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Wollten Sie schon immer wissen, was unsere Promis hinter den Kulissen treiben oder was sie wirklich herumtreibt? Woher Florian Schmeichler seine Inspirationen herholt? Wie sich Silke Blende auf die Rolle ihres Lebens vorbereitet. Oder wie Mary-Lou Kulka ihr Comeback feiert? Was ist außerdem mit dem ganzen Vermögen von Herbert Paluch geschehen und welche kulinarischen Vorlieben pflegt Caroline Blörke? Ob eine spontane Enthüllung eines Schlagersternchens beim friedlichen Ostereier-Bemalen, oder ob eine erschütternde Beichte in einem noblen Hotel-Foyer: Wir waren für Sie da. An der angesagten Party, auf dem roten Teppich, im Schlafzimmer, am Currywurststand. Wir schauten in Kleiderschränke, fotografierten Beinschlitze, analysierten verdächtige Wölbungen. Wir fanden Subjekte, die ihren Ausdruck suchten und fanden zuweilen solche, die voller Zweifel waren. Wir haben nicht zuletzt interessante Schönheits- und Kulturtipps für Sie zusammengestellt, und wir zeigen neue Ansätze in der Erziehung der Promi-Nachkömmlinge. Machen Sie sich bei einer Tasse Tee oder Kaffee bequem und gönnen Sie sich diese bemerkenswerten Brillenträger. Tauchen Sie ein in die faszinierenden Geschichten, die wir für Sie gesammelt haben und vergessen sie darob Ihre eigenen Sorgen.
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Seitenzahl: 88
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Zur Autorin: Joanna Lisiak ist kurzsichtig, sonach Brillenträgerin, Jg. 1971, wohnhaft in der Schweiz. Autorin zahlreicher Einzelpublikationen. Zuletzt „Wederendungen. Redewendungen andersherum.“. Zu ihrer Kurzprosa zählen unter anderem die beiden Bände „Besonderlinge – Galerie der Existenzen I und II“, erschienen beim Wolfbach Verlag, Zürich sowie „Von Paul B. und anderen rein zufällig lebenden Personen“, Nimrod Verlag, Zürich.
Zum Hund: Carley TOY, Jg. 2015, wohnhaft in der Nähe von Zürich am schönen Zürichsee. Die junge Dame ist treu und lieb, zärtlichkeits- und schlafbedürftig, höchst eigensinnig, und sie strahlt zu jeder Zeit die Freuden des angenehmen und gelassenen Daseins aus. Sie hat eine Vorliebe für getrocknete Rinderohren, Bommeln sowie nackte Menschenfüße. Zudem inspiziert sie gerne Büropapierkörbe.
Der Paparazzo
Claudias neue
Von wegen Mutterglück
Sensationell: So etwas hat die Welt noch nicht gesehen
Die Rolle ihres Lebens
Verblüffend: Wo Schmeichler seine Inspirationen findet
Wer sie jetzt tröstet
Liebes-Dramolette
Wir haben die Bilder
Frei wie ein Vogel
Gumka bricht ihr Schweigen
Alles echt
Familiendrama
Bommel in flagrante erwischt
Verdächtige Wölbung
Öffentliches Tätscheln entsetzt die Welt
Nie mehr Sex
Vom roten Teppich
Noch nie sah sie so gut aus! Schlagzeilen im Überblick
Sie sind gescheitert
Mary-Lou und ihre neue Show
Alles Brillenträger
Man muss sich der Realität stellen
Ja, die Antwort ist ja
Was sich unsere Promimütter leisten
Wie wilde Tiere
Akne-Alarm
Erschütternde Beichte
Nur noch Flüssiges
Nanny Susan L.
Das Geheimnis ihrer Jugend
Er ist wieder zurück
So sehr freuen sie sich auf Weihnachten
Der wahre Grund für die Trennung
Die Party ist vorbei
Jetzt spricht er
Es reicht
Siebzehn Stunden hockte der Mann unentdeckt im stacheligen Gebüsch. Es war Jürgen Trüffel. Einmal traf ihn ein Fußball mitten in den Nacken. Drei Hunde schnüffelten an seinem Hosenbein und fünf Köter entledigten sich unbemerkt an Trüffels Steiß. Eine Krähe fraß zudem sein Sandwich und seine Thermojacke, die ihm kürzlich ein Kollege geschenkt hatte, kam auf mysteriöse Weise abhanden als er sein Objektiv putzte.
Eine alte Frau erschrak arg, als sie sich kurz bückte und den Paparazzo versteinert in seinem Versteck vorfand. Sie fuchtelte im Affekt mit ihrem Stock in Richtung des regungslosen Wesens und verletzte den verängstigten Mann an der Nase. Sein geistiger Zustand war ohnehin labil. Jetzt kamen noch körperliche Beschwerden dazu.
Denn er lauerte seit Langem ohne Erfolg, und das kühle, nasse Wetter ließ zu wünschen übrig. Sein zerknirschtes Gesicht spiegelte die Enttäuschung und sein Leid nur allzu gut wider. Aus Jürgen Trüffels Mundwinkel hing die fünfundvierzigste Zigarette. Kurz: der Mann war nicht zu beneiden und seine Arbeit war noch nicht getan.
Der Gute konnte nicht ahnen, dass das Fotomodell Martina Aschenbecher, das er hier jeden Moment erwartete, spontan verreist war und nach der Rückkehr nie mehr in diesem Park joggen würde, weil sie es satt hatte sich ständig mit Sport in Bewegung zu halten und sich vorschreiben zu lassen wie ihre Figur geformt sein sollte.
Gedenken wir daher für einen Moment all der Fotografen, die gerade jetzt, wo Sie das hier lesen, irgendwo ebenso fleißig arbeiten und zerkratzt in Gebüschen lauern, in heißen Autos vor sich hin dampfen oder ihr Motiv knapp verpassen, weil sie kurz austreten mussten oder ihnen das Schicksal anders ins Gesicht schlägt.
Noch können wir sie nicht zeigen. Denn seitlich und an den juckenden Warzen hängen verräterische Operationsfäden, die erst in zwei Wochen fachmännisch abgetrennt werden. Was wir aber bereits verkünden können: Claudia Flanelski ist überglücklich und sehr stolz. Vorsichtig öffnet sie die Bluse und zeigt den halben Busen. Wir schätzen die Körbchengröße auf ein Doppel D. Unser Kameramann errötet, als Claudia uns erlaubt hineinzufassen. Wir dürfen befühlen, aber nicht drücken.
Der Arzt steht neben dem Bett und zeigt uns an einer Prothese, wie wir diese heikle Aufgabe zu bewerkstelligen haben ohne Claudia wehzutun. Mit zittrigen Fingerspitzen versinkt unsere Praktikantin, da sie die kürzesten Fingernägel von allen hat, in Claudias beachtlicher Brust. Die Brust sei weniger hart als erwartet, berichtet die Praktikantin, und sie gebe natürlich nach.
Die formschönen Brüste sind noch geschwollen und zeigen aufwärts in Richtung der neongrünen Lampe. Das wirkt noch etwas unnatürlich, aber der Busen werde sich noch absenken, versichert uns der Schönheitschirurg. Es ist sehr heiß im kleinen Zimmer und äußerst intim. Wir gratulieren Claudia zu den neuen Brüsten und bedanken uns beim Arzt. Claudia sinkt erschöpft, aber zufrieden in ihr Kissen. Sie scheint angekommen zu sein mit Mitte Dreißig. Eine Frau, die ihren Mut überwinden konnte und uns jetzt mit Tränen in den Augen glückselig anstrahlt.
Wir freuen uns für sie und verabreden uns zu einem Bikini-Foto-Shooting im Sommer. Bis dahin wird Claudia auf Sport verzichten müssen und in Ruhe neue Büstenhalter für sich aussuchen dürfen. Es ist ein friedlicher, beinahe feierlicher Nachmittag. Nur wenige Patientinnen sind noch da. Claudia ist müde von der Narkose und wir müssen sie jetzt in Ruhe lassen. Als sie uns die Hand drückt, sagt sie gedankenvoll, dass sie zutiefst dankbar sei und wunderbar ruhig in ihrer zarten Seele: „Meine neuen Brüste, das klingt jetzt vielleicht etwas sonderbar, aber sie sind mehr als bloß Brüste. Es sind meine neuen Freunde.“ Ehrfürchtig verlassen wir die Klinik.
Wir geben es zu. Wir hatten eine exklusive Reportage geplant und wurden augenscheinlich kaltherzig reingelegt. Seit Monaten verfolgen wir aus näherer und weiterer Entfernung Saskia Gnade und ihren zuckersüßen Carlos.
Noch letzte Woche erzählte uns die junge Mutter wie überwältigt sie von ihren Gefühlen sei und wie sehr jetzt alles einen Sinn ergebe und wie alles mit Carlos in einem größeren Zusammenhang für sie stehe. Endlich habe sie ihr großes Glück gefunden. Wir haben Saskia gefilmt und fotografiert, wir haben sie mit und ohne Kamera beobachtet: beim Einkaufen im Babyladen, beim Spaziergang mit dem Kinderwagen im Stadtpark, auf ihrer Terrasse mit dem Kleinen im Arm, und wir haben mit ihr über Wehen, Schwangerschaftsstreifen, das Stillen und über Brei gesprochen. Mehrfach und immer wieder. Doch der große Zauber erweist sich nun als fieser Bluff und Betrug.
Baby Carlos ist offensichtlich bloß geliehen. Wir wissen nicht, ob das Kind überhaupt Carlos heißt oder am Ende gar ein Mädchen ist!? Nicht auszuschließen, dass es überhaupt ein Mensch ist, sondern eine sehr lebendig aussehende Attrappe, die in Glasfaser und Polyesterharz verarbeitet worden ist. Wir von der Redaktion – viele von uns selbst Mütter – sind äußerst fassungslos und begreifen nicht, was dies alles soll und womit wir das verdient haben. Es ist Oktober und einen Aprilscherz können wir ausschließen. Wir wissen außerdem: Saskia ist schlau, tüchtig, reich und schön, Humor hat sie allerdings nur bedingt.
Nichtsdestotrotz. Unsere Leserinnen und Leser können es bestätigen: Wir haben stets fair über Saskia berichtet und können uns diese Geschichte nur damit erklären, dass die Frau ernsthaft psychisch krank sein muss. Wir sind es Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser schuldig, an dieser unsäglichen Geschichte dranzubleiben.
Die Vorstellung war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Im Vorfeld liefen die Telefone in unserer Redaktion heiß, aber auch wir, die die Ehre hatten, Sascha Bündel in den letzten Jahren regelmäßig höchstpersönlich interviewen zu dürfen, wussten diesmal nicht mehr als die anderen. Der berühmt-berüchtigte Skandal-Regisseur mit den markanten Wanderschuhen und der charismatischen, leicht quäkig klingenden Stimme, verzichtete auf eine offizielle Pressekonferenz.
Auch Pressetexte wollte er partout nicht veröffentlichen und keine Details über die Besetzung des Ensembles verraten. Offenbar existierten Pressetexte durchaus, sogar in der englischen und japanischen Übersetzung, allerdings seien sie diesmal eigens für die Schublade geschrieben worden und würden für fünf Jahre unter Verschluss gehalten. Eine konzeptuelle Arbeit, in die man sich erst hineindenken sollte. Es musste jedenfalls auch so gehen. Eine Vorpremiere gab es konsequenterweise nicht und falls doch, dann haben wir das nicht mitbekommen, und der Regisseur hätte es somit geschafft, uns ein weiteres Mal hinters Licht zu führen.
Der Abend begann mit einer Verspätung, was sich im Nachhinein als etwas Gewolltes herausgestellt hatte, beziehungsweise Teil des Spektakels war. Scheinbar wie aus dem Nichts tauchte Bündel auf. In Wahrheit war er die ganze Zeit unter uns Zuschauern gewesen und zwar kauerte er beim Mischpult und fummelte, als Techniker verkleidet, an den Kabeln herum. Dabei beobachtete er uns bereits spitzbübisch. Er betrat die Bühne und annoncierte kurz und knapp: „Hey Leute. Viel Spaß und los geht’s!“
Es wurde dunkel im Theater und Minuten vergingen, ohne, dass sich etwas tat. Wir saßen da und betrachteten die Männchen auf den grün ausgeleuchteten Notfallsignalen seitlich von der Bühne, als plötzlich gellende Frauenschreie aus den Lautsprechern und hinter der Bühne auf uns niederprasselten. Es war markerschütternd und das Publikum raunte. Manche nutzten die Gelegenheit, die spannungsvolle Atmosphäre von vorhin zu entladen und husteten, niesten und schnupften sich. Dann erneut Stille.
Nach einer Weile entdeckten wir, dass die Bühnenbeleuchtung ganz subtil, fürs Auge kaum wahrnehmbar, angemacht wurde. Auf der Bühne war nichts zu sehen. Wir suchten das Bühnenbild abermals mit den Augen ab, aber da war nichts. Nicht einmal ein Läufer. Wir starrten aufs Podium und warteten mit Spannung. Wir wollten uns mental auf neue Schreie vorbereiten, um uns nicht erneut zu erschrecken, doch diese blieben beharrlich aus. In uns war Adrenalin pur und wir wussten nicht wohin mit all den Gefühlen, die in uns hochstiegen. Es kamen technische Arbeiter oder Schauspieler, die als technische Arbeiter verkleidet waren, auf die Bühne. Sie stellten Requisiten auf – einen Kerzenständer, einen mannshohen Teddybären und einen Eimer – und dabei wirbelten sie etwas Bühnenstaub auf.
Ein junger Mann brachte einen kaputten Stuhl. Zwei Männer, als Schornsteinfeger angezogen, kamen alsbald mit einem Holztisch angelaufen. Eine Frau, unten dreckige Schürze und gelbe Pantoletten, oben nackt, rannte zum Tisch und rückte ihn umher. Sie hüpfte beim Rücken des Tisches auf der Stelle. Ihre Brüste wackelten noch in unseren Köpfen nach, als sie bereits von der Bühne gegangen war. Dann von neuem die Stille und das Warten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, bauten die Kaminkehrer die Bühne wieder in selber Manier ab und die Frau, die zuvor den Tisch gerückt hatte, kam erneut auf die Bühne gelaufen. Sie rannte erregt auf der Bühne herum, als suche sie etwas, wahrscheinlich den Tisch. Dabei schnaufte sie tief und blickte manchmal zornig ins Publikum, als machte sie uns einen Vorwurf. Bevor sie von der Bühne ging, setzte sie sich auf den Boden, schüttelte die Pantoletten aus, begutachtete ihre Fußnägel und kroch, miauend und auf allen Vieren von der Bühne. Dann dämpfte sich das Licht langsam wieder und die Zuschauer wurden ruhiger.