eine Bewegung im Spiegel zu erkennen. Es war wie eine Art Schatten, nichts wirklich Erkennbares und ich war mir nicht sicher, ob es dort gewesen war. Vielleicht war nur ein großer Vogel vor meinem Fenster vorbei geflogen und hatte den Einfall des Lichtes kurzweilig verdunkeln. Daher war es nur eine Randnotiz in meine Gedanken und verschwand sofort in einer Schublade meines Gehirns, auf der in große Letter stand. „Nicht wichtig!“
Nur langsam kam ich in meine Welt zurück. Nahm wahr, wie die jetzt langsam erkaltende Flüssigkeit an mir herablief. Ich stand also auf, ging unter die Dusche und bezog danach mein Bett neu. Gleichzeitig legte ich mir ein großes Handtuch auf den Nachttisch. Ich war mir sicher, dass ich es bald gebrauche würde.
Es war seltsam. Kaum hatte ich Ruhe gefunden, stand, lag oder kniete ich erneut vor dem Spiegel. Dabei kam es mir vor, als wenn es von Mal zu Mal besser wurde. Mein Blick war fest auf das Bild geheftet, welches mir geboten wurde und ich konnte nicht mehr an mich halten. Dabei kam es so weit, dass ich das Schlafzimmer nur noch verließ, wenn es nötig tat. Selbst wenn ich essen musste, verschwand ich nur noch für die Zeit aus dem Schlafzimmer, die ich brauchte, um mir etwas zu Essen zu machen. Meist blieb es bei einer Stulle und einer Flasche irgendwas. Zuerst noch Wasser, aber der Energiegehalt von Wasser war zu gering. Also lebte ich die nächsten Tage davon, mir Schnellgerichte mit dunkler Zuckersprudel reinzuzwingen. Die restliche Zeit verbrachte ich damit zu schlafen, oder meine über alle Maßen gestiegene Erregung zu befriedigen. Kaum war ich wach, ging es los, obwohl ich nicht mehr in der Lage war. Mir tat alle weh, war wund gescheuert. Trotzdem handelte ich wie unter einem Zwang. Verließ ich dann das Zimmer, um der Natur freien Lauf zu lassen, vermisste ich es bereits in dem Moment, als die Tür hinter mir zuging. So schnell wie möglich brachte ich es hinter mich, um im Laufschritt zurückzustürmen. Ein Verhalten, was auf eine Sucht hinwies. Genauso kam es mir auch vor. So wie vor vier Jahren, als ich mir nach siebenundzwanzig Jahren das Rauchen abgewöhnt hatte. Es hatte geklappt. Keine Tabletten, keine Hypnose oder Ähnliches war nötig gewesen. Ich hatte es einfach gelassen. Dabei hatte ich immer gegrinst, wenn ich gelesen hatte, dass das Aufhören einfach wäre, das Problem war, nicht wieder anzufangen!
Um ehrlich zu sein, wurde mein gesundheitlicher Zustand schlechter. Wenn ich in den Spiegel sah, entdeckte ich, dass mein Gesicht eingefallen, und mein Körper ausgelaugt wirkte. Das war kein Wunder.
Während dieser Zeit fiel mein Blick auf die Teufelsfratze und ich meinte, dass sie ihre Mundwinkel nach oben zog. Es war nicht nur noch ein angedeuteter Schrei, sonders ich meinte eine Art Lächeln zu erkennen, aber das schrieb ich meiner Verfassung zu. Auch wenn ich viel schlief, war der Schlaf nur kurz und wenig erholsam. Fast immer wachte ich mit demselben Gefühl auf. Ich war bereits erregt, denn mindestens eine meiner Hände war schon im Schlaf dabei gewesen, mich zu erregen. Steif lag mein Schwanz zwischen meinen Fingern und forderte mehr.
Ich wusste nicht, wie ich dieser Situation entkommen konnte. Doch ich hatte es mit dem Rauchen geschafft, also konnte ich es hier ebenfalls. Zum Schluss kam mir nur noch eine Idee. Ich kroch unter Aufbietung aller geistigen Kräfte aus dem Zimmer, Schloss die Tür, drehte den Schlüssel um und warf ihn mit einem letzten Funken an Willenskraft aus einem Fenster, welches offen war und unter dem sich mein Gartenteich befand. Ich hörte noch das platschende Geräusch, als der Schlüssel auf die Wasseroberfläche auftraf.
In diesem Moment war es ein grausames Geräusch. Zeigte es mir doch an, dass ich nicht einfach an den Schlüssel herankommen würde, zumal gerade die Nacht angebrochen war.
Jetzt wich die letzte Kraft aus meinem Körper und ich sank vor der Tür in mich zusammen. Kühl fühlte sie sich an meinem Rücken an und ich blieb wie erschlagen sitzen.
Es war eine mehr als dumme Situation. Mir wurde langsam kalt und die Klamotten, die mich hätten wärmen können, waren ausgerechnet in einem Schrank, an den ich jetzt nicht mehr herankam. Doch es gab noch einige wenige Wäschestücke, die bei der Waschmaschine lagen. Klar, sie waren nicht sonderlich sauber, aber besser als zu frieren. Ich schleppte mich dorthin und zog mich soweit an, wie es möglich war. Als Nächstes fuhr ich die Heizung hoch, damit ich nicht frieren würde, wenn ich die Wäsche in die Waschmaschine steckte.
Es dauerte eine Stunde, bis es warm genug war. In dieser Zeit sah ich fern, konnte aber weder dem Gesprochenen noch dem gezeigtem folgen. Meine Gedanken kreisten nur um den Spiegel und ich erwischte mich dabei, wie ich in die Richtung der Schlafzimmertür starrte. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber wusste, wo sei sein müsste.
In mir schrie alles danach, wieder hinzugehen. Das verstärkte sich so stark, dass ich aufstand und nachsah, ob die Tür wirklich verschlossen war. Als ich es kontrolliert hatte, wurde mir klar, dass ich nicht hineinkommen konnte. Etwas wie Verzweiflung machte sich in mir breit, ließ mich eine ganze Zeit lang, wie ein wildes Tier, in einem zu kleinen Käfig, hin und her laufen, bis ich mich dazu zwang, zurück auf das Sofa zu gehen. Hier kreisten meine Gedanken darum, wie ich es schaffen konnte, in den Raum zu gelangen. Dabei dachte ich ernsthaft darüber nach, in den Keller zu gehen und mir mein Brecheisen zu holen. Damit hätte ich die Tür aufbekommen. Doch mein innerer Wille war stärker. Also blieb ich sitzen und merkte schnell, dass ich in der aufkommenden Wärme der Heizung müder und müder wurde. Ich legte mich für einen Moment hin und schlief schnell ein.
Ein langer Schlaf folgte, ein Schlaf, der mir mehr Erholung brachte, als die vielen Stunden zuvor. Nur einmal wachte ich verstört auf, denn ich hatte von dem Spiegel geträumt. Besser gesagt nicht von dem ganzen Spiegel, sondern von der Teufelsfratze, die mich zuerst hämisch angeschaut, dann ausgelacht hatte. Dabei hatte sie mit den Augen gerollt und das Lachen war immer lauter und eindringlicher geworden, wurde zum Schluss zu einem überlauten Schreien, von dem ich mir die Ohren zuhielt, als ich aufwachte.
Vollkommen verwirrt, wie nach einem Albtraum, lag ich verschwitzt auf dem Sofa und konnte mich eine ganze Weile nicht rühren. Dabei starrten meine Augen durch die Dunkelheit und konnten die Decke schemenhaft erkennen. Nur ab und zu wurde der Raum etwas erleuchtet, wenn draußen ein Auto auf der Straße vorbeifuhr. Ansonsten herrschte vollkommene Stille. Das Einzige was ich hörte war das leise Wispern, was ich schon vernommen hatte. Dieses Mal bemerkte ich jedoch, dass es keine Einbildung sein konnte. Ich konnte erkennen, dass es nicht in diesem Raum war, sondern aus der Richtung des Flurs kam.
Ich wurde neugierig und stand leise auf, schlich diesem Geräusch entgegen. Dabei wurde es lauter als sonst, je mehr ich mich der Quelle näherte. Meine Neugierde wurde aber nicht befriedigt, denn zwischen mir und dem, was ich zu entdecken dachte, war eine verschlossene Tür, meine Schlafzimmertür. Das Geräusch kam eindeutig aus diesem Raum und war lauter als zuvor. Selbst vor der Tür konnte ich jetzt aus dem Wispern einzelne Stimmen heraushören. Was sie allerdings sagten, konnte ich nicht verstehen. Dafür war es zu leise.
Fieberhaft überlegte ich, was es sein konnte. Vielleicht hatte ich meinen Radiowecker falsch programmiert und er war zu einer Zeit angesprungen, wo er es normalerweise nicht tat. Zumindest war es eine Erklärung, auch wenn sie mich nicht überzeugte. Dafür die Einzige, wirklich logische. Woher sollten sonst die Stimmen kommen.
Nur zur Kontrolle legte ich meine Hand auf die Klinke und drückte sie nach unten. Das Ergebnis blieb dasselbe. Die Tür war und blieb weiterhin verschlossen. Eine erneute Enttäuschung machte sich in mir breit, höhlte mich geradezu aus.
Mit hängendem Kopf ging ich zurück in mein Wohnzimmer und legte mich hin. Dabei drang das Wispern an meine Ohren, bis ich einschlief.
Der nächste Tag war grausam. Ich hätte jederzeit in den Garten zum Teich gehen können. Hier den Schlüssel zu finden, wäre nicht schwer gewesen, so groß war der Teich nicht. Aber ich hielt durch, wurde nicht schwach. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, etwas Vernünftiges zu Essen zu machen. Hierzu verließ ich sogar das Haus, denn es war nichts mehr da. Alles noch Essbare hatte ich geplündert und selbst die Tiefkühltruhe warf ein Echo zurück, wenn ich hineinrief. Vollkommene Leere.
Es musste seltsam ausgesehen haben, als ich zum Einkaufen ging. Gesund sah ich nicht aus, denn es sah aus, als wenn meine Augen tief in den Schädel gesunken waren und die Trauerränder unter denselben, sprachen eine eigene Geschichte für sich. Dazu kam, dass meine Bekleidung wenig gesellschaftsfähig aussah. Sie war zerknittert und roch ehrlich gesagt etwas streng. Aber was sollte ich machen.
Ich war froh, als ich endlich wieder zuhause war. Hier kochte ich mir ein opulentes Mahl und ließ es mir schmecken. Zumindest hatte ich bis jetzt durchgehalten und der Spiegel verdrängte nicht mehr alle meine Gedanken, wie zuvor. Ich konnte wieder überlegen und das tat ich. Vor allem fragte ich mich, was ich als Nächstes tun wollte. Ich konnte das Schlafzimmer nicht auf alle Ewigkeit verschlossen halten, einmal davon abgesehen, dass sich meine gesamte, restliche Bekleidung in dem Raum befand.
Zum Schluss ging ich in den Keller, holte eine undurchsichtige Plane hervor und ging in den Garten. Den Schlüssel fand ich natürlich am tiefsten Punkt des Teiches, wo auch sonst. Dabei stand mir das, gelinde gesagt, kalte Wasser, bis über die Knie. Eine erfrischende Angelegenheit, die ich wenig schätzte.
Zurück im Haus stand ich mit zitternden Beinen und schnell schlagendem Herzen vor der Tür und wagte es eine ganze Zeit nicht, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Hatte es mich zuerst Überwindung gekostet den Raum abzuschließen, war es jetzt anders herum. Ich wagte es nicht, war mir nicht sicher, ob ich dem Drängen widerstehen konnte.
Letztendlich überwand ich mich, schob den Schlüssel mit zitternden Fingern ins Schloss und drehte ihn um. Nur langsam öffnete ich die Tür, als wenn ich etwas dahinter vermutete, was nicht da sein sollte.
Kaum hatte ich die Tür aufgemacht, breitet ich die Plane aus und stolperte in den Raum, denn ich sah nicht in die Richtung, in die ich wollte. Auf dem Boden lag noch Wäsche von mir, die sich wie zufällig um meine Füße gewickelt hatte und ich fiel fast hin.
Zum Schluss stand ich mit weit ausgebreiteten Armen vor dem Spiegel, sah aber zur Seite, um nicht auf die Spiegelfläche zu blicken. Hoch hob ich die Arme und deckte den Spiegel mit der Plane zu.
Tief atmete ich durch und die Spannung, die sich in mir aufgebaut hatte, wich einer Gelöstheit, als wenn man gerade ein großes, langjähriges Problem enträtselt hätte.
Ich trag einen Schritt zurück und setzte mich auf das Bett, betrachtete mein Werk.
Es sah nicht schön aus. Die schwarze, glänzende Plane deckte den Spiegel zu und ich fragte mich, was ich jetzt damit machen sollte. Ich hatte wirkliche Angst davor, die Plane wieder abzunehmen. Was würde sein, wenn ich noch einmal diesem Wahn verfiel?
Irgendwann stand ich auf und ging den täglichen Dingen des Lebens nach, verdrängte weiterhin die Gedanken an den Spiegel. Erst als es Abend wurde, machte ich mir Gedanken darüber, wie es weitergehen sollte. Noch eine Nacht wollte ich nicht auf dem Sofa verbringen. Einmal davon abgesehen, dass man sich darauf den Rücken verbog, hatte ich schließlich ein gutes Bett. Also ging ich davon aus, wenn ich die Plane dort ließ, wo sie war, könnte nichts passieren. Ich legte mich auf mein Bett, kuschelte mich ein und versuchte so wenig wie möglich über alles nachzudenken.
Es klappte besser als gedacht. Nur noch zwei Mal wanderte mein Blick zu dem verdeckten Spiegel, dann schlief ich ruhiger ein, als gedacht.
Wie in der Nacht zuvor, wachte ich auf. Ich wusste zuerst nicht warum, aber als das leise Gemurmel an meine Ohren drang, wusste ich sofort, was mich geweckt hatte. Wahrscheinlich hatte mein Geist nur darauf gewartete es zu hören und mich gleich darüber informiert. Alarmstimmung herrschte in mir und ich war augenblicklich hellwach, lauschte den Stimmen, die jetzt besser als jemals zuvor auseinandergehalten werden konnten.
Leider verstand ich sie nicht. Die Sprache war mir unbekannt, hatte einen seltsamen Klang. Etwas stimmte nicht, wobei ich erst eine Zeit später darauf kam, was mich störe. Es waren nicht die Worte selber, auch wenn ich sie nicht verstand, es war der Klang, die Phonetik stimmte nicht.
Je länger ich diesen Stimmen zuhöre, umso sicherer war ich mir. So etwas hatte ich noch niemals gehört. Dabei stellte ich vergleiche mit Sprachen an, die nicht unserer entsprachen. Mir kam die Sprache der Buschmänner in den Sinn, die mit Klicklauten durchsetzt war, die man nicht nachmachen konnte, selbst wenn man es versuchte. Als Nächstes die Singstimmen der Pygmäen. Aber auch die hörten sich anders an, wenn sie dem schon näher kamen.
Mehrere andere Sprachen kamen mir noch in den Sinn, aber sie stimmten ebenso wenig überein. Einmal ganz davon abgesehen, was sie in meinem Schlafzimmer zu suchen hatten. Das war mir erst gar nicht in den Sinn gekommen. Also sah ich zu meinem Radiowecker herüber. Wollte ich diese Quelle ausschließen. Vielleicht hatte ich nicht nur die Zeit, sondern zusätzlich den Sender verstellt. Doch mit dem ersten Blick konnte ich feststellen, dass der Wecker nicht an war. Hätte mich auch gewundert. Außerdem konnte ich jetzt die Quelle besser orten. Die Lautstärke war höher als zuvor und mein Kopf richtete sich Richtung Spiegel aus. Ich hatte es zuvor schon vermutet, aber ausgeschlossen. Warum sollte von einem solchen Gegenstand Stimmen kommen.
Ich musste selber in mich grinsen, als ich darüber nachdachte, ob jemand ein modernes Gerät in den Rahmen eingebaut hatte. Doch warum sollte er das machen. Es bestand keine Veranlassung dazu. Doch wäre es die einzige rationelle Erklärung gewesen. So blieb es ein Rätsel. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte hinter die Plane geschaut, aber das wagte ich nicht. Einmal davon abgesehen, was ich dort wohl zu entdecken hoffte. Dort konnte nichts sein. Blieben noch die Stimmen, die eindeutig da waren. Ich musste davon ausgehen, dass sie ein Trugschluss waren. Mein Gehirn spielte mir einen Streich, und da ich inzwischen davon überzeugt war, drehte ich meinen Kopf beiseite und schlief wieder ein.
Vielleicht sollte ich zu einem Seelenklempner gehen. Wahrscheinlich war es jetzt soweit.
Doch ich ging nicht hin, arrangierte mich die nächsten Tage mit den nächtlichen Geräuschen soweit, dass ich sie kaum noch wahrnahm. Trotzdem wachte ich jede Nacht davon auf und lauschte ihnen. Ich kam nicht dahinter, woran sie mich erinnerten. Irgendwas sagte mir, dass ich schon Ähnliches gehört hatte.
Die Lösung dieses Rätsels kam zufällig. Zwei Tage später saß ich abends im Wohnzimmer, und da ich nichts zu tun hatte, nichts im Fernsehen kam, wollte ich eine Platte auflegen. Eine Platte aus Vinyl, keine CD. Ich liebte es über alles und hatte eine große Sammlung der alten Dinger.
Also legte ich die Platte auf den Teller, traf aber wie fast immer nicht gleich die richtige Rille. Da ich die Nadel nicht abheben wollte, drehte ich die Platte rückwärts wie beim Scratchen, was ich früher gerne gemacht hatte. Dabei kam ich gegen den Tonarm und dieser rutschte in die Rille eines anderen Liedes, wo gesungen wurde.
Wenige Worte hörte ich rückwärts und erstarrte in meiner Bewegung. Ich hatte immer gewusst, dass ich so etwas schon gehört hatte. Sprache rückwärts hörte sich vollkommen anders an, als wenn man sie normal sprach. Die Phonetik war verdreht und hörte sich genauso seltsam an, wie die Stimmen in der Nacht.
Ich war auf einmal hellwach. War ich zuvor davon ausgegangen, dass die Stimmen in meinen Kopf gebildet wurden, konnte ich mir das jetzt nicht mehr vorstellen. Warum sollte mein Gehirn Nacht für Nacht die Sprache rückwärts abbilden. Es gab keinen Grund dafür, wobei man niemals weiß, was ein Gehirn sich ausdenkt. Darüber hat man selten vollkommene Kontrolle und jeder kennt eigenartige Träume.
Jetzt war mein Entdeckerinstinkt geweckt und ich überlegte einen Moment, dabei kam es mir seltsam vor, dass ich nicht schon zuvor darauf gekommen war, war mir jetzt durch den Kopf ging. Wenn die Stimmen nicht in meinem Kopf gebildet wurden, konnte man sie aufnehmen. Wenn man diese Aufnahme rückwärts abspielte, müsste man mehr darüber erfahren.Eine simple Angelegenheit und ich schüttelte mehrmals meinen Kopf darüber, dass ich die Möglichkeit der Aufnahme nicht schon vorher in betrachte, gezogen hatte. So hätte ich zumindest einen Beweis gehabt, ob sie real waren oder nicht.
Ich wusste, dass ich im Keller noch ein altes Tonband hatte, was für meine Zwecke geeignet war. Hiermit konnte ich nicht nur aufnehmen, sondern auch rückwärts abspielen. Mit den heutigen Medien war das nicht so einfach, es sei denn als Programm. Doch so eines hatte ich nicht. Also behalf ich mir mit diesem alten Gerät.
Innerlich aufgeregt, holte ich das alte Ding aus dem Keller und atmete erleichtert auf, als ich feststellte, dass es noch funktionierte. Im Allgemeinen wurden Dinge, mit den Jahren nicht besser, die man in den Keller stellte.
Es dauerte wenige Minuten, bis ich das Gerät aufgestellt hatte. Zwei Mikros wurden rechts und links neben den Spiegel platziert. Dann begann das große Warten. Wie immer dauerte es doppelt so lange, wenn man auf etwas gespannt war.
Doch irgendwann war es soweit. Schlafen konnte ich vor Aufregung nicht, und als es langsam dunkel wurde, wurde es umso spannender. Fest lag mein Finger auf dem Aufnahmeknopf und musste diesen nur herunterdrücken. Dieser Finger schlief mir fast dabei ein und war froh, als ich das leise Gemurmel vernahm. Sofort drückte ich auf Aufnahme und versuchte den Pegel soweit anzupassen, wie es ging. Dabei kam mir zur Hilfe, dass das Geräusch langsam lauter wurde und sich die Stimmen einzeln unterscheiden ließen. Es waren mindestens fünf, wenn nicht noch mehr und zumeist von einer höheren Frequenz. Das war wiederum gut, denn die Höheren ließen sich besser aufnehmen und würden sich später besser unterscheiden lassen.
Drei Stunden lang konnte ich aufnehmen, bis das Band zu Ende war. Ich erschrak, als es die Köpfe verließ und ein schlappendes Geräusch verursachte. Doch das war weniger schlimm, denn die Stimmen waren inzwischen fast verstummt und somit konnte ich damit aufhören.
Meine Neugierde stieg jetzt ins Unermessliche. Während der Aufnahme waren mir mehrmals die Augen zugefallen, doch das änderte sich jetzt schlagartig.
Sofort wechselte ich die Spule auf die andere Seite, ohne vorher zurückzuspulen. Somit konnte ich das Band rückwärts laufen lassen.
Gespannt schaltete ich das Gerät an und stellte den Lautsprecher auf maximale Stärke. Leider war das Rauschen, was jetzt entstand, so unerträglich laut, dass ich es leiser machen musste. Dabei kam mir zugute, dass die Stimmen selber lauter wurden und somit langsam aus dem Rauschen hervortraten. Das Band war nicht mehr das neuste gewesen, genauso waren sowohl der Aufnahme- als auch der Abspielkopf verschmutzt.
Jetzt konnte ich aufatmen, denn die Lautstärke hatte ausgereicht, um die Stimmen deutlich zu hören.
Meine Vermutung war richtig gewesen. Erstens kamen die Stimmen nicht aus meinem Kopf und zweitens unterhielten sich tatsächlich Menschen miteinander, wobei sie jetzt verständlich waren. Zumindest war die Phonetik jetzt richtig. Was sie sagten, blieb mir größtenteils verborgen. Nur einzelne Wörter konnte ich identifizieren. Mehr Wörter erkannte ich, wenn ich mir einen Kopfhörer aufsetzte und genauer lauschen konnte. Trotzdem ergab es keinen Sinn. Ich konnte die Sätze nicht ansatzweise vervollständigen. Dabei wunderte es mich gewaltig, dass ich überhaupt einzelne Wörter verstand. Mehrmals ließ ich die deutlichsten Stellen zurücklaufen und konzentrierte mich auf das, was gesagt wurde. Leider mit demselben Ergebnis. Das einzige worüber ich mir klar war, war die Tatsache, dass ich die Wörter wirklich verstanden hatte.
Es war die Rede von einem Fest, von Essen und irgendwelchen Einladungen. Mehr verstand ich nicht, so oft ich das Band auch wiederholt laufen ließ.