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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »So, Frau Müller, ich hab' Ihnen die Hose leicht gekürzt, und an Ihrer Jacke hab' ich die Seitennaht etwas ausgelassen. Wenn S' einmal schauen mögen?« Tanja Brügger legte die Kleidungsstücke vor sich auf den Tresen, doch die ältere Dame winkte ab. »Ach, lass nur gut sein, Madel. Ich weiß auch so, dass du und deine Mutter immer gute Arbeit leisten.« Sie spähte über Tanjas Schulter hinweg, wo sich hinter einer meist offen stehenden Tür die kleine Arbeitsstätte befand. »Ist die Mutti denn heut' gar net da?«, fragte sie. Tanja schüttelte den Kopf. »Sie ist in die Stadt g'fahren, weil s' was zu erledigen hat. Am Nachmittag wird s' aber wieder zurück sein.« »Da kann sie aber recht stolz auf dich sein, dass sie eine Tochter wie dich hat, mein Kind.« Tanja lächelte. »So, finden Sie?« »Aber ja doch. Dass du schon in der Lage bist, einen ganzen Tag lang hier alles allein zu meistern, zeugt von großer Reife!« Tanja lächelte weiter, seufzte aber leicht genervt auf. Zwar war es immer schön, gelobt zu werden, aber ihrer Meinung nach war dieses Lob völlig fehl am Platze. Immerhin war sie schon zwanzig, also längst kein Kind mehr! Und in dem Alter waren die meisten berufstätig.
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Seitenzahl: 123
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»So, Frau Müller, ich hab’ Ihnen die Hose leicht gekürzt, und an Ihrer Jacke hab’ ich die Seitennaht etwas ausgelassen. Wenn S’ einmal schauen mögen?« Tanja Brügger legte die Kleidungsstücke vor sich auf den Tresen, doch die ältere Dame winkte ab.
»Ach, lass nur gut sein, Madel. Ich weiß auch so, dass du und deine Mutter immer gute Arbeit leisten.« Sie spähte über Tanjas Schulter hinweg, wo sich hinter einer meist offen stehenden Tür die kleine Arbeitsstätte befand. »Ist die Mutti denn heut’ gar net da?«, fragte sie.
Tanja schüttelte den Kopf. »Sie ist in die Stadt g’fahren, weil s’ was zu erledigen hat. Am Nachmittag wird s’ aber wieder zurück sein.«
»Da kann sie aber recht stolz auf dich sein, dass sie eine Tochter wie dich hat, mein Kind.«
Tanja lächelte. »So, finden Sie?«
»Aber ja doch. Dass du schon in der Lage bist, einen ganzen Tag lang hier alles allein zu meistern, zeugt von großer Reife!«
Tanja lächelte weiter, seufzte aber leicht genervt auf. Zwar war es immer schön, gelobt zu werden, aber ihrer Meinung nach war dieses Lob völlig fehl am Platze. Immerhin war sie schon zwanzig, also längst kein Kind mehr! Und in dem Alter waren die meisten berufstätig. Aber irgendwie schien niemand in St. Johann das so richtig zu begreifen, am wenigsten ihre Mutter selbst!
Doch Tanja enthielt sich eines Kommentares und packte stattdessen die zwei Kleidungsstücke in eine Baumwolltragetasche, aus Umweltgründen gab sie nie Plastiktüten heraus, die sie anschließend der Frau Müller überreichte.
Die beglich den Rechnungsbetrag, wobei sie auch nicht an einem kleinen Trinkgeld sparte, wofür Tanja sich freundlich bedankte, und verabschiedete sich.
Sobald sie wieder allein im Laden war, atmete Tanja erleichtert auf. Frau Müller war wirklich eine gute Kundin und eine nette, liebenswerte alte Frau – aber gerade hatte Tanja sich regelrecht zusammenreißen müssen, ruhig zu bleiben.
Das jedoch lag nicht an Frau Müller selbst, sondern vielmehr daran, dass Tanja sich im Moment einfach nicht wohlfühlte. Sie war unzufrieden mit sich, mit ihrer Arbeit, mit ihrem Leben hier in St. Johann und überhaupt mit der ganzen Welt!
Zwanzig Jahre war sie jetzt alt. Vor einem Jahr hatte sie ihr Abitur gemacht, und seitdem arbeitete sie auf Drängen ihrer Mutter mit ihr zusammen in deren Laden.
Die kleine Änderungsschneiderei bestand schon seit vielen Jahren. Ihre Eltern hatten sie damals von der Vorbesitzerin übernommen, und nach dem Tod von Tanjas Vater vor fünf Jahren hatte ihre Mutter sie erst einmal allein weitergeführt, weil Tanja ja noch zur Schule gegangen war. Allerdings hatte sie immer schon nachmittags ein wenig ausgeholfen.
Tanja strich sich eine widerspenstige Strähne ihres schulterlangen blonden Haares aus dem Gesicht. Sie hatte immer gern ausgeholfen, aber seit sie hier von morgens bis abends hinter der Theke stand und ihrer Mutter auch beim Schneidern half, merkte sie, dass ihr die Arbeit nicht mehr gefiel. Und das hatte auch seinen Grund, denn ihre Mutter wollte unbedingt, dass Tanja bei ihr eine richtige Lehre zur Schneiderin machte und den Laden auch später einmal übernahm.
Doch genau das wollte Tanja auf gar keinen Fall. Sie stellte sich ihre Zukunft einfach anders vor. Sie wollte nicht ihr ganzes Leben lang in diesem kleinen Geschäft arbeiten, und sie wollte auch keine Lehre zur Schneiderin machen.
Stattdessen träumte sie davon, Modedesignerin zu werden. Und dazu brauchte man keine Lehre als Schneiderin, wenngleich manche diese Ausbildung mitbrachten, aber das war kein wirkliches Muss, und gerade in der heutigen Zeit half das auch kaum weiter, da war einfach nur Kreativität und Talent gefragt, kein starres Handwerk.
Eines aber musste man tun, um Designerin zu werden: studieren.
Tanja hatte sich schon genau erkundigt. Das war bei ihr immer so: Wenn sie sich für etwas wirklich interessierte, dann tauchte sie regelrecht ab in der Materie und nahm begierig alle Informationen in sich auf, die sie bekommen konnte.
Und so wusste sie, dass sie in München die Möglichkeit zu einem Studium hätte. Allerdings an einer Privatschule, was wiederum mit hohen Kosten verbunden wäre. Woher sollte sie das Geld nehmen?
Seufzend warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Zeit für die Mittagspause, dachte sie, nahm ihre Jacke und ging hinaus, wo strahlender Sonnenschein sie erwartete. Es war wirklich ein herrlicher Sommertag. Nicht zu kalt, aber auch nicht brütend warm, was daran lag, dass von den Bergen her ein angenehm kühler Wind blies. Der Himmel war beinahe wolkenlos, nur ein paar Schäfchenwolken tummelten sich dort. Vogelgezwitscher erfüllte die Luft, und Kinder, die gerade aus der Schule kamen und sich nun auf dem Weg nach Hause befanden, tobten ausgelassen auf der Straße herum.
Es war ein schöner Ort hier,
wirklich. Tanja hatte sich immer recht wohlgefühlt. Doch inzwischen fühlte sie sich mehr und mehr eingeengt, und sie spürte, dass sie
einfach mal eine Veränderung brauchte, einen Tapetenwechsel sozusagen.
»Grüß Gott, Tanja«, vernahm sie da eine Stimme neben sich. Sie wandte sich um und erblickte Sebastian Trenker, den Pfarrer von Johann.
»Grüß Gott, Hochwürden«, erwiderte sie erfreut. »Genießen S’ auch das schöne Wetter?«
»In der Tat«, nickte er und musterte sie. »Du schaust allerdings gar net so aus, als wärest du in der Stimmung, den Tag zu genießen. Geht’s dir net gut?«
Sie lächelte leicht. »Sieht man mir das etwa so deutlich an?«
»Ein bisserl schon«, antwortete der Geistliche ehrlich. »Liegt dir denn etwas auf dem Herzen? Wenn du magst, kannst du gern darüber mit mir sprechen.«
»Ach, Herr Pfarrer.« Tanja winkte ab. »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, und ich weiß das auch zu schätzen. Aber ich glaub, im Moment kann mir nix und niemand helfen. Trotzdem dank’ ich Ihnen recht schön für das Angebot.«
»Nix zu danken. Und wenn du es dir mal anders überlegen solltest: Meine Tür steht jederzeit offen für dich.« Er nickte ihr noch einmal zu und ging dann weiter.
Gedankenverloren blickte Tanja ihm nach. Vielleicht hatte er ja recht, und es würde ihr tatsächlich helfen, sich einmal all ihren Kummer von der Seele zu reden. Aber was sollte das bringen?
Nein, nein. Sie schüttelte den Kopf. Es ging um ihre Zukunft, und deshalb musste sie da ganz allein durch. Bei solchen Problemen konnte einem einfach niemand helfen, da war man auf sich allein gestellt. Andere konnten einem vielleicht Tipps und Ratschläge geben, aber die jeweilige Entscheidung musste man allein fällen.
Und genau das war es wohl, was der Tanja am meisten Probleme bereitete, denn bisher hatte sie noch nie in ihrem jungen Leben eine wirklich wichtige Entscheidung treffen müssen.
Und sie musste zugeben, dass sie Angst davor hatte, es bald zu tun.
*
Leonhard Gartner vergewisserte sich noch einmal, ob Adress- und Absenderangaben auf dem großen Kuvert, das er in der Hand hielt, in Ordnung waren, dann warf er den ausreichend frankierten Brief in den Postkasten und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass seine Aktion erfolgreich sein würde.
Und das hoffte er nicht für sich, sondern für Tanja, denn er wollte, dass es dem Madel gut ging, und genau das war im Augenblick nicht der Fall.
Zwar hatte sie bisher nicht richtig mit ihm darüber gesprochen, aber er merkte deutlich, dass sie etwas bedrückte, und er wusste auch, um was es sich dabei handelte.
Es ging um ihre Zukunft und um ihren Wunsch, Modedesignerin zu werden. Diesen Wunsch hatte sie schon seit vielen Jahren, doch in der letzten Zeit hatte sie immer öfter davon gesprochen, was Leonhard natürlich nicht entgangen war, schließlich hörte er immer genau zu, wenn sie etwas erzählte.
Er kannte sie aus gemeinsamen Kindergartentagen, später waren sie auch in die gleiche Schulklasse gegangen, und bereits damals hatte er gemerkt, dass sie irgendwann einmal eine Veränderung in ihrem Leben brauchen würde. Sie strebte ganz einfach nach Höherem, als ihr das Leben in St. Johann bieten konnte.
Leonhard bedauerte dies, denn im Grunde wollte er nicht, dass sie einmal fortging.
Dass sie wirklich mit dem Gedanken spielte, einmal zu studieren, um Designerin zu werden, hatte sie ihm vor über einem Jahr gesagt. Leonhard, der zu der Zeit schon nicht mehr zur Schule gegangen war, weil er nach der zehnten Klasse aufgehört hatte, um sich ganz auf die Arbeit auf dem elterlichen Hof konzentrieren zu können, hatte sich erkundigt, ob sie nun studieren wolle, um Modedesignerin zu werden.
Tanja war daraufhin ganz traurig geworden und hatte geantwortet, dass sie auf jeden Fall studieren wollte, dass daraus aber wohl vorerst einmal nichts werden würde, weil sie erst einmal bei ihrer Mutter im Laden arbeiten musste.
Leonhard konnte nicht abstreiten, dass ihm im ersten Moment ein Stein vom Herzen gefallen war. Ja, er hatte sich gefreut über diese Nachricht, und der Grund dafür war einfach, empfand Leonhard doch weitaus mehr für Tanja als bloße Freundschaft. Viel mehr sogar.
Schon seit mehr als zwei Jahren war er heimlich verliebt in die Tanja. Es kam ihm vor wie gestern, als er zum ersten Mal andere Gefühle ihr gegenüber verspürt hatte als rein freundschaftliche: Es war ein schöner Sommertag gewesen, und sie waren an den Achsteinsee gegangen, um zu baden. Nicht, dass sie das zum ersten Mal getan hatten, nein, eigentlich waren sie damals ständig beieinander, und im Sommer gingen sie fast täglich schwimmen.
Doch an diesem einen Tag war irgendetwas anders gewesen. Leonhard konnte sich selbst nicht erklären, woran genau es gelegen hatte, aber als sie ihn einmal aus ihren hübschen blauen Augen angesehen und ihn gebeten hatte, ihr den Rücken mit Sonnenmilch einzucremen, da hatte es plötzlich ›klick‹ gemacht bei ihm.
Er wusste selbst nicht, warum – ob es an ihrem vom Schwimmen tropfnassen Gesicht und dem nicht weniger nassen Haar oder an ihrem Blick oder sonst etwas gelegen hatte. Nur eines war sicher: Dass er sich in diesem Augenblick in das Madel verliebt hatte, mit dem ihm schon seit Jahren eine enge Freundschaft verband.
In der folgenden Zeit war der Bursche mehr als verwirrt. Plötzlich wusste er nicht mehr, wie er mit der Tanja umgehen und wie er seine neuen Gefühle, die er für sie hegte, verbergen sollte. Nach und nach unternahm er dann immer kleinere Versuche, herauszufinden, ob Tanja vielleicht selbst auch mehr empfand als bloße Freundschaft, doch genau das schien zu seinem Bedauern nicht der Fall zu sein.
Tanja sah in ihm einen Freund. Einen guten engen Freund – aber eben doch nicht mehr.
Das wurde dem Leonhard immer wieder aufs Neue klar, und dementsprechend verbarg er auch seine wahren Gefühle vor ihr. Denn um nichts in der Welt wollte er die Tanja vor den Kopf stoßen und möglicherweise dadurch noch die Freundschaft zu ihr aufs Spiel setzen.
Aus diesem Grunde verbarg er vor ihr, was er wirklich für sie empfand. Außerdem hatte sie auch mehr als einmal gesagt, dass sie an einer Beziehung mit einem Burschen ganz generell im Moment nicht das geringste Interesse hatte, weil sie sich dafür einfach noch zu jung fühlte.
Es war nicht immer leicht für Leonhard, seine Gefühle Tanja gegenüber zu verstecken, aber ihm blieb einfach keine andere Wahl.
Im ersten Moment hatte er sich also gefreut, als sie sagte, dass sie nicht studieren, sondern in der Schneiderei ihrer Mutter arbeiten wolle, bedeutete dies schließlich, dass sie weiterhin in St. Johann leben würde.
So blieb ihm immerhin ihre Nähe.
Doch dann hatte er umgedacht. Tanja bedeutete ihm sehr viel, und er wusste, dass sie andere Ziele im Leben hatte. Und im Moment war sie einfach nur unglücklich. Sie wollte nicht auf ewig in der kleinen Schneiderei arbeiten, wollte etwas anderes aus ihrem Leben machen.
Und er wusste ja, dass es ihr großer Traum war, Modedesignerin zu werden.
Und deshalb hatte er beschlossen, ihr ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Im Internet hatte er sich schlau gemacht. Zwar wurde allgemein empfohlen, zu studieren, wenn man diesen Berufswunsch hatte, aber es ging auch anders: Wenn jemand wirkliches Talent hatte, konnte er einfach versuchen, Probearbeiten an Modelabels zu schicken, in der Hoffnung, dass die entsprechenden Herren in den oberen Etagen dort auf einen aufmerksam wurden.
Dass Tanja großes Talent besaß, stand für Leonhard außer Frage: Schon seit Jahren fertigte sie in ihrer Freizeit Entwürfe für eigene Kreationen an, und sie hatte ihm auch immer welche gezeigt. Zwar war Leonhard kein Experte auf diesem Gebiet, aber er war sicher, dass es sich dabei um großartige Arbeit handelte, und auf sein Gespür hatte er sich bislang noch immer verlassen können.
Vor Kurzem hatte Tanja ihm erneut einige Entwürfe gezeigt, und er hatte vorgegeben, kaum Zeit zu haben und sie gebeten, ihm die Unterlagen mitzugeben, damit er sie sich zu Hause in aller Ruhe anschauen konnte.
Daheim hatte er sich die Entwürfe dann nicht nur angesehen, sondern auch Kopien angefertigt und diese zu einer umfangreichen Mappe zusammengestellt.
Und genau diese Mappe hatte er soeben an ein Modelabel in München geschickt, in der Hoffnung, dass man dort auf Tanja aufmerksam werden würde.
Zwar schnitt er sich damit womöglich ins eigene Fleisch, denn ihm war natürlich klar, dass Tanja, sollte sie von einem Label unter Vertrag genommen werden, nicht würde in St. Johann bleiben können. Das wusste er also sehr wohl und machte sich da nichts vor.
Aber das war für ihn inzwischen zweitrangig. Das Wichtigste für ihn war, dass die Tanja glücklich wurde.
Und vielleicht erkannte sie irgendwann ja trotzdem, was er für sie empfand.
*
Sebastian Trenker und sein Bruder Max, nebst Familie, saßen am Abend in der Küche des Pfarrhauses zusammen und ließen sich von Sophie Tappert, der Haushälterin und guten Seele des Pfarrhauses, verwöhnen.
Und zwar mit Szegediner Gulasch, das mal wieder ganz hervorragend schmeckte. Dazu hatte Sophie Tappert Sauerkraut und Kartoffelknödel serviert, die – wie alles, was im Pfarrhaus auf den Tisch kam – selbstgemacht waren. Sophie hielt gar nichts von irgendwelchen Fertigprodukten, und entsprechend frisch war alles stets zubereitet. Für die Knödel hatte sie Kartoffeln gekocht und anschließend püriert und dann mit Stärkemehl und Ei gebunden.
Normalerweise kam am Abend nicht mehr so eine deftige Mahlzeit auf den Tisch, aber da nicht nur Max, sondern auch Claudia heute vor lauter Arbeit keine Zeit für das Mittagessen gehabt hatten, wurde diese Ausnahme gemacht.
»Übrigens hab’ ich heut’, als ich dienstlich in der Stadt war, die Brügger-Iris g’troffen«, sagte Max Trenker mit vollem Mund, ein sicheres Zeichen, dass es ihm schmeckte, was aber auch bei Frau Tapperts Kochkünsten kein Wunder war.
»Na, das ist aber ein Zufall«, erwiderte Sebastian.
»Zufall? Was willst du damit sagen?«
»Nun, ich hab’ mich heute nämlich mit ihrer Tochter, der Tanja, unterhalten. Glücklich scheint das Madel im Moment net zu sein, jedenfalls hat s’ keinen sehr fröhlichen Eindruck g’macht.«
»Na, da geht’s ihrer Mutter net viel anders.«
»Wie meinst du das?«