Die Hexe vom Krähenberg - Markus Kastenholz - E-Book

Die Hexe vom Krähenberg E-Book

Markus Kastenholz

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Beschreibung

Als Flint Hallows stirbt, reisen sein Sohn Frank und dessen kleine Familie nach Schottland, um den Nachlass zu regeln.
Flint war kein guter Vater – vor Jahren hat er seine Frau und Frank verstoßen. Seitdem war jeder Kontakt zu ihm unmöglich.
Umso größer die Überraschung, dass Franks Vater offenbar eine Partnerin hatte, mindestens vierzig Jahre jünger als er, wie es scheint. Noch größer die Überraschung, als diese behauptet, sie sei die Alleinerbin. Eine Behauptung, die der örtliche Notar bestätigt. Doch das genügt ihr nicht. Sie will nicht nur das Erbe.
Sie will auch Frank.
Und sie will seinen kleinen Sohn …

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Markus Kastenholz

 

 

 

Die Hexe vom

Krähenberg

 

 

 

Unheimlicher Roman 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Werner Oeckl mit Bärenklau Exklusiv, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Hexe vom Krähenberg 

Prolog 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

Epilog 

Weitere Romane von Markus Kastenholz sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

Als Flint Hallows stirbt, reisen sein Sohn Frank und dessen kleine Familie nach Schottland, um den Nachlass zu regeln.

Flint war kein guter Vater – vor Jahren hat er seine Frau und Frank verstoßen. Seitdem war jeder Kontakt zu ihm unmöglich.

Umso größer die Überraschung, dass Franks Vater offenbar eine Partnerin hatte, mindestens vierzig Jahre jünger als er, wie es scheint. Noch größer die Überraschung, als diese behauptet, sie sei die Alleinerbin. Eine Behauptung, die der örtliche Notar bestätigt.

Doch das genügt ihr nicht. Sie will nicht nur das Erbe.

Sie will auch Frank.

Und sie will seinen kleinen Sohn …

 

 

***

Die Hexe vom Krähenberg

 

 

Prolog

 

Als Reverend Bill Skinner aus seinem Wagen stieg, öffneten sich über ihm die Schleusen des Himmels.

In dicken Fäden prasselte der plötzliche Starkregen zu Boden, verursachte auf der Karosserie des dunklen Wagens plärrendes Klatschen. Sofort bildeten sich dicke Schlieren auf den Scheiben und rannen daran hinab.

Das war für den Geistlichen nicht weiter tragisch. Tragisch hingegen war für ihn, dass er keine Regenkleidung trug. Binnen eines Wimpernschlags war er tropfnass. Das Wasser war durch seine Schuhe gedrungen, und selbst der breitkrempige Hut auf seinem Kopf bot keinen Schutz: Wie eine Badekappe klebte sein dunkles Haar auf dem Kopf.

Er verzichtete darauf, über den Regen zu schimpfen, was auch nichts daran geändert hätte. Stattdessen beeilte er sich. Hastig schlug er den Kragen des Mantels hoch und lief, soweit das mit seinen mehr als zwei Zentnern Gewicht möglich war, den Kiesweg entlang, der zum Eingang des Krähenberg-Anwesens führte. Pfützen hatten sich mittlerweile darin gebildet, doch der Reverend hatte es viel zu eilig, um ihnen auszuweichen. Nasser als jetzt konnte er kaum werden.

Im Haus brannte Licht. Er war sichtlich erleichtert, als er endlich das weitläufige Dach vor dem Eingang erreichte. Er nahm seinen Hut ab und schüttelte sich. Kein Grund für ihn, durchzuatmen. Vermutlich war gegenüber dem, was ihm nun bevorstand, der Regenguss ein wahres Vergnügen gewesen.

Widerwillig ging er die vier Stufen zur Tür hoch. Seine Arbeitstasche hielt er fest unter den linken Arm geklemmt.

Innen ertönte das Läuten der Klingel, als er den Knopf neben der massiven Holztür mit Buntglaselementen drückte.

Nichts. Keine Reaktion. Erst als er ein weiteres Mal läutete, jetzt mehrmals hintereinander, um auf Nummer Sicher zu gehen, erwachte das Haus zum Leben.

Von oben, aus dem ersten Stock, erklangen Geräusche. Deutlich hörbar kam jemand die Treppe hinab, mit lauten, stakkatoartigen Schritten auf dem Parkett.

»Sie? Was tun Sie hier?« Die Stimme klang vorwurfsvoll und alles andere als erfreut. Die Tür hatte sich geöffnet. In dem Spalt, der sich auftat, erschien der auffällige rote Haarschopf einer Frau.

Tanara McGintley!

Der Reverend war über diese Begegnung keineswegs erfreut, obwohl er damit gerechnet hatte. Ein einziges Mal hatte er sie bislang flüchtig gesehen und kein Wort mit ihr gesprochen, weil es nichts zu besprechen gab. Im Dorf nannte man sie nur ›die Hexe‹.

»Ich hörte, Flint Hallows geht es nicht gut …« Den Rest ließ er offen. Es schickte sich nicht, auszusprechen, dass er hier war, um dem Hausherrn die Sterbesakramente zu geben. Hallows hatte zwar schon lange keine Kirche mehr von innen gesehen, doch Skinner maßte sich die Richterrolle nicht an. Er hatte ein gewisses Verständnis für Leute, die die Kirche mieden. Manche hatten zu viele schlimme Erfahrungen machen müssen, um noch an Gott oder eine höhere Macht zu glauben. Spätestens im Angesicht des Todes änderte sich jedoch oft diese Einstellung, man wollte seinen Frieden mit sich selbst machen.

»Und Sie sind hier, um das Lamm heimzuholen in die Herde?« Höhnisch hob sie eine Augenbraue.

»Unsinn«, wehrte er ab, darum ging es ihm wirklich nicht. »Flint ist immer noch Mitglied der Gemeinde …«

»Sie sind zu spät.« Aggressiv stemmte sie beide Fäuste in die Hüften. »Flint ist vorhin verstorben. Ich warte hier auf den Arzt, der den Totenschein ausstellt.«

»Tut mir leid.« Es war keine Floskel, es tat ihm tatsächlich Leid. »Dann lassen Sie mich wenigstens …« Er wollte einen Schritt nach vorn machen und eintreten.

McGintley stellte sich ihm in den Weg.

»Sie haben mich nicht verstanden!«, kamen ihre Worte wie ein Peitschenhieb. »Flint und ich haben uns darüber unterhalten. Er will von Ihnen und Ihrer Kirche nichts wissen. Und er war auch nicht an Ihrem Begräbnis interessiert.«

»Aber …«

»Verschwinden Sie gefälligst!«

Der Reverend war von dieser Reaktion viel zu überrascht, um nennenswerte verbale Gegenwehr zu leisten.

»Aber Sie können doch nicht …«

McGintley ließ ihn nicht aussprechen. Vehement warf sie die Tür zurück ins Schloss, sodass Skinner instinktiv zurückwich aus Furcht, davon getroffen zu werden.

Ihm war klar, es machte keinen Sinn, abermals zu läuten, um einen weiteren Versuch zu wagen.

Als er mit hängenden Schultern durch den Regen zurück zu seinem Wagen eilte, kam nur ein Wort von seinen Lippen:

»Hexe!« 

 

 

1. Kapitel

 

»Nun mach’ nicht so ein Gesicht«, versuchte Jessica Hallows ihren Mann aufzumuntern. Sie war eine junge Frau von 29 Jahren, nicht gertenschlank, jedoch attraktiv. Ihr brünettes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Denk’ dran, du bist hier, um zu erben. Dafür muss zwar jemand gestorben sein, aber weißt du, was das zu bedeuten hat?«

Skeptisch legte Frank die Stirn in Falten und schaute weiter auf den beigefarbenen Teppichboden des Wartezimmers.

»Unermesslicher Reichtum!« Sie lachte auf, und es geriet ein wenig zu schrill.

Müde winkte Frank ab. Sein Vater war zwar ein wohlhabender Mann gewesen, jedoch nicht unermesslich reich. Trotzdem ging ihre Übertreibung in Ordnung, sie versuchte ihn lediglich aufzumuntern. Leider stand ihm der Sinn ganz und gar nicht danach. Seine Stimmung passte hervorragend zu den dunklen Wolken, die über dem kleinen Dorf im Süden Schottlands standen.

Gähnend strich er sich mit beiden Händen übers dunkelblonde Haar. Seine Müdigkeit rührte nicht nur von der langen Fahrt; sie beide hatten die Strecke vom London bis hierher mit nur zwei kurzen Pausen zurückgelegt. Sie hatten sich am Steuer zwar abgewechselt, doch er hatte schon zwei Nächte zuvor kaum ein Auge zubekommen.

Um genau zu sein, seit vorgestern, als er den Einschreibebrief erhalten hatte. Ein offizielles Dokument, das erkannte man bereits am Kuvert. Es stammte von einem Shawn Fitzmullan, Rechtsanwalt und Notar aus Kincaid, Schottland. Dieser teilte ihm mit, Franks Vater sei verstorben, und er sei der Alleinerbe. Er möge sich bitte telefonisch mit ihm in Verbindung setzen.

Bei dem darauffolgenden Telefonat beteuerte Fitzmullan, leider müsse Frank persönlich anwesend sein für die Testamentseröffnung.

Ihm blieb auch nichts erspart. Wenigstens hatte er keine Probleme, das einzurichten. Er war in einer großen Agentur in London als Web-Designer beschäftigt. Das bedeutete, er arbeitete oft zu Hause und konnte sich die Zeit frei einteilen. Seinem Chef war es egal, ob Frank am frühen Morgen oder mitten in der Nacht arbeitete, solange er nur seine Aufträge fristgerecht erfüllte.

Und so saßen Frank und Jessica im Wartezimmer der Kanzlei. Laut Aussage der Sekretärin sei Fitzmullan noch mit einem anderen Mandanten beschäftigt, allerdings sei das nur eine Frage von wenigen Minuten, aus denen inzwischen eine halbe Stunde geworden war. Immerhin verkürzte sie ihnen die Wartezeit mit einem dünnen Earl Grey-Tee aus Pappbechern.

Es war keineswegs nur die Trauer, die Frank aufs Gemüt schlug. Natürlich, sein Vater war verstorben, vor genau einer Woche. Doch ›Vater‹ genannt zu werden, hatte Flint Hallows wahrhaftig nicht verdient.

Kurz nach der Geburt waren Frank und seine Mutter von dem Vater und Ehemann scheinbar grundlos verstoßen worden. Selbst als Elizabeth, Franks Mutter, Jahre später starb und er als junger Erwachsener versuchte, mit seinem Vater Kontakt aufzunehmen, hatte sich dieser geweigert. Nicht einmal sprechen wollte er mit ihm.

»Sind es immer noch diese Bedenken?«

Lapidares Nicken war seine Antwort. »Es kommt mir einfach nicht richtig vor, das Erbe anzutreten.«

»Immerhin bist du sein einziger Nachkomme und …«

»… war ihm völlig egal!« Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Als wir geheiratet haben, habe ich ihm eine Einladung geschickt.«

»Ich weiß.«

»Nichts, keine Reaktion von ihm. Sogar als Ian geboren wurde, hab ich ihm eine Karte geschickt. Ich dachte, ein Enkelkind ist der beste Grund, endlich Frieden zu schließen.«

Den Rest ließ er offen. Jessica wusste, auch darauf hatte sich Flint Hallows nicht gemeldet.

»Er war eben ein alter, verbitterter Mann«, meinte sie tonlos und griff zu Frank hinüber.

Seine in sich verwobenen Hände fühlten sich eiskalt an.

»Schatz …« Ihre Stimme war zu einem verschwörerischen Flüstern geworden. »Du weißt, was wir besprochen haben. Ich akzeptiere, dass du das Erbe nicht haben willst, ich brauche es auch nicht. Aber denken wir wenigstens an Ian. Lass uns das Erbe sichten, einen Makler finden, der das Haus verkauft, und dann schnell weg aus diesem gottverlassenen Nest.«

»Ja, du hast Recht. Wir werden keinen Penny davon anrühren. Nicht von ihm.« Er vermied es, seinen Vater beim Namen zu nennen und zwang sich zu einem Lächeln.

In ein, zwei Tagen sollten sie sämtliche Formalitäten hier erledigt haben, dann konnten sie wieder nach Hause.

Keiner von beiden ahnte, wie sehr sie sich täuschten …

 

*

 

»Ich bin Shawn Fitzmullan!«, polterte es ohrenbetäubend laut, kaum dass die Tür, hinter der sich das Büro befand, aufgegangen war. Nein, ›aufgegangen‹ war untertrieben, sie war von innen fast aufgestoßen worden, und nur die Polsterung an Tür und Wand verhinderte größere Schrammen.

Gleichzeitig erschien in der offenen Tür ein Bär von einem Mann: fast zwei Meter groß, stämmig gebaut, und als würde das noch nicht genügen, um aufzufallen, hatte er feuerrotes, schütteres Haar sowie einen Vollbart. Jessica schätzte den Anwalt auf Mitte fünfzig, er trug eine Anzughose, keine Krawatte, und die Hemdsärmel waren hochgekrempelt.

»Sie müssen Frank Hallows sein«, sagte er, halb Frage, halb Feststellung. »Und Sie seine reizende Gattin.«

»Ob ich reizend bin, müssen Sie entscheiden«, schmunzelte Jessica zurück und erhob sich, ebenso wie Frank.

»Das habe ich bereits getan«, erwiderte Fitzmullan, ganz Kavalier alter Schule.

»Ja, ich bin seine Frau.«

Nicken. Dann verflog die Heiterkeit. »Mein Beileid«, wiederholte er seine Anteilnahme, diesmal von Angesicht zu Angesicht. Sein Händedruck war fest, er war es gewohnt, zu bestimmen, wo es langging. Dasselbe bei Frank. »Verzeihen Sie bitte, dass ich nicht früher mit Ihnen Kontakt aufgenommen habe, sicher wären Sie gern zur Beerdigung hier gewesen.«

Frank verschwieg, dass ihn dazu wahrscheinlich keine zehn Pferde nach Kincaid gebracht hätten.

»Leider wusste hier niemand, wo Sie wohnen. Es bedurfte einiger Nachforschungen, Sie ausfindig zu machen. Aber Sie haben nicht viel versäumt. Keine Trauerfeier und nur wenige Gäste. Tja …« Er zuckte mit den Achseln und ließ unausgesprochen, dass in Kincaid schon Hunde feierlicher beerdigt worden waren als Flint Hallows. »Aber jetzt sind Sie ja zum Glück hier. Treten Sie doch bitte ein.«

Er winkte sie beide durch die offene Tür in sein Büro. Ein großer, recht dunkler Raum mit zahlreichen Regalwänden, beherrscht von einem wuchtigen Teakholzschreibtisch, einem Bürosessel dahinter und drei Sesseln davor. Mit einer Geste bat er sie, Platz zu nehmen, während er sich selbst in den Sessel hinter dem Tisch fallen ließ.

»Hatten Sie eine angenehme Fahrt?«, erkundigte er sich, während er in den Schubladen nach den Unterlagen suchte.

»Ja, danke«, antwortete Frank. Jessica sah sich derweil ein wenig um: Durchs Fenster waren kleine, verwinkelte Häuser zu erkennen, wie sie überhaupt festgestellt hatten, war Kincaid alles andere als eine landschaftliche Perle. Gelegen in einer Hügellandschaft mit karger Vegetation, fast unwirtlich. Die dunklen Wolken, die kaum einen Sonnenstrahl bis zum Boden ließen, taten zu diesem Eindruck ihr Übriges.

»Haben Sie es auch problemlos gefunden?«

»Die Hauptstraße ist schwer zu verfehlen«, antwortete Jessica.

---ENDE DER LESEPROBE---