Start in ein neues Leben - Patricia Vandenberg - E-Book

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Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Bianca Donatelli bot einen bezaubernden Anblick, als sie auf dem Eis ihre ganze Anmut und ihr großes Können entfaltete, und ihretwegen war Fee Norden mit ihrem Töchterchen Anneka zum Olympiastadion gefahren. »Ob ich es auch mal so gut lerne, Mami?« fragte Anneka atemlos. »Da steckt viel harte Arbeit dahinter, mein Kleines«, erwiderte Fee, »und uns ist es lieber, wenn du dich deiner Kindheit und Jugend freuen kannst.« »Kann sich Bibi nicht freuen?« fragte Anneka nachdenklich. »Muß sie immer nur trainieren?« »Jedenfalls muß sie sehr viel trainieren«, erklärte Fee, und ihr Blick wanderte zu Claudia Donatelli, Biancas Mutter, die mit wachsamen Augen und gespannter Miene jede Bewegung ihrer Tochter verfolgte. Claudia war nämlich auch Biancas Trainerin und auch anderer Spitzenläufer. Sie genoß den, in Fees Augen, etwas zweifelhaften Ruf, hart und unerbittlich zu sein. Aber sie war auch eine sehr attraktive Frau, und Fee entging es nicht, daß zwei gutaussehende Männer dicht bei ihr standen. Enzo Donatelli, der Ehemann, war aber nicht dabei. Den kannten die Nordens sehr gut. »Das war nicht gut, Bianca«, ertönte da Claudias hohe Stimme. Und wenn sie Bianca sagte und nicht Bibi, war sie sehr unzufrieden. Dabei hatte Fee wirklich keinen Patzer feststellen können. »Ich bin müde«, erwiderte Bibi unwillig. »Du wirst diese Kombination nochmals wiederholen«, sagte Claudia unnachsichtig. »Nächste Woche sind die Meisterschaften, denk daran.« »Ich denke dauernd daran«, sagte Bibi trotzig, und dann hatte sie Fee entdeckt. »Hallo, Frau Dr. Norden«, rief sie. Es freute Fee, ja, es freute sie doppelt, weil Claudia ihre Mahnung nicht wiederholte. Fee Norden wußte recht gut,

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Dr. Norden Bestseller – 270–

Start in ein neues Leben

Patricia Vandenberg

Bianca Donatelli bot einen bezaubernden Anblick, als sie auf dem Eis ihre ganze Anmut und ihr großes Können entfaltete, und ihretwegen war Fee Norden mit ihrem Töchterchen Anneka zum Olympiastadion gefahren.

»Ob ich es auch mal so gut lerne, Mami?« fragte Anneka atemlos.

»Da steckt viel harte Arbeit dahinter, mein Kleines«, erwiderte Fee, »und uns ist es lieber, wenn du dich deiner Kindheit und Jugend freuen kannst.«

»Kann sich Bibi nicht freuen?« fragte Anneka nachdenklich. »Muß sie immer nur trainieren?«

»Jedenfalls muß sie sehr viel trainieren«, erklärte Fee, und ihr Blick wanderte zu Claudia Donatelli, Biancas Mutter, die mit wachsamen Augen und gespannter Miene jede Bewegung ihrer Tochter verfolgte. Claudia war nämlich auch Biancas Trainerin und auch anderer Spitzenläufer. Sie genoß den, in Fees Augen, etwas zweifelhaften Ruf, hart und unerbittlich zu sein. Aber sie war auch eine sehr attraktive Frau, und Fee entging es nicht, daß zwei gutaussehende Männer dicht bei ihr standen. Enzo Donatelli, der Ehemann, war aber nicht dabei. Den kannten die Nordens sehr gut.

»Das war nicht gut, Bianca«, ertönte da Claudias hohe Stimme. Und wenn sie Bianca sagte und nicht Bibi, war sie sehr unzufrieden. Dabei hatte Fee wirklich keinen Patzer feststellen können.

»Ich bin müde«, erwiderte Bibi unwillig.

»Du wirst diese Kombination nochmals wiederholen«, sagte Claudia unnachsichtig. »Nächste Woche sind die Meisterschaften, denk daran.«

»Ich denke dauernd daran«, sagte Bibi trotzig, und dann hatte sie Fee entdeckt. »Hallo, Frau Dr. Norden«, rief sie. Es freute Fee, ja, es freute sie doppelt, weil Claudia ihre Mahnung nicht wiederholte. Fee Norden wußte recht gut, warum sie das nicht tat, denn es gab eben auch noch einen Herrn Donatelli, der keineswegs damit einverstanden war, daß seine Bibi so strapaziert wurde.

Graziös kam Bibi nun auf Fee und Anneka zugetänzelt. »Du bist toll, Bibi«, sagte Anneka begeistert. »Ich möchte auch so gut eislaufen können wie du.«

»Lieber nicht so gut und mehr zum Vergnügen, aber wir können gern noch eine Runde drehen, wenn du Lust hast.«

Anneka hatte erst Weihnachten Eislaufcomplets bekommen, aber sie hatte sich sehr anstellig gezeigt, und nun strahlte sie, weil Bibi tatsächlich mit ihr lief.

Claudia kam näher und begrüßte Fee lächelnd. »Das dient Bibi zur Entspannung«, stellte sie fest, »aber wenn Wettbewerbe vor der Tür stehen, muß sie halt trainieren. Ohne Fleiß kein Preis.«

»Aber sie sollte nicht überfordert werden«, sagte Fee.

Claudias Augen wurden schmal. »Sie hat eine gute Kondition und alle Aussichten, Weltmeisterin zu werden«, erklärte sie mit einem aggressiven Unterton, der Fee allerdings nicht beeindruckte. Sie wußte, wie ehrgeizig Claudia Donatelli war, die als Claudia Fromm nie ganz oben auf dem Siegertreppchen gestanden hatte und auch heute noch davon sprach, daß sie verschaukelt worden war. Ihren Ehrgeiz sollte nun Bibi stillen.

Claudia hatte als Neunzehnjährige eine glänzende Partie gemacht, als Enzo Donatelli, der Erbe eines Großhandelsunternehmens, sie zum Traualtar führte. Ihr war das damals auch wichtiger gewesen, als weiterhin auf Titeljagd zu gehen und doch enttäuscht zu werden. Enzo enttäuschte sie nicht. Sie konnte mit ihm reisen, sie bekam jeden Wunsch erfüllt, ja, sie konnte sich alles leisten, und sie schenkte ihrem Mann, mit dem sie sich ausgezeichnet verstand, einen Sohn und drei Jahre später auch noch die Tochter Bianca.

Warum sie sich entschlossen hatte, Eislauftrainerin zu werden, wußte Fee Norden nicht.

Ihr Mann, Dr. Daniel Norden, sollte gerade an diesem Tag mehr darüber erfahren, während sie sich freute, wie reizend ihre Anneka und Bibi aussahen. Jetzt konnte Bibi auch fröhlich lachen.

*

Dr. Norden hatte dagegen einen richtigen Schrecken bekommen, als Enzo Donatelli in seine Praxis kam. Er hatte kurz zuvor angerufen und gefragt, ob Dr. Norden ihn einschieben könnte. Zeit hatte er ja nie.

Vor drei Monaten hatte er aber, trotz einer heftigen Erkältung, die er schnell hatte kuriert wissen wollen, noch bedeutend besser ausgesehen. Enzo Donatelli war achtundvierzig Jahre alt und ein interessanter Mann, ein typischer Römer, wie man sagte. Er war jedoch in München zur Welt gekommen und aufgewachsen, er verstand sich als gestandener Bayer.

»Wo fehlt es, Herr Donatelli?« fragte Dr. Norden.

»Ich drehe durch. Ich halte das nicht mehr aus. Sie macht mir das Kind kaputt, Dr. Norden. Jetzt will sie mich nicht mal mehr zu ihr lassen. Aber Bibi war gestern bei mir, und sie war so müde, daß sie schon um sechs Uhr fast eingeschlafen wäre.«

Dr. Norden war schon hellwach geworden, weil Enzo Donatellis Stimme so krächzte, denn er hatte normalerweise eine angenehme dunkle Stimme. Und was da über seine Lippen sprudelte, wollte ihm auch nicht gefallen.

»Nun mal langsam und hübsch der Reihe nach«, sagte er ruhig. »Was ist mit Bibi, und was ist mit Ihrer Stimme?«

»Es geht doch nicht um Bibis Stimme«, stieß Enzo Donatelli hervor. »Es geht um ihre Gesundheit.«

»Ich meine auch Ihre Stimme, Herr Donatelli«, sagte Dr. Norden. »Nicht die Ihrer Tochter.«

»Ach was, meine Stimme, darauf brauchen Sie nicht zu hören. Ich möchte, daß Sie sich einschalten, daß Sie es Claudia verbieten, Bibi so herumzuhetzen. Sie ist ja nur noch ein Strich in der Landschaft. Sie soll unbedingt Weltmeisterin werden, und wenn sie dann umkippt, kräht kein Hahn mehr nach ihr. Das ist doch kein Spaß mehr.«

Daß man Bibi schon als zukünftige Weltmeisterin hochjubelte, wußte Dr. Norden, und er wußte auch, daß seine Frau mit Anneka heute im Olympiastadion war. Da konnte er dann schon noch einiges mehr über Bibi erfahren.

»Ist Bibi denn nicht immer zu Hause?« fragte er vorsichtig. »Sie ist doch noch nicht in Oberstdorf.«

»Nein, sie ist noch in München, wenigstens heute und morgen noch. Aber ich bin in der Stadtwohnung. Es läuft nichts mehr mit Claudia. Wir geraten uns immer in die Haare.«

»Nur wegen Bibi?« fragte Dr. Norden.

Donatelli zuckte die Schultern. »Auch wegen Claudias Ambitionen.«

»Sie wollen sich scheiden lassen?« fragte Dr. Norden.

»Ich? Niemals lasse ich mich scheiden! Aber es scheint, als hätte sich unsere Ehe totgelaufen wegen dieser verdammten Schlittschuhe, die sie einfach nicht an den Nagel hängen wollte, und das Kind muß es jetzt büßen.«

»Aber es hat Bibi doch Spaß gemacht, Herr Donatelli«, sagte Dr. Norden, »und sie ist volljährig und kann selbst entscheiden.«

»Sie ist nun mal drin, und Claudia beherrscht die Kleine. Auf Nico hat sie keinen Einfluß mehr. Er hat sich beizeiten gewehrt, aber was für Bibi Spaß war, ist bitterer Ernst geworden. Sie hat schon panische Angst, bei den Meisterschaften zu patzen. Bitte, helfen Sie ihr und mir auch.«

»Ich kann sie doch nicht herzitieren, Herr Donatelli. Aber vielleicht geht es auf einem Umweg«, räumte er dann ein.

»Auf welchem?«

»Ich nehme an, daß Sie eine Kehlkopfentzündung haben. Sie sollten sich klinisch untersuchen lassen. Und ich könnte dann mit Bibi darüber sprechen.«

»Einen Schrecken will ich ihr aber nicht einjagen. Außerdem geht das wieder vorbei. Ich habe ein bißchen viel geraucht.«

»Und sollten schleunigst damit aufhören«, sagte Dr. Norden.

»Der Geist ist willig, der Körper schwach.«

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war fahl.

»Ich würde gern mal in Ihren Hals schauen«, sagte Dr. Norden. »Eine gründliche Untersuchung muß natürlich vom Facharzt durchgeführt werden.«

»Ich möchte Hilfe für Bibi, und Sie wollen mich krank machen«, sagte Enzo brummig.

»Ich will Sie nicht krank machen, Sie sind es«, erklärte Dr. Norden rigoros. »Und es kann durchaus sein, daß Sie bald überhaupt nicht mehr sprechen können, wenn Sie nichts gegen diese Reizung tun.«

Enzo war nun doch recht kleinlaut geworden. »Na schön, gucken Sie mal nach, aber zu einem anderen Arzt gehe ich nicht.«

Der erste Schritt ist getan, der zweite wird folgen, dachte Daniel Norden, aber er erschrak doch, als er diesen entzündeten Rachen sah.

»Ich werde jetzt gleich mal auspinseln«, sagte er, »und dann schreibe ich Ihnen zwei Medikamente auf, die Sie aber auch nehmen müssen.«

»Aber nicht auspinseln, das vertrage ich nicht!« ächzte Enzo.

»Das werden Sie vertragen«, erklärte Dr. Norden energisch.

»Ich trinke lieber einen Grog.«

»Der hilft gar nichts. Machen Sie keine Mätzchen, Sie sind doch ein gestandenes Mannsbild.«

Er konnte so mit ihm reden und hatte dann auch einen einigermaßen folgsamen Patienten.

»Aber zu einem anderen Arzt gehe ich nicht«, erklärte Enzo wieder bockig.

»Ich möchte es Ihnen ernsthaft empfehlen, und Dr. Schober kann ich sogar sehr empfehlen. Sie wollen doch sicher dieses Gekrächze loswerden. Normalerweise haben Sie eine so angenehme Stimme.«

»Schmeicheln brauchen Sie mir nicht«, murmelte Enzo, »und es ist bestimmt psychisch bedingt. Ich habe gelesen, was man alles kriegen kann, wenn man sich um einen geliebten Menschen sorgt, oder sonst Kummer hat. Oder muß ich etwa mein Testament machen?« fragte er mißtrauisch.

»Nicht wegen dieser Beschwerden«, erwiderte Dr. Norden mit einem flüchtigen Lächeln, »aber man sollte sein Haus immer bestellt wissen. Man weiß nie, was passieren kann.«

Nachdenklich blickte der Ältere ihn an. »Ich schätze Sie sehr, Dr. Norden. Sie sind ein sehr guter Arzt und ein ehrlicher Mann. Würden Sie mir auch ehrlich sagen, was eine Frau bewegen kann, so ihre eigenen Wege zu gehen, da wir doch eine glückliche Ehe geführt haben?«

»Das, was Midlifekrise genannt wird, Herr Donatelli. Und seit darüber so viel geschrieben wurde, suchen immer mehr Frauen Selbstbestätigung, besonders die, die während der Ehe nicht berufstätig waren.«

»Claudia hat ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein.«

»Aber vielleicht ist ihr tatsächlich bewußt geworden, daß sie keinen großen Erfolg hatte und durch einen sehr vermögenden Mann ein so sorgenfreies Leben führen konnte, daß sie sich kein Ziel mehr setzen mußte. Dann waren die Kinder aus dem Gröbsten heraus und der erste Zauber der Liebe schon ein bißchen verblaßt. Ein vielbeschäftigter Mann wollte abends seine Ruhe haben…«

»Und reisemüde wurde ich auch«, warf Enzo ein. »Und es stimmt auch, daß Bibi Spaß am Eislaufen hatte und sehr talentiert war. ›Ein aufgehender Stern am Eishimmel‹, schrieb man gleich, als sie zum erstenmal vor die Öffentlichkeit trat, und dann hatte sie ja auch genügend Erfolge zu verzeichnen. Aber was hat sie denn schon von den Pokalen, als später mal eine stolze Erinnerung? Wird Claudia sie etwa auch noch bewegen, zu einer Revue zu gehen? Ich weiß wirklich nicht, was in meine Frau gefahren ist.«

»Sie steht auch im Mittelpunkt, Herr Donatelli. Nennen wir die Dinge doch beim Namen. Sie ist eine attraktive Frau und wirkt weit jünger, als sie ist. Sie genießt es, mit im Mittelpunkt zu stehen. Es hilft ihr darüber hinweg, die Fünfzig vor sich zu sehen, als ältere Dame angesehen zu werden.«

»So ein Blödsinn«, sagte Enzo.

»Aber es ist so. Es sind die kritischen Jahre, die auch an den meisten Männern nicht spurlos vorübergehen. Deshalb suchen sie sich ja oft auch bedeutend jüngere Freundinnen.«

»Das würde mir nicht einfallen!«

»Aber so aus Spaß könnten Sie es Ihrer Frau doch mal vorgaukeln. Was meinen Sie, wie sie reagiert?«

»Wütend. Sie denkt ja, daß ich dazu nicht fähig bin. In ihren Augen bin ich ein langweiliger Trottel.«

»Und wie wird sie staunen, wenn Sie das Gegenteil beweisen.«

Enzo sah ihn kopfschüttelnd an. »Sie wollen mich doch nicht zum Ehebruch animieren?« fragte er konsterniert.

»Aber nein, nur zu einem kleinen Flirt. Es müßte allerdings eine ganz besonders attraktive junge Dame sein.«

»Und wo soll ich die auftreiben?«

»Du liebe Güte, Sie sind doch nicht blind«, meinte Daniel Norden lächelnd. »In Oberstdorf gibt es bestimmt einige, die gern die Bekanntschaft eines zahlungsfähigen Gentlemans machen würden.«

»Ich wollte aber gar nicht nach Oberstdorf fahren, ich habe keine Zeit.«

»Nehmen Sie sich die Zeit. Vielleicht hilft Ihnen schon ein kleiner Luftwechsel. Und vorher nehmen Sie die Medikamente!«

»Es ist jetzt schon besser«, sagte Enzo.

»Die Medikamente nehmen Sie trotzdem«, erwiderte Dr. Norden kategorisch.

»Und Sie werden sich mal Bibi anschauen? Sie können doch bestimmt ein Machtwort reden«, sagte Enzo stockend.

»Doch nur, wenn ich auf ein geneigtes Ohr stoße.«

*

Fee hatte nur noch ein paar Worte mit Bibi wechseln können, als sie mit Anneka vergnügt von der Eisfläche gekommen war, dann hatte sich gleich wieder Claudia eingeschaltet und im Kommandoton gesagt, daß sie jetzt heimfahren würden.

Bibi hatte Fee einen flehenden Blick zugeschickt, aber dann war ein junger Mann gekommen, der auf sie einredete, und Fee hatte den Eindruck, daß seine Anwesenheit Bibi nicht unwillkommen war.

Sie fuhr mit Anneka heim. »Mami, können wir nicht auch mal am Wochenende nach Oberstdorf fahren?« fragte Anneka. »Dann können Danny und Felix mit Papi skilaufen, und ich kann mit Bibi eistanzen.«

»Dazu wird Bibi aber keine Zeit haben, Schätzchen«, sagte Fee.

»Sie wird bestimmt Weltmeisterin, gell?«

»Das kann man vorher nie sagen. Es gibt auch andere sehr gute Eisläuferinnen, Anneka.«

»Aber Bibis Mutter wird sehr wütend, wenn Bibi nicht gewinnt. Gell, du würdest nicht wütend, wenn ich irgendwas nicht gewinnen würde?«

»Mir ist es wichtig, daß ihr gesund seid«, sagte Fee. »Und ich hätte bestimmt kein Talent zu einer Trainerin.«

»Weil du eine so liebe Mami bist«, sagte Anneka. »Und jetzt müssen wir schnell heimfahren, weil die anderen sonst sauer sind, daß ich dich ein paar Stunden ganz für mich hatte, Mamichen«, fügte die Kleine zärtlich hinzu.

*

Lenni war mit den Zwillingen gut zurechtgekommen, denn die waren ja an die gute Lenni auch gewöhnt. Danny und Felix gaben jedoch ihrem Unwillen Ausdruck, daß die Mami so lange weggeblieben war.

»Ihr könnt ja auch Schlittschuh laufen«, sagte Anneka, die sich gegen die größeren Brüder ganz gut behaupten konnte.

»So’n Schmarrn«, polterte Danny los, »dieses Rumgehüpfe, da ist Eishockey besser.«

»Ist brutal«, warf der ruhige Felix ein. »Das Hirn würde ich mir nicht einschlagen lassen.«

»Boxen ist noch brutaler«, meinte Danny.

»Aber Eiskunstlauf ist schön, Bibi kann es ganz toll«, sagte Anneka.

»Jan und Jolly haben sich auch was Tolles geleistet«, verriet Danny nun.

»Ist doch schon vergessen«, sagte Lenni.

»Putt, alles putt«, sagte Jan, aber er lachte dabei.

»Nichts ist kaputt«, sagte Felix, »die Essigflasche haben sie ausgekippt in der Küche, die neue.«

»Na und«, sagte Fee, »das säubert.«

»Habe ich auch gesagt«, meinte Lenni.

»Aber es stinkt«, sagte Danny.

»Es gibt Schlimmeres«, stellte Fee fest.

»Bäbä is«, sagte Jan.

»Er hat nämlich dran geschleckt«, erklärte Lenni. »Es war ja auch meine Schuld, warum habe ich die Flasche offen stehen lassen. Sie kommen jetzt schon überall hin. Ich wollte die Kaffeemaschine entkalken, aber da hilft Essig wohl auch nicht mehr.«

»Dann müssen wir eben mal wieder eine neue kaufen«, sagte. Fee. »Mit dem chemischen Zeug wird bei uns nicht gewirtschaftet.«

»Und wie kommt Kalk ins Wasser, Mami?« erkundigte sich Danny.

Ja, wie sollte sie nun das wieder erklären. Fee erledigte das auf ihre Weise.

»Ich kann das auch nicht so richtig erklären«, erwiderte sie, »das ist eine Wissenschaft für sich.«

»Im Meer ist das Wasser salzig«, meinte Danny, »und hier ist es eben kalkig.«

»Und Jan hat der Essig nicht geschadet«, meinte Felix. »So schnell schleckt der nicht wieder.«

Fee dachte aber auch daran, wie viele Unfälle mit schlimmeren Sachen passierten, und Lenni dachte es wohl auch, denn sie machte immer noch ein betrübtes Gesicht.

»Nun machen Sie sich keine Vorwürfe, Lenni«, sagte Fee. »Ich weiß doch, wie gut Sie aufpassen, und wie fix die beiden Kleinen schon sind.«

»Aber es hätte auch mehr passieren können«, sagte Lenni.

»Es ist glücklicherweise nicht mehr passiert, und jetzt sind die beiden auch wieder ein bißchen gescheiter.«

Es ging lebhaft zu im Hause Norden. Die Buben waren nicht daran interessiert, von Anneka mehr über das Eislaufen zu erfahren, aber Lenni war eine gute Zuhörerin.

*

Bibi jedoch bekam von ihrer Mutter strenge Worte zu hören und immer wieder die Ermahnung, so kurz vor den Meisterschaften nicht nachlässig zu werden.

»Ich habe Hunger«, sagte Bibi trotzig. »Mir war ganz schwindelig.«

»Aber als du mit der kleinen Norden herumgealbert hast, da war es dir nicht schwindelig«, sagte Claudia Donatelli gereizt.

Was ist nur mit Mama los, dachte Bibi. Früher konnte man doch wenigstens vernünftig mit ihr reden, obgleich der Ehrgeiz sie da auch schon gepackt hatte. Und warum ist sie so oft mit diesem Westerlin zusammen?