Die Hexenhammer-Chroniken, Band 1: Höllenengel - Markus Kastenholz - E-Book

Die Hexenhammer-Chroniken, Band 1: Höllenengel E-Book

Markus Kastenholz

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Beschreibung

In einer alternativen Realität drängen die Kreaturen der Hölle immer mehr in die Welt. Man kann ihre Aktivitäten nicht länger vertuschen, weshalb Papst Paul VIII. damit an die Öffentlichkeit geht und gleichzeitig den Hexenhammer ausruft: eine weltweite Organisation zur Bekämpfung der Dämonen, unabhängig von Konfessionen.
Einer ihrer Agenten ist Balthasar Quentin, ein geläuterter Auftragskiller. Nachdem der Cherub M’yri-El von dessen Erzfeind ermordet worden war, hat seine Essenz Quentins Herz als Gefäß erwählt. Sie beide können miteinander verschmelzen und sind dann ein effizientes Team gegen die dämonischen Caralla und ihre Höllenbrut.
… bis Quentin überfallen wird! Als er wieder erwacht, ist M’yri-El verschwunden. Und er weiß genau, das geschah nicht freiwillig.

Der 1. Band der »Die Hexenhammer-Chroniken« beinhaltet Teil 1 bis 3.

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Markus Kastenholz

 

 

Die Hexenhammer-Chroniken

 

Band 1

 

Höllenengel

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer, 2024

Korrektorat: Thomas Albert

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Hexenhammer-Chroniken 

Höllenengel 

Eins 

Zwei 

Drei 

Weitere Romane von Markus Kastenholz sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

In einer alternativen Realität drängen die Kreaturen der Hölle immer mehr in die Welt. Man kann ihre Aktivitäten nicht länger vertuschen, weshalb Papst Paul VIII. damit an die Öffentlichkeit geht und gleichzeitig den Hexenhammer ausruft: eine weltweite Organisation zur Bekämpfung der Dämonen, unabhängig von Konfessionen.

Einer ihrer Agenten ist Balthasar Quentin, ein geläuterter Auftragskiller. Nachdem der Cherub M’yri-El von dessen Erzfeind ermordet worden war, hat seine Essenz Quentins Herz als Gefäß erwählt. Sie beide können miteinander verschmelzen und sind dann ein effizientes Team gegen die dämonischen Caralla und ihre Höllenbrut.

… bis Quentin überfallen wird! Als er wieder erwacht, ist M’yri-El verschwunden. Und er weiß genau, dass geschah nicht freiwillig.

Der 1. Band der »Die Hexenhammer-Chroniken« beinhaltet Teil 1 bis 3

 

 

***

Die Hexenhammer-Chroniken

1. Band

 

Höllenengel

 

Eins

 

VERRÜCKT!, dachte sich Jacqueline Spengler und schüttelte den Kopf, während ihr nachdenklicher Blick über den Petersplatz schweifte. VON MAL ZU MAL KOMMEN MEHR … 

Sie stand im zweiten Stock des Päpstlichen Palastes in Vatikanstadt hinter einem mannshohen Fenster aus vermeintlichem Holz. Der Schein trog natürlich, wie so oft. Der Rahmen bestand nicht aus Holz, sondern aus massivem Stahl, und die Scheibe aus derart dickem Panzerglas, dass man kaum hindurchsehen konnte. Von außen ohnehin nicht.

Dessen ungeachtet blieb das mulmige Gefühl in ihrem Magen und ließ sich nicht beiseiteschieben. Es machte ihr Angst. Denn es waren nicht nur viele Menschen, wie sie feststellte, sondern viel zu viele.

Tausende Blicke schienen von draußen auf ihr – und nur auf ihr! – zu kleben, durchschauten sie mühelos und stülpten ihr Innerstes nach außen. Vor niemandem schien sie auch nur das kleinste Geheimnis bewahren zu können; sie war ein offenes Buch für jeden. Man sah es ihr an, als stehe es auf einem Schild geschrieben, das sie um ihren Hals trug.

Von ihrer Position aus konnte sie niemand draußen sehen. Doch dieses Wissen war ihr kaum ein schwacher Trost. Das Unbehagen blieb nicht nur, es wurde größer und größer und beherrschte sie schließlich.

Vielleicht lag es auch daran, dass die wenigsten dieser Menschen Gläubige waren, wie sonst an diesem Ort üblich: mit teils naiven Seelen, aber reinem Herzen. Weder war Ostern, noch erwartete man das obligatorische »Urbi et Orbi« des Papstes für Rom und für den Erdkreis. Es handelte sich auch nicht um Pilger, die den langen Weg auf sich genommen hatten, um den Pontifex von weitem bei einer Privataudienz zu lauschen und seinen Segen entgegen zu nehmen.

Heute lauerten dort vor allem Leute, die etwas »erleben« wollten. Darunter zahlreiche Reporter und Journalisten: Medienleute mit geifernden Kameras und nach Sensationen heischender Neugier. »Berichterstatter«, die ihrem Publikum ein umfassendes Bild der Ereignisse liefern wollten, die sich zurzeit in Rom abspielten und noch abspielen würden. Wie viel davon der Wahrheit entsprach und wie viel dabei auf der Strecke blieb, war dabei unerheblich: Auf dem heimatlichen Sofa rekelnd, bei Chips und Bier, wollte der allgemeine Voyeurismus befriedigt werden.

Genau dafür sorgte die Presse.

Mit seinen schier unzähligen Räumlichkeiten, durchzogen von labyrinthhaft verzweigten Gängen, Fluren und Korridoren war der Päpstliche Palast groß genug, dass man ihn mittlerweile teilweise zum Gerichtsgebäude umfunktioniert hatte. Für spezielle Gerichtsverfahren, die im Abendland vermutlich nur an eben diesem Ort abgeurteilt werden konnten. Selbst auf das Risiko hin, dass man durch diese Entscheidung das Böse sozusagen ins eigene Heim holte.

Die römischkatholische Kirche, die diese Prozesse federführend leitete, nannte sie »Inquisitionsverfahren«. Aus alter, unbeliebter Tradition, die man aus der Not heraus wieder hatte aufleben lassen.

Für die Öffentlichkeit war es schlicht der HEXENHAMMER.

Ein griffiger Ausdruck, den jeder kannte – ohne detailliert zu wissen, worum es sich dabei ursprünglich gehandelt hatte – und der die morbidesten Phantasien beflügelte. Eine Inspiration sondergleichen für jeden sadistischen Zuschauer.

Eine Unzahl an wuchtigen Aufnahmewagen stand an der Peripherie des Petersplatzes. Die Signets unterschiedlicher Fernsehstationen entdeckte Spengler. Groß und unübersehbar prangten sie an den blechernen Flächen. Die europäischen Sender waren ohnehin vertreten, schon allein aufgrund der kurzen Anfahrtswege. Aber auch andere Stationen konnte sie ausmachen. Aus Übersee, aus der ganzen Welt. Selbst aus den arabischen Staaten, die gemeinhin nicht allzu viel von dem hielten, was im Vatikan so vor sich ging. Bis auf den Hexenhammer. Irgendwie betraf der die ganze Welt, über jede Staaten- und Religionsgrenze hinweg.

CNC durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen. Nach dem fast unbedeutenden Scharmützel, den man der Welt als »Antarktischer Weltkrieg« zu verkaufen versucht hatte und bei dem nur eine Handvoll Menschen ums Leben gekommen waren – noch dazu durch Friendly Fire –, waren die Inquisitionsverfahren eine willkommene Abwechslung im Nachrichtengeschäft. Ein gefundenes Fressen, wieder ordentlich Quote zu machen. Das schaffte man nur mit genug Nervenkitzel und Blutvergießen, und leider hatte es genau daran in der Antarktis gefehlt – sehr zum Verdruss der Aktionäre.

Hinrichtungen gab es hier freilich nicht zu sehen. Niemand wurde hingerichtet, selbst eine Kreatur nicht, von der das Böse Besitz ergriffen hatte. Aber vielleicht würde es ja dieses Jahr einem Dämon gelingen, seinen magischen Käfig zu sprengen, um Feuer speiend und mordend über den Petersplatz zu jagen. Dann würde man zur Stelle sein und alles aufnehmen. Auch, wie man den Dämon unschädlich machen würde. Mit Großaufnahmen auf die Opfer und die Blutlachen.

Dabei erinnerte sich Spengler nur zu gut an den ersten Hexenhammer vor genau fünf Jahren. Ebenso wie heute, am 6. Januar – Dreikönig. Wieso ausgerechnet an diesem Tag, hatte ihr nie jemand begreiflich erklären können. Möglicherweise war der Zettel mit diesem Datum aus einem Hut gezogen worden.

Damals, da war sie noch eine kleine, frustrierte Beamtin beim Reichskriminalamt in Berlin gewesen. Außendienst. Eine von vielen, die versuchten, auf den Straßen für Ordnung zu sorgen. Unterbezahlt, unterqualifiziert, unterbewertet. Das organisierte Verbrechen lachte sich über Leute wie Spengler halb kaputt.

Als sie die Ausschreibung gelesen hatte, dass die »Glaubenskongregation« erfahrene Polizeibeamte suche, hatte sie sich gemeldet. Warum? Sie wusste es bis heute nicht genau. Vielleicht um mit ihrem Alltagstrott zu brechen, vielleicht auch aus einem Gefühl heraus, dort konnte sie mehr bewirken als in ihrem Alltagstrott, wo sie Kriminelle verhaftete und diese binnen weniger Stunden wieder freigelassen wurden. Teils aus fadenscheinigen Gründen. Kurz darauf hatte man ihre Bewerbung nicht nur angenommen, sondern sie in ein Hexenhammer-Team gesteckt. Eines von mehreren Teams, die an vorderster Front recherchierten und oft genug auch kämpften.

Vorwiegend stellvertretende Aushilfsreporter 2. Klasse waren einst an jenem 6. Januar nach Rom geschickt worden, um über den »religiösen Hokuspokus« des Vatikans zu berichten. Leute, die auf der internen Mobbing-Liste ganz weit oben standen. Man wollte sie ziemlich weit nach hinten schieben in den Nachrichtensendungen, bis das Publikum sie vergessen hatte.

Man maß den Hexenhammer-Prozessen keinerlei Bedeutung bei.

Nicht anders war die Berichterstattung ausgefallen: Eine halbe Minute vor dem Wetterbericht oder eine halbseidene Reportage in einem Boulevard-Magazin am Vorabend zwischen der neuesten Affäre eines abgehalfterten Schlagersängers und unscharfen Aufnahmen von einer UFO-Sichtung. Eine Randnotiz der Gegenwart. Dementsprechend auch das mitleidig-süffisante Lächeln der Moderatorinnen. Sie fühlten sich »den Schwachköpfen in Rom« überlegen. Schließlich hatten sie einen Sonderschul-Abschluss und verfügte über eine Zungenfertigkeit, die ihnen diese Posten bei den zuständigen Ressortchefs der Sender verschafft hatten.

Inzwischen hatte sich vieles geändert, fast alles. Inzwischen stand die Welt näher am Abgrund denn je. Das war selbst in die Köpfe der Öffentlichkeit vorgedrungen. Obwohl sie nicht erahnten, wie schlecht es um sie stand.

Die Hexenhammer-Berichte liefen inzwischen in den Nachrichtensendungen meist an erster Stelle – ohne dass noch irgendjemand mitleidig darüber lächelte. Man versuchte, den Zuschauer lückenlos zu informieren, sodass er immer Uptodate war. Dabei drangen bestenfalls Bruchstücke aus den Gerichtssälen, und das war auch gut so. Dort sollte man sich offen über die Wahrheiten aussprechen können, ohne dass sie gleich an die Öffentlichkeit getragen wurden.

»Keine Presse bei den Prozessen«, war deshalb eine der Bedingungen von Papst Paul VIII. gewesen, als dieser sich entschieden hatte, die Verfahren einzusetzen. Man wollte den Delinquenten faire Verfahren geben, soweit Spengler das beurteilen konnte, die freilich keine Juristin war.

Jede Verhandlung wurde aufgezeichnet. Doch diese Aufnahmen blieben im »Giftschrank« des Archivs und waren allenfalls für den eigenen Gebrauch bestimmt. Vielleicht würden zukünftige Generationen einmal ein Urteil darüber fällen, ob man wirklich korrekt vorgegangen war.

So beschränkten sich die Angaben für die Allgemeinheit vorwiegend auf Gerüchte, Spekulationen und nicht zu vergessen die lapidaren Statements der Pressesprecher: Vergehen und Urteil. Manchmal verschwieg man sogar, um wen es sich bei dem Angeklagten gehandelt hatte, falls man eine Chance sah, ihn wieder zu sozialisieren. Dessen Identität öffentlich zu machen, hätte diese Möglichkeit zunichte gemacht.

Mehr musste auch niemand wissen. Obwohl die Presse natürlich alles unternahm, diesen Kodex zu unterwandern und mehr zu erfahren als das, was man ihnen zugestand. Das gehörte einfach zu ihren Aufgaben im harten, täglichen Geschäft der Neuigkeiten. Gelegentlich, wenn ein Geheimnisträger von niedrigem Rang nicht an sich halten konnte, sich wichtig zu machen, hatten sie damit auch Erfolg. Meist war Geld im Spiel, manchmal auch Sex und Erpressung: Lappalien, die vorkamen und wohl dazugehörten.

Weit mehr als nur eine Lappalie war das Sicherheitsleck vor vier Jahren gewesen. Damals hatte man noch keine klare Linie gefunden. Man hatte vieles ausprobiert und selbstredend auch so manchen Fehler gemacht – mit fatalen Folgen. Damals hatte man teilweise noch den »Hexenhammer« zu Rate gezogen, jedenfalls in einigen Bereichen: das mittelalterliche Buch von höchst zweifelhaftem Wert, dafür umso größerem Bekanntheitsgrad. Gelegentlich hatte man damals noch die altmodischen und wenig subtilen Methoden der Folter angewandt, um der Wahrheit ans Licht zu helfen. »Intensivverhöre«, hatte man das beschönigend genannt – bis sich herausgestellt hatte, dass sie jetzt ebenso ineffizient waren wie einst.

Einer jener perfiden Folterknechte und Inquisitoren in Personalunion, ein Dominikanermönch namens Gonzalez, hatte es sich nicht verkneifen können, einige der Aufnahmen auf eine Internet-Plattform hochzuladen. Jeder Vollblut-Sadist, der sich die geforderte Summe leisten konnte oder wollte, durfte sie sich herunterladen und mit flinker Hand vor seinem Monitor aus dem Hexenhammer seinen ganz profanen Nutzen ziehen.

Ärgerlich und lästig. Anfangsschwierigkeiten eben, die leider nicht zu ändern waren. Man fand den richtigen Weg allein durch Fehlversuche. Mittlerweile war man davon ab und zu anderen Methoden der Wahrheitsfindung gekommen. Mittlerweile hatte man Empathen und Telepathen, die weitaus effizienter arbeiteten.

Spengler seufzte und konnte nicht den Blick von den Massen abwenden.

Als Papst Paul VIII. eine Woche nach seinem Amtsantritt vor dem Bösen gewarnt hatte, war noch fast jeder der Ansicht gewesen, er leide unter grassierendem Wahnsinn. Kaum über fünfzig und bereits debil? Oder religiös verblendet? Wie dreckig musste es der Katholischen Kirche gehen, wenn sie jetzt sogar die Inquisition offiziell wieder einsetzte? Und wozu? Natürlich um neue Gläubige zu gewinnen und alte näher an sich zu binden. Um ihre Gotteshäuser, die Klingelbeutel und die Opferstöcke zu füllen, die immer leerer geworden waren.

Paul VIII. war jedoch kein esoterischer Spinner. Im Gegenteil. Vielleicht war er einer der mutigsten Männer, die diese Welt je gesehen hatte.

Eine seiner ersten Amtshandlungen, bei jener aufsehenerregenden Pressekonferenz, hatte darin bestanden, den geheimen Wortlaut der dritten Botschaft von Fatima bekannt zu geben. Den echten. Nicht den, den einer seiner Vorgänger Jahre vorher veröffentlichen ließ und in der nicht mehr stand als dümmliches Blabla – den Worten der Gottesmutter nicht würdig.

Es hatte sich dabei um keine frommen Worte gehandelt, auch nicht um eine weitere Weissagung. Es waren Koordinaten. Koordinaten, die zu einem alten Friedhof in Paris führten.

Unmittelbar nach den Ereignissen in Fatima und den drei Botschaften der Jungfrau Maria, 1917, habe eine Abordnung des Vatikans diesen Ort aufgesucht und dort gegraben. Man habe dort in einer versiegelten Schatulle ein Buch gefunden: das geheime Werk des Nostradamus.

Laut den Worten von Paul VIII. beinhaltete es einen Codeschlüssel, mit dessen Hilfe man seine Prophezeiungen enträtseln konnte. Zu seiner Zeit, besonders gefährlichen Jahren für einen konvertierten, ehemaligen Juden wie ihn, hatte er sie, um nicht ins Visier der Inquisition zu geraten, nur chiffriert veröffentlichen können. Äußerste Vorsicht war für ihn höchste Pflicht gewesen.

Keiner wusste, selbst heute noch nicht, welche Verbindung es zwischen der 3. Botschaft von Fatima und Nostradamus’ Weissagungen gab. Vielleicht würde es auch niemals geklärt werden. Doch was man in seinen Schriften fand, übertraf selbst die kühnsten Phantasien. Alles stand dort. Alles. Jedes mehr oder minder bedeutende Vorkommnis der Weltgeschichte war Jahrhunderte vor seinem Eintreten aufgezeichnet worden.

Das erfolgreiche Attentat auf Hitler in der Wolfsschanze wurde dort ebenso detailliert beschrieben wie der darauffolgende, friedliche Putsch unter Feldmarschall Rommel.

Churchills Hinrichtung 1949 als Kriegsverbrecher stand ebenfalls darin: Aufgrund seiner großflächigen Bombardements von Dresden, Zürich, Brüssel und Montreal. Dass man Schizophrenie und Paranoia bei ihm diagnostiziert hatte, hatte die Richter in Anbetracht der Schwere der Vergehen und der besonderen Umstände nicht interessiert.

Stalins Tod in einem Bordell in Samara …

Die Mondlandung durch das Deutsche Reich 1971 …

Die Zündung der gestohlenen Atombombe Anno 1998 auf Mallorca durch katalanische Separatisten …

Der Sex-Skandal am japanischen Kaiserhof, der das Land in tiefe Depression gestürzt hatte …

Und natürlich die Caralla!

Gerade die Einträge über die jüngeren Ereignisse beschäftigten sich ausführlich mit den Caralla. Entsprechend der Rolle, die sie spielten.

Unmittelbar, nachdem man des Buches habhaft geworden war, so der Pontifex maximus in seiner Ansprache, habe die katholische Kirche versucht, die aktuell drohenden Katastrophen zu verhindern. Das habe leider nur bedingt funktioniert.

Immerhin, man habe den Ausbruch der Yukatan-Seuche im Keim ersticken können. Laut Nostradamus hätte sie andernfalls den halben südamerikanischen Kontinent entvölkert.

Das hatte nicht nur viele Menschenleben gerettet, sondern auch eines bewiesen: Die Zukunft stand nicht fest. Nostradamus hatte lediglich die Tendenzen niederschreiben können, zwar mit bewundernswertem Gespür für die Realität – doch man konnte sie ändern! Mehr noch: verhindern! Man konnte versuchen, das Ruder herumzureißen und die Katastrophen abzuwenden.

Hatte Paul VIII. aus Selbstlosigkeit die Karten auf den Tisch gelegt? Kaum.

Er sei nicht nur Pragmatiker, sondern auch der Ansicht, der Welt stehe das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Laut den Aufzeichnungen drohe der Welt eine Gefahr wie noch niemals zuvor.

Der Anti-Christ, so behauptete er, sei nicht nur ein absurdes Phantasiegemälde aus verflossenen Jahrhunderten, um die Gläubigen auf Kurs zu halten. Er existiere tatsächlich. Allerdings handele es sich dabei um keine Person. Auch um keine Wesenheit.

Es seien die Caralla.

Solange die Erde bestand und vermutlich noch länger, gebe es eine andere Seinsebene.

---ENDE DER LESEPROBE---