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Ein fesselnder BDSM-Thriller für den erwachsenen Leser. Erotisch, archaisch, ungewöhnlich – eben Frederique la Rouge! Pascal Mendoza ist ein faszinierender, charismatischer, narzisstischer Gentleman, mit einer versteckten Vorliebe für grausame, sadistische BDSM-Spiele. Skrupellos frönt er seiner perversen Leidenschaft, im selbst dafür eingerichteten Zimmer seines Hauses. Mit perfider, krimineller Energie, setzt er seine, meist weiblichen Opfer unter Druck, macht sie gefügig und quält sie schließlich, um sich an ihrem Leid zu ergötzen. Sylvia Behringer, eine sehr attraktive Mitdreißigerin, ist eine berufstätige und treusorgende Ehefrau, deren Leben in geordneten Bahnen verläuft, und die ihren Ehemann niemals betrügen würde. Als ihre beiden Wege sich kreuzen, gerät Sylvia dennoch in Versuchung. Unversehens findet sie sich alsbald in einen Strudel perverser, sexueller Gewalt wieder, aus der es kaum mehr ein Entrinnen zu geben scheint. Während sie verzweifelt einen Ausweg aus ihrem Martyrium sucht, wird deutlich, dass auch ihr Ehemann seine düsteren Geheimnisse mit sich herumträgt. Schließlich fasst Sylvia einen folgenschweren Entschluss….
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Seitenzahl: 256
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Eine Geschichte von Frederique La Rouge
Tödlicher Fetisch
Jugendschutzhinweis: Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem E-Book werden fiktive erotische Phantasien geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses E-Books ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.
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1. digitale Auflage
Copyright © 2021 by Cruz Verlag, Rudolstadt
Cover-Foto: Cruz Verlag
ISBN ePub 978-3-96193-106-4
ISBN Mobi 978-3-96193-105-7
www.cruzverlag.de
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In diesem Sommer besuchte Sylvia nach getaner Arbeit gerne noch das kleine Café am Schlossplatz. Auf diese Art und Weise bot sich ihr eine wunderbare Gelegenheit den Tag noch einmal in Ruhe Revue passieren zu lassen. Als Diplom-Verwaltungsfachangestellte im gehobenen Dienst war das Stuttgarter Rathaus ihr Arbeitsplatz und auf dem kurzen Weg Richtung Straßenbahn flanierte Sylvia regelmäßig an dem einladenden Café vorbei. Da bot es sich doch an, noch ein wenig in der Sonne zu verweilen, einen Latte Macchiato zu genießen und das hektische Treiben auf der Haupteinkaufsstraße, der Königsstraße, mit etwas Abstand zu beobachten. Zudem gefiel ihr der junge, gutgebaute, südländische Kellner in dem Café, der zu dieser Zeit hier häufig seinen Dienst verrichtete. Sylvia kam es so vor, als hätte er für sie immer ein besonders charmantes Lächeln parat. Nicht, dass sie daran gedacht hätte, dass sich daraus etwas entwickeln könne. Danach stand ihr nicht der Sinn. Dennoch fühlte sie sich durch seine freundliche und zuvorkommende Art geschmeichelt. Obwohl es vermutlich lediglich professionelle Freundlichkeit und die Aussicht auf ein kleines Trinkgeld waren, die den Kellner motivierten, so gab es doch bestimmt weniger gelungene Methoden ihren Arbeitstag ausklingen zu lassen, als hier im Straßencafé zu sitzen und sich von der späten, schon etwas tiefstehenden Nachmittagssonne kleine Schweiß Tröpfchen auf die Stirn zaubern zu lassen.
Zuhause, in der schick eingerichteten Eigentumswohnung, wurde sie nicht erwartet. Götz erschien meist erst gegen 20:00 Uhr. Mal war es ein geplantes oder auch spontanes Geschäftsessen das ihn aufhielt, montags sowie freitags ging er nach der Arbeit zum Badminton in seinen Sportverein und an anderen Tagen war er häufig von der Arbeit derart geschafft, dass er es gerade noch mit einem Drink vor den Fernseher schaffte.
Für Sylvia war das völlig in Ordnung. In einer Ehe muss man nicht zwangsläufig die gleichen Hobbies haben, ständig gemeinsam Zeit miteinander verbringen und Händchen halten. Das hatte sie frühzeitig gelernt gehabt und auch akzeptiert. Vor bald zehn Jahren hatten Götz und sie geheiratet, und sie war noch immer in ihn verliebt. Zehn Jahre, fast eine Dekade, eine lange Zeit, in der sie erlebt hatte, wie sich die Beziehungen in ihrem gemeinsamen Bekanntenkreis unter den alltäglichen Belastungen bogen, bis sie manchmal brachen. Dies würde ihnen nicht geschehen, davon war Sylvia felsenfest überzeugt. Natürlich, vieles hatte sich verändert, sie unternahmen nicht sonderlich viel gemeinsam. Aber dafür waren es dann besondere Highlights, wenn sie gemeinsam ins Musical, ins Theater oder auch schick Essen gingen. Gelegentlich schliefen sie noch danach miteinander, und die sexuelle Intimität, die sie mit Götz erlebte, war zwar selten geworden, aber noch immer unvergleichlich. Da Treue eines ihrer obersten Prinzipien war, war sie jedoch Mangels Quantität früherer Männer auch nicht in der Position, aussagekräftige Vergleiche ins Feld zu führen.
Zudem standen sie finanziell auf einem sehr soliden gebauten Fundament.
Götz war als Fachanwalt für Strafrecht und Notar bei der angesehenen Anwalts- und Notarkanzlei Schreyer tätig. Sie selbst hatte seinerzeit, nach dem Abitur, die Ausbildung zur Diplom Verwaltungsfachwirtin absolviert und sich durch kontinuierliche Fortbildungen, motivierte Arbeitsweise und Flexibilität zu einer allseits beliebten Vorgesetzten und Kollegin entwickelt, mit der man gerne und erfolgreich zusammenarbeitete.
Götz und Sylvia waren sich bald einig gewesen, keine Kinder bekommen zu wollen. Ihren Focus hatten sie auf Karriere und einem gewissen finanziellen Wohlstand gelegt, den sie sich erarbeiten wollten. Mit Fug und Recht konnte man behaupten, dass es funktioniert hatte, und sie diesbezüglich durchaus stolz auf sich sein durften. Dass die Erotik bei der ganzen Arbeit ein wenig auf der Strecke blieb, war eben der Preis für ihren Lebensstil. Und welches Paar konnte heutzutage schon von sich behaupten, in allen Lebensbereichen ausgewogen glücklich zu sein, dachte Sylvia, erahnte jedoch, damit nicht hundertprozentig ehrlich zu sich selbst zu sein. Problematisch war, dass Götz dieses kleine Defizit in ihrer Beziehung keineswegs zu verspüren schien.
Diese Art von Gedanken trieb Sylvia gelegentlich um, wenn sie abends in ihrem gemeinsamen Bett lagen, und Götz sich bereits in seine übliche Schlafposition begeben hatte. Sie schob sie dann sanft beiseite, redete sich ein, dass sexuelle Erfüllung nicht alles sei, wünschte sich aber, dass Götz etwas häufiger seinen Mann stehen würde. Wenn die Begierde übermächtig wurde, versuchte sie ihn mit erotischen Anspielungen zu verführen, aber es waren unbeholfene Versuche. Wenn er doch nur gelegentlich die Initiative übernehmen und von sich aus das Liebesspiel einläuten würde. Aber das war eben nicht Götz, er war in Sachen Sex so schrecklich zurückhaltend, so wenig fordernd. Als wenn er kein Bedürfnis nach Sex verspürten würde, dabei war es einmal sehr viel anders gewesen. Sie erinnerte sich noch gut an die frischverliebte Phase zu Beginn ihrer Beziehung. Wie die Karnickel waren sie übereinander hergefallen. Doch mittlerweile war alles anders. Oder konnte es an ihr liegen? Fand er sie nicht mehr attraktiv? War es das? Natürlich hatten sie schon darüber geredet, und immer verliefen diese Gespräche ähnlich. Häufig hatten sie ein oder zwei Drinks getrunken, bevor die Sprache auf das Thema kam. Und immer waren sie sich natürlich sofort einig, dass sie, im Verhältnis zu anderen Paaren, recht selten miteinander schliefen. Götz versicherte ihr hingebungsvoll, dass es keinesfalls an ihrer fehlenden Attraktivität läge, im Gegenteil er fände sie noch immer wahnsinnig begehrenswert, aber die Arbeit und der Alltag nähmen ihn eben sehr in Beschlag. Im Internet hatten sie nach Ratgebern gesucht, und dort waren so viele Tipps, dass es einem schwindlig werden konnte. Eine Weile war es dann immer besser gelaufen. Sie hatten neue Stellungen ausprobiert, sich gegenseitig oral befriedigt, Spielzeuge wie Dildos, erotisches Massageöl ausprobiert. Ja sogar dämliche, angeblich luststeigernde Spielchen probiert, die sie unter der Bettdecke mit fluoreszierenden Würfeln gespielt hatten, auf denen banale Anweisungen standen, wo und wie man den Partner zu küssen oder zu stimulieren oder zu verwöhnen hatte. Letztlich waren dies alles hilflose Versuche gewesen, die ihnen selber peinlich gewesen waren. Spätestens nach zwei oder drei Wochen waren die guten Vorsätze regelmäßig dahin gewesen, und sie hatten sich wieder in dem, für Sylvia, buchstäblich unbefriedigenden Rhythmus ihrer selten stattfinden intimen Momente wiedergefunden.
Am Mittwoch dieser Woche, im August 2018, saß Sylvia wieder einmal an einem der Tische im Außenbereich des kleinen Straßencafés und verarbeitete die Eindrücke ihres Arbeitstages. Es hatte heute eine kleine verbale Ausuferung mit der recht neuen Kollegin, Frau Solcher, die ihr unterstellt worden war, gegeben, weil diese in schöner Regelmäßigkeit ihre Mittagspause deutlich überzogen hatte. Sylvia hatte natürlich von ihr gefordert, dass sie zukünftig, nach der Mittagspause pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen solle. Die neue Kollegin hatte Sylvias nüchtern, sachlich formuliertem kleinen Tadel, persönlich genommen und beleidigt reagiert. Schließlich hatte Sylvia das Problem nach der Mittagspause erneut angesprochen, aber da sie auf wenig Einsicht stieß; es würde sich ja schließlich nur um ein paar Minuten handeln, und sie solle sich nicht so haben, hatte Sylvia sich anhören müssen, hatte sie keine andere Möglichkeit gesehen, als mahnend die Dienstvorschriften zu erwähnen und Frau Solcher auf die Konsequenzen hinzuweisen, die ihr drohen würden, sollte sich ihr Gebaren nicht sofort und nachhaltig innerhalb der zitierten Vorschrift einpendeln. Sylvia hatte sich bei dieser Maßnahme ausgesprochen unwohl gefühlt. Sie benötigte Harmonie im Umgang mit ihren Kolleginnen und Kollegen um sich im Büro wohlzufühlen. Die hierarchische Mitarbeiterführung lag ihr ganz und gar nicht. Wieso fühlten sich auch immer gleich alle persönlich angegriffen, wenn man ein Problem offen ansprach? Wie auch immer, morgen kommt sie bestimmt pünktlich, dachte Sylvia und genoss den Anblick ihres, mit Kakao bepuderten Latte Macchiato, bevor sie sich den ersten Schluck des heißen Getränkes genehmigte. Am Nachbartisch entdeckte sie ein ausgesprochen attraktives Pärchen, welches sich jedoch wenig zu sagen haben schien. Sylvia meinte, die hübsche Frau schon einmal gesehen zu haben, überlegte angestrengt woher sie sie wohl kennen möge, kam aber nicht darauf. Sie schätzte die beiden auf ein ähnliches Alter wie das ihre, in den späten Dreißigern.
Beide waren auffällig gut gekleidet, sie trug ein teures schwarzweißes Kostüm, das ihre langen, schlanken Beine ausgesprochen gut zur Geltung brachte und sicherlich nicht von der Stange herrührte. Sein dunkelblauer Zweireiher war vermutlich ebenfalls Maßarbeit. Beide hatten einen Kaffee und ein Glas Wasser vor sich stehen und nippten gelegentlich daran. Sylvia hätte den beiden auch vermutlich kaum weiter ihre Aufmerksamkeit geschenkt, hätte der Mann nicht so fürchterlich attraktiv auf sie gewirkt. Er strahlte eine weltmännische Gelassenheit und Souveränität aus, die ihre Sinne aufs Äußerste ansprachen. Hochgewachsen, adrett, braungebrannt als käme er direkt aus dem Urlaub, und unter dem blütenweißen Hemd, das unter dem Jackett blitze, deutete sich leicht eine gut definierte Brustmuskulatur ab. Seine attraktive Begleitung wischte, unverständlicherweise völlig unbeeindruckt des Adonis, der ihr gegenübersaß, auf ihrem Smartphone herum. Den würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen, dachte, Sylvia, und erschrak im selben Moment über ihren verwegenen Gedanken, als der hübsche Mann sich ihr zuwandte und ihre Blicke sich für einen etwas zu langen Moment begegneten. Ein faszinierend sympathisches Lächeln huschte über sein Gesicht, vielsagend und geheimnisvoll zugleich. Sylvia spürte, wie es ihr die Röte ins Gesicht trieb und senkte verlegen den Blick.
Einige Minuten später erhob sich die attraktive Frau, machte einen Schritt auf den Mann zu, hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verließ mit selbstbewussten Schritten das Café. Er würdigte sie dabei keines Blickes.
Sylvia beobachtete ihn verstohlen aus den Augenwinkeln, als er mit einer lässigen Bewegung den hübschen Kellner zu sich beorderte, der neben dem Mann zusehends seine Anziehungskraft auf Sylvia verlor. Als hätte man einem kleinen Mädchen ein feines Bonbon in die Hand gedrückt, dass nun in glücklicher Vorfreude auf den Moment wartet, es endlich aus dem Zellophan Papier herauswickeln zu dürfen um die Leckerei zu genießen, und dann legt der Spender des Bonbons plötzlich eine ganze Pralinenschachtel vor dem Mädchen auf den Tisch.
Der Mann bekam die Rechnung, und klemmte, wie sie es aus Urlauben mit Götz in südlichen Ländern kannte, einen Geldschein unter sein halbleeres Wasserglas, erhob sich und kam mit einem freundlichen Lächeln direkt auf sie zu. Er wird mich doch nicht etwa ansprechen, dachte sie. Was sage ich dann bloß? Prompt verlangsamten sich tatsächlich seine Schritte. Er sah ihr direkt in die Augen, lächelte herzlich und aufmunternd, hielt neben ihr inne und sprach mit wohltönender Bassstimme: “Ich wünsche ihnen noch einen wundervollen Tag. Sie haben ihn sicherlich verdient. Und bitte, genießen sie die wärmenden Sonnenstrahlen dieses schönen Tages, noch ein Weilchen für mich mit.“ Dann beschleunigte er seine Schritte wieder und ging einfach weiter, während Sylvia ihm mit halboffenem Mund nachschaute. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal ein Mann auf offener Straße angesprochen hatte. Hatte es überhaupt schon jemals ein Mann getan? Jedenfalls war sie zu keiner Antwort fähig gewesen. Dabei war es doch nur die nette Aufmerksamkeit eines äußerst attraktiven Mannes gewesen, der zufällig ihren Weg gekreuzt und sie wahrgenommen hatte. Oder war es doch mehr? Nein, ganz bestimmt nicht. Er hatte sie wahrgenommen, als Frau. Das war alles und gleichzeitig das Besondere an dieser Situation, wurde ihr allmählich bewusst.
„Hey, mach den Mund wieder zu. Und wow! Wer war das denn gerade?“
Sylvia wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Worte zu ihr geklungen waren.
Bettina, ihre beste Freundin, war im Begriff sich neben sie zu setzen und schaute sie fragend an.
„Erzähl schon. Wer war das?“, hakte sie nach.
„Ich, ich habe keine Ahnung. Er saß dort drüben, hat einen Kaffee getrunken“, erklärte Sylvia während sie mit der ausgesteckten Hand auf den Nachbartisch wies. „Und im Gehen hat er mich dann angesprochen. Komisch!“
„Und du lässt ihn einfach so abhauen? Na typisch! Der sieht ja von hinten sogar noch supersexy aus. Und ich bin mal wieder zu spät dran.“ Bettina setzte bewusst ein, etwas übertrieben beleidigtes Gesicht auf. „Was hat er denn zu dir gesagt?“, wollte sie wissen.
„Irgendwas von, dass ich die Sonne für ihn mitgenießen solle. Und er hat mir noch einen schönen Tag gewünscht. Das war schon alles.“
„Wie? Echt jetzt? Mehr nicht? Und du? Was hast du gesagt?“, Bettina sprühte vor Neugierde.
„Na nichts. Ich war viel zu überrascht!“, gab sie zu.
„Da kommt so ein Prachtexemplar an deinen Tisch, flirtet dich an. Und du sagst nichts? Manno, wäre ich doch nur ein paar Minuten früher da gewesen“, ereiferte sich Bettina.
„Hast du den Namen Götz schon mal gehört?“, fragte Sylvia, die sich wieder gefasst hatte. „Ich bin verheiratet!“
Bettina schaute sie mit gerunzelter Stirn an. „Stimmt, hast recht. Für einen klitzekleinen Moment habe ich doch tatsächlich diesen handzahmen, zahnlosen Papiertiger, der da so unauffällig neben dir her lebt vergessen. Wie konnte mir das nur passieren?“, versuchte sie ironisch zu sein. Es regte sie manchmal auf. Sylvia war so fürchterlich loyal zu Götz, während sie an seiner Seite zu verblühen drohte, und er sie kaum wahrnahm.
„Er ist mein Mann und Ich liebe ihn! Alles andere zählt nicht!“
„Dann verstehe ich überhaupt nicht, warum dir eben der Unterkiefer runter geklappt ist. Ich glaube manchmal, du verwechselt da was. Liebe ist ein wenig mehr, als gemeinsam unter einem Dach zu wohnen. Und ich habe auch nicht gesagt, dass du den Typen da eben gleich heiraten sollst. Es geht doch nur um ein wenig Spaß. Und wenn dein Göttergatte dazu nicht fähig ist ...“, Bettina vollendete den Satz nicht, was ihn für Sylvia nur noch deutlicher machte.
„Du spinnst. Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass ich Götz betrüge. Und nun Schluss mit dem Thema!“, verkündete sie energisch.
Sie bestellten beide noch einen Latte Macchiato und unterhielten sich über belanglosere Dinge, wie ihren gemeinsamen Yogalehrer, der ja eventuell doch homosexuell war, oder den neuen Friseur, der in der Nähe von Bettinas Wohnung seinen Salon eröffnet hatte, und sie sich noch unschlüssig war, ob sie es wagen könne bei ihm einen Termin zu vereinbaren. Das Thema fremdgehen wurde dabei von Bettina wohl bewusst vermieden, wie Sylvia zufrieden registrierte.
Später bereitete sie sich zuhause, in ihrer gut und modern ausgestatteten Einbauküche ihr Abendbrot zu, um es während der Tagesschau vor dem Fernseher zu verzehren und anschließend noch ein wenig in dem Kriminalroman zu lesen, den sie vor zwei Tagen begonnen hatte.
Götz hatte sie per SMS wissen lassen, dass er noch ein Geschäftsessen mit einem Mandanten habe, und sie erwartete ihn nicht so bald. Gegen ihren Willen ging ihr die attraktive Erscheinung des Mannes aus dem Café am Nachmittag, nicht aus dem Kopf. Sie musste sich eingestehen, dass Bettina nicht umsonst ihre beste Freundin war, und dass sie irgendwie schon ein wenig recht gehabt hatte. Was wäre so schlimm daran gewesen mit dem netten Typen ein wenig zu plaudern. Das musste man ihr doch zugestehen, ein bisschen reden, sich nett unterhalten; mehr nicht.
Aber was sollte es? Alles Jammern half nicht. Die Chance war verpasst. Würde sie halt auf den nächsten heißen Typen warten, der sie anspräche. Es konnte sich ja schließlich nur um Jahrzehnte handeln. Sie schmollte mit sich selber, lief unschlüssig durch die Wohnung, um dann im Schlafzimmer vor dem Spiegel ihre Erscheinung zu betrachten. Okay, es gab das eine oder andere Lachfältchen, aber ihr Po war nach wie vor straff. Von Zellulitis kaum eine Spur, wie sie wohlwollend bemerkte. Gut, ihr Haar war ein wenig schwer zu bändigen, ihre Lippen hätte sie gerne ein wenig voller, und ihre Brüste könnten eine Körbchengröße mehr vertragen, befand sie. Dennoch registrierte sie sehr wohl, dass Männer ihr noch immer manchmal nachschauten. Es war nur leider eben nicht die Sorte Mann, wie die heute Nachmittag im Café.
Ganz gegen ihre Natur, beschloss sie, am nächsten Tag den Kellner aus dem Café zu befragen. Womöglich kannte er das Paar, und es bestand eine kleine Aussicht ihn wieder zu sehen.
Als Götz um viertel vor elf heimkam, traf er die gemeinsame Wohnung im Dunkeln an. Er betätigte den Lichtschalter im Flur, legte sein Jackett ab und schaute im Schlafzimmer nach. Sylvia war bereits eingeschlafen. Er betrachtete sie einen Moment wohlwollend im fahlen Licht der Straßenlaterne, die in einiger Entfernung vor dem Haus stand und deren Kraft durch die zugezogenen, dunklen Vorhänge im Schlafzimmer nochmals stark abgemildert wurde. Behutsam zog er ihr die verrutschte Bettdecke zurecht.
Dennoch verkrampfte sich sein Magen, wie unschuldig sie dort lag. Er liebte sie, ja das tat er, noch immer und mit voller Leidenschaft. Und doch betrog er sie. Er wusste das es falsch war, dass er damit möglicherweise alles aufs Spiel setzte, mit dieser Affäre. Und doch. Es war so einfach mit dieser Frau, so unglaublich unkompliziert. Dabei war er gar nicht die treibende Kraft gewesen. Er hatte sie in der Kanzlei getroffen. Nach einem langweiligen Meeting hatte er sich in das Wartezimmer der Mandanten begeben, um sich mit einem Kaffee zu versorgen, und da war sie gestanden. Lässig ans Fenster gelehnt, elegant und unglaublich sexy, hatte sie ihn mit hochgezogener Augenbraue beobachtet, als er sich an der Kaffeemaschine bediente. Ohne Umschweife war sie auf ihn zugegangen, hatte ihre Hand auf seine Schulter gelegt und mit einem neckischen, äußerst verführerischen Gesichtsausdruck gemeint, dass sie einen Geschäftsabschluss zu feiern hätte, und wenn er nicht auf der Stelle mit ihr einen Prosecco tränke, sähe sie sich leider gezwungen, sich hier und jetzt aus dem Fenster zu stürzen. Keine zwei Stunden später hatte er sich in ihrem Bett wiedergefunden. Seit diesem verhängnisvollen Tag, dauerte diese Affäre, oder wie man es auch immer bezeichnen wollte an. Denn es ging ausschließlich um Sex dabei, und Jennifer gab eisern den Takt vor; sie schrieb ihm eine SMS, wenn sie heiß war, und Götz kam; in zweifacher Hinsicht.
Götz schloss die Tür zum Schlafzimmer und besorgte sich in der Küche ein Bier, um auf der Terrasse den Tag mit einer Zigarette ausklingen zu lassen. Es war anstrengend gewesen heute, und er genoss die lauwarme, sommerliche Abendluft. Langsam wich die Anspannung des Tages aus seinen Gliedern. Er würde diese Affäre einfach beenden, und dann wäre alles wieder gut. Zufrieden, mit seinem frisch gefassten Entschluss spazierte er ins Bad, wusch sich, schlüpfte vorsichtig zu Sylvia ins Bett, nahm seine Schlafposition ein und schnarchte sich nur einige Minuten später entspannt ins Reich der Träume.
Sie erwachte neben Götz, der erst gegen 10:00 Uhr im Büro sein musste und den Luxus genoss noch weiterschlafen zu können.
Ein wenig mürrisch machte sich Sylvia also im Bad frisch, während der Kaffeeautomat bereits in der Küche rumorte.
Der Gedanke, den Kellner des Cafés zu befragen, hatte seit dem Vorabend erheblich an Überzeugungskraft eingebüßt. Vielleicht sollte sie das Ganze einfach vergessen. Das führte doch zu nichts! Sie würde sich bestenfalls furchtbar blamieren, dachte sie. Selbst wenn der Kellner ihr etwas über den Mann erzählen konnte, was würde sie schon mit diesen Informationen anfangen wollen? Zu ihm nach Hause spazieren, klingeln und wenn er öffnete, fröhlich so etwas sagen wie: „Hallo, ich bin die Frau die sie gestern im Café so verführerisch angelächelt haben. Hier bin ich. Bitte vögeln sie mich mal rasch in den siebten Himmel!“?
Sie lachte gleichzeitig irritiert und belustigt auf. Zum einen, weil ihr derartige Gedanken normalerweise nicht durch den Kopf stoben, zum anderen, weil die Vorstellung, mal eben in den siebten Himmel gevögelt zu werden, schließlich auch etwas für sich hatte, wie ihr Unterleib ihr eindeutig verriet, während sie darüber nachdachte und sich das Bild dieses sexy Mannes partout nicht verflüchtigen wollte.
Woher kam auf einmal diese Sehnsucht, dieser unbändige Wunsch nach prickelndem Sex? Ja genau das war es; sie wollte heiße, sündige Erotik erleben!
Sylvia verstand sich selbst kaum mehr. Es war zum aus der Haut fahren.
Sie musste feststellen, dass über diese seltsam verruchten Gedanken selbst ihr Kaffee lauwarm geworden war. Sie schüttete ihn in der Spüle aus, öffnete kurz den Wasserhahn, damit die hässlichen Kaffeereste weggespült wurden und sah zu, dass sie aus dem Haus kam um ihre U-Bahn noch rechtzeitig zu erreichen. Diesen Triumph wollte sie Frau Solcher unter keinen Umständen gönnen.
Zum Mittagessen ging sie, wie gewöhnlich, mit Kolleginnen aus der Abteilung in die Kantine. Heute fiel es ihr jedoch nicht leicht, sich an dem üblichen Klatsch und Tratsch Geschichten zu beteiligen, mit denen sie normalerweise gemeinsam, die eher schale Kantinenkost würzten. Dennoch erledigte sie ihre Arbeit so routiniert und effektiv, wie man es von ihr gewohnt war.
Gegen 15:00 Uhr tobte ihr Smartphone kurz auf dem Schreibtisch herum, um ihr vibrierend die Ankunft einer Textnachricht von Götz mitzuteilen: Hallo Schatz, bei mir wird es heute später. Tut mir leid. Warte besser nicht auf mich mit dem Abendbrot. Ich liebe dich!
Nicht nur, dass er mal wieder später heimkommen würde; nein, er hatte es schlichtweg vergessen! Dabei hatten sie heute Abend gemeinsam essen gehen wollen. Enttäuscht rief sie beim Italiener an, den sie gelegentlich besuchten und stornierte mit kargen Worten die Tischreservierung.
Die Antwort an Götz bestand nicht in einer SMS, sondern in der Manifestation des Entschlusses, nach Feierabend in das Café zu gehen und sich ratsuchend an den Kellner zu wenden.
Gegen viertel vor fünf, schlenderte Sylvia über den Schlossplatz, am Café vorbei. Aus den Augenwinkeln scannte sie die Sitzplätze des Außenbereichs möglichst unauffällig ab, konnte jedoch niemand Bekanntes entdecken. Schließlich beschloss sie vorzugeben auf die Toilette zu müssen, um sich auch im Inneren des Cafés zu vergewissern. Da sie hier mehr oder weniger regelmäßig zu Gast war, würde ihr schon niemand verwehren die Toilette zu besuchen. Der junge Kellner verrichtete auch heute seinen Dienst. Er hatte sie gleich erkannt und ihr freundlich zugenickt, während er geschickt einige Kuchenteller und Tassen auf einem Tablett durch den Gastraum balancierte. Sie suchte die Toilette auf, wusch sich die Hände und nahm, ein klein wenig enttäuscht, an einem der wenigen noch freien Tische im Außenbereich Platz.
Der Kellner erschien recht zügig, und Sylvia bestellte ihren üblichen Latte Macchiato, ohne es jedoch zu wagen, ihn nach dem Paar von gestern zu fragen. Sie nahm ihren Krimi aus der Handtasche, setzte ihre Sonnenbrille auf und versuchte sich auf die Geschehnisse ihres Romans zu konzentrieren. Mit mäßigem Erfolg. Heute war sie kaum in der Lage, dem innerstädtischen Lärmpegel der Fußgängerzone der Landeshauptstadt zu trotzen. Während sie ihn an anderen Tagen schon als eine seicht dahinfließende Hintergrundmusik wahrgenommen hatte, empfand sie ihn heute lediglich als störende Belastung.
Sie ärgerte sich darüber, dass ihr Mann sie versetzt hatte, aber noch mehr, dass er ihre Verabredung schlicht vergessen zu haben schien. So etwas ist doch ein Merkmal, einer nicht mehr gut funktionierenden Partnerschaft, dachte Sylvia und war ganz in Gedanken, als der Kellner unvermittelt neben ihr erschien, er hatte bemerkt, dass sie ihr Glas mittlerweile geleert hatte.
„Haben sie noch einen weiteren Wunsch?“, erkundigte er sich höflich lächelnd.
Sylvia schaute auf. „Wie bitte? Äh, nein danke. Oder doch. Ich möchte zahlen, bitte.“
Der hübsche Kellner lächelt vielsagend: „Dies ist nicht notwendig. Die Rechnung wurde bereits im Voraus beglichen.“
„Wie bitte?“, fragte Sylvia, sichtlich irritiert.
Er lächelte unbeirrt weiter und meinte verschwörerisch: „Am frühen Nachmittag, sprach mich ein Herr an. Er wusste ihren Namen nicht, konnte sie jedoch beeindruckend gut beschreiben. So gut, dass ich sie gleich wiedererkannt habe. Er hat sich nach ihnen erkundigt. Selbstverständlich habe ich ihm nichts über Sie gesagt, und ich wüsste ja in der Tat auch wenig über sie zu berichten. Dennoch bat er mich eindringlich darum, den nächsten Latte Macchiato bezahlen zu dürfen, den sie bei uns so gerne genießen. Er bestand nahezu darauf.“
Sylvia war schockiert: „Und wie sah er aus? Können sie ihn beschreiben?“
Die Augen des jungen Kellners blickten kurz gen Himmel, gleichzeitig tippte er sich mit dem Zeigefinger an sein Kinn, während er angestrengt nachzudenken schien. „Jaja, natürlich. Ich denke schon. Also er war groß, ziemlich durchtrainiert, würde ich sagen und sehr elegant gekleidet. Vielleicht so um die vierzig Jahre. Wenn ich es mir recht überlege, dann war er gestern schon einmal hier. Aber war er nicht in Begleitung einer Dame? Hm, so ganz genau weiß ich es nicht mehr. Tut mir leid.“
„Hat er sonst etwas gesagt? Hat er ihnen seinen Namen genannt?“, wollte Sylvia wissen.
„Nein, tut mir wirklich leid. Da kann ich ihnen leider nicht weiterhelfen. Sind sie sicher, dass ich ihnen nichts mehr bringen darf?“
Sylvia lehnte dankend ab, und der Kellner verließ ihren Tisch.
Was sollte das alles, diese Geheimniskrämerei? Verwirrt lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, nur um sich im nächsten Moment wieder vorzubeugen und ihre Umgebung mit den Augen nach ihrem verklemmten Gastgeber abzusuchen.
Er war nicht zu entdecken. Sie war enttäuscht und ein klein wenig verärgert über dieses Verhalten. Als sie sich gerade erhob, um zu gehen, vernahm sie die Stimme, die sie sogleich wiedererkannte.
„Verzeihung, das war nicht meine Absicht!“
Sie wandte sich nach rechts und schaute ihn überrascht an.
„Wie bitte?“
„Sie zu verärgern. Das war nicht meine Absicht, das dürfen sie mir glauben“, sagte er, ein sympathisches Lächeln umspielte dabei seine Lippen.
„Sie haben mich beobachtet!“, sagte sie gedehnt und mit leichtem Vorwurf in der Stimme und vermutete, dass er sich die ganze Zeit irgendwo hinter ihr aufgehalten hatte.
„Ja, das habe ich wohl, während sie ihren Latte Macchiato genossen. Und ich bekenne mich schuldig. Schuldig im Sinne der Anklage, aber mit den lautersten Absichten. Ich hoffe, das wirkt sich ein wenig mildernd auf ihr Urteil über mich aus. Und wenn sie mir erlauben mich vorzustellen; Pascal Mendoza ist mein Name.“ Auch jetzt wich dieses sichere, sympathische Lächeln nicht von seinen Lippen.
„Und wie möchten sie die beweisen, ihre lauteren Absichten?“, lächelte Sylvia ein wenig verschlagen zurück.
„Nun, wenn sie mir ein klein wenig Ihrer kostbaren Zeit opfern möchten, werde ich diese während eines weiteren Getränks gerne nutzen um Ihnen etwas mehr als nur meinen Namen zu nennen. Und vielleicht, erfahre ich ja auch den ihren. Besitzen sie doch diesbezüglich einen Informationsvorsprung mir gegenüber.“
„Vielleicht sollten wir den in der Tat relativieren“, antwortete sie keck.
Zustimmend lächelnd zog er sich den zweiten freien Stuhl des kleinen runden Tisches heran, nahm Platz und schaute ihr die Augen. Noch hielt Sylvia diesem gleichzeitig offenen und tiefgründigen Blick aus dunkelbraunen Pupillen stand.
„Und?“, formulierte er fragend.
„Und was?“, entgegnete sie harmlos, während auch ihre Lippen von einem sanften Lächeln umspielt wurden.
„Sie waren im Begriff mir ihren Namen zu verraten.“
„War ich das?“, provozierte sie ihn. „Ich vermute, sie hingegen sind im Begriff herauszufinden, ob sich ihre kleine Kaffeeinvestition auch amortisiert.“
„Aber das hat sie doch bereits eindeutig. Ich darf hier neben ihnen sitzen.“
Sie erwiderte seinen Blick noch immer, nickte bedächtig.
„Sylvia Behringer. So heiße ich, Herr Mendoza.“
„Nun, Frau Behringer, da wir beide uns nun vorgestellt haben, uns nicht mehr völlig fremd sind, rege ich, anstelle eines Drinks, einen kleinen gemeinsamen Spaziergang durch den Schlosspark an. Denn beim Laufen plaudert es sich doch gleich viel angenehmer.“
„Verraten sie mir, warum ich das wollen sollte.“
Pascal Mendoza war auch heute wieder in einen teuren Anzug gehüllt, und aus der Nähe war zu erkennen, dass Sylvias gestriger Eindruck durchaus in Einklang mit der Realität stand. Er schien eine nahezu athletische Figur zu haben.
Er rückte noch ein klein wenig näher zu ihr heran, suchte den Blickkontakt und sagte schließlich, langsam und beinahe eindringlich: „Nun, Sylvia Behringer, wenn sie es so sehr von mir fordern, werde ich ihnen gerne bestätigen, was sie bereits erahnen. Die gestrigen, verstohlenen Blicken, die wir uns zuwarfen, aus denen bereits heute Lächeln wurde, die Art und Weise, wie wir uns unterhalten, uns abtasten, das ist die Antwort auf ihre Frage. Wir beide sind furchtbar neugierig aufeinander. Gestatten sie uns beiden das harmlose Abenteuer, einander besser kennenzulernen.“
Sylvia verspürte den dringenden Wunsch, ihre Entrüstung über seine Worte offen auszusprechen, die so verkehrt klangen in ihren Ohren und gleichzeitig so präzise ihr Empfinden trafen.
Pascal Mendoza schien ihre Bedenken wahrzunehmen. Er erhob sich und reichte ihr auffordernd seine starke, rechte Hand. „Komm!“, sagte er und Sylvia konnte nur schwer einordnen, ob es eine Bitte oder ein Befehl war.
Sie ergriff marionettenartig seine dargebotene Hand ging wortlos, keines klaren Gedanken fähig, neben ihm her in Richtung Schlosspark.
In dieser Jahreszeit stand der Park in voller Blüte, und Pascal begann den Smalltalk, als er sein Wissen über die verschiedensten Blumen, die hier angepflanzt worden waren, auf unterhaltsame Weise kundtat. Dieser große, starke Mann wusste, mit seiner Bassstimme, Geschichten über das Rosenzüchten so zu erzählen, dass es eine Freude war ihm zuzuhören. Nach wenigen Minuten, die ausreichten um Sylvia in seinen Bann zu ziehen, hatte er beim Durchschlendern des Parks bereits seinen Arm um ihre Schultern gelegt.
Sylvia spürte, dass dieser Mann mit keinem anderen vergleichbar war, der jemals ihren Weg gekreuzt hatte. Pascal besaß eine enorme Selbstsicherheit, ohne dabei überheblich zu wirken, er war ohne jeden Zweifel gebildet, gewandt im Auftreten, besaß eine ordentliche Portion Charisma und diese ganze Kombination war in einem wahnsinnig attraktiven Körper verpackt. Der Mann war gefährlich für sie. Er war ein Jäger. Und für Sylvia bestanden kaum Zweifel, dass er ein Meister seines Faches wäre.