Außerbiblische Quellen zum Exodus und Monotheismus in Ägypten und Israel - Erhard Zauner - E-Book

Außerbiblische Quellen zum Exodus und Monotheismus in Ägypten und Israel E-Book

Erhard Zauner

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Beschreibung

Die außerbiblischen Quellen zum Exodus sprudeln nicht gerade üppig, bringen aber doch einige interessante zusätzliche Informationen. Offensichtlich stellt der Auszug der Juden aus Ägypten für andere Völker kein besonders erwähnenswertes Ereignis dar, oder er ist eben nicht dieser einzigartige spektakuläre Vorgang, der in der Bibel beschrieben wird. Das apokryphe Buch Jaschar ist die umfangreichste außerbiblische Quelle für die Zeit von Abraham, Jakob, den Ägyptenaufenthalt, Mose und den Exodus. Wir finden darin viele chronologische Angaben, die in der Bibel fehlen, und teilweise Erklärungen für Geschehnisse, die im AT scheinbar isoliert und unmotiviert dastehen. Neue Erkenntnisse liefern auch die Werke von Josephus Flavius und Artapanos von Alexandria, das Buch der Jubiläen, der Midrasch Abkhir und einige Schriftrollen von Qumran, sowie Berichte von Tacitus, Herodot, Julius Afrikanus, Eusebius von Caesarea und auch von Nostradamus. Eine Untersuchung des Monotheismus in Ägypten und Israel zeigt, dass es zwischen dem Aton-Kult von Echnaton und dem Jahwe-Kult mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten gibt. Auch stellt sich bei genauerer Betrachtung heraus, dass sowohl neben Aton in Ägypten als auch neben Jahwe in Israel zumindest bis zum Babylonischen Exil andere Götter verehrt wurden. Mit diesem Ansatz zeichnet der Autor ein völlig neues aber in sich stimmiges Bild des jüdischen Monotheismuses.

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Ich danke allen Menschen,

die dazu beigetragen haben,

dass dieses Buch erscheinen konnte.

Ich widme dieses Buch allen Menschen,

die sich nicht vorschreiben lassen wollen,

was sie glauben sollen.

Inhalt

Einleitung

Josef, Mose und der Exodus in außerbiblischen Quellen

1.1 Buch Jaschar

1.2 Josephus Flavius

1.3 Andere jüdische Berichte

1.4 Schriftrollen aus Qumran

1.5 Sonstige Berichte

Monotheismus im alten Ägypten und Israel

2.1 Polytheismus und Monotheismus

2.2 Der »Leider-Nein-Monotheismus« des AT

2.3 Die Hauptgötter des alten Israel und Juda

2.4 Echnaton, Mose und der Monotheismus

2.5 Der Sonnenkult in Ägypten

2.6 Die Entwicklung des Aton-Kultes in Ägypten

2.7 Der „Leider-Nein-Monotheismus“ von Echnaton

2.8 Übereinstimmungen beim Monotheismus

2.9 Gegensätze beim Monotheismus

2.10 Osiris und Seth als Vorbild für Kain und Abel?

Abkürzungen

Legende

Einleitung

Bei meinen jahrzehntelangen Beschäftigungen mit der biblischen Geschichte wurde die Vermutung immer klarer, dass die Geschichte von Abraham bis David aus mehreren unabhängigen Stücken zusammengesetzt wurde. Weiters deutete vieles darauf hin, dass das, was in der Bibel nacheinander erzählt wird – Ägypten Aufenthalt – Exodus – Landnahme – Richter – Saul und David – sich eher zeitgleich nebeneinander abgespielt hat.

So ähneln sich Situationen bei der Landnahme mit solchen bei David. Andererseits sieht es aus, als wüssten die Menschen in der nächsten Epoche nichts von dem, was in der vorigen passiert ist. Ganz besonders betrifft dies Mose und seine Gesetze.

Bei meinen Recherchen zur ägyptischen Geschichte, besonders zu der des Neuen Reiches, der 18. Dynastie und Echnaton fielen mir ebenfalls Ungereimtheiten auf. Allerdings zeigte sich auch, dass vieles, was über Mose berichtet wird – abgesehen von seinem hohen Alter – sehr gut auf Tutanchamun passt. Besser jedenfalls als auf Echnaton, der ja schon seit langem als „historischer Mose“ betrachtet wird.

Ich wollte daher untersuchen, ob sich eine „verkürzte“ biblische Geschichte besser mit der ägyptischen harmonisieren lässt und ob damit vielleicht auch folgende Fragen besser beantwortet werden können:

Wann kommt Abraham nach Kanaan?

Wann wird Josef nach Ägypten verkauft?

Wann zieht Jakob mit seiner Sippe nach Ägypten?

Wie lange dauert der Aufenthalt in Ägypten?

Wann zieht Mose mit den Israeliten aus?

Wie lange dauert die Wüstenwanderung?

Wie lange dauert die Landnahme?

Wie lange dauert die Richterzeit?

Welche Pharaonen herrschen während diesen Begebenheiten?

Die Suche nach der Frühgeschichte Israels bzw. dem historischen Exodus der Juden aus Ägypten gestaltete sich wie die Fahrt auf einer Hochschaubahn. Anfangs war alles klar und eindeutig:

Im Alter von 130 Jahren kommt Jakob nach Ägypten

Nach 430 Jahren zieht Israel unter Mose und Aaron aus

Im 480. Jahre nach dem Exodus baut Salomo seinen Tempel

Doch je genauer ich mich mit dem alttestamentarischen Geschehen auseinandersetzte, desto widersprüchlicher und verwirrender wurde alles: Rechnen wir vom heute weitgehend anerkannten Baubeginn des Tempels im Jahre 967 v.Z.1 zurück, so kommen wir auf 1446 v.Z. für den Exodus. Damals herrscht, nach weitgehend allgemein anerkannter ägyptischer Chronologie, Thutmosis III. aus der 18. Dynastie (D18). Er ist zwar ein sehr mächtiger Pharao, doch finden wir in seiner Zeit keine ägyptischen Plagen, er kommt nicht im Roten Meer um, sondern herrscht weitere 20 Jahre.

Ich versuchte mich mit mehreren unterschiedlichen Ansätzen der Problematik zu nähern und musste dabei feststellen, dass die Geschichte vom Aufenthalt in und dem Auszug aus Ägypten immer verworrener wurde statt klarer.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der biblischen Angaben in den fünf Büchern Mose. Weder die Größe des ausziehenden Volkes samt den Viehherden und der Nahrungs- und Wasserversorgung, noch deren Ausrüstung bzw. die Herstellung von Offenbarungszelt und Bundeslade können so wie beschrieben stattgefunden haben.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der biblischen Chronologie. Da einander aber einige Zeitangaben im Alten Testament (AT) widersprechen, kommen wir auf eine Spanne von 600 Jahren und mehr, in denen der Exodus stattgefunden haben könnte.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe des Stammbaumes von Jakob. Von den rund 1300 im Alten Testament (AT) genannten Personen haben nur rund 200 aus besagter Zeit einen lückenlosen Stammbaum. Bei der Zuordnung zu den Generationen und den biblischen Epochen tauchten dann widersprüchliche aber sehr erstaunliche Fakten auf.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der außerbiblischen Quellen. Entgegen der Meinung der meisten Menschen gibt es davon wesentlich mehr mit teils detaillierteren Schilderungen. Auch sie widersprechen einander und differieren um mehrere Jahrhunderte.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der ägyptischen Chronologie. In Ägypten gibt es kein Gründungsjahr, von dem aus gezählt wird, daher ändern sich die Herrscherdaten, wenn zwei Dynastien als zeitgleich erkannt werden gegenüber einer Zählung dieser Dynastien nacheinander. Für die angenommene Zeit des Exodus gibt es daher ebenfalls eine Bandbreite von über 500 Jahren für ein und denselben Pharao.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage aufgrund der Tatsache, dass sowohl Echnaton als auch Mose einen Monotheismus begründeten. Hier zeigte sich, dass keiner der beiden einen lupenreinen Monotheismus darstellt. Echnaton stellte zwar Aton über alle anderen Götter und zerstörte die Amun-Tempel, ließ aber andere unberührt und baute sogar eine Grabstätte für den Mnevis-Stier in Achet-Aton. In Israel existierte während der Richter- und der Königszeit ein bunter Götterhimmel. Ein weitgehender Monotheismus ist erst rund 800 Jahre später, nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil, nachweisbar, doch auch während der nächsten Jahrhunderte wird Jahwe nicht alleine verehrt. Außerdem trennen den Aton- und den Jahwe-Kult mehr als sie verbindet.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage aufgrund von phänomenologischen Ähnlichkeiten. Dieser Ansatz war erfolgreich und brachte erstmalig völlig neue, erstaunliche, aber auch unerwartete Ergebnisse. Ich suchte nach Ereignissen in der Geschichte Ägyptens und der Nachbarländer, die entweder mit Elementen der biblischen Erzählung übereinstimmen, oder, zumindest als literarische Vorlage dafür gedient haben könnten. Dabei zeigte sich, dass sich diese Parallelen zu verschiedenen Zeiten häufen. Das Ergebnis ist daher, dass es mehrere (große) Auszüge von unterschiedlichen Menschengruppen unter verschiedenen Voraussetzungen, Bedingungen und Pharaonen zu verschiedenen Zeiten gegeben hat. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von kleineren Auszügen, die aber auch noch interessante Einsichten bieten.

Mit diesem völlig neuen Ansatz des mehrfachen Auszugs aus Ägypten lassen sich wesentlich mehr Teile der biblischen Mose- und Exodus-Erzählung zuordnen, als wenn man nur von einem einzigen Exodus ausgeht. Offensichtlich wurden bei der Endredaktion des AT im babylonischen Exil alle Erzählungen zu einem einzigen spektakulären, von Jahwe geleiteten Exodus zusammengefasst, mit all den bekannten chronologischen und sonstigen Problemen.

Was dabei aber auch noch zutage trat, ist eine Verschwörung zur Vertuschung der wahren Umstände des letzten großen Exodus unter Tutanchamun sowohl von ägyptischer als auch von jüdischer Seite vor dreitausend Jahren.

Eine weitere große Verschwörung gibt es dann ab 1922, als im Grab von Tutanchamun Papyri gefunden wurden, die unter anderem „… die wahre und skandalöse Beschreibung des Exodus der Juden aus Ägypten zum Inhalt“2 haben. Daher gehe ich von einer zweiten, gegenwärtigen Verschwörung zur Vertuschung der historischen Realität des Auszugs der Juden aus Ägypten aus.

Tutanchamun hat mit dem biblischen Mose mehr gemeinsam als jede andere historische Person. Allerdings leitet er den Exodus nicht selbst, sondern übergibt das Kommando an seine beiden Generäle Ramses und Haremhab. Regie führt dabei die graue Eminenz „Gottvater“ Ay!

Das Alte Testament ist „Theo-Fiction-Literatur“

Zu Vielem, was im AT geschrieben steht, gibt es keine oder nur geringe archäologische Entsprechungen. Etliches lässt sich nur schwer oder gar nicht mit den historischen Aufzeichnungen benachbarter Staaten in Einklang bringen. Ein großer Teil, speziell aus der Exoduserzählung, lässt sich nur vor dem Hintergrund des Kultes im Zweiten Tempel in Jerusalem verstehen. Ich möchte daher in Anlehnung an den literarischen Begriff der „Science-Fiction“ für das Alte Testament eine neue Literaturgattung definieren. Bei Science-Fiction wird meist unter der Prämisse einer oder mehrerer wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse oder Errungenschaften eine reale oder fiktive Gesellschaft in einer zumeist zukünftigen Zeit und/oder weit entfernten Gegend dargestellt. Dabei werden bekannte wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit Spekulationen angereichert und teilweise dramatisch übersteigert in die Zukunft projiziert.

Für mich ist das AT analog dazu „Theo-Fiction“. Damit meine ich die Darstellung einer realen oder fiktiven Gesellschaft in einer vergangenen Zeit und/oder weit entfernten Gegend unter der Prämisse eines schon seit langer Zeit existierenden und in das damalige Geschehen eingreifenden Gottes. Dabei werden die zum Zeitpunkt der Abfassung herrschende Theologie und die religiösen Praktiken mit Spekulationen angereichert und teilweise dramatisch übersteigert in die Vergangenheit rückprojiziert.

2 Stanglmeier: Die Moses-Schriftrollen; Kopp 2006; S 150

1 Josef, Mose und der Exodus in außerbiblischen Quellen

Die Suche nach Berichten über Josef, Mose und den Exodus außerhalb der Bibel ist nicht sonderlich ertragreich, birgt aber doch einige zusätzliche Informationen und Varianten. Sicherlich muss man diese mit einer gewissen Vorsicht betrachten, da sie teils von Vertretern anderer Völker geschrieben worden sind, die den Juden damals nicht sonderlich freundlich oder sogar offen feindlich gegenüber standen. Allerdings handelt es sich zum Beispiel bei der Datierung des Auszugs und bei der Nennung der Pharaonen des Josef, der Unterdrückung und des Auszugs um weitgehend neutrale Aussagen. Dies bedeutet aber andererseits, dass diese Texte doch einen gewissen nicht zu unterschätzenden Wahrheitsgehalt haben können. Für einen römischen oder griechischen Autor, weit über 1000 Jahre nach dem Geschehen, kann es völlig egal sein, welcher Pharao damals herrschte. Gerade aber die dabei auftretenden Varianten, die sich dann doch in wenige, relativ kompakte Gruppen kumulieren lassen, bestätigen meine Vermutung, dass es mehrere verschiedene Auszüge zu verschiedenen Zeiten gegeben hat.

1.1 Buch Jaschar

Das Buch Jaschar ist die umfangreichste außerbiblische Quelle für die Zeit von Abraham, Jakob, den Ägyptenaufenthalt, Mose und den Exodus. Da es bei uns kaum bekannt ist, habe ich die wichtigsten Aussagen hier zusammengefasst. Außerdem finden wir dort viele chronologische Angaben, die in der Bibel fehlen, und teilweise Erklärungen für Geschehnisse, die im AT scheinbar isoliert und unmotiviert dastehen.

Laut dem Buch Jaschar (Kap. 11) ist Terach, der Vater von Abraham, Oberster der Truppen von König Nimrod, dem Sohn von Kusch. Obwohl Kusch ganz eindeutig im südlich Teil von Ägypten und im Sudan liegt, wird er – ähnlich wie in der Bibel – als Herrscher von Sinear (Schinar), dem Zweistromland, genannt. Der sogenannte Turmbau zu Babel wird eigentlich immer nur als der Zikkurat von Babylon gedeutet, der erstmals um 700 v.Z. urkundlich erwähnt wird. Wenn ich jedoch davon ausgehe, dass Nimrod in Kusch herrscht, dann kann es sich nur um eine der nubischen Pyramiden handeln, die im Gegensatz zu den ägyptischen sehr steil gebaut sind. Abraham wird in Kapitel 12 von Nimrod wegen einer Weissagung über dessen Zukunft mit dem Tod bedroht und muss sich verstecken. In Kapitel 15 bekommt Abraham bei seinem Aufenthalt in Ägypten als Entschädigung für die Komplikationen mit Sara eine Jungfrau, die der Pharao mit einer seiner Nebenfrauen gezeugt hat, sozusagen eine Prinzessin zweiten Grades.

Weiters wird in Kapitel 27 erzählt, dass viel später Esau während einer Jagd im Feld Nimrod im Alter von 215 Jahren tötet und daraufhin flüchtet. Danach zerfällt Nimrods Königreich in viele Teile. Diese Erzählung hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bericht vom Zug nach Ägypten, dem Aufenthalt von 215 Jahren dort und dem darauffolgenden Auszug. Besonders auffällig ist für mich allerdings der Bezug zu Kusch, der in diesem Buch mehrmals aufscheint.

Das Buch Jaschar bestätigt in Kapitel 31 die biblischen Angaben von Jakob, dass er im Alter von 77 Jahren nach Haran zieht, mit 84 seinen ersten Sohn Ruben und mit 91 seinen elften Sohn Josef bekommt. Auch der Wegzug von Jakob nach weiteren 6 Jahren findet sich hier. In Kapitel 33 kommt es zum Vorfall mit Dina in Sichem, 6 ½ Jahre nachdem Jakob Haran verlassen hat. Somit bestätigt sich meine Vermutung, dass Dina zu diesem Zeitpunkt etwa zwölf bis dreizehn Jahre alt ist. Jakob ist zu diesem Zeitpunkt 103 bis 104 Jahre alt, da er mit 77 nach Haran kommt, dort 20 Jahre und dann in Sichem 6 ½ Jahre verweilt. (Kapitel 33)

Drei Kapitel später wird erzählt, dass allerdings bereits 4 Jahre früher die Übersiedlung von Jakob mit seiner Familie nach Beth-El in Luz stattfindet. Dort verweilt Jakob, inzwischen 99 Jahre alt, 6 Monate lang und er errichtet dort einen Altar. Ein Jahr später erscheint Jakob Jahwe, segnet ihn und gibt ihm den Namen Israel, ohne dass es einen Kampf gibt, so wie es in der Bibel beschrieben ist. Er zieht mit der gesamten Familie und der schwangeren Rahel nach Hebron in das Haus seines Vaters Isaak. Unterwegs in Bethlehem stirbt Rahel im Alter von 45 Jahren, unmittelbar nach der Geburt von Benjamin. (Kapitel 36)

Während in der Bibel Benjamin erst nach dem Verkauf von Josef nach Ägypten auf die Welt kommt, ist er hier nur 10 Jahre jünger. Während in der Bibel nur ganz allgemein steht, dass Jakob sich in dem Land niederlässt, wo sich sein Vater als Fremder aufgehalten hat, nämlich in Kanaan, präzisiert das Buch Jaschar, dass dies Hebron ist. Werden in der Genesis Jakobs Schafe und Ziegen in Sichem geweidet, so sind es im Buch Jaschar die Schafe-, Ziegen- und Rinderherden, die täglich von den Söhnen Jakobs gefüttert werden. Allerdings lebt die Familie in Hebron, ca. 80 km von Sichem entfernt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Söhne wirklich täglich zweimal diese Strecke zurückgelegt haben.

Es gibt aber noch zwei wesentliche Unterschiede. In der Folge wird hier nämlich erzählt, dass die anderen Jakobs-Söhne in den Städten mit den Amoritern kämpfen und dass sowohl Josef als auch Benjamin nicht daran teilnehmen mit der Begründung, dass diese in jenen Tagen noch zu jung seien. (Kapitel 41) Nun gut, auf Benjamin mit seinen 7 Jahren trifft es sicherlich zu, auf Josef mit 17 Jahren nur bedingt, denn Sebulon, Issachar, Ascher, Gad und Naftali sind auch nur ein bis drei Jahre älter. Nur Dan, Juda, Levi, Simeon und Ruben sind über 20 Jahre alt und damit wehrfähig. Dies ist für mich ein weiteres Indiz, dass es mit der Geburt der Söhne von Jakob so nicht gewesen sein kann, wie uns beide Bücher schildern, auch wenn es dabei Unterschiede gibt.

Die Erzählung des Verkaufs von Josef nach Ägypten ist zwar ausführlicher ausgeschmückt, bietet aber ansonsten keine brauchbaren chronologischen Informationen. Interessant sind dann wieder die Nachkommen von Benjamin, die in Kapitel 45 erwähnt werden. So lässt Jakob im Alter von 111 Jahren eine Enkelin von Abrahams Bruder Zoba mit Namen Mechalia nach Hebron holen, die Benjamin im Alter von 10 (!) Jahren heiratet. Diese schenkt ihm fünf Söhne. Im Alter von 18 Jahren heiratet Benjamin dann Aribath, eine Enkelin von Abraham, mit der er ebenfalls fünf Söhne hat.

Obwohl die Jakobs-Söhne etliche Kriege gegen die ansässigen Herrscher führen, sollen alle Könige von Kanaan anlässlich des Todes von Isaak zu dessen Begräbnis gekommen sein. (Kapitel 47)