Was geschah mit Jasmin? - Patricia Vandenberg - E-Book

Was geschah mit Jasmin? E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Jasmin Falkenau hielt den Telefonhörer weg vom Ohr, denn die Männerstimme steigerte sich schrill. »So höre doch, Jasmin, lass mit dir reden. So geht es doch nicht …« »Adieu«, sagte sie tonlos und hängte den Hörer ein. Aufrecht, den Kopf zurückgelegt, ging sie durch die Halle des Flughafens ins Freie. Sie wurde erwartet. »Madame, wir müssen uns beeilen, der Start ist freigegeben«, sagte Pieter Leuven, der Pilot des Privatflugzeugs, rau. »Ich bin bereit.« Jasmins Gesicht war starr. Ein eisiger Wind fegte über den Flugplatz. Sie schlug den Kragen ihres Ledermantels hoch. »Kälter kann es in Bayern jetzt wohl auch nicht sein«, bemerkte sie mit einem seltsamen Ausdruck. »Ist Ihnen nicht gut, Madame?«, fragte Pieter Leuven. »O doch, ich bin okay.« »Dem Chef wird es hoffentlich auch besser gehen«, sagte Pieter. »Ja, das hoffe ich.« »Ist Ihnen bange, weil wir allein fliegen?« »Aber nein. Auf Sie ist doch Verlass, Pieter.« Sein flächiges Gesicht entspannte sich. »Sie können sich ganz auf mich verlassen, Madame«, sagte er. Kurze Zeit später startete die Cessna, und Jasmin sah bald den blauen Himmel und unterhalb die Wolken, die sich zu bizarren Gebilden formten. Jasmin lehnte sich zurück und schloss die Augen. Es gab so vieles, über das sie nachdenken musste. * In München sank die Dämmerung herab. In einem Büro der Flughafenleitung lief ein Mann unruhig auf und ab. »Mein Gott, die Maschine müsste doch längst hier sein«, rang es sich mühsam über seine Lippen. Eine Tür ging auf. Eine Männerstimme fragte: »Dr. Enders?« »Ja, der bin ich. Ist die Maschine gelandet?« »Wir haben gerade die Nachricht bekommen, dass sie notlanden musste. Aber bitte keine Aufregung, Leuven

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Dr. Norden Bestseller – 216 –

Was geschah mit Jasmin?

Patricia Vandenberg

Jasmin Falkenau hielt den Telefonhörer weg vom Ohr, denn die Männerstimme steigerte sich schrill.

»So höre doch, Jasmin, lass mit dir reden. So geht es doch nicht …«

»Adieu«, sagte sie tonlos und hängte den Hörer ein. Aufrecht, den Kopf zurückgelegt, ging sie durch die Halle des Flughafens ins Freie. Sie wurde erwartet.

»Madame, wir müssen uns beeilen, der Start ist freigegeben«, sagte Pieter Leuven, der Pilot des Privatflugzeugs, rau.

»Ich bin bereit.«

Jasmins Gesicht war starr. Ein eisiger Wind fegte über den Flugplatz. Sie schlug den Kragen ihres Ledermantels hoch.

»Kälter kann es in Bayern jetzt wohl auch nicht sein«, bemerkte sie mit einem seltsamen Ausdruck.

»Ist Ihnen nicht gut, Madame?«, fragte Pieter Leuven.

»O doch, ich bin okay.«

»Dem Chef wird es hoffentlich auch besser gehen«, sagte Pieter.

»Ja, das hoffe ich.«

»Ist Ihnen bange, weil wir allein fliegen?«

»Aber nein. Auf Sie ist doch Verlass, Pieter.«

Sein flächiges Gesicht entspannte sich. »Sie können sich ganz auf mich verlassen, Madame«, sagte er.

Kurze Zeit später startete die Cessna, und Jasmin sah bald den blauen Himmel und unterhalb die Wolken, die sich zu bizarren Gebilden formten.

Jasmin lehnte sich zurück und schloss die Augen. Es gab so vieles, über das sie nachdenken musste.

*

In München sank die Dämmerung herab. In einem Büro der Flughafenleitung lief ein Mann unruhig auf und ab.

»Mein Gott, die Maschine müsste doch längst hier sein«, rang es sich mühsam über seine Lippen.

Eine Tür ging auf. Eine Männerstimme fragte:

»Dr. Enders?«

»Ja, der bin ich. Ist die Maschine gelandet?«

»Wir haben gerade die Nachricht bekommen, dass sie notlanden musste. Aber bitte keine Aufregung, Leuven ist ein erfahrener Pilot.«

»Keine Aufregung«, murmelte Dr. Enders. »Jasmin Falkenau ist an Bord.«

»Herr Falkenau doch auch«, sagte der Mann.

»Nein, Herr Falkenau nicht. Wissen Sie, wo sich die Maschine befindet?«

»Ungefähr. Es wird schon nach ihr gesucht«, bekam er zur Antwort.

»Sie geben mir bitte sofort Nachricht, wenn Sie etwas erfahren haben. Ich muss zu Frau Falkenaus Schwester. Sie ist schwerkrank. Sie darf keinesfalls etwas von dieser Notlandung erfahren.«

Dr. Rolf Enders fuhr zur Behnisch-Klinik. Dorthin war Pamela Born gebracht worden, als sie bei einer Parforce­-Jagd schwer gestürzt war. Niemand konnte sich erklären, wie eine so erfahrene Reiterin wie sie so unglücklich stürzen konnte. Für den Rechtsanwalt Dr. Enders war es umso unbegreiflicher, als er auch an dieser Jagd teilgenommen hatte. Er war schon sehr lange mit Jasmin und Pamela befreundet.

Rolf Enders sprach zuerst mit Dr. Jenny Behnisch, als er die Klinik erreicht hatte. Jenny war zutiefst erschrocken, als er ihr sagte, dass die Cessna notlanden musste und nun erst gesucht würde.

»Das darf Pamela auf keinen Fall erfahren«, sagte Jenny. »Sie befindet sich in einer kritischen Phase.«

Pamela Born war nicht nur Patientin in der Behnisch-Klinik, sie war auch des Öfteren als Psychotherapeutin tätig. Bei besonders labilen Patienten hatte ihr Einfühlungsvermögen schon sehr gute Erfolge gebracht, und sie wurde von Dieter und Jenny Behnisch sehr geschätzt, weil sie ihren Beruf außerordentlich erst nahm.

»Was soll ich ihr nur sagen, Jenny?«, fragte Dr. Enders, der auch mit dem Arztehepaar Freundschaft geschlossen hatte, und jetzt wenigstens darüber beruhigt sein konnte, dass Pamela bestens betreut wurde.

»Das Flugzeug konnte nicht starten, oder Jasmin muss jetzt bei ihrem kranken Mann bleiben. Was ist eigentlich mit ihm?«

Rolf zuckte die Schultern. »Das weiß ich auch nicht. Jasmin wollte mit mir darüber sprechen. Ich habe ein verdammt übles Gefühl, Jenny.«

Jenny wusste augenblicklich auch nicht, wie sie ihm Mut machen sollte, denn Pamela bereitete ihr große Sorgen. So schwer waren ihre Verletzungen eigentlich nicht, dass sie eine so völlige Apathie hervorrufen konnten. Gerade bei Pamela gab ihr das zu denken, denn man bezeichnete sie als ein Stehaufmadl.

Pamela war bei Bewusstsein, als Rolf Enders das Krankenzimmer betrat. Erwartungsvoll blickte sie ihn an. Ja, da war Leben in ihren schönen Augen, aber es erlosch, als er sagte, dass Jasmin nicht kommen konnte.

»Warum nicht?«, fragte sie.

»Das Wetter war schuld.«

»Aber es war doch ein herrlicher Tag«, sagte sie.

»Nicht überall ist das Wetter gleich, Pam«, erwiderte er. Seine Stimme klang heiser, und sie musterte ihn misstrauisch.

»Es ist etwas anderes«, murmelte sie. »Ich fühle es. Ich fühle es seit Tagen, Rolf. Intuition oder vielleicht auch der siebte Sinn. Ihr lacht darüber, aber bei Jasmin ist durchaus nicht alles in Ordnung.«

»Detlev ist plötzlich erkrankt«, erklärte er.

Sie schloss die Augen. »Detlev ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln«, sagte sie leise. »Ich mag ihn nicht.«

»Aber das war doch nicht immer so, Pam«, sagte Rolf.

»Ich habe sein Gesicht ohne Maske gesehen«, flüsterte sie. »Ich glaube nicht, dass Jasmin glücklich ist.«

»Du sollst dir jetzt nicht so viel Gedanken machen, Pam«, sagte er bittend. »Jasmin wird bald kommen.«

Jetzt war Pamelas Blick ganz in sich gekehrt. »Ich glaube nicht, dass sie bald kommt«, flüsterte sie monoton. »Aber ich werde sie suchen und finden.«

Rolf erschrak. Seine Kehle war eng. Er brachte kein Wort mehr über die Lippen, und der Herzschlag setzte momentan aus, als Pamela schrie: »Jasmin, hörst du mich? Ich werde dich finden!« Und dann schwanden ihr die Sinne, aber Dr. Jenny Behnisch stand schon in der Tür, herbeigerufen von diesem Aufschrei.

»Ihr siebter Sinn«, sagte Rolf stockend. »Jetzt glaube ich auch, dass Jasmin sich in Gefahr befindet.«

»Und warum glaubst du es, Rolf?«

»Ich denke an die Hochzeit zurück. Pam hatte auch diesen seltsamen Blick, als sie die Rosen betrachtete. Rosen, Rosen, so viel Rosen, sagte sie, aber es wird ein dornenvoller Weg sein.«

»Das sagte sie?«

»Ich war damals ein bisschen erschrocken, aber ich habe darüber gelächelt. Und ich dachte auch, dass Pam viel für Detlev übrig hatte. Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll, Jenny.«

»Es wird sich alles klären, wenn Jasmin gefunden ist.«

»Und wenn sie nicht mehr lebt?«, fragte Rolf tonlos.

Jennys Blick schweifte in die Ferne. »Pam würde es spüren«, sagte sie stockend. »Ich habe nie erlebt, dass zwischen Schwestern eine so starke Beziehung besteht. Es ist eine Antenne, die sie verbindet. Wir hätten Jasmin gleich benachrichtigen sollen, dass Pam den Unfall hatte.«

*

Dr. Daniel Norden wurde an diesem Abend von seinem aufgeregten Sohn Danny empfangen.

»Stell dir vor, Papi, schon wieder ist eine Cessna verschollen. Gell, du fliegst nie wieder mit so einem Ding.«

»Eine Cessna?« Daniel hielt die Luft an. Dann fing Fee einen Blick von ihm auf, der Bände sprach.

»Ich verspreche dir, dass ich nie wieder mit einer Cessna fliegen werde, Danny«, sagte Daniel. »Können wir jetzt essen? Ich muss nur noch mal schnell telefonieren.«

Fee hatte schon bange Ahnungen, weil er so appetitlos aß. Aber erst, als die Kinder dann im Bett waren, sagte er ihr, dass es die Cessna sei, mit der Jasmin Falkenau erwartet wurde.

»Sie ist noch nicht gefunden«, erklärte er. »Und jetzt ist es stockdunkel.«

»Und kalt«, sagte Fee fröstelnd, aber es war ein inneres Frieren, denn im Haus war es warm.

»Jenny sagt, dass Pamela wieder Ahnungen hatte.«

»Die habe ich jetzt auch«, sagte Fee.

»Ich rufe Enders an, vielleicht weiß er schon mehr.«

Die Leitung war besetzt. Fee hatte das Radio angestellt, gerade noch im richtigen Augenblick, denn es wurde von dem vermissten Flugzeug berichtet, das noch nicht gefunden war und auch kein SOS-Zeichen mehr schickte. Die Maschine sei in Mailand gestartet und in ständigem Funkkontakt gewesen, ohne dass es Schwierigkeiten gegeben hätte. Namen wurden nicht genannt.

Daniel hatte es aufgegeben, die Nummer von Rolf Enders zu wählen. Er starrte grübelnd vor sich hin, bis das Klingeln des Telefons ihn erschrocken zusammenfahren ließ.

Es war Jenny. »Rolf ist gekommen«, sagte sie. »Er ist mit den Nerven fertig. Falkenau soll vorgestern in Zürich einen Autounfall gehabt haben. Könnt ihr nicht mal bei Katja anrufen und fragen, ob sie etwas davon weiß? Sie kennt doch Gott und die Welt.«

»Die Welt schon«, sagte Daniel ironisch, »und ganz bestimmt eine Anzahl der bekanntesten Ärzte. Okay, wenn sie zu erreichen ist, werden wir es versuchen.«

Katja war Fee Nordens Stiefschwester, aber die Familienverhältnisse waren nur für jene kompliziert gewesen, die den Anfang noch in Erinnerung hatten.

Fees Vater, Dr. Johannes Cornelius und seine Frau Anne hatten beide ihre ersten Partner verloren. Anne hatte ihre Tochter Katja mitgebracht, die damals achtzehn Jahre alt war und nach einem Lawinenunglück an einer Schocklähmung litt.

Davon war jetzt nichts mehr zu bemerken, und ebenso wenig wurde noch darüber gesprochen, wie das Schicksal sie zusammengewürfelt hatte.

Katja hatte den berühmten Pianisten David Delorme geheiratet und sich mit Charme, Eleganz und einem großen Engagement für ihren eher zurückhaltenden Mann sehr schnell ein ganz besonderes Flair verschafft. So ganz einverstanden war Anne nicht mit den Ambitionen ihrer Tochter, aber man konnte Katja auch nie böse sein, denn wenn die Familie sie mal brauchte, war sie auch sofort in Aktion, sofern es nicht darum ging, eine Samaritertätigkeit auszuüben. Aber solche hätte man von ihr sowieso nicht verlangt oder gar erwartet.

Nach einem kurzen Gespräch mit ihrem Mann bekam Fee Katja tatsächlich an die Strippe. »Welch ein Wunder«, seufzte sie erleichtert.

»Ich bin viel öfter zu Hause, als ihr denkt, wenigstens zu dieser Zeit«, sagte Katja, »aber euch mag man da ja nicht mehr stören, wenn man es auch gern mal möchte.«

»Drückt dich auch was?«, fragte Fee, die nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte.

»Mich nicht, aber David hat eine Gastritis.«

»Das macht der Stress. Er soll sich mal wieder durchchecken lassen«, sagte Fee.

»Und was drückt dich, Fee? Es ist doch nichts mit den Kindern oder mit Paps und Mami?«

»Nein, es ist alles in Ordnung, Katja. Ich habe nur eine Frage. Kennst du Falkenau?«

»Falkenau? Welchen meinst du?«

»Gibt es mehrere?«

»Einen Detlev und einen Alexander. Defa und Alfa genannt.« Katja kicherte, aber Fee war es nicht zum Kichern zumute.

»Weißt du, ob dieser Detlev einen Autounfall hatte, Katja?«

»Sollte er, aber hier klappert es ja jeden Tag.«

»Wenn du ihn kennst, kennst du doch sicher auch seine Frau Jasmin.«

»Das große Fragezeichen?«

»Wieso ein Fragezeichen?«

»Sie tritt hier nicht in Erscheinung. Man sagt, dass sie nicht alle Tassen im Schrank hat. Na ja, andere sagen auch, dass Falkenau sie unter Verschluss hält, weil er so wahnsinnig eifersüchtig ist. Vielleicht spinnen beide.«

Das war typisch für Katja. Fee wollte sich nicht in ein Geplänkel verstricken lassen.

»Uns interessiert nur, ob Falkenau tatsächlich einen Autounfall hatte«, sagte sie.

»Wenn es für euch so wichtig ist, weiß ich es morgen, Feelein«, zwitscherte Katja. »Der Alfa lebt übrigens in Mailand und nicht hier. Ein wahnsinnig interessanter Mann soll das sein. Ich habe ihn leider noch nicht kennengelernt.«

»Du bist doch bestens bedient, Katja«, sagte Fee streng.

»Nimm doch nicht alles so wörtlich. Ihr igelt euch richtig ein. Wir könnten so viel Spaß miteinander haben, wenn ihr mit euren Kindern nicht so angebunden wäret.«

»Pass auf David auf. Er braucht ab und zu mal Ruhepausen«, sagte Fee.

»Und wie ich auf ihn aufpasse! Was meinst du, wie diese verflixten Weiber hinter ihm her sind. Ich rufe dich morgen an, Fee.«

»Das war aber ein abruptes Ende«, stellte Daniel fest.

»Sie hat mal wieder ihre Eifersuchtstour«, erwiderte Fee. »Wenn man nur wüsste, wann man etwas bei ihr ernst nehmen könnte.«

Sie erzählte Daniel, was sie von Katja erfahren hatte. Er runzelte die Stirn. »Defa und Alfa, das klingt eigentlich nach einer guten Beziehung«, sagte er.

»Alexander lebt in Mailand. Man kann sich Gedanken machen. Ein bisschen viel der Unfälle auf einmal, meine ich.«

»Man sagt doch, dass ein Unglück selten allein kommt, Fee.«

»Man sagt auch, dass aller guten Dinge drei sind, und in diesem Fall sind es drei schlechte Dinge.«

»Da hast du allerdings auch wieder recht. Weißt du, Schatz, worüber ich heute mal wieder doppelt froh bin?«

»Du wirst es mir schon sagen«, meinte er lächelnd.

»Dass wir so normal sind. Um Katja mache ich mir manchmal auch Sorgen, genau wie Anne.«

»Das müssen wir so sehen, dass Katja schon mal dem Tod so unendlich nahe war«, sagte Daniel nachdenklich. »Wir wissen nicht, was da in ihrem Unterbewusstsein vor sich ging, was sie vielleicht heute noch verdrängen möchte. Jetzt will sie das Leben in vollen Zügen genießen.«

»Und David bekommt dadurch Magengeschwüre«, seufzte Fee.

»Iwo, der bekommt seine Gastritis, wenn er mal Ruhe haben will, und das habe ich ihm empfohlen. Da kann man leicht simulieren.«

»O Gott, ihr Männer!«, lachte Fee.

»Dich kann ich ja nicht beschwindeln, Frau Doktor«, konterte er.

David Delorme konnte es, aber als Katja ihm haarklein von dem Anruf berichtete, regte er sich wirklich auf.

»Ich will mit diesen Leuten nichts zu tun haben, Katja.«

»Sei doch nicht so gereizt, Brummbär«, sagte sie sanft. »Fee hat sich doch nach Falkenau erkundigt, da kann ich doch sagen, was ich weiß.«

»Und warum hat sie sich erkundigt?«

»Danach habe ich gar nicht gefragt«, erwiderte Katja verlegen. »Aber ich werde sie morgen fragen. Es muss schon etwas Wichtiges sein.«

»Geldanlage? Da sollten sie lieber ihre Finger davonlassen«, meinte David.

»Wenn sie Geld zum Anlegen haben, stecken sie es in die Insel«, sagte Katja leichthin, aber plötzlich schienen ihr doch andere Gedanken zu kommen.

»Was wolltest du damit sagen, David?«

»Dass ich zu Falkenau kein Vertrauen hätte.«

»Als ob du was von solchen Geschäften verstehst«, meinte Katja lächelnd.

»Ein bisschen habe ich auch dazugelernt, und taub bin ich glücklicherweise nicht. Du hörst nur immer das, was dir gefällt. Ein herrliches Grundstück in Florida, sagenhaft preiswert für europäische Verhältnisse, baureifes Land in Kanada, man bekommt es buchstäblich geschenkt, Teilhaber einiger Hotels in Portugal zu werden, klingt ja alles ganz phantastisch. Du hast dich da doch nicht etwa einwickeln lassen?«, fragte er wachsam.

»Aber, David, ich würde doch nie etwas ohne deine Einwilligung tun«, sagte sie. »Schließlich verdienst du das Geld. Wir haben unser Haus und das Chalet im Tessin und ein paar Eigentumswohnungen, die sich von selbst finanzieren. Was wollen wir noch mehr! Und als du das gemacht hast, gab es hier noch keinen Falkenau. Aber clever muss der schon sein.«

»Hast du nicht vorhin gesagt, dass er spinnt?«

»Du hast gelauscht«, schmollte sie. »Ich habe gesagt, dass sie beide spinnen, vielleicht, habe ich gesagt. Seine Frau ist hier ja noch gar nicht in Erscheinung getreten.«

»Jasmin Born«, sagte David gedankenverloren. »Sie hatte eine märchenhafte Stimme. Dann bekam sie eine Kehlkopfentzündung, und es war das Aus für sie.«

»Jasmin Born? Das ist Falkenaus Frau?«, rief Katja erregt aus. »Dein Schwarm von damals. Wie viel Jahre ist das her?«

»Sechs Jahre, mein Liebling, aber mein Schwarm war nur ihre Stimme.«

»Du hast mir nie gesagt, dass sie Falkenaus Frau geworden ist.«

»Wozu? Ich habe es auch kürzlich erst erfahren, und hier ist sie ja noch nicht in Erscheinung getreten. Außerdem weiß ich doch nur zu gut, wie du dich gleich echauffierst, wenn irgendwann und irgendwo mal eine Frau erscheint, die ich irgendwann und irgendwo mal kennengelernt und bereits längst vergessen habe.«

»Aber Jasmin Born hast du nicht vergessen«, sagte Katja.

»Weil es ein Jammer war, dass sie ihre Stimme verlor. Das wäre genauso, als wenn ich von der Gicht befallen würde.«

»Sag bitte nicht so etwas, David«, begehrte Katja auf.

»Nehmen wir mal an, es wäre so, würdest du dann bei mir bleiben?«, fragte er.

»Wie kannst du das fragen? Wie kannst du an mir zweifeln?«

»Es würde bedeuten, dass wir weg wären vom Fenster, Katja. Die Wirklichkeit ist hart und unerbittlich.«

»Aber wir haben doch uns, unsere Kinder, unsere Familie, David. Du kannst mich doch nicht für so oberflächlich halten, dass mir das ganze Drumherum mehr bedeutet.«

»Aber doch wohl eine ganze Menge, da du über alles so gut informiert bist«, sagte er mit einem Anflug von Ironie.