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ICH WILL DICH von KISTLER, JULIE Lichterloh brennt die Lust zwischen der attraktiven FBI-Agentin Violet und Detective Cooper Calhoun. Als sie bei der Durchsuchung eines Hotelzimmers überrascht werden, können sie sich gerade noch rechtzeitig verstecken. Eng aneinandergeschmiegt geben sie ihrem Begehren endlich nach ... BETTGEFLÜSTER - EXTRA HEIß von ROCK, JOANNE Tempest will nichts mit der Polizei zu tun haben. Warum also muss Detective Wes Shaw gerade sie so intensiv befragen? Er ist so sexy und unwiderstehlich, dass ihr Treffen prompt mit intimen Geständnissen im Bett endet - und mit noch viel erregenderen Enthüllungen ... IMMER NOCH IN DICH VERLIEBT von FERRARELLA, MARIE Ein Drohbrief! Eine strangulierte Puppe! Der Polizist Cameron weiß, dass die zarte Serena, die einst seine große Liebe war, in Gefahr ist. Deshalb übernachtet er bei ihr. Bebend vor Begierde erleben sie Stunden der Lust. Und er schwört, den Mörder ihrer Eltern zu finden!
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Seitenzahl: 604
Julie Kistler, Joanne Rock, Marie Ferrarella
TIFFANY EXKLUSIV BAND 74
IMPRESSUM
TIFFANY EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Neuauflage in der Reihe TIFFANY EXKLUSIVBand 74 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2004 by Julie Kistler Originaltitel: „Packing Heat“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFFANY, Band 1130
© 2005 by Joanne Rock Originaltitel: „Silk Confessions“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christian Trautmann Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFFANY, Band 1186
© 1997 by Rydzynski-Ferrarella Originaltitel: „Serena McKee’s Back in Town“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Susann Rauhaus Deutsche Erstausgabe 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFFANY DUO, Band 119
Abbildungen: Harlequin Books S.A., Suriya K / shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733758837
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL
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Irgendetwas lag in der Luft, das spürte Cooper Calhoun ganz genau.
Er streckte sich auf der Liege aus, legte die Hände unter den Kopf und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Es war angenehm, hier im Schatten neben der Hütte zu liegen und über den ruhigen blauen See zu schauen, in dem sich die Morgensonne spiegelte. Aber das hieß nicht, dass er sich leicht hinters Licht führen ließ.
Irgendetwas lag in der Luft.
Natürlich ahnte er, dass seine Eltern und seine Brüder ihn für leichtsinnig, verantwortungslos und nicht besonders schlau hielten. Aber sie irrten sich. Cooper wusste ganz genau, dass die Familie wieder mal irgendetwas vorhatte, wovon sie ihm nichts erzählte. Warum sonst war er immer noch allein hier, obwohl seine beiden älteren Brüder schon vor zwölf Stunden hätten zu ihm stoßen sollen. Was war los?
„Die haben wirklich Nerven“, murmelte er und schleuderte verärgert einen Stein ins Wasser. „Glauben sie wirklich, dass ich hier tagelang auf sie warte, in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch kommen?“
Dabei hatte er noch nicht einmal etwas fürs Angeln übrig. Er hatte sich nur zu dieser Ferienwoche überreden lassen, weil er mit seinen Brüdern zusammen sein wollte, und daraus wurde ja nun offenbar nichts.
Cooper war der jüngste der drei Calhoun-Brüder und hatte bisher noch am wenigsten von sich reden gemacht. Sein Vater und seine beiden Brüder hatten es bei der Polizei von Chicago schon zu einiger Berühmtheit gebracht. Dad war Deputy Superintendent und würde bald zum First Deputy befördert werden. Jake, der älteste Sohn, war in Vaters Fußstapfen getreten und hatte bereits eine erstaunliche Karriere hinter sich. Seine logische, methodische Arbeitsweise hatte ihm den Rang eines Sergeant eingebracht. Und Sean, der seinen Beruf eher intuitiv anging, war Detective und bekannt dafür, dass er sich nicht aufs Glatteis führen ließ und Lügner und Kriminelle sehr schnell durchschaute.
Im Vergleich zu ihnen war Cooper eine Enttäuschung. Keiner nahm ihn ernst, schon weil er immer noch der Meinung war, das Leben müsse mehr zu bieten haben, als nur einer der berühmten Calhouns zu sein. Warum konnte man nicht auch als ein Calhoun das Leben von seiner heiteren Seite nehmen und Spaß haben? Was sollte daran falsch sein?
Cooper setzte sich auf und zog sein Handy aus der Tasche. In der Hütte gab es kein Telefon, aber vielleicht hatten die Brüder ihm auf die Mailbox gesprochen. Mist, die Batterie schien kaum noch Saft zu haben. Außerdem war der Empfang hier draußen ziemlich schlecht.
Was bedeuten konnte, dass er hier draußen gar nicht erreichbar war. Bei dem Gedanken wurde ihm plötzlich ganz leicht ums Herz. Dann hatten seine Brüder ihn nicht vergessen, sondern die unvollkommene Technik war schuld.
Er stand kurz entschlossen auf und ging in die Hütte, um seine Autoschlüssel zu holen. Vielleicht wurde der Empfang besser, wenn er ein Stückchen fuhr. Alles war besser, als hier so tatenlos herumzuhängen.
Er startete den Jeep und steckte das Telefon in die kleine Steckdose, um wenigstens die Batterie aufzuladen. Alle paar Kilometer überprüfte er den Empfang, aber immer noch bekam er keine Verbindung.
Verärgert schüttelte er das Telefon. Nichts. Er hielt es aus dem Fenster. Kein Empfang. Erst als er nach einer halben Stunde den Laden für Angelzubehör erreicht hatte, der auf einem Hügel lag, wurde es besser. Und jetzt konnte er auch sehen, dass in seiner Mailbox zwei Nachrichten warteten. Wahrscheinlich hatten beide Brüder sich gemeldet.
Die erste kam von Jake, offenbar von gestern Nachmittag. Cooper konnte ihn kaum verstehen. Es ging um Dad und irgendeine Krise, in der der Vater steckte und wegen der Jake nicht kommen konnte. Sean hatte zwei Stunden später angerufen, und ihn konnte Cooper besser verstehen.
„Hallo, Cooper, hier ist Sean. Ich kann leider nicht kommen. Jake muss irgendetwas Dringendes für Dad erledigen, und Mom sitzt mir wegen einer anderen Sache im Nacken. Wenn du willst, kannst du schon mal zur Hütte fahren. Ich versuche dann später nachzukommen.“
Da die Nachricht von gestern war, war wohl auch mit Sean nicht mehr zu rechnen. „Danke, Bruderherz“, sagte Cooper düster. Mom saß Sean wegen irgendeiner Sache im Nacken? Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er nichts tat, was er nicht tun wollte. Wahrscheinlich hatte er keine Lust, seine Zeit mit seinem kleinen Bruder zu vergeuden.
„Schade“, murmelte Cooper. Beide mussten offenbar ganz dringend etwas tun und konnten sich nicht mit ihrem Bruder treffen. Ein merkwürdiger Zufall, dass beide Eltern ihre Hilfe brauchten, gerade als ihre Söhne die Stadt verlassen wollten. Sean würde wahrscheinlich behaupten, dass sein Auftrag nichts mit Jakes zu tun hatte, aber Cooper hatte da seine Zweifel. So wie er seine Eltern kannte, hatten sie sicher dasselbe Ziel, aber wollten es von verschiedenen Seiten angehen und setzten ihre jeweiligen Lieblingssöhne darauf an. Aber worum ging es?
In einem Punkt war Cooper ganz sicher. Wenn irgendetwas Interessantes bei den Calhouns passierte, wurde er nicht eingeweiht. Sie trauten ihm einfach nichts zu.
Während er wieder zur Hütte zurückfuhr, ging ihm alles Mögliche durch den Kopf. Er hatte zwei Wochen Urlaub, verfügte also über viel Zeit. Sollte er hier bleiben, angeln, Bier trinken und auf seine Brüder warten, womöglich vergeblich? Sollte er keinen Gedanken mehr an sie verschwenden und sich einfach eine gute Zeit machen? Oder sollte er in die Stadt zurückfahren und versuchen herauszufinden, was wirklich los war?
Als er in den Weg zur Hütte einbog, hatte er einen Entschluss gefasst. Es wurde Zeit, dass seine Familie ihn wirklich kennen lernte. Dass er nicht der harmlose, liebenswerte, aber unbedeutende Sohn war, der sich herumschubsen ließ und den man übergehen konnte. Nein, er würde ihnen beweisen, was in ihm steckte.
Er würde seine Sachen packen und die Hütte so schnell es ging verlassen. Falls Jake und Sean doch noch kamen, mussten sie eben allein zurechtkommen. „Ich fahre zurück nach Chicago“, sagte er laut. „Ich muss herauskriegen, wohin sie gefahren sind und warum.“
Mom war der Meinung, dass Sean ihr in jeder Lebenslage helfen konnte, und Dad hielt große Stücke auf Jake. Aber vielleicht würden sie ihre Meinung ändern. Wenn es diesmal Cooper war, der den Fall löste, auf den die Brüder angesetzt worden waren, dann mussten seine Eltern zugeben, dass auch Cooper ihr Vertrauen und ihren Respekt verdiente.
Cooper lächelte grimmig vor sich hin. Genau das würde er tun. Er würde ihnen zeigen, dass es noch einen Calhoun gab, mit dem man rechnen musste.
Es war schon spät, als Cooper sein Haus in Chicago erreichte, aber er war nicht müde. Er regte sich immer noch darüber auf, wie seine eigene Familie ihn behandelte. Weshalb vertrauten sie ihm nicht? Es war doch schließlich nicht seine Schuld, dass er der Jüngste war.
„Das ist wirklich unfair“, murmelte er vor sich hin, als er seine Tasche im Flur einfach fallen ließ.
Erst versuchte er die Brüder anzurufen, erreichte in beiden Fällen aber nur den Anrufbeantworter. Dann rief er seine Eltern an, in der Hoffnung, sie würden ihm sagen, wohin Jake und Sean gefahren waren. Aber wieder hatte er keinen Erfolg. Seine Eltern waren nicht da.
Wütend warf er den Hörer auf die Gabel. Er musste sich unbedingt abreagieren. Er beschloss, in die Bar in der Rush Street gehen, wo seine Kollegen nach Dienstschluss meistens zu finden waren. Schließlich war Samstagabend. Als er die Tür zur Bar aufstieß, war er immer noch wütend, dass die Familie so wenig von ihm hielt. Das merkten seine Kumpels sofort.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte einer und kam vom Billardtisch auf Cooper zu. „Du hast doch Urlaub. Warum bist du dann so schlecht gelaunt?“
„Habe meine Gründe.“ Hinten in der Ecke saß eine hübsche Brünette. Was sie wohl sagen würde, wenn er ihr einen Drink spendierte? Sie hatte langes dunkles Haar, einen sehr hellen Teint und wirkte sehr abweisend. Aber gerade das fand Cooper interessant. Genau sein Typ, und sie schien auch allein zu sein …
Doch bevor er etwas unternehmen konnte, setzte sich eine auffällige Rothaarige in einer engen Jeans und einem noch engeren Top dicht neben ihn. „Willst du mir nicht einen Drink spendieren?“, fragte sie und sah ihn dreist an. „Ich heiße übrigens Tonya. Und wie heißt du?“
Erstaunlicherweise nahm er trotz des tiefen Ausschnitts auch ihr Gesicht wahr, das gar nicht mal hässlich war. Allerdings war sie viel zu stark geschminkt und sowieso nicht sein Typ. Er mochte brünette Frauen mit Klasse, so wie die hinten in der Ecke. Diese hier hatte weder Klasse noch braune Haare, zumindest momentan nicht. Ihre natürliche Haarfarbe war nicht auszumachen, aber ganz sicher war es nicht dieses schreiende Rot. Dennoch, aus Höflichkeit winkte er dem Barkeeper und spendierte der Rothaarigen einen Drink.
Aber das hätte er lieber nicht tun sollen. Denn kaum hatte sie ihren „Sex on the Beach“, in der Hand, schmiegte sie sich an Cooper und fragte ihn wieder nach seinem Namen. „Nun komm schon, stell dich nicht so an. Findest du mich denn gar nicht sexy?“ Sie machte einen Schmollmund. „Ich bin Tonya. Nun sag doch schon … Tonya.“
Sie hielt sich offenbar für sehr verführerisch, aber Cooper war leider nicht an ihr interessiert. Und die andere Frau, zu der er immer rüberschaute, interpretierte die Szene hier an der Bar sicher total falsch, denn sie verschwand, bevor er auch nur ein Wort mit ihr wechseln konnte. Doch noch bevor er Tonya eine Abfuhr erteilen konnte, gab ihm ein Betrunkener von hinten einen kräftigen Stoß.
„Lass mein Mädchen in Ruhe“, lallte er. Er war klein, wütend und hatte eine Glatze. Seine muskulösen Arme waren voller Tätowierungen. Eine Schönheit war er nicht gerade.
Die Rothaarige kicherte. „Oh, ich liebe es, wenn meine Männer um mich kämpfen!“ Ihr Atem wurde schneller, sodass ihr die Brüste fast aus dem Ausschnitt quollen.
„Hör bloß auf“, brummte Cooper und glitt von dem Barhocker. An der Freundin dieses Kerls war er nun wirklich nicht interessiert, und er hatte keine Lust, sich mit diesem tätowierten Besoffenen zu prügeln, der halb so groß war wie er. „Hau ab, Kumpel. Kein Interesse.“
Aber der Idiot ließ nicht locker und stieß ihn in die Seite. Mann, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Cooper starrte den Glatzkopf an, und während er noch überlegte, ob er sich wirklich mit ihm prügeln musste, um ihn loszuwerden, tauchten vier oder fünf Kollegen neben ihm auf.
„Alles in Ordnung, Cooper?“, fragte einer leise.
Als die Rothaarige sich plötzlich von kräftigen Polizisten umringt sah, verließ sie der Mut. „Komm, Joey“, zischte sie und packte den Tätowierten am Arm. „Lass uns abhauen.“ Ihre Lippen formten das Wort „Polizei“, wie Cooper deutlich sehen konnte.
Der bullige Glatzkopf ließ sich von ihr wegziehen, allerdings nicht ohne in Coopers Richtung halblaute Drohungen hervorzustoßen.
Einer von Coopers Freunden lachte und setzte sich auf einen Barhocker. „Mit besserer Laune habe ich nicht gemeint, dass du wegen der erstbesten Frau, die dir vor die Augen kommt, eine Prügelei mit ihrem Kerl anfangen sollst.“ Er schüttelte den Kopf. „Mann, du hast doch normalerweise einen besseren Geschmack.“
„Die hat sich doch an mich herangemacht. Und bevor ich ihr sagen konnte, dass sie nicht mein Typ ist, mischte sich dieser Tätowierte ein. Das war wirklich nicht meine Schuld“, versuchte Cooper sich zu rechtfertigen. Aber die anderen fanden das alle wahnsinnig komisch und hörten nicht auf, ihn zu hänseln. „Was kann ich denn dafür, wenn die Mädchen auf mich fliegen“, sagte er schließlich in komischer Verzweiflung.
Nun machten die Freunde erst recht ihre dummen Bemerkungen, aber Cooper hörte nicht mehr richtig zu.
Wieder warf er einen Blick in die Ecke, in der die Frau mit den langen dunklen Haaren gesessen hatte. Leider war sie verschwunden. Das musste ja so sein, bei seinem Pech.
Heute war nicht sein Tag. „Wisst ihr was, Jungs? Ich fahre jetzt nach Hause. Bin gerade aus Wisconsin zurückgekommen und todmüde.“
Die anderen protestierten lautstark, aber Cooper ließ sich nicht überreden. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt voll laufen zu lassen, und zu mehr war er momentan nicht in der Lage. Er zahlte und fuhr mit der Straßenbahn nach Hause.
Dort fiel er buchstäblich ins Bett, froh, allein zu sein, zumindest ohne irgendeine Tonya. Der Stadtlärm klang ihm süßer in den Ohren als das verdammte Zirpen der Grillen da draußen an dem einsamen See. Beim Rumpeln der Straßenbahn und dem Quietschen von Autoreifen konnte er sich sehr viel besser entspannen. Das war ihm vertraut, hier fühlte er sich zu Hause.
Am nächsten Morgen wurde er vom Telefon geweckt. Sein Sergeant fragte ihn, ob er für einen Kollegen einspringen könne.
„Warum nicht?“ Da die Angelwoche mit den Brüdern ins Wasser gefallen war, konnte er sich ebenso gut nützlich machen.
So kam Cooper erst kurz nach fünf Uhr dazu, nach den Brüdern zu fahnden. Beide waren nicht erreichbar. Also fuhr er ins Büro des Vaters.
Da weder seine Sekretärin noch sein Assistent da waren, ging Cooper gleich durch ins Büro. Wie erwartet arbeitete Deputy Superintendent Michael Calhoun auch an diesem Sonntagnachmittag. Wahrscheinlich wegen seiner anstehenden Beförderung, denn freiwilliger Wochenenddienst machte immer einen guten Eindruck.
Cooper musste über sich selbst den Kopf schütteln.
Das war zynisch. Sein Dad hatte immer Überstunden gemacht, solange er sich erinnern konnte.
„Oh, Cooper …“ Michael Calhoun wirkte nicht gerade begeistert, als er seinen jüngsten Sohn vor sich stehen sah. Eher beunruhigt, verbissen und ziemlich nervös. Schnell schob er verschiedene Papiere in einen Aktenordner, allerdings kein Dienstordner der Polizei von Chicago. „Ich dachte, du machst Urlaub.“
Cooper runzelte die Stirn. Normalerweise war sein Vater nicht aus der Ruhe zu bringen. Weshalb war er jetzt so nervös? Und was hatte er da eben in den Ordner gelegt? „Das wollte ich auch“, sagte er langsam und sah den Vater misstrauisch an. „Ich wollte mich mit Jake und Sean in der Hütte in Wisconsin treffen. Aber sie sind nicht gekommen. Weißt du, was mit ihnen los ist?“
„Ich?“ Das schlechte Gewissen war dem Superintendent an der Nasenspitze anzusehen, als er jetzt die verdächtige Akte schnell in der Schreibtischschublade verschwinden ließ.
„Ja. Jake hat mir eine Nachricht hinterlassen. Irgendwas über irgendwelche Kastanien, die er für dich aus dem Feuer holen soll.“ Cooper lehnte sich gegen den Aktenschrank und verschränkte gelassen die Arme vor der Brust. „Anscheinend hat er die Stadt verlassen. Was ist denn los?“
„Nichts. Ich meine …“ Michael Calhoun fühlte sich ganz offensichtlich äußerst unbehaglich. „Also, er soll nur etwas für mich herausfinden.“
„Was denn?“
„Nichts Wichtiges. Es geht um … ein Stück Land, das ich vielleicht kaufen will. Jake sollte sich mal umhören. Keine große Sache, ich wollte nur, dass es ohne Aufsehen geschieht.“ Er schaute verlegen. „Ich weiß, dass Jake so etwas gut kann.“
Und ich nicht? Aber darüber wollte Cooper jetzt nicht nachdenken. Was hatte sein Vater damit gemeint, als er sagte, Jake solle sich ein Stück Land ansehen? Ein Grundstück?
Das wurde ja immer verrückter. Um was für ein Grundstück mochte es sich handeln, da nur Jake es begutachten konnte? Warum nicht ein normaler Makler? Und was sollte diese Geheimniskrämerei? Da steckte doch etwas anderes dahinter.
„Dad, wenn ich dir bei irgendetwas …“ Aber Cooper konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen.
„He, Mike, bist du da?“, rief jemand aus dem Vorzimmer. Cooper erkannte die Stimme sofort. Sie gehörte Vince, dem früheren Assistenten des Vaters, der längst pensioniert war.
„Ja. Bleib, wo du bist. Ich komme gleich“, rief Michael und stand sofort auf.
„Ist das nicht Vince?“, fragte Cooper. „Warum lässt du ihn nicht hereinkommen? Ich würde ihm auch gern guten Tag sagen.“
„Du weißt doch, wie Vince ist“, sagte sein Vater hastig. „Er wird verlegen vor Leuten. Außerdem sind die Stühle draußen bequemer. Er hatte eine Hüftoperation und kann auf diesen hier nicht sitzen. Ich frage ihn nur schnell, was es gibt.“
Was ging hier vor? Warum sollte Vince verlegen sein, wenn ihm zwei Menschen gegenüberstanden? Und was sollte der Unsinn mit den Stühlen? Vince war ein netter Mann und Michael Calhoun total ergeben, hatte aber nicht gerade eine schnelle Auffassungsgabe. Cooper vermutete, dass sein Vater lieber allein mit Vince sprechen wollte, damit er nicht etwas sagen konnte, das Cooper nicht hören sollte.
„Ich frage ihn schnell, worum es geht“, sagte sein Dad wieder. „Bleib du solange hier.“ Er wies auf den Besucherstuhl.
„Okay.“ Cooper wusste, es hatte keinen Sinn zu widersprechen. Außerdem konnte er die Gelegenheit nutzen und nachsehen, was der Vater so Geheimnisvolles in seinem Schreibtisch versteckt hatte.
Doch Michael drückte die Schublade zu, bis das automatische Schloss klickte, und verließ dann das Büro, wobei er die Tür fest hinter sich zuzog.
„Oh, hallo, Vince“, hörte Cooper ihn mit erhobener Stimme sagen. Offenbar legte er es darauf an, dass Cooper ihn verstand. „Was für eine Überraschung! Mit dir hätte ich nun gar nicht gerechnet. Wie geht’s denn so?“
Das klang betont herzlich und vollkommen verlogen. Die ganze Geschichte wurde immer seltsamer. Erst dieses geheimnisvolle Getue mit dem Ordner, dann Dads Behauptung, er habe Jake wegen irgendeines mysteriösen Grundstücks losgeschickt, und nun kam auch noch Vince, der offenbar etwas mit der Sache zu tun hatte, so auffällig, wie sein Vater sich verhielt.
Cooper warf einen schnellen Blick auf die Tür. Sie war zu. Dann ging er um den Schreibtisch herum. Sein Dad hatte sich zwar vergewissert, dass die Schublade verschlossen war, hatte aber wohl vergessen, wie oft Cooper ihn dabei beobachtet hatte, wenn er sie aufschloss. Von der Familie nicht für voll genommen zu werden, hatte durchaus seine Vorteile. Keiner traute Cooper zu, dass er beobachtete, was um ihn herum vorging. Er wusste genau, dass sein Vater den Schlüssel in dem schwarzen Becher verwahrte.
Und da war er auch.
Cooper lächelte triumphierend, als er die Schublade aufzog. Da war die Akte. Er zog die Papiere heraus. Hm … offenbar ging es hier um eine Frau namens Toni, die, nach den handschriftlichen Notizen zu urteilen, von Vince überwacht wurde. Ausgerechnet Vince, der kaum etwas sah und sich seit seiner Hüftoperation nur langsam fortbewegen konnte.
Dennoch, Vince schien dem Objekt zu einem Reisebüro gefolgt zu sein, wo sie zwei Tickets für irgendeine Entdeckerreise gekauft hatte, die anscheinend gestern begonnen hatte. Das war alles sehr seltsam.
Wenn Cooper nicht auf dem ganz falschen Dampfer war, wollte Dad diese Toni finden und hatte Jake auf sie angesetzt. Aber warum? Aus den Unterlagen ging nichts weiter hervor, außer einer Kritzelei, die kaum zu lesen war, aber irgendetwas mit „einsamen Herzen“ zu tun hatte. Und das Wort daneben, hieß das nicht „Betrug“?
Cooper wusste, was damit gemeint war. Frauen machten sich an einsame Männer heran, spielten ihnen Liebe vor und nahmen ihnen dann Geld ab. Entweder versuchten sie, die Männer zu erpressen, oder sie räumten deren Konten leer, sobald sie sich ihr Vertrauen erschlichen und Bankvollmacht hatten.
Aber so etwas konnte doch seinem Vater nicht passieren. Außerdem hätte seine Mutter sofort Wind davon bekommen. Sie hing sehr an ihrem Mann und war rasend eifersüchtig.
Cooper öffnete die Tür einen Spalt. Vince und sein Vater waren immer noch in ihr Gespräch vertieft, wobei Michael meistens auf Vince einredete, der hin und wieder zustimmend nickte. Sie sprachen sehr leise und schienen vergessen zu haben, dass Cooper nebenan wartete.
Schnell schloss Cooper die Tür und trat wieder an den Schreibtisch. Jetzt sah er sich die Fotos genauer an, die mit einer Büroklammer an dem Aktendeckel festgemacht waren. Sie waren von ausgesprochen schlechter Qualität und so unscharf, als hätte der Autofokus der Kamera nicht funktioniert. Cooper trat ans Fenster. Offenbar handelte es sich um einen Mann und eine Frau, die auf so etwas wie einer Parkbank saßen. Beide trugen dunkle Kleidung, nur auf einem überraschend scharfen Bild waren die Füße der Frau in billigen Plastiksandaletten zu sehen. Die Frau schien blond zu sein und mittelgroß, aber mehr war nicht zu erkennen. Vince war wirklich ein lausiger Fotograf.
Die Stimmen draußen im Vorzimmer wurden lauter. „Bis bald mal wieder, Mike.“ Das war Vince. Schritte näherten sich der Tür, und Cooper legte die Unterlagen schnell wieder in die Schublade, schob sie zu und warf den Schlüssel in den Becher. Als die Tür aufging, saß er auf dem Besucherstuhl und schaute gelangweilt die Decke an.
„Wie geht es Vince?“, fragte er in einem zwanglosen Tonfall und lächelte den Vater freundlich an. „Alles in Ordnung?“
„Ja, ja“, sagte Calhoun senior knapp. „Sonst noch was, Cooper?“
„Nein. Ich wollte nur wissen, wo Jake ist.“
„Gut.“ Michael Calhoun setzte sich an den Schreibtisch und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. „Mach dir um Jake keine Gedanken. Und nun entschuldige mich bitte, ich habe noch eine Menge zu tun.“
Cooper runzelte die Stirn und musterte den Vater. „Und was ist mit Sean? Weißt du, wo er ist? Hat er irgendetwas für Mom zu erledigen?“
„Ich habe keine Ahnung. Falls seine Mutter dahinter steckt, hat es sicher mit irgendeiner jungen Frau zu tun, mit der sie ihn verkuppeln will. Du kennst doch deine Mutter. Sie will unbedingt, dass Sean heiratet.“
Das passte auch zu Seans Aussage, die Mutter säße ihm im Nacken. Und dennoch hatte Cooper das Gefühl, dass es um etwas anderes ging. „Aber sein Anrufbeantworter meint, er sei nicht in der Stadt.“
Wieder hob Michael Calhoun die Schultern. „Dann findet die Verabredung eben woanders statt. Ich weiß wirklich nicht, wo er ist. Ich fühle mich auch nicht verpflichtet, über all seine Schritte informiert zu sein.“
Das war deutlich. Mehr würde er bestimmt nicht aus dem Vater herausbringen. „Okay, Dad, dann mach’s gut.“
Während er zur Tür ging, überlegte er, was er als Nächstes tun sollte. Sollte er sich mit dem Reisebüro in Verbindung setzen? Aber da diese Toni offenbar schon gestern losgefahren war, schien das ziemlich sinnlos. Vielleicht konnte er aus seiner Mutter mehr herauskriegen. Auf alle Fälle sollte er versuchen, etwas über Sean zu erfahren.
Als er dann allerdings auf Vince stieß, der im Flur auf den Fahrstuhl wartete, änderte er seine Pläne sehr schnell. Das war vielleicht auch eine Möglichkeit …
Vince sah sehr viel klappriger aus, als Cooper ihn in Erinnerung hatte. Wahrscheinlich hatte er ihn das letzte Mal bei seiner Pensionierung gesehen, vor sieben oder acht Jahren. Das Haar war jetzt schlohweiß, und die Brillengläser wirkten noch dicker als damals.
„Hallo, Vince“, rief Cooper. „Wie geht es dir? Ich habe dich schon ewig nicht mehr gesehen.“
„Jake?“ Vince’ Stimme klang unsicher, und er sah Cooper zögernd durch die dicke Brille an. „Bist du es?“
Jake? Cooper war nicht der Meinung, dass Jake und er sich sehr ähnlich sahen. Jake war immerhin schon fast dreißig. Aber sie waren beide groß und sportlich und hatten eine ähnliche Haarfarbe. Außerdem meinten alle, dass ihre Stimmen sich sehr ähnelten. Da war es wohl kein Wunder, dass Vince ihn mit seinem Bruder verwechselte, zumal er offenbar fast blind wie ein Maulwurf war und ihn ja auch seit Jahren nicht gesehen hatte.
Dennoch hatte Cooper ein schlechtes Gewissen, weil er den armen Vince nicht über seinen Irrtum aufklärte. Allerdings belog er ihn auch nicht direkt, oder?
„Wie geht’s dir?“, fragte er wieder, diesmal mit einer betont tiefen und sachlichen Stimme, wie man sie von Jake kannte.
„Ganz gut. Aber was machst du noch hier? Ich dachte, du würdest auf die Entdeckerreise gehen und dich nach dieser Toni umsehen. Du hast sie bisher nicht gefunden, was?“ Vince runzelte die Stirn. „Ich habe gerade mit deinem Dad gesprochen, und er hat nichts Diesbezügliches erwähnt. Aber du bist dran an der Sache, oder?“
„Ja, ja, keine Sorge.“
„Hast du schon eine Spur?“
„Nein, noch nicht. Ich bin nur vorbeigekommen, um ein paar Einzelheiten zu klären, wegen der Ermittlung und so.“ Das war nun wirklich eine dicke, fette Lüge. „Ich hoffte, ein paar Informationen zu kriegen. Was hast du denn bisher herausgefunden, Vince?“
„Nur das, was ich notiert habe“, sagte Vince schnell. „Ich habe sie leider nur aus großer Entfernung gesehen. Aber dein Vater hat ja direkt neben ihr gesessen.“
Dad hatte direkt neben ihr gesessen? Dann war er der Mann auf den unscharfen Fotos? Was wusste Vince denn noch?
Der Fahrstuhl hielt, und Cooper ließ Vince zuerst einsteigen. Wahrscheinlich war es sicherer, sich im Fahrstuhl zu unterhalten als im Flur, wo sein Vater jeden Augenblick auftauchen konnte. „Was sie wohl vorhat, diese Toni? Ist es der typische Fall von junger Frau und älterem Mann? Was will sie von ihm?“
„Soweit ich weiß, ist das eindeutig ein Fall von Erpressung.“
Erpressung? Das war ja ein ganz neuer Gesichtspunkt. Wen erpresste sie denn? Und warum?
Vince schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Es ist wirklich eine Schande, dass jemand wie diese Toni noch nicht einmal davor zurückschreckt, einen so anständigen Mann wie Mike Calhoun zu erpressen.“
Was? Dad wurde erpresst? Cooper schossen tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf. „Ja, das kann man wohl sagen“, murmelte er.
Der Fahrstuhl hielt im Parterre, und beide Männer stiegen aus. Cooper überlegte krampfhaft, wie er noch mehr aus Vince herausholen konnte, ohne dem alten Mann zu verraten, dass er gar nichts wusste. Aber das war gar nicht nötig. Vince redete auch ohne weitere Aufforderung.
„Du musst wissen, dass ich die Sache nicht geglaubt habe, nicht eine Sekunde lang.“ Vince kam näher. „Dein Vater hat deine Mutter in den siebziger Jahren nicht betrogen, und dieses Mädchen ist ganz sicher nicht seine Tochter. Ich hoffe, du kommst nicht auf die Idee, es könnte etwas dran sein an diesen absurden Behauptungen. Er würde so etwas nie tun. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
Cooper versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese neuen Eröffnungen verwirrten. Was sagte Vince da? Dad wurde erpresst, weil er Mom betrogen hatte? Und möglicherweise eine uneheliche Tochter hatte?
„Nie und nimmer“, Vince schüttelte energisch den Kopf, „hätte Mike Calhoun sich mit einer Nutte eingelassen, geschweige denn ihr ein Kind gemacht.“
Nutte? Das wurde ja immer schlimmer. Cooper atmete tief durch. Kein Wunder, dass sein Dad die Nerven verlor und Jake und Vince auf den Fall ansetzte.
Wenn er ihn richtig verstanden hatte, hatte Vince gerade behauptet, Dad würde von einer Toni erpresst, die behauptete, seine uneheliche Tochter zu sein und zwar aus der Zeit, als er eine Beziehung mit einer Nutte gehabt haben sollte.
Das war vollkommen verrückt. Michael Calhoun war unfähig, so etwas zu tun, dazu war er viel zu anständig.
Aber spielte das wirklich eine Rolle, wenn seine Mutter Wind davon bekam? Sie würde außer sich sein, selbst wenn kein Wort an der Geschichte wahr war. Außerdem konnte Michael Calhoun dann die anstehende Beförderung vergessen, denn die Zeitungen würden die Geschichte genüsslich auswalzen, auch wenn alles gelogen war. Und daran hatte Cooper keinen Zweifel, daran wollte er keinen Zweifel haben.
Eine Katastrophe für die Familie stand unmittelbar bevor, und keiner hatte ihn informiert.
„Das ist unmöglich“, murmelte er vor sich hin, „unmöglich in jeder Beziehung.“
„Stimmt.“ Vince seufzte tief auf. „Wir müssen alles tun, um ihm zu helfen. Du musst sie unbedingt finden, Jake, damit sie nicht noch mehr Unheil anrichten kann.“
„Ja, ich … also, ich will mein Bestes tun.“
Cooper hatte den Eindruck, die Hauptrolle in einem schlechten Film zu spielen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er wollte noch viele Fragen stellen, aber er traute sich nicht. Konnte es wirklich sein, dass irgendeine wildfremde Frau behauptete, Deputy Superintendent Michael Calhoun sei nicht nur sein, sondern auch ihr Vater?
Uneheliche Töchter, Ehebruch, Nutten, Erpressung. Hätte er sich bloß aus der ganzen Sache herausgehalten.
Cooper musste unbedingt mit seiner Mutter sprechen. Was wusste sie von der ganzen Sache?
Als Cooper sein Elternhaus betrat, war er überrascht von dem harmonischen Anblick, der sich ihm bot. Seine Mutter und ihre beste Freundin Bebe saßen zusammen auf dem Teppich, ans Sofa gelehnt, aßen Popcorn und sahen einen alten Film im Fernsehen an.
Seine Mutter wandte sich ihm lächelnd zu. Sie hatte geweint, die Wimperntusche war verschmiert. Seltsam, sonst legte sie sehr viel Wert auf ein makelloses Aussehen. Schnell stand sie auf und zog ihn in den Flur.
„Bebe und ich haben uns gerade diesen alten Film mit Deborah Kerr angesehen“, sagte sie und lächelte verlegen. „Da muss ich immer weinen.“
Cooper hatte seine Mutter noch nie weinen sehen. Außerdem, Popcorn im Wohnzimmer? Normalerweise war es streng verboten, im Wohnzimmer überhaupt zu essen. Und wieso war Bebe an einem Sonntagabend da, und beide sahen sich einen traurigen Film im Fernsehen an? Das sah seiner Mutter gar nicht ähnlich.
„Ich dachte, du bist verreist, mein Junge, sonst hätte ich dich gefragt, ob du zum Essen kommen willst.“ Sie legte ihren Arm um ihn und führte ihn ins Wohnzimmer.
„Die Angelwoche ist leider ausgefallen, weil Jake und Sean nicht aufgetaucht sind.“
„Ach so? Na ja, ich freue mich, dass du da bist. Komm rein, und sag Bebe guten Tag. Möchtest du vielleicht Popcorn oder ein paar Kekse? Habe ich dir übrigens schon erzählt, dass Karen Hocksteiders neuer Schwiegersohn eine reizende Schwester hat? Sie ist Anwältin, und hätte ich gewusst, dass du da bist, hätte ich sie für morgen zum Essen eingeladen.“
Kekskrümel und fettiges Popcorn im Wohnzimmer? Und Mom wollte ihn verkuppeln? Das war wirklich verrückt. „Bist du sicher, dass du dabei nicht an Sean gedacht hast?“
„Ja. Er braucht etwas anderes, eine häusliche Frau. Die hier ist eine sehr sachliche, ehrgeizige Karrierefrau, die viel Geld verdient“, sie nickte ihm lächelnd zu, „die richtige Frau für dich, damit du nicht vom rechten Weg abkommst.“
„Aber, Mom, warum sollte ich? Ich bin doch schließlich Polizist.“
„Das hat nicht unbedingt etwas zu sagen.“ Sie seufzte tief. „Auch Polizisten wissen nicht immer, wie sie sich zu verhalten haben.“
Das war ja etwas ganz Neues. Sie hatte sich zwar schon häufiger darüber beklagt, dass er seine Freundinnen zu schnell wechselte, aber normalerweise sah sie es ihm nach, weil er noch jung war, und konzentrierte ihre Bemühungen auf Sean. „Willst du damit sagen, dass ich eher wie Jake und Dad sein soll?“
„Wie dein Vater? Das will ich nicht hoffen!“
Was hatte denn das jetzt wieder zu bedeuten? Wusste sie von der Erpressung? „Wieso denn nicht?“
„Mein Junge“, sie strich ihm liebevoll über die Wange, „du kannst tun und lassen, was du willst. Dein Vater, Jake und Sean, sie tun es doch auch. Ihr seid alle gleich, ihr Männer. Und die Sache mit der Schwester von Karen Hocksteiders Schwiegersohn solltest du lieber vergessen. Du würdest sie nur todunglücklich machen.“
„So? Wie kommst du denn darauf?“
Aber sie machte nur eine abwehrende Handbewegung. „Komm rein, und sag Bebe guten Tag. Du kannst mit uns den Film ansehen, wenn du möchtest.“
„Und wo ist Sean?“, fragte Cooper. Er musste unbedingt herausfinden, wohin sie Sean geschickt hatte und was das mit Jake, seinem Vater und dieser mysteriösen Entdeckungsreise zu tun hatte. „Du hast ihn nicht gebeten, sich irgendein Schnäppchen von Grundstück außerhalb von Chicago anzusehen?“
Seine Mutter sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. „Nein, natürlich nicht. Warum sollte ich?“
„Wo ist er dann? Er hat gesagt, dass er etwas für dich erledigen muss.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Sean bringt das schon in Ordnung.“ Sie kniff ihm liebevoll in die Wange, und er fühlte sich wie ein Sechsjähriger. „Setz dich hin, und unterhalte dich mit Bebe. Ich mach schnell noch etwas Popcorn.“
„Ma, ich will kein …“ Zu spät, sie war bereits in der Küche verschwunden. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie nichts mehr dagegen hatte, im Wohnzimmer fettiges Popcorn zu essen, dazu noch auf dem Teppich. Bebe hatte eine große Schüssel von dem Zeug neben sich stehen.
„Hallo, Süßer.“ Bebe sah zu ihm hoch und winkte ihm kurz zu. „Du siehst ja wirklich schick aus in der Uniform. Dadurch wirken deine Augen besonders blau.“
„Ich weiß.“ Wie oft hatte er das schon gehört.
Bebe hatte einen Frisiersalon, und jedes Mal, wenn Cooper sie sah, hatte sie eine andere Haarfarbe. Heute trug sie kastanienbraun und kleine Spangen in Form von Schmetterlingen hielten ihr die Stirn frei. Ihre Augen glitzerten, und sie biss sich auf die Lippe, als fiele es ihr schwer, ein Geheimnis zu bewahren. Aha, was Mom wusste, wusste auch Bebe. Und Cooper ahnte, sie würde zu gern damit herausplatzen.
„Hallo, Bebe, du siehst toll aus wie immer“, begann Cooper lächelnd das Gespräch und setzte sich neben sie auf den Teppich. Er war mit der besten Freundin seiner Mutter, so verrückt und extravagant sie auch war, immer sehr gut zurechtgekommen. Und das würde er jetzt ausnutzen. Ein paar Komplimente, und sie war Wachs in seinen Händen. Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton wieder an. Bei dem Hintergrundgeräusch würde seine Mutter in der Küche dem Gespräch nicht folgen können.
„Wie geht es dir denn, du Schöner?“ Bebe lächelte ihn schelmisch an.
„Gut, besonders, wenn ich hier neben dir sitze. Sehr schick, deine neue Frisur.“
„Cooper, Cooper!“ Sie drohte ihm lächelnd mit dem Finger. „Hör auf, oder ich fange an, dich ernst zu nehmen. Obwohl, die Männer in deiner Familie …“ Sie verdrehte die Augen und presste kurz die Lippen aufeinander, konnte sich dann aber doch nicht zurückhalten. „Ihr benehmt euch schamlos, allesamt! Die aufrechten Calhouns mit den treuen blauen Augen! Pah!“
Das passte zu dem, was seine Mutter bereits angedeutet hatte. Cooper kniff die Augen leicht zusammen und fragte leise: „Wie geht es Mom, ich meine, bei all dem, was da mit Dad läuft?“
Das war einigermaßen unverfänglich. Wenn Bebe nichts wusste, konnte er immer noch so tun, als meinte er nur auf die bevorstehende Beförderung und die vielen Überstunden des Vaters. Aber wenn er Glück hatte, dann schloss sie daraus, dass er Bescheid wusste, und würde anfangen zu reden.
Er hatte Glück.
„Ist das nicht schrecklich?“, flüsterte sie, rückte näher und legte ihm die Hand auf den Arm. „Deine arme Mutter. Und mit so einem jungen Ding.“
„Ja, schrecklich.“ Eine Affäre? Das sah seinem Vater gar nicht ähnlich, passte aber zu der Erpressung und dem unehelichen Kind. Und es würde erklären, warum Mom plötzlich etwas gegen Männer im Allgemeinen und gegen die Männer der Familie Calhoun im Besonderen hatte.
„Mit so einem jungen Ding“, wiederholte Bebe, „und das in seinem Alter. Natürlich haben wir noch keine Beweise. Erst mal muss Sean sie finden und hören, was sie zu sagen hat. Trotzdem, was für ein kleines Miststück. Kennst du das Foto?“
„Foto?“
„Hat dir deine Mutter die Bilder nicht gezeigt?“
„Hm … nein, sie wollte mich wohl nicht in die Einzelheiten einweihen“, fiel Cooper schnell noch ein.
„Ach so, verstehe. Sie wollte dich nicht beunruhigen. Übrigens, die Bilder habe ich gemacht. Ich war es, die sie zuerst im Park entdeckt hat, zusammen mit deinem Vater.“
Eine Frau im Park mit seinem Vater. Cooper versuchte, Bebes Andeutungen mit dem zusammenzubringen, was er bereits wusste. Der Park und das billige Mädchen passten zu Vince’ Version, die unscharfen Fotos auch. Aber wenn er Bebe richtig verstand, sprach sie von einer aktuellen Affäre und nicht von einer Beziehung aus den Siebzigern, aus der ein Kind hervorgegangen sein sollte.
„Ich bin fast ohnmächtig geworden, als ich ihn mit diesem Mädchen sah“, fuhr Bebe fort. „Ich habe deiner Mutter natürlich sofort davon erzählt und bin dann verkleidet noch mal zu der Bank gegangen. Ich hatte meine Kamera dabei, und tatsächlich, sie waren wieder da, und ich habe ein paar gute Fotos machen können.“
„Das ist ja nicht zu fassen“, murmelte Cooper. Er war vollkommen verwirrt. Was sollte das Ganze? Seine normalerweise vernünftigen Eltern hatten ihre jeweiligen Freunde eingesetzt, um eine fremde Frau zu beschatten, ließen Fotos machen und die Frau belauschen?
„Ich habe die beiden Betrüger erwischt.“ Bebe war sichtlich stolz. „Meine erste verdeckte Ermittlung.“
„Du hast gesehen, wie sie im Park zusammen auf der Bank saßen. Sonst noch etwas?“
„Eigentlich nicht. Aber die Art, wie sie nebeneinander saßen und sich auffällig Mühe gaben, sich nicht anzusehen, war mehr als verdächtig. Außerdem hat dein Dad gelogen, als er behauptete, er sei ganz woanders gewesen an dem Tag. Und sie sahen beide aus wie das leibhaftige schlechte Gewissen.“
„Hm“, machte Cooper nachdenklich. Also gab es keinen wirklichen Beweis für eine Affäre. Aber was Bebe beobachtet hatte, passte sehr gut zu der Erpressungsgeschichte von Vince. Das bedeutete, dass Mom und Bebe noch nicht einmal die halbe Wahrheit kannten.
Wenn seine Mutter bereits die Fassung verlor und bei sentimentalen Filmen weinte, auf ihr Äußeres nicht mehr achtete und Popcorn auf dem Teppich aß, nur weil sie den Verdacht hatte, ihr Mann würde sie betrügen, wie würde sie dann erst reagieren, wenn sie den Rest hörte? Erpressung, Nutten, uneheliche Kinder …
„Ich habe es gleich gewusst!“, triumphierte Bebe.
„Sieht so aus, als solltest du der Sache weiter nachgehen“, sagte Cooper und setzte ein bewunderndes Lächeln auf. „Mit dir kann Sean ganz sicher nicht mithalten.“
„Das glaube ich auch nicht. Ich habe sie nämlich noch mal gesehen, musst du wissen, auf dem Flugplatz. Das war reiner Zufall. Ich bin ihr dann nachgegangen und habe gehört, dass sie nach …“, sie sah sich kurz um, „Champaign wollte.“
„Nach Ohio?“
„Ja, nach Urbana-Champaign. Deine Mutter hat Sean gleich hinterhergeschickt. Freitagnachmittag. Bisher haben wir noch nichts von ihm gehört, aber ich bin sicher, er wird sie finden und herauskriegen, wer sie ist und was sie von deinem Vater will. Sean wird sie schon zum Sprechen bringen.“
Nun wusste er also auch, wo Sean war. Zweihundert Meilen entfernt in Urbana. Und Jake war auf dieser Entdeckungsreise. Wer das Mädchen wohl letzten Endes ausfindig machte? Sollte er sich als Dritter auch noch einmischen? „Kannst du mir mal die Fotos zeigen?“
„Pst! Deine Mutter kommt. Die Bilder sind dahinten, unter einem der Sofakissen. Als deine Mutter dich kommen hörte, hat sie den Umschlag da versteckt. Wenn sie wieder in die Küche geht, kannst du sie dir ansehen. Du wirst sehen, ich habe ganze Arbeit geleistet.“
Schlechter als die von Vince konnten sie kaum sein. „Okay, Bebe. Danke.“
„Alles in Ordnung?“, fragte seine Mutter lächelnd, als sie mit einem Tablett den Raum betrat. Sie reichte Cooper ein Glas und stellte eine Schüssel mit Popcorn und einen Teller Kekse direkt auf den Teppich. Im Wohnzimmer! Cooper konnte es immer noch nicht fassen.
Pflichtschuldig nahm er von den Keksen und musste, zwischen Mutter und Bebe gezwängt, den Film über sich ergehen lassen. Als die Heldin von einem Auto angefahren wurde, brach seine Mutter in Tränen aus und lief in die Küche, um sich Papiertücher zu holen. Das war seine Gelegenheit.
Cooper sprang auf, griff unter die Sofakissen, fand den Umschlag und steckte ihn schnell ein. „Tut mir leid, aber ich kann den Film nicht mehr zu Ende ansehen. Ich gehe nachher noch zu einer Party und brauche dazu mein altes Bowling-Hemd. Das muss noch in meinem alten Zimmer sein.“
Seine Mutter kam aus der Küche. „Cooper?“
Aber Cooper war schon auf der Treppe. „Sekunde, Ma. Bin gleich wieder da.“ Er rannte in sein früheres Zimmer. Da das Haus hellhörig war, fing er wie wild in seinem alten Schrank zu kramen an, polterte mit Koffern und Kästen, damit seine Mutter keinen Verdacht schöpfte. Dann setzte er sich auf einen Karton und holte den Umschlag mit den Bildern heraus.
Das erste Foto war scharf und aus der Nähe aufgenommen. Eindeutig war es dieselbe Situation und dieselbe Frau wie auf den Bildern von Vince. Die Jeans und die Sandaletten erkannte er sofort. Offenbar war es auch dieselbe Bank. Also waren die Erpresserin von Vince und das „kleine Miststück“ von Bebe ein und dieselbe Person. Immerhin. Dann hatte Dad nicht zwei Skandale am Hals, sondern nur einen.
Auf dem zweiten Bild war die Frau besser zu erkennen. Seltsam, das Kinn, die Nase, der Mund, irgendwie kam ihm das bekannt vor.
Sollte etwa …? Er starrte auf das Foto in seiner Hand. Das konnte doch nicht wahr sein. Eine andere Haarfarbe, die Sonnenbrille, aber sonst …
„Die Frau von gestern in der Bar“, stieß Cooper fassungslos hervor.
Die Rothaarige, die sich an ihn herangemacht hatte. Tonya hatte sie sich genannt.
Er starrte auf das Bild. Ja, sie war es. Kein Zweifel.
Tonya. Toni. Sie also war es, die seinen Vater erpresste, indem sie behauptete, seine uneheliche Tochter zu sein. Oder versuchte sie, seinen alten Herrn zu verführen, wie Bebe meinte?
Plötzlich wurde ihm klar, was das bedeutete. Beide Brüder hatten die Stadt verlassen. Jake war seit Sonnabend auf dieser seltsamen Reise, wohin auch immer, und Sean war am Freitag nach Urbana geflogen. Und er, Cooper, war der Einzige, der die Frau gesehen hatte, nach der sie suchten, und zwar gestern in der Bar.
Also waren seine Brüder auf dem Holzweg. „Und ich weiß, wo ich sie finden kann“, sagte er laut zu sich.
Er sprang auf. Die Bar in der Rush Street.
Am Sonntag war die Bar geschlossen, also musste er mit seinen Nachforschungen warten. Aber das war nicht weiter schlimm, versuchte Cooper sich zu beruhigen. Er hatte immer noch einen großen Vorsprung vor seinen Brüdern, denn er war zumindest in der richtigen Stadt. Seine Chancen, dieses Familiendrama zu beenden, waren sehr viel größer als die seiner von allen bewunderten Brüder.
Erst Montagmittag hatte die Bar wieder geöffnet, und so fand er sich am frühen Nachmittag ein und benahm sich möglichst unauffällig, um kein Aufsehen zu erregen. Erst nach einer ganzen Weile schlenderte er zum Barkeeper hinüber. Er war ziemlich sicher, dass der Mann auch am Sonnabend Dienst gehabt hatte. Nach ein paar unverbindlichen Sätzen holte er das Bild von „Tonya“ hervor. „Kennen Sie diese Frau?“, fragte er leise.
„Nee.“ Der Mann hatte noch nicht einmal hingesehen.
Da musste er wohl andere Saiten aufziehen. Er knallte seinen Dienstausweis auf den Tresen, und sofort wurde der Barmann gesprächig. „Einer der Calhouns, was? Ich glaube, ich kenne Ihren Bruder, den Sergeant.“
„Jake.“
„Ein guter Mann.“
„Kennen Sie dieses Mädchen?“
„Kann sein.“ Ja, er habe sie schon mal gesehen. Bis letzte Woche sei sie noch blond gewesen, erst gestern sei sie mit den roten Haaren aufgetaucht.
„Was noch?“
„Letzten Monat war sie alle paar Tage hier“, meinte der Barkeeper zögernd. „Ich habe mir gleich gedacht, dass sie Schwierigkeiten machen würde, und deshalb habe ich sie im Auge behalten. Sie muss hier irgendwo in der Nähe wohnen. Sie und ihr Mann, die sind beide nicht ganz dicht. Hitzköpfe, alle beide.“
„Mann? Meinen Sie den kleinen Glatzkopf mit den Tätowierungen?“
„Genau den. Jeden Abend ziehen sie die gleiche Show ab. Sie ist hier und macht sich an jeden Mann ran. Dann kommt ihr Kerl rein und schreit sie an.“ Er schüttelte den Kopf. „Donnerstag, ich glaube, es war Donnerstag, da war er so wütend, dass er seinen Ehering quer durch den Raum warf. Daher weiß ich, dass sie verheiratet sind. Er sagte, dass sie am Sonnabend auf Hochzeitsreise gehen wollten, und wenn sie sich bis dahin nicht zusammennehmen würde, würde er die Reise abblasen und sich scheiden lassen. Sie ist dann unter irgendeinen Tisch gekrochen und hat nach dem Ring gesucht.“
„Und dann?“
„Da sie am Sonnabend wieder hier waren, sind die Flitterwochen wohl ins Wasser gefallen.“
Sie wollten am Sonnabend in die Flitterwochen fahren? Vielleicht auf die Entdeckungsreise, die Jake jetzt machte? Denn hatte Vince nicht gehört, dass diese Toni oder Tonya diese Reise auch gebucht hatte? „Ja, ich war am Sonnabend hier, ich habe sie gesehen“, meinte Cooper.
„Sehen Sie den Mann dahinten am Flipperautomaten? Ich bin ziemlich sicher, dass er von Tonya auch schon häufiger angemacht wurde. Er ist öfter hier. Vielleicht kann er Ihnen mehr sagen.“
„Danke.“
Cooper schlenderte möglichst unauffällig zu dem Flipperautomaten hinüber. Der junge Mann, blond und vielleicht Mitte Zwanzig, hatte sich schon eine hohe Punktzahl erspielt. „Was ist?“ Er wandte seinen Blick nur kurz von dem Automaten ab. „Was wollen Sie?“
„Haben Sie dieses Mädchen schon mal gesehen?“ Cooper zeigte ihm das Foto.
„Vielleicht.“
Cooper trat näher an den jungen Mann heran und zeigte ihm seinen Ausweis. „Was wissen Sie über sie?“
„Nicht viel. Ziemlich aufdringliche Person.“ Immer noch sah er Cooper nicht an, sondern spielte weiter. „Was hat sie getan?“
„Das weiß ich noch nicht.“
„Ich habe ihre Telefonnummer. Können Sie damit was anfangen?“
„Denke schon.“
„Okay.“ Er spielte weiter, und erst als der kleine silberne Ball ins Loch fiel, fischte er ein Streichholzbriefchen aus seiner Hemdtasche. „Sie ließ sich nicht abwimmeln und hat mir das hier gegeben. Meinte, ich soll sie mal anrufen.“ Er gab Cooper das Briefchen. „Ich hab es nur genommen, um sie loszuwerden.“
Auf die Innenseite des Streichholzbriefchens war „Tonya“ und eine Nummer gekritzelt. Cooper steckte es ein und ging.
Nur ein kurzer Telefonanruf, und er hatte die Adresse zu der Nummer.
Toni wohnte in einem alten Backsteingebäude, nichts Besonderes, aber typisch für Chicago, mit etwas baufälligen Balkons, die nach hinten hinausgingen. Es war keine billige und keine teure Gegend, eher durchschnittlich. Tonyas Wohnung war im ersten Stock, und so stieg Cooper schnell die Treppe hinauf und klopfte an die Tür. Was sollte er sagen, wenn sie oder ihr bulliger Mann tatsächlich zu Hause waren? Wahrscheinlich würde er sich nur vergewissern, dass sie wirklich die Frau auf dem Foto war, und dann seinem Vater die ganze Sache übergeben.
Dad, ich habe die Frau gefunden, die Jake suchen sollte. Jake hatte keinen Erfolg, und Sean auch nicht. Aber ich habe sie ausfindig gemacht. Was sagst du nun?
Er horchte angestrengt. Von drinnen kam kein Laut. Wieder klopfte er an die Tür, kräftiger diesmal. „Ist jemand zu Hause? Ich soll Blumen an Tonya ausliefern. Tonya? Ich habe ein Dutzend Rosen für Sie.“
Keine Antwort.
Während er noch überlegte, ob er zum Hausmeister gehen sollte, der einem Polizisten sicher die Wohnung aufschließen würde, drehte er an dem Türknauf. Verblüfft hielt er inne. Die Tür war nicht verschlossen.
Vorsichtig stieß er sie auf. Das fehlte noch, dass er hier in ein Verbrechen hineingeriet. Andererseits, wenn hier irgendetwas Kriminelles vorgefallen war, musste er der Sache nachgehen.
„Tonya“, rief er wieder. „Sind Sie da?“
Schweigen. Vorsichtig trat er ein. Er stand in einem kleinen Wohnzimmer. Schnell sah er sich um. Es war niemand zu sehen. Der Raum war äußerst sparsam eingerichtet. Aber was war das? Ein fast zwei Meter hoher blinkender Apparat stand in der Mitte des Zimmers, offenbar eine Kombination aus Flipper und Kaugummiautomat. Cooper schüttelte den Kopf. Erstaunlich, womit sich manche Menschen die Zeit vertrieben.
Das Apartment wirkte ziemlich unbewohnt. Die Klimaanlage war abgeschaltet. Das Telefon war tot. In der Küche standen keine Töpfe oder Pfannen herum, nicht mal schmutzige Kaffeetassen. Im Aschenbecher lagen keine Zigarettenkippen. Der Kühlschrank war leer, der Stecker herausgezogen. Es sah ganz so aus, als sei seit Tagen niemand in der Wohnung gewesen.
Auch die Papierkörbe in der Wohnung waren leer. Im Mülleimer fand er nur Pizzaschachteln und Bierdosen. Außerdem drei Umschläge, die alle an einen „Joey Krupke“ adressiert waren, und eine Telefonrechnung für „Toni Jones“. Cooper steckte die Umschläge ein. An der Küchenwand hing ein Kalender mit ein paar Einträgen. Zum Beispiel ein schiefes Herz am Freitag vor zwei Wochen. Daneben stand „Hochzeit!“. Und am letzten Sonnabend „ER“.
Im Schlafzimmer fand Cooper einen Stapel Reisebroschüren, unter anderem auch die eines Fitness-Hotels in Wisconsin, das sich einigermaßen skurril anhörte. „Entdecken Sie sich selbst“, las er laut. „Na, wer sagt’s denn? Wahrscheinlich ist Jake in Wisconsin gelandet.“
Auf der Rückseite der Broschüre stand: „Entdecken Sie die Tiefe Ihres Seins und die innere Seele Ihres Partners im Paradies für Jungverheiratete. Harmonie, verständnisvolles Miteinander und wahre eheliche Erfüllung erwarten Sie.“
Ausgerechnet Jake war in so etwas hineingeraten? Der sachliche, nüchterne Jake erforschte die Tiefe seines Seins und die wahre Erfüllung inmitten verliebter Flitterwöchner?
Cooper lachte laut los. Er steckte die Broschüren ebenfalls ein. Dad hatte Jake in geheimer Mission losgeschickt, um diese Toni zu finden, und nun saß der Arme da fest, musste einem Beziehungsguru zuhören, und Toni war noch nicht einmal da. Das war absolute Spitze.
Cooper lachte immer noch, während er unter das Bett schaute und dann die Kommodenschubladen aufzog. Er konnte sich so richtig vorstellen, wie Jake nach seinem inneren Selbst suchte.
Auch die Schubladen waren leer, ein weiterer Beweis dafür, dass Tonya oder Toni und ihr Joey längst ausgeflogen waren.
„Fehlt noch was?“ Cooper sah sich im Schlafzimmer um. „Ach ja, der Schrank.“ Wahrscheinlich war der auch leer, aber nachsehen musste er natürlich. Er machte die Tür auf.
Eine Frau sprang heraus.
Mit einem schrillen Schrei stürzte sie sich auf ihn. Heftig trat sie gegen sein Knie, während sie mit den Händen in der Luft herumfuchtelte. Was war das? Karate-Training?
„Das ist doch nicht Tonya!“ stieß er hervor, während er zu Boden ging und sich sein schmerzendes Knie hielt.
Die Frau warf sich auf Cooper und versuchte, ihn auf dem Boden festzuhalten, aber das gelang ihr nicht, denn er war schwerer und kräftiger als sie. Er warf sie herum, sodass er auf ihr zu liegen kam. Und während er versuchte, sie bei den Handgelenken zu packen, sah er sie sich genauer an. Sie hatte dunkles volles Haar, das sie zu einem dicken Zopf geflochten hatte, sehr helle Haut, ein kleines energisches Kinn und sanft gerundete Wangen, die sich vor Anstrengung leicht röteten.
Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, wenn er auch nicht wusste, wieso. Sie war ziemlich groß und für eine Frau erstaunlich athletisch gebaut. Zu der schwarzen Hose und der weißen Bluse trug sie eine schwarze Jacke, die sich unter dem linken Arm verdächtig beulte. Aha, sie hatte eine Pistole. Das machte Coopers Situation nicht gerade einfacher.
Immer noch versuchte er, sie bei den Handgelenken zu packen, aber sie wand sich derartig unter ihm, dass er stattdessen mit der Hand ihre Brüste berührte. Er ließ die Hand dort liegen und sah der Frau in die Augen.
Sie atmete hörbar ein und versuchte, sich mit einer kräftigen Wendung zu befreien. Dabei sprangen zwei Knöpfe ihrer Bluse ab, und Cooper starrte auf einen sehr knappen rosafarbenen BH, der die prallen Brüste kaum halten konnte.
Cooper kniff die Augen leicht zusammen und grinste. Eine gefährliche Situation, die das Adrenalin ins Blut trieb, und eine sexy Frau unter sich, was wollte man mehr?
Ihre Augen, die buchstäblich Funken sprühten, waren von einem dunklen Veilchenblau. Sie atmete schwer, und bei jedem Atemzug wölbten sich ihre Brüste vor. Was für eine Wahnsinnsfrau. Plötzlich ging auch Coopers Atem schwer. „Du bist nicht Tonya“, stieß er hervor. Er hatte sie schon einmal gesehen, da war er ganz sicher. Aber wo?
„Scharf kombiniert“, antwortete sie.
„Sekunde …“, sagte er langsam. Das war’s, er kannte sie aus der Bar. Das war die Brünette, die da im Hintergrund gesessen hatte und plötzlich verschwunden war. Der er einen Drink hatte spendieren wollen.
„Warst du am Sonnabend in der Bar in der Rush Street?“
„Nein.“ Sie sah ihn ausdruckslos an.
Das war gelogen. Cooper war fest davon überzeugt, dass er sie am Sonnabend gesehen hatte. „Wer bist du, und was machst du hier im Schrank? Und warum hast du dieses Ding dabei?“ Er wies mit dem Kopf auf die Pistole und grinste. „Lass mich raten. Dich hat jemand geschickt, der von Tonyas Kerl zusammengeschlagen wurde.“
„Sehr witzig.“
„Wer dann?“
Sie dachte kurz nach. Dann griff sie in ihre Brusttasche und holte eine kleine Brieftasche heraus, die sie schnell aufklappen ließ. Auf einer Seite steckte die Dienstmarke, auf der anderen der Ausweis. „FBI“, sagte sie lässig. „Agentin Violet O’Leary.“
„Violet O’Leary?“ Das hörte sich gar nicht nach FBI an, und sie sah auch nicht wie eine FBI-Agentin aus, vor allem nicht jetzt, mit den geröteten Wangen und der offenen Bluse.
„Ja. Und wer bist du? Und was tust du hier?“ Immer noch hoben und senkten sich ihre Brüste bei den schnellen Atemzügen. „Außer dass du dich der Verhaftung widersetzt hast?“
„Ich hatte doch keine Ahnung, dass du vom FBI bist. Außerdem …“ Er griff in die Hosentasche und holte seinen Ausweis heraus, „gehöre ich zu einem ähnlichen Verein.“
Er stand auf, half ihr hoch und reichte ihr den Ausweis. „Hier, überzeuge dich selbst.“
Sie schien nicht besonders beeindruckt zu sein. „Das hier fällt in meinen Zuständigkeitsbereich, Officer Calhoun“, sagte sie knapp.
„Das werden wir sehen. Noch weiß ich nicht, weshalb du hier bist.“ Er rieb sich das schmerzende Knie. „War das wirklich nötig?“
„Ich hätte dich auch erschießen können“, murmelte sie. Dann sah sie an sich herunter, wurde knallrot und hielt schnell die Bluse vorn zusammen. Zu spät. Ihre Brüste würde er nicht so schnell vergessen.
„Die Knöpfe sind in Richtung Sofa geflogen“, sagte er hilfsbereit. „Nur für den Fall, dass du keine Spuren hinterlassen möchtest.“
„Danke.“ Sie beugte sich vor und hob die zwei kleinen weißen Knöpfe auf.
„Weshalb bist du hier?“ Cooper ließ nicht locker. „Bist du auch hinter Tonya her?“
Sie nickte. „Genauer gesagt, Antoinette Marie Jones, seit kurzem verheiratete Krupke. Aber sie ist eher unter dem Namen Toni bekannt, Toni Jones. Das Pseudonym Tonya benutzt sie nicht sehr oft.“
Sie schien mehr über diese Tonya zu wissen als er. „Gut, dann eben Toni. Was ist mit ihr?“
„Das geht dich nichts an“, sagte sie streng, was angesichts ihres Aufzugs die Wirkung verfehlte. „Ich kann dir nur raten, den Fall uns zu überlassen. Wir wollen sie, und wir kriegen sie.“
„Was wirft man ihr denn vor?“
Violet antwortete nicht. Mit einem schnellen Griff zog sie die Hotelbroschüren aus seiner Brusttasche und ging in Richtung Schlafzimmer. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Lass die Finger von dem Kaugummiautomaten“, sagte sie warnend. „Den brauchen wir zur Spurensicherung. Ich bin gleich zurück.“
Der Kaugummiautomat? Spuren von was?
In was war er da hineingeraten? Aber Cooper musste zugeben, dass die Umstände nicht ohne Reiz waren, besonders die Agentin mit den veilchenblauen Augen und den aufregenden Brüsten.
Obwohl sie ihn getreten hatte und er mit allem anderen in Tonis Apartment gerechnet hatte, nur nicht mit einer FBI-Agentin, die sich im Schrank versteckte, hoffte er, dass sich ihre Wege nicht so schnell wieder trennten. Sie war nicht sehr gesprächig und nicht bereit, Informationen zu teilen, außerdem blitzschnell beim Angriff … eine sehr interessante Frau.
Er musste über sich selbst den Kopf schütteln. Immer schon hatte er etwas für die klassisch aussehenden, klugen Brünetten übrig gehabt. Violet entsprach genau seinem Frauentyp.
Als er hörte, wie die Eingangstür vorsichtig ins Schloss gezogen wurde, wusste er, Violet O’Leary war gegangen. Cooper sah sich noch einmal in aller Ruhe in dem Apartment um, um absolut sicher zu sein, nichts übersehen zu haben. Irgendwo musste doch ein Hinweis darauf zu finden sein, was Toni vorhatte und warum sie so plötzlich verschwunden war. Im Wohnzimmer nahm er sich noch einmal den unförmigen Kaugummiautomaten vor, der Violet so wichtig zu sein schien. Weshalb wohl? Was für ein Verbrechen, das den FBI interessierte, konnte Antoinette Krupke mit ein paar Kaugummikugeln begangen haben?
Er hatte keine Wahl, er musste Antoinette alias Toni alias Tonya finden, bevor der FBI sie in die Finger bekam. Cooper seufzte leise. Viel lieber würde er mit Violet flirten und ausprobieren, wohin das führen könnte. Er hätte auch nichts dagegen, mit ihr zusammen nach Toni zu suchen, wenn sich dadurch die Gelegenheit ergab, ihr näher zu kommen.
Aber das war leider keine Alternative. Denn wenn der FBI Toni verhaftete, würde sie zweifellos alles ausplaudern, nur um die eigene Haut zu retten, also auch die Sache mit seinem Vater. Und wenn der FBI von Dads Verbindungen zu Nutten in den Siebzigern erfuhr und von der Existenz einer unehelichen Tochter, dann konnte Dad seine Karriere vergessen.
Violet kauerte sich hinter die getönten Scheiben ihres schwarzen Wagens und ließ Cooper Calhoun nicht aus den Augen, der gerade lässig das Haus verließ. Sie fluchte leise. Warum hatte dieser hübsche Junge auch gerade dann auftauchen müssen, als sie ihrem Ziel schon so nahe war. Nun musste sie sich auch noch um ihn kümmern. Wer war er? Was hatte er vor? Was wusste er? Würde er sie in ihren Ermittlungen behindern? Sie hatte sich doch vorher vergewissert, dass gegen Toni bei der hiesigen Polizei nichts vorlag. Was hatte dieser Cooper dann hier zu suchen? Für wen arbeitete er?
Heißer Typ, musste sie widerwillig zugeben und beobachtete ihn, wie er leicht hinkend den Bürgersteig entlangging. Offenbar tat ihm das Knie immer noch weh. Aber irgendwie sah dieser leicht schleppende Gang geradezu sexy aus und betonte seinen kleinen muskulösen Hintern.
Sie strich sich eine Locke hinter das Ohr und rutschte nervös auf dem Sitz hin und her. Ihre Wangen glühten, weil sie sich nur zu genau daran erinnerte, wie er auf ihr gelegen hatte. Und wie schamlos er ihr auf die Brüste gestarrt hatte, als die Knöpfe abgesprungen waren.
Violet umklammerte das Steuerrad und versuchte sich einzureden, dass sie es hasste, so taxiert zu werden. Sie war schließlich FBI-Agentin und nicht irgendeine billige Nutte. Aber sie konnte diese leuchtend blauen Augen nicht vergessen und das freche Lächeln, von dem schlanken durchtrainierten Körper gar nicht zu reden, der an den richtigen Stellen hart war, wie sie nur zu eindeutig hatte feststellen können. Sie stöhnte auf und kniff kurz die Augen zusammen. Warum musste Officer Cooper Calhoun auch so sexy sein? Schlimm genug, dass er sich in ihre Angelegenheiten mischte.
„Weshalb ist er denn überhaupt hinter Toni her?“ fragte sie sich laut. Selbstverständlich erinnerte sie sich an ihn, da in dieser Bar in der Rush Street. Aber da hatte sie angenommen, dass er einer der vielen Männer war, an die Toni sich heranmachte. Und offensichtlich war er nicht an Toni interessiert gewesen. Als Toni dann die Bar verließ, war Violet ihr unauffällig gefolgt. An den hübschen jungen Mann aus der Bar hatte sie keinen Gedanken mehr verschwendet.
Warum musste er nun plötzlich aus dem Nichts auftauchen? Schon seit Monaten war sie Toni auf der Spur, und sie würde sich ihre Ermittlungen nicht von einem kleinen Streifenpolizisten kaputtmachen lassen, jetzt wo sie dem Ziel so nahe war. Und wenn dieser Cooper noch so attraktiv war.
Sie sah, wie er in einen Jeep stieg und losfuhr. Mit gehörigem Sicherheitsabstand folgte sie ihm. Kleiner Streifenpolizist? Wenn er überhaupt bei der Polizei war. Seltsam, dass er in der Bar aufgetaucht war. Vielleicht war er einer von Tonis Freunden und schreckte ebenso wie sie vor keiner Lüge zurück.
Sie runzelte die Stirn. Irgendwie war das unwahrscheinlich. Er sah zu gut aus, so einer ließ sich nicht mit Toni ein. Und seine blauen Augen wirkten zu ehrlich. Ein solcher Mann konnte kein Betrüger sein.
Sie musste sich unbedingt Gewissheit verschaffen, griff nach ihrem Handy und tippte Rosemarys Nummer ein. Sie war berühmt für ihre schnellen Recherchen, außerdem verschlossen wie eine Auster und stellte keine dummen Fragen.
„Rosemary? Hallo, hier ist Violet O’Leary.“
„Ich dachte, du hättest Urlaub.“
„Nein, ich bin nur nicht in der Stadt. Ich verfolge eine Spur in Sachen Kaugummiautomat. Kannst du für mich ein paar Sachen überprüfen?“
„Klar.“