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Arizona, 1879: Gnadenlos wird das Volk der Apachen von der amerikanischen Armee unterworfen und in Reservaten zusammengetrieben. Auch dem Stamm der Chi-hen-ne droht dieses Schicksal – doch es gibt eine mutige Frau, die nicht bereit ist, sich die Freiheit nehmen zu lassen: Lozen, die Schwester des Häuptlings, eine unerschrockene Kriegerin. Sie schmiedet einen tollkühnen Plan, um die vorrückenden Soldaten aufzuhalten. Als dieser scheitert, beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit …
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Seitenzahl: 137
ONLY EBOOK - WESTERN
BUCH 11
© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Alfred Wallon
Titelbild: Mario Heyer
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Satz: Torsten Kohlwey
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-7579-6802-1
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Die geschichtlichen Hintergründe dieses Romans
Über den Autor
„Diese elenden Apachen sollte man so schnell wie möglich ausrotten“, meinte der grauhaarige Mann im dunklen Anzug. „Sie sind nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit. Für sie ist in unserer Welt kein Platz mehr.“
„Aber gefährlich sind sie immer noch“, erwiderte der jüngere Mann, der auf dem Sitz gegenüber saß und genau wie die anderen Passagiere der Wells Fargo-Kutsche auf der unebenen Straße immer wieder durchgeschüttelt wurde. „Wir werden wohl erst Ruhe vor ihnen haben, wenn sie alle in der Reservation sind.“
„Stimmt“, pflichtete ihm der Grauhaarige bei. „In San Carlos wird man ihnen schon beibringen, wer hier das Sagen hat. Von mir aus können sie dort alle krepieren. Es ist mir völlig egal, wie es geschieht. Hauptsache, es geht schnell!“
Die Stimme des Mannes war voller Hass. Sein Name war Derrick Cochran, und er arbeitete in der Bank von Tucson als Angestellter. Vor einigen Jahren hatte er einen Überfall der Chiricahua-Apachen nur durch ein Wunder überlebt. Sein Sohn dagegen war im Kugelhagel der Krieger gestorben, bevor die Armee diese roten Bastarde aus der Gegend vertrieben hatte.
Außer Steve Cochran waren an diesem blutigen Morgen noch zwanzig weitere Bewohner von Tucson gestorben. Diese schrecklichen Szenen hatten die Menschen nie wieder vergessen – auch wenn seitdem schon sieben Jahre vergangen waren.
„Hören Sie auf damit!“, beklagte sich ein schmächtiger Mann, der als dritter Passagier in Lordsburg in die Kutsche eingestiegen war. Sein Gesicht war so blass, dass jeder glauben konnte, er sei krank. Aber das war er nicht. Er hieß Frank Jessup, und ihm gehörte der Mercantile Store in Tucson. In Lordsburg hatte er Verwandte besucht und war jetzt auf dem Rückweg nach Tucson.
„Die Wahrheit braucht man nicht zu verschweigen, Mister“, meldete sich der jüngere Mann zu Wort, der seinen Namen bisher nicht genannt hatte. Wahrscheinlich hätten ihn die anderen beiden Männer entsetzt angeblickt, wenn sie gewusst hätten, wer er war. Sein Name stand auf einigen Steckbriefen in New Mexico, und er wurde dort wegen Mordes gesucht. Deshalb hatte er es vorgezogen, sein Glück in Arizona zu versuchen. Die alte Stadt Tucson zog ihn förmlich an, seit Jeff Cameron gehört hatte, dass man dort mit etwas Glück schnell zu Geld kommen konnte.
„Vielleicht haben Sie Recht, junger Mann“, erwiderte Jessup mit mürrischer Stimme. „Trotzdem würde ich mich wohler fühlen, wenn wir endlich wieder in Tucson sind. Diese einsame Gegend hier ist nichts für mich. Wann erreichen wir eigentlich die Station von Wells Fargo? Ich habe schrecklichen Durst …“
„Keine Ahnung“, erwiderte Cameron. „Lange kann es aber nicht mehr dauern. Der Fahrer sagte, dass wir gegen Mittag dort sein werden.“
Der junge Mann schaute hinauf zum Himmel und stellte fest, dass die gleißende Sonne bald ihren höchsten Stand erreichte. Cochrans Blicke folgten denen Camerons. Dabei schaute er aber immer wieder hinaus in die weite Ebene, die nur hin und wieder von kargen Felsen und dürrem Gestrüpp unterbrochen wurde.
Es war ein hartes und unbarmherziges Land, kaum geeignet zum Siedeln. Trotzdem gab es noch einige unverbesserliche Farmer, die glaubten, der trockenen Erde etwas abringen zu können. Darüber konnte Cochran nur den Kopf schütteln. Sich sein Leben lang abzurackern und schließlich immer noch auf einem Berg von Schulden zu sitzen – das konnte er einfach nicht verstehen.
„Benson´s Station!“, erklang auf einmal die laute Stimme des Mannes oben auf dem Kutschbock. „Wir sind gleich da, Leute!“
Jeder der Passagiere war erleichtert, als er das hörte. Sie waren schon seit dem frühen Morgen unterwegs und fühlten sich wie gerädert. Eine Reise mit der Postkutsche war eine anstrengende und vor allen Dingen auch recht unbequeme Sache. Vor allen Dingen, wenn sie durch solch holpriges Gelände führte.
Cochran atmete auf, als er in der Ferne die Gebäude der Station auftauchen sah. Benson´s Station war nicht nur ein wichtiger Stützpunkt für die Wells Fargo Line, sondern auch ein bekannter Handelsposten und Zielort für diejenigen, die weiter nach Süden wollten. Curly Benson, der Besitzer der Station, war schon seit einigen Jahren für Wells Fargo tätig und ein Garant dafür, dass der Betrieb selbst in solch gefährlichen Zeiten bisher immer reibungslos vonstattengegangen war.
„Das wurde aber auch Zeit“, murmelte Jessup voller Ungeduld und sehnte sich im Stillen danach, sich endlich die Beine vertreten zu können. Auch die anderen beiden Männer waren erleichtert darüber, eine letzte Pause vor Tucson einlegen zu können. Sie ahnten jedoch nicht, dass keiner von ihnen jemals Tucson erreichen würde.
* * *
Als sich die Postkutsche dem Stationskomplex näherte, ließ der bewaffnete Begleitmann, der neben dem Fahrer saß, seine wachsamen Blicke in die Runde schweifen. Es sah alles aus wie sonst, aber trotzdem blieb der Mann misstrauisch. In den Jahren, in denen er für Wells Fargo arbeitete, hatte er schon zu viel erlebt, um seinen Argwohn zu vergessen.
„Wo in aller Welt steckt denn Benson?“, brummte Pete Doherty und zügelte das Gespann vor den Corrals. Dort standen zwanzig Pferde. Aber sie tänzelten unruhig im Pferch hin und her und begannen zu wiehern, als sie die Kutsche erblickten.
„Er wird doch nicht etwa am helllichten Tag schon betrunken sein?“, schmunzelte Tate Collins, behielt aber sein Gewehr nach wie vor in der Hand. „Diese Einsamkeit hier draußen kann einem schon hin und wieder arg zusetzen.“
„Das ist Bensons Sache und geht uns nichts an“, seufzte der schnauzbärtige Doherty und stieg vom Kutschbock. „Hilf mir lieber beim Ausspannen der Pferde, damit wir im Zeitplan bleiben. Eine Stunde Rast legen wir hier ein. Mehr aber nicht …“
Er grinste, als er das blasse Gesicht eines Passagiers bemerkte, der seine letzten Worte mitbekommen hatte. Wahrscheinlich hatte der sich gewünscht, eine längere Pause einzulegen. Aber Doherty kannte keine Rücksicht, wenn es darum ging, die Fahrpläne seiner Gesellschaft einzuhalten.
Während die beiden Männer sich um die Tiere kümmerten und sie ausspannten, stiegen die Passagiere aus der Kutsche und klopften sich den Staub aus den Kleidern. Trotzdem blieb Doherty wachsam. Benson hatte sich merkwürdigerweise immer noch nicht blicken lassen. Das war schon sehr seltsam. Außerdem herrschte eine eigenartige Ruhe, die man spüren konnte.
„Warten Sie bitte hier“, sagte Doherty zu seinen Fahrgästen und deutete ihnen mit einer knappen Geste an, sich nicht von der Stelle zu rühren. Gleichzeitig nickte er Collins zu, mit ihm zum Haupthaus zu kommen.
„Was ist denn los, Mister?“, rief Jeff Cameron, der sofort spürte, dass irgendetwas anders war als sonst.
„Das wissen wir noch nicht, mein Junge“, erwiderte der Fahrer. „Bleibt in der Nähe der Kutsche und wartet ab, bis wir euch Bescheid geben. Verstanden?“
„Verdammt, was soll das Ganze?“, rief der ungeduldige Frank Jessup. „Ich bin ein zahlender Fahrgast und habe das Recht, die Station zu betreten, weil …“
„Halten Sie den Mund, Mann!“, fiel ihm Derrick Cochran ins Wort. Auch er hatte längst gespürt, dass Doherty und Collins nicht ohne Grund so misstrauisch waren. Seine Hand befand sich ganz nahe beim Revolverhalfter, während er einen Schritt zurück zur Kutsche ging.
Der junge Cameron packte den bleichen Jessup und zog ihn einfach mit sich. Der wehrte sich zwar zunächst noch, ließ es aber dann mit sich geschehen.
„Passen Sie auf ihn auf“, sagte Cameron zu dem Grauhaarigen. „Der Kerl macht sich sonst noch vor lauter Angst in die Hose. Ich bin gleich wieder zurück.“
„Warten Sie!“, rief ihm Cochran nach. Aber das hörte Cameron nicht mehr. Mit gezogener Waffe folgte er dem Fahrer und dem Begleitmann, die vor wenigen Augenblicken im Inneren des Hauses verschwunden waren. Noch immer rührte sich nichts außer dem nervösen Wiehern der Pferde, die mit den Hufen im Corral scharten.
Jeff Cameron kannte sich gut mit Pferden aus und wusste, dass irgendetwas die Tiere in Unruhe versetzte. Sein Misstrauen wuchs noch, als er sich nun ebenfalls dem wuchtigen Gebäude aus hellen Lehmziegeln näherte und nach Doherty und Collins rief. Sie antworteten nicht!
Auf einmal entdeckte Cameron eine huschende Bewegung direkt neben der Tür. Instinktiv riss er seinen Revolver hoch und zielte auf den Schatten. Er kam aber nicht mehr dazu, abzudrücken, denn genau in diesem Moment schlug etwas gegen seine Stirn und tauchte seine Sicht in ein Meer von Blut. Ein unbeschreiblicher Schmerz setzte ein und ließ Cameron zusammen brechen. Als er auf dem sandigen Boden aufprallte, war er bereits tot.
Derrick Cochran zuckte zusammen, als er den Jungen sterben sah. Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wider, als plötzlich ein knappes Dutzend halbnackter Gestalten mit langen schwarzen Haaren von einer Sekunde zur anderen in sein Blickfeld kamen. Gellende Schreie zerrissen die Stille des Mittags und ließen Cochrans Blut in den Adern erstarren.
Da war sie wieder – die schreckliche Episode aus seiner Vergangenheit, die er bis heute nicht vergessen konnte und die ihm mehr als nur eine schlaflose Nacht bereitet hatte. Gedrungene Gestalten, die Gesichter grell bemalt – mit blitzenden Messern in den Händen. Apachen!
„Um Gottes Willen …“, stammelte Frank Jessup, der gar nicht wahrhaben wollte, was er jetzt sah. „Das … das kann doch nicht …“
Etwas zischte durch die Luft und bohrte sich nur wenige Zentimeter neben seinem Kopf in die Holzfront der Kutsche. Jessup warf sich zu Boden, kroch wie ein verängstigtes Tier unter die Kutsche und bedeckte den Kopf mit beiden Händen. Ein Schluchzen kam aus seiner Kehle, als er die lauten Kriegsschreie hörte.
Er hörte einen verzweifelten Schrei nicht weit von ihm entfernt. Als Jessup es wagte, die Augen zu öffnen und einen Blick zu riskieren, sah er Cochran wanken. Ein Apache stand vor ihm und hatte das Kriegsbeil zu einem tödlichen Hieb erhoben. Das Geräusch, das dann erklang, als die scharfe Schneide mit dem Kopf Cochrans in Berührung kam, war so entsetzlich, dass sich der total verängstigte Jessup würgend übergeben musste.
Blut – überall war Blut, und es roch so penetrant, dass Jessup kaum atmen konnte. In seinem Kopf kreisten nur noch Gedanken ums Überleben. Er musste weg von hier, egal wie!
Voller Panik kroch er auf allen Vieren unter der Kutsche durch und versuchte unbemerkt davon zu kommen. Er wusste nicht, dass er schon von Anfang an keine Chance hatte. Staub geriet in seine Augen, und er musste blinzeln, weil er kaum etwas erkennen konnte.
Als sich der Staub verzog, musste Jessup erkennen, dass sich die Schlinge um seinen Hals bereits zugezogen hatte. Vor ihm tauchten sehnige Gestalten auf. Sie hielten Gewehre und Kriegsbeile in ihren Händen und blickten ihn auf eine Art und Weise an, die das Blut in seinen Adern gefrieren ließ. Und was noch schlimmer war: Einer der Apachen war eine Frau!
„Er hat sich beschmutzt“, sagte einer der Krieger mit verächtlicher Stimme und zeigte auf den dunklen Fleck an der Hose des weißen Mannes. „Sollen wir ihn gleich töten, Lozen?“
„Warte, bis Victorio hier ist“, sagte die schlanke Frau mit den langen schwarzen Haaren. „Er soll entscheiden, was mit ihm geschieht. Lasst ihn so lange am Leben und bewacht ihn.“
Lozen wusste, dass ihre Entscheidung dem hitzköpfigen Krieger nicht gefiel. Wäre es nach Juh gegangen, dann wäre der total verängstigte Weiße längt tot – genau wie die anderen seines Volkes. Aber Victoro sollte die letzte Entscheidung treffen. Er würde jeden Moment kommen und mit eigenen Augen erkennen, dass Lozen und die anderen Chi-hen-ne diesen Kampf gewonnen hatten. Ohne dass einer von ihnen wirklich in Gefahr geriet.
Während zwei Krieger den zitternden Weißen packten und hinüber zum Ziegelhaus schleppten, gab Lozen den restlichen Apachen Anweisungen, sich um die Pferde im Corral zu kümmern. Schließlich waren die Tiere der Grund dafür gewesen, warum sie diesen Überfall gewagt hatten. Pferde wurden immer gebraucht. Erst recht in diesen schlimmen Zeiten, die für Lozen und ihr Volk angebrochen waren. Die Weißaugen hatten sie aus ihrer Heimat vertrieben und versuchten mit Hilfe der Blaurock-Soldaten, sie nach San Carlos zu bringen.
Allein bei dem Gedanken an die öde Reservation wurde es Lozen übel. Sie war nur einmal in der Nähe gewesen, aber allein das hatte schon ausgereicht, um ihr das Leid vor Augen zu führen, das die Nachkommen des einst so stolzen Cochise dort erdulden mussten. San Carlos war keine neue Heimat, sondern der Beginn eines langen und qualvollen Sterbens.
„Herr im Himmel – nein!“, erklang auf einmal der Schrei des Weißen, als er die blutigen Leichen der beiden Männer im Haus entdeckte. Sie waren die ersten, über die die Chi-hen-ne hergefallen waren. Sie hatten sich kaum wehren können, so schnell war der Überfall vonstattengegangen. Lozen hatte einen von ihnen mit einem gezielten Schuss getötet, und bevor der andere zur Waffe hatte greifen können, hatten ihn zwei Krieger nieder gerissen und ihm die Kehle durchgeschnitten.
Die Apachen hatten die beiden Toten ins Haus gezerrt und sich dort verborgen gehalten, als die Kutsche näher kam. Lozen konnte nur im Stillen den Kopf schütteln über so viel Ahnungslosigkeit. Ein Apachenkrieger hätte schon von weitem bemerkt, dass auf dieser Station etwas nicht stimmte. Aber sie waren Kinder dieses Landes und Usens Geschöpfe. Die Weißen dagegen waren immer noch Fremde und völlig unwissend.
Lozen hörte das Lachen einiger Krieger, als der Weiße zu weinen begann. Das war ein unwürdiges Verhalten. Angewidert wandte sich Lozen ab und ging wieder zurück zum Corral. Die meisten Pferde waren in der Zwischenzeit heraus geholt worden. Einige der Chi-hen-ne kannten sich gut aus mit Pferden und hatten es geschafft, die anfangs noch immer nervösen Tiere schnell wieder zu beruhigen.
Hufschläge waren zu hören. Lozen schaute zum Horizont und erkannte weitere Reiter. Ein Lächeln schlich sich in ihre herben Züge, als sie den vordersten der Reiter erkannte. Es war ihr Bruder Victorio, und an seiner Seite ritt Nana, der alte Krieger, der trotz seiner weißen Haare noch ein gefährlicher Gegner war und das schon mehrfach unter Beweis gestellt hatte.
Sie winkte Victorio und den anderen Kriegern zu, als sie ihre Pferde auf dem Hof zügelten.
„Sie sind alle tot – bis auf einen Weißen“, sagte Lozen zu ihrem Bruder. „Juh wollte ihn töten, aber ich habe ihm gesagt, dass er warten soll, bis du kommst. Vielleicht willst du mit dem Weißen sprechen.“
„Deine Schwester ist weise für ihr Alter, mein Sohn“, sagte Nana zu dem Anführer der Apachen. „Man kann auch viel gewinnen, wenn man die Waffen zum richtigen Zeitpunkt schweigen lässt.“
„Wo ist er?“, wollte Victorio wissen, nachdem er abgestiegen war.
„Im Haus. Die Krieger bewachen ihn. Er stirbt fast vor Angst um sein jämmerliches Leben.“
Victorios Blick bedurfte keiner weiteren Worte mehr. Sein Gesicht war ein Spiegelbild der Verachtung und des Zorns denjenigen gegenüber, die sich als neue Herren dieses Landes aufspielten. Dabei hatten die Apachenvölker schon viel länger hier gelebt.
Während Nana mit einer geschmeidigen Bewegung vom Rücken des Pferdes glitt, die sein hohes Alter Lügen strafte, ging Victorio mit seiner Schwester in Richtung des Stationsgebäudes. Natürlich kannten Victorio und seine Krieger diesen Ort. Sie hatten ihn lange genug aus der Ferne beobachtet, bevor sie entschieden hatten, anzugreifen und alle Weißen zu töten. Sie wussten sogar, an welchem Tag die Kutsche hier vorbei kam und hatten deshalb beschlossen, genau diesen Augenblick abzuwarten. In der Kutsche wurden sehr oft nützliche Dinge transportiert, die Victorio und sein Volk brauchen konnten. Sie würden gleich erfahren, wie umfangreich ihre Beute war.
„Ich bin stolz auf dich“, sagte Victorio zu seiner jüngeren Schwester. „Du verdienst es, bei den Männern an unseren Ratsfeuern zu sitzen. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.“