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Was bedeutet der Advent? Schreibt Nikolaus alles ins goldene Buch? Haben Stollen etwas mit Fußball zu tun und wo ist das Gebäck geblieben? Besinnliche und heitere Gedichte, Geschichten, Liedtexte und kurze Bühnenstücke, auch in moselfränkisch, stimmen auf das Weihnachtsfest ein.
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Seitenzahl: 97
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Über das Buch
Was bedeutet der Advent? Schreibt Nikolaus alles ins goldene Buch? Haben Stollen etwas mit Fußball zu tun und wo ist das Gebäck geblieben? Besinnliche und heitere Gedichte, Geschichten, Liedtexte und kurze Bühnenstücke, auch in moselfränkisch, stimmen auf das Weihnachtsfest ein. Ein Buch für alle, die sich gerne in eine stille Ecke zurückziehen und schmökern möchten, anderen vorlesen, gerne Lieder singen oder die Stücke nachspielen wollen.
Über die Autorin
Vera Hewener erhielt für ihr Werk mehrere internationale Auszeichnungen und Literaturpreise u.a. Superpremio Cultura Lombarda vom Centro Europeo di Cultura Rom (I) 2001, den Grand Prix Européen de Poésie von CEPAL Thionville (F) 2005, Goethepreis 2013, Trophäe Mörike 2015, zuletzt Wilhelm-Busch-Preis 2017.
Pressesplitter
„Vera Hewener versteht es meisterlich, Fiktion und Realität miteinander zu verknüpfen... Sprachspielereien, Verwechslungskomödien, auch mit Wiener Schmäh... gewinnen der Adventszeit ganz besondere Momente ab“. Buchtipp Die-Woch 11.10.17
„Da spricht eine tiefe religiöse innere Stimme mit neuen, anrührenden Sprachbildern über die Weihnachtsgeschichte.“ Buchtipp DieWoch 10.11.18
Der Engel des Herrn
Advent
Die Hirten aus dem heiligen Land
Wenn wir jede Nacht an das Christuskind dächten
Die gute Tat
Weihnachtsdorf in Püttlingen
Schlaflied
Winterweinfest
Nachtwache
Winterbilder
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum
Skizirkus in Sankt Moritz
Über dem Flusslauf
Schneeflocken fallen
Aus Silberwolle
In den Stall Hirten eilet
Winterduft
Adventsmarkt
Das kleine Tännlein
Weihnachtsmarkt
Klinge hell
Kueser Plateau
Oh Tannenbòòm
Die Adventsfeier
Saarbrücker Christkindlmarkt
Ein nobler Herr
Vom Himmel hoch dò kumm eich hea
Glöckchen und Kerzen
Weihnachtsmarkt Sankt Wendel
Dresdner Stollen
Naschkatzen
Hirtenwacht
Hört des Botenengels Ton
Berliner Advent
Innere Einkehr
Gott schenkt euch Freude allezeit
Wichtelmann und Knuspermaus
Advent
Der Umzug
Allmächt’ger Gott
Komm zu mir herab
Ewiges Licht
Allerliebstes Licht
Jed Joa imma widda
Katzenweihnacht
Die Weihnachtskür
Weihnachtsbäckerei
Wunderliches ist gekommen
O kleines Städtchen Bethlehem
Die Botschaft aus Licht
Maria, Josef und das Kind
Nur eine ist’s
Mariengebet
Höhere Gewalt
Klään Hirtenspill
Kleines Hirtenspiel
Das erste Weihnachtsfest
Aller Ehren wert
Schutzengel
Christmette
Der Vogelchor oder das Wunder von Bethlehem
Stille Naat, häälisch Naat
Einst in König Davids Städtchen
Schlafe mein Jesulein
Weihnachtsstern
Jahreswechsel
Wintergrimm
Pfannenkummer
Die Weisen
Ladinische Aussichten
Moena
Kappensitzung
Winternarretei
Anhang
Siehe den Engel, hochheilige Kraft,
Wille des Himmels aus Licht,
Gottes Erfüller, Verkünder mit Macht,
durch alle Dunkelheit bricht.
Öffnet das Sternentor,
taucht aus dem Nichts hervor,
Lilien in seiner Hand,
kniet vor Maria hin,
Gottes Gebot im Sinn,
kommt aus dem ewigen Land.
Mirjam, die Tochter, untadlige Frau,
unbefleckt ihre Geburt,
Gottes Erkor’ne, empfangende Magd,
fand ihren Weg vorgespurt.
Freut mit Elisabeth
sich an dem Wochenbett,
ihr Sohn wird taufen den Sohn.
Gabriel grüßte sie:
„Segen dir, heil’ge Marie,
Gott schickt mich vom höchsten Thron.“
Maria voll Ehrfurcht sank auf die Bank,
wusste nicht, wie ihr geschah.
Gottes Verkünder im Lichtschein und Glanz
sprach weiter, als sie aufsah.
„Er hat dich auserwählt,
nur deine Reinheit zählt,
du sollst die Mutter ihm sein.
Sein Geist kommt über dich,
Gnade dir ewiglich,
du trägst die Pflicht ganz allein.“
Mirjam erkannte die heilige Gnad,
ihr wurd’ ein Wunder zuteil.
Mutter des Kindes vom Vater, dem Herrn,
soll bringen den Menschen das Heil.
Neigte voll Demut sich,
sprach: „Siehe, inniglich
bin ich die Magd meines Herrn.
Mir geschieht, wie er’s gewollt,
dies ist, was ich ihm gesollt,
diesen Weg gehe ich gern.“
Und auf Maria ein Schein fiel herab,
heller als jemals vorher.
Engelwind füllte die Kammer mit Huld,
aufschwang das himmlische Heer.
Gibt es Schutzengel? Die himmlischen Heerscharen, Fürstentümer und Gewalten? Ist die von Menschen erdachte Engelordnung tatsächlich vorhanden? Wie kann man das wissen? Stellt man sich diese Fragen, könnte man auch an der Weihnachtsgeschichte zweifeln.
Ein Mensch gewordener Gott, empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria? Mit menschlichem Verstand nicht zu begreifen, mit wissenschaftlichen Methoden nicht zu beweisen. Nein, auch wenn die Existenz Jesus von Nazareth inzwischen historisch belegt ist, kann die Auferstehung nach dem Tod nicht bewiesen werden. Ein Paradies, ein Himmelreich, die Ewigkeit nach dem Tod?
An manchen Tagen lässt mich mein Glaube arg straucheln. Die Schöpfungsgeschichte eine Erfindung? Die unterschiedlichen Auslegungen der Bibel und die Folgen ein Ausdruck dichterischer Freiheit?
Die Menschheitsgeschichte ist voll mit Hass und Krieg. Haben die Religionsgemeinschaften dies zu verantworten? Bis in die Gegenwart hinein wird Gott dazu missbraucht, Gewalt zu rechtfertigen.
Kann Gott gewollt haben, dass die Menschheit sich in seinem Namen bis zum eigenen Untergang und dem der Erde gegenseitig bekämpft und bekriegt? Das jüngste Gericht als alles zerstörenden Atomkrieg?
Gegenwärtig drohen menschengemachte Katastrophen und scheinen kaum noch umkehrbar zu sein. Zwischen Himmel und Erde gibt es so viele Dinge, die bis heute niemand ergründen und erklären kann. Trotz Mondlandung und Raumfahrt. Wie entstand der Urknall? Diese Frage bleibt ungelöst!
Ich hätte auch fragen können, was ist Liebe? Wie kann dieses Gefühl erklärt werden? Ein Ablauf biochemischer Reaktionen? Ja, das sicher auch. Was aber löst das Gefühl aus? Die Zuneigung, die Sehnsucht, das Bangen und Hoffen. Wie entsteht Liebe? Kann man Liebe lernen? Freud & Co. hätten sicher eine wahre Freude an meinen Fragen gehabt. Die Psychologie ist voll von Erklärungsmodellen unserer Empfindungen.
Aber auch hier fehlt der kausale Entwurf. Erklär mir Liebe, fragen daher viele Poeten heute noch. Liebe empfinden und weitergeben – eine Botschaft des Jesus von Nazareth. Nächstenliebe, alle Menschen werden Brüder und Schwestern – kann es etwas Schöneres geben? „Was du dem Geringsten meiner Brüder tust, das hast du mir getan.“ (Matthäus 24:50)
Die Familie als Zusammenschluss von Menschen, als ein atmender, sich stets in Bewegung befindender Beziehungsprozess. Gegenseitiges Umsorgen, Unterstützen, Helfen ohne Anrechnung von Kosten, Verlusten, Verzicht oder ...?
Vielleicht ist es ein Wunder, heute noch an das Wunder der frohen Botschaft zu glauben, vielleicht ist ja gerade dies der Beleg für die Schöpfungsgeschichte. Vielleicht ist gerade die Suche nach wissenschaftlichen Erklärungen die Entsprechung der Versuchung, vom Baum der Erkenntnis essen zu wollen?
Das Unrecht, das Menschen anderen Menschen zufügen, ist nicht Gott gewollt. Alle abrahamitischen Religionen schaffen grundlegende soziale Ordnungen, stiften Sinn.
Viele staatliche Verfassungen lassen an vielen Stellen die Bibel, den Talmud oder den Koran erkennen oder liegen ihnen zugrunde. Und doch gibt es keinen Frieden. Was also kann die Weihnachtsbotschaft heute bedeuten in all dem Kommerz, der sich inzwischen jenseits traditioneller Bräuche drum herum entwickelt hat? Kann es darauf eine einfache Antwort geben?
Religiös kann man Advent je nach Fragestellung so übersetzen:
historisch betrachtet:
A ndacht
D reieinigkeit
V erkündigung durch den
E rzengel Gabriel
N acht der
T heophanie
oder exegetisch:
A nkunft
D es Sohnes gezeugt vom
V ater
E inheit im Wesen
N uminosum
T rinitäre Theophanie
oder marianisch:
A userkorene
D emütige
V erheißene
E mpfangende
N iederkommende
T ochter Zions
Vielleicht ist folgende Erklärung die einfachere Antwort: Wir warten auf die Geburt eines Kindes. Für Christen ist es der Sohn Gottes, der das Heil in die Welt bringt und uns unsere Schuld vergibt, der Ausgangspunkt für die Überzeugung an eine jenseitige Existenz, das Leben nach dem Tod. Denn es steht geschrieben:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Johannes 18:36)
„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; er heißt Wunderbar, Rat, Held, Ewig-Vater, Friedefürst.“ (Jesaja 9:6,7)
„Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9:9)
Vielleicht ist das Bewahren des Glaubens das wahre Wunder der Weihnachtsgeschichte, unabhängig von den historischen und gegenwärtigen Verfehlungen der handelnden Menschen der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Denn es steht auch geschrieben:
„Wahrlich ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ (Matthäus 26:34)
Die Hirten aus dem heiligen Land
ein Chor lobsingender Engel verband.
Die Schafe, die Hunde, die Wache bei Nacht,
die Dunkelheit, von den Sternen entfacht,
ließ alle erzittern beim Klang der Schalmei,
sie bebten dabei.
Sie sahen hinauf zu den Himmelswesen,
sie konnten nicht schreiben, sie konnten nicht lesen.
Aus der Karte des Himmels, den Bildern der Sterne,
deuteten sie ihren Weg durch die Ferne.
Sie standen auf und folgten dem Licht,
mehr wussten sie nicht.
Heut hüten die Hirten satellitengestützt,
am Arm die Navigationsuhr genützt,
die Sternenschauer und Meteoriten
sind alle erforscht, es gibt keine Mythen.
Nur Engel sangen noch nie für sie,
vorbei die Magie.
Sie spekulieren mit Aktien und Zinsen,
im Auge die Gewinnmaximierungslinsen,
sie beten zu den Weltwirtschaftsgöttern,
konferieren per Video mit all ihren Vettern
und wetten auf Hungersnot, Ängste und Krieg.
Das ist ihr Sieg.
Und würden heute in finsterer Nacht
von einem Engelchor Sterne entfacht,
so wäre das Klimaveränderung
und nicht Mariens Verkündigung.
Wir wissen so viel und doch so wenig
von Christus König.
Wer denkt im Juli schon an den Advent,
wenn im Schein der Sonne die Haut verbrennt,
wenn im Abendlicht flötet Vogelgesang,
wenn die Herzen lockt der Himmelsklang?
Wer will im Sommer schon Schnee und Eis,
wenn die Luft so schwül, der Himmel heiß,
wenn der Schweiß aus den Poren nur so trieft,
bis Mondnacht spät die Sterne hievt?
Wer hat im Sonnenschein Leid gehört,
wenn der Waffennarr seine Unschuld beschwört,
wenn in Kriegen so viele Kinder getötet,
dass Häuser und Straßen vom Blut gerötet?
Wer denkt im Juli schon an den Advent,
wenn der Krieg die Städte und Dörfer verbrennt,
wenn der Schrei Verfolgter durch Wälder schallt
und in den Nachrichten widerhallt?
Wir haben nur im Dezember Advent,
wenn Kerze um Kerze am Kranze abbrennt,
wenn wir bitten um Frieden in aller Welt,
wenn das kleine Christuskind Einzug hält,
wenn wir hoffen auf Gottes Barmherzigkeit,
den Frieden der Seelen, Gerechtigkeit,
wenn in stiller Nacht Waffenruhe ist,
selbst die Feinde hoffen auf Jesu Christ.
Ach, hätten wir jeden Tag stille Nacht,
hätt die Waffenruhe den Krieg umgebracht,
der Aktienkurs wäre eingebrochen,
der Waffennarr käm’ zu Kreuze gekrochen,
hätte alles verloren in diesen Nächten,
wenn wir jede Nacht an das Christuskind dächten.
„Mariechen“, rief meine Mutter, „zieh dich warm an. Wir wollen auf den Friedhof gehen.“
„Ja, Mama.“ Ich nahm den Mantel, zog ihn an, schlug den Schal um den Hals, stülpte die Mütze über den Kopf und suchte nach meinem Muff.
„Mama, wo ist denn mein Muff? Ich kann ihn nicht finden?“ fragte ich.
„Mariechen, er liegt da, wo du ihn zuletzt ausgezogen hast.“
Ich durchwühlte den Garderobenständer.
„Er ist aber nicht da, Mama“, sagte ich verzweifelnd.
„Ich komme schon“, sagte sie und eilte aus dem Wohnzimmer, Karlchen im Schlepptau.
„Ja, nanu, wo kann der Muff hingekommen sein? Hast du ihn auch wieder ordentlich weggeräumt, als du gestern nach Haus gekommen bist.“
„Ja, habe ich“, meinte ich etwas verunsichert.
„Dann wär er doch hier. Mariechen, du weißt, man muss die Wahrheit sagen. Hast du ihn wirklich wieder hierhin zurückgelegt?“
Hm, dachte ich, wo hätte ich ihn denn sonst hingelegt haben können. „Ja“, sagte ich, „ganz bestimmt.“
„Mariechen hat den Muff verloren“, sang Karlchen und machte sich darüber lustig.
„Gar nicht. Ich hab ihn wieder hier hingelegt, ganz bestimmt“, behauptete ich nun, obwohl ich mir plötzlich nicht mehr sicher war.
„Ja wer kann ihn denn genommen haben“, fragte Mutter in die Runde.