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Von den rund tausenddreihundert im Alten Testament genannten Personen haben nur rund dreihundert einen lückenlosen Stammbaum, rund hundert davon in der Zeit von Adam und Eva bis zu Abraham und rund zweihundert als Nachkommen von Abraham. Da fast ausschließlich nur Erstgeborene eine Rolle spielen, kann man realistischer Weise von einem durchschnittlichen Generationenabstand von zwanzig Jahren ausgehen. Damit kann man mit einer gewissen Unschärfe auch davon ausgehen, dass Menschen der gleichen Generation - vor allem, wenn es sich um die ersten paar Generationen nach Jakob handelt - auch ungefähr zur gleichen Zeit gelebt haben. Hier offenbaren sich dramatische Diskrepanzen. So finden wir z.B. bei den Nachkommen von Ruben folgende Situation: Rubens Sohn Pallu ist beim Zug nach Ägypten mit dabei, Pallus Sohn On und Pallus Enkel Datan ziehen beim Exodus mit. Der im Exil in Midian von Mose geborene Sohn Gerschom ist ebenfalls beim Exodus mit dabei, dessen Sohn Jonatan finden wir in der Richterzeit wieder, und dessen Bruder Schubaël in der Zeit von David rund achthundert Jahre später. Andererseits werden von Dan nur ein einziger Sohn, von Sebulon drei Söhne, davon ist einer Jahrhunderte später Richter, und von Naftali fünf erwähnt. Für die Anführer dieser Stämme beim Auszug und vierzig Jahre später bei der Landnahme gibt es keine Stammbäume. Mit diesem Ansatz übt der Autor eine völlig neue aber in sich stimmige Kritik an der Geschichte im AT.
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Seitenzahl: 148
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Ich danke allen Menschen,
die dazu beigetragen haben,
dass dieses Buch erscheinen konnte.
Ich widme dieses Buch allen Menschen, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, was sie glauben sollen.
Einleitung
Die biblische Genealogie und ihre Probleme
Der Stammbaum von Adam bis Abraham
Der Stammbaum von Betuël, Isaak und Ismael
Das Zeitproblem bei Abraham und den Amalekitern
Der Stammbaum von Jakob
Der Stammbaum aller Personen, die mit Jakob nach Ägypten ziehen
Der Stammbaum von Ruben
Der Stammbaum von Simeon
Der Stammbaum von Levi
Ist Mose ein Levit oder ein Ägypter
Mose und Aaron – Verbündete, Gegner oder Unbekannte
Der Stammbaum von Juda
Der Stammbaum von Kaleb
Die Gemeinsamkeiten von David und Kaleb
Die Königsdynastie von David
Der Stammbaum von Josef
Der Stammbaum von Manasse
Der Stammbaum von Efraim
Der Stammbaum von Benjamin
Die Stammbäume der restlichen Stämme
Abkürzungen
Legende
Betrachtet man die Abfolge der biblischen Geschichte nach ihrer Konsistenz, so stellt man sehr schnell fest, dass sie bei weitem nicht so stringent ist, wie es auf den ersten Blick scheint und wie die Religionsgemeinschaften uns gerne glauben machen wollen.
Nach Phasen von sehr detaillierten Schilderungen werden längere Zeiträume mit nur wenigen Versen abgetan. Verschiedene Handlungsstränge werden nur mühsam und nicht wirklich nachvollziehbar miteinander verbunden. Teilweise bekommt man auch den Eindruck, dass in einer zeitlich späteren Phase der biblischen Geschichte weder das Volk noch deren Anführer von den essentiellen Geschehnissen der Vergangenheit wissen, noch sich auch nur irgendwie an die früher vorgegebenen Regeln halten.
Ich habe versucht den Zeitraum von Abraham bis zum Königtum nach solchen Bruchstellen – oder besser gesagt Klebe- oder Kittstellen – zu durchsuchen, bzw. die einzelnen Bruchstücke zu isolieren. Der Ausdruck Bruchstücke ist eigentlich nicht ganz passend, denn er signalisiert, dass diese Teile eines zuvor einheitlichen Ganzen sind. Wesentlich besser beschreibt dies der Ausdruck Patchwork, zu Deutsch Flickwerk, denn es scheint mir, dass in der uns vorliegenden Form des AT Teile unterschiedlicher Erzähl- und Handlungsstränge zu einem neuen „Ganzen“ zusammengefügt wurden.
Dabei handelt es sich manchmal um Teile, die annähernd zeitgleich stattgefunden haben, aber in der Bibel zeitlich hintereinander angeführt werden. Dies führt zu einer enormen zeitlichen Dehnung der biblischen Geschichte. Diese Verlängerung ist sicherlich nicht ganz ohne Intention geschehen, da es ja in der Antike durchaus einen „Wettbewerb“ gegeben hat, welches Volk wohl das älteste sei. Es führt aber andererseits auch dazu, dass chronologische Angaben einander widersprechen oder einfach unvereinbar sind. Besondere Aufmerksamkeit erregen dann auch noch die plötzlichen Namensänderungen, die mehrfach an diesen Fugen stattfinden.
Besonders eklatant ist dies im folgenden Beispiel zu sehen: Saul lebt am Übergang der Richterzeit zur Königszeit, also rund 400 Jahre nach dem Exodus. Laut 1Sam 15 bekämpft Saul aber Agag, den letzten König der Amalekiter. Diese wurden jedoch laut der ägyptischen Geschichte von Ahmose I., dem 1. Pharao der 18. Dynastie bekämpft. Wird nun der Exodus am Ende der 18. Dynastie (Zeit von Echnaton) oder sogar erst unter Ramses II. oder Merenptah am Beginn der 19. Dynastie angesetzt, dann hätte Saul rund 200 bis 250 Jahre vor dem Exodus gelebt. Setzt man allerdings den biblischen Exodus mit dem Auszug der Hyksos nach deren Niederlage an, dann hat Saul am Beginn des Exodus gelebt. Er kann aber nicht gleichzeitig mit dem Exodus, 250 Jahre vor dem Exodus oder, laut biblischer Chronologie, rund 400 Jahre nach dem Exodus gelebt haben.
Es ist für mich verwunderlich, dass zwar immer mit den biblischen Jahresangaben kalkuliert wird, auch wenn sich diese widersprechen, aber offensichtlich bis jetzt niemand die Angaben der Generationenfolge, soweit diese vollständig angegeben sind, auch mit in Betracht zieht. Dabei meine ich nicht die „biblischen“ Alter der vorsintflutlichen Zeit. Auch die weit überhöhten Lebensalter bis Abraham, Isaak, Jakob, Josef, Mose und Aaron sind für mich äußerst fragwürdig. Ich bin bereit, ein Lebensalter bis zu 100 Jahren gerade noch zu akzeptieren, da dies auch aus damaliger Zeit, z.B. bei Ramses d.G., glaubwürdig dokumentiert ist. Ich bin aber nicht bereit einen Generationenabstand über mehrere Generationen von durchschnittlich mehr als 30, im begründeten Extremfall bis maximal 40 Jahren zu akzeptieren.
Auch kann im Einzelfall durchaus ein 60- bis 80-jähriger Mann noch mit einer jungen Frau ein Kind zeugen. Da aber die meisten der angegebenen und relevanten Nachkommen Erst-, Zweit-, oder Dritt-Geborene sind, kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass ein Mann, noch dazu ein Oberhaupt eines Stammes, nicht schon im Alter von unter 20 Jahren heiratet und Nachwuchs bekommt, damit der Fortbestand seiner Familie, seiner Sippe und seines Stammes gesichert ist. So war noch um die Zeitenwende die Regel, dass Mädchen mit 13 Jahren und Jungen mit 15 Jahren das Verlobungsalter erreichten. Ich gehe davon aus, dass damals keine Enthaltsamkeit geübt wurde, denn diese hätte dem Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch“ widersprochen. Daher wird in der Regel bereits ein Jahr nach der Hochzeit das erste Kind da gewesen sein – in der Hälfte der Fälle der ersehnte Stammhalter, in der anderen Hälfte ein Mädchen.
Die Kinder wurden damals bis zum Alter von 2–3 Jahren gestillt. Wird ein Kind voll gestillt, dann bleibt dadurch die Regelblutung aus, damit wird eine weitere Schwangerschaft weitestgehend verhindert. Wenn das Kind nicht mehr voll gestillt wird, kann die Mutter schon gleichzeitig wieder schwanger werden, was durchaus im dritten Jahr eingetreten sein kann, und in vielen Fällen auch sein wird. Damit können wir getrost von einem zeitlichen Abstand zwischen den Kindern ein und derselben Frau von 3 Jahren ausgehen.
(2 Makk 7,27) Neun Monate habe ich dich in meinem Leib getragen, ich habe dich drei Jahre gestillt, dich ernährt, erzogen und für dich gesorgt, bis du nun so groß geworden bist.
Kommt das erste Kind im Alter des Vaters von 16 Jahren auf die Welt, dann folgt das zweite mit 19, das dritte mit 22, das vierte mit 25 und das fünfte mit 28 Jahren. Bei drei Kindern liegt die Wahrscheinlichkeit bei rund 87 %, dass eines davon ein Knabe und damit der Stammhalter ist. Bei vier Kindern sind es rund 93 %, bei fünf sind es rund 98 % und bei sechs Kindern etwa 99 %. Da in der Bibel fast ausschließlich nur die männlichen Nachkommen angeführt werden, liege ich sicherlich nicht falsch, wenn ich bei der Geburt des Stammhalters von einem Durchschnittsalter des Vaters von 20 Jahren ausgehe. Diese Annahme wird auch durch die chronologischen Angaben der Könige von Juda von Rehabeam (* 973 v.Z.) bis Zidkija (* 618 v.Z.) 16 Generationen später bestätigt. Teilen wir den Abstand von insgesamt 355 Jahren durch die 16 Generationen, so erhalten wir eine durchschnittliche Generationendauer von 22 Jahren. David Rohl kommt in seinem Buch „Pharaonen und Propheten“ 1 nach der Auswertung von 329 Königen antiker Dynastien zu einer durchschnittlichen Regierungsdauer von 16,75 Jahren. Da aber teilweise auch Brüder in der Nachfolge aufscheinen und Usurpationen auch Verkürzungen in der Generationenfolge bewirken, setzt Rohl die durchschnittliche Generationslänge mit 18 Jahren an. Ich werde der Einfachheit halber einen Mittelwert von beiden, nämlich 20 Jahre nehmen.
Einzig alleine dann, wenn zum Stillen der Kinder Ammen eingesetzt werden, kann sich der Abstand zwischen den Kindern verringern, im Extremfall auf ein Jahr, wenn die Frau bereits 3 Monate nach der Geburt bereits wieder schwanger wird. Der Einsatz von Ammen wird beim normalen Volk nur dann stattgefunden haben, wenn die Mutter, aus welchen Gründen auch immer, zu wenig oder gar keine eigene Milch hatte. In den Herrscherfamilien wird es eher die Regel gewesen sein, was sich ja bis in die heutige Zeit noch tradiert hat.
(Gen 35,17) Als sie [Rahel] bei der Geburt schwer litt, redete ihr die Amme zu: Fürchte dich nicht, auch diesmal hast du einen Sohn.
Was die in der Bibel angegebenen Genealogien betrifft, so gibt es nur wenige Angaben über die Ehefrauen. Nur bei einigen wenigen, wie z.B. bei Jakob, Esau, Kaleb, David oder Salomo, werden mehrere Frauen erwähnt, bzw. sogar teilweise die einzelnen Frauen und ihre jeweiligen Kinder dezidiert aufgezählt. Bei manchen, wie bei Abraham, steht nur „mit einer anderen Frau“. Ich glaube daher, dass in jenen Fällen, wo zehn oder mehr Söhne genannt werden, diese sehr wahrscheinlich von mehreren Frauen geboren wurden, auch wenn es nicht ausdrücklich vermerkt ist. Was die Untersuchungen für die Zeit von Jakobs Zug nach Ägypten, den Aufenthalt dort, den Exodus, die Landnahme und die Richterzeit betrifft, hat es jedoch keine nennenswerte Relevanz und ist daher zu vernachlässigen. Bei einzelnen konkreten Fällen, wie den Nachkommen Judas und Benjamin, die beim Zug nach Ägypten dabei waren, werde ich es genauer analysieren.
Ich werde daher meinen Berechnungen, wie oben erklärt, eine durchschnittliche Generationslänge von 20 Jahren zugrunde legen, wobei es im Einzelfall, beispielsweise bei Nachgeborenen, durchaus auch eine Schwankungsbreite von 15 bis 30 Jahren geben kann, vor allem, wenn es sich nur um ganz wenige Generationen handelt. Je mehr Generationen betrachtet werden, desto mehr nähert sich der Wert dem Durchschnitt an.
Die Aussage, dass bereits die 4. Generation wieder aus Ägypten auszieht, bedeutet, dass zwischen der 1. Generation, die nach Ägypten kommt und der 4., die auszieht, drei Generationen liegen, was einen Aufenthalt von etwa 45 bis 90 Jahren (Ø 60) bedeutet. Für diese 4 Generationen-Variante spricht aber auf alle Fälle die Genealogie von Mose selbst: Jakobs Sohn Levi, als 1. Generation, zieht mit seinen Brüdern und seinem Sohn Kehat (2.) nach Ägypten. Kehat zeugt Amram (3.) und dieser Aaron und Mose, die somit die 4. Generation darstellen. Und diese beiden Brüder sind ja die Anführer des Auszugs. Da aber Kehat selbst beim Zug nach Ägypten schon dabei ist, muss man ihn eigentlich auch noch zu der Generation zählen, die einzieht; dann ist Mose sogar nur 2 Generationen entfernt. Levi selbst kommt 44 Jahre vor dem Zug nach Ägypten auf die Welt. Rechnerisch bekommt er seinen zweiten Sohn Kehat nach etwa 24 Jahren, also rund 20 Jahre vor der Übersiedlung nach Ägypten. Dieser bekommt kurz danach in Ägypten Amram, und dieser weitere 20 Jahre danach Mirjam, die Schwester von Mose. Diese ist schon ein junges Mädchen, als Mose im Bastkörbchen ausgesetzt wird, also rechne ich mit einer Altersdifferenz zu Mose von 10 – 16 Jahren. Damit komme ich auf einen Altersunterschied von Mose zu Kehat von insgesamt 50 bis 60 Jahren. Da Kehat beim Einzug in Ägypten bereits 20 Jahre alt ist, kommt demnach Mose bereits 30 bis 40 Jahre danach auf die Welt. Wenn er nun tatsächlich erst im Alter von 80 Jahren den Exodus organisiert, dann kommen wir rein rechnerisch auf eine gesamte Aufenthaltsdauer von 110 bis 120 Jahren.
Wenn die 4. Generation wieder aus Ägypten auszieht, und wir die 12 Söhnen Jakobs als 1. Generation zählen, dann hätten sich diese innerhalb von 3 Generationen auf rund 3 Millionen Menschen (über 600.000 wehrfähige Männer im Alter von 20 bis 60 Jahren, plus Kinder und nicht wehrfähige Männer, plus mindestens gleich viele weibliche Israelitinnen) vermehren müssen. Jeder der 12 Paare (Jakobssöhne mit ihren Ehefrauen) müsste sich im Schnitt auf rund 250.000 Menschen vermehrt haben. Das wären pro Generation von jedem Paar 100 Nachkommen. Da aber die Zahl am Ende der 40 Jahre Wüstenwanderung annähern gleich hoch ist, wie zu Beginn, müssen die Paare in dieser Zeit jeweils durchschnittlich nur 2 Kinder zur Welt gebracht haben, daher ist die Generation 5 gleich groß wie die Generation 4.
Gen.1
12
1.200
Pers. Gen.2
Gen.2
600
60.000
Pers. Gen.3
Gen.3
30.000
3.000.000
Pers. Gen.4
Gen.4
1.500.000
3.000.000
Pers. Gen.5
Gehen wir von den 49 Enkeln Jakobs, die nach Ägypten ziehen, aus, dann bräuchte jedes Paar in jeder Generation „nur“ jeweils 63 Kinder. Rechnen wir von den insgesamt 70 Enkeln Jakobs, die im AT genannt sind, dann sind es immer noch durchschnittlich 56 Kinder pro Paar pro Generation. Innerhalb von 3 Generationen ist diese Vermehrung somit absolut unmöglich, ganz egal, von welcher Grundgröße man ausgeht. Entweder stimmt die Anzahl der Generationen, die Anzahl der ausziehenden Menschen, die Dauer des Aufenthaltes oder alles drei nicht.
An einer anderen Stelle heißt es, dass die Nachkommen Abrahams auf den Tag genau 430 Jahre nach der Übersiedlung nach Ägypten das Land wieder verlassen haben. Dies würde bedeuten, dass etwa die 20. Generation aus 3 Millionen Menschen besteht. Dafür würden durchschnittlich 3,6 Kinder pro Paar pro Generation ausreichen. Unter diesem Aspekt ist ein langer Aufenthalt und Auszug der 600.000 wesentlich glaubwürdiger und durch eine nachvollziehbare Vermehrungsrate gedeckt.
An einer anderen Stelle steht geschrieben, dass sie 400 Jahre bis zu ihrer Befreiung unterdrückt sein würden. Da es aber mindestens bis zum Tod von Josef, 70 Jahre nach dem Zug nach Ägypten, keine Unterdrückung gegeben hat, kann nach diesen Aussagen der Exodus frühestens 470 Jahre nach dem Einzug stattgefunden haben. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta (LXX), dem Samaritanischen Pentateuch und der jüdischen Thora werden die 430 Jahre allerdings schon ab der Übersiedlung Abrahams von Haran nach Kanaan gezählt, in der christlichen Bibel aber erst ab dem Zug Jakobs nach Ägypten. Dieser findet aber 215 Jahre nach dem Ortswechsel von Abraham statt, sodass der Aufenthalt in Ägypten laut der LXX, den Samaritanern und der jüdischen Thora nur 215 Jahre gedauert haben kann. Außerbiblische Schriften nennen teils noch kürzere Aufenthalte.
Innerhalb dieser 215 Jahren und ca. 10 Generationen mit durchschnittlich 20 Jahren müssten die Israeliten schon enorm fruchtbar gewesen sein. Da hätte jedes Ehepaar durchschnittlich knapp 6 Kinder zur Welt bringen müssen. Dies wäre für sich betrachtet nicht unmöglich, wird aber wiederum durch die Aussage der 4. Generation, die auszieht, konterkariert.
Was noch viel mehr erstaunt, ist aber die Tatsache, dass das Paschafest erstmals im 18. Jahr der Herrschaft von König Joschija (um 623 v.Z.) und somit nach klassischer Zählung erst rund 600 bis 900 Jahre nach dem Exodus gefeiert wurde. Ist es nicht merkwürdig, dass das zentrale identitätsstiftende Ereignis des Volkes Israel, das noch dazu eines der drei religiösen Hauptfeste der jüdischen Religion ist, jahrhundertelang überhaupt nicht gefeiert wurde?
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Wie schon oben kurz erwähnt, habe ich ganz speziell die Genealogie der Bibel untersucht im Hinblick auf die Chronologie des Geschehens. Der Vollständigkeit halber möchte ich auch den Stammbaum von Adam und Eva bis Abraham anführen, auch wenn er für die Betrachtung dieses Werkes eher von untergeordneter Bedeutung ist. Er ist aber insofern wichtig, als dass der Leser jederzeit einfach nachsehen kann, wie das Verwandtschaftsverhältnis und der genealogische Abstand auch zu den betroffenen „fremden“ Völkern sind. Ich will in diesem Werk nicht die spezielle Problematik der doppelten Schöpfungsgeschichte bzw. der zweimaligen Erschaffung Adams untersuchen. Dies finden Sie in meinem Buch „Die unheilige Schrift“. Ich möchte nur auf einen interessanten Aspekt hinweisen, nämlich die drei Kinder Noachs, die dieser angeblich im Alter von 500 Jahren gezeugt hat. Üblicherweise werden sie in der Reihenfolge Sem, Ham und Jafet genannt, was suggeriert, dass Sem der Erstgeborene sei. Wenn man allerdings die Angaben bei der Geburt von Sems erstem Sohn hinzunimmt, dann sieht man schon, dass es da zumindest eine Abweichung von zwei Jahren gibt. Wenn Sem erst zwei Jahre nach der Flut hundert Jahre alt war, dann muss Noach ihn im Alter von 502 und nicht von 500 Jahren gezeugt haben.
(Gen 5,32) Noach zeugte im Alter von fünfhundert Jahren Sem, Ham und Jafet.
(Gen 7,6) Noach war sechshundert Jahre alt, als die Flut über die Erde kam.
(Gen 11,10) Das ist die Geschlechterfolge nach Sem: Sem zeugte im Alter von hundert Jahren Arpachschad, zwei Jahre nach der Flut.
An späterer Stelle wird aber indirekt auch in der Bibel nochmals bestätigt, dass Jafet der älteste, Ham der zweite und Sem der jüngste Sohn von Noach ist. Bei der Aufzählung derer Nachkommen werden die drei Söhne genau in dieser Reihenfolge angeführt.
(Gen 10,1) Das ist die Geschlechterfolge nach den Söhnen Noachs, Sem, Ham und Jafet. Ihnen wurden nach der Flut Söhne geboren. (2) Die Söhne Jafets