Sunny und das Attentat - Pit Vogt - E-Book

Sunny und das Attentat E-Book

Pit Vogt

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Beschreibung

In diesen bewegten Zeiten wundert es sicherlich nicht, dass auch unser kleiner Sunny in ein spektakuläres Attentat verwickelt wird. Doch ist es überhaupt eines? Und dann die Sache mit dem Überfall - alles ziemliche Herausforderungen! Doch unser mutiger Held Sunny stellt sich allen Hindernissen entschlossen und einfallsreich in den Weg. Krieg und allen Naturkatastrophen zum Trotz, lüftet er alle Geheimnisse und bringt wieder Frieden in die Welt, in seine Welt, in seine Stadt Hollywood. Denn es ist ja die wundersamste Stadt, die man sich nur vorzustellen vermag. Und so manche unvorstellbare Wunder sind genau dort zu Hause. Eben wie Sunny, der so manch‘ unglaubliche Abenteuer mit zauberhafter Hilfe besteht.

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Seitenzahl: 154

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Inhaltsverzeichnis

Sunny und das Attentat

Sunny und die Terroristen 1

Sunny und die Terroristen 2

Sunny in Not 1

Sunny in Not 2

Sunny und das Geheimnis

Sunny und das Grauen

Sunny und die gruselige Kerze

Sunny und das Feuer

Sunny und der Totenwald

Sunny und der Erdrutsch

Sunny und der Krieg 1

Sunny und der Krieg – Schlusswort

Sunny und die Kreuze

Lied

Sunny und das Attentat

Der kleine Sunny aus Hollywood interessierte sich neuerdings sehr für das Militär. Er wollte zu den „Marines“ und suchte nach allen möglichen und unmöglichen Informationen, die er hierzu nur finden konnte. Er ließ es sich auch nicht mehr ausreden und war doch noch viel zu klein, um bei den Soldaten seinen Dienst tun zu können. Allerdings wusste er genau, wenn er groß wäre, dann würde er auf jeden Fall sein Vaterland bei den „Marines“ verteidigen, ganz bestimmt. Auch seine Mami fand, das er sich das alles noch einmal überlegen möge, immerhin war ja wirklich noch sehr viel Zeit, und es würde sich ganz bestimmt noch sehr viel ereignen, um den kleinen Jungen von einem zu ihm passenden Beruf zu überzeugen.

Es schien jedoch so, als habe sein Schicksal diesen Satz gehört, denn was sich an den folgenden Tagen ereignete, schien tatsächlich Sunnys beruflichen Weg in einer ganz bestimmten Weise vorzuzeichnen.

Wie er eines schönen Tages so über den „Sunset Boulevard“ schlenderte, fiel ihm auf, dass nicht weit von ihm entfernt eine lange schwarze Limousine am Straßenrande hielt. Ein dicker Mann, der von unzähligen schwarzgekleideten Bodyguards umringt war, stieg aus dem Wagen und lief schnurstracks in ein kleines Gebäude hinein. Sunny fand das interessant, wollte sich die schwarze Limousine genauer ansehen und wollte auch die schwarz gekleideten Leibwächter von der Nähe betrachten.

Als er jedoch vor dem recht unscheinbaren Gebäude stand, war da nichts, außer diesem schwarzen Auto. Die Scheiben waren so dunkel und verspiegelt, dass er nicht in das Innere schauen konnte und von den Bewachern fehlte jede Spur. Neugierig schlich er um das Gebäude herum und stand alsbald vor einem Hintereingang, der natürlich verschlossen war. Auf der kleinen Wiese gleich neben dem Eingang stand eine hölzerne Bank, auf die er sich setzte, um beim Warten ein bisschen in die Sonne zu schauen und vielleicht sogar ein wenig zu träumen. Es war wirklich sehr angenehm und die Sonne schien drückend warm vom Himmel herab. Langsam schwammen kleine weiße Wölkchen am Himmel entlang und Sunny träumte davon, wie er in einer schillernden Uniform durch die Lande zog und schließlich bei den „Marines“ auf einem riesigen Kriegsschiff anheuerte, um das Land zu verteidigen. Wie er so träumte und wieder in den Himmel blinzelte, schien ihm, als wenn sich auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses etwas bewegt hätte. Eigentlich interessierte ihn das nicht, aber irgendetwas in ihm drängte ihn, diese Sache mal ein wenig zu beobachten. Er konnte es sich einfach nicht erklären, aber es war wie eine innere Macht, die ein gewisses Unbehagen in ihm auslöste. Vorsichtig erhob er sich und versteckte sich hinter einem dicken Baum. Und weil er etwas sehen wollte, ohne gleich entdeckt zu werden, holte er einen kleinen Spiegel aus seiner Hosentasche, in welcher sich so allerlei unbekannte Dinge befanden, und hielt ihn neben den Baumstamm. Auf diese Weise konnte er genauestens beobachten, was sich auf dem Dach so tat, ohne dass er gleich bemerkt würde. Plötzlich öffnete sich die Hintertür, die eben noch verschlossen war und der dicke Mann erschien. Hinter ihm liefen die schwarz gekleideten Männer und umringten ihn sofort. Kein Zweifel, Sunny hatte sich nicht geirrt, das musste eine Sicherheitstruppe sein, die den dicken Mann beschützte. Wieder schaute Sunny in den Spiegel, aber da war im Moment keiner. Der Dicke lief über die Wiese und blieb plötzlich stehen, offenbar hatte er Sunny bemerkt und dann tuschelte er etwas zu einem der Männer. Der kam schnurstracks zu Sunny und wollte ihn verjagen, aber da bemerkte der aufgeweckte Junge etwas Längliches auf dem Dach, das genau auf den Dicken und die Männer gerichtet wurde. In diesem Augenblick wusste Sunny, was es war und er rief laut zu den Männern, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten, weil man offensichtlich eine Waffe auf sie richtete. Wie von der Tarantel gestochen sprangen die Leibwächter auf der Wiese herum, starrten auf den vermeintlichen Gewehrkolben und zogen ihre Pistolen. Doch auf diese Entfernung zu treffen, schien beinahe unmöglich. Außerdem wurden sie derart von der Sonne geblendet, dass sie das Ziel mit großer Sicherheit verfehlen würden. Da drehte Sunny seinen Spiegel ein ganz klein wenig und spiegelte das grelle Sonnenlicht in die Richtung des Gewehres. Die Person auf dem Dach schien irritiert und zielte immer wieder neu, konnte offenbar nichts erkennen, weil Sunnys Spiegel einfach zu sehr blendete und so verschwand der Gewehrlauf plötzlich. Drei der Männer waren unterdessen losgerannt, um das Dach des gegenüberliegenden Hauses zu stürmen. Als sie oben waren, konnten sie den Täter auf frischer Tat stellen, denn Sunnys Spiegel hatte ihm derart die Augen verblendet, dass er für einige Minuten, für wertvolle Minuten, nichts mehr sehen konnte. Ohne Gegenwehr ließ er sich festnehmen und konnte der rasch eintreffenden Polizei übergeben werden. Sunny war stolz, denn er hatte soeben jemandem, der sehr wichtig schien, das Leben gerettet.

Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Täter um einen lang gesuchten Killer handelte, der schon seit einigen Tagen sein gefährliches Unwesen in der Gegend trieb. Er konnte seiner gerechten Strafe zugeführt werden. Der dicke Mann war ein reicher Geschäftsmann aus Boston, der wegen dringender Geschäfte nach Hollywood gekommen war. Dem kleinen mutigen Sunny gegenüber zeigte er sich sehr dankbar und wollte ihm einen hohen Geldbetrag überweisen. Sunny aber winkte nur ab, denn das Geld interessierte ihn weniger. Viel wichtiger war ihm, für wenige Minuten ein richtiger Personenschützer gewesen zu sein. Leider durfte er diesen Job nicht ausführen, denn er war wie gesagt einfach noch zu jung dafür. Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit: Er konnte zu einem Lehrgang als Personenschützer für Kinderstars in eine recht begehrte Ausbildungstruppe vermittelt werden. Das war wie ein Lob, wie eine lang ersehnte Anerkennung für den kleinen mutigen Sunny. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass er mit einem simplen Spiegel einen solch großen Erfolg einheimste.

Der Geschäftsmann reiste wieder ab und Sunny ging fortan jeden Tag zur Sicherheitstruppe für kleine Hollywood-Stars. Ja, dort fühlte er sich richtig wohl und durfte schon nach wenigen Wochen den ersten Kinderstar aus einer ziemlich bekannten Fernsehserie beschützen. Das war einfach toll und angehende Kinder-Bodyguard wusste nun, was er wirklich wollte; er wollte Personenschützer werden, dies natürlich erst, wenn er groß wäre. Und als er seinen Spiegel zückte und das helle Sonnenlicht in die Baumkrone einer hohen Palme spiegelte, glaubte er einen schwachen Silberstreif am Himmel zu erkennen. Der Silberstreif glitzerte so geheimnisvoll wie all die vielen Hollywoodsterne auf dem „Walk-of-Fame“ und schien wohl zu sagen:

Du schaffst es, kleiner Sunny!

Sunny und die Terroristen

Der Überfall

Im Fernsehen verfolgte unser kleiner Sunny die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen so viele unschuldige Menschen sterben mussten. Er begriff es nicht und sehnte sich eine Zeit herbei, in welcher kein einziger Mensch mehr in irgendeinem Krieg sterben musste.

„Glücklicherweise ist bei uns Frieden“, dachte er sich und nahm sich vor, an diesem Tag durch die Stadt zu laufen, um für seine Mami ein richtig tolles Weihnachtsgeschenk zu suchen. Schnell zog er sich seine Jacke über, setzte sich auf seinen Drahtesel und radelte los.

Hektisches Treiben und außergewöhnlich viele Leute hasteten durch die Straßen seiner Stadt und wollten wohl Geschenke für die Weihnachtszeit besorgen. Immerhin stand das Fest kurz vor der Tür und jeder wollte irgendwo noch in letzter Minute etwas Passendes ergattern.

Plötzlich bemerkte Sunny, dass er gar kein Geld bei sich trug. Glücklicherweise hatte er seine Bankkarte dabei, und so beschloss er kurzerhand, in der nächstbesten Bank etwas Geld zu holen. Immerhin hatte er extra für das Weihnachtsfest gespart.

Als er schließlich an einem der vielen Geldautomaten stand, krachte es auf einmal laut hinter ihm. Erschrocken fuhr er zusammen und tat wohl auch gut daran, denn es war eine Explosion, die sich unmittelbar hinter ihm, im Eingangsbereich der Bank, ereignet hatte.

Dichter Nebel stieg auf und Sunny fiel es schwer, sich zu orientieren. Er bemerkte nur, dass viele Männer ins Gebäude stürmten und immerfort nur einen Satz schrien: „Freiheit für die schwarzen Räuber!“ Sunny konnte sich das alles nicht erklären, kannte er doch diese sonderbare Gruppe, diese schwarzen Räuber, nicht. Vermutlich waren es Gauner oder Betrüger, oder ganz einfach nur böse Menschen, die so etwas Schreckliches wie diesen Überfall, durchführten.

Vorsichtig und in der Deckung des Nebels versteckte er sich hinter dem Geldautomaten und taute sich nicht mehr hervor. Dafür konnte er durch ein winziges Loch in der Scheibe neben sich das Geschehen in der angrenzenden Schalterhalle der Bank beobachten. Langsam verzog sich der Nebel und Sunny erkannte nun, wie viele dieser Männer sich in der Bank aufhielten. Es waren ungefähr zehn, und sie waren schwarz gekleidet, trugen sogar schwarze Masken. Sunny lief ein eisiger Schauer über den Rücken und er bereute längst seinen Einschluss, an diesem Tag in die Stadt gefahren zu sein. Doch es half nichts, nun musste er da durch, und er musste sich etwas einfallen lassen, um aus dieser misslichen Lage wieder herauszukommen. Doch so sehr er sich auch anstrengte, es fiel ihm einfach nichts anderes ein, als sich weiterhin hinter dem wuchtigen Automaten zu verstecken und die Lage zu sondieren. Die Angestellten der Bank waren in höchster Aufregung – und plötzlich fiel ein Schuss! Einer der Angestellten fiel leblos zu Boden und rührte sich nicht mehr. Zur gleichen Zeit hisste einer der Räuber eine schwarze Flagge in der Schalterhalle und rief: „Freiheit für unsere Brüder, die schwarzen Räuber!“

Sunny traute seinen Augen nicht mehr – war dieser am Boden liegende Angestellte etwa tot? Aber dann schienen ja auch seine Stunden gezählt, denn irgendwann würde man ihn entdecken und dann wäre es auch mit ihm endgültig zu Ende! Es half nichts, eine brauchbare Idee musste her, um aus dem Gebäude zu gelangen.

Plötzlich tippte ihn jemand auf die Schulter. Zu Tode erschrocken fuhr Sunny herum und starrte fassungslos in die glasklaren Augen eines älteren Mannes. Der schüttelte weise seinen weißhaarigen Kopf und raunte: „Keine Angst Junge, ich will dir nichts tun. Ich will dir helfen, aus dem Gebäude zu kommen. Ich bin Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, genannt Baron Münchhausen. Und neben dem Automaten liegt meine große Kanonenkugel, auf der wir fliehen können.“

Sunny war es nicht zum Scherzen zumute, glaubte er doch, dass er von diesem absonderlichen Fremden lediglich aufs Schäbigste veralbert wurde. Natürlich hatte er schon einmal etwas von diesem Baron Münchhausen gehört, doch der lebte ja vor vielen Jahren, im 18. Jahrhundert, und war doch längst schon an Altersschwäche gestorben, oder?

Der vermeintliche Baron aber sah ziemlich lebendig, wenngleich recht merkwürdig aus – er trug eine sonderbare grünweiße Uniform und hohe schwarze Lederstiefel. Auch sein weißes Haar war so seltsam gelockt. Ja, irgendwie passte dieser Baron so gar nicht in die jetzige Zeit.

Zum Nachdenken aber blieb einfach keine Zeit, denn schon begannen die Räuber wild um sich zu schießen. Sunny hielt sich ängstlich die Ohren zu und kniff seine Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete lagen gleich drei Angestellte der Bank leblos auf dem Boden.

Jetzt war guter Rat teuer – er musste schnellstens aus der Bank – vielleicht hatte dieser sonderbare Baron ja doch irgendwie Recht und er wollte ihm nur helfen? Lässig und seltsam teilnahmslos lehnte der Baron am Geldautomaten neben Sunny und rollte gelangweilt mit den Augen. Schließlich stupste er den bibbernden kleinen Jungen an und zischte: „Jetzt müssen wir aber los, sonst sind wir die Nächsten!“

Sunny überlegte nicht mehr lange und willigte ein.

„Aber wie kommen wir von diesem Automaten weg“, flüsterte er, „die Räuber werden es merken und dann sind wir auch tot!“

Der Baron verzog ein wenig sein Gesicht und es schien, als wenn er ziemlich siegessicher und entspannt sei. „Damit“, entgegnete er rasch und zog etwas aus einer Uniformtasche hervor. „Das ist eine Nebelgranate und die werfe ich in die Schalterhalle. Dann müssen wir schnell sein. Du krallst dich an meinem Rücken fest und ich setz mich auf die Kanonenkugel. Dann geht’s ab und wir sind gerettet!“ Zugegebenermaßen fand das unser kleiner Sunny schon recht verwegen, wenn nicht sogar unglaublich. Doch es war tatsächlich die einzige Chance. Denn die Räuber schienen wahrlich zu allem entschlossen. So willigte er ein und wollte sich umdrehen, um noch einmal zum Schalterbereich der Bank zu schauen. Da geschah das Unfassbare: unwillkürlich stieß er an den Baron, der vor lauter Schreck die Nebelgranate fallenließ. Polternd fiel die auf den Marmorfußbaden und kullerte durch den Eingangsbereich, bis sie schließlich vor einem der Räuber stehenblieb. Panisch verbarg sich Sunny hinter dem Geldautomaten – und auch dem Baron war die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. Regungslos verharrte er neben Sunny und beide waren sich nicht mehr sicher, ob die Räuber sich nun bitter an ihnen rächen würden.

Sunny und die Terroristen

Was bisher geschah:

Sunny war in die Stadt gefahren, um nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für seine Mami zu suchen. Weil er kein Geld bei sich hatte, wollte er in eine Bank, um sich welches zu holen. Als er am Bankautomat stand, wurde die Bank von schwarzmaskierten Räubern überfallen. Sie schrien seltsame Dinge, und es schien, als wenn sie einen Angestellten nach dem anderen umbrachten. Sunny verbarg sich hinter dem Automaten und blieb zunächst unbemerkt. Dabei lernte er einen sonderbaren älteren Herrn kennen, der sich zu allem Unglück auch noch Baron Münchhausen nannte und ganz merkwürdig gekleidet war. Der Baron versprach, Sunny zu helfen, sicher aus der überfallenen Bank zu gelangen. Für dieses Vorhaben sollte eine Nebelgranate dienen, die er bei sich trug. Doch als Sunny eine unachtsame Bewegung tat, kullerte die Granate vor die Füße der Räuber. War nun alles verloren?

Die Rettung

Längst sah sich unser kleiner Sunny tot hinter dem Geldauszahlautomaten liegen, da flüsterte der Baron: „Wart ab, der Räuber scheint gar nichts bemerkt zu haben, denn er schreit ja nur herum. Vielleicht haben wir noch eine Chance?“

Und wie er das sagte, zog er einen zusammengeklappten Zollstock aus seiner Uniformjacke hervor. „So etwas kann immer von Nutzen sein. Damit habe ich mal die Uniform eines Majors vermessen, die ich ihm später geschneidert hab“, meinte er nur und klappte den Zollstock selbstbewusst auseinander.

Und tatsächlich, er reichte bis an die Granate, doch der Räuber schien schneller zu sein. Er schaute zu Boden und sah die Granate da liegen. Weil er aber glaubte, es sei eine der Granaten, die er selbst zum Vernebeln der Bank gebraucht hatte, schenkte er dem runden Ding keinerlei Beachtung. Das war die Gelegenheit! Mit einigen geschickten Handbewegungen rangierte der gewiefte Baron den Zollstock an die Granate heran und versetzte ihr einen ordentlichen Schubs. Sie rollte ein wenig beiseite, doch das reichte nicht aus. Sie blieb stehen und rührte sich nicht mehr. Nun schien tatsächlich alles vorbei und Sunny musste weinen. In Gedanken sah er seine Mami und Mrs. Simms, seine Lehrerin, die vor lauter Trauer gar nicht mehr weiterleben wollten. Und er schwor sich, sollte er jemals aus dieser misslichen und gefährlichen Lage herauskommen, alles zu tun, damit Frieden herrschte und die schwarzen Räuber für immer von dieser Welt verschwanden. Doch noch hockte er ängstlich hinter einem Geldauszahlautomaten und war sich wirklich nicht mehr sicher, ob er jemals lebend aus dieser Lage herauskommen würde.

Auch der Baron schien sich gar nicht mehr so sicher zu sein wie eben noch. Denn sein Trick mit dem Zollstock ging ja schief und ansonsten schien er nichts mehr bei sich zu haben, was eine Befreiung der beiden unfreiwillig Festsitzenden erzielen könnte.

Doch der Baron schien wahrlich mit allen Wassern gewaschen zu sein. Flugs zog er einen weiteren Gegenstand zutage, und es sah ganz so aus, als wenn der nun die erhoffte Wendung brächte. Es war ein Lasso, mit welchem er angeblich mal einen Stier im fernen Texas gejagt haben wollte. Mit einer gekonnten Armbewegung schleuderte er das Lasso in die Schalterhalle, wo es sich sogleich fest um die Granate wickelte. Sogleich zog der Baron am Seil und die Granate bewegte sich auch wirklich ein gehöriges Stück in Richtung Eingangshalle. Doch auch das reichte nicht aus. Die Schlinge des Lassos rutschte ab und die Granate blieb stehen.

„Nun hilft uns nichts mehr“, hauchte Sunny und sah sich bereits in einem Sarg ´gen Himmel schweben. Doch der Baron schien unverwüstlich. Wie ein Magier zog er eine heftgroße Metallplatte hervor und meinte: „Das ist ein starker Magnet. Mit dem habe ich einst in der großen Schlacht die entscheidende Kanonenkugel abgelenkt, die dann zum Gegner zurückflog und ihn vernichtete!“

Misstrauisch starrte Sunny in die scheinheilig grinsenden Augen des Barons und glaubte ihm kein einziges Wort. Doch als Münchhausen den vermeintlichen Magnet in Richtung Granate hielt und dann auch noch zischte: „Halt mich am Rücken fest, sonst zieht uns die Granate mitsamt Magnet zu sich“, waren seine Bedenken wie weggeblasen.

Mit beiden Händen krallte sich Sunny an der Uniform des Barons fest und der hielt mit eisernem Griff den Magneten in Richtung Granate. Die kam tatsächlich langsam ins Rollen und kullerte wie eine Spielzeugmurmel bis vor die beiden.

Sunny staunte, so etwas hatte er wirklich noch nie gesehen – ja und er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht mehr verwehren. Immerhin hatten sie nun die Räuber ausgetrickst, und es sah ganz so aus, als wenn sie schon bald in Freiheit seien.

„Jetzt press dich an meinen Rücken und halt sich an der Uniform fest. Ich zünde die Nebelgranate und dann fliegen wir mit der Kanonenkugel auf und davon!“

Sunny tat, wie ihm der Baron aufgetragen hatte, wenngleich ihm das Ganze schon ziemlich verrückt erschien. Doch er hatte ja gesehen, dass der Baron stets die Wahrheit gesagt hatte, auch, wenn alles noch so komisch war.

Mit einem Ratsch entsicherte der Baron die Nebelgranate und warf sie mit einem gekonnten Schwung in die Schalterhalle. Nach wenigen Sekunden explodierte die Granate und dichter Nebel breitete sich im Gebäude aus.

„Jetzt“, brüllte der Baron und Sunny wusste, was er zu tun hatte. Flugs krallte er sich in der Uniform des Barons fest, und der sprang mit einem Satz auf die Kanonenkugel, die in der Eingangshalle lag. Auf einmal erhob sich die Kugel und segelte wie ein Luftschiff aus dem Gebäude geradewegs in den wolkenlosen Himmel hinein.