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Diesmal geht es ganz weit hinaus, hinaus in die unergründlichen Weiten des Universums. Unerklärliche Begebenheiten und richtig scharfe Abenteuer warten dort auf den kleinen Sunny. Er fliegt zum Mars, zu noch ferneren Planeten und lernt sogar die sagenumwobenen "Schwarzen Löcher" kennen. Doch es geht noch weiter, bis hin zu den fernen Quasaren. Es sind Orte, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat und es sind Abenteuer, die wohl noch niemand je bestehen musste. Geheimnisvolle Vorgänge beherrschen so manche Szenerie und Sunny hätte ganz sicher niemals gedacht, dass es so etwas wirklich gibt. Doch woher kommen all diese unbegreiflichen Dinge? Ist Sunny auf der Spur einer fremden Zivilisation - oder lernt er gar Gott kennen? Wenn Ihr das wissen wollt, kommt einfach mit! Begleitet den mutigen Sunny auf seinen fantastischen Reisen in die Welt der Science-Fiction und in Bereiche des Alls, die bisher niemand je verstehen und begreifen konnte. Das Universum wartet auf Sunny und es wartet auf Euch! Und wer weiß, vielleicht entdeckt auch Ihr den fernen Stern der Hoffnung, den Stern der Wunder und der fantastischsten Träume, die sich ein Mensch nur vorzustellen vermag?
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Seitenzahl: 222
Idee, Design & Layout: Pit Vogt
Alle Stories sind frei erfunden
Die verrückte Reise ins All
Die Aliens (1)
Die Aliens (2)
Die Aliens (3)
Sunny auf dem Mars
Sunny und der Stern der Träume
Das Licht vom Mars
Phobos und die fernen Quasare
Im Bermudadreieck
Atlantis (1)
Atlantis (2)
Das Geheimnis vom Arizona-Krater
Gammastrahlen
Das „Schwarze Loch“
Ein fantastisches Abenteuer
Der erste Kontakt
Das Paradies und dahinter die Unendlichkeit
Sunny und die Singularität
Hinter dem Ereignishorizont
Area 51 (1)
Area 51 (2)
Ein gruseliges Spiel
Wieder stand das Weihnachtsfest vor der Tür. Überall in der Stadt hatte man die glamouröse Weihnachtbeleuchtung hervorgeholt und die Stadt erstrahlte in weihnachtlichem Glanze. Nur der kleine Sunny war traurig. Er wollte doch so gern alle Häuser mit Lichterketten schmücken. Doch seine Mami wollte nicht, dass er nun auch noch den Nachbarn auf die Nerven ging. Denn gerade vor Weihnachten war ihr Sohn immer sehr aufgeregt und hatte wirklich die unmöglichsten Ideen. Deswegen verwunderte sie es auch nicht, als er den Gedanken hatte, die Welt mit einer riesigen Lichterkette zu schmücken. Denn er war der Meinung, dass die Kinder auf der ganzen Welt genauso ein schönes Weihnachtsfest haben sollten wie er. Und so nahm er der Mami die Lichterkette aus der Hand, die sie gerade über den Baum im Vorgarten legen wollte und betrachtete sie kritisch. Leider war sie viel zu klein und sie reichte bei weitem nicht aus, um sie um die Weltkugel zu legen. Was sollte er da tun? Ratlos ging er ins Haus zurück und wünschte sich so sehr, mit einer unendlich langen Lichterkette hinauf ins All zu fliegen, um diese dann von oben um die Erde zu schlingen. Die Mami schüttelte nur noch mit dem Kopf und drückte Sunny sieben kleine Engelchen in die Hand, die er an den Baum hängen sollte. Und Sunny erledigte schweigend die neue Aufgabe. Doch heimlich überlegte er, wie er seinen Plan in die Wirklichkeit umsetzen konnte. Am Abend lag er lange wach, doch eingefallen war ihm noch nichts. Da stand er wieder auf und schaute hinaus in den Vorgarten, wo das kleine Weihnachtsbäumchen stand. „Ach“, stöhnte er vor sich hin, „der Papa hätte bestimmt gewusst, wie man so etwas machen könnte.“ Doch der war ja nicht da und Sunny schaute zu den lustigen Engelchen, die er am Nachmittag an den Baum gehangen hatte. Sie pendelten hin und her und leuchteten im schwachen Licht der Lichterkette. Plötzlich löste sich eines der Engelchen und fiel zu Boden. Doch bevor es im Gras landete, erhob es sich und flog geradewegs zu Sunny ans Fenster. Auf dem Fensterbrett blieb es stehen und schaute Sunny mit lustigen Augen an. Der konnte gar nicht fassen, was da gerade geschehen war. Dieses kleine Engelchen konnte ja fliegen. Und ohne weiter nachzudenken, öffnete er das Fenster. Draußen war es ziemlich kalt und seine Mami würde sicher schimpfen, wenn er nur mit dem Schlafanzug bekleidet aus dem offenen Fenster schaute. Doch das Engelchen sprach plötzlich zu ihm: „Hallo Sunny! Na, wollen wir eine Runde zusammen fliegen?“ Und Sunny, der seinen Augen und Ohren nicht mehr traute, nickte eifrig. Natürlich wollte er mit dem Engel fliegen, nur wohin? Und als ob das Engelchen seine Frage gehört hätte, sagte es schnell: „Na raus ins All, wohin denn sonst!“ Und Sunny konnte seine Freude kaum noch zügeln. Er war selbstverständlich einverstanden und kletterte auf das Fensterbrett. Das Engelchen wurde plötzlich so groß wie Sunny und wies ihn an, sich auf seinen Rücken, gleich hinter die Flügel zu setzen. Sunny tat, wie ihm der Engel geheißen hatte und schon ging es los. Sie stiegen in den nachtschwarzen Himmel hinauf und Sunny schaute zurück auf seine hell erleuchtete Stadt. Ach, wie märchenhaft Hollywood doch von so weit oben aussah. Es war eine richtige Traumstadt. Und sie flogen immer höher. Schließlich durchbrachen sie die dichte Wolkendecke und unter ihnen formte sich die Erde so langsam zu einer riesigen blauen Kugel. Sunny kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So märchenhaft hatte er sich das am Nachmittag gar nicht vorgestellt. Und nun flog er bereits in dieses geheimnisvolle All und unter ihm lag die große Erdkugel. Nur, wo war die Lichterkette, die er um die Welt legen wollte? Der Engel schien auch das geahnt zu haben. Er meinte, dass es so eine lange Lichterkette nicht gab und dass es etwas noch viel Schöneres als diese Lichterkette gäbe. Sie flogen dem Morgenrot entgegen und plötzlich flirrte hinter der Erde buntes Licht. Was war das? Etwa doch eine Lichterkette? Nein, es war die Sonne, die langsam aus dem Erdschatten hervortrat. Dabei streifte sie die Erdatmosphäre und es entstanden die intensivsten und buntesten Farben. Sie schillerten und flirrten so imposant, dass Sunny wie gebannt dieses fantastische Schauspiel beobachtete. So etwas hatte er ja noch nie gesehen.
Die Farben breiteten sich über der gesamten Wolkendecke aus und tauchten sie in merkwürdige Schattierungen. Und aus dem Dunkel des Weltalls tauchte plötzlich etwas ganz Seltsames auf: Als die beiden näher kamen sahen sie die Weltraumstation, die wie ein stiller Beobachter ihre Bahn zog. Der Engel meinte, dass er so etwas sehr oft zu sehen bekäme und sich jedes Mal daran erfreute. Denn dieses Licht wäre für alle da. Immer, wenn es Tag wurde und wenn das Wetter schön war, konnte man es sehen. Und nun sah es auch Sunny. Warum war ihm das von unten noch nie aufgefallen? Er fragte den Engel danach. Der entgegnete ihm: „Weil Du nie darauf geachtet hast. Dabei ist es doch ganz einfach und es ist kostenlos.“ Sunny wusste, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte, um nach so etwas Schönem zu sehen. Und manchmal blieb er einfach viel zu lange im Bett. Aber von hier oben war alles so beeindruckend, wie es vielleicht von unten gar nicht sein konnte. Die beiden flogen einmal um die Welt und immer hatten sie dieses bunte Morgenlicht vor sich. Irgendwann meinte der Engel, dass es nun genug sei. Und er flog zurück. Sunny wollte sich gar nicht mehr lösen von diesem unfassbaren Anblick. Zu sehr war er von alledem verzaubert worden. Als sie die dichte Wolkendecke durchflogen hatten und sich Hollywood näherten, entdeckte Sunny schon von weitem das kleine leuchtende Weihnachtsbäumchen vor seinem Haus. Noch immer stand das Fenster weit offen und die Mami schien nichts bemerkt zu haben. Die beiden landeten auf dem Fensterbrett und Sunny stieg schnell ab. Ganz leise hopste er ins Zimmer und der Engel lächelte ihm noch einmal zu. Dann sagte er leise: „Schau nur immer genau hin, dann siehst Du auch die Farben dieser wunderschönen Welt. Und dann brauchst Du auch keine Lichterkette. Mach´s gut!“ Der Engel wurde wieder ganz klein und flog an das Weihnachtsbäumchen. Schließlich hing er wie vorher an einem Ast, so, als sei gar nichts gewesen. Sunny schloss schnell das Fenster und klapperte dabei ein wenig. Gerade noch rechtzeitig sprang er in sein Bett, da wurde die Tür geöffnet. Die Mami schaute nach ihm und wollte wissen, ob alles in Ordnung war. Da sah sie ihren Sunny friedlich in seinem Bettchen liegen. Sie konnte nicht wissen, dass Sunny gerade aus dem Weltall zurückgekehrt war und noch gar nicht schlief. Er hatte nur seine Augen ganz fest zusammengekniffen, sodass die Mami beruhigt zum Fenster ging und hinausschaute. Da sah sie die Engelchen am Baume hängen und freute sich, denn bald war Weihnachten. Am nächsten Morgen war Sunny schon zeitig auf den Beinen und die Mami wunderte sich, dass ihr Sohn noch vor dem Frühstück durch Haus turnte. Er wollte nach den bunten Farben am Himmel sehen. Und tatsächlich, am Horizont sah der Himmel aus wie eine riesige Farbpalette. Schnell holte er seine Mami und zeigte ihr dieses märchenhafte Schauspiel. Die fand gar nichts Besonderes dabei, doch Sunny meinte, dass das die Lichterkette sei, die alle Kinder auf der Welt sehen könnten.
Da nahm die Mami ihren Sunny ganz fest in den Arm und sagte: „Na, das ist doch toll. Dann haben alle Kinder ja ein schönes Weihnachten vielleicht.“ Und als sie Sunny fragte, wie er geschlafen habe, antwortete der nur: „Klasse! Es war ein wunderschöner Traum, den ich hatte.“ Die beiden setzten sich an den Frühstückstisch und in den Nachrichten brachte man gerade eine sonderbare Meldung: „Am heutigen Morgen wurde von der Weltraumstation gemeldet, dass man in der Nacht eine seltsame Lichterscheinung beobachten konnte. Es sah aus, als ob ein leuchtender Engel mit einem kleinen Jungen auf seinem Rücken durchs All flog – immer dem Morgenlicht entgegen.“
Sunny war ein achtjähriger Junge, der das Abenteuer liebte. Seit kurzer Zeit hatte er einen neuen Freund, seinen kleinen Hund Sternchen. Zusammen unternahmen sie die verrücktesten Abenteuer. Immer in den Ferien liefen die beiden hinaus in die Natur und suchten sich ein geheimes Versteck, wo sie die Tage verbringen konnten. Sehr zum Leidwesen von Sunnys Mami. Die sah das gar nicht gern, denn sie wollte eigentlich viel lieber, dass ihr kleiner Sohn etwas für die Schule tat, denn Mrs. Simms meinte, dass Sunny wohl bald eine Ehrenrunde drehen müsste, wenn er nicht endlich etwas für die Schule täte. Sunny hatte deswegen eine fabelhafte Idee. Er wollte einfach die Schulbücher mitnehmen, wenn er unterwegs war. Dann könnte er etwas lernen und Mrs. Simms würde bald schon begeistert von seinem Wissen sein. Seine Mami war skeptisch, denn sie kannte ja ihren kleinen Sunny und wusste, dass der wohl die Schulbücher irgendwo vergessen würde, während er in sein nächstes Abenteuer schlitterte. Sunny hingegen wollte es allen beweisen und nahm sich tatsächlich die Bücher mit, wenn er mit Sternchen draußen herumfuhr. Und endlich fanden die beiden das, was sie schon so lange gesucht hatten, eine verfallene, kleine Hütte, irgendwo in den Hollywood Hills. Dort fühlten sie sich so richtig wohl. Und leider kam es noch schlimmer. Die beiden wollten einfach nicht mehr zurück. Der frische Wind, der ihnen um die Nase wehte, roch nach Abenteuern und unfassbaren Erlebnissen. Die Mami daheim vergaßen die beiden und widmeten sich voll und ganz dem Leben in der Natur. Sunny schrieb lediglich eine SMS an seine Mami, dass er für ein paar Tage in den Hollywood Hills bleiben würde. Dann schaltete er das Handy aus. In der Hütte konnten sie ungestört sein und von großen Abenteuern träumen. Auch an jenem recht warmen Sommertag war das so. Die Sonne brannte und die beiden hatten große Lust, im nahegelegenen See zu planschen. Leider währte die Freude nicht lange, denn ein dumpfes Grollen kündigte ein Gewitter an. Die beiden kletterten aus dem Wasser und liefen in ihre Hütte zurück. Es wurde immer dunkler und das Gewitter zog sich genau über ihrer Hütte zusammen. Sunny nahm ein Märchenbuch und begann, daraus vorzulesen. „Die Reise zum Mars“, was für ein packender Titel! Als es am spannendsten wurde, gab es plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall. Sunny fiel vor Schreck das Buch aus der Hand. Ängstlich schauten sich die beiden an. Und als ob es noch nicht genug des Staunens war, begann Sternchen zu sprechen: „Was war das eben?“, sagte er leise. Sunny konnte es nicht glauben. Wie konnte der kleine Hund nur sprechen? So etwas gab es doch nur im Märchen. Doch genau die liebte er ja so sehr: Märchen! Und so fand er sich einfach damit ab und freute sich, nun einen Gesprächspartner zu haben. Und er beantwortete Sternchens Frage, antworte ihm: „Ein Donnerknall, oder?“ Dabei zuckte er ungläubig mit den Schultern. Den beiden wurde es ziemlich unheimlich zumute. Besorgt schauten sie zum Fenster. Draußen goss es in Strömen. Ein greller Blitz zuckte! Doch halt, das war kein Blitz! Gleißend hell fiel das Licht in die Hütte hinein. Sternchen schlich zum Fenster. Doch durch den starken Regen konnte er nicht genau erkennen, woher das Licht kam. Es musste von der großen Wiese an dem winzigen Bergsee kommen. Stand da nicht – Sternchen schaute besorgt zur Wiese hinüber. Was, wenn der Blitz ins Bootshaus eingeschlagen hatte? Es half nichts, einer musste hinaus, um nach dem Rechten zu sehen. Schnell warf sich Sunny die Regenkutte über, zog die Kapuze tief ins Gesicht und verschwand im Regen. Sternchen schaute ihm sorgenvoll hinterher. Nur mit großer Mühe konnte Sunny gegen den heftigen Sturm ankämpfen.
Der eiskalte Regen peitschte ihm mitten ins Gesicht und er kniff die Augen zusammen. Ihm schien es beinahe so, als sei der Weg bis zur Wiese endlos lang. Plötzlich erlosch das Licht und Sunny konnte nun sehen, woher es gekommen war. Er stand vor einem riesigen, bunt schillernden Diskus – war das etwa ein Raumschiff? Sternchen hatte längst aufgegeben, nach Sunny zu schauen. Der dichte Regen versperrte ihm die Sicht. Und so langsam wurde er unruhig. Was, wenn seinem besten Freund etwas passiert war? Nervös schaute er sich in der Hütte um. Ob Sunny sein Handy dabeihatte? Es half nichts, er musste selbst nach ihm schauen. Vielleicht brauchte er ja seine Hilfe! Noch immer sprachlos verharrte Sunny vor dem vermeintlichen Raumschiff. Völlig außer Puste erschien Sternchen. Er war durchnässt bis auf die Knochen. Doch als er den bunten Diskus bedrohlich in der Dunkelheit schweben sah, packte ihn die nackte Angst. Er bellte laut und mit einem riesigen Satz stürzte er sich auf Sunny, so dass beide zu Boden plumpsten. „Bist du verrückt“, zischte der. Sternchen reagierte nicht und leckte mit seiner feuchten Zunge über Sunnys Mund. Sunny konnte nicht mehr weiter schimpfen, drückte immer wieder Sternchens Nase beiseite.
Erst als sie eine kleine Weile im nassen Gras gelegen hatten und nichts passierte, beruhigten sie sich ein wenig. Auch der Sturm legte sich und der Regen ließ nach. Vorsichtig hob Sunny den Kopf. Irgendwie schien es ihm, als ob sich an dem Diskus etwas regte. Und tatsächlich, wie von Geisterhand begannen Millionen bunter Farben über den Diskus zu tanzen: mal blau, mal gelb, mal rot, mal grün. Dann teilten sie sich und gaben eine schmale Öffnung frei. Gleißend helles Licht fiel ihnen entgegen. War das der Eingang? Sollten sie jetzt dort hineingehen? Hatte man sie etwa schon entdeckt? Den beiden schlug das Herz bis zum Hals, doch die Neugier setzte sich schließlich durch. Langsam und vorsichtig schlichen sie durch die schmale Öffnung in das Innere des geheimnisvollen Objektes. Drinnen war es angenehm warm. Der Raum schien riesengroß und rund. Man konnte keine Begrenzungen oder gar Wände erkennen. Überall schimmerte es silbern und golden. Glitzernde, mächtige Säulen ragten aus dem mattweißen Boden. An deren Spitzen drehten sich unförmige Gebilde, die irgendwie aussahen wie Edelsteine. Die beiden Eindringlinge standen einfach nur da und staunten. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Und Sternchen wedelte aufgeregt mit seinem Schwanz. Sunny musste an Mrs. Simms denken. Die würde vielleicht staunen, wenn sie wüsste, wo er sich befand. Aus einer der glitzernden Säulen trat plötzlich eine Gestalt hervor. Sie bewegte sich auf drei langen Stelzen, hatte einen ovalen Leib und drei große schwarze Punkte in regelmäßigen Abständen auf dem Körper verteilt. Waren das etwa Augen? In angemessenem Abstand zu den beiden Eindringlingen verharrte das Wesen regungslos in der Luft. Dann streckte es eine seiner Stelzen hervor und zeichnete merkwürdige Zeichen in die Luft. Es sah aus, als ob sie auf etwas zeigen wollte.
Sternchen schaute sich ängstlich um. Aus einer anderen Säule trat ein rubinroter Fels hervor und schwebte auf das Wesen zu. Kurz vor ihm blieb es stehen. Das Wesen deutete auf den Felsen und verschwand augenblicklich wieder in seiner Säule. Sunny und Sternchen wussten nicht, was sie tun sollten. Noch immer standen sie regungslos vor dem roten Stein und starrten ihn einfach nur an. Was hatte das alles zu bedeuten? Die beiden hatten plötzlich nur eines im Sinn: nichts wie weg von hier!
Wie von der Tarantel gestochen rannten sie durch das noch immer geöffnete Tor nach draußen. Hinter sich vernahmen sie ein donnerartiges Grollen – dann wurde es still. Draußen hatte sich das Wetter beruhigt. Die ersten Sonnenstrahlen blinzelten bereits wieder zwischen den dunklen Wolken hindurch.
Die beiden waren bis zur Hütte gerannt. Drinnen angekommen, schlossen sie hastig die Tür hinter sich zu. Total erschöpft sanken sie auf das alte knarrende Sofa. Noch immer standen sie unter dem Eindruck des soeben Erlebten. War das alles nur eine Halluzination, eine Fata Morgana vielleicht? Keiner traute sich darüber zu sprechen. Todmüde schliefen sie schließlich ein. Irgendwann jedoch wurden sie von einem leisen Geräusch geweckt! Sunny wischte sich mit der Hand über die Augen und stand als erster auf. Der kleine Reisewecker zeigte 17 Uhr. Am Fenster hockte ein Vögelchen und pickte mit seinem kleinen Schnabel emsig gegen die Scheibe. Sternchen schlief noch immer und Sunny rief laut: „He, aufwachen du Faulpelz!“ Langsam kam auch Sternchen zu sich. Laut gähnend rief er: „Was für ein herrlicher Sonnenschein.“ Und es schien fast so, als sei gar nichts geschehen.
„Sag mal Sternchen, hattest Du auch so einen komischen Traum?“, erkundigte sich Sunny. Und Sternchen riss angestrengt die Augen weit auf. Er wusste genau, was sein Freund meinte. Und ihm war natürlich klar, dass sie das alles nicht geträumt hatten. Trotzdem glaubten sie nicht an ein außerirdisches Raumschiff. Zu abwegig erschien der Gedanke, dass sie vermutlich die ersten und einzigen waren, die so etwas Verrücktes erlebt hatten. Schließlich waren die so genannten Aliens fast immer grün und sahen aus wie blutsaugende Monster. Nur, wenn das alles ein Schwindel war, warum dann dieses riesige Raumschiff? Die beiden beschlossen, ihr unglaubliches Geheimnis sicherheitshalber für sich zu behalten. Außerdem würde ihnen sowieso keiner glauben. Plötzlich durchbrach ein lautes Poltern die Stille. „Das kam von draußen, komm!“, rief Sunny, und die beiden rannten los. Hinter der Hütte befand sich ein verfallener Schuppen. Sunny pirschte sich langsam an den Verschlag. Mit dem Fuß stieß er ihn auf. Was die beiden dann sahen, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. In dem kleinen Schuppen stand der rote Felsen aus dem Raumschiff und leuchtete in allen Farben. Er musste ihnen bis hierher gefolgt sein. Aber wie? Ein Kraftfeld vielleicht? Oder hatten ihn die Aliens hierhergebracht? Aber wo waren sie dann geblieben? Während sich die beiden von ihrem Schreck erholten, begann es im Inneren des Felsens heftig zu rumoren. Mit einem Satz sprangen die beiden hinter den Verschlag. Aus dieser sicheren Deckung konnten sie das Treiben besser beobachten. Langsam begann der Fels zu pulsieren, wurde mal hell und mal dunkler. In seinem Inneren formte sich ein Bild. „Ha“, zischte Sternchen, „ein Fernseher.“ „Sei doch mal still“, fuhr ihn Sunny an, „Du verrätst uns noch!“ Das Bild im Kristall formte sich langsam zu einer wunderschönen Landschaft.
Wälder wurden sichtbar, Wiesen und eine kleine alte Hütte. Sternchen erkannte sie sofort, es war ihre Hütte! Plötzlich stürzte sich eine riesige Feuerwalze auf die friedliche Landschaft. Gierig fraß sie sich durch die Wiesen und Wälder, durch das Bootshaus und ihre schöne gemütliche Hütte. Sie verschlang das gesamte Areal und hinterließ nichts weiter als verbrannte Erde. Das Bild verschwand und der Kristall verwandelte sich wieder in einen leblosen roten Felsen. Entsetzt schauten sich die beiden an. „Keine Frage“, meinte Sternchen, „das musste eine Warnung gewesen sein!“ Sunny nickte und röchelte nur: „Wir müssen etwas unternehmen. Nur was?“ Die beiden waren sich einig. Gleich am nächsten Morgen wollten sie ihre Hütte absichern. Nachdenklich schlichen sie in ihre Bettchen und schliefen mal wieder völlig erschöpft ein.
Es war eine unruhige Nacht. Erst die Sache mit dem Raumschiff und dann dieser unheimliche Fels. Gegen Morgen erwachten sie schweißgebadet. Draußen regnete es in Strömen. Die beiden mühten sich damit ab, den großen Felsen in die Hütte zu schieben. In einer Ecke schien er erst einmal in Sicherheit zu sein. Die mitgebrachten Brötchen schmeckten ihnen an diesem Morgen überhaupt nicht. Sie waren altbacken und weich. Und die beiden wussten, dass ihnen dieser rätselhafte Fels ein eindeutiges Zeichen gegeben hatte. Und so beschlossen sie, die Hütte vorerst nicht zu verlassen. Und sie taten gut daran, denn plötzlich wurde es stockdunkel! Draußen donnerte es und irgendetwas flog gegen die Fenster. Die Fensterscheiben barsten und ein heftiger Luftzug fuhr durch den Raum. Er wehte das herumliegende Märchenbuch durch die Luft. Draußen zuckten grelle Blitze und die Hütte knarrte und wankte gefährlich hin und her. Sunny sprang auf und schob den alten morschen Holztisch vor die wackelige Tür. Der Sturm wurde stärker und stärker. Er kratzte und nagte bedrohlich an der Tür. Dann ertönte ein schrilles Lachen und Kichern, das in ein ohrenbetäubendes Geschrei mündete.
Hagelkörner flogen durch die zerbrochenen Scheiben. Sternchen versuchte ein großes Brett vor die kaputten Fenster zu schieben. Doch es gelang ihm nicht. Der Sturm riss ihm das Brett aus den Pfoten und drückte ihn gegen die Wand. Plötzlich flogen unzählige drachenähnliche und feuerspeiende Monster durch das zerbrochene Fenster. Es schien, als wollten sie sich auf die beiden stürzen. Dabei verursachten sie ein ohrenbetäubendes Getöse. Schon begannen die alten Stühle Feuer zu fangen. Die Fensterrahmen standen bereits in Flammen. Sunny versuchte, die Monster mit den bloßen Händen abzuwehren, während Sternchen auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. Die ganze Hütte drohte, in der Flammenhölle zu versinken. Sternchen, der noch immer am Boden lag, fiel plötzlich auf, dass die Monster die Ecke mieden, in welcher der Fels stand. In großem Abstand flogen sie um ihn herum. Mutig fasste er sich ein Herz, nahm alle Kräfte zusammen und kroch zum Felsen. Gleichzeitig stürzten sich die Monster auf ihn, hackten auf ihn ein und versuchten, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Doch es gelang ihnen nicht. Denn umso näher Sternchen dem Felsen kam umso schwächer wurden die Angriffe der Monster. Als er den Felsen endlich berühren konnte, fiel ein kleines Steinchen von ihm ab. Sternchen nahm es in seine Hand und augenblicklich flackerte es in grellem Rot auf. Mit letzter Kraft warf Sternchen den roten Stein auf eines der Monster. Laut kreischend stürzte das zu Boden und rührte sich nicht mehr. Sunny, der das Ganze beobachtet hatte, sprang nun ebenfalls zum Felsen und kratzte einige Brocken vom Felsen ab. Das ging seltsamerweise recht leicht.
Gemeinsam bewarfen sie die Monster, von denen eines nach dem anderen leblos auf den Boden fiel. Langsam wurde der Felsen kleiner. Die beiden hatten große Angst, die Steine könnten nicht ausreichen, um alle Monster zu vernichten. Doch welch Wunder, der Fels schien sich zu regenerieren. Er wuchs aus sich heraus und stand plötzlich in seiner alten Größe vor ihnen. Damit aber noch nicht genug. Aus dem Felsen fuhren heftige rote Blitze auf die noch lebenden Monster hernieder und schlugen diese endgültig in die Flucht. Die beiden mutigen Helden löschten die Flammen. Doch plötzlich tat sich der hölzerne Fußboden unter ihnen auf. Entsetzt wichen sie zurück. Draußen verfinsterte sich erneut der Himmel, wurde aschgrau und schließlich fahl und düster. Ein dumpfes Grollen drang aus der Erde und schwefelartiger Dampf zischte aus dem Höllenloch. In diesem Dunst erschien eine hässliche krumme Gestalt in einem schwarzen Umhang. Unter der schwarzen Kapuze zeichneten sich zwei Erhebungen ab: die Hörner des Teufels! Kein Zweifel, die grausige Gestalt musste der Teufel persönlich sein! In der einen Hand hielt er eine Sense und in der anderen ein dickes zerfetztes Buch. Schließlich sah man sein Gesicht! Sunny erschrak, es war ein Totenschädel!
Der Teufel begann zu sprechen, krächzte mit entsetzlich rauer Stimme: „Ihr werdet es nicht schaffen, mich klein zu kriegen! Ich werde Euch vernichten! Und dann hole ich Euch! Nichts wird Euch mehr bleiben, nichts!“ Bei den letzten Worten versank die grauenhafte Gestalt, eingehüllt von gelbem Schwefeldampf, zurück in der Erde. Dann schob sich der Fußboden knarrend und ächzend wieder zusammen. Schockiert schauten ihm die beiden hinterher. Sie wussten, dass dies noch nicht das Ende der Geschichte sein konnte. Sie mussten mit dem Schlimmsten rechnen. Langsam kroch die Nacht durch die zerbrochenen Fensterscheiben. Der merkwürdige Fels hatte wieder zu leuchten begonnen und hüllte das Zimmer in ein seltsam rosarotes Licht. Drohte bald eine neue Gefahr?
Am nächsten Tag schien sich alles wieder beruhigt zu haben. Alle Feuer waren gelöscht und die beiden machten sich daran, die Fenster zu reparieren. Der geheimnisvolle Fels pulsierte in einem angenehmen Rot gemächlich vor sich hin. Die beiden sprachen an diesem Morgen wenig miteinander. Sie hatten nur eine Sorge. Was, wenn der Teufel seine Drohungen wahr werden ließe? Und was hatte es mit dem roten Felsen auf sich? Ein Zauber? Vielleicht gab es aber weder Teufel noch Zauberei? Vielleicht war all das ein Werk der Aliens? Vielleicht wollten diese fremden Wesen gegen die Menschen und gegen ihre schöne Stadt Hollywood vorgehen? Oder waren es gar Monster aus einem Hollywoodfilm? Aber das konnte einfach nicht sein! Warum hatte ihnen dann dieser rote Fels geholfen? Fest stand nur, dass hier unglaubliche Mächte am Werk waren. Sie mussten also vorsichtig sein. Plötzlich erzitterte das ganze Haus! „Ein Erdbeben!“, schrie Sunny. Die Hütte rüttelte und schwankte hin und her. Ängstlich starrte Sunny zum Felsen. Der flackerte in allen Farben: rot, blau, grün, gelb. Eine unbekannte heftige Kraft drückte die beiden zu Boden. Es war beinahe so, als ob sie sich in einem startenden Flugzeug befänden. Krampfhaft hielten sie sich aneinander fest. Ein seltsames Rauschen, welches immer stärker wurde, drang durch die Wände. Sternchen schaute ängstlich zum Fenster. Draußen war es stockdunkel. Das Schaukeln wechselte in ein leichtes Vibrieren, welches schließlich verschwand.
Sunny stand als erster auf und rannte zur Tür. Doch die ließ sich nicht öffnen. Irgendwie schien sie verklemmt zu sein. Wütend stieß er mit dem Fuß dagegen. Ohne Erfolg. Sternchen saß auf dem Fensterbrett und konnte nicht glauben, was er da sah. Draußen war es nicht einfach nur dunkel, nein, sie befanden sich im Weltall. Unter ihrer Hütte schwebte eine riesige bläuliche Kugel, die Erde! Jetzt kam auch Sunny zum Fenster und starrte verblüfft in die Schwärze des Universums. Beim Anblick der riesigen Erdkugel wurde ihm ganz schwindelig. Doch schnell fasste er sich wieder und rief: „Da, da unten, da ist unser Zuhause!“ Die beiden waren schlichtweg überwältigt. Was für ein fantastisches Abenteuer! Sunny dachte an seine Mami. Die wäre mächtig stolz auf ihren mutigen Sohn. Und erst sein Papa. Doch so langsam kamen Fragen in den beiden auf: Wer hatte sie samt Hütte in den Weltraum katapultiert? Wie von Geisterhand öffnete sich da die alte Holztür und gleißend helles Licht fiel herein. Sunny erinnerte sich, es war genauso ein Licht wie damals in dem seltsamen Raumschiff. Sternchen fasste sich als erster ein Herz und tapste vorsichtig durch die Tür. Sunny folgte ihm zögernd. Neugierig schauten sie sich um. Ihre Hütte hing, von riesigen Greifarmen gehalten, über einem marmorartigen Boden. Überall blitzte grelles Licht durch den hallenartigen Raum. Ecken schien es keine zu geben, alles war rund.