Verstehen heißt verzeihen - Patricia Vandenberg - E-Book

Verstehen heißt verzeihen E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Dr. Dieter Behnisch zuckte erschrocken zusammen, als die Tür zu seinem Arbeitszimmer plötzlich aufging. Sein Kopf ruckte empor, und sein Blick schien aus Weltenferne zurückzukehren. »Pardon, Doc«, sagte eine tiefe Männerstimme, »aber da ist Frau Dr. Ruhland, die Sie sprechen möchte.« Dr. Nicolas Hastings, seit ein paar Wochen als Arzt auf Zeit an der Behnisch-Klinik, sprach ein gutes Deutsch, aber man hörte den gebürtigen Engländer heraus. »Frau Dr. Ruhland?« wiederholte Dr. Behnisch fragend. »Verwandt mit dem Patienten Ruhland?« »Das hat sie mir nicht gesagt. Sie ist sehr reserviert und möchte nur Sie sprechen.« »Ja, dann muß ich sie wohl empfangen.« »Sie ist eine Kollegin«, sagte Nicolas mit seinem charmanten Lächeln, bei dem alle Krankenschwestern dahinflossen. Aber es war nur das Lächeln, das ihm angeboren war und das er nicht unter Kontrolle bekam. Er war ein durch und durch ernster Mann, und ein sehr guter Arzt, wie Dr.

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Dr. Norden Bestseller – 344 –

Verstehen heißt verzeihen

Patricia Vandenberg

Dr. Dieter Behnisch zuckte erschrocken zusammen, als die Tür zu seinem Arbeitszimmer plötzlich aufging. Sein Kopf ruckte empor, und sein Blick schien aus Weltenferne zurückzukehren.

»Pardon, Doc«, sagte eine tiefe Männerstimme, »aber da ist Frau Dr. Ruhland, die Sie sprechen möchte.«

Dr. Nicolas Hastings, seit ein paar Wochen als Arzt auf Zeit an der Behnisch-Klinik, sprach ein gutes Deutsch, aber man hörte den gebürtigen Engländer heraus.

»Frau Dr. Ruhland?« wiederholte Dr. Behnisch fragend. »Verwandt mit dem Patienten Ruhland?«

»Das hat sie mir nicht gesagt. Sie ist sehr reserviert und möchte nur Sie sprechen.«

»Ja, dann muß ich sie wohl empfangen.«

»Sie ist eine Kollegin«, sagte Nicolas mit seinem charmanten Lächeln, bei dem alle Krankenschwestern dahinflossen.

Aber es war nur das Lächeln, das ihm angeboren war und das er nicht unter Kontrolle bekam. Er war ein durch und durch ernster Mann, und ein sehr guter Arzt, wie Dr. Behnisch sehr zufrieden und sogar beglückt feststellen konnte. Er hatte allerdings auch eine ganz besondere Beziehung zu Nicolas.

»Wir sprechen uns nachher noch«, sagte Dieter Behnisch, »schauen Sie mal nach meiner Frau, Nick.«

»Sofort«, kam die schnelle Erwiderung.

Jenny Behnisch war von einer Virusgrippe gepackt worden, und um sie machte sich Dieter Behnisch die größten Sorgen. Er machte sich auch bittere Vorwürfe, daß Jenny einfach überfordert war.

An sich selber dachte er nicht, denn er war genauso im Streß. Allerdings nahm ihm Nicolas jetzt viel ab.

Ja, er war ein Glücksfall in größter Not. Und nun trat Dr. Beatrice Ruhland ein, etwas mehr als mittelgroß, schlank, Kurzhaarfrisur, die ihr aber ausnehmend gut stand, da sie ein sehr apartes, aber herbes Gesicht hatte, und hellwache graue Augen blickten Dr. Behnisch forschend an.

»Guten Tag, Frau Kollegin«, sagte Dr. Behnisch beeindruckt, »was kann ich für Sie tun?«

»Ich wurde benachrichtigt, daß mein Vater hier in der Klinik liegt«, erwiderte sie. »Ich bin aus Klagenfurt gekommen, um mich über seinen Zustand zu informieren.«

Dieter Behnisch war überrascht, aber er zeigte es nicht. Angehörige erkundigten sich eigentlich nicht in so sachlich-kühlem Ton nach dem Befinden eines Kranken, und in diesem Fall handelte es sich um die Tochter von Eberhard Ruhland, von der allerdings bisher nie die Rede gewesen war, immer nur von Irene, die aber auch nur höchst selten in der Klinik erschien, in der Eberhard Ruhland nun schon mehr als vier Wochen lag. Er litt an einer schweren Hepatitis, und Dr. Behnisch zweifelte daran, daß die wirklich intensive Behandlung auch Erfolg bringen könnte.

»Ja, es stimmt, Herr Ruhland ist seit viereinhalb Wochen hier Patient.«

»Und wie lautet die Diagnose?«

»Hepattis lupoide«, erwiderte er knapp.

Ihre Augen weiteten sich. »Mir brauchen Sie ja nichts zu erklären, aber anscheinend ist sich meine Mutter der Tragweite nicht bewußt.«

»Den Eindruck habe ich auch, aber da Frau Ruhland sehr labil ist, wage ich nicht, ihr eine genaue Erklärung zu geben.«

»Das ist auch nicht nötig. Meine Mutter versteht es doch nicht. Sie ist eine Beamtenfrau, sie weiß mit dem Haushaltsgeld umzugehen, ist überaus penibel und auch eine sehr gute Köchin, aber mit Krankheiten hat sie sich nie befaßt. Und plötzlich erinnert man sich, daß man eine Tochter und Schwester hat, die Ärztin ist. Herr Kollege, ich möchte Sie nicht im unklaren darüber lassen, daß ich schon Jahre keine Kontakte mehr zu meiner Familie habe. Meine Schwester Irene scheint nur zu ahnen, daß mein Vater sterben könnte, und so kam sie nicht umhin, sich auf den Wunsch meiner Mutter zu informieren. Wird er sterben?«

Dr. Behnisch war momentan sprachlos. Er hatte noch nie eine nahe Verwandte kennengelernt, die sich so knapp und kühl äußerte, aber irgendwie bewunderte er diese junge Kollegin, weil sie gar nicht den Versuch machte, anders zu erscheinen, als sie war und dachte. Er schätzte sie auf Mitte zwanzig dem Aussehen nach, aber da sie bereits eine praktizierende Ärztin war, wie aus dem weiteren Gespräch hervorging, mußte sie wohl doch schon älter sein.

Beatrice war siebenundzwanzig, aber sie hatte schon mit knapp fünfundzwanzig Jahren ihren Doktor gemacht, und sie praktizierte in Klagenfurt an einer Klinik.

Dieter Behnisch konnte mit ihr ganz offen sprechen. Sie bestand sogar darauf.

»Er tut mir leid«, sagte sie, »er wollte nie krank sein, nie einen Tag im Amt versäumen, aus purer Angst, dann nicht befördert zu werden, und nun, da sich der Herr Steuerrat auf die Pensionierung freuen könnte, kommt das. Ich habe meine Mutter nur kurz gesprochen, aber wenn sie sich noch weiterhin so in ihren Schmerz hineinsteigert, wird sie auch nicht mehr lange leben. Es ist jedoch ihr wie auch meiner Schwester peinlich, daß er so sehr danach verlangte, mich zu sehen. Diesen Wunsch kann ich ihm nicht versagen.«

Es waren klare Worte, und wenn sie auch kalt klangen, Dr. Behnisch hörte auch etwas anderes heraus. Dr. Beatrice Ruhland mußte gute Gründe haben, Distanz zu ihrer Familie zu halten, und vielleicht war ein Grund die vier Jahre ältere Schwester Irene. Dr. Behnisch hatte sie schon mehrmals hier angetroffen. Sie schlug die süßesten und schmerzlichsten Töne an. Bei ihr wirkte alles so falsch, wie es bei Beatrice aufrichtig klang. Welch ein Unterschied war zwischen diesen Schwestern. Irene eine schon welkende, verlebte Schönheit, zimperlich und darauf bedacht, Eindruck zu machen oder wenigstens Mitgefühl zu erregen, und im Gegensatz dazu diese selbstbewußte junge Ärztin, der es anscheinend gleichgültig war, was man von ihr dachte.

Er konnte jedoch zufrieden sein, so mit ihr sprechen zu können, ihr nicht erklären zu müssen, welch ein schmerzhaftes Ende dieses Leben nehmen würde.

Beatrice sah ihn nachdenklich an. »Sie dürfen nicht denken, daß ich meine Eltern negativ einschätze, Dr. Behnisch. Sie haben ihr Leben ehrbar und anständig gelebt, manchmal für sich selber zu sparsam und auch zu engherzig. Aber ich habe seit meinem zwölften Lebensjahr bei meiner Großmutter gelebt, die leider vor einem halben Jahr verstorben ist und die ich schmerzlich vermisse. Aber wozu erzähle ich das?«

»Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen, Frau Kollegin«, sagte Dr. Behnisch. »Vielleicht können wir uns länger unterhalten, wenn Sie öfter kommen.«

»Ich weiß noch nicht, wie es sich ergibt. Aber darf ich jetzt meinen Vater sehen?«

»Gewiß. Schwester Rosi wird Sie zu ihm bringen. Erschrecken Sie bitte nicht, er hat sich in letzter Zeit sehr verändert.«

»Ich weiß, wie sich Patienten mit dieser Krankheit verändern. Ist er überhaupt noch ansprechbar?«

»Ja, erstaunlicherweise sogar verhältnismäßig klar, wenn auch nicht immer. Aber er hat noch sehr gute Zeiten.«

Beatrice lernte Schwester Rosi kennen, die noch jung, frisch und richtig lieb war. Und ihr gegenüber schlug Beatrice ganz andere Töne an, so daß Rosi später voller Begeisterung über die goldige Ärztin sprach.

Man möge gar nicht glauben, daß sie die Schwester von dieser arroganten Irene Ruhland sei.

»Die denkt doch wunder, was sie sei«, meinte sie abfällig.

Leise war indessen Beatrice in das Krankenzimmer getreten. Auf Zehenspitzen ging sie zum Bett und blickte auf das gelbliche, eingefallene Gesicht des Kranken.

»Vater«, sagte sie leise. Mühsam öffnete er die Augen. »Bea«, murmelte er, »du bist gekommen.«

»Ich wäre früher gekommen, wenn man mich benachrichtigt hätte«, erwiderte sie.

»Konntest du denn weg?«

»Ich habe meinen Urlaub genommen. Ich trete ohnehin eine neue Stellung an.«

»Wo?«

»Ich kann es mir noch aussuchen. Ich habe drei Angebote, aber ich lasse mir Zeit.«

»Kannst du dir das finanziell leisten?«

»Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.«

Er ist diesbezüglich noch genauso wie früher, dachte sie. Nur immer auf Nummer sicher gehen, bloß kein Risiko eingehen.

»Du hast ja wohl Großmutter beerbt«, sagte er stockend.

Guter Gott, es wird ihm doch nicht darum gehen, ging es ihr durch den Sinn, und sie wappnete sich schon mit Abwehr.

»Ja, ich habe sie beerbt. Wir haben ja auch zusammen gelebt.«

»Es ist gut so, Bea. Es ist ein gerechter Ausgleich. Ich habe nicht gewollt, daß es so kommt, daß du uns entfremdet wirst, glaube mir das. Marga war vernarrt in Irene. Sie hat so viel in sie hineingeheimnist, aber daran war wohl auch ihre Freundin schuld, diese Astrologin Babette. Erinnerst du dich an sie?«

»Flüchtig. Ich war ein Kind, als ich sie zuletzt sah«, erwiderte Beatrice geduldig. Er sollte nur reden, wenn es ihm danach war. Er konnte endlich reden, ohne daß die Mutter und Irene dabei waren.

»Irene hat es doch zu nichts gebracht. Nun ist auch ihre zweite Verlobung in die Brüche gegangen. Hast du schon mit ihr gesprochen?«

»Nein.«

»Du mußt ihre Sticheleien einfach überhören«, fuhr er fort, und sie merkte, daß ihm das Atmen schwer wurde.

»Du sollst nicht so viel reden, Vater, ich komme öfter.«

Sie hielt seine Hand, und ein Frösteln kroch durch ihren Körper, als sie die knochigen Finger umschloß.

»Ich weiß doch, daß ich nicht mehr viel Zeit habe«, murmelte er. »Irene wird Marga kein Halt sein. Würdest du darauf achten, daß sie ihr nicht alles wegnimmt? Marga kommt doch nicht gegen sie an.«

»Wenn du es willst, werde ich dafür sorgen, daß Mutter ihr Auskommen hat. Hast du ein Testament gemacht?«

»Ja, aber das sollen sie nicht wissen. Aber ich kenne Marga. Sie wagt nicht, Irene zu widersprechen. Sie muß büßen…«, seine Stimme war immer leiser geworden, und nun zuletzt nur noch ein Hauch. Beatrice preßte die Lippen aufeinander. Sie wollte keine Bitterkeit in sich aufkommen lassen, aber sie wußte doch, daß sie nicht umhin kam, zurückzudenken. Die Vergangenheit holte sie jetzt ein am Krankenlager ihres Vaters.

Ihre Kindheit war immer überschattet gewesen von der Existenz der älteren Schwester. Sie bekam nie neue Kleidung. Sie mußte auftragen, was Irene ablegte, auch wenn es ihr später selbst schon zu eng und zu kurz war, da sie kräftiger wurde als die Ältere. Sie bekam höchstens mal ein paar neue Schuhe, nachdem ein Orthopäde festgestellt hatte, daß sie Einlagen tragen müsse.

Während sie noch in die Volksschule ging, gab es noch keinen Ärger, da Irene zu dieser Zeit auch eine gute Schülerin gewesen war, aber als sie dann aufs Gymnasium kam, ging es los mit den Gehässigkeiten, denn sie war in allen Fächern bedeutend besser als Irene, und diese nannte sie eine elende Streberin, die sie nur ausstechen wolle. Und als Irene dann in die Tanzstunde kam, immer noch die Hübscheste, gab es erst recht Streitereien, weil Beatrice anfing, sich zu wehren.

So kam es, daß Beatrice eines Tages von der Schule nicht nach Hause kam, sondern zu ihrer Großmutter fuhr. Bei ihr weinte sie sich aus, und Frau Agnete Ruhland zog energisch Konsequenzen. Sie setzte es durch, daß Beatrice bei ihr in Göttingen blieb. So hatte Beatrice in den wichtigsten Entwicklungsjahren bei ihrer liebevollen und alles verstehenden Omi das Zuhause, nach dem sie sich gesehnt hatte. Innerlich jedoch entfernte sie sich so weit von ihren Eltern, daß sie keinen vermißte. Sie hegte keinen Groll, es machte ihr nichts aus, daß Irene alles bekam und sie ab und zu mal ein Kleidungsstück, da die Großmutter es strikt abgelehnt hatte, daß sie weiterhin Irenes Sachen tragen sollte. Sie wurde von der Großmutter nicht verwöhnt, aber sie bekam, was sie brauchte, doch sie bekam auch sehr viel Liebe geschenkt, die sie bisher missen mußte.

Sie machte ihr Abitur, ein glänzendes Reifezeugnis war der Lohn für ihren Eifer. Ihr Entschluß, Ärztin zu werden, stand schon lange fest und wurde von der Großmutter unterstützt, während die Eltern meinten, sie solle lieber einen Beruf ergreifen, in dem sie schneller Geld verdienen könne, da sie ja doch mal heiraten würde. Ja, das war deren Wunschgedanke auch für Irene, die zwar umschwärmt war, aber richtig anbeißen wollte keiner. Es war ihr auch keiner gut genug. Sie wollte alles auf einmal. Er mußte gut aussehen, reich sein und möglichst zu den oberen Tausend gehören. Für einen Beruf zeigte Irene keine Neigung. Sie nahm Gesangsunterricht, sie meinte eine Zeit, eine große Schauspielerin zu werden, dann lernte sie tatsächlich einen Fabrikantensohn kennen, und es war schon von Heirat die Rede, bis herauskam, daß der Vater Konkurs anmelden mußte und der Sohn sich schnell für eine vermögende ältere Frau entschied.

Beatrices Gedankengänge, ihr Ausflug in die Vergangenheit, wurde jäh unterbrochen, als Dr. Nicolas Hastings eintrat.

»Ich wollte nur mal nachsehen«, sagte er entschuldigend, als Beatrice ihn verwirrt anblickte.

»Mein Vater schläft«, sagte sie.

»Er schläft sicher mehrere Stunden, wollen Sie nicht frische Luft schöpfen, Kollegin?«

»Eigentlich eine gute Idee«, erwiderte sie. »Die Tage werden kürzer und kälter.«

Sie sah ihn plötzlich voll an, und er wurde verlegen, was ihn selbst überraschte, aber ihm war es, als würde sie durch ihn hindurchschauen.

»Sie sind Amerikaner?« fragte sie zusammenhanglos.

»Engländer, aber ich habe eine Zeit in Harvard studiert.«

»Interessant, und wie sind Sie hier gelandet?«

»Einfach um Erfahrungen zu sammeln. Dr. Behnisch hat einen guten Ruf, und er ist ein guter Lehrmeister. An einer gutgeführten Privatklinik lernt man mehr, als wenn man als Anhängsel hinter einem ganzen Troß her dackelt.«

Er sagte es mit seinem unwiderstehlichen Lächeln, daß Beatrice unwillkürlich auch auflachte.

»Halten Sie mich bitte nicht für neugierig«, sagte sie, »aber wie ist es in England? Ich habe nämlich ein Angebot für ein wissenschaftliches Institut in Cambridge.«

Seine Augenbrauen hoben sich leicht, man konnte ihm die Überraschung ansehen.

»Das ist aber eine große Auszeichnung«, sagte er.

»Es ergab sich, weil ich den Sohn von Professor Lorring nach einem schweren Unfall versorgt hatte. Ich hatte Glück, weil er wieder völlig genas.«

»Glück allein wird das nicht gewesen sein«, meinte Nicolas.

*

Dr. Behnisch fragte Schwester Rosi, wo Dr. Hastings sei.

»Er unterhält sich mit der Frau Dr. Ruhland«, sagte Rosi. »Sie ist ja so nett«, fügte sie schwärmerisch hinzu.

»Was Sie nicht sagen«, staunte Dr. Behnisch. »Sie ist immer noch hier?«

»Sie war lange bei ihrem Vater, und jetzt unterhält sie sich mit Dr. Hastings.«

»Ich brauche ihn trotzdem«, sagte Dr. Behnisch.

»Ich sage ihm Bescheid«, erklärte Schwester Rosi und enteilte.

So wurde das noch anhaltende Gespräch zwischen Nicolas und Beatrice unterbrochen.

»Kommen Sie öfter mal her?« fragte er noch hastig.

»Ja, sicher«, erwiderte sie leicht verlegen, denn ihr wurde bewußt, daß sie sich lange und sehr gut mit ihm unterhalten hatte.

»Fein, dann sehe ich Sie vielleicht morgen wieder.«

Beatrice nickte Schwester Rosi freundlich zu, als sie ging. Doch nun wollte es der Zufall, daß sie vor dem Eingang ihre Mutter traf.

Marga Ruhland war einmal eine hübsche Frau gewesen, aber jetzt wirkte sie älter als Anfang fünfzig und grau in grau gekleidet wahrhaftig wie eine graue Maus.