Vom Leben geschrieben - Kurzgeschichten  Teil II - Karl Miziolek - E-Book

Vom Leben geschrieben - Kurzgeschichten Teil II E-Book

Karl Miziolek

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Beschreibung

Die Vielfalt der Geschichten fasziniert. Ernste, heitere und nachdenkliche Zeilen sowie Erotik sind zu entdecken. Eben Geschichten, vom Leben geschrieben.

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Seitenzahl: 71

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Inhalt

Der Rollator

Damals

Das war knapp

Die Liebe

Der Alltag

Frühling

Liebe auf Zeit

Schmerzhafte Erinnerung

Glückseligkeit

Die Entscheidung

Verbotene Liebe

Alles für die Katz

Love me tender …

Im Einkaufszentrum

Die Lösung

Der Brief

Die Warnung

Der Fluch

Der Jahrestag

Das Geständnis

Die Welt der Erwachsenen

Das Missverständnis

Der Rollator

Herr Mayer spazierte mit seinem Rollator gemütlich im Stadtpark. Es war ein herrlicher Frühlingsvormittag.

Immer wieder blieb er stehen und lauschte dem Zwitschern der Vögel im Liebestaumel.

Nur wenige Mütter mit ihren Kinderwagen flanierten, so früh des Tages, auf den verschlungenen Wegen des Parks.

Rüstige Pensionisten belegten schon einige Bänke oder sie fütterten die Enten im Teich. Andere spielten Schach mit großen Kunststofffiguren auf einem betonierten Schachbrett.

Herr Mayer wohnte in dem Seniorenheim, das direkt am Park lag. Er verbrachte viel Zeit in dem Park, wenn es das Wetter zuließ.

Heute war er früher dran als sonst. Langsam spürte er die Müdigkeit und suchte eine Parkbank.

„Ist hier noch ein Platz frei?“, fragte er eine junge Frau, die schon auf der Bank saß und ein Buch las. „Gerne“, antwortete sie.

„Beneidenswert, die Kleinen, die werden gefahren“, sagte er und zeigte auf eine Mutter, die gerade ihren Kinderwagen an ihnen vorbeischob. Seine Banknachbarin hob kurz den Kopf und sagte: „Ja, ja, die haben’s gut.“ Und vertiefte sich wieder in ihr Buch.

Die junge Dame schien ihm nicht sehr gesprächig zu sein.

Als er nach einer Weile aufstand, um wieder ein Stück weiter zu wandern, stolperte er über ein Rad seines Rollators.

Er fiel der Länge nach auf den Boden und schlug mit dem Gesicht auf den Sand.

Im selben Moment fuhr auf der Straße ein Rettungswagen mit Blaulicht und Sirene vorbei. „Haben Sie sich wehgetan?“, fragte die junge Frau und beugte sich besorgt zu ihm hinunter. „So eine Unverschämtheit, mich mit dem Auto anzufahren und dann einfach Fahrerflucht zu begehen“, schimpfte er.

„Hier fahren keine Autos, wir sind im Park“, sagte sie. „Ja, ja, nehmen Sie sie nur in Schutz, diese Rowdies!“

Sie half dem alten Mann, sich wieder auf die Bank zu setzen. Jetzt erst sah sie, dass er etliche blutende Schürfwunden im Gesicht hatte.

„Ich habe ihn noch hupen gehört, und schon bin ich gefallen!“

Die junge Frau wusste nicht recht, was sie tun sollte. Sie wollte schon ihr Handy aus der Tasche nehmen, da sah sie, wie eine Frau aufgeregt winkend auf die beiden zulief. „Herr Mayer, was machen Sie denn für Sachen“, sagte sie besorgt zu dem alten Mann.

„Man müsste dem Herrn helfen, er ist verletzt“, bemerkte die junge Frau.

„Ich bin Krankenschwester im Seniorenheim dort“, die Pflegerin zeigte auf das Gebäude, „in dem der Herr wohnt.“

Sie besah sich kurz die Wunden und meinte: „Das werden wir zuhause behandeln.“

Dann fragte sie: „Was ist denn passiert?“ „Der Herr ist beim Aufstehen über seinen Rollator gestürzt“, sagte die junge Frau. „Nein, nein, ich bin …“, begann der alte Herr. Er sah die junge Frau an. „Ja, ja, sie hat recht, ich bin gestolpert“, besann er sich dann anders.

„Woher wussten Sie eigentlich, was passiert war?“, fragte die junge Frau die Krankenschwester.

„Wir testen gerade an unseren mobilen Gästen ein neues System einer Notfalluhr, die nicht nur vom Träger aktiviert werden kann, sondern selbstständig bei Sturz und anderen starken Bewegungen ein Signal auslöst.

Herr Mayer hatte sich abgemeldet, um in den Park zu gehen, so wussten wir gleich, wo er sich befindet.“

Die Krankenschwester und Herr Mayer bedankten sich bei der Frau, dann ging sie mit ihm zurück ins Heim. Die junge Frau widmete sich wieder ihrem Buch.

Auf dem Weg ins Heim sagte Herr Mayer plötzlich: „Schwester, wir müssen noch zur Polizei, ich muss ja eine Anzeige machen.“

„Was für eine Anzeige, Herr Mayer?“, fragte die Schwester erschrocken.

„Na, ich bin doch von einem Auto niedergestoßen worden im Park“, erklärte Herr Mayer.

„Das hat noch Zeit, Herr Mayer. Jetzt gehen wir erst einmal nachhause und behandeln ihre Wunden, und dann gibt es Mittagessen“, besänftigte sie ihn geduldig.

„Sie haben recht, Schwester, so schlimm war es ja auch wieder nicht.

Aber der junge Mann hat mir nicht geglaubt, das ärgert mich.“

„Ja, Herr Mayer, das war nicht schön von ihm. Gleich sind wir zuhause, dann müssen Sie mir alles erzählen“, sagte sie und seufzte.

Damals

Damals, als wir noch vereint hier standen, mit sehnsuchtsvollem Blick die Sonne langsam sinken sahen, hinab ins tiefe Meer.

Da war noch kein Gedanke an schmerzerfüllte Einsamkeit. Nun stehe ich hier, allein gelassen – wieder schaue ich der Sonne zu. Doch heute sinkt sie, scheint mir, schneller und nimmt meine Gedanken mit ins kalte, dunkle Nass.

Damals …

Das war knapp

Außer Atem hastete Manuel die Treppe zur U-Bahn hinunter. Er konnte gerade noch rechtzeitig einsteigen, bevor sich die Türen des Zuges schlossen.

Sofort umgab ihn der typische schwere Duft einer morgens gut gefüllten U-Bahn. Da kein Sitzplatz frei war, blieb er stehen und hielt sich an einer der Halteschlaufen im Türbereich fest.

Eine junge hübsche Frau fiel ihm auf, die in der zweiten Sitzreihe am Fenster saß. Sie blickte zu ihm hoch und lächelte. Er versuchte, die Duftnoten im Wagen zu analysieren: zwischen Großküche, Kraftkammer und Parfümerie – weiter kam er nicht. „Fahrscheinkontrolle“, tönte es von einem Ende des Wagons. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er seinen Fahrschein am Abgang nicht entwertet hatte. Unnötigerweise tastete er alle Taschen ab, als suchte er eine gültige Fahrkarte. Er spürte den Blick der jungen Frau, die sein ratloses Herumhantieren neugierig beobachtete.

Er sah sie mit leicht verzweifelter Miene an. Sie schmunzelte und zwinkerte ihm zu, als wollte sie sagen: Keine Angst! Ich mach das schon. Inzwischen war der Kontrolleur bei ihr angelangt. Sie ließ sich furchtbar viel Zeit damit, in ihrer Tasche nach dem Fahrschein zu kramen, entschuldigte sich wortreich und suchte immer weiter.

Inzwischen fuhr der Zug in die nächste Station ein. Manuel erfasste die Situation und schlüpfte hinaus.

Erst jetzt, so zeigte ihm noch ein flüchtiger Blick durchs Fenster, hatte sie plötzlich ihren Fahrschein in der Hand und hielt ihn dem nervös gewordenen Kontrolleur triumphierend unter die Nase. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete Manuel die Treppe hoch zum Ausgang.

„Puh!“, das war knapp gewesen.

Am Abend, es war einer jener lauen Sommerabende, die man gerne im Freien verbringt, spazierte er in der Fußgängerzone der Innenstadt.

Da sah er sie. Unverkennbar, seine Fee aus der U-Bahn: Lange schwarze Haare, dunkle Augen. Sie saß allein an einem der Tische, die vor einem Kaffeehaus aufgestellt waren, und beobachtete die Leute.

Er blieb stehen.

Sie bemerkte ihn, erkannte ihn sofort und lächelte ihn an.

Er überlegte nicht lange und ging auf sie zu. „Ist hier noch frei?“, fragte er.

„Ja, ja“, sagte sie. Dann stand sie auf, umarmte ihn und fragte lachend: „Haben Sie Ihre Schwarzfahrt gut überstanden?“

„Dank Ihrer Hilfe, ja“, antwortete Manuel etwas verlegen. Er war erfreut, aber auch erstaunt über diese überaus herzliche Begrüßung.

„Sie sind nicht von hier?“, fragte er, als ihm ihr Akzent bewusst wurde. „Nein, ich bin nur einige Tage in der Stadt“, erklärte sie, „Wegen der Modewoche.“

Kaum hatte sie wieder Platz genommen und Manuel sich neben sie gesetzt, er wollte gerade fragen, woher sie komme, da standen plötzlich eine Polizistin und ein Herr in Zivil an ihrem Tisch.

„Ihre Ausweise, bitte“, forderte der Mann die beiden auf und zückte eine Dienstmarke.

Manuel blickte erstaunt von einem zur andern. „Ich versteh‘ nicht – was soll das?“ Schließlich griff er doch in die Innentasche seiner Jacke, um seine Brieftasche herauszuholen.

Aber da war nichts.

„Ihre Brieftasche werden wir wohl bei der jungen Dame finden“, sagte der Mann. „Nicht wahr, Anna, oder wie auch immer Sie heute heißen?“

Inzwischen hatte die Beamtin Manuels vermeintliche neue Freundin aufgefordert, ihre Taschen zu leeren. Tatsächlich befand sich Manuels Geldbörse in der Tasche seiner U-Bahn-Fee.

Manuel schaute sie nur mit großen Augen an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Sie haben mich beklaut?“, brachte er schließlich heraus. Er war fassungslos.

Sie zuckte mit den Schultern. „Hm, Pech gehabt“, sagte sie.

Die Polizistin nahm Manuels Personalien auf und händigte ihm die Brieftasche aus, dann durfte er gehen.

Seine Zufallsbekanntschaft wurde von den beiden Beamten höflich, aber bestimmt aufgefordert, ihnen zu folgen.

Zum zweiten Mal sagte Manuel heute: „Puh!“ Das war knapp gewesen.

Die Liebe

Wie kann ich meine Liebe zähmen, dass sie nicht durchgeht wie ein feuriges Ross?

Ich kann sie nicht verstecken, so gerne ich auch möcht.