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In gegenseitiger Befruchtung von bildender Kunst mit Literatur wird der Frage nachgespürt, wo Männer von heute stehen. Welchen Aufgaben sehen sie sich gegenüber, oder ist der Mann ohnehin ein Auslaufmodell? Zentrale Fragen wie kulturelle Identität, Chancen und Risiken modernen Mannseins werden thematisiert. Abseits sowohl tagespolitischer Polemik als auch gesellschaftlicher Tabus stellt dieses Buch gemeinsam mit einer Galerie in Graz, eine unkonventionelle Vertiefung des Diskurses zur Verfügung.
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Seitenzahl: 164
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Vorwort
Teil 1 Ausstellungskatalog
Teil 2 Gastbeiträge
Werner Laminger: Initiation
Männerkaffee
Interview mit Robert Hautz
Aufruf (Interview mit Duanna Mund)
David Sandholzer Adam, wo bist du?
Madeleine Dietrichstein Opapa Magnus
Teil 3 Essays
Positionsbestimmung
Der lange Weg zum Mann
Es geht um die Wurst
Das Medea-Syndrom
Maskuline Spiritualität
Nachwort
Im März des Jahres 2022 gestaltete die Galerie upTown Art, 8010 Graz, Sporgasse 24, eine in mancher Hinsicht besondere Ausstellung. Sie war der hochaktuellen Problematik der Geschlechteridentitäten gewidmet und trug den Titel: „fe/male & beyond“ (weiblich, männlich und divers). Bildende Künstler/-innen schufen Bilder, zu denen literarisch aktive Menschen Texte beisteuerten. Diese wurden anlässlich der Vernissage am Samstag, 05. März der Öffentlichkeit präsentiert und waren bis zur Finissage am Donnerstag, 31. März der Öffentlichkeit zugänglich. Das Projekt war dreigeteilt und trug im letzten Teil, der sich mit der Situation der Männer befasste, den internen Titel: „Adam, wo bist du?“ Dieser Teil wurde in Gemeinschaft mit dem Grazer Literaturclub durchgeführt, auf dessen Anregung die gesamte Ausstellung zurückging.
In der Projektskizze des Literaturclubs heißt es: „Das Thema lautet: Wie sehe / empfinde ich den aktuellen Mann? Das Projekt stellt sich der aktuellen, hochbrisanten Auseinandersetzung zum Thema Mann am Beginn des dritten Jahrtausends. Zentrale Fragen wie kulturelle Identität, Chancen und Risiken modernen Mannseins werden thematisiert. Abseits sowohl tagespolitischer Polemik als auch gesellschaftlicher Tabus soll besonders dem Archetypischen, der Quintessenz des Themas, nachgespürt werden. Dies wird durch den Namen Adam symbolisiert, keinesfalls hingegen ein religiöser Bezug. Das Projekt ist weltanschaulich streng neutral.
In Zusammenarbeit mit der Galerie upTown Art werden Menschen aus dem Bereich bildende Kunst Bilder zur Verfügung stellen. Die literarisch Tätigen werden dazu möglichst kongeniale Texte in einer Textgattung ihrer Wahl schreiben. Die Verschränkung von bildender Kunst mit Literatur soll eine Vertiefung des Diskurses ermöglichen, eine besondere Art des kreativen Brainstormings. (…)
Mit dem Projekt werden ausdrücklich alle Geschlechter angesprochen. Es stellt den individuellen Zugang in Kunst und Literatur zur Geschlechterproblematik im Geiste der Toleranz und weltanschaulichen Offenheit in den Fokus. Querdenken ist durchaus willkommen, um die teils eingefahrenen Positionen im öffentlichen Diskurs aufzubrechen. Persönliche Erfahrungen, Ideen und Gedanken aller Art werden der Gesellschaft zur Verfügung gestellt um den Geschlechterdiskurs künftig für alle Seiten befriedigender zu gestalten.“
Den ersten Teil der vorliegenden Publikation bildet der Ausstellungskatalog, der als Materialiensammlung zu den Bildern auch die Texte umfasst1. Im zweiten Teil finden sich diverse Gastbeiträge, wobei den Urheberinnen und Urhebern weder hinsichtlich der Textgattung noch des Inhaltes Auflagen erteilt wurden. Dies gilt übrigens ebenso für die Texte, die zu den Bildern entstanden sind. Man möge darin einen basisdemokratischen Ansatz sehen. In voller Absicht haben weder die Galeristin, Valerie Tschida, noch ich, vorzensuriert. Zudem wollten wir dadurch unterstreichen, wie individuell das Thema ist. Im dritten Teil finden sich Essays aus meiner Feder. Sie runden das Thema ab, damit die Materialiensammlung nicht ein bestenfalls oberflächlich zusammenhängender Haufen bleibt, sondern ein Dach über dem Kopf erhält. In Summe soll diese Publikation den öffentlichen Diskurs querdenkerisch befeuern und dergestalt aus der Sackgasse führen.
Bei allen diesen Ambitionen sei dennoch vorausgeschickt, dass es weniger um Antworten im klassischen Sinn geht, sondern mehr darum, die richtigen Fragen zu stellen. Kurt Tucholsky hat einmal gesagt: „Ich traue jedem, der sagt, er suche die Wahrheit, aber keinem, der sagt, er habe sie gefunden.“ Diese Publikation ist der Suche gewidmet. Sie möge sich als Gelegenheit herausstellen, auf ganz persönliche Weise ein wenig bei dem zu verweilen, was andere Menschen beizutragen haben. In diesem Sinne wollen wir ein mentales Fenster öffnen, in uns hineinhören, hineinspüren.
Es wurden hier ebenfalls Essays aus früheren Veröffentlichungen („Die Dunkelfrau will herein“ und „Reichengasse“) aufgenommen. Diese Texte wurden wohl gelegentlich inhaltlich adaptiert, weil es sonst zu viele Überschneidungen gegeben hätte, die Informationen sind freilich dieselben. Ich weise allerdings ausdrücklich darauf hin, dass diese Publikation „nur“ Streiflichter auf eine an sich viel zu komplexe Thematik werfen kann, um in einem solchen Rahmen bewältigt werden zu können. In diesem Sinne reklamiere ich in keiner Weise Vollständigkeit. Es wird immer Meinungen, Theorien oder Hinweise aller Art geben, die hier ausgespart bleiben. Dieses Buch ist mehr eine demokratische Versammlung individueller Zugänge zum Thema und macht weder soziologische, noch psychologische Abhandlungen überflüssig.
Wie in allen meinen essayistischen Büchern darf der Hinweis auf die geschlechtergerechte Sprache nicht fehlen. Mir ist diese Information wichtig, unabhängig davon, dass sich dieses Buch vordergründig an Männer wendet. Dass sich alles Weibliche, oder sagen wir lieber Frauliche, auch in der Sprache abbildet, ist mir ein echtes Anliegen. Herrschaftsstrukturen schlagen sich nicht nur ebenfalls, sondern sogar ganz besonders, in sprachlichen Strukturen nieder. Zu allen Zeiten haben die Herrschenden die Sprache dazu instrumentalisiert, ihre soziale Position abzusichern. Wie einseitig maskulin eingefärbt die deutsche Sprache ist, darf ich als bekannt voraussetzen.
Ich lehne dies ab, weil es meinem Männerleitbild zuwiderläuft, demzufolge wir Männer es nicht nötig haben, aus der Unterdrückung der Frauen Stärke zu beziehen. Ganz im Gegenteil: Wir sind stark, weil dies unserer inneren Natur entspricht. Unterlegene Lebewesen zu unterdrücken ist Kompensation einer Schwäche, die entsteht, wenn Männer ihr Selbstverständnis zu wenig kultiviert haben. Derartiges Verhalten ist Ausdruck einer deformierten Emotionalität. Und vice versa: Männer, die ihr ureigenstes Wesen, ihre Maskulinität ausreichend erforscht und kultiviert haben, unterdrücken nicht.
Obwohl geschlechtergerechte Sprache gelegentlich holprig und bürokratisch klingt, bemühte ich mich dahingehend. Weil die die gängigen Sparschreibungen einem schnellen Wechsel unterworfen sind (das vor kurzem gebrauchte Binnen-I wurde von Sternchen abgelöst, was kommt demnächst?), wählte ich eine andere Sparschreibung, streng nach eigener Vorliebe. In dieser Frage habe ich mich bei den Fremdtexten herausgehalten. Ich finde, hier ist der Punkt, an dem Respekt wichtiger ist, als das Gefühl, im Recht zu sein.
Bald wird auffallen, dass mich keine Hemmungen plagen, von „den Männern“, „den Frauen“ und „den Diversen“ (als Sammelbegriff für das „dritte Geschlecht“, bzw. LGBTQ+) zu sprechen, ist doch dieser pauschale Sprachgebrauch außer Mode, fast schon tabuisiert. Weil es eben immer und überall Ausnahmen gibt, die bei derart plakativen Aussagen unberücksichtigt bleiben. Aber in vielen Familien gibt es irgendeinen Onkel, der täglich seine zwei Packungen Zigaretten rauchte und es trotzdem bis kurz vor seinen Neunziger schaffte, oder eine pfeifenrauchende Tante, die steinalt geworden ist. Dennoch wird niemand abstreiten, dass Rauchen ungesund ist und tendenziell das Leben verkürzt. Ausnahmen widerlegen die Regel nicht. Der Hinweis auf einen Ausnahmefall, in dem „es“ anders oder genau umgekehrt gelaufen ist, ist ein Totschlagargument mit der bekannten Tendenz, die Diskussion abzuwürgen. Das gilt es zu verhindern. Auf dem Abstraktionsniveau, auf dem hier geschrieben werden muss, sind pauschale Aussagen (bei allen Einschränkungen bzw. Mängeln, deren ich mir bewusst bin) unumgänglich.
Pauschalaussagen sind dem modernen Menschen überdies unsympathisch, weil er seine eigene, individuelle Erlebniswelt darin – zwangsläufig – nicht ausreichend abgebildet findet. Der sog. bürgerliche Individualismus als Gesellschaftsideologie lässt uns die Welt mit zunehmend egozentrischeren Augen sehen. Normalerweise hätte ich „wahrnehmen“ formuliert, doch hat dies leider mit wahr nicht viel zu tun, sonder mehr mit falsch. Ich hätte also „falschnehmen“ schreiben müssen. Warum? Weil das gemeinsame Ganze an den Rand der Wahrnehmung driftet, die individuelle Sicht der Dinge wird einseitig, das Weltbild fragmentiert. Ich halte das für eine zunehmende Gefahr.
Apropos Gefahr. Nichts erscheint aktuell so problematisch, wie Mann zu sein. Ist doch der Begriff toxische Männlichkeit, leider durchaus zu Recht, in aller Munde. Fragt sich immerhin alle Welt, was Männlichkeit sein soll, und sämtliche traditionellen Orientierungshilfen brechen weg. Manche emotional deformierte Männer verstellen mit ihrem Fehlverhalten (toxische Männlichkeit eben) ausgiebig den Blick der Öffentlichkeit auf die wertvollen Seiten des Mannseins. Zudem ist das Männliche an sich unter dem jahrzehntelangen feministischen Trommelfeuer schwer in Misskredit geraten.
Mächtige Fragen drängen sich auf: Sind patriarchale Gesellschaftsstrukturen bereits verabschiedet? Was folgt? Droht ein neues Matriarchat? Oder ist tatsächlich das Zeitalter angebrochen, in dem sich die Geschlechter gleichwertig, in gegenseitigem Respekt und auf Augenhöhe begegnen dürfen? Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit? Sind doch Matriarchat wie Patriarchat gleichermaßen Manifestationen asymmetrischer Machtverhältnisse und somit genauso gleichermaßen zu überwinden. Welche Chancen und Risiken ergeben sich vor diesem kulturellen Hintergrund für den modernen Mann auf der Suche nach seiner Identität? Allgemeine Konfusion im Umgang mit dem männlichen Geschlecht kennzeichnet den aktuellen Diskurs. Sehr treffend kursiert das Bonmot unter Insider/-innen: „Zurzeit haben Männer viele Gesichter, aber keiner weiß, welches seines ist.“
Warum bemerken wir an allen Ecken und Enden der Gesellschaft gegenseitige Kränkungen, Missverständnisse und Schuldzuweisungen zwischen den Geschlechtern? Alle Welt fühlt sich unverstanden, ja, diskriminiert und man reklamiert den Opferstatus für sich. Ist nicht der einschlägige Diskurs seit Jahrzehnten zu einem unerquicklichen Grabenkampf erstarrt, den aktuell offenkundig niemand aufzulösen vermag? Weil der reflektierte Umgang mit der Wirkung auf das geschlechtliche Gegenüber außer Acht gelassen wird. Im Geschlechterdiskurs finden wir es üblich, die eigene Position darzustellen, sich – berechtigt oder nicht – als Opfer zu inszenieren, sowie die eigenen Interessen einzufordern. Jede/r plantscht wohlig im Badewasser der Echoräume2, wo man sich mit Gleichgesinnten tummelt. Es tut ja so gut, sich gegenseitig zu bestärken und die eigenen Klischees zu hätscheln. Kaum jemand sieht über den Tellerrand hinaus und genau das war es, was „fe/male & beyond“ versucht hat.
Ein abschließender Hinweis: Ich habe im Nachwort einen Rechtschreibfehler versteckt. Die ersten drei Leser/-innen, die mir diesen per E-Mail ([email protected]) mitteilen, erhalten ein Exemplar der „Reichengasse“ gratis und portofrei. (Die Anschrift bitte nicht vergessen.) Und nun – auf geht’s!
1 Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass selbstverständlich alle Rechte bei den Künstler/-innen und Literaten bzw. Literatinnen verbleiben.
2 Unter Echoraum verstehen wir soziale Gruppierungen, die sich einer bestimmten, gemeinsamen Idee verschrieben haben. Das beginnt beim Stammtisch und endet in den sozialen Netzwerken des Internets, z. B. WhatsApp-Gruppen. Es sind Orte des Informationsaustausches und der Bildung von sozialen Identitäten. Da sich hier fast nur Gleichgesinnte einfinden, entsteht eine Art Subkultur, in der freilich auch Klischees gezüchtet werden.
„Male act. Traditional Archery“ Carina BloderAcryl und Spray auf Leinwand, 40 x 50 cm
Männelein befruchtet
lustvoll Weibelein
vielleicht
Ist fruchtbar noch
der Schoss
woraus später
doch
ein Menschlein kroch
Maskufeminin
oder
Femimaskulin
egal
Species on the Origin
10 Kinder zeugte Old Darwin
(Michael Hatzenbichler)
„Ausharren“ Sarah BracicBleistift, Pastell und Acryl, 80 x 80 cm
Ich gehe nicht mehr unter Menschen,
halt still im Stacheldrahtverhau,
damit der Herzschnitt nicht verblute
an dolchbewehrter Klingenfrau.
Ich filetiere mein Verlangen,
zersäge Lust zu Todesgier,
ich fresse Fleisch aus Schenkelwangen
und trink mich aus,
geschlechtslos,
knöchern,
Hautspalier …
Stell endlich Frau mich
an den Pranger
und spei mich an
bis an den Rist.
Das Teufelsweib,
so unheilschwanger,
verbrenne ich,
gleich wie es ist!
(Duanna Mund)
„Fenly“ Ulli GruberAcryl auf Leinwand, 120 x 80 cm
Vielseitig wie
Indiana Jones, wenngleich weniger spektakulär.
Charismatisch wie
Churchill, auch ohne dessen Zigarre.
Kantig wie
Humphrey Bogart, bloß nicht so herablassend.
Partnerschaftlich wie
Bonnie und Clyde, im Dienst einer rechten Sache.
Schützt die Seinen wie
Iwan IV., Zar von Russland, seine Ländereien.
Sprüht vor Witz und Geist wie
Nestroy auf den Wiener Theaterbühnen.
Dient einer Sache mit ganzem Herzen wie
Edward Lawrence von Arabien, ohne sich zu verlieren.
Denkt tief und gründlich wie
Immanuel Kant, aber nicht so schrullig.
Handelt souverän und strategisch wie
Napoleon, ohne dessen Größenwahn.
Rebellisch wie
Marlon Brando in seinen besten Jahren.
Zielstrebig wie
Ahab, der Kapitän, ohne Moby Dick Übles zu wollen.
Scharfsinnig wie
Niccolo Machiavelli, stets auf seine Moral bedacht.
Erfreut sich seines Mannseins, selbst wenn er
Niemanden finden sollte, diese Freude zu teilen.
(Anton Christian Glatz)
„menage a trois“ Gilbert KleissnerMischtechnik auf Leinwand, 80 x 130 cm
Ein Sommer wie damals, als ich mit meinem
Kopf abseits stand und mein
Herz alleine in den Teich schwimmen ging,
um sich abzukühlen von der Sonne,
die auf meine Freunde und mich niederbrannte,
um unsere Seelen an der Hand zu nehmen
als Vorbereitung zum Erwachsenwerden.
Aus diesem Traum sollte ich erst sehr spät erwachen,
kurz bevor ich sagen konnte:
„Ein Sommer wie heute.“
Dazwischen lagen einige Meter Schnee,
buntes Laub und überreife Äpfel,
die mich verführten und die ich begann zu essen,
bis der ganze Baum aufgegessen war
und die Kerne in mir zu wachsen begannen.
Doch in diesem Sommer war ich bei mir
und meinen Freunden,
vogelfrei
und ohne die Idee, einen Kredit zurückzahlen zu müssen.
(Mario Sornig)
„Eiche – Zyklus Baummagie, König“ Jasmine WagnerÖl auf Leinwand 130 x 100 cm
verwurzelter Kelch – die Quelle ist unbekannt
geschlossene Augen – die durchsichtige Innenschau
nimmt ihren Anfang
gefiederte Blicke wie Blumen auf eine erleuchtete Erde
schützende Wächter
von
Werde und Stirb – Stirb und Werde
entflammtes Denken
(un)heilversprechende Arme
ranken sich wie ein schmutziges Geweih
ins Nichts
Sag mir
warum ist die Liebe rot?
(Werner Laminger)
„Gefangen“ Manfred RohrerAcryl auf Leinwand, 30 x 24 cm
Der Spiegel beleuchtet
im Spiegel das Paar
Spiegel befeuchtet
Spiegel, sag wahr!
Seele mal Seele
ist Seele hoch zwei
Körper verdoppelt
nur einer hier: drei
sind zusammen
in Wollust beäugt
schattenhaft Tun
betrachtet bezeugt
werfen zurück und
werfen hinein
aufrichtig, richtig?
noch immer allein
ungeschminkt Gier
dahinter die Wehr
eitel da drüben
schon wieder: will mehr!
Besitz und Erwarten
Begegnung mit mir
die Hand hier im Schoß
ist drüben von dir
im Reich der Umkehrung
ist rechts der Verstand
und herzseitig Rechts
ins Links ist verbannt
einfache Wahrheit
ganz ohne Versteck
geschlossene Augen
das Sehen fällt weg
Tasten und Streicheln
ist kalt hinter Glas
was ist es
was ist es
was ist es
sag, was?
(Duanna Mund)
„Bleeding because of you“ Klaus AugustinAcryl-Mischtechnik auf Leinen, mit Stacheldraht, 120 x 40 cm
Hop on, hop off,
Willst du Zoff?
Ha, Hoppla hop.
Her mit dir, Häschen top.
Steif der Stock,
Rammelbock.
Mädel g´scheit,
mach dich weit.
Sei gefügig,
jetzt geht´s zügig.
Du willst weg?
Hat keinen Zweck.
Domina
willst ja a!
Auf die Matte,
lutsch die Latte!
Willst es böse?
Her die Möse.
Jetzt ist Schluss,
mir kommt der Schuss.
Ha ha, liegst endlich still,
WIE ICH ES WILL.
Die nicht schmachtet,
die verachtet,
gar gebrochen,
was versprochen,
Treueschwur, bis dass ER scheidet,
wundert sich, wenn sie nun leidet
an erzürnten Lenden,
an gerechten Händen?
Miststück, Nutte, Teufelsbraten!
Warst von niemand gut beraten,
dich zu zieren, frei zu geizen
mit den mir gebührend Reizen.
Hilft kein Flehen,
dir wird’s vergehen.
Und willst du mich noch immer nicht,
kriegt dich auch kein anderes
ARSCHGESICHT!
Hop on, hop off, noch eine drof.
Noch eine drof!
Noch eine drof!!!
UND DROFF UND DROFF UND DROFF…
Schwerenot!
Gevatter Tod.
(Duanna Mund)
„Ich lieb' mich, ich lieb' mich nicht ...“ Valerie TschidaÖl auf Leinwand, 100 x 80 cm
Adam blüht
in Evas Licht.
Doch Eva –
Eva sieht ihn
nicht.
Eva strahlt
in Adams Herz.
Doch Adam –
sieht Adam Evas
Schmerz?
Eva leuchtet
in der Nacht.
Doch Adam –
ist Adam schon
erwacht?
(Christian Pendl)
„Goldfisch“ Julia KarnerAquarell und Farbstift auf Papier, 36 x 26 cm
Ins Bild gesetzt, salopp und mittig,
wird ein Mensch, fast noch ein Kind,
schwebend sitzt in weißer Stille
der junge Mann mit lila Brille
im Zentrum wie ein Star,
pink gemalt hat man sein Haar.
Fische ohne Wasserwelle
umschweben ihn auf weißem Grund
In Pinselstrichen pink pastelle
leinwandfüllend ... fast perfekt
ist das Bild in dem er steckt .
Bald jedoch spürt er ein Grollen
es wächst sich aus zu wildem Wollen.
„Im Aquarell bin ich gefangen,
als des Künstlers Malprodukt,
und zweifelsfrei nur ein Konstrukt“.
Fäuste geballt in Hosentaschen,
vermengt mit Mut und Lebenslust,
fest hat er sich vorgenommen
dieser Leinwand zu entkommen.
Als junger Mann mit pinkem Haar
will er leben ganz und gar.
Um Mitternacht ist´s dann soweit
Potz Blitz, der Leinwandmann erwacht,
sein ICH zeigt Lust und Laune, lacht …
bewegt sich munter aus des Bildes Mitte,
planend seine ersten Schritte.
In seine Schuhe schlüpft er,
neu und unbenutzt,
um festzustellen - ganz verdutzt
der Raum um ihn ist bodenlos …
Bildgrund bloß!
Aus der Traum in Pink – Pastell
das ging schnell.
(Ingrid Schuster)
„Resolve“ Julia KarnerAquarell und Tusche, 31 x 23 cm
„Schuldig“ Sarah BracicBleistift und Acryl auf Leinwand, 100 x 120 cm
Du liebst Männer,
weil ihr Rückgrat ein Herz trägt
wie Atlas die Welt,
Gefühle ihr Denken spannen zum Zelt?
Du liebst Männer,
weil sie, von Natur aus mit Kraft beschenkt,
doch nur die Herrschaft erwerben,
wenn sie es wagen, zum Weib hin zu sterben?
Me too.
Du liebst Männer,
weil sie im Angesicht der schwarzen Göttin
tantrisch fühlen, handeln, denken,
Sexismus tiefer als tief versenken?
Du liebst Männer,
weil sie, obschon unter Generalverdacht gestellt,
um dich werben, wissen wie
aus Anmache wird Galanterie?
Me too.
Du liebst Männer,
weil sie als Vater deiner Kinder
sorgen, schalten, walten,
euch auf Augenhöhe halten?
Du liebst Männer,
weil sie ihr Vorbild zum Leitbild verfeinern,
sich nichts dabei vergeben,
wenn sie den Vater wie Mutterschaft leben?
Me too.
Du liebst Männer,
weil sie mit hoher Integrität und Humor
den Sohn zur Stärke führen,
den Krieger von Schatten zu Licht kultivieren?
Du liebst Männer,
weil sie von Töchtern abgöttisch geliebt
ihr frauliches Sein auf Händen tragen,
Entsagung lehren im Wünsche-ausschlagen?
Me too.
Du liebst Männer,
weil sie trotz Philosophie, Gesellschaft, Religion
die Unterdrückung der Frau verbrennen,
Geschichte als ihre Unsichtbar-Machung bekennen?
Du liebst Männer,
weil sie dem Sumpf von Zerschlagung, Beschämung und Häme
titanisch enthoben, nicht länger entzweien,
Emanzen die geistlose Rache verzeihen?
Me too.
Du liebst Männer?
Wenn sie, ein Kind auf den Schoss genommen,
niemals zum geilen Täter verkommen,
sich mit dem Tier im Leibe vertragen
und dennoch der Triebe und Lust nicht entsagen?
Wenn sie, in Wirrnis und Zweifel verrannt,
ihr Suchen sie hebt und niemals entmannt,
geschlechtliche Identitäten erspüren,
ohne sich gänzlich im Fluss zu verlieren?
Wenn nichts und keinem je wird erlaubt,
dass sie der Schöpferkräfte beraubt,
befreit sie uns und sich selbst es ersparen,
allein, ohne Frau, die Welt zu bewahren?
Du liebst Männer
und stimmest mir zu?
Dann rufe ich mit dir:
Me too!
Ja!!
ME TOO!!!
(Duanna Mund)
„Es war einmal ein Mann, der war Maler. Er lebte in einem Haus und malte in seinem ganzen Leben nur ein einziges Bild. Jahr für Jahr, immer am selben Bild. Bäume, Felder, Himmel, Tiere, ein Weg, der zu einem Haus führt. Eines Tages erkannte er, dass er mit dem Malen des Bildes zu Ende war. Was werde ich wohl den Rest meines Lebens machen, fragte er sich.
Da hatte er die Idee, alle Bekannten, Verwandten, Freunde zu sich einzuladen. Als nun alle Eingeladenen anwesend waren, nahm der Mann das Bild, stieg in das Bild hinein, ging vorbei an all den Bäumen, Feldern, Tieren, ging den Weg, der zu dem Haus im Bild führte, öffnete die Tür des Hauses und setzte sich in das Haus hinein.“
Initiation ist sicherlich ein Begriff, mit dem Menschen heutzutage wenig anzufangen wissen. Dennoch haben Initiation(srituale) seit Jahrtausenden für das soziale und spirituelle Leben von Völkern eine ganz wichtige Bedeutung.
Wovon spreche ich, wenn ich Initiation meine? Initiation ist zu aller erst – von seiner ursprünglichen Bedeutung her – der Beginn eines Prozesses, der positive Entwicklung, Reifung und Wachstum in Gang setzt. Durch Initiation wird Selbstverantwortung und Eigenständigkeit gefördert und vertieft. Initiation setzt einen Umwandlungsprozess in Gang (Transformation), der zu einer ganzheitlichen Sicht von „Heilung“ führt.
Elemente von Initiation:
Es braucht einen Stamm, eine Gemeinschaft, wodurch sowohl Verbundenheit als auch Individualität gefördert werden.
Es braucht einen Mentor. Dieser ist das Bindeglied zwischen dem Individuum und dem Kollektiv. Der Mentor hilft mit, den Übergang von einer Lebensphase in die nächste bewusst zu vollziehen.