Das Böse von Melville - Markus Kastenholz - E-Book

Das Böse von Melville E-Book

Markus Kastenholz

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nein, kein Zweifel.
Sie hörte ein … Wimmern?
Fast so, als würde jemand in der Nähe leise schluchzen. Eva meinte zunächst, sich verhört zu haben. Sie versuchte noch genauer zu horchen. Nein, kein Zweifel. Da war jemand!
Sofort setzte sie sich wieder in Bewegung. Ihre Schritte wurden schneller, hastig. Sie bog in die nächste Kurve …
… und verharrte!
Direkt vor ihr entdeckte sie eine Gestalt.
Es war kein Mensch, der da am Boden saß, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt.
»Adrian lebt!«
Roger O’Grady kniff die Augen zusammen. Er war von ihren Worten keineswegs so überzeugt, wie Vanessa es gerngehabt hätte.
Er war ein sachlicher, fast schon wissenschaftlicher Mensch. Bevor er handelte, brauchte er Fakten und Beweise. Nicht irgendein dummes Geschwätz.
Wissenschaftlicher Mensch? Insgeheim hätte er am liebsten schallend gelacht. Er war so wissenschaftlich, dass er es zugelassen hatte, dass sein einziges Kind einem Meeresgott geopfert worden war.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

Markus Kastenholz

 

 

 

Das Böse von

Melville

 

 

 

Unheimlicher Roman 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Werner Oeckl mit Bärenklau Exklusiv, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Das Böse von Melville 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

Weitere Romane von Markus Kastenholz sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

Nein, kein Zweifel.

Sie hörte ein … Wimmern?

Fast so, als würde jemand in der Nähe leise schluchzen. Eva meinte zunächst, sich verhört zu haben. Sie versuchte noch genauer zu horchen. Nein, kein Zweifel. Da war jemand!

Sofort setzte sie sich wieder in Bewegung. Ihre Schritte wurden schneller, hastig. Sie bog in die nächste Kurve …

… und verharrte!

Direkt vor ihr entdeckte sie eine Gestalt.

Es war kein Mensch, der da am Boden saß, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt.

»Adrian lebt!«

Roger O’Grady kniff die Augen zusammen. Er war von ihren Worten keineswegs so überzeugt, wie Vanessa es gerngehabt hätte.

Er war ein sachlicher, fast schon wissenschaftlicher Mensch. Bevor er handelte, brauchte er Fakten und Beweise. Nicht irgendein dummes Geschwätz.

Wissenschaftlicher Mensch? Insgeheim hätte er am liebsten schallend gelacht. Er war so wissenschaftlich, dass er es zugelassen hatte, dass sein einziges Kind einem Meeresgott geopfert worden war.

 

 

***

Das Böse von Melville

 

 

1. Kapitel

 

Vom Meer zog Sturm auf.

Dicke, mächtige Wolken hatten sich darüber versammelt. Deutlich zeichneten sie sich vor dem abendlichen Himmel ab, verdunkelten ihn und ließen die Nacht früher als vorgesehen hereinbrechen. Sie versprachen Unwetter. Mit harter Hand würde es das Städtchen Melville an der Küste Neu-Englands umklammern. Gleichzeitig würde es in den von Aberglauben beherrschten Köpfen der Bewohner für weitere düstere Legenden sorgen.

Legenden von den Geistern ertrunkener und erschlagener Seeleute. Nicht wenige waren einst hier in den Tod getrieben worden. Falsche Signale hatten ihre Schiffe aufs Riff auflaufen lassen. Und auf die Überlebenden hatten am Strand die Plünderer gewartet, um dafür zu sorgen, dass niemand ihre schändliche Tat verriet.

Fast ein Jahrhundert lang war in Melville das Plündern gestrandeter Schiffe die Haupteinnahmequelle gewesen.

Besorgt sah Vanessa Blake zum Himmel. Es schien ihr, als gelten die Wolkenberge ihr. Als habe sich der Himmel selbst gegen sie verschworen. Oder doch eher die Hölle.

Ahnte ER, was sie vorhatte? Man sagte sich, ER wisse alles. ER sei überall. Nichts bleibe IHM verborgen, kein Geheimnis. Selbst die in den Köpfen nicht.

Jedenfalls behauptete das Reginald O’Grady, der Bürgermeister.

Vanessa hatte es nie gewagt, seine Worte anzuzweifeln. Aus gutem Grund: Obwohl es weit und breit kaum Industrie gab und die Piraterie längst der Vergangenheit angehörte, litt niemand Hunger. Im Gegenteil, man lebte in bescheidenem Wohlstand. Die durchschnittliche Lebensdauer war auch deutlich höher als in den Nachbargemeinden.

Melville war ein kleines Paradies.

Jedenfalls auf dem ersten Blick.

Der Bürgermeister behauptete, das habe man ausschließlich IHM zu verdanken. Und wer wollte ihm widersprechen?

Auch Vanessa war so blind gewesen, sich auf den ersten Blick zu verlassen. Nie hatte sie IHN in Frage gestellt, eben so, wie man es ihr von Kindesbeinen an eingebläut hatte.

Bis heute.

Mittlerweile war sie erwacht. Sie hatte erkannt, es gab nichts umsonst. Auch Fürsorge nicht. Besonders SEINE Fürsorge nicht.

Der Preis war viel zu hoch.

Sie wandte sich vom Unheil verheißenden Anblick des Himmels ab und ihrem Auto zu. Das hieß: Es war nicht Vanessas Auto, es gehörte Roger. Roger O’Grady, dem Sohn des Bürgermeisters – und ihrem Freund.

Doch was hieß Freund?, fragte sie sich.

Sie liebte ihn, daran bestand für sie kein Zweifel. Trotz allem, was vorgefallen war, liebte sie ihn immer noch. Wenn auch auf eine Art, die sie selbst nicht ganz begriff. Aber ließ sich Liebe begreifen?

Sie wollte auch nicht abstreiten, dass er sie liebte. Ihr gemeinsames, ungeborenes Kind bedeutete ihm sicherlich ebenfalls viel. Wenn auch gewiss nicht annähernd genug.

Als sie beide am Silbersee gewesen waren, hatte sie behauptet, sie brauche das Auto, um Pizza zu holen. Hoffentlich wartete er lange genug auf seine Tonno, bis sie Melville hinter sich gelassen hatte. Denn anstatt die örtliche Pizzeria aufzusuchen, war sie nach Hause gefahren. Ihre Eltern waren nicht daheim, wie vorgesehen. Vanessa wollte ihnen erst später alles erklären, wenn sie in Sicherheit war. Nicht, dass selbst ihre Eltern sie aufgehalten hätten …

Das Notwendigste hatte sie bereits gepackt. Griffbereit stand die Reisetasche in ihrem Schrank. Fürs Erste musste das genügen.

Sämtliches Geld im Haus hatte sie zusammengerafft. Auch die vierhundert Dollar, die ihre Mutter als Notgroschen im Kuvert unter ihrer Matratze aufbewahrte. Vanessa würde jeden Cent für ihre Flucht brauchen, und sie würde auch jeden Cent zurückzahlen. Nicht heute oder morgen, das war klar, jedoch bei nächstbester Gelegenheit.

Ihr Kind ging jetzt vor.

Sie wollte nach Detroit. Vorerst. Nur eine Zwischenstation. Sie hatte dort eine Brieffreundin, Helena. Fürs Erste konnte sie bei ihr untertauchen. Nur solange sich die größte Aufregung gelegt hatte. Von dort aus würde sie auch ihre Eltern anrufen und alles erklären. Natürlich würden sie es nicht gutheißen. Aber mit etwas zeitlicher Distanz würden sie ihr hoffentlich vergeben.

Als sich die Neunzehnjährige mit dem tizianroten Haar hinters Lenkrad von Rogers Auto setzte, wurde sie nur von einem Gedanken beherrscht:

Weg von hier!

So schnell als möglich, bevor man ihr auf die Schliche kam.

Drei Versuche benötigte sie, bis sie mit dem Zündschlüssel das Schloss traf. Vorsichtig drehte sie ihn um, und ihr Herz schien für einen bangen Moment aussetzen zu wollen.

Der Motor sprang an. Erleichtert atmete Vanessa auf, löste die Handbremse und setzte den Wagen zurück. Sie nahm die Straße in Richtung Ortsmitte, sosehr es ihr auch widerstrebte. Doch nur von dort aus erreichte sie die Schnellstraße nach Süden und von dort den Highway nach Detroit.

Hart schluckte sie. Ihr war klar, für sie gab es kein Zurück mehr. Indem sie jetzt von hier floh, brach sie sämtliche Brücken hinter sich ab. Trotzdem – sie würde es nicht bereuen. Ganz gleich, was sie erwartete, ganz gleich, was sie in der Fremde erlebte – alles würde besser sein als ein Leben in Melville.

IHM ausgeliefert.

Erschrocken fuhr sie zusammen, als es blitzte.

Ein gewaltiger Blitz, der für einige Sekunden Glühwürmchen auf ihren Netzhäuten tanzen ließ. Unmittelbar gefolgt von einem tiefen, rollenden Donner. Das Rumoren schwoll an, wurde ohrenbetäubend bedrohlich. Fast hätte Vanessa angehalten, doch sie widerstand dem Impuls.

Als sich die Schleusen des Himmels über ihr zu öffnen schienen, bremste sie vorsichtig ab. Platzregen hüllte den Wagen unerwartet ein, die Scheibenwischer quietschten und wurden der Wassermassen nicht Herr.

Obwohl Vanessa die Straße eher erahnte, als dass sie sie sah, brachte sie den BMW nicht vollends zum Stillstand. Sie durfte nicht stehen bleiben, alles stand auf dem Spiel. Sie musste weiter. Außerdem kannte sie die Straße fast auswendig. Die Erfahrung lehrte sie, ein Starkregen dauerte nicht allzu lange. Da musste sie durch. Und sie musste sich beeilen, bevor Roger am Silbersee kapierte, sie würde ihm weder Pizza bringen, noch würde sie sein Dessert sein.

Ganz langsam fuhr sie die Hauptstraße entlang. Sie kannte jedes Haus, auch wenn sie die Gebäude aufgrund von Dunkelheit und Regen kaum ausmachen konnte. Doch zum Umkehren war es zu spät. Sie hatte keine Wahl.

Die gleißende Helligkeit blendete Vanessa abrupt.

Es folgte kein Donner. Gleichzeitig mit dem Blitz dröhnte er auf sie herein.

Ihr linker Fuß trat auf die Bremse. Instinktiv, mit aller Kraft. Sie wusste selbst nicht genau, was geschehen war oder was sie tat. Sie hatte Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Erst allmählich kehrten ihre Sinne zurück.

Aus der Motorhaube ihres Wagens rauchte es. Mehr noch, schemenhaft entdeckte sie darin die Umrisse eines Lochs.

Ein großes Loch, mindestens zwei Handflächen groß. Seine Ränder waren geschmolzen, der blaue Lack des Autos schwarz verkohlt.

Das ist physikalisch unmöglich!, weigerte sich Vanessa dagegen, es wahrzuhaben. Ihre Ohren schmerzten noch durch den Donner, vielleicht waren sogar ihre Trommelfelle dadurch geplatzt. Alles drehte sich, ihr war schwindlig, und sie fühlte sich furchtbar.

»Ist schon gut, mein Kind.«

Die Stimme neben ihr traf sie aus dem Nichts.

Neben ihr stand Bürgermeister O’Grady. Unbemerkt von ihr hatte er die Fahrertür geöffnet. Und nicht nur er stand dort. Neben ihm hatte sich der gesamte Stadtrat versammelt: Doktor Leonski, Pfarrer LeBlanc, der Apotheker Gregsen …

Halb Melville schien sich eingefunden zu haben. Alle waren da, die im Ort etwas zu sagen hatten.

Wie ein Ring aus menschlichen Körpern hatten sie den blauen BMW eingekesselt. Falls der Wagen noch funktionierte, Vanessa hätte ihn nicht bewegen können, ohne einige der Leute zu verletzen.

Im Rückspiegel entdeckte sie jetzt sogar ihre Eltern. Auf ihren Mienen lag ein Ausdruck von Enttäuschung über das, was ihre Tochter vorgehabt hatte. Das unmerkliche Kopfschütteln der Mutter drückte mehr aus, als eine umfangreiche Anklage dazu imstande gewesen wäre.

»Mein Kind, es ist vorüber«, hörte sie den Bürgermeister sagen. Fast fürsorglich berührte er sie an der Schulter.

Vanessa wusste, er war ganz und gar nicht fürsorglich. Doch sie konnte sich nicht rühren, konnte auch nichts dagegen unternehmen, als O’Grady sich über sie hinweg streckte, um den Verschluss ihres Sicherheitsgurts zu öffnen.

Sie hatte nicht den Hauch einer Chance. Den hatte sie nie gehabt.

Wie in Trance stellte sie fest, das Unwetter beruhigte sich zusehends. Der Regen verzog sich, nicht minder plötzlich brachen die Wolken auf. Goldenes Abendrot tauchte alles in mystisch-berauschendes Licht. Nur die wenigen Pfützen auf der Straße gaben Auskunft über das, was soeben geschehen war.

Fast wie eine Marionette stieg Vanessa aus dem Wagen. Widerstandslos ließ sie sich von der Hand des Bürgermeisters auf ihrer Schulter führen.

Ein zufriedener Ausdruck lag auf seiner Miene.

»Schön, dass du es dir anders überlegt hast«, hörte sie ihn sagen.

Sie versuchte zu protestieren, doch sie konnte nicht. Sie konnte überhaupt nichts tun. Weder etwas sagen, noch etwas unternehmen. Sie kam sich vor wie hypnotisiert. Als habe sie die Kontrolle über sich selbst an jemand anders verloren.

»Du wirst es nicht bereuen«, versprach O’Grady. »ER wird dein Opfer zu schätzen wissen.«

 

 

2. Kapitel

 

»Arthur! Mein Gott, Arthur!«

Die Frau Ende zwanzig mit dunklem Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, stieg aus ihrem Auto. Eigentlich rannte sie fast hinaus.

Mit schnellen Schritten eilte sie auf den Mann im schwarzen Anzug zu, der am Straßenrand auf sie wartete.

Das rotblonde Haar trug er kurz, und um seine Mundwinkel schien ein Grinsen eingemeißelt zu sein.

---ENDE DER LESEPROBE---