Zwei Herzen suchen Liebe - Toni Waidacher - E-Book

Zwei Herzen suchen Liebe E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Grüß Gott und herzlich willkommen in St. Johann!« Ria Stubler lächelte die junge Frau herzlich an. »Sie sind gewiss die Frau Greve, net wahr?« Die junge blonde Frau nickte. »Ja, Svenja Greve, ich hatte ein Zimmer reserviert.« Die Pensionswirtin nahm einen Schlüssel vom Brett und ging voran, die Treppe hinauf. »Hatten S' eine gute Fahrt?«, erkundigte sich die Wirtin, als sie die Tür aufschloss. »Ja, danke schön, ich bin sehr gut durchgekommen«, lautete die Antwort. Ria ließ den Gast eintreten. »So, ich hoff', dass Sie sich bei mir wohlfühlen werden. Frühstück gibt's ab sieben Uhr, aber die meisten Gäste kommen net vor acht. Mit dem Schlüssel können S' net nur hier auf- und zusperren, der ist auch für die Tür unten, wenn's abends mal später werden sollte.« Svenja hatte sich umgeschaut. Das Zimmer war groß und hübsch eingerichtet, der Stil war landestypisch. Vor den Fenstern hingen karierte Vorhänge, die Möbel hatten bunte Bauernmalereien, und an den Wänden hingen Bilder mit bäuerlichen Motiven. Es gab Telefon und Fernsehen und sogar einen Internetanschluss. Eine Tür führte in ein kleines Bad.

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Der Bergpfarrer – 282 –

Zwei Herzen suchen Liebe

Von der Vergangenheit eingeholt?

Toni Waidacher

»Grüß Gott und herzlich willkommen in St. Johann!« Ria Stubler lächelte die junge Frau herzlich an.

»Sie sind gewiss die Frau Greve, net wahr?« Die junge blonde Frau nickte.

»Ja, Svenja Greve, ich hatte ein Zimmer reserviert.«

Die Pensionswirtin nahm einen Schlüssel vom Brett und ging voran, die Treppe hinauf.

»Hatten S’ eine gute Fahrt?«, erkundigte sich die Wirtin, als sie die Tür aufschloss.

»Ja, danke schön, ich bin sehr gut durchgekommen«, lautete die Antwort.

Ria ließ den Gast eintreten.

»So, ich hoff’, dass Sie sich bei mir wohlfühlen werden. Frühstück gibt’s ab sieben Uhr, aber die meisten Gäste kommen net vor acht. Mit dem Schlüssel können S’ net nur hier auf- und zusperren, der ist auch für die Tür unten, wenn’s abends mal später werden sollte.«

Svenja hatte sich umgeschaut. Das Zimmer war groß und hübsch eingerichtet, der Stil war landestypisch. Vor den Fenstern hingen karierte Vorhänge, die Möbel hatten bunte Bauernmalereien, und an den Wänden hingen Bilder mit bäuerlichen Motiven. Es gab Telefon und Fernsehen und sogar einen Internetanschluss. Eine Tür führte in ein kleines Bad.

»Vielen Dank, Frau Stubler«, sagte die junge Frau, »hier werde ich mich ganz bestimmt wohlfühlen.«

Die Wirtin machte eine Handbewegung.

»Das ›Frau Stubler‹, das lassen S’ mal«, meinte sie. »Ich bin die Ria, und damit hat sich’s.«

»Und ich bin Svenja«, lachte sie.

Ria wünschte ihr noch einen schönen Aufenthalt und ging wieder nach unten. Svenja nahm ihre Reisetasche und packte sie aus.

Vermutlich habe ich viel zu viel für zwei Wochen mitgenommen, dachte sie, während sie Pullis und Hosen im Kleiderschrank verstaute.

In einer Plastikhülle hing ein hübsches Kleid auf einem Bügel. Sie hatte es nicht in die Tasche quetschen wollen, schließlich wollte Svenja das Kleid anziehen, wenn sie ausging. Bestimmt konnte man hier irgendwo tanzen.

Ob es in St. Johann wohl eine Disko gab? Svenja schmunzelte, nun, wenn nicht hier, dann bestimmt in der nächsten Stadt.

Die Vierundzwanzigjährige ging ins Bad, wusch sich die Hände und kämmte rasch ihre Haare.

Wenn sie frei hatte, trug sie ihr blondes Haar offen, dann fühlte sie sich gleich besser. Ihre blauen Augen leuchteten besonders intensiv, wenn sie sich freute, konnten aber auch ernst und traurig scheinen, je nach Anlass.

Jetzt aber hatte Svenja Grund zur Freude, denn vierzehn Tage Urlaub lagen vor ihr, Tage, an denen der Wecker nicht um sechs Uhr in der Frühe klingelte, und sie nicht in die Praxis musste.

Jetzt war nur Ausschlafen und Entspannen angesagt – Urlaub pur!

In bester Laune verließ sie das Zimmer und sprang fröhlich nach unten.

»St. Johann wird Ihnen gefallen«, hatte der freundliche Mann im Reisebüro gesagt. »Wenn Sie Ruhe und Erholung suchen, ist der Ort gerade richtig.«

Offenbar waren davon auch andere überzeugt, denn bei ihrem Spaziergang sah Svenja viele Urlauber, die an der legeren Kleidung und den umgehängten Fotoapparaten und Videokameras zu erkennen waren. Dazu kamen Reisegruppen, denen von Fremdenführern das Dorf gezeigt wurde.

Hübsch waren die typischen Lüftlmalereien an den Häusern, die allesamt einen gepflegten Eindruck machten. Es gab kaum Neubauten, abgesehen von einem kleinen Einkaufszentrum mit Passage, in der es, zu Svenjas Freude, auch eine Boutique für Damenmode gab …

Vor dem Rathaus stand ein alter Brunnen, der mit Blumenkästen verziert war, bunte Geranien blühten üppig darin. Svenja setzte sich auf eine Bank, lehnte sich zurück und hielt ihr Gesicht in die Sonne. Herrlich!

Lange hielt sie es dann doch nicht auf der Bank aus. Es war Mittagszeit, und vor Stunden hatte sie zuletzt etwas gegessen. Als die junge Frau wenig später den Biergarten des Hotels betrat, prallte sie überrascht zurück.

»Ist das voll hier!«, murmelte sie.

Es schien, als hätten sich sämtliche Urlauber und Tagesgäste sich hier zum Mittagessen versammelt.

Svenja blickte sich suchend um. Eine Bedienung deutete auf die langen Tische.

»Setzen S’ sich ruhig dazu«, meinte die junge Frau im Trachtenkleid, mit weißer gestärkter Schürze.

Sie zögerte einen Moment, doch dann ging sie an einen der Tische. Eine Gruppe Leute, die wohl zusammengehörten, saß dort. Ohne dass sie groß fragen musste, rückten sie beiseite und räumten Svenja einen Platz ein.

Die Speisekarte bot regionale Spezialitäten, es hörte sich alles gleich interessant und lecker an.

»Eine Flädlesuppe«, bestellte die junge Frau aus Hamburg kurz entschlossen, »und eine Apfelschorle.«

Die Suppe wurde mit einer halben Laugensemmel serviert und schmeckte ausgezeichnet. Es war eine kräftige Rinderbrühe, mit Fleischklößchen, und die ›Flädle‹ erwiesen sich als Streifen von dünnen Pfannkuchen, die mit Kräutern gebacken waren.

Es schmeckte köstlich!

Svenja ließ sich Zeit beim Essen, die Gäste an ihrem Tisch gingen, andere kamen. Sie hatte die Suppe gegessen und noch einen Cappuccino bestellt, als ein junger Mann, kaum älter als sie, grüßend nickte und sich ihr gegenüber auf die Bank setzte.

*

»Andreas, haben S’ jetzt schon wieder den ganzen Vormittag am Computer verbracht?«

Ria schaute den jungen Mann tadelnd an.

»Sie haben Urlaub! Da sollten S’ sich ausruhen. Warum fahren S’ net mal zum Schwimmen oder machen eine Bergtour?«

Andreas Berghofer schmunzelte.

»Ach, Ria, Sie wissen doch selbst, wie es ist, wenn man ein Geschäft hat«, entgegnete er. »Da ist net viel mit Urlaub. Ich muss den Laden am Laufen halten, die Konkurrenz schläft net.«

Er blickte auf die Uhr.

»So, für heut’ ist aber Schluss. Ich geh’ jetzt auf eine Kleinigkeit in den Biergarten und dann freu’ ich mich schon auf das Essen heut’ Abend bei Ihnen.«

In der Pension Stubler gab es nur das Frühstück für die Gäste, doch wenn ein Gast der Wirtin sympathisch war, dann kam er in den Genuss, mit Ria in ihrer Küche essen zu dürfen.

»Ach ja«, setzte Andreas hinzu, »mit der Bergtour, das wird wohl nix. Ich hab’ mich bei der Touristeninformation erkundigt, die Bergführer sind auf Wochen hinaus ausgebucht.«

Ria nickte.

»Das hab’ ich mir fast schon gedacht«, sagte sie. »Aber vielleicht gibt’s da ja doch noch eine Möglichkeit. Ich hab’ Ihnen doch von unsrem Herrn Pfarrer erzählt.«

»Pfarrer Trenker, der ein begeisterter Bergsteiger und Wanderer ist, ja.«

»Fragen S’ ihn doch mal, ob er net eine Tour plant. Wenn, dann nimmt er Sie ganz bestimmt mit.«

Wieder bekam ihre Stimme diesen tadelnden Unterton.

»Seit vier Tagen sind S’ hier und die meiste Zeit haben S’ auf dem Zimmer gehockt und gearbeitet. So geht das net!«

»Ich gelobe Besserung«, versprach der junge Mann. »Und mit Pfarrer Trenker red’ ich auch. Ich hatte ohnehin vor, mir heut die Kirche anzuschauen.«

Andreas verließ schmunzelnd die Pension.

Es stimmte schon, dass er, obwohl er hier im Urlaub war, bisher die meiste Zeit auf seinem Zimmer verbracht hatte. Indes hatte er nicht nur gearbeitet, sehr oft hatte er nur am Fenster gestanden, hinausgeschaut und war mit seinen Gedanken weit, weit fort gewesen …

Er schlug den Weg zum Biergarten ein. Jetzt würde der größte Ansturm wohl vorüber sein. Vermutlich kamen aber die ersten Gäste schon wieder, um Kaffee zu trinken und den leckeren hausgemachten Kuchen zu schmausen.

Als er den Biergarten betrat, überlegte Andreas, ob er die Tagessuppe nehmen solle, oder den ›Wachnertaler Schokotraum‹ – eine Torte aus Sahne und Schokolade pur.

Eine sündhafte Angelegenheit, aber eine süße Sünde!

Wie vermutet, saßen die ersten Gäste tatsächlich bereits bei Kaffee und Kuchen. Andreas Berghofer schaute sich um und entdeckte einen langen Tisch, an dem gerade ein paar Gäste aufstanden und gingen. Er nickte der jungen Frau, die noch dasaß, freundlich zu und setzte sich ihr gegenüber.

»Wie ist die Suppe?«, fragte er.

Die Unbekannte hatte offensichtlich die Tagessuppe gegessen, wie an der leeren Tasse und dem Rest der Laugensemmel unschwer zu erkennen war.

»Sehr lecker«, antwortete sie.

»Gut, dann nehme ich auch eine«, grinste Andreas und bestellte eine Suppe bei der Bedienung, die eben der Frau einen Cappuccino brachte.

»Verlassen Sie sich immer auf das, was andere sagen?«, fragte die Blonde. »Das kann aber ins Auge gehen. Schließlich sind die Geschmäcker ja verschieden.«

Unbekümmert schüttelte er den Kopf.

»Ich bin sicher, dass ich mich auf Ihr Urteil verlassen kann«, meinte er. »Immerhin haben Sie alles aufgegessen, und tatsächlich sind die Geschmäcker verschieden, aber über Geschmack lässt sich net streiten. Entweder man hat ihn oder …«

Andreas breitete die Arme aus und ließ sie wieder sinken.

»Übrigens«, fuhr er fort, »mein Name ist Andreas Berghofer, aus dem schönen Bayernland, auf Urlaub in demselben.«

»Angenehm«, lächelte sie, »Svenja Greve.«

»Svenja, das klingt aber net bayerisch …«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich wohne in der Nähe von Hamburg.«

»Meine Wiege stand gar net so weit von hier, in Rosenheim«, erklärte er. »Und da machen S’ jetzt also Urlaub.«

Svenja nickte.

»Allerdings wundere ich mich, dass Sie hier Urlaub machen. Hat es Sie denn da gar nicht in die weite Ferne gezogen?«

Andreas wiegte den Kopf hin und her.

»Da passten Wunsch und Vermögen nicht zusammen«, erwiderte er. »Ich wär’ gern’ schon woanders hingefahren, an die See vielleicht, aber ich hab’ mich erst vor einem Vierteljahr selbstständig gemacht. Da ist eigentlich gar kein Urlaub drin. Aber ich musste mal für ein Weilchen raus. Bloß zu weit weg durfte es net sein.«

»Was sind Sie denn von Beruf?«, erkundigte sie sich.

»Ich hab’ Informatik studiert und eine Firma für Softwareentwicklung gegründet.«

Er sah sie fragend an.

»Und Sie?«

Svenja schmunzelte.

»Ich schaue den Leuten aufs Maul«, antwortete sie amüsiert. »Oder besser gesagt: Ich fühle Ihnen auf den Zahn. Ich bin Zahnarzthelferin.«

Andreas verzog erschrocken das Gesicht.

»Um Himmels willen, lassen S’ uns bloß rasch das Thema wechseln.«

Sie lachte.

»Warum? So weit ich das erkennen kann, sind Ihre Zähne doch bestens in Ordnung – zumindest, was man von ihnen sieht …«

Sofort sperrte er den Mund auf.

»Sie können sich gern’ vom Rest überzeugen …«

»Danke schön. Aber ich habe Urlaub und will die nächsten zwei Wochen nichts von Zähnen, Zahnspangen und Brücken hören.«

Andreas nickte.

»Das kann ich gut verstehen. Sagen Sie, Svenja, wo wohnen S’ denn hier in St. Johann?«

»Ich habe ein Zimmer in einer Pension, gar nicht weit von hier. Stubler heißt die Wirtin.«

Verwundert blickte sie ihn an, als Andreas laut schallend lachte.

»Was ist denn daran so lustig?«

Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen.

»Entschuldigen S’«, bat er. »Es ist nur …, weil, da wohn’ ich nämlich auch.«

»Tatsächlich?«

Jetzt musste auch Svenja lachen.

»So ein Zufall.«

Andreas schaute sie mit einem merkwürdigen Blick an.

Oder auch net, ging es ihm durch den Kopf, vielleicht wollte das Schicksal, dass wir uns hier begegnen …

Doch gleich darauf verscheuchte er den Gedanken. Freilich, das Madel da vor ihm, das hatte was. Andreas konnte nicht bestreiten, dass Svenja Greve ihm gefiel. Aber er war nicht von daheim ›geflohen‹, um hier eine neue Liebe zu suchen. Dazu war die Trennung noch zu frisch, der Schmerz noch zu groß und saß die Enttäuschung zu tief.

»Sie sind also heut’ erst angekommen«, stellte er fest.

Die Zahnarzthelferin nickte.

»Ich vor vier Tagen.«

Svenja beugte sich interessiert vor.

»Dann können Sie mir doch bestimmt ein paar Tipps geben, was man hier so unternehmen kann.«

Andreas Berghofer zuckte bedauernd die Schultern.

»Ich fürcht’, da fragen S’ den ­Falschen«, gestand er. »Ich hab’ nämlich bisher die meiste Zeit in der Pension verbracht und gearbeitet.«

»Im Urlaub!«

Er nickte kläglich.

»Die Ria hat auch schon mit mir geschimpft …«

Beinahe tat er ihr leid. Svenja betrachtete den jungen Mann und stellte fest, dass ihr nicht nur seine jungenhafte, unbekümmerte Art gefiel. Andreas Berghofer sah gut aus. Mit den kurzen braunen Haaren, dem eckigen Gesicht und der schlanken Figur war er ein ansprechender Typ, der bestimmt Schlag bei den Frauen hatte. Seltsam, dass so ein Mann alleine in den Urlaub fuhr …

Hoppla, rief sie sich zur Ordnung, halte deine Gedanken im Zaum! Und vor allem deine Gefühle!

Schließlich hatte sie nicht vor, von einer Katastrophe in die andere zu fallen …

*

Andreas öffnete die Kirchentür und ließ Svenja den Vortritt.

»Die Kirche von St. Johann soll eine der schönsten in ganz Bayern sein«, hatte er im Biergarten gesagt.

Auch wenn er bisher mehr gearbeitet als Urlaub gemacht hatte, wusste er doch über die Möglichkeiten, sich hier die Freizeit zu gestalten, Bescheid. Neben dem großen Achsteinsee, in dem man herrlich schwimmen könne, gäbe es in der Nähe des Dorfes das Hotel ›Reiterhof‹, wo man Pferde ausleihen konnte, und etwas weiter entfernt stand ein altes Jagdschloss im Ainringer Wald, das ein sehr lohnendes Wanderziel sein sollte, und schließlich böte sich das Gotteshaus zur Besichtigung an, das kostbare sakrale Kunstschätze beherberge.

»Sie seh’n, es wird einiges hier geboten.«

Svenja nickte.

»Wie sieht es denn mit Bergtouren aus?«, erkundigte sie sich. »Da gibt es doch vermutlich geführte Touren. Alleine in den Bergen zu wandern, würde ich mich nämlich nicht trauen. Aber wenn ich schon mal hier bin, dachte ich, ich müsste mal ›die Gipfel stürmen‹.«

»Das allein zu wagen, wär’ wirklich net ratsam!« Andreas schüttelte den Kopf. »Leider sind die hiesigen Bergführer alle schon ausgebucht. Da wär’ erst wieder was möglich, wenn mein Urlaub längst vorbei ist.«

»Schade …«

»Vielleicht gibt’s aber noch eine Möglichkeit«, fuhr er fort. »Die Ria hat gesagt, ich soll mal den Pfarrer Trenker fragen, ob er net einen Aufstieg plant.«

Die Zahnarzthelferin sah ihn Stirn runzelnd an.

»Den Pfarrer?«, fragte sie ungläubig. »Wieso? Ist der etwa nebenbei noch Bergführer?«

Andreas lachte.

»Das hab’ ich die Ria auch gefragt, als sie davon erzählte. Nein, es ist nur so, dass Pfarrer Trenker, seit seiner frühesten Jugend, in jeder freien Minute in den Bergen unterwegs war. Er hat dann tatsächlich auch Urlauber geführt und sich so das Studium mitfinanziert. Deswegen nennen ihn die Leute hier auch den Bergpfarrer.«

»Aha, klingt interessant.«

»Ich will nachher zur Kirche und Hochwürden fragen, ob er demnächst eine Tour plant. Haben S’ net Lust, mitzukommen? Bei der Gelegenheit könnten wir auch gleich die Kirche anschauen.«

Svenja musste nicht lange überlegen.

»Gerne«, nickte sie. »Aber ich würd’ vorschlagen, wir lassen das Gesieze, oder?«

»Einverstanden«, strahlte Andreas und löffelte seine Suppe aus.

Wenig später gingen sie den Kiesweg zur Kirche hinauf.

»Um diese Zeit sitzen die Tagestouristen im Hotel bei Kaffee und Kuchen«, bemerkte der junge Mann und hielt Svenja die Tür auf.