Azraels Siegel – Ein Romantik-Thriller - Markus Kastenholz - E-Book

Azraels Siegel – Ein Romantik-Thriller E-Book

Markus Kastenholz

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ihrem Bruder zuliebe reist die Religionswissenschaftlerin Rachel in den Norden Schottlands.
Ihr Bruder arbeitet für einen »wilden« Archäologen, der die Ausgrabungsstücke auf eigene Rechnung verkauft. Sie fanden ein vorchristliches Grabmal mit christlichen Symbolen und Rachel soll DAS MYSTERIUM in Augenschein nehmen.
Doch sehr schnell zeigt es sich, dass einige Dinge besser begraben bleiben sollten …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

Markus Kastenholz

 

 

 

Azraels Siegel

 

 

 

Romantik-Thriller 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Steve Mayer nach Motiven, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Azraels Siegel 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 

 

Das Buch

 

 

 

Ihrem Bruder zuliebe reist die Religionswissenschaftlerin Rachel in den Norden Schottlands.

Ihr Bruder arbeitet für einen »wilden« Archäologen, der die Ausgrabungsstücke auf eigene Rechnung verkauft. Sie fanden ein vorchristliches Grabmal mit christlichen Symbolen und Rachel soll DAS MYSTERIUM in Augenschein nehmen.

Doch sehr schnell zeigt es sich, dass einige Dinge besser begraben bleiben sollten …

 

 

***

Azraels Siegel

 

 

1

 

Die Reise nach Dunnwich, in den Norden Schottlands, war für Rachel beschwerlicher gewesen, als eigentlich vorgesehen. 

Eine entspannte Reise, hatte sie gedacht – und sich gründlich getäuscht.

Heute Morgen war sie in Rom ins Flugzeug gestiegen und hatte es erst wieder auf London-Heathrow wieder verlassen. Ein kurzer Aufenthalt, sie hatte nicht vor, Riesenrad zu fahren und – sobald sie ganz oben angelangt war – herunter zu spucken. Dort war sie in den Zug nach Edinburgh gestiegen und von dort aus mit dem Regionalexpress weiter in die tiefste Provinz. 

An den sprichwörtlichen Arsch der Welt.

Rachel war nicht in bester Verfassung, und das wusste sie nur zu gut. Es machte sich durch bohrenden Kopfschmerz bemerkbar, vor allem hinter ihrer Stirn. Ihr fehlten gut und gern vier Stunden Schlaf, die sie weder im Flugzeug noch im Zug hatte nachholen können. Vor allem nicht im Zug. Während sie versucht hatte, dort etwas Ruhe zu finden und die Augen zu schließen, schien um sie herum ein Kindergeburtstag stattzufinden. Zumindest war es ihr so vorgekommen angesichts der schreienden und lärmenden Blagen, deren Eltern vergessen hatten, ihnen Manieren beizubringen. Vermutlich, weil sie selbst keine hatten. 

Entweder befanden sie sich auf dem Weg zu einer Klassenfahrt, oder es waren Pfadfinder unterwegs in ein Camp, wo sie lernen würden, weitab der Zivilisation zu überleben – ohne dieses Wissen jemals zu nutzen. 

Insgeheim wünschte sie der Kinderschar, auf deren nächsten Ausflug mit einem Flugzeug in den Anden abzustürzen. Dann konnten sie in der Praxis herausfinden, was sie gelernt hatten. Und ob Menschenfleisch wirklich süßlich schmeckte... 

An Schlaf war jedenfalls nicht zu denken. Kinder seien die Zukunft, hieß es. Sie möge bitteschön dafür Verständnis haben. Die Kinder von heute würden ihre Rente von morgen bezahlen. Undsoweiterundsofort …

Dennoch fragte sich Rachel andauernd, weshalb immer nur sie Verständnis aufbringen sollte. Für ihre Kopfschmerzen hatte niemand Verständnis, die waren allein ihr Problem.

Und ihre Rente? Allein beim Gedanken daran musste sie zynisch lachen.

Als der Regionalexpress schließlich Dunnwich erreichte, abbremste, um dann ganz zum Stehen zu kommen, war Rachel ein wenig wie zum Sterben zumute. Aber sie war auch froh, endlich aus diesem Tollhaus herauszukommen. 

Kopfschmerzen hin oder her – die Reise war notwendig. Längst überfällig war sie ohnehin.

George – George Anderson, ihr drei Jahre älterer Bruder – hatte sie gestern überraschend angerufen und sie gebeten, ihn zu besuchen. Nicht vorrangig, um Erinnerungen auszutauschen und in Nostalgie zu schwelgen, er machte ihr da nichts vor. Sie hatten sich zwar viel zu lange nicht gesehen, er rief sie nun jedoch an, weil er ihre Hilfe brauche. Es gehe um eine Ausgrabung, und er wollte, dass sie den Fund in Augenschein nahm. 

George war Archäologe. Oder vielmehr wäre er Archäologe geworden, hätte er noch ein Jahr länger studiert. Dann hatten sich seine Prioritäten verschoben. Ob absichtlich oder nicht, wusste Rachel nicht und ging sie auch nichts an. Vielleicht hatte auch nur sein Penis die Kontrolle über ihn erlangt und in einem Schwall von Testosteron seinen Verstand abgetötet. Jedenfalls hatte er eine Familie gegründet und war Vater eines Sohnes geworden. Zum Studieren war da keine Zeit mehr geblieben, es hieß für ihn fortan, seine Familie zu ernähren. Das war alles andere als einfach, soweit Rachel es sich vorstellte. 

Seit kurzem arbeitete er deshalb für Arthur McClade.

Als er ihr das gestern am Telefon verraten hatte, da hatte sie das nicht kommentiert. Ihre skeptischen Falten auf der Stirn hatte George durchs Telefon zum Glück nicht sehen können. 

McClade genoss in Fachkreisen einen zweifelhaften Ruf, der sogar bis zu Rachel gelangt war. Einige nannten ihn ein Genie, weil er bei Projekten Erfolg hatte, wo jeder andere Archäologe versagte. Andere bezeichneten ihn als perfiden Leichenfledderer und Grabräuber. So oder so, bislang hatte ihm niemand Verfehlungen nachweisen können – was wohl vorwiegend an McClades Genie lag. 

George meinte, er brauche sie. Nicht als Schwester, jedenfalls nicht ausschließlich, sondern vorwiegend als die Religionswissenschaftlerin und Kirchenhistorikerin, die sie von Berufs wegen war. In der Nähe von Dunnwich habe man die Überreste eines Klosters aus dem 8. nachchristlichen Jahrhundert freigelegt. Innerhalb dieser Anlage habe man auch eine Krypta gefunden. Es schien, als sei dort Chormun bestattet: ein regionaler Kriegerfürst, dem die Legenden unterstellten, er sei mit dem Teufel im Bund gewesen. Wie viel Wahrheit in dieser Legende steckte, wusste keiner von ihnen. Ebenso wenig wie Rachel, die noch niemals von einem Chormun gehört oder gelesen hatte. Sie wusste allerdings, wann immer jemand oder etwas besonders aufsehenerregend oder erfolgreich gewesen war, hatte man den Teufel mit ins Spiel gebracht. Bestes Beispiel waren die zahlreichen Kathedralen. Da wurden Steinmetz-Siegel gern als Abdruck des Teufelsfußes fehlgedeutet, und so mancher Baumeister war von Mephisto geholt worden als Dank für dessen Hilfe. Als hätte eine teuflische Kreatur ausgerechnet beim Bau eines sakralen Gebäudes geholfen … 

Dennoch wollte George, dass sie sich das ansah: Das Kloster sei schon vor Jahrhunderten zerstört worden. Nicht gewaltsam. Stein für Stein hatte man es abgetragen. Man hatte das Baumaterial anderweitig genutzt. Nur die Krypta sei unversehrt geblieben. Mehr noch, offenbar hatte man sie großzügig mit Erdreich zugeschüttet, fast als wolle man sie darunter begraben. Inzwischen habe man die Krypta jedoch freigelegt, sie allerdings nicht geöffnet. Noch nicht. 

Auf der Grabplatte aus schwarzem Granit waren Symbole eingemeißelt, die keiner aus dem dreiköpfigen Archäologenteam zu deuten wusste. Es schienen magische Zeichen zu sein. Frühchristlich: Rachels Spezialgebiet. 

Rachel liebte auf der Welt wenig mehr als Rätsel und Geheimnisse, einmal abgesehen von Kaffee, heiß, stark und bitter. Gleichzeitig hasste sie nichts mehr als wenn es ihr nicht gelang, sie zu entschlüsseln. Besonders George wusste das. Ihm war klar, sie würde kaum widerstehen können. 

Es verstand sich für sie von selbst, seiner Bitte nachzukommen. Obwohl sie alles andere als begeistert davon war, damit auch McClade zu helfen. Egal! George und sie waren Geschwister. Sie hatten keinen Streit, bloß viel zu wenig Kontakt. 

Die Grabplatte musste wirklich eine harte Nuss sein. Wegen einer Lappalie hätte er sich kaum nach fünf Monaten – um genau zu sein: seit Weihnachten – bei ihr gemeldet.

Wie anstrengend die Reise letztlich werden würde, hatte sie vorher nicht erahnen können. Doch sämtliche Strapazen waren vergessen, sogar ihre bohrenden Kopfschmerzen waren nach hinten gedrängt, als sich die Tür des Waggons automatisch öffnete und sie draußen, auf dem Bahnsteig, George entdeckte. 

 

 

2

 

»Mein Gott, wie lange ist das her?« hörte sie ihn sagen.

Eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort wollte.

Er schien es selbst kaum fassen zu können, Rachel zu sehen. Ungläubig den Kopf schüttelnd kam er ihr entgegen, die Arme weit ausgebreitet. Aufmerksam musterte er sie beim Näherkommen und verglich sie mit dem Bild seiner kleinen Schwester, das er im Gedächtnis trug. 

Ihr Haar war inzwischen etwas kürzer, es reichte ihr nur noch bis über die Schultern. Es war ebenso tizianrot wie eh und je. Rachels Teint war hell und blass: die irischen Wurzeln ihrer Mutter, während Georges dunkles Haar aus dem schottischen Gen-Pool des Vaters stammte.

Von dem Moment an, als die Waggontür aufgegangen war, fror Rachel. Ein eisiger Luftzug traf sie frontal und ließ sie frösteln. Dass es hier deutlich kälter war als in Rom, wo sie an einem Projekt für die Universität arbeitete, damit hatte sie gerechnet und sich entsprechend angekleidet. Doch sie hatte nicht geahnt, wie kalt es hier wirklich war. Der Frühling schien erst allmählich zu erwachen, oder die Eisheiligen hatten kurzfristig das Kommando übernommen. Wahrscheinlich beruhte die Kälte nur auf die Düsternis, die inzwischen über das Land gekrochen war. 

»13. Juli vor drei Jahren«, beantwortete sie Georges Frage. »Mein 28. Geburtstag.«

»Immer noch ein Elefantengedächtnis«, stellte er lachend fest und schloss sie herzlich in die Arme, noch bevor sie aussteigen konnte. Burschikos hob er sie an und drehte sich dann um. Halb zog er, halb hob er sie nach draußen. 

Erschrocken über seine Euphorie stieß sie einen Laut aus.

»Schön, dass du da bist«, sagte er leise. Sein Tonfall verriet, wie ernst es ihm damit war. Und diesmal ging es nicht darum, ihm den Arsch zu retten. 

Rachel freute sich ebenfalls. Keine Frage, sie beide waren beruflich extrem stark eingespannt. Erst jetzt wurde ihr schmerzlich bewusst, wie sehr sie George vermisst hatte.

»Wirklich eine Schande, wie lange es her ist«, seufzte sie, während er sie auf dem Bahnsteig absetzte. 

Der Bahnhof war erwartungsgemäß winzig. Es gab nur zwei Gleise. Eines führte nach Norden, eines nach Süden. Zu dieser Stunde hielten sich nur wenige Personen hier auf. Durch die Fenster des kleinen Wartehäuschens nebenan fiel heller Lichtschein. 

Ein unangenehmer Ort, kam es Rachel in den Sinn. Weder konnte sie sich vorstellen, dass jemand hier freiwillig bleiben wollte, noch dass es bei Tag angenehmer war. 

George wandte sich ihrem Trolli zu, der noch im Zug stand. Scheppernd hob er ihn heraus.

»Du siehst gut aus …«

Mit einer Geste widersprach sie ihm. Zumindest in dieser Hinsicht log George. 

Rachel war sich darüber im Klaren, sie sah genauso fürchterlich aus wie sie sich fühlte. Ihre Kopfschmerzen waren zurückgekehrt und quälten sie. Doch das war längst nicht alles, sie hatte auch abgenommen. Nicht dramatisch, aber auch nicht freiwillig. Vor acht Monaten war ihre Beziehung in die Brüche gegangen. Daran litt sie noch immer. 

Das Schlimmste: Sie wusste, das sah man ihr an. Es schien ihr, als sei sie für jeden ein offenes Buch. 

»George…?«

»Ja?«

»Tust du mir bitte einen Gefallen?«

»Natürlich.«

»Lüg’ mich nicht an«, fasste sie sich ein Herz. »Ich weiß wie mies ich aussehe …«

Er war es von ihr gewohnt, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm, dennoch überraschte ihn die Offenheit ihrer Worte.

»Du siehst wirklich gut aus«, bekräftigte er, kleinlaut geworden. 

»Ich arbeite immer noch mindestens 12 Stunden am Tag, um mich abzulenken.«

»So schlimm? Als wir an Weihnachten telefonierten, sagtest du, du würdest schon darüber hinwegkommen.«

»Werde ich auch«, versprach sie. »Aber nicht heute oder morgen.« 

Plötzlich war alles wieder präsent. Plötzlich musste Rachel die Zähne aufeinanderpressen, um nicht anzufangen zu heulen. Ihr wäre das wie ein Eingeständnis ihrer Schwäche vorgekommen. George gehörte zwar zu den wenigen Menschen, vor denen sie nicht um jeden Preis ihr Gesicht wahren musste. Dennoch – sie hatte nicht deshalb den Weg nach Dunnwich auf sich genommen. 

»Warum hast du mich denn nicht gerufen?« Er war leise geworden, seine Stimme war ein Flüstern. »Warum hast du nichts gesagt?« 

»Georgie« – sie nannte ihn nun so wie früher, als sie Kinder gewesen waren – »was hättest du denn tun können?«

»Manchmal hilft reden. Einfach nur reden.«

»Lieb von dir«, lächelte sie tapfer. Weshalb hätte sie ihn mit ihren Problemen belästigen sollen? Er hatte genug eigene. Außerdem gab es andere Möglichkeiten, seinen mentalen Müll loszuwerden: Psychologencouchs, Beichtstühle, Kneipentresen, der Chat von Facebook … 

Kein adäquater Ersatz natürlich für das Ohr eines Bruders. Doch er hatte wirklich genug eigene Sorgen. Da brauchte er nicht noch zusätzlich die seiner kleinen Schwester.

Ein wenig Abstand zu gewinnen hatte ihr ebenfalls geholfen. Deshalb hatte sie auch den Auftrag in Rom angenommen. Etwas anderes sehen als die vertrauten Wände ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung. Andere Leute treffen, wenn auch vorwiegend nur männliche Kollegen jenseits der fünfzig, die Hälfte davon Geistliche. 

Plötzlich wurde George still. Er presste er die Lippen so fest aufeinander, dass sie zu einem schmalen, blutleeren Strich wurden. Gedankenverloren starrte er ins Leere.

Obwohl sie sich lange nicht gesehen hatten – Rachel meinte ihn gut genug zu kennen, um zu wissen, was sein Schweigen zu bedeuten hatte: Es war müßig, die Floskel zu bemühen, geteiltes Leid sei halbes Leid.

---ENDE DER LESEPROBE---