Die Unmöglichkeit des biblischen Auszugs und der mehrfache Auszug aus Ägypten - Erhard Zauner - E-Book

Die Unmöglichkeit des biblischen Auszugs und der mehrfache Auszug aus Ägypten E-Book

Erhard Zauner

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Beschreibung

Untersucht man viele Angaben näher, vor allem solche, die mit Zahlen ausgedrückt sind, so merkt man sehr schnell, dass der biblische Auszug, so wie er geschildert wird, nie und nimmer in dieser Form stattgefunden haben kann. Die Größenangaben des ausziehenden Volkes sind nicht nachvollziehbar. Die berichteten Ernährungsprobleme, das Zurücksehnen nach den Fleischtöpfen Ägyptens, das Mannawunder und der Wachtelregen ergeben keinen Sinn, da ja auch (Ex. 12,38) "Schafe, Ziegen und Rinder, eine sehr große Menge Vieh" beim Auszug mit dabei waren. Die Wasserversorgung, die Größe des Zuges und der Lagerstätten sprengen jeden realistischen Rahmen. Das größte unlösbare Problem dabei ist aber die Beschaffung all der edlen Materialien, die für die Herstellung der Bundeslade und des Stiftszeltes notwendig sind, noch dazu auf der Flucht in einer fast menschenleeren unwirtlichen Wüste. Vergleicht man einzelne Situationen und Begebenheiten des Exodus für sich mit Parallelen in der ägyptischen Geschichte, so wird man relativ schnell fündig. Der Autor schildert Übereinstimmungen für sechs größere Auszüge. Darüber hinaus stellt er noch weitere sechs kleinere Auszüge aus Ägypten dar, die keine Entsprechung in der Bibel haben. Mit diesem Ansatz zeichnet der Autor ein völlig neues aber in sich stimmiges Bild des Auszugs bzw. der Auszüge der Juden aus Ägypten.

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Ich danke allen Menschen,

die dazu beigetragen haben,

dass dieses Buch erscheinen konnte.

Ich widme dieses Buch allen Menschen, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, was sie glauben sollen.

Inhalt

Einleitung

1. Die Unmöglichkeit des biblischen Auszugs

1.1 Freiwilliger Auszug, Flucht oder Vertreibung mit Waffen?

1.2 Die Anzahl der ausziehenden Menschen

1.3 Die Anzahl der mitgenommen Tiere

1.4 Die Wasserversorgung und Ernährung in der Wüste

1.5 Die Frage nach dem Manna:

1.6 Die Größe des Zuges und der Lagerstätten

1.7 Die Herstellung der Bundeslade und des Stiftszeltes

1.8 Die Durchquerung des Meeres und des Jordans

1.9 Der Marsch durch den Jordan

2. Der mehrfache Auszug aus Ägypten

1.10 Der Exodus der Amoriter unter Pepi II

1.11 Der Exodus der Sklaven unter Amenemhet IV.

1.12 Der Exodus der Hyksos unter Ahmose I

1.13 Der Exodus „Davids“ unter Amenophis III.

1.14 Der Exodus Tutanchamuns aus Achet-Aton

1.15 Der Exodus unter Tutanchamun (D18)

1.16 Die Tutanchamun-Mose Verschwörung

1.17 Die „kleinen“ Auszüge aus Ägypten

1.18 Das Geheimnis von Kusch

3. Zusammenfassung

Abkürzungen

Legende

Einleitung

Bei meinen jahrzehntelangen Beschäftigungen mit der biblischen Geschichte wurde die Vermutung immer klarer, dass die Geschichte von Abraham bis David aus mehreren unabhängigen Stücken zusammengesetzt wurde. Weiters deutete vieles darauf hin, dass das, was in der Bibel nacheinander erzählt wird – Ägypten Aufenthalt – Exodus – Landnahme – Richter – Saul und David – sich eher zeitgleich nebeneinander abgespielt hat. So ähneln sich Situationen bei der Landnahme mit solchen bei David. Andererseits sieht es aus, als wüssten die Menschen in der nächsten Epoche nichts von dem, was in der vorigen passiert ist. Ganz besonders betrifft dies Mose und seine Gesetze.

Bei meinen Recherchen zur ägyptischen Geschichte, besonders zu der des Neuen Reiches, der 18. Dynastie und Echnaton fielen mir ebenfalls Ungereimtheiten auf. Allerdings zeigte sich auch, dass vieles, was über Mose berichtet wird – abgesehen von seinem hohen Alter – sehr gut auf Tutanchamun passt. Besser jedenfalls als auf Echnaton, der ja schon seit langem als „historischer Mose“ betrachtet wird.

Ich wollte daher untersuchen, ob sich eine „verkürzte“ biblische Geschichte besser mit der ägyptischen harmonisieren lässt und ob damit vielleicht auch folgende Fragen besser beantwortet werden können:

Wann kommt Abraham nach Kanaan?

Wann wird Josef nach Ägypten verkauft?

Wann zieht Jakob mit seiner Sippe nach Ägypten?

Wie lange dauert der Aufenthalt in Ägypten?

Wann zieht Mose mit den Israeliten aus?

Wie lange dauert die Wüstenwanderung?

Wie lange dauert die Landnahme?

Wie lange dauert die Richterzeit?

Welche Pharaonen herrschen während diesen Begebenheiten?

Die Suche nach der Frühgeschichte Israels bzw. dem historischen Exodus der Juden aus Ägypten gestaltete sich wie die Fahrt auf einer Hochschaubahn. Anfangs war alles klar und eindeutig:

Im Alter von 130 Jahren kommt Jakob nach Ägypten

Nach 430 Jahren zieht Israel unter Mose und Aaron aus

Im 480. Jahre nach dem Exodus baut Salomo seinen Tempel

Doch je genauer ich mich mit dem alttestamentarischen Geschehen auseinandersetzte, desto widersprüchlicher und verwirrender wurde alles: Rechnen wir vom heute weitgehend anerkannten Baubeginn des Tempels im Jahre 967 v.Z.1 zurück, so kommen wir auf 1446 v.Z. für den Exodus. Damals herrscht, nach weitgehend allgemein anerkannter ägyptischer Chronologie, Thutmosis III. aus der 18. Dynastie (D18). Er ist zwar ein sehr mächtiger Pharao, doch finden wir in seiner Zeit keine ägyptischen Plagen, er kommt nicht im Roten Meer um, sondern herrscht weitere 20 Jahre.

Ich versuchte mich mit mehreren unterschiedlichen Ansätzen der Problematik zu nähern und musste dabei feststellen, dass die Geschichte vom Aufenthalt in und dem Auszug aus Ägypten immer verworrener wurde statt klarer.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der biblischen Angaben in den fünf Büchern Mose. Weder die Größe des ausziehenden Volkes samt den Viehherden und der Nahrungs- und Wasserversorgung, noch deren Ausrüstung bzw. die Herstellung von Offenbarungszelt und Bundeslade können so wie beschrieben stattgefunden haben.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der biblischen Chronologie. Da einander aber einige Zeitangaben im Alten Testament (AT) widersprechen, kommen wir auf eine Spanne von 600 Jahren und mehr, in denen der Exodus stattgefunden haben könnte.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe des Stammbaumes von Jakob. Von den rund 1300 im Alten Testament (AT) genannten Personen haben nur rund 200 aus besagter Zeit einen lückenlosen Stammbaum. Bei der Zuordnung zu den Generationen und den biblischen Epochen tauchten dann widersprüchliche aber sehr erstaunliche Fakten auf.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der außerbiblischen Quellen. Entgegen der Meinung der meisten Menschen gibt es davon wesentlich mehr mit teils detaillierteren Schilderungen. Auch sie widersprechen einander und differieren um mehrere Jahrhunderte.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage mit Hilfe der ägyptischen Chronologie. In Ägypten gibt es kein Gründungsjahr, von dem aus gezählt wird, daher ändern sich die Herrscherdaten, wenn zwei Dynastien als zeitgleich erkannt werden gegenüber einer Zählung dieser Dynastien nacheinander. Für die angenommene Zeit des Exodus gibt es daher ebenfalls eine Bandbreite von über 500 Jahren für ein und denselben Pharao.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage aufgrund der Tatsache, dass sowohl Echnaton als auch Mose einen Monotheismus begründeten. Hier zeigte sich, dass keiner der beiden einen lupenreinen Monotheismus darstellt. Echnaton stellte zwar Aton über alle anderen Götter und zerstörte die Amun-Tempel, ließ aber andere unberührt und baute sogar eine Grabstätte für den Mnevis-Stier in Achet-Aton. In Israel existierte während der Richter- und der Königszeit ein bunter Götterhimmel. Ein weitgehender Monotheismus ist erst rund 800 Jahre später, nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil, nachweisbar, doch auch während der nächsten Jahrhunderte wird Jahwe nicht alleine verehrt. Außerdem trennen den Aton- und den Jahwe-Kult mehr als sie verbindet.

Versuch: Die Beantwortung der Exodus-Frage aufgrund von phänomenologischen Ähnlichkeiten. Dieser Ansatz war erfolgreich und brachte erstmalig völlig neue, erstaunliche, aber auch unerwartete Ergebnisse. Ich suchte nach Ereignissen in der Geschichte Ägyptens und der Nachbarländer, die entweder mit Elementen der biblischen Erzählung übereinstimmen, oder, zumindest als literarische Vorlage dafür gedient haben könnten. Dabei zeigte sich, dass sich diese Parallelen zu verschiedenen Zeiten häufen. Das Ergebnis ist daher, dass es mehrere (große) Auszüge von unterschiedlichen Menschengruppen unter verschiedenen Voraussetzungen, Bedingungen und Pharaonen zu verschiedenen Zeiten gegeben hat. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von kleineren Auszügen, die aber auch noch interessante Einsichten bieten.

Mit diesem völlig neuen Ansatz des mehrfachen Auszugs aus Ägypten lassen sich wesentlich mehr Teile der biblischen Mose- und Exodus-Erzählung zuordnen, als wenn man nur von einem einzigen Exodus ausgeht. Offensichtlich wurden bei der Endredaktion des AT im babylonischen Exil alle Erzählungen zu einem einzigen spektakulären, von Jahwe geleiteten Exodus zusammengefasst, mit all den bekannten chronologischen und sonstigen Problemen. Was dabei aber auch noch zutage trat, ist eine Verschwörung zur Vertuschung der wahren Umstände des letzten großen Exodus unter Tutanchamun sowohl von ägyptischer als auch von jüdischer Seite vor dreitausend Jahren.

Eine weitere große Verschwörung gibt es dann ab 1922, als im Grab von Tutanchamun Papyri gefunden wurden, die unter anderem „… die wahre und skandalöse Beschreibung des Exodus der Juden aus Ägypten zum Inhalt“2 haben. Daher gehe ich von einer zweiten, gegenwärtigen Verschwörung zur Vertuschung der historischen Realität des Auszugs der Juden aus Ägypten aus.

Tutanchamun hat mit dem biblischen Mose mehr gemeinsam als jede andere historische Person. Allerdings leitet er den Exodus nicht selbst, sondern übergibt das Kommando an seine beiden Generäle Ramses und Haremhab. Regie führt dabei die graue Eminenz „Gottvater“ Ay!

Das Alte Testament ist „Theo-Fiction-Literatur“

Zu Vielem, was im AT geschrieben steht, gibt es keine oder nur geringe archäologische Entsprechungen. Etliches lässt sich nur schwer oder gar nicht mit den historischen Aufzeichnungen benachbarter Staaten in Einklang bringen. Ein großer Teil, speziell aus der Exoduserzählung, lässt sich nur vor dem Hintergrund des Kultes im Zweiten Tempel in Jerusalem verstehen. Ich möchte daher in Anlehnung an den literarischen Begriff der „Science-Fiction“ für das Alte Testament eine neue Literaturgattung definieren. Bei Science-Fiction wird meist unter der Prämisse einer oder mehrerer wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse oder Errungenschaften eine reale oder fiktive Gesellschaft in einer zumeist zukünftigen Zeit und/oder weit entfernten Gegend dargestellt. Dabei werden bekannte wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit Spekulationen angereichert und teilweise dramatisch übersteigert in die Zukunft projiziert.

Für mich ist das AT analog dazu „Theo-Fiction“. Damit meine ich die Darstellung einer realen oder fiktiven Gesellschaft in einer vergangenen Zeit und/oder weit entfernten Gegend unter der Prämisse eines schon seit langer Zeit existierenden und in das damalige Geschehen eingreifenden Gottes. Dabei werden die zum Zeitpunkt der Abfassung herrschende Theologie und die religiösen Praktiken mit Spekulationen angereichert und teilweise dramatisch übersteigert in die Vergangenheit rückprojiziert.

2 Stanglmeier: Die Moses-Schriftrollen; Kopp 2006; S 150

1. Die Unmöglichkeit des biblischen Auszugs

Betrachten wir einige Angaben näher, vor allem solche, die in Zahlen gefasst sind, so merken wir sehr schnell, dass der biblische Auszug, so wie er geschildert wird, nie und nimmer in dieser Form stattgefunden haben kann. Manche ultraorthodoxe Fundamentalisten werden jetzt mit dem Argument kommen, dass für Gott eben alles möglich ist, auch wenn es den menschlichen Verstand überschreitet. Dann muss dieser Gott aber auch alle Spuren vernichten haben. Sogar israelische Wissenschaftler, die seit dem Jahr 1948 geforscht hatten, mussten letztendlich zugeben, dass es keine Spuren gibt.

Die Bibel hat doch nicht Recht. Die Geschichte des AT steht oft im Gegensatz zu den archäologischen Befunden. Mit dieser Meldung wartete nun die seriöse israelische Tageszeitung „Haaretz“ auf. Sie verweist auf einen „Konsens der Wissenschaft“ nach einem Jahrhundert der Grabungen. Es habe weder Erzvater Abraham noch den Auszug aus Ägypten gegeben. Von der Eroberung des Heiligen Landes und Josua fehle jede Spur. Jericho sei in der fraglichen Zeit längst zerstört gewesen. Die Könige David und Salomon waren vielleicht kleine Stammesfürsten, wenn es sie überhaupt gegeben hat. Alle Geschichten über die Entstehung des Volkes Israel, die Aufteilung in zwölf Stämme und die mächtigen Königreiche mit einer territorialen Ausweitung von „Dan bis Beer Schewa“ seien nach Meinung von Professor Herzog von der Universität Tel Aviv nationale Sagen. Während diese Meldung in Deutschland kaum einen Platz in der Zeitung finden würde, weil Bibelkritik und Archäologie längst akzeptiert sind, beginnt der Bericht von Herzog nicht nur auf der ersten „Haaretz“-Seite, er füllt drei Blätter der Wochenbeilage. Anderen Archäologen wurde das Manuskript vorgelegt. „Im Prinzip hat Herzog Recht“, behaupten die meisten zitierten Forscher. Die Politiker sind sich dagegen weniger einig. Während der atheistische und linksliberale Erziehungsminister Sarid diese Sicht der Geschichte den Schülern zugänglich machen will, hält die frühere Siedler-Abgeordnete Cohen die Erkenntnisse für „Luftgebilde“.3

Ich möchte im Folgenden einige Aspekte im Detail herausarbeiten, damit dem interessierten Leser, dem nicht alle Einzelheiten des biblischen Auszugs präsent sind, ganz klar vor Augen geführt wird, welche Ungeheuerlichkeiten und Ungereimtheiten uns da als „göttliche Wahrheit“ präsentiert werden.

1.1 Freiwilliger Auszug, Flucht oder Vertreibung mit Waffen?

Die biblische Exodus-Erzählung ist bei Weiten nicht so einheitlich und durchgängig, wie sie gerne dargestellt wird. In ihr gibt es auch wieder eine Reihe von Widersprüchen und Verwerfungen. Beginnen wir gleich einmal mit den Fragen: Ist es ein freiwilliger Auszug oder eine Vertreibung? Ist es ein friedlicher Exodus oder eine Flucht nach einer militärischen Niederlage? Für jede dieser Varianten gibt es eine Reihe von Belegen. Nur können nicht alle Möglichkeiten gleichzeitig zutreffen. Daher müssen wir auch hier von mehreren Erzählsträngen ausgehen, bzw. dran denken, dass es möglicherweise mehrere unterschiedliche Auszüge aus Ägypten zu verschiedenen Zeiten, unter verschiedenen Voraussetzungen gibt, jeweils auch mit einer anderen Route und jeweils einer anderen Führerpersönlichkeit.

Am Beginn der Erzählung vom Auszug aus Ägypten wird der Eindruck vermittelt, als seien die armen Israeliten ein zu Unrecht versklavtes Volk, das Dank des grandiosen Eingreifens von Mose und Jahwe letztendlich doch vom ungerechten und hartherzigen Pharao die Erlaubnis erwirkt haben ausziehen zu dürfen. Da aber an mehreren Stellen ganz eindeutig davon gesprochen wird, dass sie gerüstet dahin gezogen, bzw. dass waffenfähige Männer ausgehoben worden seien, so ergibt dies natürlich nur dann einen Sinn, wenn es auch Waffen gibt. Da nicht davon auszugehen ist, dass sie auf dem Wüstenzug eine Waffenproduktion einrichten oder dass sie von den Midianitern oder anderen Volksstämmen in größeren Mengen Waffen kaufen können, bleibt einzig und alleine die Möglichkeit, dass die Israeliten bereits bewaffnet ausziehen. Das wiederum legt aber die Vermutung nahe, dass die Auseinandersetzung mit dem Pharao doch eher eine kriegerische ist und dass die Israeliten zwar nicht besiegt, aber doch auch nicht als Sieger das Schlachtfeld, und zwar eher fluchtartig, verlassen. Auch bestätigen die Schilderungen in Josephus’ „Gegen Apion“ (1. Buch Kapitel 25 – 35) das kriegerische Vorspiel zum Auszug.

Leider ist in der Einheitsübersetzung nur sehr neutral von den „Scharen des Herrn“ die Rede. Wesentlich deutlicher ist die Stelle in der englischen King-James-Bibel oder in der Elberfelder-, Luther- oder Schlachter-Bibel.

EIN (Ex 12,41) Nach Ablauf der vierhundertdreißig Jahre, genau an jenem Tag, zogen alle Scharen des Herrn aus Ägypten fort.

KJV (Ex 12,41) And it came to pass at the end of the four hundred and thirty years, even the selfsame day it came to pass, that all the hosts of the LORD went out from the land of Egypt.

ELO (Ex 12,41) Und es geschah am Ende der vierhundertdreißig Jahre, und es geschah an diesem selbigen Tage, daß alle Heere Jehovas aus dem Lande Ägypten auszogen.

LUO (Ex 12,41) Da dieselben um waren, ging das ganze Heer des HERRN auf einen Tag aus Ägyptenland.

SCH (Ex 12,41) Als nun die vierhundertunddreißig Jahre verflossen waren, an eben diesem Tag ging das ganze Heer des HERRN aus Ägypten.

EIN (Ex 13,18) So ließ sie Gott einen Umweg machen, der durch die Wüste zum Schilfmeer führte. Geordnet zogen die Israeliten aus Ägypten hinauf.

LUO (Ex 13,18) Darum führte er das Volk um auf die Straße durch die Wüste am Schilfmeer. Und die Kinder Israel zogen gerüstet aus Ägyptenland.

(Num 32,17) Wir [Gaditer und Rubeniter] selbst aber rüsten uns und ziehen bewaffnet vor den Israeliten her, bis wir sie in ihr Land gebracht haben. Unterdessen werden unsere Kinder in den Städten wohnen, die zum Schutz gegen die Einwohner des Landes befestigt sind. (…) (20) Mose antwortete ihnen: Wenn ihr das tut, wenn ihr euch also vor den Augen des Herrn zum Kampf rüstet (21) und jeder von euch, der sich gerüstet hat, vor den Augen des Herrn den Jordan überschreitet und kämpft, bis er seine Feinde vertrieben hat… (27) Alle deine Knechte aber werden sich rüsten und vor den Augen des Herrn über den Jordan in den Krieg ziehen, wie mein Herr befiehlt.

(Dtn 1,41) Ihr habt mir darauf erwidert: Wir haben vor dem Herrn gesündigt. Doch jetzt wollen wir hinaufziehen und kämpfen, genau so, wie es uns der Herr, unser Gott, befohlen hat. Und jeder legte die Waffen an und gürtete sich, um ins Bergland zu ziehen.

(Dtn 2,14) Die Zeit, die wir von Kadesch-Barnea an gewandert waren, bis wir das Tal des Sered überquerten, betrug achtunddreißig Jahre. So lange dauerte es, bis die Generation der waffenfähigen Männer vollständig ausgestorben war, so dass sich keiner von ihnen mehr im Lager befand, wie es ihnen der Herr geschworen hatte… (16) Als alle waffenfähigen Männer ausgestorben und tot waren, so dass keiner von ihnen mehr im Volk lebte,

(Dtn 3,18) Damals wies ich euch an: Der Herr, euer Gott, hat euch dieses Land gegeben, so dass ihr es in Besitz nehmen könnt. Doch jetzt, in Waffen, sollt ihr zunächst mit allen Wehrfähigen an der Spitze eurer Brüder, der Israeliten, über den Jordan ziehen.

Es ist allerdings sehr erstaunlich, was geschrieben steht im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Midianiter. Denn dort ziehen nicht alle 600.000 wehrfähigen Männer in den Krieg, sondern nur je tausend von den 12 Stämmen, insgesamt also 12.000 bewaffnete Krieger. Die Größe des gegnerischen Heeres kann man in etwa errechnen aufgrund der Angabe der Anzahl der Frauen, die noch mit keinem Mann geschlafen haben, die also etwa zwischen 16 Jahren – dem damaligen Heiratsalter – und vielleicht maximal 25 Jahren alt sind. Da die weiblichen Kinder von diesen Frauen unterschieden werden, betrifft die genannte Zahl von 32.000 Gefangenen nur diese etwa zehn Geburtenjahrgänge, und auch diese nicht vollzählig, denn viele der jungen Frauen werden schon verheiratet sein und daher nicht mehr jungfräulich. Angenommen, von den in Frage kommenden Frauen ist noch die Hälfte unberührt, dann kommen wir insgesamt auf 64.000 Frauen im Alter zwischen 16 und 25. Folglich müssten es dann mindestens 1 ½-mal so viele weibliche Kinder zwischen 0 und 16 sein. Aufgrund der Alterspyramide und der damals großen Kindersterblichkeit vermutlich sogar doppelt so viele, also rund 130.000. In etwa dieselbe Anzahl kann man dann auch für die Frauen über 25 annehmen. Da die Anzahl der erwachsenen Männer etwa gleich hoch ist, diese allerdings schon ab 20 als wehrfähig galten, liege ich sicher nicht falsch, wenn ich diese Zahl mit rund 150.000 annehme. Und diese 150.000 Midianiter werden angeblich von nur 12.000 Israeliten besiegt und alle samt und sonders getötet.

(Jos 4,12) Die Rubeniter, die Gaditer und der halbe Stamm Manasse zogen kampfbereit vor den Israeliten her, wie es ihnen Mose befohlen hatte. (13) Es waren etwa vierzigtausend bewaffnete Männer, die vor den Augen des Herrn zum Kampf in die Steppen von Jericho zogen.

(Num 26,1) (...) sagte der Herr zu Mose und zu dem Priester Eleasar, dem Sohn Aarons: (2) Ermittelt die Gesamtzahl der Gemeinde aller Israeliten, die zwanzig Jahre und älter sind, aller wehrfähigen Israeliten, nach Großfamilien geordnet. (…) (7) Das waren die Sippen der Rubeniter. Die Zahl der bei ihnen Gemusterten betrug 43730 Mann. (…) (18) Das waren die Sippen der Gaditer mit ihren Gemusterten, im ganzen 40500 Mann. (…) (34) Das waren die Sippen Manasses mit ihren Gemusterten, im ganzen 52700 Mann.

Es ist schon erstaunlich, dass die Rubeniter, Gaditer und Manassiter zusammen, laut Zählung in den Steppen Moabs, kurz vor dem Einzug ins gelobte Land insgesamt 136.930 wehrfähige Männer ergeben. Allerdings ziehen dann nur etwa 40.000 bewaffnete Männer von diesen drei Stämmen in die Steppen von Jericho. Das ist nicht einmal ein Drittel der noch kurz zuvor gezählten Kämpfer. Warum werden nicht alle wehrfähigen Männer aller zwölf Stämme eingzogen, sondern nur rund 6 % der gemusterten Soldaten? Mit dem kompletten Heer wäre die Eroberung wesentlich schneller und vor allem mit nahezu garantiertem Ausgang erfolgt?

Schon bei Jahwes Erscheinen im brennenden Dornbusch verheißt er Mose, dass sie die Ägypter ausplündern würden.

(Ex 3,22) Jede Frau kann von ihrer Nachbarin oder Hausgenossin silberne und goldene Geräte und Kleider verlangen. Übergebt sie euren Söhnen und Töchtern, und plündert so die Ägypter aus!

Am Ende der Plagen wird dann euphemistisch das Plündern so dargestellt, dass die Israeliten von den Ägyptern Silber, Gold und Gewänder erbitten und diese bereitwillig ihre Wertsachen den ungeliebten Fremden überlassen. Danach wird aber wieder ganz unverblümt von Plünderung gesprochen. Erstaunlich ist schon, dass die Israeliten einerseits mitten in der Nacht, nach dem überraschenden Signal zum Aufbruch, keine Zeit haben, den Brotteig aufgehen zu lassen, andererseits aber noch die Zeit finden, ihre ägyptischen Nachbarn aufzuwecken und von ihnen Gold, Silber und Gewänder erbitten (oder rauben) können. Noch dazu stellt sich die Frage, wenn die Israeliten, und wir reden hier von rund drei Millionen, in Goschen leben, wie weit ist es dann bis zu ihren nächsten ägyptischen Nachbarn?

(Ex 12,33) Die Ägypter drängten das Volk, eiligst das Land zu verlassen, denn sie sagten: Sonst kommen wir noch alle um. (34) Das Volk nahm den Brotteig ungesäuert mit; sie wickelten ihre Backschüsseln in Kleider ein und luden sie sich auf die Schultern. (35) Die Israeliten taten, was Mose gesagt hatte. Sie erbaten von den Ägyptern Geräte aus Silber und Gold und auch Gewänder. (36) Der Herr ließ das Volk bei den Ägyptern Gunst finden, so daß sie auf ihre Bitte eingingen. Auf diese Weise plünderten sie die Ägypter aus.