Spione sterben lautlos - Hans-Jürgen Raben - E-Book

Spione sterben lautlos E-Book

Raben Hans-Jürgen

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Beschreibung

Hochbrisante Unterlagen sollen per Kurier des französischen Außenministeriums in den Elysee-Palast befördert werden. Doch als die Übergabe stattfinden soll, sind der Kurier tot und die Unterlagen verschwunden.
Wer steckt dahinter? Gerüchten zufolge ein Tunesier und ein Mann namens Alexej Grigorewitsch, der in Regierungskreisen kein unbekanntes Blatt ist. Nur, kann das wirklich sein? Welche Ziele werden mit dieser Aktion verfolgt?
John A. Cannon soll wieder einmal die Feuerwehr spielen und die Lage retten. Sein Auftrag: »Finden Sie die Unterlagen! Sie müssen entweder zurückgebracht oder vernichtet werden …« Cannons tödliche Verfolger sind ihm dabei immer wieder knapp auf den Fersen oder warten bereits auf ihn. Da ist seine Vermutung, dass hier Verrat im Spiel ist, gar nicht so abwegig. Wird er es auch diesmal schaffen, seinen Auftrag zu erfüllen, oder ist es für ihn der Letze?

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Ähnliche


 

 

 

 

Hans-Jürgen Raben

 

 

 

Spione sterben lautlos

 

 

 

 

Ein Spionage-Thriller

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer mit Kerstin Peschel, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

Der Autor Hans-Jürgen Raben 

Weitere Werke des Autors 

 

Das Buch

 

 

Hochbrisante Unterlagen sollen per Kurier des französischen Außenministeriums in den Elysee-Palast befördert werden. Doch als die Übergabe stattfinden soll, sind der Kurier tot und die Unterlagen verschwunden.

Wer steckt dahinter? Gerüchten zufolge ein Tunesier und ein Mann namens Alexej Grigorewitsch, der in Regierungskreisen kein unbekanntes Blatt ist. Nur, kann das wirklich sein? Welche Ziele werden mit dieser Aktion verfolgt?

John A. Cannon soll wieder einmal die Feuerwehr spielen und die Lage retten. Sein Auftrag: »Finden Sie die Unterlagen! Sie müssen entweder zurückgebracht oder vernichtet werden …« Cannons tödliche Verfolger sind ihm dabei immer wieder knapp auf den Fersen oder warten bereits auf ihn. Da ist seine Vermutung, dass hier Verrat im Spiel ist, gar nicht so abwegig. Wird er es auch diesmal schaffen, seinen Auftrag zu erfüllen, oder ist es für ihn der Letze? 

 

 

***

 

 

 

1. Kapitel

 

 

Es war Frühjahr 1974.

 

Hank Wilson hatte ein ungutes Gefühl, als er den Platz überquerte. Er starrte angestrengt zum Eingang des Botanischen Gartens, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Der Himmel über Paris war strahlend blau, und es war angenehm warm. Der Mann blickte sich kurz zum Pont d’Austerlitz um, doch auf der Seine-Brücke war kaum Verkehr. Niemand schien ihm zu folgen.

Entschlossen beschleunigte er seine Schritte und trat unter das kühle Blätterdach der Allee. Sie war zu dieser frühen Stunde menschenleer. In Gedanken zählte er die Bänke zu seiner Rechten ab und sah schon von Weitem den Mann sitzen, um den es sich handeln musste. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, und er wirkte merkwürdig entspannt.

Wilsons Gefühl einer drohenden Gefahr verstärkte sich. Doch das einzige Geräusch war das Rascheln der Blätter über seinem Kopf. Als er auf drei Schritte an den Mann herangekommen war, bemerkte er den dünnen Blutfaden, der aus dem Mundwinkel sickerte. Wilson registrierte automatisch den dunklen Fleck auf dem Hemd, die staubigen Schuhe und die abgegriffene Aktenmappe, die auf den Knien lag.

In der Allee war immer noch niemand zu sehen. Wilson befühlte den dicken Umschlag in seiner Innentasche, trat nach kurzem Zögern an den Mann heran und tippte ihm gegen die Schulter. Der Mann rutschte haltlos zur Seite, und sein Kopf schlug mit einem dumpfen Geräusch auf der Bank auf.

Erst im Zurücktreten bemerkte Hank Wilson die Bewegung in den Büschen rechts hinter sich. Er fuhr herum und sah als Erstes eine großkalibrige Waffe mit aufgesetztem Schalldämpfer, die genau auf seinen Magen zielte. Er blieb bewegungslos stehen, die Arme leicht abgewinkelt, die Handflächen nach vorn.

Jetzt erst hatte er Zeit, sein Gegenüber genauer zu betrachten. Der Mann war mittelgroß, von dunkler Hautfarbe und hatte schwarzes Haar. Trotz der sommerlichen Temperaturen war sein Mantel bis oben geschlossen.

»Sie haben für den da sicher etwas mitgebracht. Geben Sie es mir, aber schnell!« Er sprach französisch ohne Akzent. Der Revolver rührte sich keinen Millimeter.

»Was soll das? Was wollen die von mir?« Wilsons Stimme klang gepresst, denn er wusste genau, was der andere von ihm wollte. Der Umschlag in seiner Tasche enthielt eine horrende Summe, mit der er die Aktenmappe hätte kaufen sollen, die der Mann auf der Bank immer noch festhielt. Sie schien unberührt.

Der Unbekannte hatte seinen raschen Blick gesehen. »Den Inhalt der Tasche habe ich schon. Jetzt geben Sie mir Ihren Teil der Abmachung!« Er streckte fordernd die Hand aus.

Wilsons Gedanken rasten fieberhaft, um sich noch eine Chance auszurechnen. Er war unbewaffnet, und der auf ihn gerichtete Revolver war nicht zu übersehen. Die Allee war immer noch menschenleer, und er sah keine Möglichkeit, etwas gegen den Mann zu unternehmen.

Er griff langsam in seine Innentasche, bis er den knisternden Umschlag berührte. »Keine Dummheiten«, warnte der Dunkelhaarige, und der Revolver hob sich ein Stück.

Hank Wilson hatte den Umschlag herausgezogen und streckte ihn seinem Kontrahenten entgegen. Der trat mit raschem Schritt heran, riss ihm den Umschlag aus der Hand und herrschte ihn an: »Umdrehen!« Wilson gehorchte zögernd. Ein eisiges Gefühl beherrschte ihn.

Dann schien sein Hinterkopf zu explodieren, als ihn der Revolverknauf traf. Wilson kippte vornüber gegen die Bank und schlug wie eine haltlose Marionette auf dem Boden auf.

Der Mann, der ihn niedergeschlagen hatte, gönnte ihm nur noch einen kurzen Blick. Er steckte den dicken braunen Umschlag ein, wandte sich ab und ging dann mit schnellen Schritten die Allee hinunter.

Erst Minuten später rührte sich Wilson. Stöhnend kam er hoch und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Er befühlte die Platzwunde auf seinem Hinterkopf und starrte dann entsetzt auf seine blutigen Finger. Sein Kopf schmerzte höllisch, und er musste sich übergeben. Er fühlte sich danach besser, bis ihm mit brutaler Deutlichkeit die letzten Ereignisse ins Gedächtnis kamen.

Mit sinnloser Geste tastete er nach dem Umschlag. Dann betrachtete er den Toten auf der Bank und dachte einen Augenblick daran, dass er beinahe ebenso dran sein könnte wie sein Kontaktmann.

Vorsichtshalber blickte er noch mal in die Aktenmappe, aber sie war natürlich leer. Siedend-heiß fiel ihm ein, wie peinlich es wäre, wenn man ihn hier erwischte. Gehetzt sah er sich um, aber er war allein. Trotzdem war es höchste Zeit zu verschwinden.

Während er sich rasch entfernte, dachte er darüber nach, wie er seinem Vorgesetzten diese Niederlage erklären sollte.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

Jean-Christophe Lafitte, maßgebender Beamter der französischen Abwehr, war außer sich. Gereizt trommelte er mit den Fingerspitzen auf die polierte Platte seines Schreibtisches. Der Kaffee stand noch unberührt vor ihm. Das war immer ein schlechtes Zeichen. Wütend starrte er auf den Bericht, der vor ihm lag. Er drückte auf den Knopf seiner Sprechanlage. »Rousson soll zu mir kommen, aber gleich, bitte!«

Er brauchte nicht lange zu warten, bis es klopfte. Alain Rousson trat schüchtern ein und nahm vor dem Schreibtisch Platz, nachdem er dazu aufgefordert worden war.

Lafitte schob das Blatt Papier über die Tischplatte. »Wie konnte es dazu kommen? Das ist doch ein bodenloser Leichtsinn, diese wichtigen Unterlagen mit einem normalen Kurier vom Außenministerium in den Elysee-Palast zu befördern. Ich wünsche eine Erklärung!«

Alain Rousson warf nur einen kurzen Blick auf den Bericht, da er genau wusste, was darin stand. Er hatte ihn schließlich selbst geschrieben. Er war etwas verlegen, bis er zögernd zugab: »Das ist natürlich eine bedauerliche Panne, aber es ist nicht unsere Schuld. Das Ministerium hat die Unterlagen nach Prüfung weitergeleitet, ohne uns davon Bescheid zu geben.«

Lafitte beugte sich vor. Seine Worte kamen leise, aber messerscharf. »Monsieur Rousson, unsere Abteilung hatte den Auftrag, für die Sicherheit dieser für die Landesverteidigung wichtigen Unterlagen zu sorgen, bis sie in der Hand des Präsidenten sind! Der Kurier ist ermordet worden, und das in einer Gegend, die garantiert nicht auf seiner Strecke zwischen dem Außenministerium und dem Präsidentenpalast liegt. Die Unterlagen sind natürlich verschwunden. Ich frage Sie: Was machte der Kurier im Botanischen Garten? Und warum wissen wir nicht, wie er dorthin kam? Und die wichtigste Frage: Wer hat die Unterlagen jetzt?«

Rousson rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Wir werden natürlich versuchen, die Unterlagen so schnell wie möglich wiederzubeschaffen. Im Moment tappen unsere Leute aber noch völlig im Dunkeln.«

Lafitte lehnte sich zurück und blickte aus dem Fenster über die Dächer der benachbarten Häuser. »Ich gebe Ihnen achtundvierzig Stunden Zeit, die Papiere wieder in unsere Hand zu bekommen! Länger können wir gegenüber dem Präsidenten nicht verschweigen, dass wir sie verloren haben. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie bedeutungsvoll dieses Unternehmen ist. Sie haben alle Vollmachten. Aber denken Sie an die Frist, die ich Ihnen gesetzt habe! Ich erwarte ständig Zwischenberichte. Das ist alles.«

Alain Rousson erhob sich und ging schnell aus dem Zimmer. Er wusste, dass es jetzt um seine Zukunft ging. Wenn er diese Geschichte nicht in Ordnung brachte, konnte er seinen Abschied nehmen. Und die gesetzte Frist war reichlich kurz.

Als er aus dem Zimmer war, griff Lafitte zum Telefon. Er rief einen alten Freund im Außenministerium an, der ihm versprach, auch dort die Sache noch achtundvierzig Stunden geheim zu halten.

Das nächste Gespräch war nur kurz. Er führte es mit einem Beamten im Polizeipräsidium. »Hier Lafitte, ich habe eine Bitte, Monsieur Delmas. Können Sie mir für zwei Tage einige Ihrer Leute ausleihen? Die Sache ist für mich und für unser Land äußerst wichtig. Ich möchte Sie außerdem bitten, keine Fragen zu stellen. Wenn die Sache klappt, werde ich Ihnen nach zwei Tagen alles ausführlich berichten und mich bei Ihnen revanchieren. Wenn sie nicht klappt, werden Sie ohnehin alles in der Zeitung lesen.«

Lafitte lauschte einen Augenblick, dann sagte er erleichtert: »Ich danke Ihnen! Sie haben mir sehr geholfen!«

Er legte auf, stützte den Kopf auf die Hände und starrte bewegungslos den Bericht an, der immer noch auf seinem Schreibtisch lag. Er dachte darüber nach, was mit ihm geschah, wenn seine Leute die Papiere nicht beibringen würden. Die Verantwortung lag schließlich bei ihm. Der Präsident würde sicher kein Verständnis für eine solche Panne haben. Lafitte konnte nur hoffen, dass er Glück hatte. Er beschloss, weitere Freunde anzurufen, die ihm vielleicht halfen, denn es war unmöglich, den gesamten Apparat der Abwehr einzusetzen, ohne dass etwas durchsickerte.

 

 

 

3. Kapitel

 

 

»Wir sind in einer schwierigen Lage, John!« Oberst Joseph Gatsky sprach mit leiser und besorgter Stimme. Er stand am Fenster in einem Raum der amerikanischen Botschaft in Paris und blickte hinaus. Erst vor wenigen Stunden war er direkt aus dem Pentagon nach Europa gekommen, um eine heikle Angelegenheit zu klären.

Er drehte sich zu seinem Besucher um, der entspannt im Sessel saß und an einem Glas nippte. »Ich habe Sie kommen lassen, weil ich Sie gut kenne und weil Sie im Moment der Einzige sind, der uns vielleicht helfen kann.«

John A. Cannon, Angehöriger einer Spezialabteilung des amerikanischen Geheimdienstes, stellte das Glas ab und blickte den Oberst an. »Ich will Ihnen gern helfen, Joseph, wenn Sie mir sagen, worum es geht. Ich muss natürlich meine Dienststelle unterrichten.«

»Die ist bereits im Bilde«, sagte Joseph Gatsky, »und hat Sie für einen Spezialauftrag freigegeben. Eine diesbezügliche Order werden Sie sicher in den nächsten Stunden erhalten.«

»Okay«, antwortete Cannon. »Dann geben Sie mir am besten die Details, bevor wir weiter um den heißen Brei herumreden.« Er zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück und blickte Oberst Gatsky fest ins Gesicht. Dann lächelte er amüsiert. »Ihre Schwierigkeiten stehen Ihnen auf der Stirn geschrieben, Joseph. Los, raus mit der Sprache!«

Der Oberst zögerte noch einen Moment, dann gab er sich einen Ruck und begann: »Gestern Morgen wurde Hank Wilson, ein Angestellter unserer Botschaft, zu einem Treffpunkt mit einem Kontaktmann in den Botanischen Garten geschickt. Dieser Kontaktmann war zufälligerweise Kurier im französischen Außenministerium. Er hatte uns davon unterrichtet, dass er eine unversiegelte Akte mit wichtigen Einzelheiten der französischen Verteidigungspolitik in seiner normalen Kurierpost hatte, die er zum Sitz des Staatspräsidenten bringen sollte.«

»Hatte dieser Mann schon öfter für uns gearbeitet?«, unterbrach Cannon.

»Ja, aber er hatte uns bisher immer nur belanglose Sachen geliefert, die wir meistens schon wussten. Diese Story, an die er wohl tatsächlich aus Zufall geriet, schien uns ein echter Knüller zu sein.«

Cannon hatte sich etwas vorgebeugt und hörte aufmerksam zu. »Wissen Sie Einzelheiten aus dieser fraglichen Akte?«

Gatsky schüttelte den Kopf. »Wir wissen nur, dass diese Akte die Richtlinien für die zukünftige französische Außen- und Verteidigungspolitik enthält. Sie können sich denken, dass auf Grund der besonderen Stellung Frankreichs im westlichen Verteidigungsbündnis, diese Angaben für die USA sehr wichtig wären. Die Franzosen sind uns gegenüber immer sehr zugeknöpft, und wir müssen nun mal hin und wieder solche nicht ganz legalen Schritte unternehmen, um uns Informationen zu beschaffen.«

Cannon betrachtete die verschlungenen Muster des orientalischen Teppichs. Dann sah er auf. »So weit, so gut. Aber was ist nun schiefgegangen?«

»Hier kommen wir zu unserem Problem«, antwortete der Oberst. »Es war geplant, dass Wilson den Kurier zu einer bestimmten Zeit im Botanischen Garten trifft. Ganz in der Nähe gibt es einen Schreibwarenladen mit einem Kopiergerät. Wilson sollte die Akte dort kopieren – denn das ist am unauffälligsten – und sie dann mit einem bestimmten Geldbetrag dem Kurier wieder aushändigen. Die ganze Sache hätte höchstens zwanzig Minuten gedauert. Da die Zeiten des Kuriers nicht gestoppt werden, wäre es überhaupt nicht aufgefallen.«

»Das ist mir klar, aber ich weiß immer noch nicht, was nun nicht geklappt hat. Das kann ja nicht so schwer gewesen sein.«

»Wir haben ja auch nie mit irgendwelchen Komplikationen gerechnet«, antwortete der Oberst. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und fuhr fort: »Ich will es kurz machen. Als Wilson den Kurier an der verabredeten Stelle traf, war der Mann bereits tot. Hank Wilson selbst wurde von einem Unbekannten überrascht, der ihn niederschlug und ihm das Geld abnahm. Die französischen Unterlagen waren natürlich ebenfalls verschwunden.«

Gatsky machte eine Pause, ging zum Schreibtisch und goss sich aus einer dort stehenden Flasche ein Glas ein. Dann sah er Cannon fragend an. »Was sagen Sie nach Kenntnis dieser kurzen Informationen?«

Cannon zupfte ein Stäubchen vom breiten Revers seines modischen Anzugs und lächelte den Oberst an. »Wenn wir ein normales Verbrechen ausschließen, gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten. Die erste wäre, dass die Franzosen bereits einen Verdacht auf ihren Kurier hatten, ihn beschatten ließen und dann aus irgendwelchen Gründen kurzen Prozess mit dem Mann machten. Spaßhalber warteten sie noch ab, bis unser Geldbriefträger kam, und kassierten die schönen Dollars. Diese Möglichkeit wäre die für uns am wenigsten schlimmste, da sie sich mit einfachen diplomatischen Mitteln aus der Welt schaffen ließe. Die Vereinigten Staaten hätten dann zwar nicht ihre Informationen, aber immerhin die Zeit, auf eine neue Gelegenheit zu warten.«

Der Oberst nickte. Dann sagte er: »So einfach hat man es uns leider nicht gemacht. Was sind die anderen beiden Möglichkeiten?«

»Die zweite wäre, dass unser lieber Wilson nicht ganz astrein ist. Er könnte entweder im Dienst einer fremden Macht stehen, für die er die Papiere besorgt hat, wobei die Schuld leicht uns in die Schuhe geschoben werden kann. Oder er hat einen Alleingang versucht. Das heißt, er hatte den Kurier selber umgelegt, die Akte in die Seine geworfen und Uncle Sams Scheine auf sein Konto eingezahlt.«

»Das ist zwar auch keine schlechte Theorie, John, aber leider, oder besser gesagt, glücklicherweise, müssen wir auch sie ausschließen. Ich würde gern noch die dritte Möglichkeit hören, bevor ich Ihnen weitere Informationen zu dem Fall gebe.«

»Meine letzte Theorie«, fuhr Cannon fort, »ist für uns die schlimmste, da wir zumindest aus meiner Sicht keinen einzigen Anhaltspunkt haben. Das heißt, ein bisher Unbeteiligter hat sich eingeschaltet und die Unterlagen an sich genommen. Dabei gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Entweder waren es Agenten eines östlichen Staates oder auch anderer Länder. Es können Leute sein, die die Papiere dem Meistbietenden verkaufen wollen. Informationshändler also. Oder es waren noch andere, an die wir überhaupt noch nicht denken.«

Der Oberst sah wieder besorgt aus. »Ich fürchte, Ihre letzte Theorie ist die richtige. Und dafür haben wir auch einen sehr konkreten Verdacht. Da wir natürlich nicht offiziell bei der französischen Polizei anfragen konnten, wie die Ermittlungen im Fall des ermordeten Kuriers aussehen, denn wir dürfen mit der Sache ja nichts zu tun haben, mussten wir zu einem Trick greifen. Wir haben uns heute Morgen überlegt, dass der Mörder schließlich ein aktenkundiger Verbrecher sein könnte, der im Auftrag anderer gehandelt hat. Also ging Hank Wilson zur Polizei und behauptete, er sei beraubt worden. Seine Beule am Hinterkopf konnte er ja vorweisen und den Verbrecher annähernd beschreiben. Man ließ ihn auch die Verbrecheralben durchsehen, und nach zwei Stunden hatte er tatsächlich Glück.«

»Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Joseph! Wenn Sie schon wissen, wer es war, brauchen Sie mich doch nicht mehr.«

»Warten Sie ab! Ich bin noch nicht fertig.« Gatsky nahm einen Schluck und berichtete weiter. »Wilson fand den Mann, der ihn niedergeschlagen hatte, auf einem Polizeifoto. Da er sich nichts anmerken lassen durfte, konnte er sich nur den Namen merken. Er behauptete dann, nichts gefunden zu haben und kam zurück.«

»Und wie heißt unser Mann nun?

---ENDE DER LESEPROBE---