Sunny und der Laden des Grauens - Pit Vogt - E-Book

Sunny und der Laden des Grauens E-Book

Pit Vogt

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Beschreibung

In Hollywood sind die Geister los! Und der kleine Sunny ist wieder einmal mittendrin! Einerseits ist da die Sache mit dem Spukhaus und andererseits diese merkwürdige Erscheinung, diese schwarz gekleidete Frau. Sogar ziemlich geheimnisvolle Zaubersteine tauchen plötzlich auf. Und sind da nicht auch noch mysteriöse Mumien im Spiel? In jedem Fall gibt es da einen äußerst merkwürdigen Laden des Grauens, ein ominöses silbernes Fahrrad und einen sprechenden Mondfisch! Kein Zweifel – ein Wunder muss her! Oder vielleicht doch nur ein sonderbarer kleiner Kühlschrank-Kobold? Sunny jedenfalls ist mal wieder den unglaublichsten Dingen auf der Spur und erlebt Abenteuer, die er sich ganz sicher nie hätte träumen lassen.

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Seitenzahl: 307

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Inhaltsverzeichnis

Sunny und der Tag-Traum

Sunny und das Spukhaus

Sunny und die Erscheinung

Sunny und der Hubschrauber

Sunny und die bedrohten Träume

Sunny und die rätselhafte Tasche

Sunny und die kranke Mami

Sunny und die Mumien

Sunny und der Kühlschrankkobold

Sunny und der Laden des Grauens

Sunny und die Reise seiner Mami

Sunny und der Benzindieb

Sunny und die Angst der Mrs. Simms

Sunny und das verrückte Computerprogramm

Sunny und der Türspion

Sunny und die Zaubersteine

Sunny und der Troll

Sunny und der geheimnisvolle Modeschöpfer

Sunny und die Entführung

Sunny und die erste Liebe

Sunny und der Andere

Sunny und die neue Straße

Sunny und der ungebetene Gast

Sunny und das Segelschiff

Sunny und der Mondfisch

Sunny und das silberne Fahrrad

Sunny und die Bären

Sunnys Highway Weihnachten

Sunny und das Weihnachtswunder

Sunny und die Schulden

Sunny und der Nebel

Sunny und die Truthähne

Sunny und der zauberhafte Sonntag

Sunny und die geheimnisvolle Frau

Sunny und der kleine Wellensittich

Sunny und die Wunderlampe

Sunny und die alten Tassen

Sunny und das Geräusch

Sunny und die Magd

Sunny und die Hochzeit

Sunnys Lieblingsgericht

Sunny und das Kleeblatt

Sunny und der Tag-Traum

Der kleine Sunny aus Hollywood hatte mal wieder sehr wenig Zeit. Einerseits musste er sich etwas intensiver um seine Schularbeiten kümmern und andererseits beorderte ihn seine Lehrerin Mrs. Simms in den Musicalchor des Gymnasiums, weil er ja so gut singen konnte. Wenn er dann doch mal Zeit hatte, sollte er auch noch seiner Mami im Haushalt helfen. Sunny kam einfach nicht mehr dazu, mit seinem neuen Fahrrad durch die Straßen seiner Stadt Hollywood zu fahren. Und so nahm er sich eines schönen Tages zwischen Schule und Chor eine kleine Auszeit und fuhr nicht heim. Ihm war egal, ob seine Mami auf ihn wartete oder sich sogar Sorgen um ihn machte. Er fuhr mit seinem Drahtesel einfach aus der Stadt und legte sich auf eine große grüne Wiese. Ach, dort ließ es sich wirklich wunderbar träumen. Verzückt schloss er seine Augen und sah plötzlich den Bürgermeister von Hollywood, der vor Dutzenden Mikrofonen auftauchte, weil er den Leuten etwas Wichtiges zu sagen hatte. Er verkündete, dass ab sofort ein zusätzlicher Wochentag eingeführt würde. An diesem Tag könnte all die Arbeit erledigt werden, die üblicherweise liegen blieb. Da jubelten die Menschen und freuten sich, endlich mehr Zeit für all ihre Unternehmungen zu haben. Sie warfen dem Bürgermeister Blumen ans Rednerpult und verließen glücklich den Saal. Doch kaum waren sie draußen, begannen sie wieder, den lieben langen Tag herumzurennen, um noch mehr Arbeit zu erledigen. Und schon bald war es so wie immer. Der zusätzliche Tag wurde durchgängig mit Arbeit ausgefüllt und schon bald reichte die Woche mit den neuen acht Tagen auch schon nicht mehr aus. Doch es kam noch viel mehr durcheinander. Durch den zusätzlichen Wochentag gerieten irgendwann auch die Monate und schließlich auch die Jahre durcheinander. Die Jahreszeiten verschoben sich und die Feiertage verlagerten sich auf andere Jahreszeiten. So konnte es schließlich auch nicht mehr weitergehen. Und noch immer reichte den Leuten die Zeit nicht aus. Sollte man vielleicht doch noch einen Tag einschieben? Und so kam es dann auch – der Bürgermeister fand, dass die immense Arbeit nur noch zu schaffen sei, wenn noch ein zweiter zusätzlicher Wochentag eingeschoben wurde. Und so gab es schließlich neun Wochentage. Es dauerte mittlerweile ewig, bis Sonntag war und die Feiertage, selbst Weihnachten und Ostern verschoben sich derart, dass an Weihnachten das heißeste Badewetter herrschte und an Ostern die Straßen verschneiten. So ging es schließlich auch nicht weiter und die Leute arbeiteten noch mehr als sonst. Die Menschen wurden schließlich krank und konnten irgendwann diesem unfassbaren Leistungsdruck nicht mehr standhalten. Sie mussten in die Krankenhäuser eingewiesen werden, doch die waren bereits derart überfüllt, dass sie an ihre Grenzen stießen. Es war ein Chaos ohne Ende und es gab trotz der beiden neuen Tage, die eigentlich als Ruhetage gedacht waren, keinerlei Entspannung mehr. Sämtliche Tage, auch die Feiertage wurden durchgearbeitet, weil man Angst hatte, die viele Arbeit, die man sich zusätzlich aufgebürdet hatte, nicht mehr zu schaffen. Sunny erwachte schließlich schweißgebadet aus seinem schlimmen Traum und schüttelte sich. Erleichtert stellte er fest, dass es nur ein böser Albdruck war, der ihn geplagt hatte und die Woche noch genau so kurz war wie sonst. Zufrieden radelte er zu seiner Mami nach Hause und meinte, dass er am Nachmittag mal nicht zum Chorsingen ginge. Er wollte mit der Mami zusammen sein und in Erinnerungen schwelgen. Zwar schien die Mami nicht sonderlich froh darüber, denn sie hatte noch sehr viel zu tun. Doch als sie ihren kleinen Sohn so vor sich sah, ließ auch sie die Arbeit sausen und ging mit Sunny spazieren. An einer Wiese setzten sie sich schließlich auf eine Bank und lauschten dem leisen Vogelgezwitscher. Ach, wie war das doch schön. Endlich konnten sie mal die Zeit vergessen und sich nur noch um sich selbst kümmern. Sunny entdeckte die wunderschönsten Blumen am Wegesrand, die ihm sonst gar nicht so aufgefallen waren und die Mami brauchte mal nicht an die Wäsche und die ganze Hausarbeit zu denken. Sie schloss ihre Augen und ließ ihr Gesicht von der warmen Sonne bescheinen. Als die beiden gegen Abend wieder nach Hause kamen, schaltete Sunny sofort den Fernseher ein. Es sollte irgendein spannender Actionfilm gezeigt werden. Doch das war ein Irrtum, denn der Bürgermeister von Hollywood erschien auf der Bildfläche und hatte den Leuten in der Stadt eine wichtige Entscheidung zu verkünden …

Sunny und das Spukhaus

Der kleine Sunny aus Hollywood war wieder einmal mit seinem Fahrrad unterwegs. Er hatte dieses schöne rote Mountainbike gerade erst geschenkt bekommen. Und nun wollte er es ausprobieren. Deswegen unternahm er zum Leidwesen seiner Mami etwas längere Touren in die Umgebung von Hollywood. An jenem regnerischen Nachmittag wollte er auch seine neue Regenjacke ausprobieren und fuhr heimlich los. Seine Mami telefonierte mit ihrer Agentur und war somit ein wenig abgelenkt. Leider beobachtete ihn seine Lehrerin Mrs. Simms von ihrem Grundstück aus und würde es ganz sicher gleich seiner Mami mitteilen. Deswegen beeilte er sich, so schnell als möglich die Hollywood-Hills, wo er lebte, hinter sich zu lassen. Lange war er unterwegs und das Wetter wurde einfach nicht besser. Dazu wurde es kühl und sehr unangenehm windig. Er hatte die Stadt längst hinter sich gelassen und bog schließlich in eine unbefestigte Seitenstraße. Sunny fuhr durch Dutzende Schlaglöcher, doch das Mountainbike musste schließlich auf Herz und Nieren getestet werden. Die schlechte Straße endete an einem kleinen Wäldchen. Sunny entdeckte ein verrottetes Schild, welches an einem Baum hing. Darauf stand „Ellis Point - 1 Meile“. Der Regen war ziemlich heftig und der Wind ließ Sunny eigentlich keine Wahl, sofort wieder umzukehren. Und doch spürte er da wieder diese endlose Neugier, die wie ein Kraftwerk in ihm arbeitete. Schließlich gab er seinen Gefühlen nach und fuhr einfach weiter. Nach einigen Minuten erreichte er Ellis-Point. Es handelte sich hierbei um ein seltsames verfallenes Haus, das sich hinter dichtem Buschwerk verbarg. Überall lagen Trümmer des Gebäudes herum und Sunny wusste nicht so genau, ob er auf das Grundstück fahren sollte oder nicht. Doch weil er schon mal da war, wollte er auch wissen, wie das Haus aussah. Vielleicht konnte er ein wenig ausruhen und abwarten, ob der Regen vielleicht doch wieder nachließ. Doch das ganze Gegenteil geschah. Der Regen wurde immer stärker und der Wind verwandelte sich in einen starken Sturm. Sunny schob sein Rad bis zum Haus. Die zersplitterte Eingangstür stand offen und Sunny hob das Rad in das Innere des Gebäudes. Überall tropfte der Regen durch das kaputte Dach. Hinter einer Tür war es relativ trocken und Sunny lehnte sein Rad dagegen. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, der nur noch drei Beine besaß und eigentlich kurz vorm endgültigen Zusammenbrechen war. Doch Sunny reichte das aus - er wollte ja nur verschnaufen und dann gleich wieder zurückfahren. Plötzlich mischte sich ein seltsames Knacken in das Geräusch des Regens. Zunächst glaubte Sunny, dass die Bäume vom Sturm gegen die Wände des Hauses geschlagen wurden. Doch irgendwie hörte es sich plötzlich an, als liefe jemand durch das Haus. Es gab noch ein Obergeschoss, welches durch die eingestürzte Decke nur teilweise zu erkennen war. Sunny presste sich ganz dicht an die Tür, hinter der er hockte. Und plötzlich stand eine schwarz gekleidete Frau mit weißem fahlem Gesicht in dem Raum, der gleich an Sunnys Versteck angrenzte und starrte in seine Richtung. Sunny lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Wer war das, und warum trug sie eine solch schwarze Kleidung? Die Fremde schritt auf Sunnys Versteck zu und blieb wieder stehen. Dann sprach sie mit monotoner Stimme, die mehrfach widerhallte: „Ich habe Dich bemerkt. Du bist auf fremdem Territorium. Du darfst nicht hier sein - geh!“ Die letzten Worte verhallten, als ob sie in einen Saal hineingerufen wären. Sunny hatte große Angst und er traute sich nicht aus seinem Versteck. Doch ihm war völlig klar, dass er bereits entdeckt worden war und eine überhastete Flucht möglicherweise nichts brachte. Was sollte er tun? Sollte er wirklich verschwinden? Doch vielleicht kam diese rätselhafte Frau hinter ihm her? Oder sie würde ihm sogar etwas antun. Es half gar nichts, weiter zu schweigen. Laut rief er: „Ich hab keine Angst vor Dir! Wer bist Du? Ich geh erst, wenns nicht mehr regnet!“ Vorsichtig bewegte er seinen Kopf – als er in den Raum schaute, wo eben noch die Frau stand, war da niemand mehr. Sunny wagte nicht zu atmen. Was ging in dieser Ruine nur vor? Plötzlich bewegten sich die Dachträger, die den Rest des Daches noch davon abhielten, herunterzustürzen. Der starke Sturm verfing sich in dem morschen verwitterten Gebälk und laut knirschend brach es schließlich in sich zusammen. Sunny erschrak fürchterlich, wusste nicht, ob er sofort aus diesem seltsamen Haus rennen sollte. Doch er besann sich schnell wieder und blieb. Mit aller Macht zwang er sich, ruhig zu bleiben, doch auf einmal stand die schwarze Frau vor seinem Versteck. Eine merkwürdige Kälte schien von dieser merkwürdigen Erscheinung auszugehen. Sie starrte Sunny mit ihrem leblosen und eisigen Blick an und sprach: „Du darfst nicht hier sein. Geh, sofort! Es wird etwas Furchtbares geschehen, wenn Du bleibst, geh!“ Sunny war wie gelähmt. Diese sonderbare Frau warnte ihn vor irgendetwas. Doch, was sollte da geschehen? Brach das gesamte Haus nun zusammen? War er vielleicht in Gefahr? Die schwarze Frau verschwand und augenblicklich vibrierte der Boden. Die verrotteten Dielen klapperten gespenstisch auf dem Fußboden herum. Darunter gähnte ein schwarzes Loch, vermutlich der Keller.

Das gesamte Haus schien zu wackeln und ein seltsamer Gestank breitete sich am Boden aus. Gelber Rauch entwich zischend zwischen den zerbrochenen und verrotteten Dielen. Sunny kam nicht mehr dazu, sein Rad zu schnappen und zu verschwinden. Denn plötzlich teilte sich der Fußboden und Feuer fuhr aus dem entstandenen Loch empor. Der Brand erfasste das gesamte Gebäude und Sunny musste schnellstens fliehen, wenn er noch lebendig aus diesem Haus kommen wollte. Doch vor dem Ausgang huschten schwarze Schatten umher. Wer war das, Feuerwehrleute vielleicht? Aber es kam niemand ins Innere des Hauses. Die Flammen züngelten bis zu den Resten der Dachbalken. Panisch griff Sunny sein Mountainbike und schwang sich mit einem gewagten Sprung darauf. Er musste aus dem Haus, kostete es, was es wollte. Kräftig stemmte er sich in die Pedale und verließ das brennende Gebäude mit einem gewaltigen Satz. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, aus der brennenden Ruine zu entkommen, denn hinter ihm schien das gesamte Haus zu explodieren. Trümmerteile flogen bis zu ihm, erreichten ihn jedoch nicht mehr. Mit aller Kraft trat er in die Pedale und gab alles. Das Rad gehorchte und brachte ihn schnell auf die Straße zurück. Sunny drehte sich nicht mehr um, hörte nur noch aus der Ferne, wie die schwarze Frau nach ihm rief: „Gottlob, Du hasts geschafft! Komme nie wieder hierher, denn hier wütet der Teufel!“ Sunny interessierte das nicht mehr. Er trat in die Pedale, als müsste er ein Radrennen gewinnen. Irgendwann gelangte er an die Straßengabelung, an welcher er das seltsame Schild von „Ellis Point“ entdeckt hatte. Doch als er an jenem Baum vorüberfuhr, an welchem das Schild hing, war nichts mehr zu sehen. Sunny hielt kurz an. Er schaute in die Richtung zurück, aus welcher er gekommen war. Doch da war kein Rauch und da war auch kein Feuer. Wie konnte das sein. Am Baum bemerkte er irgendetwas, einen schwarzen Schatten, es war die Silhouette der schwarzen Frau. Sie schien zu weinen, doch Sunny konnte sie nicht richtig erkennen. Sie war transparent und löste sich schließlich endgültig in Luft auf. Sunny packte die nackte Angst und er fuhr so schnell er konnte zur Stadt zurück. Unterdessen hatten der Sturm und der Regen aufgehört. Als er daheim in den Hollywood-Hills eintraf, kam ihm schon Mrs. Simms mit ihrem Wagen entgegengefahren. Sie hielt den Wagen an und stieg aus. „Sag mal“, rief sie schon von Weitem, „wo warst Du denn Sunny. Deine Mami hatte sich schon unglaubliche Sorgen gemacht. Und warum bist Du so schwarz im Gesicht? Ist Dir was passiert?“ Sunny schüttelte mit dem Kopf, und als die Mami aus dem Haus gerannt kam und ihren Sohn zur Rede stellen wollte, erzählte der nur wirres Zeug von „Ellis Point“ und einem Brand in jener Ruine, von welcher er ja soeben kam. Die Mami glaubte ihm kein Wort. Nur Mrs. Simms wurde sehr nachdenklich. Sie wollte noch einmal mit Sunny über sein vermeintliches Erlebnis sprechen. Als der sich geduscht und umgezogen hatte, ging er ins Wohnzimmer, wo schon die Mami zusammen mit Mrs. Simms auf dem Sofa saß. Mrs. Simms zog ein düsteres Gesicht. Es sah beinah so aus, als ob sie von einem schlimmen Geheimnis wusste. Und als sie zu erzählen begann, hörten Sunny und seine Mami interessiert zu.

„Ich erinnere mich da an einen Schüler, den ich vor vielen Jahren mal hatte“, begann Mrs. Simms, „Sein Name war Ron. Seinen Familiennamen weiß ich nicht mehr. Aber ich weiß noch, dass er immer von Ellis Point sprach. So hieß angeblich das Haus, in welchem er mit seiner Mutter lebte. Als ich ihn später mal wegen seiner Zensuren daheim aufsuchen wollte, fand ich es erst nicht. Doch dann entdeckte ich das alte Haus unter den Bäumen. Eine Woche später wurde das Haus von einem Brand heimgesucht und Ron kam in den Flammen ums Leben. Was aus seiner Mutter wurde, weiß ich nicht. Sie galt wohl als vermisst, denn ihre Leiche hatte man nie finden können. Einige meinten, dass sie ihre Seele dem Teufel verschrieben habe, damit sie ihren Sohn wiedersehen könnte. Doch Ron war tot. Und als ich später noch einmal zu diesem seltsamen „Ellis Point“ fuhr, war nur noch ein Haufen Asche zu sehen.“

Mrs. Simms endete mit ihren Ausführungen und Sunny war vollkommen sprachlos. Offenbar war die schwarze Frau der Geist von Rons Mutter. Aber warum stand dann diese alte Ruine noch und was war das für ein Feuer, welches aus dem Fußboden stob? War das der Teufel? Wollte Rons Mutter den kleinen Sunny warnen? Nur warum?

Als Mrs. Simms weiter erzählte, wusste Sunny, was dahintersteckte, denn sie sagte, dass der kleine Ron am Tage des Feuers Geburtstag hatte. Es war der 10. August, und Sunny schaute auf seine Uhr, worauf das aktuelle Datum sichtbar war. Es zeigte den 10. August an, Rons Geburtstag …

Sunny und die Erscheinung

S unny konnte sehr gut singen. Das hatte er ja auch schon so oft in seiner wunderschönen Heimatstadt Hollywood unter Beweis stellen dürfen. Und nun hatte ihn seine Lehrerin Mrs. Simms sogar in den Musicalchor des Gymnasiums geholt. Sunny gab sein bestes und schon bald konnte er sogar als Solist in Mrs. Simms Chor auftreten. Für Sunny verband sich alles im Leben mit irgendeinem Liedchen. Immer hatte er einen flotten Song auf seinen Lippen, und nur, wenn er sich mal nicht so recht wohlfühlte, hatte er ein trauriges Lied im Kopf. Denn auch traurige Songs kennzeichneten seine Gefühlslage und manchmal konnte er sich das alles nicht erklären. Seine Mami aber meinte, dass er sich über diese wundervolle Gabe freuen sollte. Und so hatte sich Sunny schnell damit abgefunden und sang und trällerte an jedem Ort. Auch auf der Straße, wenn er den Hollywoodboulevard entlanglief, hatte er ein lustiges Lied auf den Lippen. Und wenn er dann über seine funkelnden Sterne auf dem „Walk-of-Fame“ flanierte und diese bewunderte, sang er leise vor sich hin. Eines Tages aber geschah etwas sehr Merkwürdiges.

Nach der Schule hatte Mrs. Simms eine Chorprobe anberaumt. Doch leider war sie den ganzen Tag nicht in der Schule erschienen. Und so fragte sich Sunny, ob die Probe überhaupt stattfinden sollte. Als er nach der Schule allein im Musikzimmer saß und auf Mrs. Simms wartete, bemerkte er, dass ihm ein ganz bestimmtes Lied nicht mehr aus dem Sinn ging. Es war ein trauriges Lied und es ließ ihm einfach keine Ruhe mehr. Ihn beschlich ein sonderbares Gefühl, und er konnte es sich zunächst nicht erklären. Doch plötzlich fiel der Deckel des Klaviers laut polternd zu. Sunny erschrak fürchterlich. Niemand war im Raum – wer hatte den Deckel also zugeschlagen. Plötzlich stand eine schwarz gekleidete alte Frau neben dem Klavier und sang das traurige Lied, welches Sunny die ganze Zeit durch den Kopf schwirrte. Als sie mit ihrem Lied endete, verschwand sie vor Sunnys Augen. Der sprang auf und war sich plötzlich sicher, dass irgendetwas mit Mrs. Simms nicht stimmte. Sollte er zu ihr fahren oder war es doch nur eine dumme Täuschung? Er wusste es nicht, doch sein ungutes Gefühl wurde immer stärker. Und der außer Rand und Band geratene Deckel des Klaviers öffnete sich immer wieder einen kleinen Spalt und fiel dann wie ein böses Omen laut krachend wieder zu. Sunny hielt es nun nicht mehr aus. Er rannte aus der Schule und fuhr mit seinem Drahtesel so schnell er konnte zu Mrs. Simms Haus. Dort rief er laut nach ihr. Doch es antwortete ihm niemand. War sie überhaupt zu Hause? Die Haustür war verschlossen, doch die Garagentür war nur angelehnt. Sunny rannte dorthin und entdeckte Mrs. Simms Wagen darin. Also musste sie irgendwo in der Nähe sein. Nur wo? Das traurige Lied war nun so laut, dass es schrill in Sunnys Kopf dröhnte. Ihm wurde schwindelig und er musste sich an der Wand festhalten, um nicht umzukippen. Ihm erschien das alles sehr eigenartig und er war sich absolut sicher, dass Mrs. Simms irgendetwas zugestoßen war. Da sah er seine Lehrerin auf der Terrasse des Hauses. Ihr schien es gut zu gehen und er rief laut nach ihr. Doch sie reagierte nicht. Plötzlich war sie wieder verschwunden. Und Sunny fragte sich, was in diesem Haus vor sich ging. Verzweifelt suchte er nach einem Hintereingang des Hauses. Noch einmal schaute er auf die Terrasse, die sich gleich darüber befand. Und da war sie wieder, Mrs. Simms. Sie lief schweigend über die Terrasse und schien keinerlei Notiz von Sunny zu nehmen. Sah sie ihn nicht oder konnte sie ihn nicht sehen? Nur warum? War sie etwa nur ein Geist? Aber sie wohnte doch hier! Sunny entdeckte einen Eingang, der sich genau unter der Terrasse befand. Er öffnete die knarrende Tür und stand vor einer schmalen Treppe, die nach unten führte. Einen Lichtschalter fand Sunny nicht und so schlich er sich vorsichtig die Stufen hinab. Die Treppe endete in einem düsteren Raum. Und plötzlich erschien die schwarz gekleidete alte Frau auf der letzten Stufe der Treppe. Sie sang wieder dieses traurige Lied und Sunny lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Auch in seinem Kopf dröhnte die Melodie dieses Liedes, und er war sich sicher, dass er Mrs. Simms sehr nahe sein musste. Im düsteren Schein des von oben hereinfallen Lichtes entdeckte er endlich Mrs. Simms. Sie lag neben einer großen Holzkiste und rührte sich nicht. Mit seinem Handy alarmierte Sunny sofort den Notarzt, und auch seine Mami kam zu Mrs. Simms herüber, nachdem er sie angerufen hatte. Schnell kam die Ambulanz und Mrs. Simms konnte gerettet werden. Sie war auf den feuchten Treppenstufen ausgerutscht und auf die Holzkiste gefallen. Dabei verlor sie das Bewusstsein und konnte keine Hilfe holen. Tage später besuchten Sunny und seine Mami Mrs. Simms im Krankenhaus. Die freute sich sehr und Sunny erzählte ihr von seinen merkwürdigen Erlebnissen an jenem Tage, als er die seltsame singende Frau gesehen hatte. Mrs. Simms konnte sich jedoch auch nicht erklären, wer diese Frau gewesen sein mochte. Und sie schwelgten noch lange in den Erinnerungen der letzten Jahre. Sunny schaute auf das kleine Tischchen, welches gleich neben Mrs. Simms Bett stand. Darauf hatte sie einen Bilderrahmen mit ihren Lieben gestellt. Sunny erschrak – er erkundigte sich nach der älteren Dame, die dort neben Mrs. Simms zu sehen war. Mrs. Simms meinte, dass es sich um ihre Mutter handelte, die sie sehr geliebt hatte. Leider kam sie vor etlichen Jahren bei einer Gasexplosion ums Leben. Sie war auch Lehrerin wie ihre Tochter, Mrs. Simms. Sunny hatte sie sofort erkannt – es war die gleiche Frau, die ihm an Mrs. Simms Unglückstag immer wieder erschienen war und diese traurigen Lieder gesungen hatte. Und das Verrückteste an der Geschichte war, dass Mrs. Simms Mutter einst als Musiklehrerin arbeitete …

Sunny und der Hubschrauber

Der kleine Sunny aus Hollywood spielte für sein Leben gern mit seinen kleinen Modellautos. Jedes Jahr an seinem Geburtstag und an Weihnachten bekam er neue Modelle von seiner Mami geschenkt. Selbst von seiner Großmutter hatte er einige aufregende Modelle geschenkt bekommen. Kurz bevor sie starb, schenkte sie ihm noch einen kleinen Polizeihubschrauber. Sie meinte, dass er sehr gut darauf aufpassen möge, da es sich ja schließlich um die Polizei handelte. Und die könnte man immer mal benötigen. Sunny hütete all seine wunderschönen Modelle wie seinen Augapfel und nun spielte er jeden Tag im Vorgarten des Hauses mit dem Hubschrauber. Allerdings missfiel der Mami, dass ihr kleiner Sohn immer öfter seine Schularbeiten vergaß und stattdessen lieber mit dem Hubschrauber im Garten herumtollte. Eines Tages sagte sie ihm, dass sie ihm den Hubschrauber wegnehmen würde, wenn er nicht endlich wieder zu lernen begann. Für Sunny war das eine indirekte Aufforderung, sich einen anderen Spielplatz zu suchen. Denn wenn ihn seine Mami nicht mehr spielen sah, würde sie ganz bestimmt auch nicht mehr schimpfen. Er steckte den kleinen Hubschrauber in seine Jackentasche und fuhr mit seinem Drahtesel durch die Stadt. Nur einen ruhigen Ort, wo er mit seinem Hubschrauber durch die Gegend jagen konnte, fand er nirgends. So fuhr er aus der Stadt und entdeckte nach stundenlanger Irrfahrt einen stillgelegten Steinbruch. Nach näherer Betrachtung fand er den Steinbruch als bestens für seine Zwecke geeigneten Spielplatz. Er legte sein Fahrrad auf die Wiese und kletterte den schmalen Pfad hinunter in die Steinbruchanlage. Von dort unten sah das ganze Areal noch imposanter aus als von oben. Die steilen schroffen Wände ragten bedrohlich in den Himmel hinein und Sunny kam sich vor wie eine winzige Erbse in einer großen Suppenterrine. Ja, hier ließ es sich fantastisch spielen und er rannte mit dem Hubschrauber in der Hand durch die steinige Landschaft. Und plötzlich wusste er ganz genau, dass er Pilot werden wollte, und zwar bei der US-Navy oder gleich bei der NASA! Ach, wie wäre das aufregend, mit einem Hubschrauber durch die Welt zu fliegen. Erschöpft ließ er sich auf einen herumliegenden Gesteinsquader fallen und hielt sein Gesicht in die warme Sonne. Er fühlte sich einfach großartig und er hätte sein Glück am liebsten sofort seiner Mami oder sogar seiner Lehrerin Mrs. Simms gezeigt. Doch plötzlich rumorte es laut unter seinen Füßen. Der gesamte Boden vibrierte und Dutzende Steine lösten sich aus den schroffen steilen Wänden. Polternd und krachend fielen sie nach unten und Sunny sprang erschrocken von seinem Gesteinsquader auf. Plötzlich war ihm gar nicht mehr so froh ums Herze. Er bekam Angst, sehr große Angst sogar. Aber dieser Spuk dauerte nicht sehr lange. Schnell wurde es wieder still und Sunny setzte sich auf seinen Steinquader zurück und träumte von der weiten Welt, die er am liebsten sofort mit seinem Hubschrauber entdecken wollte. Und er sprang auf und rannte erneut mit seinem Hubschrauber durch die steinige Landschaft und all seine Glücksgefühle kehrten zurück. Plötzlich stolperte er und fiel der Länge nach auf den harten Boden. Der Grund dafür war ein erneutes Beben. Doch diesmal war es viel stärker als eben und dicke Staubwolken zogen von den steinigen Hängen durch den Talkessel. Sunny konnte nichts mehr sehen, und als er aufstand, schmerzen ihm seine Beine. Sein rechtes Knie blutete stark und er humpelte los, um seinen kleinen Hubschrauber zu suchen, der ihm wohl aus der Hand gefallen sein musste. Unglücklicherweise fand er ihn nirgends mehr. Stattdessen rumpelte und knallte es immer heftiger und Sunny konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Immer mehr Gesteinsbrocken segelten in hohem Bogen von den instabilen Hängen. Polternd krachten sie vor Sunny auf den Boden. Der wusste gar nicht mehr, wo er sich in Sicherheit bringen sollte. Überall war das Beben und von allen Seiten kamen die Brocken geflogen. Es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Sunny von einem dieser riesigen Brocken getroffen würde. Da vernahm er zwischen all dem Getöse ein merkwürdiges Brummen. Es passte so gar nicht in das Poltern der Gesteinsbrocken. Es kam immer näher und wirbelte den Staub noch intensiver auf als das Beben. Plötzlich vernahm Sunny eine laute Stimme über sich: „Hey Junge, halt Dich an der Strickleiter fest – ich ziehe Dich rauf. Los mach schnell, denn gleich ist es zu spät!“ Sunny überlegte nicht lange. Er entdeckte im aufgewirbelten Staub das Ende der Strickleiter und hielt sich krampfhaft daran fest. Im selben Augenblick wurde er von irgendetwas nach oben gezogen. Eine kräftige Männerhand zog ihn in einen Hubschrauber hinein. Kaum lag Sunny im Hubschrauber, da krachten Dutzende tonnenschwere Brocken auf die Stelle, wo er eben noch lag. Der Hubschrauber erhob sich und schaffte es gerade noch rechtzeitig aus dem tosenden Moloch. Mehr als eine riesige Staubwolke war auch von oben nicht zu sehen und Sunny konnte sein Glück gar nicht fassen. Wo kam nur dieser Hubschrauber her? Er setzte sich hinter den Piloten und stellte erstaunt fest, dass er sich in einem Polizeihubschrauber befand. Nun hatte man ihn also doch entdeckt. Und in Kürze würde es auch seine Mami erfahren und dann gäbe es ein riesengroßes Donnerwetter. Doch der Hubschrauber flog bis zum Rand des Steinbruchs und landete auf der Wiese, wo auch sein Fahrrad lag. Erleichtert atmete Sunny auf und der Pilot, der ebenfalls eine Polizeiuniform trug, lächelte ihn an. „Du kannst jetzt wieder aussteigen. Es war ein leichtes Erdbeben, das den Steinbruch zum Einsturz gebracht hat. Denke immer daran, nie wieder solche Extratouren zu unternehmen. Denn Deine Mami und Deine Lehrerin machen sich dann nur große Sorgen. Und in einem Steinbruch darf man niemals spielen, das ist sehr gefährlich. Fahr wieder nach Hause und spiele dort. Viel Glück.“

Sunny bedankte sich noch einmal bei dem freundlichen Piloten und sprang aus dem Hubschrauber. Schließlich setzten sich die Rotorblätter wieder in Bewegung und Sunny sah am Heck des Hubschraubers eine große weiße Nummer aufleuchten -US 1278- und er winkte dem Piloten zum Abschied noch einmal zu. Seltsamerweise verschwand der Hubschrauber schnell in der noch immer vorhandenen Staubwolke des Steinbruches. Noch immer zitterten Sunny die Knie. Und er fragte sich andauernd, wie wohl dieser Hubschrauber in diesen verlassenen Steinbruch kam? Außerdem beschäftigte ihn die Frage, wo sein kleiner Modellhubschrauber von der Großmutter geblieben war. Sicher hatte er ihn dort unten im Steinbruch verloren. Deswegen würde er es wohl seiner Mami gestehen müssen, dass er verbotenerweise im Steinbruch spielte, wo dann sein Hubschrauber zu Bruch ging. Er nahm sein Fahrrad und wollte gerade heimfahren. Da entdeckte er einen kleinen Gegenstand im Gras neben dem Drahtesel liegen. Als er sich bückte, um das seltsame Ding aufzuheben, stellte er entgeistert fest, dass es sein kleiner Hubschrauber war, den er schon verloren glaubte. Wie kam der nur hier herauf? Hatte der Pilot vielleicht … doch das war unmöglich … der Pilot war nicht aus seinem Hubschrauber ausgestiegen. Es war ja auch nicht möglich, bei diesen Erdstößen dort unten nach irgendetwas zu suchen. Sunny nahm den kleinen Hubschrauber an sich und wollte ihn schon in seine Jackentasche stecken. Da fiel ihm etwas auf, was er bis dahin noch gar nicht so sehr beachtet hatte. Am Heck des Hubschraubers stand eine große weiße Nummer: US 1278. Es war die gleiche Nummer des Hubschraubers, der ihn eben aus dem Steinbruch gerettet hatte …

Sunny und die bedrohten Träume

Der kleine Sunny aus Hollywood hatte so unendlich viel erlebt, dass er sich schon wie ein Erwachsener fühlte. Er war der festen Überzeugung, dass wohl kaum jemand so viel erlebt hatte wie er. Und so dachte er schon darüber nach, über all diese vielen Abenteuer ein Buch zu schreiben. Aber wer sollte das schon veröffentlichen? Er kannte niemanden, der so etwas tun könnte und er war ja auch noch ein Kind. Als er über seine funkelnden Sterne auf dem „Walk-of-Fame“ sprang, kam ihm eine alte Frau entgegen. Sunny fiel ihr ernstes Gesicht auf, welches ihr Gesicht starr und ausdruckslos erscheinen ließ. Er wollte eigentlich gar nicht mit ihr sprechen, doch sie starrte ihn unentwegt an. Dann sprach sie mit düsterer Stimme: „Ich weiß, wer Du bist. Und ich komme zu Dir, weil nur Du Hollywood noch retten kannst.“ Sunny wollte schon lachen, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass Hollywood je gerettet werden müsste. Es war doch die Stadt der Träume und dort war schließlich alles möglich. Doch das Gesicht der Alten wirkte derart bedrohlich, dass Sunny eine eisige Gänsehaut über den Rücken lief. Er fragte die Alte, warum Hollywood gerettet werden müsste und warum ausgerechnet er diese wunderschöne Stadt erretten sollte. Die Alte kam näher und kniff ihre faltigen Augenlieder zusammen. Dann zischte sie: „Ein grausames Ungeheuer kommt aus dem Weltall geradewegs auf die Erde herab. Es sieht so furchterregend aus, dass jedes Lebewesen im unendlichen Universum bereits vor ihm geflüchtet ist. Nun seid Ihr dran! Hütet Euch vor ihm, denn es wird all Eure Träume vernichten! Es hasst die Träume und frisst sie auf, ehe Ihr alle bis drei zählen könnt! Und dann ist es aus mit der Stadt der Träume!“ Sunny packte die nackte Angst, und wenn er nicht auf einem seiner leuchtenden Sterne gestanden hätte, wäre er wohl davongerannt. Die Alte verschwand im Getümmel der zahllosen Menschen und Sunny konnte sie nirgends mehr finden. Wie hatte sie das nur gemeint und wieso warnte sie ausgerechnet ihn und nicht irgendeinen anderen Jungen aus dieser großen Stadt? Er verstand es nicht und vielleicht stimmte das alles ja auch gar nicht und irgendjemand wollte ihn nur verkohlen, ihm einen üblen Streich spielen. Vermutlich gab es weder dieses Ungeheuer noch eine ernst zu nehmende Bedrohung für diese Stadt! Doch plötzlich begannen die riesigen Plakate am Theater vor ihm zu vibrieren. Zuerst noch ganz leicht und Sunny wollte schon wieder weiterlaufen. Doch dann verfinsterte sich der Himmel und pechschwarze Wolken zogen auf. Und ein heftiger Sturm fegte durch die Straßen. Die Autos hatten Mühe, sich gegen den Orkan voran zu kämpfen. Und die Menschen suchten Schutz in den Hauseingängen und Geschäften am Straßenrand. Immer heftiger wurde der Sturm und plötzlich erschien ein grässliches Ungetüm am nachtschwarzen Himmel. Es war wegen der Dunkelheit zwar nur schemenhaft zu erkennen, doch was man sah, war furchterregend. Es sah beinahe aus wie eine unermesslich große Qualle, die mit ihren endlos langen Tentakeln über der Erde schwebte. Plötzlich zischte es laut und die Qualle begann, mit ihren Tentakeln die Häuser zu beschädigen. Sie zog die Stromleitungen aus ihren Verankerungen und kippte Türme und Pfeiler um als seinen sie aus Stroh. Überall setzten die Funken der gerissenen Stromleitungen die Gebäude in Brand. Entsetzt bemerkte Sunny, wie das grauenvolle Ungetüm immer näherkam, und wusste sich einfach keinen Rat. Offenbar hatte dieses Ungetüm vor, die gesamte Stadt mitsamt der Traumfabrik zu zerstören. Einige Leute wagten sich aus ihren Verstecken und rannten auf die Straße. Sie schrien laut: „Ich habe keine Träume mehr! Ich kann nicht mehr träumen! Ich schließe mich dem Unhold an! Kommt Leute, vergesst eure Träume und vernichtet alles, was mit Träumen zu tun hat! Kommt!“

Da traten einige der Leute aus den Hauseingängen heraus und wollten sich anschließen. Doch die vermeintliche Qualle war schneller. Sie flog über die kleine Menschengruppe hinweg und ergriff sie mit ihren langen Tentakeln. Dann zog sie die Leute in ihren breiten Schlund. Immer noch mehr Menschen rannten mit erhobenen Armen auf die Straße. Doch Sunny konnte das nicht mehr mit ansehen. Er rannte aus seinem Versteck und stemmte sich mit aller Kraft gegen den starken Sturm. Er konnte gar nichts sagen, so presste sich der Sturm gegen seinen Mund. Da kam ein Megafon vorbei-geflogen und Sunny hielt es fest. Er testete es kurz, und es schien zu funktionieren. Dann rief er: „Leute, hört nicht, was die anderen zu Euch sagen. Dieses Monster will Euch die Träume rauben. Lasst das nicht zu! Ihr dürft Euch Eure Träume nicht rauben lassen. Denn ohne Eure Träume könnt Ihr nicht leben und das will dieses Monster. Tut es nicht! Ihr werdet alle sterben!“ Doch immer mehr Leute rannten auf die Straße und rannten auf das Ungetüm zu. Die Monsterqualle flog bereits auf die Leute zu und positionierte sich über ihnen. Sunny schüttelte seinen Kopf. Er konnte es einfach nicht begreifen, was da geschah. So viel Dummheit konnte es doch gar nicht geben. Doch was war das? Aus den dunklen Wolken fuhren noch mehr dieser entsetzlichen Quallen auf die Erde herab.

Sunny war schockiert und vollkommen ratlos. Denn auch immer mehr Menschen verließen ihre sicheren Verstecke. Sie tanzten wie von Sinnen zwischen den todbringenden Tentakeln umher, bis sie schließlich von ihnen erfasst wurden und in den mächtigen Schlünden dieser Quallen verschwanden. Sunny rannte ins Theater zurück und musste sich irgendetwas einfallen lassen. Denn nur er war es, der noch etwas ändern konnte, bevor die Stadt und deren Menschen verloren waren. Endlich hatte er eine Idee, ihm fiel der alte Filmvorführapparat ein, der im Theatermuseum stand. Ob der noch funktionierte? So schnell er konnte rannte er die Treppen des Theaters nach oben und wollte den Apparat holen. Doch der war viel zu groß und zu schwer. Sunny überlegte kurz, dann lief er wieder nach unten und fand im Keller einen kleinen Technikraum. Der alte Mann, der die betagten Geräte liebevoll pflegte, wusste noch gar nichts von dem Drama, welches sich gerade auf den Straßen Hollywoods abspielte. Sunny erklärte ihm kurz, was geschehen war und bat den Mann, den alten Vorführapparat in Gang zu setzen, denn das wäre sehr wichtig. Der alte Mann schnappte sich eine Verlängerungsschnur und lief mit Sunny nach oben. Sunny schloss das Gerät an und der Alte schaltete das Gerät ein. Es schnaufte und knatterte wie eine alte Straßenbahn. Doch dann begannen sich die Filmspulen zu drehen. Erst ganz langsam doch schließlich immer schneller und schneller. Das gleißend helle und heiße Licht der alten Lampe im Apparat traf auf das Zelluloid und es begann, ein alter Film mit Charly Chaplin auf der großen Leinwand im Kinosaal abzulaufen. Doch das aller Seltsamste war, das plötzlich auch auf allen Bildflächen und Plakatwänden Hollywoods dieser alte Film spielte. Eigentlich war das vollkommen unmöglich, doch wie von Geisterhand bewegt spielte der alte Film nun vor den Menschen in ganz Hollywood. Und jene Leute, die noch vor ihren Fernsehern saßen, konnten diesen Film ebenfalls mit verfolgen. Da blieben die Menschen auf den Straßen stehen und starrten auf die Plakate, auf die Leinwände und all die riesigen Bildflächen dieser Stadt. Und plötzlich wurden ihre Herzen weich und Tränen standen in ihren Augen. Diese alten Filme waren die zu Zelluloid gewordenen Träume, die einst so berühmt waren. Es waren die Filme der Träume und die Menschen