Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wie wird sich unsere Welt bis 2030, 2040 oder 2050 weiterentwickeln? Was wird dies für Konsequenzen für unser Leben und das unserer Kinder haben? Antworten auf solche Fragen finden Sie in diesem Kompendium. Übersichtlich, umfassend und komprimiert werden bedeutsame Trends beschrieben, wie z.B. die Entstehung einer multipolaren Weltordnung, der Aufstieg der Schwellenländer, die Krisenherde der Zukunft, der Klimawandel, die Entwicklung moderner Technologien, der Übergang zur Wissensgesellschaft, die Zukunftsbranchen, die neue Arbeitswelt, die Alterung der Bevölkerung sowie die zu erwartenden Veränderungen im Beruf, in der individuellen Lebensgestaltung und in den Familienbeziehungen. Dabei wird auf relativ verlässliche Prognosen von Wissenschaftlern und Zukunftsforschern, von Unternehmen und Consultingfirmen, von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften, von nichtstaatlichen Forschungsinstituten und Umweltorganisationen zurückgegriffen. Diese Synopse richtet sich in erster Linie an "Laien", die sich einen Überblick über möglichst viele Zukunftstrends in ganz verschiedenen Bereichen verschaffen möchten. So wurde großer Wert auf eine gute Lesbarkeit des Textes gelegt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 186
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Zur Begrüßung
Zukunftsforschung
Wild Cards
Weltgeschehen
Auf dem Weg zu einer multipolaren Welt
Die „alten“ Mächte verlieren an Bedeutung
Der Aufstieg der Schwellenländer
Entwicklungsländer vor neuen Krisen
Krisenherde der Gegenwart und Zukunft
Umwelt
Umweltverschmutzung
Ausstoß von Kohlendioxid
Klimawandel
Folgen für Deutschland
Zukunftstechnologien
Energieerzeugung
Fahrzeugtechnik
Informations- und Kommunikationstechnologie
Roboter und Androiden
Die Eroberung des Weltraums
Nanotechnologie
Gentechnik und Biotechnologie
Die „Aufwertung“ des Menschen
Wissensgesellschaft
Wissensferne Gruppen
Frühkindliche Bildung
Schulbildung
Berufsbildung
Hochschulbildung
Weiterbildung
Junge Menschen zukunftsfähig machen
Wirtschaft
Globalisierung
Zukunftsbranchen
Wettbewerbsfähigkeit
Rohstoffversorgung
Arbeitswelt
Alterung der Arbeitnehmerschaft
Mehr „Weiblichkeit“
Der Wandel der Beschäftigungsstruktur
Das Arbeitsleben
Bevölkerung
Regionale Bevölkerungsentwicklung
Alterung der Bevölkerung
Krankheiten und Pflegebedürftigkeit
Gesellschaft
Deutsche, Migranten und Flüchtlinge
Die Ängste der Deutschen
Religion und Werthaltungen
Lebensgestaltung
Gesundheit und Ernährung
Wohnen
Ehe und Familie
Das Glück der Menschen
Autor
Dieses Buch bietet einen komprimierten Überblick über bedeutsame Zukunftsentwicklungen in Bereichen wie Weltgeschehen, Umwelt, Technik, Wissenschaft, Wirtschaft, Arbeitswelt, Bevölkerung, Gesellschaft und Lebensgestaltung. Dabei wurde auf relativ verlässliche Erkenntnisse und Prognosen aus vielen unterschiedlichen Quellen zurückgegriffen: von Wissenschaftler/innen aus ganz verschiedenen Fakultäten und von Zukunftsforscher/innen, von Unternehmen und Consultingfirmen, von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften, von nichtstaatlichen Forschungsinstituten und Umweltorganisationen, von Ministerien und Behörden. Die meisten Entwicklungstendenzen beziehen sich auf den Zeitraum bis zum Jahr 2040.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern über Zukunftsentwicklungen geht das vorliegende Werk in die Breite, anstatt einen einzelnen Bereich vertieft zu erörtern. So wird die ganze Vielfalt der Trends aufgezeigt. Auf diese Weise können aber die meisten Themen nur angerissen werden – es werden die wichtigsten Informationen vermittelt und gleichzeitig viele Anstöße zum Nachdenken gegeben. Selbstverständlich können nicht alle zu erwartenden oder gar alle denkbaren Zukunftsentwicklungen angesprochen werden – ein solches Wissen besitzt kein Mensch. Jedoch wurde eine relativ umfassende Auswahl zusammengestellt.
Diese Synopse richtet sich in erster Linie an „Laien“, die sich einen Überblick über möglichst viele Zukunftstrends in ganz verschiedenen Bereichen verschaffen möchten. So wurde großer Wert auf eine gute Lesbarkeit des Textes gelegt. Deshalb wurden auch keine Quellenangaben gemacht – sie würden den Lesefluss stören. Da das Buch weitgehend auf einer Auswertung von Texten im Internet beruht, können dort auch die entsprechenden Nachweise und ergänzende Informationen gefunden werden.
Auf dem Inhalt dieses Werks baut mein Buch „Zukunftsorientierte Pädagogik: Erziehen und Bilden für die Welt von morgen“ auf (Norderstedt: Books on Demand, 2. Aufl. 2018). Hier werden aus Zukunftstrends Konsequenzen für die Erziehung und Bildung in Familie, Kindertageseinrichtung und Schule gezogen. Kindern und Jugendlichen sollen ja Kenntnisse und Fertigkeiten mitgegeben werden, die sie benötigen, damit sie später in der Arbeitswelt erfolgreich sein, positive Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen und ihr persönliches Glück finden können. Um dieses Ziel zu erreichen, ist zu fragen: Wie werden die Kinder von heute in 20 oder 40 Jahren leben? In was für einer Welt werden sie dann zurechtkommen müssen? Mit welchen Herausforderungen werden sie konfrontiert werden? Was werden sie dann an Wissen benötigen? Wie können wir Kinder „fit für die Zukunft“ machen? Diese Fragen werden in meinem anderen Buch beantwortet.
Noch vor 150 Jahren war es undenkbar, dass sich gebildete Menschen mit zukünftigen Entwicklungen intensiv befassen und öffentlich Vorhersagen machen würden. Niemand sah damals voraus, dass einige Jahrzehnte später z.B. das Auto (1885), das lenkbare Luftschiff (1900), das Flugzeug (1903: Motorflug), der Rundfunk (1923), das Fernsehen (1929), die Perlon- und Nylonfaser (1938), die Fernrakete V2 (1942), der Kernreaktor (1942) und die Atombombe (1945) erfunden werden würden. Wohl kein Forscher vermutete damals, dass Naturwissenschaften und Industrie einen unglaublichen Aufschwung erleben, immer mehr Menschen in die Städte strömen, die Straßen asphaltiert und mit Lampen versehen, die Kaiser- und Königreiche durch Demokratien ersetzt, zwei Weltkriege ausbrechen und die Kommunisten in Russland, China und weiteren Ländern an die Macht kommen würden.
Heute ist die Situation etwas anders. So ist mit der Zukunftsforschung ein interdisziplinäres Arbeitsfeld entstanden, in dem vor allem Wissenschaftler/innen und Manager/innen tätig sind. Wohl gibt es an Universitäten nur wenige Lehrstühle für Futurologie, aber viele Wissenschaftler/innen befassen sich in ihrem Arbeitsfeld – sei es z.B. Klimatologie, Volkswirtschaft, Biologie, Ozeanographie oder Architektur – mit Zukunftsprognosen. Behörden wie Ministerien und Statistikämter, Konzerne, Unternehmen, Banken, Unternehmensberatungen und supranationale Organisationen wie UN, Europäische Kommission und OECD betreiben Zukunftsforschung.
Inzwischen gelingt es recht gut, in der Rückschau erkennbare Trends in die Zukunft fortzuschreiben und dabei beispielsweise zu berücksichtigen, dass sich die technische Entwicklung immer weiter beschleunigt. Dennoch bleiben große Unsicherheitsfaktoren, und so beschreiben professionell arbeitende Zukunftsforscher/innen zumeist mehrere Zukunftsszenarien für ihren Bereich, z.B. ein positives, ein negatives und ein realistisches.
Die Zukunftsforschung verwendet folgende Methoden, die zu mehr oder minder verlässlichen Prognosen führen:
Brainstorming: In einer Kleingruppe werden Ideen generiert, die sich auf die (nahe) Zukunft beziehen. Ideen werden nicht kritisiert, können aber hinsichtlich der Sinnhaftigkeit, Umsetzbarkeit, Wahrscheinlichkeit usw. diskutiert werden. Am Brainstorming können sich auch alle Mitarbeiter/innen eines Unternehmens oder einer Organisation via Intranet oder auf andere Weise beteiligen.
Befragung von Fachleuten: Expert/innen werden bezüglich zukünftiger Entwicklungen auf ihrem Fachgebiet befragt (persönlich, per Telefon oder per Fragebogen). Beim mehrstufigen Delphi-Prozess werden die Befragungsergebnisse an die Expert/innen weitergeleitet, sodass sie erneut Stellung nehmen können und ein Konsens approximiert wird. Dieser Prozess kann über Jahre hinweg fortgesetzt werden.
Scanning: Artikel in Zeitungen, in Zeitschriften, in Sammelbänden und auf Websites, die sich mit zukünftigen Entwicklungen befassen, werden systematisch analysiert.
Trendanalyse und -monitoring: Ein bestimmter Trend, der im Rückblick erkennbar ist, wird hinsichtlich seiner Natur, seiner Ursachen, seiner Geschwindigkeit und seiner Auswirkungen untersucht. Der Trend wird in den folgenden Jahren sorgfältig weiterverfolgt. Liegen genügend Daten vor, kann er in die Zukunft fortgeschrieben werden.
Modelle und Simulationen: Eine Vielzahl von Entwicklungen, die einander beeinflussen, wird in einem (Computer-) Modell nachgebildet. Wenn einzelne Faktoren verändert werden, kann erfasst werden, wie sich dies auf die anderen Variablen auswirken würde.
Entwicklung und Analyse von Szenarien: Auf der Grundlage vorhandener Daten werden verschiedene Möglichkeiten ausgearbeitet, in welche Richtungen ein Trend weiter verlaufen könnte, welche Auswirkungen bestimmte (unterschiedliche) Entscheidungen hätten oder welche Konsequenzen externe Ereignisse haben könnten. In der Regel werden mehrere Szenarien entwickelt.
Visionen: Ausgehend von einer Analyse vergangener Entwicklungen und der gegenwärtigen Situation werden Entwürfe einer wünschenswerten Zukunft (für die Menschheit, ein Unternehmen, einen Verband) erarbeitet. Dann können Wege diskutiert werden, wie eine solche Zukunft erreicht werden könnte.
Mit Hilfe dieser Methoden wurden die in diesem Kompendium beschriebenen Trends ermittelt. Da es zu einer Thematik manchmal einander widersprechende Prognosen gibt, werden gelegentlich zwei unterschiedliche Szenarien wiedergegeben.
Weitgehend unvorhersehbar sind aber auch heute noch Naturkatastrophen, Kriege oder große politische Umwälzungen – die sogenannten „Wild Cards“: So könnte es mit dem Wirtschaftswunder in Ost- und Südasien ein schnelles Ende haben, wenn es in China zu einer neuen Kulturrevolution käme oder wenn in Indien Hunderte von Millionen Menschen revoltieren würden, weil sie vom Wirtschaftswachstum nicht profitiert haben.
Dass auch eine Pandemie eine Wild Card ist und innerhalb weniger Wochen das Weltgeschehen prägen kann, zeigt die Corona-Krise. Um den rasanten Anstieg der Zahl von mit dem Coronavirus infizierten Personen abzubremsen, wurde in den meisten Ländern im Frühjahr 2020 eine sich in voller Fahrt befindende Wirtschaft „vor die Wand gefahren“ und das gesellschaftliche Leben radikal eingeschränkt: Viele Konzerne, Unternehmen und Geschäfte, alle Restaurants, Cafés, kulturellen Einrichtungen und Sportstätten mussten schließen, die Menschen sollen möglichst zu Hause bleiben und ansonsten einen Anstand von mindestens anderthalb Metern zu ihren Mitmenschen halten. Zugleich schotteten sich die meisten Länder gegeneinander ab, wurde der Flugverkehr weitgehend eingestellt, zerbrachen Lieferketten, wurden Exportverbote erlassen. Im Sommer 2020 konnten Wirtschaft und Gesellschaft wieder „hochgefahren“ werden, aber im Herbst und Winter 2020/21 gab es in den meisten Ländern wieder einen Lockdown (light).
Andere Wild Cards sind z.B. Tsunamis oder Erdbeben. Geologen können noch nicht vorhersagen, wann solche Naturkatastrophen eintreten werden, aber sie wissen, welche Orte das höchste Risiko tragen – wenn sie nahe der großen Erdbebengürtel rings um den Pazifik sowie zwischen Mittelmeer und Himalaya liegen. Als besonders gefährdet gelten z.B. Tokio (Japan), Kathmandu (Nepal), Istanbul (Türkei), Padang (Indonesien), Dehradun (Indien), Teheran (Iran), Rangun (Myanmar), Manila (Philippinen) und Karatschi (Pakistan).
Eine große Gefahr geht ferner von den weltweit ca. 1.500 aktiven, d.h. in den letzten 10.000 Jahren ausgebrochenen Vulkanen auf der Erdoberfläche aus. Auch hier lässt sich nicht voraussagen, wann einzelne Vulkane ausbrechen werden – und mit welchen Folgen. Als besonders gefährlich gelten die ca. 20 Supervulkane (z.B. bei Neapel oder im Yellowstone National Park gelegen). Bei ihrem Ausbruch käme es neben Primärschäden wie Erdbeben und riesigen Flutwellen zur Zerstörung der Pflanzenwelt durch die Vulkanasche – von dem Yellowstone-Ausbruch vor 630.000 Jahren war beispielsweise das gesamte Gebiet der heutigen USA betroffen – und zu einer weltweiten Abkühlung, da die vulkanischen Gase in der Stratosphäre die Sonnenstrahlen reflektierende Aerosole bilden.
Wild Cards können sogar im Weltall „beheimatet“ sein: Die NASA listet mehr als 1.100 potenziell gefährliche Asteroide auf, die auf der Erde aufschlagen könnten. Dazu gehört z.B. Apophis, der zwischen 2029 und 2036 die Bahn der Erde mehrmals kreuzen wird. Am 13. April 2029 wird er nur 29.470 Kilometer von der Erde entfernt mit einer Geschwindigkeit von 26.700 Kilometern pro Stunde vorbeifliegen. Mit einem Durchmesser von über 360 Metern ist der Asteroid zwölf Mal so groß wie der Meteorit oder Komet, der vor einem Jahrhundert einen großen Teil Ostsibiriens verwüstete. Würde Apophis auf der Erde aufschlagen, würden Tausende von Quadratkilometern pulverisiert. Der in die Atmosphäre geschleuderte Staub würde viele Jahre lang die Sonne verdunkeln.
In diesem Buch soll es aber nicht um solche unvorhersehbare Ereignisse gehen, sondern um Trends, die mit recht großer Wahrscheinlichkeit auftreten werden.
Derzeit umfasst die Weltbevölkerung ca. 7,7 Milliarden Menschen. Laut einer Prognose („medium fertility variant“) der UN aus dem Jahr 2019 werden 2050 über 9,7 Milliarden und 2100 ca. 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die „high fertility“-Variante geht hingegen von 10,7 Milliarden im Jahr 2050 und 15,6 Milliarden im Jahr 2100 aus.
Im Jahr 2050 kämen 75 Menschen und 2100 84 Menschen auf einen Quadratkilometer Landfläche – in Deutschland sind es derzeit 232 Menschen. So gibt es eigentlich genug Platz für all diese Menschen, und auch ihre Ernährung könnte sichergestellt werden. Jedoch findet das Bevölkerungswachstum vor allem in Regionen statt, die schon jetzt Probleme mit Wassermangel, unzureichender landwirtschaftlicher Produktion und Armut haben. Hier ist in Zukunft mit Wanderungsbewegungen und ethnischen Spannungen zu rechnen. So wird der Anteil der Menschen, die in den weniger entwickelten Regionen der Erde leben, ansteigen. Vor allem Afrika ist betroffen: Hier wird die Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen im Jahr 2020 auf ca. 2,5 Milliarden im Jahr 2050 und 4,3 Milliarden im Jahr 2100 zunehmen.
Das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung wird laut UN von 30,9 Jahren im Jahr 2020 auf 36,2 Jahre im Jahr 2050 bzw. 41,9 Jahre im Jahr 2100 steigen. Der Grund hierfür ist die weiter zunehmende Lebenserwartung, mitbedingt durch eine bessere medizinische Versorgung. Laut UN wird sie von derzeit 71 Jahren auf 77 Jahre im Jahr 2050 bzw. 83 Jahre im Jahr 2100 steigen.
Für die kommenden Jahrzehnte wird eine weitere Zunahme der weltweiten Verstädterung erwartet. Während im Jahr 1950 erst 30% der Menschen in Städten lebten, wurde bereits im Jahr 2007 die 50%-Grenze überschritten. Für 2030 rechnet die UN mit mehr als 60% und für 2050 mit ca. 68%. In absoluten Zahlen bedeutet dies eine Verdopplung der Stadtbevölkerung zwischen 2007 und 2050 von 3,3 auf 6,7 Milliarden Personen. Immer mehr Menschen werden in „Megacities“ mit mehr als 10 Millionen Einwohnern leben und arbeiten – zunehmend in Wolkenkratzern. Die Hochhäuser werden immer spektakulärere Formen annehmen: runde, schräge, asymmetrische und unregelmäßige. Außerdem wird mehr Wert auf Klimatechnik gelegt, werden kleine Parks, öffentliche Plätze und sogar Biosphären in die Wolkenkratzer eingebaut. Hingegen wird es weniger Grünflächen zwischen den Gebäuden aufgrund der Nachverdichtung geben.
Die zunehmende Verstädterung reduziert den Bevölkerungsdruck auf dem Land – derzeit beanspruchen Städte etwa 3% der Erdoberfläche. Zudem können Städte eine effizientere Infrastruktur bieten. Allerdings sind sie schon jetzt für drei Viertel des CO2-Ausstoßes und mehr als die Hälfte des Wasserverbrauchs verantwortlich.
(Groß-) Städte bilden Zentren der Weltwirtschaft, in denen neben den „Global Players“ viele andere Unternehmen Arbeitsplätze „produzieren“, die Menschen aus der Umgebung magisch anziehen. Aber nicht alle werden eine Stelle finden. So wird die Zahl der Slum-Bewohner/innen laut UN bis 2030 von 1 Milliarde auf 3 Milliarden Menschen ansteigen. Neben Slums wird es separate Stadtteile für schlechter und besser Verdienende geben – bis hin zu „Gated Communities“ für die Reichen. Aber auch die Mitglieder ethnischer und religiöser Minderheiten oder anderer Subkulturen werden sich in bestimmten Stadtteilen ballen.
Wie in den letzten Jahrzehnten wird auch in den kommenden Jahren die Weltbevölkerung immer mehr verdienen. So stieg das durchschnittliche Bruttonationaleinkommen pro Einwohner (Atlas Methode) laut Weltbank von 8.991 $ im Jahr 2009 auf 11.570 $ im Jahr 2019 (in diesem Buch sind mit dem $-Zeichen immer US $ gemeint). Jedoch blieben die großen Unterschiede zwischen einkommensreichen und einkommensschwachen Regionen weitgehend erhalten: Während in dieser Dekade das Pro-Kopf-Einkommen in den OECD-Ländern von 34.504 $ auf 40.115 $ (116%) anstieg, nahm es z.B. in Lateinamerika und der Karibik von nur 7.259 $ auf 8.775 $ (121%) und in Afrika südlich der Sahara von nur 1.377 $ auf 1.550 $ (112%) zu. Laut dem „Bericht zur weltweiten Ungleichheit 2018“ sind die Einkommen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung seit 1980 deutlich gestiegen – insbesondere wegen des starken Wachstums in Asien. Gleichzeitig nahm aber das Einkommen des reichsten 1% mehr als doppelt so schnell zu. Die verbleibenden 49% der Weltbevölkerung erlebten hingegen ein schleppendes Einkommenswachstum oder sogar ein Null-Wachstum. Das durchschnittliche Bruttonationaleinkommen pro Einwohner/in schwankte 2019 laut Weltbank bei Industrieländern zwischen 85.500 $ (Schweiz), 65.760 $ (USA), 48.520 $ (Deutschland) und 41.690 $ (Japan), bei Schwellenländern zwischen 11.260 $ (Russland), 10.410 $ (China), 9.130 $ (Brasilien), 6.040 $ (Südafrika) und 2.130 $ (Indien). Am niedrigsten war es bei den Entwicklungsländern Malawi (380 $), Burundi (280 $) und Somalia (130 $).
Die Ungleichheit der Menschen beim Vergleich verschiedener Länder zeigt sich auch hinsichtlich ihres Vermögens. Im Jahr 2019 betrug laut dem „Allianz Global Wealth Report 2020“ das weltweite Bruttogeldvermögen 192 Billionen Euro (die Schulden der Privathaushalte summierten sich im gleichen Jahr auf 46 Billionen Euro). Allerdings steigt seit drei Jahren das Vermögen in den reichsten Regionen schneller an als in den ärmeren. Im Jahr 2019 besaßen die weltweit reichsten 10% circa 84% des Gesamtvermögens, das reichste 1% fast 44%. Das durchschnittliche Nettogeldvermögen pro Kopf war mit 209.524 Euro am höchsten in den USA, gefolgt von 195.388 Euro in der Schweiz, 116.657 Euro in Singapur, 114.287 Euro in den Niederlanden und 110.706 Euro in Taiwan (die Deutschen lagen mit 57.097 Euro auf dem 18. Platz).
Laut dem „Bericht zur weltweiten Ungleichheit 2018“ vom World Inequality Lab hat seit 1980 die Einkommensungleichheit in fast allen Staaten der Welt zugenommen, wenn auch unterschiedlich schnell. Betrachtet man nur große Länder bzw. Weltregionen, so war der Anstieg besonders stark in Nordamerika, China, Indien und Russland, während er in Europa vergleichsweise schwach war. Im Jahr 2016 entfielen auf die oberen 10% der Einkommensbezieher/innen 37% des Nationaleinkommens in Europa, 41% in China, 46% in Russland, 47% in den USA und Kanada, ca. 55% in Subsahara-Afrika, Brasilien und Indien sowie 61% im Nahen Osten. Laut Forbes gab es 2020 weltweit 2.095 Milliardär/innen, deren Vermögen auf 8 Billionen $ geschätzt wurde – 700 Milliarden $ weniger als 2019. Dieser Betrag ist höher als das addierte Bruttoinlandsprodukt von Deutschland, Frankreich und Italien. Oxfam schätzte, dass den Milliardär/innen 2019 mehr Vermögen als den unteren 60% der Weltbevölkerung gehörte.
In den meisten Staaten, insbesondere in den Schwellenländern, ist eine positive Entwicklung in den Bereichen Produktion und Konsum festzustellen; diese Tendenzen dürften sich auch in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen. Wo dies nicht geschieht, ist laut dem Zukunftsforscher Matthias Horx eine Vielzahl von Ursachen dafür verantwortlich – nicht aber die Globalisierung bzw. die Ausbeutung der Armen durch die Reichen. Länder (insbesondere in Ost- und Südasien sowie in Lateinamerika), die sich in den 1980er Jahren für die Globalisierung geöffnet haben, hätten ein großes Wirtschaftswachstum und eine starke Steigerung des Lebensstandards erlebt – im Gegensatz zu Ländern (zumeist in Afrika und Westasien), die sich dieser Entwicklung gegenüber verschlossen haben.
Während derzeit die USA noch das politische Geschehen als größte Weltmacht dominiert, wird für die kommenden Jahrzehnte mit dem Entstehen einer multipolaren Welt gerechnet: China, Russland, Indien, Brasilien und weitere Schwellenländer werden eine immer größere Rolle in der Weltpolitik spielen. So haben die weitgehend erfolglosen politischen und militärischen Interventionen der USA und ihrer europäischen Verbündeten im Nahen und Mittleren Osten, in Nordafrika, in Ex-Jugoslawien und in der Ukraine gezeigt, wie begrenzt der Einfluss der alten Mächte ist.
Ferner hat die Finanz- und Wirtschaftskrise, die im Jahr 2007 begann, das Vertrauen der Menschheit in die freie Marktwirtschaft bzw. in den Kapitalismus erschüttert, zumal die stärker staatlich kontrollierte Wirtschaft Chinas kaum betroffen war und weiter expandierte. Hingegen verlieren die USA, die europäischen Länder und Japan an Bedeutung, da sie anstehende Probleme wie die Regulierung der Finanzmärkte oder die Begrenzung des Klimawandels nicht lösen. Zudem werden ihre Handlungsspielräume immer mehr durch die hohe Verschuldung begrenzt: Laut dem Institute of International Finance sind weltweit die Schulden von Staaten, Unternehmen, Finanzsektor und Privathaushalten vom 97 Billionen $ im Jahr 2007 auf 258 Billionen im ersten Quartal 2020 gestiegen. Das entspricht rund 331% des Bruttoinlandsprodukts aller Staaten – Ende 2019 waren es erst 320%. Bedingt durch die Corona-Pandemie steigen die Schulden derzeit stark an – im zweiten Quartal 2020 um schätzungsweise 12,5 Billionen $. Sollte es zu einem größeren Zinsanstieg kommen, könnte die Blase platzen.
Laut der Staatsschuldenuhr von boerse.de betrugen am 02.01.2021 die Pro-Kopf-Schulden in Deutschland 30.688 Euro (21.08.2010: 21.254 Euro), in den USA 80.057 $ (21.08.2010: 41.604 $) und in Japan 106.712 $ (21.08.2010: 76.186 $), jedoch in Russland nur 8.221 $ (21.08.2010: 1.567 $), in China 3.097 $ (21.08.2010: 767 $) und in Indien sogar nur 1.344 $ (21.08.2010: 631 $). Für Januar 2031 wird eine Verschuldung pro Person prognostiziert von 36.782 Euro in Deutschland, 115.690 $ in den USA, 124.054 $ in Japan, 12.575 $ in Russland, 3.319 $ in China und 2.032 $ in Indien. So gilt es als unwahrscheinlich, dass die europäischen Staaten, Japan und die USA in den nächsten Jahren ihre Schulden abbauen können, da die Rentenausgaben und Gesundheitskosten aufgrund der Alterung der Bevölkerung rasant ansteigen werden. Dementsprechend wird z.B. für Deutschland im Tragfähigkeitsbericht 2020 des Bundesfinanzministeriums ein Anstieg der Staatsschulden von 60% des Bruttoinlandsprodukts auf – je nach Szenario – zwischen 73 und 185% im Jahr 2060 prognostiziert. Bei diesem Bericht wurde aber noch nicht die durch die Corona-Pandemie bedingte sehr hohe Neuverschuldung berücksichtigt. So könnte laut dem Finanzwissenschaftler Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum die Schuldenstandsquote 2060 um 30 bis 40% höher ausfallen als laut der vorgenannten Berechnung. Aber auch in den meisten anderen Staaten nehmen derzeit die Schulden rasant zu. Deshalb ist schon bald mit neuen Staatsschuldenkrisen zu rechnen.
Im Januar 2015 beschloss die Europäische Zentralbank, Staatsanleihen aller Eurostaaten für monatlich 60 Milliarden Euro aufzukaufen. Während die Wirtschaft von dem sinkenden Eurokurs profitiert (größere Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt), leiden Sparer, Banken, Lebensversicherungen und Bausparkassen unter den niedrigen Zinsen. Hinzu kommt, dass die Finanzpolitik der EZB es den (süd-) europäischen Staaten erleichtert, neue Schulden aufzunehmen und notwendige Wirtschaftsreformen zu verschieben. Seit Juni 2016 kauft die EZB auch Unternehmensanleihen auf – das „billige“ Geld könnte Unternehmen verleiten, unnötige Risiken einzugehen. Zudem werden auf diese Weise ineffiziente Unternehmen am Leben erhalten, scheint es zu neuen Blasenbildungen z.B. auf den Aktien- und Immobilienmärkten zu kommen. Im Oktober 2019 betrug die Bilanzsumme der EZB bereits 4,7 Billionen Euro und stieg wegen der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise bis Ende 2020 auf 7,0 Billionen Euro an. Deutschland haftet für 28% der Schulden der EZB. Aber auch die US-Notenbank hat wegen der Corona-Krise ihre Bilanzsumme von 4,0 Billionen $ (Ende Oktober 2019) auf rund 7,4 Billionen $ erhöht (Ende Dezember 2020). So könnte es in naher Zukunft weitere Finanz- und Bankenkrisen geben – und eine „brutale“ Neubewertung von Vermögen.
Hinsichtlich der Einschätzung der Zukunft der USA gibt es zwei divergierende Perspektiven. Auf der einen Seite glauben Zukunftsforscher wie Dmitry Orlov oder James Howard Kunstler, dass die USA als Weltmacht an Bedeutung verlieren wird. Sie gehen davon aus, dass dem Finanzsektor weitere Krisen bevorstehen, dass das Wirtschaftswachstum niedrig bleiben wird, dass Steuern und Abgaben steigen werden (z.B. wegen der Alterung der Bevölkerung und um die vernachlässigte Infrastruktur modernisieren zu können), dass der Klimawandel die amerikanische Landwirtschaft negativ beeinflussen wird usw. Anstatt auf die neuen Herausforderungen zu reagieren, das Finanz- bzw. Wirtschaftssystem umzubauen und die Bevölkerung auf „magere Zeiten“ vorzubereiten, würde die US-Regierung nach dem Motto „more of the same“ handeln.
Auf der anderen Seite sind Zukunftsforscher wie Andreas Eschbach oder George Friedman der Meinung, dass die USA – politisch, kulturell und militärisch – eine Supermacht bleiben werden. Im Gegensatz zu Europa und Japan verlaufe die demographische Entwicklung positiv (z.B. bestandserhaltende Geburtenrate, Zuwanderung junger Menschen). Die USA kontrolliere sowohl den Nordatlantik als auch den Pazifik – und damit das Welthandelssystem. Auch verlaufe die wirtschaftliche Entwicklung wieder recht positiv, zumal die USA bei Zukunftstechnologien führend seien. Zudem ist das Land dank Fracking immer weniger auf Öl- und Gasimporte angewiesen, sind die Energiepreise gefallen.
In den letzten Jahrzehnten hat die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft stark zugenommen. Laut dem Pew Research Institute sank der Anteil der in Mittelschichtshaushalten lebenden Erwachsenen von 61% im Jahr 1971 über 54% im Jahr 2001 auf 52% im Jahr 2018. Gleichzeitig würden die Reichen (2018: 19% der Erwachsenen) immer reicher, gäbe es immer mehr arme Menschen (2018: 29% der Erwachsenen). Die Arbeitslosenquote in den USA wird auch in den kommenden Jahren recht hoch bleiben – mitbedingt dadurch, dass die Zahl der Stellen für wenig qualifizierte Arbeitnehmer/innen zurückgehen wird. Hingegen werden weiterhin Arbeitskräfte mit (natur-) wissenschaftlichen und technischen Abschlüssen gesucht werden, aber auch Mitarbeiter/innen für den Bildungs-, Gesundheits- und Pflegebereich.
Ähnliches gilt für Europa, Russland, Japan und Südkorea, wo die Situation noch durch die sinkenden Geburtenraten verschärft wird. Der Wirtschaft in den USA, in Europa und in Ostasien wird es auch immer schwerer fallen, offene Stellen mit Immigrant/innen zu besetzen, da hoch qualifizierte Chines/innen, Inder/innen, Südamerikaner/innen usw. in ihren Heimatländern immer bessere Berufschancen haben werden.