DAS  HÖLLISCHE ERBE DER PENELOPE STEINGRUBER - Markus Kastenholz - E-Book

DAS HÖLLISCHE ERBE DER PENELOPE STEINGRUBER E-Book

Markus Kastenholz

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Beschreibung

»Was … bist du?« Seine Stimme war nur ein Hauch, ein leises Flüstern, geboren aus Angst und Hoffnungslosigkeit.

»Dein Verderben«, flüsterte das Wesen genau so leise zurück.

Voller Entsetzen sah der Redakteur, wie das Funkeln in den Augen der Kreatur zu einem alles verschlingenden Flammenmeer anwuchs. Wie feurige Dolche bohrten sich die verzerrenden Blicke in seine Augen, ließen sein Blut kochen, seine Augäpfel platzen, sein Fleisch verschmoren.

Er starb mit einem nicht enden wollenden Schrei der Qual auf den Lippen ...

 

Brutale Morde rufen Montague McGallagher und Sunny auf den Plan. Im Kampf gegen einen höllischen Rachegeist werden sie mit Schrecken konfrontiert, die ihren Ursprung in dem zerstörten Ort Glainach haben.

Und die zu einer Bedrohung für ganz Klagenfurt

werden könnten…

 

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Azrael ap Cwanderay, Markus Kastenholz

DAS HÖLLISCHE ERBE DER PENELOPE STEINGRUBER

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Intro-Impressum

 

 

 

 

 

DAS HÖLLISCHE ERBE DER

PENELOPE STEINGRUBER

 

von

 

Azrael ap Cwanderay

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vollständige Ausgabe 2021

Copyright © Hammer Boox, Bad Krozingen

Lektorat / Korrektorat:

Hammer Boox, Bad Krozingen

 (Fehler sind völlig beabsichtigt und dürfen ohne Aufpreis

behalten werden)

Titelbild: Azrael ap Cwanderay

Satz und Layout: Hammer Boox

 

Copyright © der einzelnen Beiträge bei den Autoren

 

10 / 21 - 31

 

 

 

 

 

EINE BITTE:

 

Wie ihr vielleicht wisst, ist HAMMER BOOKS noch ein sehr junger Verlag.

Nicht nur deshalb freuen wir uns alle, wenn ihr uns wissen lasst, was ihr von diesem Roman haltet.

Schreibt eine Rezension, redet darüber,

fragt uns, wenn ihr etwas wissen wollt...

 

 

 

 

 

 

 

»Was … bist du?« Seine Stimme war nur ein Hauch, ein leises Flüstern, geboren aus Angst und Hoffnungslosigkeit.

»Dein Verderben«, flüsterte das Wesen genau so leise zurück.

Voller Entsetzen sah der Redakteur, wie das Funkeln in den Augen der Kreatur zu einem alles verschlingenden Flammenmeer anwuchs. Wie feurige Dolche bohrten sich die verzerrenden Blicke in seine Augen, ließen sein Blut kochen, seine Augäpfel platzen, sein Fleisch verschmoren.

E starb mit einem nicht enden wollenden Schrei der Qual auf den Lippen ....

Brutale Morde rufen Montague McGallagher und Sunny auf den Plan. Im Kampf gegen einen höllischen Rachegeist werden sie mit Schrecken konfrontiert, die ihren Ursprung in dem zerstörten Ort Glainach haben.

Und die zu einer Bedrohung für ganz Klagenfurt

werden könnten…

 

 

1

 

Einsam stand das Haus auf der windgepeitschten Klippe. Dunkle Wolken zeichneten sich am Firmament ab und verliehen der kühlen Sommernacht etwas Bedrohliches.

Selbst zu dieser ansonsten milden Jahreszeit war das Klima hier, an der Küste Nordirlands, rau und unbeständig.

Das störte den Mann, der sich der Hütte näherte, jedoch nicht weiter. Als gebürtiger Schotte war er das gewohnt.

Sein schulterlanges, weißgraues Haar wurde vom Wind zerzaust, und seine leichte Sommerjacke wehte wie das Cape eines Superhelden in seinem Rücken.

Die eisgrauen Augen des Hünen fixierten die Behausung vor ihm. Der Weg hierher war beschwerlich gewesen und hatte oftmals quer über Fels und grasbedeckte Hügel geführt. Wer hier lebte, musste schon verdammt gut zu Fuß sein.

Die nächstgelegene Ortschaft war der das Fischerdorf Dunfanaghy, einige Kilometer weit entfernt und am Fuße der Klippen, nahe der Sheephaven Bay, gelegen.

Als der Mann die Hütte erreichte, blieb er stehen und sah sich aufmerksam um. Als suche er etwas. Oder jemanden …

Er fixierte mit seinen Blicken einen Punkt in der Dunkelheit hinter der Hütte.

Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, dann hob er seine Faust und klopfte energisch an die massive Holztür.

Es vergingen einige Augenblicke in völliger Stille, nur durchbrochen vom Rauschen des Windes.

Dann waren auf der anderen Seite der Tür leise, schlurfende Schritte zu vernehmen.

Der Schotte konnte hören, wie ein metallener Riegel zurückgezogen wurde. Dann öffnete sich die Tür langsam mit einem knarrenden Geräusch. Der Hüne musste grinsen bei dem Gedanken, dass hier so fast jedes Klischee einer Gruselgeschichte bedient wurde. Fehlte nur noch die warzennasige Hexe mit der schwarzen Katze auf dem Buckel.

Ganz so extrem war der Anblick dann doch nicht, der sich ihm in der offenen Tür bot. Keine Warzennase, kein Buckel und definitiv keine schwarze Katze.

Dafür eine Frau mittleren Alters in einem schlichten, hellgrünen Kleid. Hohe Wangenknochen und smaragdgrüne Augen dominierten ein feingeschnittenes Gesicht. Eine Flut ungebändigter roter Locken machte das Klischeebild der hübschen Irin vollkommen.

Ohne ein Wort zu sagen starrte die Frau den großen Mann mit festem Blick an. Dabei musste sie den Kopf leicht in den Nacken legen, da er sie um gut einen Kopf überragte.

»Schönen guten Abend, werte Dame«, begann der weißhaarige Mann.

»Es ist kurz vor Mitternacht«, unterbrach sie ihn mit kühler Stimme. »Was wollen Sie?«

Anstelle einer Antwort schob sich der Schotte einfach an ihr vorbei und betrat die kleine Hütte.

Ein einfach eingerichtetes Zimmer empfing ihn. Die Behausung war nicht sehr groß und bot eigentlich nicht mehr als diesen einen Raum. Daher befanden sich Schlafstätte, Kochecke und Wohnbereich gleichermaßen hier. Ein großer Kamin nahm fast die ganze Stirnseite des Zimmers ein und sorgte mit seinem flackernden Feuer für angenehme Wärme.

Zwei Fenster, eines rechts, eines links, gewährten Ausblicke auf die jetzt im Dunkeln liegende Küstenlandschaft. Vor dem Kamin befanden sich ein Tisch und zwei Stühle. Eine offene Flasche Wein und ein halbvolles Glas standen neben einem Teller mit einem angeschnitten Laib Brot, Weintrauben und etwas Käse darauf. Die Frau hatte sich wohl gerade einen Mitternachtssnack gegönnt.

Ungefragt setzte sich der nächtliche Besucher hin und nahm sich ein Stück Käse.

»Du weißt genau, was ich will«, richtete er das Wort an die Rothaarige, die noch immer bei der offenen Tür stand.

Dabei klang seine Stimme weiterhin höflich, obwohl sie jetzt einen leicht bedrohlichen Unterton inne hatte.

Langsam drückte die Irin die Tür ins Schloss, verharrte aber weiterhin dort.

»Und du weißt auch genau, wer ich bin«, fuhr der Hüne fort und warf dabei eine einzelne Weintraube in die Luft, um sie dann geschickt mit dem Mund aufzufangen.

»Montague McGallagher, der Monsterschlächter«, stieß die Frau hervor. »Der letzte TORwächter.«

»Genau der. Immer wieder schön zu sehen, dass das Marketing funktioniert.«

Ein Lächeln umspielte die Lippen des Schotten. Auf den ersten Blick wirkte es belustigt. Doch seine Augen blieben davon unberührt. Eindringlich fixierte er sein Gegenüber.

»Du weißt, was ich will …«

»Niemals wirst du es bekommen, Monsterschlächter!« Die Stimme der Rothaarigen schwoll zu einem lauten Kreischen an.

Und dann verwandelte sie sich.

Ihre rote Mähne richtete sich auf, als würden ihre Haare unter Strom stehen. Eine grau-grüne Blässe überzog ihre Haut, und dünne schwarze Adern sprossen über ihren gesamten Körper. Die Hände der Irin formten sich zu Klauen, die Fingernägel zu langen, schwarzen Krallen.

In den einstmals grünen Augen schien nun ein dämonisches Höllenfeuer zu lodern, und das weit aufgerissene Maul präsentierte zwei Reihen dolchartiger Zähne. Zwischen ihnen wand sich eine lange schwarze Zunge wie ein schleimiger Aal.

Das ehemals hübsche Gesicht war jetzt zu der ausgemergelten Fratze einer dämonischen Bestie geworden.

Zu dem einer Banshee!

Wild riss die Kreatur die Arme empor. Ein Sturm schien sie zu umtosen, blitzartige Entladungen tanzten über ihr grünes Kleid, die Luft knisterte vor Elektrizität.

Ihr Maul öffnete sich immer weiter, als besäße es kein Kiefergelenk. Die Haut spannte sich, als würde sie jeden Moment zerreißen. Ein reißzahnbewehrter Schlund, der bereit war, seine tödliche Magie auf den Schotten loszulassen.

Montague blieb von dem ganzen Höllenspuk, den die Gestalt entfesselte, weitestgehend unberührt. Noch immer saß er am Tisch und nahm jetzt genüsslich einen Schluck Wein. Dann steckte er zwei Finger in den Mund und ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen.

Lächelnd lehnte er sich zurück und harrte der Dinge, die da kommen würden.

Und nicht kamen.

Hatte das Höllengeschöpf vor ihm bei dem Pfiff im ersten Moment irritiert innegehalten, so zeigte sich jetzt ein triumphierendes Leuchten in den glühenden Augen.

»Da scheint wohl etwas nicht so zu laufen wie geplant«, stieß es höhnisch hervor und verteilte dabei ätzenden Geifer im ganzen Raum.

Siegessicher begann das Wesen auf ihn zuzugleiten und das Maul wieder aufzureißen.

Nach der nicht erfolgten Reaktion auf seinen Pfiff war der TORwächter aufgesprungen und wich jetzt langsam zurück.

So war das definitiv nicht geplant gewesen.

Erneut stieß Montague einen lauten Pfiff aus und starrte dabei in den schwarzen Schlund der Kreatur vor ihm. Jeden Augenblick konnte daraus der tödliche Schrei der Banshee erklingen und ihm das Gehirn grillen.

Ihre Klauen schlossen und öffneten sich in freudiger Erwartung, ihr ausgemergelter Brustkorb schwoll an, als sie tief Luft holte … und dann zerbarst das Fenster zur Rechten mit einem lauten Knall und ein lohfarbener Schemen fegte in den Raum!

Erleichtert atmete Montague auf. Er sah, wie seine treue Gefährtin Sunny die Banshee zu Boden warf und dann ihre Zähne in den Oberarm der Höllenkreatur vergrub.

Endlich erklang der Schrei der Banshee – jedoch nicht als Todesschrei, nun war es ein Schrei der Schmerzen und der Qual.

Ein Zittern und Beben durchlief ihren Körper. Es sah aus, als hätte sie einen Elektroschock erhalten. Ein letztes Aufbäumen – dann lag sie wie erstarrt da. Das einstige Triumphieren in den Augen war schierer Panik gewichen, als die Banshee den Schotten ansah.

Langsam kam er auf sie zu. Sanft tätschelte Montague den Kopf der großen Hündin, die mit gefletschten Zähnen neben der Banshee Position bezogen hatte.

»Am Timing müssen wir aber noch ein bisschen arbeiten, hm?«

Die Antwort der Hündin bestand lediglich aus einem leisen Schnauben. Ungerührt fixierte die Leonberger-Schäfer-Mischlingshündin die dämonische Kreatur zu ihren Pfoten. Die Zähne des Tiers hatten tiefe Wunden im Oberarm hinterlassen. Rinnsale schwarzen Blutes traten aus und bildeten eine kleine Pfütze unter dem Leib des Höllengeschöpfes.

Leicht angewidert verzog Montague das Gesicht, als ihm der faulige Gestank des Blutes in die Nase drang.

Trotzdem ging er neben der Banshee in die Hocke.

»Was … was hast du … mit mir … gemacht …?«, stieß die Kreatur schmerzerfüllt hervor. Jedes Wort, jede Silbe schien sie ungeheure Anstrengung zu kosten, jede Zelle ihres Körpers schien die Lähmung, die sie überkam, zu bekämpfen.

»Ich noch gar nichts«, antwortete der Schotte lapidar. »Das ist bisher allein Sunnys Verdienst. Ihr Biss hat auf Kreaturen der Anderswelt eine lähmende – und sehr schmerzhafte – Wirkung.«

»Dann … dann bring es … endlich zu Ende … Monsterschlächter! Töte mich … und erlöse mich«, keuchte die Banshee. Stinkender Geifer rann aus ihren Mundwinkeln. Der Schmerz verzerrte ihre an sich schon unmenschlichen Gesichtszüge ins Groteske.

»Oh, ich werde dich nicht töten.« Montague lächelte. »Eine Besonderheit von Sunnys Biss ist es nämlich auch, dass er bei Banshees eine spezielle Wirkung hat. Er lähmt sie nicht nur, er sorgt auch dafür, dass sie nicht getötet werden können. Zugleich verliert die Gebissene jeglichen eigenen Willen.«

»Dann … willst du … mich also zu … deiner Sklavin machen?« Unglauben stahl sich in ihren Blick. »Ich soll … dir zu … Diensten sein …?«

»Nun, nicht direkt, nein.« Mit diesen Worten griff der TORwächter hinter sich und zog eine Machete aus der Rückenscheide unter seiner Jacke hervor. Die lange Klinge glänzte silbern im flackernden Licht des Kaminfeuers. Erhabene Runen schienen über das Metall zu tanzen.

»Eigentlich brauche ich nur deinen Kopf.«

Und mit einem gewaltigen Hieb trennte Montague McGallagher den Schädel der Banshee von ihrem Körper!

 

 

2

 

Einige Zeit später.

Skeptisch starrte die junge Frau auf das skurrile Objekt.

»Dekorativ geht definitiv anders«, meinte sie kritisch.

»Findest du?« Montague trat einige Schritte zurück und legte dann seinen Arm um ihre Schulter. »Ich finde, das hat was.«

»Klar – wenn man auf Geisterbahndeko steht.«

Der Gegenstand ihrer Unterhaltung befand sich wenige Schritte vor ihnen, über der massiven Tür zu den Kellergewölben des Hauses. Auf einem kleinen Sockel ruhte ein Schädel.

Kein Totenschädel, sondern das abgetrennte Haupt der Banshee!

Wie ein Perückenkopf thronte es dort. Die Haare hingen stumpf und strähnig bis auf den Sockel, die eingefallenen Augen waren geschlossen und die blutleeren Lippen fest zusammengepresst.

Insgesamt sah es wie eine makabre Dekoration zu Halloween aus, hatte jedoch weitaus weniger festliche Hintergründe.

»Die beste Alarmanlage der Welt ist der Kopf einer Banshee«, hatte Montague vor einigen Tagen zu Sunny gesagt. »Natürlich nur auf magische Dinge bezogen. Und auch nur, wenn er vorher speziell ›geerntet‹ wurde.«

Aus diesem Grund hatten sich der TORwächter und seine Gefährtin nach Irland begeben und das Wagnis auf sich genommen, einer leibhaftigen Banshee gegenüber zu treten. Deren Todesschrei hätte selbst ein magisch bewanderter Kämpfer wie Montague nichts entgegenzusetzen gehabt, daher war die ganze Aktion von einem nicht unbeträchtlichen Risiko begleitet worden.

Zum Glück hatte aber alles funktioniert. Trotz des verpatzten Einsatzes von Sunny, an dem, laut ihr, eine vorwitzige Maus und der hündische Jagdtrieb schuld gewesen sein sollten.

Nun ruhte der Schädel der Banshee über dem Eingang zum TOR – der Pforte in die Anderswelt, in die Reiche des Bösen und der Verdammnis.

»Und wie genau funktioniert diese tolle Alarmanlage jetzt?« Immer noch schwang Skepsis in der Stimme der jungen Frau. Sie hatte zwar schon einiges Seltsames an der Seite von Montague McGallagher erlebt, aber dies hier hatte nun wirklich einen erhöhten Grad an Absurdität.

»Die Banshee an sich wird ja auch gerne als Totenfee bezeichnet«, begann er zu dozieren.

«Ja, ja, ist bekannt«, unterbrach ihn Sunny lachend. »Kündigt den Tod von Menschen an, bla, bla, bla. Wenn böse, so wie in unserem Fall, bringt sie den Tod selbst über die Menschen – kenne ich alles schon, interessiert mich nicht. Alarmanlage. Schädel. Warum? Sprich, Großer!«

Ergeben seufzte Montague.

»Die Jugend von heute weiß etwas Folklore einfach nicht mehr zu schätzen«, verkündete er mit gespielter Enttäuschung.

»Das können wir dann heute Abend bei einem Gläschen Wein näher erörtern. Da zeige ich dir dann, wie zwischenmenschliche Folklore funktioniert«, feixte Sunny und drückte dem Hünen einen Kuss auf die Wange. »Und jetzt verrate mir endlich, wie diese Schädelalarmanlage da funktionieren soll.«

»Wohlan«, begann der Schotte grinsend. »Bisher haben ja die magischen Runen und Symbole auf der Tür dafür gesorgt, dass kein bösartiges Wesen aus der Anderswelt das TOR durchschreitet. Aber wie uns die letzten Ereignisse mit der Reporterin Penny Steingruber gezeigt haben, ist das leider kein hundertprozentiger Schutz mehr. Wenn, aus welchem Grund auch immer, die Schutzzeichen entfernt oder beschädigt werden, steht das TOR den Höllenkreaturen offen. Und da kommt jetzt Myrtle ins Spiel.«

»Bitte - wer?«

»Myrtle. Ich finde, unsere körperlose Schönheit da oben sieht aus wie eine Myrtle. Immer Kopf der Banshee zu sagen ist auf Dauer anstrengend.«

»Spinner«, meinte Sunny liebevoll. «Und wie kann uns Myrtle …«, sie betonte den Namen übertrieben, »… jetzt gegen die Bestien der Hölle helfen?«

»Indem sie schreit. Normalerweise tötet ihr Schrei Menschen. Dank der Tatsache, dass Myrtle nach deinem Biss mir gehorchen muss – auch als Nur-Kopf – habe ich ihr Folgendes befohlen: Tritt ein Dämon, Vampir, Werwolf, Ghoul oder was auch immer durch das TOR in unser Haus, so lässt die Banshee ihren Todesschrei ertönen und lähmt den Eindringling.«

»Lähmt? Warum nicht gleich reinen Tisch machen?« Sunny fuhr sich mit der rechten Hand bezeichnend über die Kehle.

»Weil dafür Myrtles Macht nicht ausreicht. Geschöpfe der Anderswelten sind doch um einiges stärker als Menschen. Aber immerhin gibt uns das die Möglichkeit, die Kreatur gefahrlos zu beseitigen. Zumal die Lähmung zeitlich unbegrenzt ist – wir müssen also im Zweifelsfalle auch nichts befürchten, wenn wir mal nicht zuhause sind. So etwas wie mit dem Wurologg oder der Makaschuuke wird nicht noch einmal passieren.« Dabei spielte Montague auf das vergangene Abenteuer an, bei dem einigen Höllenmonstern, bedingt durch die ungewollte Manipulation der Reporterin Penny Steingruber, die Flucht durch das TOR in diese Welt gelungen war. Nur mit Mühe und Not hatten sie die Bestien besiegen und davon abhalten können, das Haus zu verlassen und über unschuldige Menschen herzufallen. Deshalb hatte der Schotte auch das vierhundert Jahre alte Bauernhaus, in dessen Keller sich das TOR befand und das Sunnys und seine Heimstatt war, durch einen Zauber in eine anderen Dimension versetzt. Von hier würde es kein Monster je wieder in die Menschenwelt schaffen.

Und als zusätzliche Absicherung gab es nun noch Myrtle.

»So ganz überzeugt bin ich immer noch nicht von der Idee«, meinte Sunny. Sie setzte sich auf die oberste Stufe der Kellertreppe. «Kann man das irgendwie testen? Und richtet es sich gegen ALLE magischen Wesen?«

Montague konnte deutlich die Sorge in ihrer Stimme hören. Immerhin war sie selbst ein magisches Wesen, eine WerMenschin. Die meiste Zeit ihres Daseins war sie eine Hündin, nur bei Vollmond verwandelte sie sich in eine Frau. Und wenn sie sich hier im Haus aufhielt, dafür sorgte die exponierte Stellung in der anderen Dimension. Sowohl als Hündin als auch als Mensch war sie eine Bereicherung im Kampf gegen das Böse, dem sich Montague verschrieben hatte. Als Hündin mit ihren magischen Besonderheiten, wie dem lähmenden Biss und einer übermenschlich hohen Heilungsrate, als Mensch durch diverse Kampfsportarten, in denen sie ausgebildet war und ihr fotografisches Gedächtnis. Jedoch war sie nur als Mensch in der Lage, mit dem Mann, den sie liebte, eine erfüllende Beziehung zu führen. Als Hündin war sie ihm eine treue Gefährtin, als Menschenfrau jedoch die Liebe seines Lebens. Und so genossen sie die gemeinsame Zeit umso mehr und waren dankbar für diese geschenkten Augenblicke der Zweisamkeit.

»Keine Angst«, ging der Schotte auf ihre Bedenken ein und ließ sich neben ihr auf der Treppe nieder. »Der Schrei der Banshee richtet sich nur gegen Kreaturen, die von der anderen Seite kommen. Dir kann also nicht das Geringste passieren.« Aufmunternd küsste er sie auf die Nasenspitze. »Was das Testen anbelangt, da müssen wir es wohl auf einen Ernstfall ankommen lassen. Aber in der Theorie sollte es einwandfrei funktionieren.«

»Grau ist alle Theorie«, zitierte die junge Frau. »Das heißt also, wenn das nicht hinhauen sollte, habe ich meine Zähne völlig umsonst in das faulige Fleisch von Myrtle geschlagen?«

»Nun ja, immerhin kannst du dann wenigstens einen schönen Ausflug ins idyllische Irland auf der Haben-Seite verbuchen«, grinste Montague.

»Idiot«, entgegnete Sunny scherzhaft und stand auf. »Ich gehe jetzt duschen. Kommst du mit?«