Wenn das Herz begehrt - Toni Waidacher - E-Book

Wenn das Herz begehrt E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Mensch, freu' ich mich, dich zu sehen!« Kathrin Raitmayr fiel Saskia um den Hals, kaum, daß das blonde Madl aus dem Auto gestiegen war. »Hallo, Kathi, wie geht es dir?« »Wie's mir geht?« lachte die dunkelhaarige Bauerntochter. »Prima, jetzt wo du endlich da bist! Sieben Jahre kennen wir uns jetzt schon, aber nur vom Briefeschreiben und Telefonieren. Es wurde höchste Zeit, daß du mich mal besuchen kommst.« Saskia Benthof schaute sich um. Die Brieffreundin wohnte auf einem schmucken Bauernhof, und es war alles genauso, wie die Studentin es sich vorgestellt hatte. »Laß deine Sachen noch im Auto«, meinte Kathi. »Ich will dich erstmal meinen Eltern vorstellen. Der Kaffee ist auch schon fertig, und den Kuchen hab' ich extra heut' morgen für dich gebacken.« Im selben Augenblick kam ein Hund herbeigelaufen, der Saskia freudig einen Ball vor die Füße legte. »Der Rex mag dich auch«, lächelte Kathi. »Aber ich warn' dich, wenn du erstmal angefangen hast, den Ball zu werfen, dann findet er kein Ende.« Die Brieffreundin nahm das Spielzeug des Hundes trotzdem und warf es über den Hof. Sofort schoß Rex hinterher und suchte es irgendwo zwischen Scheune und Stall. »Komm«, sagte die Bauerntochter und legte ihren Arm um die Freundin. »Vater und Mutter sind schon ganz gespannt darauf, dich kennenzulernen.« Hinter dem Haus befand sich ein großer Garten. Auf der Wiese standen Tisch und Stühle. Franz Raitmayr und seine Frau saßen schon dort und sahen den Madln entgegen. »Herzlich willkommen«, begrüßte Burgl die Studentin. »Schön, daß wir dich endlich mal persönlich kennenlernen.« »Ja, und wir hoffen, daß du dich bei uns

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Der Bergpfarrer – 152 –

Wenn das Herz begehrt

… schweigt die Vernunft!

Toni Waidacher

»Mensch, freu’ ich mich, dich zu sehen!«

Kathrin Raitmayr fiel Saskia um den Hals, kaum, daß das blonde Madl aus dem Auto gestiegen war.

»Hallo, Kathi, wie geht es dir?«

»Wie’s mir geht?« lachte die dunkelhaarige Bauerntochter. »Prima, jetzt wo du endlich da bist! Sieben Jahre kennen wir uns jetzt schon, aber nur vom Briefeschreiben und Telefonieren. Es wurde höchste Zeit, daß du mich mal besuchen kommst.«

Saskia Benthof schaute sich um. Die Brieffreundin wohnte auf einem schmucken Bauernhof, und es war alles genauso, wie die Studentin es sich vorgestellt hatte.

»Laß deine Sachen noch im Auto«, meinte Kathi. »Ich will dich erstmal meinen Eltern vorstellen. Der Kaffee ist auch schon fertig, und den Kuchen hab’ ich extra heut’ morgen für dich gebacken.«

Im selben Augenblick kam ein Hund herbeigelaufen, der Saskia freudig einen Ball vor die Füße legte.

»Der Rex mag dich auch«, lächelte Kathi. »Aber ich warn’ dich, wenn du erstmal angefangen hast, den Ball zu werfen, dann findet er kein Ende.«

Die Brieffreundin nahm das Spielzeug des Hundes trotzdem und warf es über den Hof. Sofort schoß Rex hinterher und suchte es irgendwo zwischen Scheune und Stall.

»Komm«, sagte die Bauerntochter und legte ihren Arm um die Freundin. »Vater und Mutter sind schon ganz gespannt darauf, dich kennenzulernen.«

Hinter dem Haus befand sich ein großer Garten. Auf der Wiese standen Tisch und Stühle. Franz Raitmayr und seine Frau saßen schon dort und sahen den Madln entgegen.

»Herzlich willkommen«, begrüßte Burgl die Studentin. »Schön, daß wir dich endlich mal persönlich kennenlernen.«

»Ja, und wir hoffen, daß du dich bei uns wohl fühlst«, setzte der Bauer hinzu.

»Erzähl’ mal, wie war die Fahrt?« erkundigte sich Kathi, nachdem sie Platz genommen hatten.

Saskia Benthof wohnte in Passau. Sie erzählte, daß es während der Fahrt keine Probleme gegeben hatte. Auch den Hof hatte sie schnell gefunden, Kathis Wegbeschreibung war kurz und präzise gewesen.

Zur Feier des Tages hatte die Bauerntochter einen Apfelkuchen gebacken. Saskia, die jeden weiteren Backversuch nach einigen Reinfällen aufgegeben hatte, lobte den Kuchen und mußte sich nicht nötigen lassen, ein zweites Stück zu essen.

Anschließend zeigte Kathi der Freundin das Zimmer, in dem Saskia die nächsten zwei Wochen wohnen sollte. Es lag gleich neben dem der Bauerntochter und hatte früher der älteren Schwester gehört, die aber längst verheiratet und in die Stadt gezogen war. Außerdem gehörte zu der Familie noch Thomas, der Bruder, der später einmal den Hof übernehmen würde.

»Den Thomas lernst heut’ abend kennen«, sagte Kathi. »Im Moment ist er grad droben im Holz.«

Sie räumten Saskias Koffer aus und verstauten die Sachen im Schrank. Natürlich hatte die Studentin ein kleines Gastgeschenk mitgebracht, und Kathi freute sich sehr über das gerahmte Foto, das die Brieffreundin gemeinsam mit ihren Eltern zeigte.

Dann wurde es Zeit, den Hof zu besichtigen. Saskia stammte aus einer Familie, die seit Generationen Ärzte hervorgebracht hatte, ihr Vater hatte eine Praxis in der Nähe von Passau, und eines Tages würde die Tochter dort mit einsteigen.

Allerdings stand davor noch der lange Weg des Medizinstudiums, das Saskia gerade erst vor einem halben Jahr begonnen hatte. Jetzt aber staunte sie über die riesige Scheune, in der Traktoren, Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Geräte standen. Oben auf dem Boden lagerte das Heu für den Winter, und in der hintersten Ecke befand sich eine komplett eingerichtete Werkstatt.

»Vater und Thomas versuchen möglichst immer alles selbst zu reparieren«, erklärte Kathi.

Danach gingen sie in die Stallungen. Allerdings befanden sich die Kühe draußen auf der Alm.

»Wir haben noch zwanzig Stück auf unserer Alm steh’n«, erläuterte die Bauerntochter. »Da bleiben s’ und kommen erst im Herbst, zum Almabtrieb, wieder herunter.«

Im Melkstand herrschte peinliche Sauberkeit.

»Wir sind ein anerkannter Biobetrieb«, erzählte Kathi stolz. »Und bei Rohmilch muß man ohnehin auf Hygiene achten. Das ist sehr heikel, wegen der Bakterien.«

»Das ist wirklich beeindruckend«, meinte Saskia.

Dann standen sie auf dem Hof und sahen sich lachend an.

»Tja, da bist also«, sagte Kathi glücklich.

»Ja, da bin ich«, nickte Saskia. »Lang’ genug hat’s gedauert.«

Kennengelernt hatten sich die beiden vor Jahren, als sie noch Teenager waren. Sie schwärmten damals für denselben Popstar, und über einen Fanclub wurde der erste Kontakt geknüpft. Inzwischen waren sie hübsche, junge Frauen geworden, auch ihr Musikgeschmack hatte sich ein wenig geändert, aber ihre Brieffreundschaft hatte Bestand gehabt. Unzählige Male hatten sie sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet und dabei kein Thema ausgelassen, egal, ob es sich um Probleme in der Schule handelte oder um Liebeskummer. Und wenn die eine konnte, dann stand sie der anderen mit Rat zur Seite.

Schon lange waren gegenseitige Einladungen ausgesprochen worden, doch immer hatte es irgendwie nie geklappt. Erst jetzt hatte sich Saskia einen Ruck gegeben.

»Ich komme zu euch«, versprach sie beim letzten Telefonat. »Und diesmal wird mich nichts davon abhalten!«

Und nun war sie angekommen, es war schön, und die Freundinnen standen da und freuten sich von ganzem Herzen.

*

Thomas Raitmayr begrüßte Saskia genauso freundlich, wie es schon seine Eltern getan hatten. Kathis Bruder war mit seinen Siebenundzwanzig vier Jahre älter als seine Schwester. Er war groß und schlank. Das dunkle Haar trug er kurz geschnitten, und wenn er lachte, dann saß ihm der Schalk in seinen braunen Augen. Thomas war mit Michaela Brendler verlobt, der Tochter eines Bauern aus Waldeck. In einem halben Jahr sollte Hochzeit sein, und die Braut würde dann hierher auf den Hof ziehen.

Der Bauernsohn verabschiedete sich gleich nach dem Abendessen, um ins Nachbardorf zu fahren. Saskia und Kathi halfen der Bäuerin den Tisch abzudecken, aber als sie sich an den Abwasch machen wollten, schüttelte Burgl Raitmayr den Kopf.

»Laßt nur«, sagte sie. »Unternehmt lieber was. Ihr habt euch doch bestimmt viel zu erzählen.«

Das hatten die zwei Madln zwar schon den ganzen Nachmittag getan, aber natürlich gingen die Themen nicht aus, wenn man sich nach all den Jahren jetzt erst persönlich kennengelernt hatte.

»Wir fahren nach St. Johann«, schlug Kathi vor.

Saskia war einverstanden. Sie war schon ganz neugierig auf das Dorf, von dem die Freundin in so vielen Briefen und Telefongesprächen schon geschwärmt hatte. Auf der Herfahrt war sie nicht durch den Ort gekommen, sondern daran vorbeigefahren.

»Was ist eigentlich mit deinem Freund?« erkundigte sie sich, als sie neben Kathi saß, die das Auto lenkte. »Er heißt doch Florian, oder? Ist er noch aktuell?«

Kathi schmunzelte.

»Aktueller als je zuvor«, antwortete sie. »Vielleicht treffen wir ihn nachher noch. Dann weißt du, warum.«

»Donnerwetter, das muß ja ein Prachtkerl sein«, lächelte Saskia. »Da wundert’s mich auch net, daß du mir bisher kein Foto von ihm geschickt hast.«

Die Bauerntochter lächelte ebenfalls. Sie drückte einen Knopf an dem Autoradio, und der eingebaute CD-Spieler ließ die ersten Takte eines Liedes hören, das die beiden nur zu gut kannten.

»Ist immer noch toll, was?« meinte Saskia, als die Stimme ihres einstigen Popidols erklang.

Kathi nickte.

»Vor allem ist es mein Lieblingslied, weil es gespielt wurde, als Florian mich das erste Mal geküßt hat«, erzählte sie und blickte träumerisch vor sich hin. »Ach, das waren noch Zeiten!«

»Na ja, so lang’ ist’s ja nun auch wieder net her«, lachte Saskia und deutete nach vorne. »Schau lieber auf die Straße. Träumen kannst nachher noch.«

Kathi konzentrierte sich wieder auf das Fahren. Die Bergstraße war kurvenreich und führte steil ins Tal hinunter.

Schließlich waren sie angekommen. Saskias erster Eindruck von St. Johann war der, daß es sich um ein kleines Dorf handelte, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein schien. Die Häuser waren alt, aber schmuck herausgeputzt. An vielen Fassaden und Giebeln sah sie die für diese Gegend so typischen Lüftlmalereien. Die Kirche in der Mitte des Ortes war imposant.

»Da würd’ ich gern’ mal hineinschauen«, sagte die Studentin.

»Machen wir auch noch«, versprach Kathi. »Aber jetzt schauen wir uns erst einmal ein bissel um. Bist ja schließlich zwei Wochen da. Wir haben also Zeit und Gelegenheit genug, was zu unternehmen.«

»Mußt denn net auf dem Hof helfen?« fragte Saskia erstaunt.

Die Bauerntochter schüttelte den Kopf.

»Meine Eltern haben mir sozusagen Urlaub gegeben«, antwortete sie. »Extra, damit ich Zeit für dich hab’.«

»Das ist aber nett von ihnen.«

»Ich komm’ auch prima mit ihnen aus. Überhaupt sind wir eine Familie, in der alle zusammenhalten.«

Kathi stellte das Auto auf dem Parkplatz des kleinen Einkaufszentrums ab, in dem die Läden bereits geschlossen waren. Trotzdem bummelten sie durch die Passage und schauten in die Auslage der Boutique, die immer aktuelle Damenmode führte. Danach spazierten sie durch das Dorf, ein Fußmarsch, der von einem Ende bis zum anderen kaum mehr als eine Viertelstunde erforderte.

»Hier ist’s wirklich schön«, sagte Saskia, was sie ehrlich empfand. »Und alles ist genauso, wie du’s immer beschrieben hast.«

Kathi zog sie mit sich.

»Komm, wir geh’n in den Biergarten.«

Es war früher Abend, und viele der Tische waren besetzt. Die zahlreichen Touristen, die nach St. Johann kamen, wohnten meist in den billigeren Pensionen und nicht im teuren Hotel. Dort aber gab es außer dem Frühstück keine anderen Mahlzeiten, so daß die Urlauber gerne den Bier- und Kaffeegarten aufsuchten um hier, je nach Tageszeit, zu Mittag oder Abend zu essen. Indes waren es nicht nur auswärtige Besucher, die sich hier einfanden. Die Bauern tranken ihren Abendschoppen meist im Wirtshaus, das zu dem Hotel gehörte, wie Saskia erfuhr, die jungen Leute frequentierten hingegen lieber das Außenlokal. An einem der Tische saßen zwei Bekannte von Kathi Raitmayr, und die Freundinnen setzten sich dazu. Saskia wurde freudig begrüßt, und schnell war man im Gespräch vertieft. Dabei ging es vor allem darum, wer mit wem auf dem letzten Tanzabend was angefangen hatte, oder welche Beziehung genau dort auseinandergegangen war.

Nachdem die zwei Madln, es waren Mägde vom Sonnenbichlerhof, sich verabschiedet hatten, saßen Saskia und Kathi zunächst alleine an ihrem Tisch. Die Bauerntochter nahm ihr Handy und rief ihren Freund an.

»Wir sind im Biergarten«, sagte sie, nachdem sie sich erkundigt hatte, ob Florian Burger Zeit hatte, zu ihnen zu kommen.

Er versprach es, und Kathi steckte ihr Mobiltelefon zufrieden wieder in die Tasche.

»In zwanzig Minuten ist er da«, erklärte sie.

»Fein. Ich freu’ mich schon darauf, ihn kennenzulernen«, nickte Saskia und trank einen Schluck von ihrem Radler.

Sie unterhielten sich weiter und merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Und dann stand Flo­rian plötzlich vor ihnen, und Saskia schnappte nach Luft und wußte gar nicht, wie ihr geschah.

Donnerwetter, dachte Saskia, das ist also ihr Freund!

*

»Grüß euch«, sagte Florian Burger charmant.

Er beugte sich zu Kathi hinüber und gab ihr einen Kuß. Dann reichte er Saskia die Hand.

»Und du bist also Kathis langjährige Brieffreundin«, sagte er. »Freut mich, dich endlich kennenzulernen.«

Zu ihrer Überraschung beugte er sich auch zu Saskia rüber und gab ihr ebenfalls einen Kuß – auf die Wange.

Kathi schien das nicht zu stören.

»Hallo, Florian«, sagte die Studentin, um ihre Verlegenheit zu verbergen, »schön, daß du noch herkommen konntest.«

»Ach ja, es war ein langer Tag«, seufzte der Bauernsohn, während er sich setzte und nach der Kellnerin winkte.

Saskia betrachtete ihn verstohlen. Florian Burger war bestimmt über einen Meter achtzig groß und schlank. Er hatte gewelltes blondes Haar und blaue Augen. Sein markantes Gesicht war gebräunt, und unter dem Jeanshemd verbarg sich ein muskulöser Oberkörper. Lässig hatte er die Beine übereinandergeschlagen und bestellte eine Maß.

»Was darf ich denn den Damen spendieren?« erkundigte er sich.

Ihre Gläser waren noch voll, und sie lehnten dankend ab.

»Und habt ihr euch schon überlegt, was ihr alles so anstellen wollt, in den zwei Wochen?« erkundigte er sich.

Saskia war nicht ganz klar, an wen die Frage gerichtet war. Eigentlich hätte Florian sie Kathi stellen müssen, denn die war ja schließlich hier zu Hause. Der Bursche aber schaute sie dabei an – mit einem Blick, der Saskia unter die Haut ging.

Mensch, ist das ein Typ! dachte sie elektrisiert.

Gleichzeitig schlug eine Alarmglocke in ihrem Kopf an.

Finger weg, sagte sie sich, schließlich ist er Kathis Freund!

Die Bauerntochter erzählte, was sie sich alles überlegt hatte. Natürlich würden sie gleich morgen einen Ausflug in die nähere Umgebung machen, am Nachmittag vielleicht die Kirche besichtigen. Dann stand ein Badetag am Achsteinsee auf dem Programm, vielleicht sogar auch mehrere, je nachdem, wie das Wetter wurde. Außerdem wollte Kathi ihrer Freundin unbedingt das Jagdschloß »Hubertusbrunn« zeigen, das malerisch im Ainringer Wald gelegen war, und weil Saskia einmal hatte durchblicken lassen, daß sie hin und wieder gerne ausritt, wollte die Bauerntochter sie mit einem Besuch des Ferienhotels »Reiterhof« überraschen, wo man Pferde ausleihen konnte.

Von dieser Überraschung verriet sie allerdings noch nichts, als sie aufzählte, was alles geplant war. Florian nickte zustimmend.

»Das ist doch super«, meinte er. »Ich hab’ schon mit meinem alten Herrn gesprochen und ihm gesagt, daß ich in den nächsten Tagen ein bissel kürzer treten will auf dem Hof. Schließlich möcht’ ich so viel Zeit wie möglich mit euch verbringen. Dann muß halt der Georg ein bissel mehr schaffen.«

Georg war sein jüngerer Bruder, der ebenfalls auf dem Hof arbeitete.

»Ach, das ist schön«, freute sich Kathi und gab ihm einen Kuß.

Saskia bemerkte, halb amüsiert und halb entsetzt, daß Florian ihr dabei zuzwinkerte.

Ist das ein Frechling, ging es ihr durch den Kopf, da flirtet der doch mit mir, während er seine Freundin küßt!

Indes schien sich der Bursche darüber keine Gedanken zu machen. Er nahm seinen Bierkrug und prostete ihr zu.

»Also dann, auf schöne Ferien.«

Kathi und Saskia hoben ebenfalls ihre Gläser.

»Die Kirche ist wohl schon sehr alt, was?« fragte die Studentin, mehr um sich abzulenken.

»Das kannst meinen«, nickte Florian. »Bestimmt schon an die vierhundert Jahr’. Aber darüber kann dir unser Bergpfarrer mehr erzählen.«

»Bergpfarrer?« hakte Saskia stirnrunzelnd nach. »Wer ist das denn?«

»Eigentlich heißt er Pfarrer Trenker«, erklärte Kathi. »Aber die Leut’ nennen ihn halt so, weil er sich droben in den Bergen so gut auskennt. Bestimmt wirst Hochwürden noch kennenlernen, in den zwei Wochen, die du hier bist.«

»Hast eigentlich schon mal eine Bergtour gemacht?« wollte Florian wissen.

Die Studentin schüttelte den Kopf.

»Na, dann wird das aber gleich eingeplant«, rief Kathi sofort. »Vielleicht haben wir Glück und Pfarrer Trenker geht mit uns. Du, das ist ein einmaliges Erlebnis!«

»Mir soll’s recht sein«, sagte Saskia. »Ich bin zu jeder Schandtat bereit.«

Sie fühlte sich ausgesprochen wohl und wollte die zwei Wochen genießen.

Florian schaute auf die Uhr und trank sein Bier aus.

»So, seid mir net bös’«, sagte er, »aber ich muß los.«