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Yggrasil, der Weltenbaum der Germanen, ist ein ur-altes Symbol. Der Autor untersucht die Frage, wie man es in heutiger Zeit mit neuem Leben erfüllen, wie man es praktisch leben kann. Er versteht sein Buch als Gesamtkunstwerk, deshalb enthält es zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle neben den Fotos. Ein Buch für Menschen, die markante Bäume, spirituelle Praxis in der Natur und naturalistische Kunst schätzen.
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Seitenzahl: 57
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Lebensbaum als Kreislauf
I. Solitäre Bäume
1. Vorwort
2. Yggdrasil
3. Die alte Eiche von Dötlingen
4. Das Siegeseiche von Schöningen
5. Die Eiche auf dem magischen Hügel bei Eilum
6. Die Linde auf dem Tumulus in Evessen
7. Riesenpappel bei Semmenstedt
II. Baumgemeinschaften, Parks
1. Eichenland
2. Schlosspark Destedt
3. Klosterpark Schortens
4. Im eigenen Garten
5. Ehemaliger Eichenhain?
6. Yggdrasil in der Kunst
7. eine neue Mythologie für „Yggdrasil“
8. Rituale für und an einem Yggdrasil-Baum
III. Gedichte und Bäume
Es geht in diesem Buch um besondere Baumwesen.
Und es geht um spirituelle Erfahrungen. In Zusammenhang mit dem alten Symbol YGGDRASIL, dem Weltenbaum der Germanen.
Was sagen uns die Bäume? Welche Botschaften haben sie für uns?
Welche Rolle haben sie in einer modernen, neuen Art der Naturreligion? (Kelten, Germanen etc. - das war einmal und ist lange her.)
Markante Bäume mit einer besonderen Botschaft sind heilige Bäume. Wenn ich die Namen germanischer Götter verwende, dann deshalb, um das Heilige auszudrücken. Eigentlich müssten wir alles neu entdecken und neu erfinden. Keiner kann es allein. Wenn sie keiner teilt, dann bleibt man mit seinen Erfahrungen und Empfindungen allein.
*
Nach vielen Jahren lese ich mal wieder in Starhawks Buch „The Spiral Dance“. Für die Autorin ist die Great Goddess nahezu alles. Man muss sich jedoch zwei kritische Fragen stellen. Im christlichen und in anderen monotheistischen Denksystemen ist Gott nahezu alles. Soll die Goddess nun die feminine oder gar feministische Variation sein?
Wenn ein Gott oder eine Göttin alles umfasst, die ganze Natur, alles das, was ist, alles Sein, das ganze Universum, was sagt uns das dann noch? Haben wir dann nicht eine allgemeine, nichts-sagende Nullaussage?
Das Universum ist alles, was vorhanden ist. Aber sagt uns das irgendetwas? Wir könnten unzählige Einzelheiten aufzählen. Eine gigantische Menge an Daten. Aber hilft sie uns irgendwie weiter?
Mir scheint das Zeitalter der anthropomorphen Götter vorbei zu sein. Ebenso das Zeitalter eines personalisierten Gottes. Es war und ist schlichtweg nicht erkennbar, in der ganzen Geschichte nicht, dass es einen verantwortlichen Gott gibt, der Interesse an individuellem Dasein hätte, wie man das von einem Vater, einer Mutter, einer Gefährtin, einer Freundin etc. sagen könnte. Das ist die menschliche Ebene. Sie ist und bleibt beschränkt.
Das große, unendliche und letztendlich unbegreifbare System der komplexen Natur hat keinen persönlichen Charakter. Es sind physikalische Kräfte am Wirken. Mehr nicht! Das mag uns nicht gefallen, wir mögen alte Vorstellungen wie schöne Träume hegen und pflegen, aber das ist nun einmal nicht die Realität.
Ich spreche von heiligen Bäumen.
Was ist damit gemeint?
Damit ist ein Gefühl von tiefem Respekt, von Ehrfurcht und Wertschätzung gemeint. Wenn man eine tiefe Bedeutung ahnt und spürt, wenn man eine geheime, wichtige Symbolik erkennt, dann kann man zu dem Schluss kommen, dass es sich um einen heiligen Baum handelt. Das werden, naturgemäß, nur Menschen teilen, die Bäume lieben.
Alle Erfahrungen, Deutungen und Rituale verstehen sich als Inspiration für Eigenes.
Wolf E. Matzker, Februar 2024
Yggdrasil gilt als der germanische Weltenbaum mit den neun Welten. Eine Weltachse geht von unten nach oben oder von oben nach unten. Eine Weltachse ist eine vertikale Struktur.
Verschiedene Welten sind eher horizontal zu verstehen.
Früher sprach man immer von der Esche, der Weltesche. Nach Hageneder soll der Weltenbaum eher die Eibe sein. Ich denke, dass im Grunde jeder hohe, mächtige Baum ein Weltenbaum, eine Weltachse sein kann. Hat ein Baum eine ausladende Krone, denkt man eher an verschiedene Welten. Wächst er gerade hinauf in den Himmel, dann denkt man eher an eine Achse.
Bäume können sehr unterschiedlich sein, sich im Laufe von Jahrhunderten sehr unterschiedlich entwickeln und gestalten.
Für mich können viele Bäume Yggdrasil repräsentieren, also nicht nur eine Esche, auch eine große Buche, eine hohe Tanne, eine starke Kiefer, eine uralte Eiche etc.
Yggdrasil symbolisiert als universeller Weltenbaum die ganze Natur. Ein Weltenbaum bildet die Achse und das Zentrum der Welt. Er verbindet die drei grundlegenden Bereiche, nämlich die Oberwelt, die Mittelwelt und die Unterwelt.
Yggdrasil ist ein Sinnbild des Lebens, der Biosphäre und der Biodiversität. Werden und Vergehen bestimmen das Leben, das sich immer wieder erneuern kann und erneuert. Zum Baum gehören die Tiere und die Göttinnen des Schicksals. Da das ganze Leben als unsterblich begriffen wurde, kann auch der Weltenbaum nicht sterben, als Konzept und Idee sowieso nicht. Ob er real vorhanden ist oder nicht, ist natürlich eine andere Frage. Yggdrasil gilt als „Opferbaum“ Odins, ich spreche lieber vom Baum der Erfahrungen und des Wissens. Statt vom „Opfer“ würde ich lieber von Liebe und Hingabe sprechen, und zwar der ganzen lebendigen Natur gegenüber. Außerdem von Respekt und Achtung. Bei dem Symbol Yggdrasil steht nicht der Mensch im Mittelpunkt, sondern der Kreis der Natur, in diesem Fall ausgedrückt durch den Baum.
Die Symbolik zeigt sich immer ganz konkret. Es ist immer der konkrete Baum, also eine Eiche, eine bestimmte Eiche an einem bestimmten Ort. Die Symbolik ist niemals von der konkreten Erscheinung getrennt. Weder die ursprünglichen Völker noch moderne, naturreligiöse Menschen haben ein abstraktes Weltbild.
• Weltenbaum
• Weltachse
• Lebensbaum
• Baum des Wandels
• Baum der Hingabe (= Opfer)
• Baum des Wissens
Es stellt sich die Frage, ob man das Wort Yggdrasil noch verwenden kann. Nach den etymologischen Forschungen gibt es verschiedene Deutungen, „Schreckensbaum“ wird genannt, „Odins Pferd“ und „Eibensäule“. Ich denke, dass uns die Etymologie nicht weiter hilft. Wir müssen auch nicht uralte Bedeutungen übernehmen, zumal es keine absolute Festlegung gibt. Sprachlich ist eben alles in Entwicklung.
Sinnvoller scheint es mir, vom Klang auszugehen und was dieser uns sagt. Geheimnisvoll und magisch klingt es. Vertraut, und doch sehr weit weg von der modernen Welt. Den „Schrecken“ würde ich eher im Sinne von Ehrfurcht verstehen wollen. Ein Baum, der Ehrfurcht gebietet, und einfach ehrfürchtig sein lässt. Oder: tiefgehende Achtung und Respekt für ein besonderes Lebewesen. Also ganz bewusst das Lebe-Wesen achten.
Mein Vorschlag: Yggdrasil steht für den magischen, zauberhaften Baum, der verschiedene Bedeutungen haben kann, siehe oben.
Die Natur kennt immer viele Aspekte, viele Dimensionen, viele Sichtweisen, viele Weltbilder, viele Welten. Das gehört zu ihrem System. Sie ist niemals einseitig, niemals mono-theistisch, denn alles „Absolute“ oder „Totalitäre“ widerspricht ihrem dynamischen System. Das ist die paranoide Krankheit des Menschen seit Jahrtausenden, der immer seine Einseitigkeiten durchsetzen will. Am Ende wird er damit scheitern.
Yggdrasil ist somit auch nicht einseitig, sondern hat viele verschiedene Dimensionen.
Ein Weltenbaum umfasst vieles, stellt in Form und Gestalt eine ganze Welt dar, z.B. eine sehr große, uralte Eiche.
Eine Weltachse betont mehr das Hinaufwachsen in den Himmel.
Ein Lebensbaum soll den ganzen Kreise des Lebens ausdrücken. Alles, was zum Leben gehört, ist Teil des Lebensbaumes.