Stimmen einer zerrissenen Zeit - Friedrich Wolf - E-Book

Stimmen einer zerrissenen Zeit E-Book

Wolf Friedrich

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Beschreibung

Diese Sammlung von 115 Gedichten bringt uns die poetische Seele eines Autors näher, der als Arzt, Dramatiker und Schriftsteller tief in die Konflikte seiner Zeit eintauchte. Ob Arbeiterkampf, Antifaschismus, Friedenskampf, Liebe oder Hoffnung – Friedrich Wolfs Verse sind durchdrungen von sozialem Engagement, menschlicher Wärme und kämpferischem Geist. Ein literarisches Zeugnis, das zwischen Melancholie, Pathos und Aufbruch oszilliert. Entdecken Sie die lyrische Welt eines Künstlers, der keine Angst hatte, für seine Ideale einzustehen und die Leser bis heute inspiriert.

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Seitenzahl: 115

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Impressum

Friedrich Wolf

Stimmen einer zerrissenen Zeit

Gedichte

ISBN 978-3-68912-399-4 (E–Book)

Die Gedichte sind in der Zeit von 1904 – 1953 entstanden.

Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.

© 2024 EDITION digital®

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E-Mail: [email protected]

Internet: http://www.edition-digital.de

AUS DER SCHWEIZ

(1904)

Wie funkelt klar und helle

Des Sternenhimmels Pracht!

Wie flüstert hier die Welle

Des Sees zur Nacht …

Aus tiefem Dunkel dringet

Ein weiches Sehnsuchtslied.

Ein Fremder einer Fremden singet

Am See, im Ried.

ARDENNEN

(1909)

1

Mit dampfenden Flanken stehn die Berge da,

Rauch quillt aus ihren offnen Munden,

Um Felsenfirste streicht der Häher nach dem Horst.

Die Straße, die ich wandre, greift

Mit fahlen Nebelhänden nach mir aus,

Ein Baum reicht mich dem andern weiter.

In tausend gierigen Poren saugt die Erde

Des Himmels Atem zu sich nieder,

Der wirft ein golden Blatt im Taumel unter

meinen Fuß –

Um Felsenwände klagt des Hähers Ruf.

2

Schon rückt das Dunkel gegen mich heran

Und lauert mir an allen Pfaden auf,

Die Sträucher stehen, Mönche im Gebet erstarrt,

Gleich einem Riesen liegt das Land.

Und da

Das Flimmern eines Auges aus gesenkter Wimper

Bricht die Nebel.

Licht?

Nein, dieser Schatten ist ein Riesenhaupt …

Gelobt sei Jesus Christ –

Ein Haus!

In schweren Garben stürzt das Licht aus einer Lampe;

Und eine Frau, im goldnen Netz umsponnen, steht

Und schneidet Brot.

Rings die Familie, zinnerne Becher, ein kleiner Junge

Hält seine Hand auf zu der Mutter und dem Brot,

Nur eine Katze noch zum Knäul gerollt vor der beschlagnen Scheibe.

Da trägt mein Schritt mich aus dem Schattenriss der Frau.

In breiten Garben fällt das Licht jetzt auf die Straße –

Und wieder Nacht.

Ein letztes goldenes Korn nur

Rinnt in dem Spiegel der Gosse mir nach.

3

Bergheide und ich mitten darin. Ganz darin versunken in die krausen Schöpfe der Erika, und um mich nur das Schwarz-grün ihrer Haare. Die Sonne fällt durch die hellen Blüten wie ein Geschmeide. Sonst kaum welche Störung dieser schweigenden Andacht. Vielleicht das sterbende Braunrot der Heidelbeeren, das weiche Blond der Wiesenhalme, aber sonst auch nichts. Die Sonne steht auf Mittag. Eine wohltuende Schwermut liegt über dem Land. Als habe der Himmel seine Hand beruhigend auf die Berge gelegt.

Und doch greift mein Auge nach der Sonne und schließt sich.

„Immer noch Kind, das seine Hand streckt nach dem blinkenden Ball?“, lächelt meine Seele.

„Immer noch!“

Und ein Gewölbe mit tausend Wänden schallt die Antwort zurück: „Gibt es denn einen, der nicht –“

Wenn ich ihn wüsste, ich wollte mit ihm steigen auf diese Bergheide, ihm das Land rings zeigen, das in breiten Würfen gegossen liegt, wie von der Hand eines glücklichen Sämanns, das starke Land des „Hohen Venn“ bis zu den Ardennerbergen drüben im Belgierland.

Und die Sonne, die ihr Gold um jede Scholle legt.

NICHT BREMSEN!

(1909)

Weißt du noch, wie wir talab gefahren,

Den Wind und Schnee vom Saus in den Haaren,

Die Dauben sich an den Kurven bogen,

Die Flocken flogen,

Die Herzen flogen

Hoch – höher – über der Berge Joch,

Weißt du das noch?

„Nicht bremsen!“, das kam wie aus einem Munde,

Aus einem Herzens- und Wesensgrunde.

Jetzt da du andre Berge erstiegen,

Nicht zielwärts kriechen,

Nein zielwärts fliegen!

Wie damals nicht bremsen! Lasst los am Start,

Von mir ein Heil und volle Fahrt!

SCHERZO

Gleich einem bösen Witze hängt der Mond an der Kirchturmspitze, so kreidebleich und groß, und macht mir meine beiden jungen unerfahrenen Pappeln namenlos bang.

Der Strom drunter lang ist diesen schlechten Witz vom Mond schon gewohnt. Auch die grauen Silhouetten der steinalten Bergesketten rauchen nur amüsiert ihre Nebelpfeifen und beugen sich dem Land zum Schlaf.

In graziösem Lichtstreifen zeichnet sich die Brücke zum andern Hafenufer.

Fonografenwalzer, die Schnalzer und Rufer der Burschen zerbrechen von drüben die breite Nebelschicht.

Dann noch eines Ankers Fallen – und über allen Schatten wie ein ernstes sinnendes Angesicht der tiefblaue Sternhimmel.

ADVENT AM RHEIN

Wasser bleigrau und schwarz der Schiefer,

Weinlaub welkgrün am Felsensprung,

Und die Weihnacht rückt immer tiefer

In die sinkende Dämmerung.

Schiffe lassen die Ruder rasten,

Flaggen hängen müde am Knauf,

Hoch von allen Rahen und Masten

Leuchten Weihnachtskerzen auf.

NIEDERRHEIN

Das Land ein Federstrich

Und nur des Himmels Ragen,

Die Luft vom Wind gefegt

Und nur der Möwen Flügelschlagen.

Brause, Strom!

Seid ja des Meeres alle.

Spürt ihr den Meister

Im salzigen Sturmhauch nicht?

Sprühn seine Werbegeister

Nicht auch dir?

Ja – ja, ich komme, Meer!

Zerbrich die Küste,

Die mich noch hält!

Nur deine stärksten Wellen rüste mir,

Meer!

WINDSTÖßE

(1910)

Das Kupfer meiner Lampe flammt empor:

Petschaft und Feder, glanzmetallne Kanten,

Ein Glas-Kristall um dunkler Nelken Blut,

Windstoß!

Ein Falter lichtgetroffen fällt auf mein Papier,

Windstoß!

Da stürzt die Flamme jäh in ihren Kelch

Zurück in Nacht.

Und alle Dinge fallen von mir ab

Und legen sich in dunklen Mänteln nieder,

Der Regen trommelt auf den Fließen

Wie auf gedämpften Fell ein Totenlied,

Windstoß!

Was stöhnt ihr alten Bäume

Und lasst die Früchte durch die Äste brechen,

dass ich erschreckt zusammenfahre? Windstoß und

Totenstille …

Kein Hund heult mehr in dieser Nacht

Und keine Kette klirrt, warum?

Warum nur Regenfallen, Früchtefallen und Warten

Warten bis der Wind die Zweige knickt …

ALTE PAPPELALLEE AM RHEIN

(1911)

Hoch trage deinen Blick durch diese ragenden Kolonnen,

Du spürst den Wuchs im eigenen Genick,

Den Wuchs der steilen Pappeln,

Und die Sonnenfeuer

Durch Wolken lodern.

Und spürst den Takt aus dieser schlanken Zeile

Des Weges jach durch deine Glieder schlagen

Und greifst den Takt,

Nimmst Schritt, den Kopf ins Steile

Emporgeworfen …

Am hohen Himmel jagen noch

Die weißen Möwen.

GALOPP

(1911)

Schmeiß ein Wort über Bord, das

   von jeher als Hort

Allem Jammergelappe gegolten! –

Was da schal und banal, heißet sentimental

Bei den Halben, die immer nur wollten!! -–

Glaube nicht, was man spricht, dass ein

   schmelzend Gedicht

Deine Traute versetzt in den Himmel, –

– Ist sie's wert, nimm ein Schwert,

   setz sie vorn auf dein Pferd,

Dann Galopp übers Tantengewimmel!

Lass sie schrein, – sie ist dein,

   es ist alles nur Schein!

Drück dem Gaul den Sporn an die Rippe;

Ob sie grollt, ob sie schmollt, –

   ach, wie bald wird sie hold

Und gefügig, die zornige Lippe!

Ob die Welt nicht umbellt, ob's den

   Muckern gefällt

Oder nicht – reit fort zu den Sternen!

Nur den Blick nicht zurück, denn es

   rollet das Glück

Immer vorwärts in fliehende Fernen! –

HEIMKEHR

(1912)

Rhein, Rhein! Das sind deine Wellen,

Das ist des Niederwalds Thron,

Und das sind deiner schnellen

Möwen Flüge schon,

Dies deine wallenden Nebel

Und auch das alte Signal,

Wenn die Anker knarren im Hebel

Und das Schiff abstößt zu Tal,

Und dies der Anschlag der Zungen

Und der feurigen Reden Lauf –

Rhein, Rhein nimm deinen Jungen

In Gnaden wieder auf!

NACHTS ALLEIN

(1912)

Wieder ein Tag vergangen,

Regen rinnt ihm nach,

Leute haben die Fenster verhangen,

Auch ich hab mein Dach.

Heimliche Nebel bleichen,

Nur drüben vom Zimmer zerbricht

Das Dunkel ein Feueranstreichen,

Auch ich hab mein Licht.

Zwei braune und noch zwei Arme,

Eine Diele, die selig knarrt,

Und die feuchte, regenwarme,

Einsame Nacht.

DER SCHWARZE RIESE MIT SEINEM ENGEL

(1912)

Dort hinter jenem Straßenrücken

Steigt ihr hinab in Schwarz und Blond gepaaret,

Das Lumpchen Huckepack auf deinem Rücken,

Und du, der schwarze Riese mit den Feuerblicken,

Der seinen blonden Engel wahret.

Die Straße tanzte unter deinen Schritten,

Wie Lumpchens Rosenarme deinen Schopf umwanden,

Und wie die stolzen Farren – aller Sitten

Vergessend – weich zu deinen Füßen glitten,

Bis eure Jauchzer in dem Wald verschwanden.

TROTZ

(1913)

Des ersten Denkers königliches „Nein!",

Das blitzend in die Nacht der Dogmen flammte,

Der erste Zorn, der aus der Wahrheit stammte

Und Leben heischte und nicht toten Stein,

Das erste Wort, im Beilglanz des Schafotts

Nicht widerrufen, das für Freiheit zeugte,

Der erste Geist, der sank und sich nicht beugte,

Das warst Du, erdentsprossener Kämpfer, Trotz!

Weit über Wüsten, über Gletscher gebt,

Wen Du beseelst im Wünschen und Entsagen,

Du kennst die Bitte nicht und laute Klagen;

Verlass mich nicht! Das nur ist mein Gebet!

Lehr hassen mich, was niedrig und infam,

Und wehre mir des Lebens Alltagsbangen,

Des Kleinmuts feige Blässe meinen Wangen,

Bewahr das Rot mir nur der Edelscham!

Leih mir der Tiefe Kraft, in Not zu schweigen,

Den Stolz vor heißer und vor kalter Höh,

Nicht Liebeshauch und seines Sturmes Bö

Lass diesen Nacken auf die Erde neigen!

Erhalt mich wahr! Die weiche Liebe schmiegt

So gern sich an in lieblichen Gestalten;

Heiß' mich die Treue auch der Gasse halten,

Dem Bruder, auch wenn er in Lumpen liegt!

Mich grüßt ein Aug, in dem die Liebe glänzt;

lass keinen schaun, wenn ich drum Schmerz erleide!

Halt aufrecht mich, wenn je die stille Weide

Ich pflanzen muss, wo man den Stein umkränzt!

Und geht mein Pflug einst nur durch Felsenerde,

Mir soll auch raues Brot willkommen sein!

Und fehlt auch dies, lass sterben mich allein!

Nur wahre mich, dass ich kein Bettler werde!

PURZELNDER KRONOS

(1913)

Zählt ihr die Zeit nach Tagen nur,

   ich zähle sie nach Nächten,

In denen meiner Liebsten braune

   Arme mich umflechten.

Da wird ein jedes Wort mir Sinn,

   ein jeder Sinn lebendig,

Geheimstes wird Verkünderin

   und Äußerstes inwendig.

Da wird, was mühsam sonst geleimt

   die Herren Philosophen,

Von zweien allein zurechtgereimt

   und in lebendigen Strophen,

In Strophen, die der Frühling spielt

   auf zweien Menschenkindern

Mit eigener Hand; wer’s mitgefühlt,

   den soll kein Herrgott hindern.

DÄMMERUNG

(1913)

Der Tag hat müde Augen,

Bald wird es dunkel sein,

Die hohen Dächer rauchen

Die Stadt zum Schlummer ein.

Und durch die leere Gasse

Streift nur der Abendwind,

Drüben badet die blasse

Junge Mutter ihr Kind.

Hat jedes seine Stätte

Und seinen Schoß zur Ruh,

Drinn’ es zur Nacht sich bette –

Wo bleibst du?

LOSUNG

(1913)

Soll der Liebe Flamme sprühn,

Muss der Leib verbrennen;

Soll das Erz zum Stahl zerglühn,

Flamme muss es trennen.

Flamme ist der Untergang

Alter Form in altem Leibe,

Flamme ist der Werdegang

Neuen Seins zu neuer Bleibe.

Dass die Losung sich erfüllet,

Zwischen Sterben und Gebären

Ganz umhüllet, Tod umspület,

Sollst du ernste Hoffnung nähren!

EIGEN

(1914)

– In meinem Traum bin ich noch reich

   und rein! –

– Was seht ihr denn? – Die Fratze,

   die Grimasse! –

Den falschen Gruß und meine Tracht der Gasse

In Red' und Art, im Denken, Tun und

   Sein! –

Ich zieh brav an einem wackern Pfluge

Und sorge, dass die Furche möglichst grad

--- Und dass mein vorschriftsmäßiger Lebenspfad

Frei bleib' von offenkundigem Betruge.

Ich bin mit euch und gröl mit eurer Lust

Und wünsche jedem Biedermann das Beste;

Viel Wert leg ich darauf, mit weißer Weste

Vor euch zu stehn, auf stolz gewölbter Brust!

Ich tu wie ihr, dass ihr mich ja nicht tadelt!

Mein höchstes Ziel: dass ihr zufrieden seid

Mit meinem Leben, meinem Wort und Kleid!

Durch euer Lob gar fühl ich mich geadelt!

Und wenn ihr nickt und sagt: „So ist es recht!"

– Wie bin ich glücklich dann und

   hochzufrieden! –

Wenn ich in nichts von euch mich unterschieden,

Nennt ihr mich treu und wahr, famos und echt;

– So soll es sein! – Wonach ich

   sonst noch trachte,

Ist mein von je und soll's für immer sein. –

– In meinem Traum bin ich noch reich

   und rein! –

– Was geht's euch an, wie tief ich

   euch verachte?!

DIE GRAUSIG SCHÖNE GESCHICHTE VON DER PRINZESSIN MARGOT UND DER ENTDECKUNG DER HOMÖOPATHIE

Aufgefunden, aufgebessert und der Prinzess Margot untertänigst zugeeignet von Onkel Wolf aus Repelen

(1914)

In alten, alten Zeiten

Eine Prinzessin war,

In Glanz und Herrlichkeiten

Und goldig blondem Haar.

Die hatte viele Diener

Und Knechte mancherlei,

Sogar ein Mediziner

War damals schon dabei.

Die Knecht versahn das Leben

Der Herrin fein und zart,

Doch jener saß daneben

Nach Medizinerart.

Indessen eines Tages,

Da ist es wohl geschehn,

Ich weiß nicht, ob ich wag es

Der Nachwelt zu gestehn,

Es ist so schwer zu sagen

Und wider den Respekt,

Denn der Prinzessin Magen

War eines Tags – defekt.

Man rief zwar schnell den Doktor;

Der prüfte sehr gelahrt

Den Puls; doch plötzlich stockt’ er

Nach Medizinerart,

Und sprach das Wort, das freche,

Mit dreistem Mienenspiel:

Es sind wohl nicht die Köche,

Es war bloß was zu viel!

Die Höflinge erbleichten.

Doch die Prinzess Margot

Sprach nur: „Man schaff den seichten

Frechling auf das Schafott!“

Da warf der Schelm sich nieder

Wohl auf den Boden hart

Und tat gar fromm und bieder

Nach Medizinerart.

Und die Prinzessin milde,

Ließ sich erweichen schon

Von diesem Jammerbilde

Und sprach in gnädigem Ton:

„Mach mich bis zehen Uhren

Von diesem Übel heil

Mit einer deiner Kuren,

Sonst fällst du durch das Beil!“

Nun gab er sich ans Brauen,

Der ganz armsel’ge Wicht,

Und jene musst es kauen,

Doch helfen tat es nicht.

Da sprach die Prinzess dumpfe:

„Fort mit dem Medikus!

Trennt ihm das Haupt vom Rumpfe! –

Ich sterbe mit Genuss.

Man bringe mir sechs Törtchen,

Stell drei auf jede Seit:

Ihr Ladys und ihr Lördchen

Lebt wohl in Ewigkeit!“

Und als sie die sechs Törtchen

Genossen sonder Not,

Da sprach sie die sechs Wörtchen:

„Lebt wohl, jetzt kommt der Tod!“

Der Tod tät zögern indes

Mit seinem Sensenschwung,

Statt dessen kam der Prinzess

Plötzlich Erleichterung.

Da sprach die Prinzess plötzlich,

In ihrem Herzen gut:

„Der Tod ist doch entsetzlich,

Ich ahne, wie er tut.

Zur Richtstatt schnellstens eile

Ein Bote, eh’s zu spät,

Dass er nicht fern mehr weile

Von unsrer Majestät!“

Man bracht ihn augenblicklich,

Da es befohlen ward;

Er tat recht unerquicklich

Nach Medizinerart.

Doch die Prinzess sich wendet

Zu jenem Bösewicht:

„Beinah wär ich verendet,

Allein ich wollt es nicht.

Denn ob man wohl auch lachet,

– Man mache sich die Kur! –

Wen Kuchen krank gemachet,

Den heilet Kuchen nur!

Und zum Beweis, ihr Lördchen,

Stellt vor mich zweimal drei

Recht delikate Törtchen,

Auf dass es glaubhaft sei!“

Und es geschah wie oben.

Der Doktor war perplex,

Dann fing er an zu toben:

„Man bring mir gleichfalls sechs!“

Da war sie ganz versöhnet,

Die Prinzess fein und zart;

Der Speise jener frönet