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Als Philipp Deininger in St. Johann auf dem Gelände der Deininger Bräu Baustelle erscheint, ist Jürgen Deininger erfreut, denn Philipp war immer sein Lieblingsneffe. Aber angesichts der Zwistigkeiten mit dem anderen Zweig der Deininger-Brauerei, befürchtet Jürgen, dass Philipp ihn nur ausspionieren soll. Der Bergpfarrer ›begutachtet‹ den jungen Mann auf einer Wanderung und gibt Entwarnung, er hält ihn für ehrlich. Und so soll Philipp den Job als Braumeister bekommen. Dazu passt auch, dass der junge Mann sich in Nicole verliebt hat. Philipps Zukunft in St. Johann sieht rosig aus. Doch ausgerechnet Nicole ertappt ihn bei einem verdächtigen Gespräch … Sebastian Trenker fand Stefan Grasers Adresse in München auf Anhieb. Sie lag in einem Wohnbezirk mit ziemlich heruntergekommenen Altbauten. Stefan Graser lebte zusammen mit seiner Mutter in einem großen Wohnblock. Da es nach zehn Uhr war, ging Sebastian davon aus, dass er niemand aus dem Bett holte, wenn er läutete. Er musste auch nicht lange warten, dann vernahm er das Summen der elektrischen Schließanlage und er konnte die Haustür aufdrücken. Vor ihm lag ein enges Treppenhaus. Es roch muffig. Rechts neben der Treppe waren die Briefkästen der Bewohner an der Wand angebracht. Einige quollen über vor Reklamen. Sebastian stieg hinauf, unter seinem Gewicht ächzten die hölzernen Treppenstufen. Im dritten Obergeschoß wurde er erwartet. Eine mittelgroße, deutlich übergewichtige Frau stand in der Tür. Fragend fixierte sie den Pfarrer. »Grüß Gott.« Sebastian war an die Tür herangetreten. »Bin ich richtig bei Graser?« Die Frau nickte. »Was wollen S' denn von uns?«, fragte sie, und ihr Blick war misstrauisch. Sebastian schätzte sie auf Mitte vierzig und vermutete, dass es sich um Stefan Grasers Mutter handelte.
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Seitenzahl: 122
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Brenda Duffy stand auf. Sie warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Mein lieber Pat, ich dachte, du wolltest reden? Hat dich der Mut verlassen?« »Nein, mich hat keineswegs der Mut verlassen. Mich zerreißt es innerlich. Ich habe Bill geschworen, niemandem etwas zu erzählen. Er hat Angst. Ja, ich gestehe, mir ist es auch nicht wohl dabei. Zu viele Cottages in Culraid sind abgebrannt. Alle sagen, es kann nur Brandstiftung gewesen sein.« »Unser Haus mit dem Pub ist eines der ältesten Häuser im Dorf. Es war immer im Besitz der Duffys. Ich habe meinem Großvater und meinem Vater vor ihrem Tod geschworen, dass ich alles tun werde, es für künftige Generationen zu erhalten.« Brenda rollte die Augen. »Pat Duffy, höre mit der alten Geschichte auf! Wenn es so weitergeht mit Culraid, dann steht viel mehr auf dem Spiel. Dann wird es nichts Altes und Schönes mehr geben. Dem Himmel sei Dank, dass Cameron aus Schottland herübergekommen ist. Er ist der Einzige, der hier wieder Ordnung schaffen kann.
Sebastian Trenker fand Stefan Grasers Adresse in München auf Anhieb. Sie lag in einem Wohnbezirk mit ziemlich heruntergekommenen Altbauten. Stefan Graser lebte zusammen mit seiner Mutter in einem großen Wohnblock.
Da es nach zehn Uhr war, ging Sebastian davon aus, dass er niemand aus dem Bett holte, wenn er läutete. Er musste auch nicht lange warten, dann vernahm er das Summen der elektrischen Schließanlage und er konnte die Haustür aufdrücken.
Vor ihm lag ein enges Treppenhaus. Es roch muffig. Rechts neben der Treppe waren die Briefkästen der Bewohner an der Wand angebracht. Einige quollen über vor Reklamen.
Sebastian stieg hinauf, unter seinem Gewicht ächzten die hölzernen Treppenstufen.
Im dritten Obergeschoß wurde er erwartet. Eine mittelgroße, deutlich übergewichtige Frau stand in der Tür. Fragend fixierte sie den Pfarrer.
»Grüß Gott.« Sebastian war an die Tür herangetreten. »Bin ich richtig bei Graser?«
Die Frau nickte. »Was wollen S’ denn von uns?«, fragte sie, und ihr Blick war misstrauisch.
Sebastian schätzte sie auf Mitte vierzig und vermutete, dass es sich um Stefan Grasers Mutter handelte. »Ich würd’ gern den Stefan Graser sprechen. Vermutlich sind Sie seine Mutter. Mein Name ist Trenker, ich bin Pfarrer der Gemeinde St. Johann.«
Die Frau war zusammengezuckt. »Dann sind Sie es also, der meinem Sohn ständig Probleme bereitet«, stieß sie zornig hervor. »Alle Nase lang erhält mein Stefan eine Vorladung zur Polizei. Keiner will ihm glauben, dass er mit der Sach’ auf dem Jagdschloss bei St. Johann nix zu tun hat.«
»Er ist auf der Überwachungskamera zu sehen«, versetzte der Geistliche ruhig. »Ihr Sohn behauptet zwar, dass es sich um einen Doppelgänger handelt, aber das ist doch sehr unwahrscheinlich.«
»Mein Bub hat ein Alibi!«, patzte Sieglinde Graser zurück.
»Ich weiß. Dennoch würd’ ich gern mit dem Stefan sprechen. Ist er da?«
Sekundenlang schien sie unschlüssig zu sein, was sie tun sollte, doch plötzlich gab sie die Tür frei. »Kommen S’ halt herein. Ich frag’ mich zwar, was Sie vom Stefan wollen, aber da er nix zu verbergen hat, ist auch nix dagegen zu sagen, dass Sie mit ihm reden.« Sie führte Sebastian ins Wohnzimmer. »Nehmen S’ Platz, Herr Pfarrer. Ich hol’ den Stefan. Er liegt noch im Bett.«
Alleine im Wohnzimmer schaute er sich um. Die Couch und die beiden Sessel waren alt und abgesessen. Der nussbaumfarbene Wohnzimmerschrank hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Sebastian ließ sich in einen der Sessel sinken.
Er vernahm Stimmen. Der Bursche schien sich ziemlich heftig aufzuregen. Gleich darauf herrschte Ruhe, und dann erschien Sieglinde Graser im Wohnzimmer. »Der Stefan kommt gleich. Er war net gerade erfreut …«
»Das hab’ ich schon gehört«, erklärte Sebastian. »Arbeitet Ihr Sohn denn nicht?«
»Der hat doch zwei linke Händ’!«, kam es ziemlich verbittert über ihre Lippen. »Nach der Hauptschule hab’ ich ihn zu einem Schreiner in die Lehre geschickt, aber dort hat er’s keine sechs Wochen ausgehalten. Seitdem lungert er hier herum, daran sind nur seine Kumpels schuld. Wenn ich was zu ihm sag’, erhalt’ ich nur eine patzige Antwort. Aber der Apfel fällt net weit vom Stamm. Sein Vater war auch der Arbeit erfolgreich aus dem Weg gegangen. Ich hab’ allein für die Familie sorgen müssen. Als ich dann krank geworden bin und weniger verdient hab, ist er abgehauen.«
»Schimpf’ net über den Papa!«, erklang es mürrisch von der Tür her. »Du hast ihn doch aus dem Haus getrieben. Und wenn du so weitermachst, dann geh’ ich auch.«
Stefan Graser betrat das Wohnzimmer. Er trug über dem gestreiften Schlafanzug einen blauen Bademantel. Seine Haare waren kurz geschoren und an seinem linken Ohrläppchen funkelte ein silberner Stecker. Der Blick, mit dem er Sebastian maß, war unfreundlich und widerwillig. »Was wollen Sie denn von mir? Ich hab’ den Bullen doch schon oft genug gesagt, dass ich mit der Sache nix zu tun hab’. Wollen S’ mich vielleicht bekehren? Oder möchten S’ mich einschüchtern? Keine Chance! Ich glaub’, ich komm’ eh’ mal net in den Himmel, also ist’s wurscht, wenn ich mich nix um Gott und die Kirche scher’.«
»Ich will dich weder bekehren, Stefan, noch will ich dich einschüchtern. Und ob du mal im Himmel oder in der Höll’ landest, das ist allein deine Sache. Du hast doch nix dagegen, dass ich dich mit du anred’?«
Das schien genau die Sprache zu sein, die Stefan verstand. Er schaute den Pfarrer ziemlich verblüfft an, dann murmelte er: »Ich hab’ kein Problem damit. Jetzt sagen S’ schon, was Sie wollen. Denken kann ich es mir zwar, aber wenn S’ mich schon aus dem Bett gejagt haben …«
»Ich will aus deinem Mund die Wahrheit hören. Du warst dabei auf Schloss Hubertusbrunn. Und deine beiden Kumpel, auf die du dich berufst und die dein Alibi bestätigt haben, waren ebenfalls dabei.«
Stefan Graser warf sich auf die Couch, schlug die Beine übereinander und lachte ironisch auf. »Meinen S’, Sie schaffen, was die Bullen net geschafft haben? Dann sind S’ auf dem Holzweg, Pfarrer. Sie können mich net aus der Reserve locken.«
Sebastian beugte sich nach vorn, legte die Unterarme auf die Oberschenkel. Sein Blick war direkt und klar und Stefan konnte ihm nicht standhalten. Er schaute auf die Seite, begann seine Hände zu kneten und fühlte sich offensichtlich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut.
»Es geht mir gar net um dich, Stefan«, sagte Sebastian, »und auch net um deine Freunde. Was ihr getan habt, ist Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung, aber dahinter steckt noch was anderes. Mich interessiert, wer euer Auftraggeber ist. Nur er ist für mich wichtig. Du könntest vielleicht sogar straffrei wegkommen, wenn du jetzt die Wahrheit sagst.«
»Keine Chance. Ich bleib dabei: Meine Kumpel und ich waren in der Disco in Schwabing. Dass wir in dem Gewühl’ dort keinem aufgefallen sind, braucht niemand zu wundern. Der Kerl, der in dem Video zu sehen ist, mag zwar eine verdammte Ähnlichkeit mit mir haben, aber ich bin’s net.«
Jetzt mischte sich – zu Sebastians großer Verwunderung –, Sieglinde Graser ein. Fast beschwörend sagte sie: »Wenn du dabei warst, Stefan, dann sag’ es dem Herrn Pfarrer. Du hast es eben selbst gehört. Du kannst straffrei aus der Nummer rauskommen. Denk’ doch mal nach. Du hast schon einige Vorstrafen und hast Bewährung. Wenn s’ dich überführen, gehst du in den Knast.«
»Du hast mir bis jetzt doch geglaubt, Mama, dass ich unschuldig bin!«, fuhr Stefan seine Mutter an.
»Vielleicht wollt’ ich’s nur glauben. Aber viel spricht dafür, dass ihr – du und deine Freunde – in St. Johann wart.«
»So, was denn?«
Es war Sebastian, der antwortete. Er sagte: »Das Video, Stefan, und die Tatsache, dass es drei waren. Du und deine Freunde, ihr verschafft euch gegenseitig Alibis. Das ist schon mal ziemlich unglaubwürdig, nachdem euch in der Disco kein Mensch gesehen hat. Überleg’ doch mal: Wenn einer deiner Kumpels umfällt, gehst du wahrscheinlich hinter Gitter. Willst du das?«
»Sie können sich von mir aus den Mund fransig reden!«, giftete Stefan und drückte sich aus dem Sessel in die Höhe. »Ich war net beim Schloss, und damit basta! Den Weg nach München hätten S’ sich sparen können.« Er ging zur Tür.
»Stefan!«, ermahnte ihn seine Mutter. »So kannst du net …«
Der Bursche verließ das Zimmer und schmetterte die Tür hinter sich zu.
»Sie wissen auch nix, wie?«, fragte der Bergpfarrer an Sieglinde Graser gewandt.
»Nein, gar nix. Ich komm’ an den Stefan net heran, er blockt alles ab. Seine falschen Freunde sind noch sein Untergang. Aber was soll ich machen, Herr Pfarrer? Er ist volljährig. Ich hab’ schon gedroht, ihn hinauszuschmeißen, aber dann landet er ganz in der Gosse. Ich könnt’ das net verantworten.«
»Sie haben halt ein gutes Herz, Frau Graser«, murmelte Sebastian und erhob sich. »Vielleicht können Sie auf den Stefan einwirken, endlich zu gestehen. Die Wahrheit kommt irgendwann ans Licht, dann hat er die Chance, die ich ihm biete, vertan.«
»Ich werd’ versuchen, ihn umzustimmen, Herr Pfarrer«, versicherte Sieglinde Graser. »Tut mir leid, dass Sie den Weg umsonst machen mussten. Aber vielleicht erreich’ ich doch noch was beim Buben.«
Sebastian bedankte sich, verabschiedete sich von Sieglinde Graser, und war wenig später auf dem Weg zurück nach St. Johann. Seine Mission war gescheitert. Aber er sagte sich, dass es den Versuch wert gewesen war, Licht in das Dunkel zu bringen, das die Vorgänge auf Hubertusbrunn umgab.
*
Kreszenz Bruckner traute ihren Augen nicht, als ein Jeep auf den Hof fuhr. »Das – das darf doch net wahr sein!«, entrang es sich ihr. »Der Willi ist zurück. Ich – ich glaub’ das net. Der Bub ist heimgekommen …«
Der Jeep, ein kleineres Modell, wurde angehalten, und gleich darauf stieg tatsächlich Willi Bruckner aus dem Fahrzeug. Er schaute sich um.
Im offenen Tor des Stalles zeigte sich Karl Bruckner, Willis Vater. Ihm erging es nicht viel besser als Willis Mutter, die wie zu Stein erstarrt am Küchenfenster stand und staunte.
»Willi!«, rief Karl Bruckner. »Ich werd’ ja nimmer!« Er erwachte aus seiner Erstarrung und ging schnell auf seinen Sohn zu, den er seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen hatte. »Das ist aber eine Überraschung!«
»Das soll’s ja auch sein!«, erwiderte Willi lachend, weil ihn die Verblüffung seines Vaters amüsierte, dann umarmte er ihn und sagte: »Ich hab’ lang hin und her überlegt, Papa, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es da draußen in der Fremde nix für mich ist. Darum bin ich heimgekehrt. Und ich werd’ daheim bleiben.«
»Du hättest ja wenigstens ein Wort sagen können, dass du kommst«, versetzte Karl Bruckner. »Dann hätten wir uns wenigstens vorbereiten können.«
In der Zwischenzeit war auch Kreszenz aus dem Haus geeilt. »Willi, Bub! Was für eine Freud’!«
»Dann wär’s ja keine Überraschung mehr gewesen«, antwortete Willi seinem Vater und wandte sich der Mutter zu. »Grüß di, Mama. Ich freu’ mich mindestens ebenso.«
Willi und seine Mutter umarmten sich, ihre Augen strahlten glücklich, und auch Karl Bruckner konnte seine Freude darüber, dass Willi nach Hause gekommen war, nicht verheimlichen.
Sie hatten regelmäßig per Telefon in Kontakt gestanden. Zuletzt hatte Willi im Ötztal auf einem Gestüt gearbeitet. Aber irgendwie war er nie ganz zufrieden, egal, wo er auch hinging. Nirgends war es so wie zu Hause in St. Johann.
»Komm’ rein«, drängte Kreszenz. »Ich koch’ uns einen Kaffee, und dann erzählst du uns, was dich dazu gebracht hat, alles hinter dir zu lassen und nach Hause zu kommen.«
»Ich will nur meine Reisetasche aus dem Auto holen«, erklärte Willi. Als das geschehen war, begaben sie sich ins Haus.
Zehn Minuten später dampfte der Kaffee in den Tassen und sie saßen zu dritt am Tisch. Willi erzählte. Das Heimweh hatte sich bei ihm wie eine schleichende Krankheit eingestellt, sein Wunsch nach Hause zurückzukehren, war immer drängender geworden. »Und jetzt bin ich da«, endete er lachend. »Und ich geh’ nimmer weg aus dem Wachnertal, selbst dann net, wenn man mir Geld dafür bieten würd’.«
»Dann darfst du ja unserem Pfarrer direkt dankbar sein«, sagte Karl, »dass er dir die Sach’ mit dem Hotel vermasselt hat.« Sogleich schränkte er aber ein: »Falls er wirklich die Händ’ im Spiel gehabt hat. Hätten s’ dir damals das Hotel in Meran verkauft, wärst du dort gebunden und wärst schlecht wieder rausgekommen, wenn’s dir dort net gefallen hätt’.«
»Die Sach’ mit dem Hotel kreid’ ich dem Trenker heut’ noch an!«, schimpfte Kreszenz. »Er hat damals seine Finger im Spiel gehabt, das lass’ ich mir net ausreden. Seitdem geh’ ich ihm, soweit’s geht, aus dem Weg.«
»Ich halt’ ihn auch dafür verantwortlich, dass sich der Hotelbesitzer gegen mich entschieden hat«, erklärte Willi. »Damals war ich ausgesprochen enttäuscht und wütend auf den Trenker. Wahrscheinlich wär’ alles ganz anders gekommen, wenn ich das Hotel übernehmen hätt’ können. Es hätt’ mich sicherlich zufriedener gemacht, als die Arbeit auf dem Gestüt.«
»Der Pfarrer behauptet, dass er nix damit zu tun hat«, warf sein Vater ein. »Du hast das Hotel net bekommen, weil der Vorbesitzer unbedingt wollt’, dass die Leut’, die es übernehmen, vom Fach sind.«
»Ja, ja, das behauptet der Trenker!«, giftete Kreszenz. »Aber mich kann er damit net überzeugen. Er hat Angst gehabt, dass wir der Gemeinde den benötigten Grund für die Freilichtbühne verkaufen, und darum hat er dazwischengefunkt.«
»Ich hab’ mir vorgenommen, das klarzustellen«, gab Willi zu verstehen. »Ich bin nämlich mit unserem Pfarrer vor der Sach’ mit der Tanja Moser immer gut ausgekommen, und darum will ich klare Verhältnisse schaffen.«
»Das ist eine gute Idee, Junge«, lobte Karl. »Wir in St. Johann halten zusammen und jeder sollt’ dem anderen offen und ehrlich in die Augen schauen können. Wir alle kennen den Trenker und wissen, dass er ein rechtschaffener Mann ist, der das Herz am rechten Fleck hat und keinem was Böses will. Ich jedenfalls glaub’ ihm, wenn er versichert, dass er sich beim Hotelverkauf net eingemischt hat.«
»Weil du viel zu gutgläubig bist und ziemlich blauäugig durch die Welt rennst!«, erregte sich Kreszenz. »Der Pfarrer ist auch nur ein Mensch und um die Freilichtbühne zu verhindern hätt’ er sonst was getan!«
»Ich will mit dem Trenker offen reden. Und wenn er der Mann ist, für den ich ihn halt’, dann rückt er mit der Wahrheit heraus.«
»Du wirst, wenn du hier bleibst, irgendwann einmal der Tanja Moser begegnen«, gab Karl zu bedenken und wechselte damit das Thema. »Meinst du, du bist schon drüber hinweg über die Sach’ mit ihr?«
»Ich denk’ schon«, antwortete Willi. »Wobei ich mir sicher bin, dass es mich verdammt hart treffen wird, wenn s’ mir über den Weg läuft und vielleicht so tut, als wären wir uns fremd. Ich habe die Tanja wirklich geliebt. Und ich könnt’ mich heut’ noch ohrfeigen für meine Dummheit, die sie veranlasst hat, mir den Laufpass zu geben.«