Die Forts am Bozeman Trail 07: Die Wagenkastenschlacht - Alfred Wallon - E-Book

Die Forts am Bozeman Trail 07: Die Wagenkastenschlacht E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Dies ist das siebte Buch in der Serie Die Forts am Bozeman TrailDer Winter des Jahres 1866 hat den Oglala-Sioux einen ersten Erfolg im Kampf gegen die Blauröcke gebracht. Nach dem Fetterman-Massaker ist es im Frühjahr 1867 still geworden am Bozeman Trail. Auch die vielen Goldsucher, die noch im Jahr davor zu Tausenden durch das Sioux-Land nach Montana gezogen sind, warten erst einmal ab. Sie wollen ihr Leben nicht riskieren. Darin sieht der Oglala-Häuptling Red Cloud eine weitere Chance. Erneut richtet sich sein Zorn gegen die verhassten Blauröcke Sein Ziel ist jedoch nicht direkt Fort Phil Kearny, sondern ein befestigtes Holzfällerlager einige Meilen außerhalb, das von einer Kompanie Soldaten bewacht wird. Am 2. August 1867 schlagen Red Cloud und Hunderte von Sioux-Kriegern mit erbarmungsloser Härte zu. Sie greifen auf breiter Front todesmutig an. Fünfzig Soldaten und Zivilisten müssen um ihr Leben kämpfen. Dieser von beiden Seiten erbittert geführte Kampf ging unter dem Namen Wagenkastenschlacht in die amerikanische Geschichte ein und markierte an diesem Tag einen dramatischen Wendepunkt in den Auseinandersetzungen am Bozeman Trail.Die Printausgabe umfasst 220 BuchseitenEine Exklusive Sammlerausgabe des Titels als Taschenbuch können Sie nur direkt über den Versabdshop des Blitz-Verlages beziehen.

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Seitenzahl: 238

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Die Forts am Bozeman Trail

In dieser Reihe bisher erschienen

3201 Alfred Wallon Blaurock-Patrouille

3202 Alfred Wallon Der Sioux-Killer

3203 Alfred Wallon Gebrochene Verträge

3204 Alfred Wallon Das Fetterman-Massaker

3205 Alfred Wallon Fort Phil Kearny in Gefahr

3206 Alfred Wallon Der Hayfield Kampf

3207 Alfred Wallon Die Wagenkastenschlacht

3208 Alfred Wallon Rückzug der Blauröcke

Alfred Wallon

Die Wagenkastenschlacht

Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerIllustrationen: Wiktoria Matynia/123RF.comSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-337-7Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1: Schatten der Vergangenheit

30. Juli 1867

In der Nähe von Fort Phil Kearny

Am Vormittag gegen 10:30 Uhr

„Täusche ich mich? Oder hast du jetzt schon Angst, deinen Skalp zu verlieren, Junge?“

Jim Bridger musste unwillkürlich grinsen, als er bemerkte, wie der Soldat Steve Coleman bei diesen Worten kurz zusammenzuckte. Als wenn man ihn bei seinen geheimsten Gedankengängen ertappt hätte.

„Nein – natürlich nicht!“, stieß Steve etwas zu überhastet hervor. „Wie kommen Sie denn darauf, Mister Bridger?“

Der erfahrene Scout besaß genügend Menschenkenntnis, um sofort zu erkennen, dass dieser junge Soldat ziemlich nervös war. Er war gestern Abend mit einer neuen Kompanie in Fort Phil Kearny eingetroffen, um die Besatzung zu verstärken. Alles Burschen, die höchstwahrscheinlich keinerlei Kampferfahrung besaßen und erst einmal lernen mussten, sich am Bozeman Trail zu behaupten. Einige von diesen neuen Soldaten würden höchstwahrscheinlich den Sommer angesichts der bedrohlichen und immer weiter eskalierenden Lage nicht überleben. Aber Bridger hütete sich davor, das zur Sprache zu bringen, um diese Rekruten nicht jetzt schon zu verunsichern. Sie würden noch früh genug begreifen, auf was sie sich hier eingelassen hatten. Noch glaubten sie daran, dass es wichtig war, eine blaue Uniform zu tragen und am Rande der Zivilisation Dienst zu tun.

„Du wirkst irgendwie so, als hättest du Schatten auf deiner Fährte, Steve“, sagte Bridger zu ihm und erkannte nur Bruchteile von Sekunden später, dass er mit seiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen hatte. Denn der Soldat Steve Coleman konnte Bridgers prüfendem Blick nicht standhalten und wich aus. Wie jemand, der Angst davor hatte, dass jemand anderes die Wahrheit erfahren würde.

„Da irren Sie sich aber“, verteidigte sich Steve und rückte sein Käppi zurecht, während er an Bridgers Seite zusammen mit dreizehn anderen Soldaten hinaus zum Holzfällerlager ritt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Angeführt wurde dieser Trupp von Captain James Powell, Lieutenant John J. Jenness und Sergeant ­Paddock. Es war vor allem Paddocks Aufgabe, sich um die neuen Soldaten zu kümmern und langsam mit der Situation vertraut zu machen. Und Bridger sollte als Scout diesen Trupp begleiten.

„Mach dir keine Gedanken, Steve“, versuchte es Bridger noch einmal und senkte seine Stimme, sodass es nur der junge Soldat hören konnte. „Viele deiner Kameraden haben eine Vorgeschichte, und einige davon sind höchstwahrscheinlich nicht besonders stolz darauf. Aber das zählt hier draußen nicht, was du irgendwo anders angestellt hast. Hier kommt es nur auf das an, was du leisten und wie du kämpfen kannst. Und falls du noch zu wenig über die Sioux und Cheyenne und deren Art zu kämpfen wissen solltest: Nun, du wirst es schneller lernen, als du glaubst ...“

„Ist das so?“, fragte Steve etwas zögerlich. „Nun ja, da muss ich dann wohl durch, oder?“

„Das ist eine Einstellung, mit der du hier draußen länger am Leben bleibst, Junge“, meinte Bridger daraufhin. „Aber all dies, was ich angedeutet habe, muss nicht unbedingt gleich heute passieren. Es würde aber ganz viel helfen, wenn du und deine Kameraden sehr wachsam seid. Die Gegend hier ist ideal für einen Hinterhalt. Aber ich hoffe darauf, dass die Sioux keinen Angriff versuchen, denn Fort Phil Kearny ist immer noch nahe genug ...“

Steve erwiderte nichts darauf, sondern nickte nur. Im Grunde genommen hatte Bridger ja recht mit dem, was er gerade gesagt hatte. Er war dem Scout dankbar für dessen ermunternde Worte. Aber Steve hätte sich trotzdem in dieses Wagnis gestürzt – selbst, wenn die Gefahr doppelt so groß gewesen wäre. Denn er hatte einen guten Grund, weshalb er sich dazu verpflichtet hatte, den Dienst in Fort Phil Kearny anzutreten. Derjenige, wegen dem Steve die blaue Uniform angezogen hatte, ahnte noch nichts davon – und das war gut so. Denn Steve wollte erst einmal abwarten und alles zur Genüge beobachten, bevor er diesen Mann zur Rede stellte und ihn mit Ereignissen aus dessen Vergangenheit konfrontierte. Den Zeitpunkt dafür bestimmte Steve!

Er hatte sich freiwillig zu diesem ersten Erkundungsritt gemeldet – sehr zur Verwunderung von Captain James Powell, der sein vorgesetzter Offizier war. Was ihm natürlich ein Lob vor versammelter Mannschaft einbrachte. Aber das interessierte Steve überhaupt nicht. Für ihn zählte vielmehr die Tatsache, dass dieser Erkundungsritt ihm helfen würde, etwas mehr Klarheit über den Mann zu bekommen, wegen dem er nach Fort Phil Kearny gekommen war: Sergeant Clyde Paddock!

„Ich kann verstehen, dass du nicht darüber reden willst, Steve“, hakte Bridger noch einmal nach. „Aber falls du es irgendwann tun willst – ich habe ein offenes Ohr für dich. Ich lebe lange genug in diesem Land, um zu verstehen, warum die Dinge manchmal so sind, wie sie sich entwickeln. Du musst nicht darauf antworten – denk einfach mal in Ruhe darüber nach. Und wenn es so weit ist, dann komm einfach zu mir. Einverstanden?“

Steve nickte. Bridger musste sich damit zufrieden­geben. Er sah ein, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt gekommen war, um den Soldaten aus der Reserve zu locken. Aber er besaß ein feines Gespür für so etwas. Steve Coleman schleppte Geister aus der Vergangenheit mit sich, die er unbedingt abschütteln sollte. Was es genau war, würde sich hoffentlich bald herausstellen. Zumindest war es sehr ungewöhnlich, dass sich ein neuer Soldat gleich zu einem riskanten Einsatz meldete. Das sah schon fast so aus, als wolle er sein Leben ganz bewusst riskieren. Aber warum nur?

Während der letzten zwei Wochen war es verhältnismäßig ruhig in der unmittelbaren Umgebung von Fort Phil Kearny gewesen. Aber es bestand kein Zweifel daran, dass sich Sioux-Krieger in der Nähe aufhielten und aus sicherer Entfernung alles beobachteten, was dort vor sich ging. Es war ihnen sicherlich nicht entgangen, dass einzelne Holzfällertrupps in den nahen Wäldern damit zugange waren, Bäume zu fällen und sie dann mit Hilfe von robusten Transportwagen ins Fort zu bringen.

Allerdings hatte die Armee aus den Vorfällen des vergangenen Winters gelernt und setzte jetzt eine andere Strategie um. Der neue Kommandant von Fort Phil Kearny, Colonel Jonathan Eugene Smith, war sehr auf die Sicherheit seiner Soldaten und der zivilen Arbeiter bedacht. Daraus hatte sich die Idee entwickelt, dass befestigte Außencamps errichtet werden mussten, wenn die Männer ihre Arbeit effektiv verrichten sollten. So war einerseits gewährleistet, dass die Arbeit nicht unterbrochen wurde und die Männer über einen guten Schutz vor plötzlichen Angriffen durch Sioux oder Cheyenne verfügten.

Die Holzfäller hatten mithilfe der Soldaten vor einigen Wochen damit begonnen, solche Camps zu errichten. Im Wesentlichen waren es zwei solcher Lager zu ihrer Verteidigung. Damit wollten sie auch Pferde, Rinder und Maultiere sichern, damit sie nicht bei Nacht und Nebel von Indianern gestohlen werden konnten. Jedes dieser beiden Camps wurde von Wagenkästen umgeben, die eine sichere Barriere vor unliebsamen Angreifern bildeten. Die Idee dazu war mehr durch Zufall entstanden. Aber mittlerweile hatte sich das als sehr effektive Lösung erwiesen, dass die Wagenkästen als Barriere benutzt wurden und die Wagen selbst dadurch umso besser für den Abtransport großer und schwerer Bäume benutzt werden konnten. Die Wagenkästen selbst waren etwa 3 Meter lang, 1,4 Meter breit und 76 Zentimeter hoch. Die Wände bestanden aus vergleichsweise dünnem Holz, das aber ausreichte, um einem Mann genügend Deckung zu bieten, wenn er sich im Notfall dort verschanzen und das Camp gegen plötzliche Angreifer verteidigen musste.

Bridger selbst war mehrmals in den beiden Camps gewesen und hatte das Gelände nach verdächtigen Spuren abgesucht. Nie hatte er verdächtige Hinweise entdecken können – und doch wusste er, dass die Sioux alles schon längst mitbekommen hatten. Die Tatsache, dass sie noch nichts unternommen hatten, musste nichts bedeuten. Red Cloud war ein gewiefter Stratege, der stets das Unerwartete tat. Der Tag hatte bis jetzt friedlich begonnen – aber das hieß nicht, dass er auch so enden würde.

Im Grunde genommen war es nichts anderes als ein etwas anderer Corral für alle Tiere, die man auf diese Weise schützen wollte. Die Soldaten und Arbeiter selbst schliefen dagegen in Zelten, die sich außerhalb der Wagenkästen befanden. Sonst hätten sie inmitten der Tiere und deren Exkrementen übernachten müssen, und das war eine unangenehme Vorstellung.

Jim Bridger trieb sein Pferd an und ritt nach vorn zu dem kleinen Trupp, der von Captain Powell angeführt wurde. Powell sprach gerade mit Sergeant Paddock, als Bridger hinzukam.

„Ich reite ein Stück voraus und sehe mich mal um“, sagte Bridger zu Powell.

„Das kann nicht schaden, Mister Bridger“, erwiderte der Captain und gab ihm mit einer kurzen Geste zu verstehen, dass dies für ihn in Ordnung war. Bridger ritt daraufhin los und folgte dem Weg, in dessen Boden die Räder der Transportwagen klar erkennbare Spuren hinterlassen hatten. Dies war einer der Wege, die benutzt wurden, um die gefällten Baumstämme so schnell wie möglich nach Fort Phil Kearny zu bringen. Jeder Transport wurde immer von Soldaten eskortiert, die im Ernstfall die Zivilisten beschützen sollten. Aber noch war nichts vorgefallen – bis auf einige unbedeutende Geplänkel vor knapp vier Wochen, bei denen es aber glücklicherweise nur zwei Verletzte bei den Arbeitern gegeben hatte. Die Soldaten hatten die Sioux vertreiben können, bevor sich die Situation zugespitzt hatte.

Seitdem war es ruhig geblieben, und die Holzfäller hatten ihre Arbeit ungestört fortsetzen können. Bridger traute dem Frieden aber immer noch nicht. Er spürte irgendwie, dass die Dinge in Bewegung gerieten und sich immer mehr Indianer in der gesamten Region zusammenfanden. Teilweise zeigten sie sich auch den Spähtrupps der Soldaten, suchten jetzt aber nicht mehr den direkten Kampf mit den Blauröcken.

Es gab Offiziere im Fort, die glaubten, dass Red Cloud es gar nicht mehr wagen würde, einen weiteren großen Angriff zu starten. Denn trotz aller vehementen Bemühungen und Kämpfe des vergangenen Jahres waren die Soldaten in ihren Forts am Bozeman Trail geblieben und ließen sich auch keine Angst mehr einjagen. War Red Cloud womöglich mürbe geworden und hatte akzeptiert, was ohnehin nicht mehr zu ändern war? Vieles sprach dafür, aber Bridger konnte und wollte das einfach nicht glauben. Dazu kannte er die Sioux und die anderen Stämme am Powder River viel zu gut. Er hatte vielmehr das unbestimmbare Gefühl, dass sich etwas zusammenbraute. Wie Gewitterwolken am Horizont, die man zwar schon ahnen konnte, aber immer noch nicht genau wusste, wann das eigentliche Unwetter einsetzen würde.

Sollte es trotzdem zu einem weiteren Zusammenstoß kommen, dann würden die Soldaten diesmal gut darauf vorbereitet sein. Denn vor knapp zwei Wochen war ein Transport aus Fort Laramie eingetroffen, der eine überaus wichtige Ladung mit sich führte. Es waren weitere Waffen und Munition – und zwar die neuesten Springfield-­Hinterladergewehre. Einige der im Fort stationierten Soldaten besaßen schon solche Gewehre, die im Vergleich zu den alten und sehr umständlichen Vorderladern weitaus besser funktionierten und die man natürlich auch schneller abfeuern konnte. Nun verfügte jeder Soldat über solch eine Bewaffnung und auch ausreichend Munition, um einen Kampf rasch und sicher entscheiden zu können. Demzufolge war die Angst vor Indianern kaum noch vorhanden, und viele Soldaten und Zivilisten fühlten sich unbesiegbar.

Jim Bridger aber gehörte immer noch zu denjenigen Männern, die dem Frieden nicht trauten und stets Augen und Ohren offenhielten. Einige indianische Scouts hatten ihm berichtet, dass immer wieder ­vereinzelte ­Krieger in Richtung Nordwesten ritten und sich dort in einem großen Lager zu sammeln schienen. Daraus schloss Bridger, dass sich dort auch der größte Teil der kampf­fähigen Krieger aufhielt – und somit auch ihr Anführer Red Cloud. Sollte also wirklich ein Angriff eines Tages erfolgen, dann würde er aus dieser Richtung kommen.

Die Sonne brannte heiß vom Himmel. Kein einziges Wölkchen zeigte sich am stahlblauen Himmel, und Bridger begann zu schwitzen. Er sehnte sich nach einem Schluck Wasser und zügelte deshalb sein Pferd. Er nahm die Flasche vom Sattelhorn, schraubte den Verschluss auf und trank etwas davon. Danach fühlte er sich etwas besser. Er verschloss die Flasche wieder, hängte sie ans Sattelhorn und setzte seinen Ritt fort.

Eine gute Viertelstunde später erblickte er zwischen den Bäumen eines der beiden Außenlager. Natürlich wurde es im Umkreis bewacht, und deshalb hatten die Posten auch den einzelnen Reiter bereits bemerkt. Sie winkten Bridger zu und ließen ihn passieren. Bridger ritt weiter und erreichte kurz darauf den Wagenkasten-Corral. Die Pferde und Ochsen grasten friedlich innerhalb des Corrals, während drüben auf der anderen Seite eindeutige Geräusche von schlagenden Äxten zu hören waren. Jemand stieß einen Warnruf aus, während sich einer der hohen Kieferbäume mit einem knirschenden Geräusch langsam zur Seite zu neigen begann. Die Männer, die in unmittelbarer Nähe ebenfalls zugange waren, brachten sich erst einmal in Sicherheit.

Mit dem dumpfen Geräusch schlug der Baum auf dem Waldboden auf und wirbelte jede Menge Nadeln empor. Dann näherten sich sofort die ersten Holzfäller dem Baum und schwangen ihre Äxte. Sie beseitigten alle Zweige und widerspenstigen Äste, bis nur noch der blanke Stamm übrig war. Anschließend wurde der Baumstamm mit schweren Seilen verbunden, und zwei Pferde zogen die Last hinüber zu einem der ­Transportwagen, wo der Stamm dann von mehreren Männern und vereinten Kräften auf den Wagen gezogen wurde.

Bridger sah, dass die Männer schon ein gutes Stück in ihrer Arbeit vorangekommen waren, seit er ihnen zum letzten Mal einen Besuch abgestattet hatte.

„Alles in Ordnung hier, Jim!“, rief ihm einer der Holzfäller zu. Es war ein breitschultriger Mann namens Hermann Lange, der zusammen mit seinem Freund Hermann Song ursprünglich aus Deutschland stammte und wie so viele andere irgendwann von dem Goldrausch in Montana erfahren hatte. Als Lange und Song sich auf dem Weg ins Land der Verheißung gemacht hatten, war ihnen schnell klar geworden, dass es viel zu gefährlich war, unter diesen Umständen über den Bozeman Trail nach Montana zu ziehen. Vor zwei Monaten hatten sie einen Vertrag in Fort Laramie unterschrieben und sich als Holzfäller anheuern lassen. Das war zwar auch ein Job mit einem gewissen Risiko, aber weitaus ungefährlicher, als auf eigene Faust nach Montana zu reisen. Jetzt arbeiteten sie hier für einen Kontraktor und hatten bisher alle Hände voll zu tun. Aber wenigstens zahlte er ihnen einen guten Lohn für ehrliche Arbeit.

„Das ist gut“, meinte Bridger. „Habt ihr sonst nichts bemerkt? Keine Indianer?“

„Nicht, dass ich wüsste“, erwiderte der deutsche Holzfäller schulterzuckend. „Wir machen hier unseren Job – und niemand hindert uns daran. Ich glaube, die Rothäute haben genug vom Krieg. Und falls sie doch noch mal auf dumme Gedanken kommen sollten: Wir können uns schon gegen sie zur Wehr setzen. Verlass dich drauf!“

Während er das sagte, griff er nach seiner Springfield Rifle und gab Bridger mit einer kurzen, aber umso eindeutigeren Geste zu verstehen, dass er diese Waffe bedenkenlos einsetzen würde, wenn auch nur der geringste Ärger drohte.

„Halte trotzdem die Augen auf, Hermann“, riet ihm Bridger. „Es wäre schade, wenn dein Skalp schon bald in einem Oglala-Tipi hängt.“

„Ach was!“, winkte Lange ab. „Das wird niemals passieren. Darauf würde ich wetten ...“

„Ich wette niemals“, fügte Bridger hinzu und wendete bei diesen Worten sein Pferd. „Wie schon gesagt – pass trotzdem auf!“

Lange rief ihm etwas hinterher, das Bridger aber nicht genau verstand, denn er hatte sich schon zu weit von dem Holzfäller entfernt. Jetzt ritt er wieder zurück zu den Soldaten, die noch eine gute halbe Meile entfernt waren. Captain James Powell blickte ihn erwartungsvoll an, aber Bridger konnte ihm nichts berichten, was den Offizier zur Vorsicht veranlasst hätte. Alles sah aus wie ein Routinejob, an dem es nichts auszusetzen gab. Aber warum in aller Welt hatte Bridger dann so ein ungutes Gefühl, wenn er hinüber zu den Hügeln in nordwestlicher Richtung blickte?

30. Juli 1867

Im Holzfäller-Camp

Gegen 14:00 Uhr am Nachmittag

Steve Coleman hielt seine Springfield Rifle in der Arm­beuge und beobachtete die nähere Umgebung des Holzfäller-­Camps. Genau wie seine Kameraden hatten sie eine Postenkette rund um den Corral gebildet und sorgten mit ihrer Präsenz dafür, dass keiner der Arbeiter zu Schaden kam, falls es einen plötzlichen Überfall geben sollte.

Der junge Soldat wirkte angespannt, weil er natürlich keinen Fehler machen wollte. Auch wenn Fort Phil Kearny nur knapp wenige Meilen entfernt war, so beschlich ihn ganz langsam ein Gefühl der inneren Unruhe. Vielleicht lag es auch daran, was ihm einige andere Kameraden gestern Abend über das Fetterman-Massaker erzählt hatten. Das lag zwar schon einige Monate zurück, aber diejenigen, die damals mit Captain Ten Eyck zum Schlachtfeld geritten waren und die grässlich entstellen Leichen geborgen hatten, konnten diese entsetzlichen Bilder bis heute nicht vergessen. Sie hatten das alles so geschildert, dass auch Steve Coleman sich Gedanken darüber machte, was geschehen würde, wenn er selbst mit den anderen Soldaten in solch einen Hinterhalt geriet.

Er war so in seinen trüben Gedanken versunken, dass er das Knacken eines Astes hinter sich zuerst gar nicht hörte. Erst als Sergeant Paddock direkt hinter ihm stand, wirbelte er herum und riss sein Gewehr hoch.

„Junge, du bist ganz schön nervös“, sagte der Sergeant mit tadelndem Blick zu ihm. „Du musst noch viel lernen. Wäre ich jetzt ein Sioux gewesen, dann würdest du nicht mehr leben.“

„Entschuldigung, Sergeant“, murmelte Coleman und verfluchte sich selbst dafür, dass er Paddock in diesem Moment nicht in die Augen schauen konnte.

„Was ist los mit dir?“, fragte Paddock. „Du wirkst irgendwie nervös auf mich. Gibt es dafür einen Grund?“

„Es ist ... nichts, Sergeant“, erwiderte Steve. „Ich glaube, ich mache mir einfach nur zu viele Gedanken. Die Kameraden haben gestern Abend in der Baracke von Captain Fetterman erzählt und was ihm und seiner Kompanie im letzten Dezember zugestoßen ist.“

„Und das hat dir einen Schrecken eingejagt, wie?“ Als Steve Coleman nicht gleich darauf antwortete, veranlasste dies den Sergeant zu einem Grinsen. „Das Leben hier draußen ist hart – und je eher du das begreifst und dich damit abfindest, umso mehr steigt deine Chance, das zu überleben. Also mach deinen Job ordentlich und pass auf, verstanden?“

„Ja, Sergeant“, antwortete Steve. „Es tut mir leid, dass ich ...“

„Schon gut“, fiel ihm Paddock ins Wort. „Wir haben alle mal angefangen, mit unseren ständigen Ängsten klarzukommen. Von woher kommst du eigentlich?“

Die letzte Frage kam so plötzlich, dass Steve kurz zusammenzuckte. Denn er hatte nicht damit gerechnet, dass dieses Gespräch jetzt eine persönliche Wendung annahm.

„Aus Mississippi“, erwiderte er nach einem kurzen Zögern.

„Ach ja?“, meinte Paddock daraufhin. „Ich auch. Von woher denn genau?“

„Natchez“, fügte Steve sofort hinzu und hoffte, dass sich Paddock mit dieser Antwort zufriedengab.

„Da bin ich auch schon mal durchgekommen“, erwiderte der Sergeant. „Aber eigentlich stamme ich aus Pearl. Ich habe da mal ein paar Monate gelebt, aber dann bin ich weiter nach Westen gezogen. Du kennst vielleicht das Gefühl: Man will immer wissen, was hinter dem nächsten Hügel oder den weit entfernten Bergen noch an Abenteuern auf einen wartet. So ging es mir auch, und deshalb bin ich jetzt hier.“

Als Paddock den Namen der kleinen Stadt Pearl erwähnte, hatte Steve große Mühe, seine Fassung zu bewahren. Es funkelte kurz in seinen Augen auf, und er hoffte, dass Paddock das trotzdem nicht bemerkte. Steve atmete auf, als er feststellte, dass die Miene des Sergeants nach wie vor ausdruckslos blieb. Also schien er diese kurze Unsicherheit übersehen zu haben – und das war gut so. Denn die Zeit der Konfrontation war noch nicht gekommen. Allein Steve bestimmte den Zeitpunkt dafür – niemand anderes!

„Jeder hat eine Vergangenheit, Sergeant“, meinte Steve. „Manchen gelingt es, sie abzuschütteln, und andere wiederum werden davon jahrelang verfolgt.“

„An dir ist wohl ein Philosoph verloren gegangen, Junge“, erwiderte Paddock kopfschüttelnd. „Denk lieber nicht zu viel nach, sondern konzentriere dich auf das Jetzt und Hier. Die Rothäute kriegen dich sonst doch noch zu fassen.“

„Ich passe schon auf, Sergeant“, antwortete Steve. „Keine Sorge.“

„Dann ist es ja gut“, sagte Paddock abschließend und schlug Steve ermunternd auf die Schulter. „Mach deinen Job gut, und du wirst keine Probleme mit mir bekommen. Wenn du aber nicht spurst, dann kann es verdammt hart in Fort Phil Kearny für dich werden.“

Mit diesen Worten entfernte er sich wieder von der Stelle, wo Steve Coleman Wache schob. Hätte er sich jetzt umgedreht, so hätte er wahrscheinlich bemerkt, dass der junge Soldat voller Verachtung ausspuckte und die linke Hand zur Faust geballt hatte.

Die Holzfäller brauchten gut zwei Stunden, bis alle Wagen wieder beladen waren und somit der Rücktransport nach Fort Phil Kearny erfolgen konnte. Zwölf Soldaten aus Powells Kommando würden den Transport bis nach Fort Phil Kearny eskortieren und am nächsten Morgen wieder zurückkommen und ihre Kameraden ablösen. Gleichzeitig würden weitere Soldaten mitkommen und das Holzfäller-Camp noch zusätzlich verstärken.

Nachdem Bridger in der Zwischenzeit das Gelände erkundet hatte und dabei auf Spuren von unbeschlagenen Pferdehufen gestoßen war, hatte er Captain Powell sofort darüber informiert. Und dessen Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten. Die Männer in den beiden Camps mussten bei ihrer harten Arbeit so gut wie möglich geschützt werden, falls es zu einem Zwischenfall kam. Powell kannte den erfahrenen Scout Jim Bridger lange genug, um zu wissen, dass eine Warnung, die von ihm kam, nicht ignoriert werden durfte. Deshalb entschied er, dass Lieutenant Jenness ab sofort mit den besten Schützen gleich im Camp blieb. Jenness war ein guter Offizier, der sich bereits in einigen Kämpfen mit den Sioux bewährt hatte. Ihn hier im Camp zu lassen, bedeutete für den Captain, dass er sich auf ihn verlassen und sicher sein konnte, dass er umsichtig handeln und keinen voreiligen Fehler begehen würde.

Bridger fiel immer wieder auf, dass sich Steve ­Coleman besonders bemühte, die Aufmerksamkeit des Captains zu bekommen. Er bot von sich aus an, im Camp zu bleiben – aber das lehnte Powell ab. Bridger bemerkte, dass der junge Soldat etwas enttäuscht dreinblickte, sich diesem Befehl aber nicht widersetzte.

Was zum Teufel ist nur mit diesem Jungen los?, fragte sich Bridger erneut. Den muss man ja fast stoppen, dass er sich nicht Hals über Kopf in Gefahr begibt. Was ist der Grund dafür? Stattdessen hätte er eigentlich erleichtert sein müssen, die erste Nacht nicht gleich im Holzfäller-­Camp verbringen zu müssen. Er besitzt doch kaum Kampferfahrung – und doch legt er es förmlich darauf an, Heldentaten zu vollbringen.

Seine Enttäuschung legte sich nur langsam. Selbst als er schon längst wieder im Sattel seines Pferdes saß, blickte er immer wieder zurück zu dem Wagenkasten-Corral und den Soldaten, die jetzt zurückbleiben mussten. All dies beobachtete Bridger innerhalb weniger Sekunden, und das machte ihn noch hellhöriger, als es ohnehin schon der Fall war.

Ich glaube, ich sollte den Jungen mal eine Zeit lang im Auge behalten, entschied er für sich. Der ist nicht hier, um regulären Dienst am Bozeman Trail zu tun – er hat einen anderen Grund. Und der könnte sehr persönlich sein. Das werde ich schon noch herausfinden ...

Bridgers Gedanken konzentrierten sich jetzt wieder auf die Aufgabe, die er zu erfüllen hatte. Erneut ritt er ein Stück voraus und ließ seine Blicke in die Runde schweifen. Aber bis jetzt entdeckte er nichts, was ihn darauf hinwies, dass möglicherweise Gefahr drohte. In einem weiten Bogen kehrte er wieder zu dem Holztransport zurück und berichtete dem Captain, dass er nichts Auffälliges bemerkt hatte.

„Ich glaube, vor den Sioux brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten, Mister Bridger“, sagte Powell. „Einerseits berichten die Crow-Scouts, dass Kriegerbanden aus allen Himmelsrichtungen in die Black Hills kommen, aber es geschieht trotzdem nichts. Das heißt doch nichts anderes als dass ...“

„... die Sioux im Moment Ruhe geben – das ist richtig“, vollendete Bridger die Gedankengänge des Captains. „Aber dafür gibt es einen guten Grund. Die Plains-Stämme veranstalten um diese Zeit den alljährlichen Sonnentanz. Das ist die heiligste Zeremonie überhaupt. Entscheidungen treffen sie immer erst dann, wenn der Sonnentanz vorbei ist.“

„Das sind heidnische Gebräuche, Mister Bridger“, meinte der Captain mit einer abwinkenden Geste. „So was kann ich jedenfalls als zivilisierter Mensch nicht ernst nehmen. Die Indianer müssen sich nach uns richten und den Fortschritt akzeptieren. Sonst gehen sie unter. Oder glauben Sie, dass dieser Unsinn eine Gefahr für uns ist?“

„Ich weiß, was der Sonnentanz für diese Stämme bedeutet, Captain“, erwiderte Bridger mit gezwungener Ruhe, weil ihm Powells herablassende Bemerkung gegen den Strich ging. „Ich hatte einmal das Glück, als Gast eine solche Zeremonie miterleben zu dürfen. Man kann das nur verstehen, wenn man einmal dabei gewesen ist. Spätestens dann dürfte zu erkennen sein, wie wichtig der Sonnentanz für alle Stämme der Sioux und Cheyenne ist. Sie waren letzten Sommer noch nicht hier, Captain. Da gab es Ende Juli auch diverse Kämpfe und Auseinandersetzungen – immer nach Ende des Sonnentanzes.“

„Und Sie denken wirklich, dass das jetzt wieder so ist?“ Powells Stimme ließ keinen Zweifel daran, wie skeptisch er angesichts dieser Aussage war.

„Es spricht vieles dafür, Captain“, fügte Bridger rasch hinzu, während er mit der rechten Hand und mit einer fließenden Bewegung seine Winchester aus der Halterung am Sattel zog. „Die ersten Anzeichen erkennen Sie da oben auf dem Hügel ...“

Während er das sagte, hatte er sein Gewehr schon über das Sattelhorn gelegt. Er hatte zuerst die zehn Krieger entdeckt, die wie Stauen aus Bronze auf dem höchsten Punkt des Hügels verharrten und aus sicherer Entfernung den Holztransport beobachteten.

Bridger dauerte es zu lange, bis Powell einen entsprechenden Befehl erteilt hatte. Deshalb ergriff nun er das Wort und wandte sich an diejenigen Zivilisten, die die Transportwagen lenkten und ebenso an die Soldaten.

„Keiner schießt!“, rief er. „Habt ihr das verstanden? Verhaltet euch friedlich. Wir dürfen uns nicht provozieren lassen. Darauf warten die Sioux nur!“

„Es sind doch nur zehn Rothäute!“, erwiderte einer der Soldaten. „Mit unseren Springfield-Gewehren schlagen wir diese Bastarde ganz schnell in die Flucht.“

„Und wer sagt dir, dass es nur zehn Indianer sind?“, stellte Bridger die Gegenfrage. „Wir sehen zehn Gegner – aber vielleicht lauern auf der anderen Seite des Hügels noch mehr Sioux, die genau dann angreifen, wenn wir ihre Gefährten zum Kampf herausfordern. Willst du das wirklich riskieren?“

Jetzt blickte der Angesprochene doch recht unsicher drein. Seine Hand entfernte sich wieder vom Kolben des Gewehrs, nach dem er hatte greifen wollen. Trotzdem blickte er immer wieder hinauf zu dem Hügel, wo die Krieger stumm verharrten. Einer von Ihnen hatte jetzt seine Lanze erhoben und schrie etwas, was sehr drohend klang.

„Verstehen Sie, was der Indianer gerufen hat, Mister Bridger?“, fragte Captain Powell.

„Sicher“, meinte der Scout mit einem kurzen Nicken. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie das wirklich so genau wissen wollen ...“

„Jetzt reden Sie schon“, forderte ihn Powell ungeduldig auf. „Ich will das wissen!“

„Der Krieger dort oben ist White Bull“, sagte Bridger. „Ich kenne ihn gut – und er mich ebenso. Deshalb ist das eine Botschaft, die jedem von uns gilt. White Bull hat gesagt, dass sich in diesem Sommer das Schicksal aller Blaurock-Soldaten entscheiden wird, und dass uns die Sioux vom Erdboden tilgen werden. Mit allen Mitteln!“

„Drohgebärden sind das – nichts weiter!“, brummte Powell. „Da steckt nichts dahinter.“

„Bei allem Respekt, Captain“, sagte Bridger nach kurzem Überlegen. „Ich würde diese Warnung sehr ernst nehmen. Auf jeden Fall sollten Sie Colonel Smith ­darüber unverzüglich informieren. Die Wachen draußen im Holzfäller-­Camp müssen verdoppelt werden, sonst sehe ich schwarz.“

„Sie glauben wirklich, dass die Sioux einen Angriff starten?“

„Alles spricht dafür, Captain“, meinte der erfahrene Scout. „Ich habe das Gefühl, als wenn es ein verdammt blutiger Sommer werden wird, den einige von uns nicht überleben werden. Genau daran sollten Sie denken und das allen Soldaten einschärfen. Erst recht den Soldaten der neuen Kompanie, die gestern in Fort Phil Kearny eingetroffen sind. Die sind am meisten gefährdet.“

Bei den letzten Worten hatte er seine Stimme gesenkt, sodass das die Soldaten nicht hören konnten. Er wollte sie nicht jetzt schon beunruhigen. Dieser Zeitpunkt würde noch früh genug kommen. Bridger gefiel es nicht, White Bull mit solch aggressiven Drohgebärden zu sehen. Er kannte den Oglala-Krieger und wusste, dass es einen guten Grund dafür gab, wenn er sich auf solche Weise seinen Gegnern zeigte. Sollte dies etwa bedeuten, dass ein Angriff unmittelbar bevorstand? Wollten die Krieger den Blaurock-Soldaten damit ihre Überlegenheit zeigen und sie wissen lassen, dass sie jederzeit zuschlagen konnten?

„Ich glaube, der Colonel sollte einen Kurier nach Fort Laramie schicken, Captain“, sagte Bridger. „Das sieht ganz danach aus, als wenn sich die Dinge zu verändern beginnen. Die Sioux haben keine Angst vor uns.“

Captain Powell runzelte die Stirn.