The Story Chaser - Pit Vogt - E-Book

The Story Chaser E-Book

Pit Vogt

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Beschreibung

Zu jung? Zu alt? Zu hart? Der Geschichten-Jäger ist unterwegs! Auf seinem Weg entdeckt er lyrische Schicksale und fantasiereiche, unfassbare Geschichten. Oft sind die Dinge erschreckend, dann wieder aufrüttelnd, vielleicht erklärend auch. Doch steckt hinter jeder noch so irritierenden und nebulösen Begebenheit eine gewisse Wahrheit. Eine Wahrheit, die vielleicht nicht immer schön sein mag, die aber aus dem Schatten ans Licht geholt wird. Und vielleicht kann man sich wiederentdecken, denn es ist stets das Leben, um das es hier geht. Am Ende ist doch immer klar, dass dies das Wesentlichste ist, was Schicksale ausmacht. Dann scheint es so, als ob die Stories nicht gejagt werden, sondern sich selbst in den Vordergrund stellen wollen. In jedem Falle jedoch - ob Grusel oder hartes Schicksal - alles beschreibt das, was es ist: Uns selbst!

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Inhaltsverzeichnis

LYRIK

Mein großer Traum [Song]

Friedensballade

Der Schauspieler

Am Meer

Besuch

An die Eltern

Im Leben

Der Blinde

Der Pedant

Die Frau an der Grenze

Die Weihnachtsfrau

Fahrstuhlstopp

Das bisschen Leben

Frau Holle

Neumond

Sehnsucht nach Glogau

Besuch in Auschwitz

Auf der Reise

Weitergehen

Intensivstation

Aufbruch

Quote

Betrachtung

Zwei Monde

Ein Mann

Die Muschel

Am Berg

FANTASY

Rosen

Die alte Bar

Der Fluch

Die Telefonzelle

Der alte Helm

Das Loch

Jim

Das zweite Ich

Flug des Grauens

Der Jungbrunnen

Die Hexe

Flaschenpost

Irrlichter

Blutiger Grusel

Die H-Bombe

Pestbeulen

Kannibalen

Teuflische Begegnung

Die Auszeichnung

Das Ende der Welt

Schwester Annemarie

Marienbach

Motel des Grauens

Poltergeist

Das Geheimnis

Letzte Taxifahrt

Die schwarze Pendeluhr

Kellergrusel

Der Blutvertrag

Teufelsasche

Grenze

Das Kreuz

Mein großer Traum [Song]

Ich war so jung

Wollte groß sein, wie die Welt

Wollte stark sein mit viel Geld

Und wollt tun, was mir gefällt

Ich war so dumm

Dachte nur an den Erfolg

Wollte, dass der Rubel rollt

Alles schien aus purem Gold

Mein großer Traum

Ich wollt so viel

Mein großer Traum

Immerzu

Mein großer Traum

Es war nur Spiel

Mein großer Traum

Ohne Ruh

Alles vorbei

Denn am Ende bleibt nichts mehr

Alle Tage schienen Leer

Und ich war nichts mehr

Mein großer Traum

Ich wollt so viel

Mein großer Traum

Immerzu

Mein großer Traum

Alles nur Spiel

Mein großer Traum

Ohne Ruh

Immerzu

Mein großer Traum

Er ist vorbei

Mein großer Traum

Wieder neu, wieder neu, wieder neu, oh

Mein großer Traum

Immerzu

Mein großer Traum

Ohne Ruh, ohne Ruh, ohne Ruh, oh

Mein großer Traum

Immerzu

Mein großer Traum

Immerzu, immerzu, immerzu, oh

Friedensballade

Und als der Hass noch größer wurde,

da zog man wieder in den Krieg

Rot färbte sich die Erd vom Blute

Doch nie erreichte man den Sieg

Und auf dem Schlachtfeld, Aug in Auge,

dort wollte man den letzten Schlag

Es waren Menschen, so vertraute

Es schien der letzte Lebenstag

Und als man schrie: „Auf, auf, zum Kampfe“,

war dort und da man wie erstarrt

Ein Schrei, erstickt im Todeskampfe,

weil keiner es zu glauben wagt

Wo sonst erbleicht die toten Körper,

da stand ein Kind so lieb und zart

Ein Mensch, so klein- ein unversehrter,

zwischen den Lanzen, spitz und hart

Wenn jetzt, oh Gott, ein Schuss ertönte

Warum, du Kind, stehst du im Weg

Doch still bliebs nur und keiner stöhnte

Das Kind sang leis ein Weihnachtslied

Da sanken nieder die Gewehre

Das Kind, es sang so lieblich fein

Und leis, ganz leis, durchs ganze Heere,

erhob sich jenes Liedelein

Wo blieb der Hass, wo all das Böse

Das Schlachtfeld war kein Schlachtfeld mehr

Ein Liedchen, ach, kein Kriegsgetöse

Wo kam nur all der Frieden her

Schon bald lag man sich in den Armen

Es flossen Tränen ohne Zahl

All die, die her zum Sterben kamen,

sie ließen ab von aller Qual

Und als die Feinde Freunde wurden,

da ward das Kind nicht mehr zu sehn

Man hat gesucht es Stund um Stunden

Nur blieb dies Weihnachtslied bestehn

Es zog hinauf bis in den Himmel

Bis weit in die Unendlichkeit

Und lautlos ritt auf prächtgem Schimmel

ein Kind fern in die Dunkelheit

Und als es Heiligabend tönte

vom Kirchturm in der Heimatstadt,

da kehrten heim die vielen Söhne

Die Mütter warn vom Schmerz so matt

Hört drum auf alle Erdenkinder

Denn hier, nur hier lebt unsre Welt

Schon einmal war so kalt der Winter

War jene Menschheit fast zerschellt

Jetzt ist die Zeit der Friedenslieder

Die Kinder kennen jenen Text

Wie auch die Alten, heut und wieder,

ist man so tief und schwer verletzt

Ein letzter Krieg

Ade Ihr Menschen

Habt Ihr vergessen viel zu schnell

Ihr wolltet doch fürs Leben kämpfen

So viel verblüht, wenn´s nicht mehr hell

Nun ist der Tages-Tag gekommen

Wo geht es lang- bleibt uns die Angst

Der Frieden wird sich immer lohnen,

weil DU als Mensch von Gott abstammst

Gott wird uns auch den Krieg vergeben

Vor IHM sind Freund und Feinde gleich

ER ist der Tod, ER ist das Leben

Als Bettler arm, als Herrscher reich

Doch, wenn wir IHN erkennen wollen,

in fernster Zeit, Unendlichkeit,

so müssen wir die Kinder holen

Ein Kinderlachen gegen Leid

Es geht nicht nur um Krieg und Frieden

Es geht nicht nur um diese Welt

Wir müssen lernen, neu zu lieben

Weil Liebe nur den Mensch erhält

So lernt auf ewig all die Lieder

So lobt der Weihnacht heilig Licht

Und wo man Krieg will, jetzt und wieder,

hat jedes Kinderlied Gewicht

Der Schauspieler

Er hatte einfach nur gelacht

Der Schauspieler im letzten Akt

Er sah uns an und hat gelacht

Woran nur hatte er gedacht

Der Schauspieler im letzten Akt

Er spielte so unsagbar gut

Der Schauspieler gab alles hin

Er weinte auch und zeigte Wut

Ging es ihm wirklich immer gut

Der Schauspieler gab sich nur hin

Am Ende ging der Vorhang zu

Der Schauspieler schminkte sich ab

Er wollte jetzt nur seine Ruh

Der Vorhang ging für heute zu

Es war ein wirklich guter Tag

Dann ging er heim, tief in der Nacht

Die Frau, die Kinder schliefen schon

Ein Kuss für alle, nur ganz sacht

Denn es war still und es war Nacht,

fernab vom Bühnenmikrofon

Und als er träumte, selbst sich sah,

da spürte er auch Einsamkeit

Wer er im Spiel auch immer war,

er blieb allein dort, unnahbar

Und Frau und Leben schienen weit

Er brauchte den Theaterschein

Die Kinder hatten ihn vermisst

Er wollte jemand anders sein

Ein Leben zwischen Schein und Sein

Er hat die Frau nur sacht´ geküsst

Am nächsten Morgen gegen Acht

ging er zur Probe für sein Stück

Er hat „Adieu“ nur leis gesagt

Ging ins Theater gegen Acht

Denn dort, nur dort fand er sein Glück

Er hatte wieder gut gespielt

Der Schauspieler im letzten Akt

Ob er sich wirklich wohl gefühlt

Wer weiß das schon – er hat gespielt

Ein Schauspieler im letzten Akt

Am Meer

Der Abend kommt, mich zieht´s ans Meer

Ich sehn mir alles Schöne her

Hier kann ich vieles klarer sehn

Und weiß, das Meer wird mich verstehn

So viele Dinge tun sich auf

an diesem Strand, ich nehms in Kauf

Hier wo die Sonne untergeht,

Hier, wo ein raues Lüftchen weht

Dann träum ich mir die Sorgen fort

An diesem magisch, guten Ort

Ich fühl mich nicht mehr so allein

Am Meer möcht ich wohl immer sein

Ganz sicher war´s nicht immer leicht,

Oft hat es nicht ganz ausgereicht

Dann stand ich trotzdem wieder auf

und sah nach vorn und pfiff darauf

Mit meinem Stolz und festem Blick

stemm ich mich gegen Ungeschick

Und lass das Böse hinter mir

Ich hab noch meinen Traum in mir

Ganz tief im Herz ein Feuer brennt

Es ist so stark und mir nicht fremd

Es ist ein Lied und ein Gedicht

Es spendet Leben mir und Licht

Und meine Tränen, die so heiß

Ja selbst mein Lachen – laut und leis

Die Liebe auch zum Heimathaus

All das bin ich, das macht mich aus

Ich weiß, in mir steckt so viel Kraft

Im Leben hab ich viel geschafft

Dies Auf- und Ab hat mich geprägt,

Und neue Zuversicht gesät

Ja, viele Jahre sind vorbei

Bin nicht mehr jung, doch einerlei!

Die Hoffnung treibt mich durch die Zeit,

vorbei an Tränen, Frust und Leid

Nun ist es Nacht – ich bin noch hier

Ich brauche Dich, Du kluges Meer!

Ich sitz am Strand und hör dir zu

Und träum mit dir, genieß die Ruh

Besuch

Der Regen rieselt durch die Äste

Wart auf dem Friedhof ganz allein

Gedanken um des Lebens Reste

Stelln kühl in meinem Kopf sich ein

Hier ist´s so ruhig, endlose Stille

Nur Regen fällt auf manches Grab

So endgültig

Ein letzter Wille

Hier, wo man nichts zu sagen wagt

Da giert und jagt man durch die Zeiten

Da jammert man und will noch mehr

Und spürt nicht, wie die Jahr´ enteilen

Wie alt man wird und schwach und leer

Die Jugend ist nicht festzuhalten

Der Reichtum nicht und nicht das Gut

Nichts ist auf ewig aufzuhalten,

Weil irgendwann erstarrt das Blut

So will ich Einhalt mir gebieten

Denn viel zu schnell komm ich hierher

Sollt wieder neu mein Leben lieben

Sollt Lieder singen

Und noch mehr

Der Regen rieselt durchs Geäste

Und dunkel wird’s im Friedhofshain

Was tu ich mit des Lebens Reste

Schlag hoch den Kragen und geh heim

An die Eltern

Manchmal gehn die Gedanken

nach Haus, ins gute Heim

Seh all die schönen Jahre

Und manche schlimmen Tage

Wollt wieder Kind dann sein

Als ich mit Mutter rannte

durchs Tal zum Wald am Fluss

Mit Maiglöckchen im Regen

Am Ostseestrand gelegen

Am Abend manchen Kuss

Die längsten Fahrradtouren

vom Berg bis quer durchs Feld

In den Ballon gepustet

Beim Sportfest fast verdurstet

Am Schießstand ohne Geld

Kind bin ich stets geblieben

Die Zeit verging zu schnell

Geträumt bis zu den Sternen

Dann wieder fahrn und schwärmen

im Kettenkarussell

Die wilden Jugendjahre

mit bester Note 2

Kaum war ich zu belehren

Ich wollt mich ständig wehren

Blieb weg bis nachts um 3

So manches, das ich suchte,

im Streit und auch in Wut,

das wollte ich nie sagen

War froh, dass wir uns hatten

Ihr seid mir beide gut!

Hab oftmals nicht verstanden,

dass Vieles nicht so bleibt

Dann triebs mich in die Fremde

In keine guten Hände

Und wieder starb die Zeit

Bin doch zurückgekommen

in Mutters warmen Schoß

Uns hat so viel verbunden

In jenen schweren Stunden

Dort stand mein weißes Schloss

Hätt ich es nur gesehen,

wie sie verging, die Zeit

Als ich sie dumm verschenkte

Was wars nur, dass mich lenkte,

durch all die Dunkelheit?

Ich bin da raus gekommenvon

Euch hab ich die Kraft

Doch wiegt so schwer das Alte

Noch oft spür ich die Spalte,

die durch mein Leben klafft

Was ist mir heut geblieben

nach all dem Sturm der Zeit?

Wohl ists nicht Geld, Karriere!

Vielmehr doch Glück und Ehre!

Ich habe mich befreit

Es ist so schön zu wissen,

dass einsam ich nicht bin

Ihr seid mir stets geblieben

Und als ich´s aufgeschrieben,

erkannte ich den Sinn

Denn all das war mein Leben:

Das Böse und der Schein

Das Auf und auch das Nieder

So manche Liebeslieder

Und mache Stund beim Wein

Nein, gar nichts will ich missen,

weil all das ich stets war!

Ein Mensch mit seinen Träumen

Nie wollt ich was versäumen

mit Euch, ganz wunderbar

Im Leben

Im Leben zwischen Drin und Draußen

Bist du allein

Und denkst so viel

So gern willst du nach vorne brausen

Mit einer Harley westwärts sausen

Dein Leben leben wie ein Spiel

Doch siehst du, wie sich Fremde küssen

Das Glück ist dort

Ist nicht bei dir

Du willst dir deinen Tag versüßen

Doch siehst du Unkraut vor dir sprießen

Warum nur, fragst du, bist du hier

Enttäuscht fliehst du in tiefsten Schatten

Du fühlst verlassen dich vom Glück

Dort, wo sich andre fanden, hatten

Beachten dich nur Mäuse, Ratten

Und du vergehst so Stück um Stück

Was bleibt dir noch von diesem Leben

Was bleibt dir da von Nacht und Tag

Du hast doch auch so viel zu geben

Du wolltest gern im Himmel schweben

Der dir noch nie zu Füßen lag

Ein Leben zwischen Harren, Weinen

Du willst nur fort

Wohin – egal

Ein Herz voll Tränen, schweren Steinen

Ein Traum vom Glück, dem großen, kleinen

Der Weg des Lebens ist oft schmal

Vielleicht ist mancher Blick zu gerade

Vielleicht schaut man zu selten hin

Da blüht was vor dir, keine Frage

Schau nur nicht weg

Es wäre schade

Es ist nicht schwer

Und es macht Sinn

Das Leben geht oft krumme Wege

Durchs Feuer mal

Durch manchen Sturm

Ruh dich nicht aus und sei nicht träge

Und spring mal ab vom festen Stege

Und spring mal ab von deinem Turm

Der Blinde

(Erinnerung an Ammerum)

Er sah mich an und sah mich nicht

Er sah mir mitten ins Gesicht

Ich spürte seinen Blick, der stumm

In seiner Welt

Auf Ammerum

Ich dacht mir oft: Ach, der ist blind

Doch wusste er, wo wir gerad sind

Er kannte sich hier bestens aus

In diesem fremden – seinem Haus

„Schließ deine Augen“, rief er laut

Ich tat´s und nichts war mehr vertraut

Ich stolperte und fiel auch hin

Er lachte laut

Das machte Sinn

Tagtäglich dunkel, wenn es hell

Tagtäglich langsam

Nie mehr schnell

Er wusste, wie´s mal früher war

Er war erst zweiundvierzig Jahr

Ich hielt ihn fest, wenn er schon fiel

Für mich wars leicht

Für ihn kein Spiel

Und einmal hielt er meine Hand

Ich hatte seine Angst erkannt

So zwischen Nacht

Und wieder Nacht

Hab ich ihn auch ins Bett gebracht

Er schloss die Augen, weinte leis

Und fluchte über all den Scheiß

Für mich wars dunkel, Nacht und Traum

Er träumte nicht

Und schlief wohl kaum

Am nächsten Morgen war er wach

Und freute sich auf jenen Tag

Oft stand im Regen er allein:

Die Tropfen fühlen, die wie Wein

Er legte sich in manchen Wind

Und sang und sprach, er sei ein Kind

Wenn draußen dann die Sonne stach

Schien er wie tot

Schien er halbwach

Dann schrie er in den Sommertag

Er läge schon im Totensarg

Ich fragte mich so dann und wann

Wer ist hier schwach

Wer stark sodann

Er war mehr Mensch als ich´s je war

Sein Sinn viel klarer noch

Als klar

Und plötzlich sah auch ich den Tag

Wie ich ihn nie gesehen hab

Wie Wolken flohen vor dem Mond

Wie Wind das Feld pflügt, das aus Mohn

Wir schwiegen oft von früh bis Nacht

Doch wussten wir,

Wer weint,

Wer lacht

Wenn man nichts sieht, dann fühlt man viel

Die Zwischenräume

Start und Ziel

So wie manch´ Farbe er erklärt

War mir einst fremd

Fast wie versperrt

Das Blau, das Rot – ich sah´s ganz neu

Er lachte nur

Und ich ward scheu

Wir sprachen über dies und das

Die Zeit verging

Sie machte Spaß

Und irgendwann, da war sie um

Ich musste fort von Ammerum

Er meinte noch, er käme klar

Er war zwar blind, nicht in Gefahr

Die Vögel sprachen dann zu ihm

Und brachten ihm den Lebenssinn

Er sah mich an

Und sah mich nicht

Er sah mir mitten ins Gesicht

Ich fühlte seinen wachen Blick

Ich denk sehr oft an ihn zurück

Der Pedant

Fein und sauber eingetütet

Ist sein Leben jeden Tag

Immer sicher, wohl behütet

Was die Sicherheit auch bietet

Gibt´s für ihn nie eine Frag

Ja er achtet immer wieder

Auf die Ordnung überall

Selten singt er frohe Lieder

Nein, das ist nicht gut und bieder

Niemals hat er solchen Knall

Schnell die Vase auf das Deckchen

Staubgewischt auf Tisch und Schrank

Gut gekehrt das kleinste Eckchen

Aller Müll kommt schnell ins Säckchen

Ach, gestresst scheint er

Und krank

Eines Tages doch, welch Wunder

Geht bei ihm fast alles schief

In der Wohnung liegt nur Plunder

Und er selbst ist gar nicht munter

In der Küche wabert Mief

Was ist da wohl nur geschehen

Warum ist die Ordnung hin

Auch er selbst kanns nicht verstehen

Was nur tun

Wohin nur gehen

Hat das Leben so noch Sinn

Plötzlich spürt er etwas Neues

Etwas, das er nie gekannt

Keine Ordnung

Und ihn freut es

Er ist frei und niemand scheut es

Früher war er ein Pedant

Nein, ihn stört nicht mehr das Chaos

Lässt es liegen, einfach so

Nee, er ist auch nicht verwahrlost

Alles Leben ist ein Chaos

Ordnungszauber macht kaum froh

Fein und sauber eingetütet

Ist ab heut er gar nicht mehr

Dort, wo´s richtig stürmt und wütet

Ist das Leben nicht behütet

Ist das Leben gar nicht schwer

Die Frau an der Grenze

Tagtäglich ist sie unterwegs

Sie ist noch jung, scheint doch so alt

Mit scharfem Auge wacht sie stets

Auf schmalem Pfad

Nach vorne geht’s

Am Felsen und tief drin im Wald

Die Grenze zieht sich ewig hin

Da, Nordkorea, gar nicht weit

Warum die Grenze

Welcher Sinn

Sie schaut nach drüben traurig hin

Und es vergeht die Zeit

Die Zeit

Sie muntert die Soldaten auf

Die warten schon an ihrem Platz

Mit ihrem Pickup fährt sie rauf

Auf manchen Felsen

Obendrauf

Dies weite Land

Was für ein Schatz

Und manchmal weint sie einfach so

Die Grenze ist so mörderisch

In Süd und Nord ist man nicht froh

Konflikte gibt es einfach so

Nur Schweigen, Tränen

Lediglich

Ich seh sie lachen irgendwann

Als sie vom fernen Frieden spricht

Mit ihrem Pickup fährt sie dann

Den nächsten Stützpunkt leise an

Und ihre Hoffnung nie erlischt

Ich schau nach Norden

Greifbar nah

Versteh nicht deren Wut und Hass

Es sind doch Brüder

Schwestern gar

Sie sind doch eins

Das ist doch klar

Ein lauer Wind streicht übers Gras

Doch dann muss sie schon wieder fort

Ich wink ihr noch

Sie schaut zurück

Was für ein rätselhafter Ort

Die starke Frau mit starkem Wort

Und sie fährt runter

Dann hinauf

Die Weihnachtsfrau

Die Tür fiel zu, er ist jetzt fort

Er ging, er floh ganz ohne Wort

Sie hielt den Rücken ihm stets frei

Jetzt scheint dies alles einerlei

Die fremde Frau, dies Flittchen, ach

Das gab ihm flugs ein neues Dach

Er fiel drauf rein und sagte kühl,

Das alles hier ihm nicht gefiel

Die Einsamkeit in jenem Haus

Macht sie zur wirklich grauen Maus

Die Kinder sind längst irgendwo

Und alles scheint nur "einfach so"

Sie fühlt sich hilflos, krank und schlecht

Sie macht es allen immer recht

Das große Haus – er wollt es nicht

Die Ehejahre gibt’s wohl nicht

Das Regenwasser tropft herab

Und wäscht die Fensterscheiben ab

Sie schaut zum Wald gleich hinterm Haus

Sieht so die tolle Zukunft aus

Am nächsten Morgen ist es still

Kein Mann, kein Kind, auch sonst nicht viel

Da, in der Zeitung wie ein Hohn:

Man sucht nach Weihnachtsmännern schon

Und weil mit Fünfzig sie zu alt

Für einen Job, für Arbeit halt

Wischt sie die Tränen vom Gesicht

Und geht hinaus

Und trauert nicht

Nach frischen Schrippen sehnt sie sich

Nach Kaffeeduft, nach Tageslicht

Nach einem Wort, nach einem Ziel

Sie will jetzt raus, das ist nicht viel

Dort taucht sie ein ins Menschenmeer

In ihrem Kopf ist nichts mehr leer

Sie weiß jetzt, was sie wirklich will

Sie hat noch Würde, Kraft und Stil

Schlägt ein den Weg zum Arbeitsamt

So viele sind dort unerkannt

Sie redet viel und weiß genau:

Sie wird nun eine Weihnachtsfrau

Auch wenn sie raus aus dem Beruf

Hört sie den lauten, stummen Ruf:

Los, zeig es allen endlich, jetzt

Du bist ein Mensch

Wenngleich verletzt

In einer Garderobe dann

Zieht sie das Weihnachtskostüm an

Spürt plötzlich, dass man sie noch braucht

Es hilft nichts, wenn man untertaucht

Sie will was tun

Denn sie ist da

Fast alles scheint ihr wunderbar

Als Weihnachtsfrau am Weihnachtstag

Stellt ihr manch´ Kind so manche Frag

Ja, endlich ist sie wieder frei

Und hat auch wieder Spaß dabei

Als Weihnachtsfrau am Weihnachtsmarkt

Hört man ihr zu, denn sie ist stark

Am Heilig Abend irgendwann

Trifft sie auf einen Weihnachtsmann

Der lebt allein mit seinem Kind

In einem Haus,

Wo Kühe sind

Die beiden treffen sich nun oft

Sie spürt ihr Herz, es klopft und klopft

Ein neues Leben sie nun hat

In ihrer Welt

In dieser Stadt

Die Weihnachtsfrau

Der Weihnachtsmann

Sind wieder glücklich, froh sodann

Wenn alles Leben stehenbleibt

Muss man hinaus

Denn es ist Zeit

Fahrstuhlstopp

Im Fahrstuhl zwischen Hoch und Runter

So zwischen zwei Terminen – kurz

Da wart´ ich, gar nicht froh und munter

Im Lift, so zwischen Rauf und Runter

Und mancher Witz scheint weit und schnurz

Auf einmal stockt der Lift, bleibt stehen

Im Nirgendwo

Ich weiß nicht wo

Wann wird das Ding wohl weitergehen

Ganz plötzlich fängt sich´s an zu drehen

Mir wird´s recht schwindelig und so

Ne alte Frau steht da und wartet

Sie schaut mich an mit starrem Blick

Ich hoff, dass dieser Lift bald startet

Und jene Frau, die seufzt und wartet

Wann endet dieses Missgeschick

Die Alte scheint das wohl zu spüren

Sie sagt: „Ach Jungchen, du hast Zeit“

Ich weiß, ich sollt´ mich wohl nicht zieren

Was kann ich hier wohl schon verlieren

So manche Stunden ziehn sich weit

Wir reden über Das und Dieses

Ich lehn mich an die Fahrstuhltür

Wir sprechen über Gutes, Mieses

Im Leben gibt’s so manches Fieses

Im Fahrstuhl zwischen Dort und Hier

Ich schau zur Uhr, muss plötzlich grinsen

Hier drin scheint nichts mehr wichtig, ach

So vieles ging mir in die Binsen

Oft schmeckten nicht mal Mittagslinsen

Und manchmal schien ich kaum noch wach

Die alte Frau nahm meine Hände

„Nehms nicht so schwer, das hilft dir nicht“

In jenem Lift, wo kühl die Wände

Hielt sie voll Güte meine Hände

Es flackerte das Fahrstuhllicht

Ja, da begriff ich, was sie meinte

Ich sollte viel mehr leben noch

Was mich mit dieser Frau vereinte

War der Gedanke

Und ich weinte

Wann ging´s im Fahrstuhl runter, hoch

Ein starker Ruck, dann ging es weiter

Recht schnell sprang auf die Fahrstuhltür

Ich sah den Tag, er war so heiter

Und irgendwie schien ich gescheiter

Seit jenem Fahrstuhlstopp all hier

Ich tauchte ein in Stadt und Leben

Oft fiel mir ein der Alten Wort

Von Herz und Seel konnt ich was sehen

Erinnerung an manches Schweben

Im Fahrstuhl zwischen

Hier und Dort

Das bisschen Leben

„Was ist geschehen“, fragte sie

Man wusste nicht mal wann und wie

Das Kind lag tot im Garten dort

Der Tag war trüb

Ein schlimmer Ort

Die Mutter schwieg

Sie sagte nichts

Das bisschen Leben – fern des Lichts

Es war doch eine schöne Zeit

Ihr Kind und sie

Ein Glück zu zweit

So viel erlebten sie

So viel

Ihr Kind Zuhause und beim Spiel

Sie schaut´ die Fotos lange an

Und weinte auch – so dann und wann

Erinnerungen sind so tief

Das bisschen Leben

Nichts ging schief

Doch traf ihr Kind des Teufels Sohn

Und alle Hoffnung ward zum Hohn

Was ist das Leben?

Was der Sinn?

Warum das Leben?

Wo geht’s hin?

Hat Leben irgendeinen Zweck?

Ist es am End´ vielleicht nur Dreck?

Sie schwieg!

Sie wusst die Antwort nicht!

Wohin sie ging?

Man weiß es nicht!

Ihr Kind, die Urne nahm sie mit

Vom Leben blieb ihr nicht ein Stück

So oft sucht man nach einem Ziel

Ist Leben ernst?

Ist´s doch nur Spiel?

Das bisschen Leben scheint nicht lang

Wohl weint man oft

So dann

Und wann

Frau Holle

Ziemlich hoch im Wolkenzelte

Lebte sie für sich allein

Schaute traurig auf die Welte

Von dort oben, ihrem Zelte

Wollt so gern mal Mutter sein

Doch zu ihr, welch schlimmes Leben

Kam niemals ein netter Mann

Ach, sie wollt doch Liebe geben

Und ein Kind, ein schönes Leben

Ein Familienglück sodann

Aller Traum jedoch blieb ferne

Mann und Kind – nie kam´s zu ihr

Lang schaut sie zu manchem Sterne

Alles Glück schien viel zu ferne

Keine Freude, keine Zier

Da begann sie sich zu rächen

Holte sich, was sie gewollt

Nutzte aller Menschen Schwächen:

Mit der Gier wollt sie sich rächen

Zauberte ein Tor aus Gold

Damit lockte sie manch´ Mädchen

Und versprach das große Geld

Ach, es kamen aus dem Städtchen

Viele junge, hübsche Mädchen

Durch das Tor zur Wolken-Welt

Zur Begrüßung gab es Kuchen

Daunenbettchen wunderschön

Niemals gab es Grund zum Fluchen

Herrlich schmeckten Torten, Kuchen

Nein, kein Mädel wollte gehn

Doch wenn aller Tag vergangen

Kroch empor die schwarze Nacht

Plötzlich zischten tausend Schlangen

Dort, wo längst der Tag vergangen

Hat sich Unglück breitgemacht

Da, zur Hex ward die Frau Holle

Und ihr Wolkenhaus zerfiel

Formte sich zur schwarzen Scholle

Blitze zuckten um Frau Holle

Ach, es war ein böses Spiel

Alle Mädchen, die dort oben

Längst gefangen in der Scholl

Als die Wolken fortgezogen

Warn die Mädchen nicht mehr oben

Brach entzwei dies Tor aus Gold

So verschwanden hundert Mädchen

Keiner ahnte je wohin

Traurig lag nun Welt und Städtchen

Denn es fehlten junge Mädchen

Und es fehlte Glück und Sinn

Doch ein junger Prinz vom Meere

Hörte von dem Trauersang

Und er kam ganz ohne Heere

Mit dem Boot weit übers Meere

Und er suchte tagelang

Bis er sah die dunklen Wolken

Wo Frau Holle arglos war

Mit ´nem Luftschiff unbescholten

Flog er hoch bis zu den Wolken

Und sein Sieg schien sonnenklar

Er entdeckte jene Scholle

Wo die Mädchen eingesperrt

Doch da war auch noch Frau Holle

Die verteidigte die Scholle

Ihr Gesicht von Wut verzerrt

Kraftvoll hob der Prinz den Degen

Stach in jene Wolkenpracht

Dort heraus stob wilder Regen

Alle Mädchen warn am Leben

Als die Scholle laut zerkracht

Und im Luftschiff fröhlich singend

Flog der Prinz die Mädchen heim

Ach sie tanzten lustig springend

Durch das Städtchen rufend, singend

Alle konnten glücklich sein

Und Frau Holle in der Wolke

Die kam niemals wieder her

Denn das Tore aus purem Golde

War nur Lüge, wie die Wolke

Die Frau Holle gibt’s nicht mehr

Neumond

Du stehst vorm Spiegel um halb Zwölf

Wirr schreist du rum: Komm Gott und hilf

Dein ganzes Leben – eine Qual

Und es ist Neumond wiedermal

Da drin in deinem Kopf, ganz tief

Da sitzt etwas so krumm und schief

Es macht dir Angst, es bringt sich um

Und plötzlich bist du wieder stumm

Dann sinkst du auf den Wannenrand

Dein Hirn, dein Leib – ein einzig´ Brand

Vielleicht drei Jahre noch, ein Tag

Vielleicht noch eine letzte Klag

Der Schwindel macht benommen dich

In Seel und Herz ein letzter Stich

Du krümmst vor Schmerzen dich und weinst

Und weißt, dass du so viel versäumst

Noch einmal wild im Tanz sich drehn

Das wünschst du dich, doch du bleibst stehn

In deinem Kopf das Unheil droht

Und nichts kommt mehr vom lieben Gott

Vielleicht ist´s schon der letzte Tag?

Vielleicht ist´s längst die letzte Frag?

Bist du zum Leben doch zu dumm?

Warum dies Leid, warum, warum?

Schon stockt der Atem in der Brust

Zum Sterben hast du keine Lust

Sieht so die letzte Hoffnung aus?

Bleibt da am End nur Angst und Graus?

Dein Traum verglüht im Glockenschlag

S´ ist Mitternacht in Land und Stadt

Zu Ende scheint dein freier Fall

Und es ist Neumond

Wiedermal

Sehnsucht nach Glogau

Sehnsucht nach dem „Nicht mehr da“

Ferne Heimat – irgendwo

Alles da, doch nichts ist klar

Und ich friere einfach so

Damals, als wir flohen, ach

Da war Krieg, der Weg so lang

Nirgendwo ein Heimat-Dach

Tausend Ängste – Trauersang

Meine Heimat gibt’s nicht mehr

Längst zerschossen und kaputt

Träume sind so endlos leer

Heimatliebe: Tod und Schutt

Tränenmeer am Oderstrand

Glogau einst so stolz und schön

Jene Heimat dort mal stand

Doch sie sollt im Krieg vergehn

Sehnsucht nach dem Heimatland

Tief im Herzen bleibt es mir

Nirgendwo ich Frieden fand

Nur die Ruh ist ewig hier

Besuch in Auschwitz

Man spricht so viel

Man redet gern

Man findet Vieles schlimm und gut

Doch manchmal sind die Worte fern

Dann spricht man nicht mehr viel und gern

Dann steht man da – dann stockt das Blut

In Auschwitz war´s

Am düstern Ort

Ich schau mich um und schweig und schweig

Da fehlt mir Freude, jedes Wort

Ein Wind weht alte Ängste fort

Kalt fühlt sich an mein menschlich´ Leib

Mein Schritt fällt schwer

Ich weine nicht

Hier, wo man nicht mehr weinen kann

Zu sehr erstarrt mein Angesicht

Hier ist´s so trüb – es fehlt an Licht

Zu viel ist damals hier verbrannt

Ich seh ein Kind

Es winkt mir still

An diesem Ort, der mir so fremd

Dann ist es fort mit anderm Ziel

In Auschwitz war´s ein böses Spiel

Hier, wo die Zeit die Toten kennt

Der Drahtzaun jetzt ist ohne Strom

Kein Mensch, der tot an ihm verlischt

Ein Drahtzaun mahnt als letzter Hohn

Kein Hass, kein Mord, kein toter Sohn

Und keine Mutter, die zerbricht

Als ich dann geh

Bin ich nicht stumm

Courage braucht es, Mut zum Wort

In Auschwitz war´s – ich dreh mich um

In unsrer Zeit braucht´s Kraft und Mumm

Gedenken, Trauer, diesen Ort

Auf der Reise

Immer auf der Reise

Gleich ob Frau ob Mann

Straßen oder Gleise

Niemals kommt man an

Manchmal hält man inne

Wartet auf das Glück

Dann schärft man die Sinne

Geht es vor?

Zurück?

Menschen trifft man immer

Auf der Fahrt durchs Sein

Oft läuft man durch Trümmer

Über Stock und Stein

Viel muss man verlieren

Eh man was gewinnt

Oft will man sich zieren

Weil die Seele spinnt

Dann geht’s wieder weiter