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Sie sind perfekt füreinander, aber die Angst steht zwischen ihnen ...
Als Unternehmer Liam Callaghan der charmanten Paige Winters zum ersten Mal begegnet, fühlt er sich augenblicklich zu ihr hingezogen. Paige ergeht es genauso, aber sie zögert. Denn die alleinerziehende Mutter ist noch nicht bereit für eine neue Beziehung, seitdem ihr Ex sie und ihre kleine Tochter eiskalt im Stich gelassen hat. Doch Liam glaubt an sich und Paige und macht es sich zur Aufgabe ihr zu beweisen, dass er der Richtige für sie ist ...
"Berührend, liebevoll und ach so sexy, dies ist eine Geschichte, die dein Herz mit Hoffnung füllen wird." My Own Bookshelves
Band 3 der ABC-CORP-Serie von Bestseller-Autorin Melanie Moreland
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Seitenzahl: 313
Titel
Zu diesem Buch
Liebe Leser:innen
Widmung
Familienstammbaum
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Epilog
Zehn Jahre später
Danksagung
Die Autorin
Die Romane von Melanie Moreland bei LYX
Leseprobe
Impressum
MELANIE MORELAND
Bossy Love
DEM CEO VERFALLEN
Roman
Ins Deutsche übertragen von Richard Betzenbichler
Als Unternehmer und Landschaftsarchitekt Liam Callaghan der charmanten Paige Winters zum ersten Mal begegnet, fühlt er sich augenblicklich zu ihr hingezogen. Paige ergeht es ebenso, aber sie zögert. Denn die alleinerziehende Mutter ist noch nicht bereit für eine neue Beziehung, seitdem ihr Ex sie und ihre kleine Tochter Lucy eiskalt im Stich gelassen hat. Doch Liam glaubt an sich und Paige und macht es sich zur Aufgabe, ihr zu beweisen, dass er der Richtige für sie ist …
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Die perfekte Rezeptur für Liebe.
xoxo,
Melanie
Für meine Testleser:innen, die darauf bestanden haben, dass Liams und Paiges Geschichte aus deren Perspektive erzählt werden sollte.
Ihr hattet recht.
Das Anwesen lag ruhig da, als ich meinen Pick-up rückwärts aus der Auffahrt lenkte und auf das Tor zufuhr. Ich entdeckte Pops draußen auf seinem Steg, wie er gerade auf sein Boot stieg, und musste grinsen. Er liebte dieses Ding. Zweifellos hatte er vor, daran zu werkeln, bis Nan auftauchen und darauf bestehen würde, dass er zum Frühstück kam. Ich fragte mich kurz, ob er sie zu einem kleinen Ausflug rund um die Bucht überreden würde. Sie segelte nämlich sehr gern mit ihm.
Sonst war noch niemand auf den Beinen, aber ich wusste, wenn ich am Strand entlangging, würde ich Bentley auf seiner Terrasse sitzen sehen, wo er seinen Kaffee schlürfte und auf seinem Laptop die Schlagzeilen des Tages studierte. Womöglich joggte mein Dad am Strand, um in Form zu bleiben. Falls dem so war, würde er sich bald zu Bentley gesellen. Selbst nach all den Jahren verbrachten die beiden ungewöhnlich viel Zeit miteinander, sowohl im Büro als auch außerhalb.
Ich fuhr am Haus meines Bruders Ronan vorbei, dessen Fenster dunkel waren. Kurz fragte ich mich, ob er schlief oder völlig fertig und verloren in dem einzigen Sessel in seinem Wohnzimmer saß und aus dem Fenster auf das Wasser starrte, das er so sehr liebte.
Noch nie hatte ich ihn so niedergeschlagen gesehen. Ich konnte seinen verzweifelten Blick nicht vergessen, an dem Tag, als er der Frau, die er liebte und die ihn an der Straßenecke hatte stehen lassen, nachsah und ich ihn von dort fortziehen musste.
Aber das würde sich heute hoffentlich ändern.
»Kopf hoch, kleiner Bruder«, sagte ich leise. »Hilfe naht.«
Ich verließ das Anwesen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ronan hatte keine Ahnung, dass sein Leben bald deutlich besser werden würde.
Und ich meinerseits konnte es auch kaum erwarten.
Ich fuhr zu der Adresse, die Ava mir gegeben hatte, und betrachtete den kleinen Bungalow. Gut erhalten und gepflegt, der Rasen gemäht, die Büsche sorgfältig gestutzt. An der Vorderseite des Hauses waren Blumen gepflanzt, die gerade zu blühen begannen. Ich musterte den Garten mit kritischem Blick und dachte mir, dass sich bei der Treppe ein hübscher Hartriegel gut machen würde und die kahle Ecke mit einer Zeder verschönert werden könnte.
Ich musste über mich den Kopf schütteln, denn Beth und ihre Mitbewohnerin Paige hatten das Haus lediglich gemietet. Und ich war nur hier, um Beth abzuholen und zu Ronan zu bringen. Nicht um das Grundstück gärtnerisch zu gestalten.
Ich bog in die Einfahrt ein und stellte den Motor ab. Allmählich erwärmte sich die kühle Morgenluft. Lächelnd beugte ich mich hinunter und hob einen Ball vom Rasen auf. Er hatte ungefähr die Größe eines Fußballs, allerdings schillerte das Plastik in unterschiedlichen Rosatönen. Ich erinnerte mich an die Geschichten, die Ronan mir über Paiges Tochter Lucy erzählt hatte, und nahm deshalb an, dass der Ball ihr gehörte.
Während ich die Stufen hinaufging, bewunderte ich die beiden Körbe an der Tür, die von Petunien, Verbene, Geranien und Efeu überquollen. Die leuchtenden Farben verliehen der Haustür etwas Heimeliges und gaben einem das Gefühl, willkommen zu sein.
Ich klopfte an die Tür und bückte mich gedankenlos, um ein paar verwelkte Petunienblüten abzuzupfen, während ich darauf wartete, dass Beth öffnete. Ava hatte gesagt, sie würde mich erwarten.
Ich war so in meine Aufgabe vertieft, dass ich aufschrak, als mich eine Frau ansprach. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie die Tür geöffnet hatte.
»Ich habe keinen Gärtner bestellt, also gehe ich davon aus, dass Sie nicht zum Arbeiten hier sind.«
Ich schaute hoch und erstarrte.
Die Frau, die die Tür geöffnet hatte, war nicht diejenige, die ich mit Ronan gesehen hatte. Sie war nicht Beth, also nahm ich an, dass es sich um ihre Mitbewohnerin Paige handelte.
Himmel, sie war bezaubernd.
Ich richtete mich auf und sah sie unverblümt an. Sie hatte blaue Augen und dunkelbraunes Haar, das ihr in Wellen über die Schultern fiel. Sie war hübsch, ihr Gesichtsausdruck freundlich. Ihren Lippen waren voll und zu einem warmen Lächeln verzogen. Wenn sie grinste, bildeten sich Grübchen in ihren Wangen. Das schelmische Funkeln in ihren Augen zeugte von Humor. Ich schätzte sie auf etwa einen Meter sechzig, mit erfreulichen Kurven, die in mir den völlig abgedrehten Impuls auslösten, sie zu berühren. Aus großen Augen sah sie mich freimütig an und musterte mich mit einem Blick, der meinen Schwanz strammstehen ließ.
Damit hatte ich nicht gerechnet.
Mit ihr hatte ich nicht gerechnet.
Ich räusperte mich. »Hallo, du bist bestimmt Paige. Ich bin Liam, Ronans Bruder. Ich wollte Beth abholen.«
Sie lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Durch die Bewegung hoben sich ihre Brüste und wurden etwas zusammengedrückt. Ich war fasziniert von den samtweichen Wölbungen. »Wie schade, dass du heute schon vergeben bist. Von dir würde ich mich glatt abschleppen lassen. Ich wette, mit den Armen könntest du das problemlos schaffen.«
Ich erwiderte ihren Blick, und sie grinste. Sie wusste, dass ich ihre Brüste angestarrt hatte. Sie waren echt atemberaubend. Die langen Wimpern ihrer hübschen Augen flatterten, und auf ihren Wangen zeichnete sich ein zartes Rosa ab.
Ich wollte sie küssen.
Das Gefühl war so intensiv, dass ich mich am Türrahmen festhalten musste, um es nicht zu tun.
»Nur zu gern«, brachte ich mit leiser und rauer Stimme mühsam heraus. »Aber ich fürchte, ich muss Beth zu meinem Bruder bringen. Vielleicht ein andermal.«
Sie biss sich auf die Lippe und trat einen Schritt zurück. »Kommen rein. Ich hole Beth.«
Als ich an ihr vorbei ins Haus trat, traf mich der Duft ihrer Haut wie ein Schlag. Ein leichter Hauch aus verschiedenen blumigen Noten. Als würde ich an einem Sommertag in einem Garten stehen und die süßen Gerüche ringsum in mich aufnehmen.
Ich wollte sie in mich aufnehmen.
Unsere Blicke begegneten sich, als ich mich an ihr vorbeischob, was bei meiner Größe unmöglich war, ohne sie zu berühren. Ihre Zunge blitzte hervor und benetzte ihre Unterlippe. Ich musste meine ganze Willenskraft aufbieten, um sie nicht gegen die Wand zu drücken, den Kopf zu senken und diese Zunge in meinen Mund zu nehmen.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie es zulassen würde. Sie würde den Mund öffnen und mir erlauben, mit der Zunge genüsslich in ihren Mund einzutauchen und die Süße zu schmecken, die sich hinter diesen vollen Lippen verbarg.
Ich musste den Kopf schütteln, um diese Gedanken loszuwerden.
Ich hatte keine Ahnung, woher sie kamen.
Einen Moment lang blickten wir uns an. Ihr Atem wurde so schnell wie mein eigener. Ich zwang mich, sie nicht zu berühren.
»Beth?«, brachte ich heraus.
Paige blinzelte. »Ich hole sie.« Sie legte mir die Hand auf den Arm. Ihre zarten Finger sahen auf meiner gebräunten Haut blass und schmal aus. »Sie ist außer sich, Liam. Sie ist ein Nervenbündel«, flüsterte sie. »Ich habe mir solche Sorgen um sie gemacht.«
Ich legte meine Hand auf ihre und streichelte sie. »Ronan braucht sie. Ich glaube, sie brauchen sich gegenseitig.«
»Das glaube ich auch.«
Einen Moment lang blieben wir so, ihre Hand gegen meine Haut gepresst, und sahen uns in einem stummen Zwiegespräch in die Augen.
Dann trat sie einen Schritt zurück. »Ich hole sie.«
»Ich warte hier.«
Sie nickte. »Gute Idee.«
Sie verschwand im Flur, und ich lehnte mich gegen die Wand und rieb mir die Augen. Ich fühlte mich, als wäre ich gerade von einem Lastwagen überfahren worden.
Was zum Teufel war das denn?
Direkt unter mir hörte ich Stimmen und unterdrückte ein Lachen, als ich den sanften Tonfall von Paige erkannte, und lauschte, was sie sagte.
»Du liebe Güte, Beth, deine Mitfahrgelegenheit ist da.«
Die andere Stimme antwortete: »Okay. Ist es Ava oder Gracie?«
»Es ist sein Bruder. Der Nicht-Drilling. Himmel, er ist ein Baum von einem Kerl. Und unglaublich sexy.« Es folgte eine kurze Pause. »Ich täte nichts lieber, als diesen Baum zu besteigen.«
»Oh, Süße, und ich würde dich lassen«, murmelte ich und straffte die Schultern, als ich sie die Treppe heraufkommen hörte. Ich lächelte die Frau an, die ich von jenem schrecklichen Tag im Büro wiedererkannte.
»Hallo«, sagte sie und streckte mir die Hand entgegen. »Ich bin Beth.«
Ich umschloss ihre Hand und schüttelte sie nachdrücklich. »Hallo, Beth. Ich bin Liam. Ronans anderer Bruder.« Ich zwinkerte Paige zu. »Der Nicht-Drilling.«
Ich hörte sie quieken und hatte Mühe, nicht loszuprusten. Aber ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.
»Angesichts der Tatsache, dass ich Landschaftsarchitekt bin, war der Vergleich mit einem Baum ausgesprochen schmeichelhaft.« Ich wandte den Blick nicht eine Sekunde von Paiges Gesicht ab. »Die Besteigung lässt sich bestimmt einrichten. Ich gebe Beth auf alle Fälle meine Handynummer.«
Beth warf einen Blick über die Schulter. Paige war rot angelaufen, ihr Blick unverwandt auf mich gerichtet. Wieder ging ihr Atem schneller. Genau wie meiner. Ich konnte mich gerade noch beherrschen, Beth nicht den Autoschlüssel zuzuwerfen und ihr zu sagen, sie solle selbst fahren, um mir dann Paige zu schnappen und sie über den Flur in ihr Schlafzimmer zu schleppen.
Es war ein echter Kampf.
»Also dann«, erwiderte Paige. »Ich werde, äh, ich bin dann mal weg.«
Sie drehte sich um und eilte davon, und mein Blick heftete sich auf diesen runden, perfekten Hintern. Ich konnte mir vorstellen, wie er sich anfühlen würde, wenn er meine Hände ausfüllte.
Schließlich sah ich Beth an, die mich amüsiert beobachtete. Fragend hob ich eine Augenbraue. »Single, richtig?«, fragte ich leise.
»Ja.« Sie schwieg einen Moment. »Mit einer Tochter.«
»Lucy«, erwiderte ich. »Ronan findet sie bezaubernd.«
»Das ist sie.«
»Im Auto gebe ich dir meine Nummer.«
»Okay.«
»Dann mal los …« Ich grinste. »bringen wir dich zu meinem bescheuerten Bruder. Er hat keine Ahnung, dass sein elendes kleines Leben gleich einen Aufschwung erleben wird.«
»Ich habe mich lediglich damit einverstanden erklärt, mit ihm zu reden.«
Lächelnd beugte ich mich zu ihr. »Ich habe ein gutes Gefühl. Und weißt du was, Beth? Ich irre mich nie.«
Während der Fahrt plauderte ich mit Beth. Sie war intelligent, witzig und, wie Paige gesagt hatte, nervös. Sie knetete die Hände in ihrem Schoß so heftig, dass ich schließlich hinüberlangte und ihre Hand in meine nahm.
»Es wird alles wieder in Ordnung kommen, Beth.«
Sie seufzte. »Du wirkst ziemlich optimistisch.«
Ich warf ihr einen Blick zu. »Noch nie habe ich meinen Bruder so am Boden zerstört erlebt. Er weiß, dass er Mist gebaut hat, und er bereut es. Dich heute zu sehen wird ihm helfen.« Ich schwieg einen Moment. »Wenn du ihm vergeben könntest, würde ihm das alles bedeuten.«
»Lass uns nichts überstürzen«, erwiderte sie, aber es klang nicht sonderlich überzeugt. Ich hatte den Eindruck, sie war genauso durch den Wind wie Ronan.
»Also, Paige …« Ich sprach nicht weiter.
»Was willst du wissen?«
»Single, hat eine Tochter – geschieden, nehme ich an?«
»Ja. Dieser miese Dreckskerl«, murmelte Beth.
»Hat er ihr wehgetan?«, fragte ich.
»Er war, nein, er ist, ein narzisstisches, arrogantes, engstirniges, gemeines, wertloses Stück Scheiße.«
»Nimm bloß kein Blatt vor den Mund.«
»Er hat Paige immer schon schlecht behandelt, aber als er Lucy nach der Geburt gesehen hat, da hat das Schwein sie einfach sitzen lassen. Beide«, spie sie angeekelt aus. »Er hat nichts als Verachtung verdient.«
»Ronan sagte, sie ist mit einem nicht vollständig ausgebildeten Arm auf die Welt gekommen?«
»Ja.« Beth, deren Nervosität verflogen war, wandte sich mir zu. »Sie ist so ein süßes kleines Mädchen, Liam. Ihr Lächeln erhellt jeden Raum. Sie ist lieb, jammert nie und kommt gut mit allem klar. Es gibt fast nichts, was sie nicht tun kann – und nichts, was sie nicht versucht. Sie ist eine reine Freude.«
»Das sagt Ronan auch.«
»Ich kann mir keinen einzigen Grund vorstellen, aus dem ich mein Kind verlassen würde. Schon gar nicht, weil ihr ein Stückchen Knochen fehlt. Doch Paige ist ohne ihn besser dran«, seufzte sie. »Nach allem, was sie erzählt hat, war er nicht sonderlich nett.«
»Wurde er handgreiflich?«, fragte ich und packte das Lenkrad fester.
»Nein. Psychischer Missbrauch. Er hat sie ständig kleingemacht. Sie lässt es sich nicht anmerken, aber er hat eine üble Nummer mit ihr abgezogen.« Sie holte tief Luft. »Sie ist großartig. Eine tolle Mom, eine fabelhafte Freundin, und sie ist mir wirklich wichtig.«
Ich fuhr zum Tor und wartete, bis es sich öffnete.
»Das kann ich spüren«, erwiderte ich.
»Ich will nicht, dass ihr jemand wehtut.«
Als wir bei Ronan angekommen waren, wandte ich mich ihr zu und sah sie an. »Ich habe nicht vor, ihr wehzutun, Beth. Aber in dem Moment, als sie die Tür aufmachte, ist irgendetwas mit mir geschehen. Wenn sie möchte, würde ich gern herausfinden, wie weit es gehen könnte.«
»Selbst wenn ein Kind dazugehört?«
»Das schreckt mich nicht ab. Ich liebe Kinder. Dass Lucy nur einen Arm hat, stört mich nicht. Das ist mir egal. Nicht egal ist mir, dass Paige wehgetan wurde. Ich hoffe nur, sie ist bereit, mir eine Chance zu geben.«
»Ich denke, sie ließe sich überreden«, erwiderte Beth trocken. »Hast du gesehen, wie sie dich angehimmelt hat?«
Ich grinste. »Wie sie den Baum abgecheckt hat. Das habe ich mitbekommen.« Ich zwinkerte. »So, genug jetzt. Speichere meine Nummer, damit du sie hast, und gib sie Paige, falls sie danach fragt. Ich lasse es langsam angehen, wenn es das ist, was sie braucht.«
Ich wartete, während sie die Nummer in ihr Handy tippte.
»Nun komm, ich bring dich rein. Er wird sich freuen, dich zu sehen.«
»Das hoffe ich.«
»Das weiß ich.«
Ein paar Stunden später saß mir am Tisch im Hub ein anderer Ronan gegenüber. Er sah noch immer müde aus, aber er war glücklich. Entspannt. Er konnte den Blick nicht von Beth abwenden, und wann immer sie in der Nähe war, hielt er ihre Hand. Ich zwinkerte ihm zu.
»Guter Tag, kleiner Bruder?«
»Der beste.« Er beugte sich zu mir. »Beth hat erzählt, du hättest sie hergebracht.«
»Stimmt.«
»Danke.«
Ich drückte seine Schulter. »Du schuldest mir was.«
Er grinste. Sein verschmitzter Gesichtsausdruck war wieder da.
»Beth hat auch erzählt, dass du dich in Paige verguckt hast.«
Ich sah ihm in die Augen. »Da hat sie recht.«
»Ich mag sie sehr. Und Lucy auch. Treib ja keine Spielchen mit ihnen.«
Ich senkte die Stimme. »Hast du jemals erlebt, dass ich mit irgendjemandem Spielchen treibe, Ronan? Paige hatte kaum die Tür aufgemacht, da empfand ich schon etwas für sie. Und ihr ging es genauso. Ich habe vor, mich mit ihr zu treffen. Mal sehen, wohin es führt. Ganz gleich, welches Tempo sie vorgibt – das ist okay für mich. Und ich freue mich darauf, Lucy kennenzulernen.«
Ich deutete mit dem Finger auf ihn, dann auf mich. »Also, alles gut zwischen uns?«
Er schürzte die Lippen. »Ich werde dich im Auge behalten.«
Ich lehnte mich zurück und griff nach meinem Becher. »Pass gut auf, kleiner Bruder. Du könntest noch das eine oder andere lernen.«
Er lachte. »Na dann.«
Ich schluckte meinen restlichen Kaffee hinunter. »Nur damit wir uns richtig verstehen.«
Dienstagnachmittag klingelte mein Handy. Ich zog es aus der Tasche und ging dran.
»Hallo, Ronan.«
»Bruderherz, ich bin gerade dabei, deine Nettigkeit von Sonntag wettzumachen.«
»Tatsache?«, erwiderte ich trocken. »Und wie?«
»Mit Tacos. Zu Hause bei Beth, Paige und den Kindern, Paul und Jeremy werden auch dabei sein. Heute Abend. Ich kaufe alles ein. Wir bereiten ihnen ein Festmahl.«
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Ich liebte Tacos – wie der Rest der Familie. Meine Brüder und ich machten fantastische Tacos, die wir oft für die Familie aus dem Hut zauberten.
»Bist du dir sicher?«
»Als ich angerufen habe, um zu fragen, ob ihnen das recht wäre, wollte Paige sofort wissen, ob du auch kommst.«
Diese Nachricht entlockte mir ein Lächeln.
»Was kann ich mitbringen?«
»Fahr bei Paso vorbei und hol frische Tortillas.«
»Auch Salsa, Guacamole und Chips?«
»Natürlich.«
»Wie wäre es mit ein bisschen Wein für die Mädels?«
»Das fänden sie bestimmt super.«
»Und die Kinder?«
»Die lieben Kakao. Das ist für sie immer was Besonderes.«
»Wird erledigt. Wann?«
»Um sechs.«
»Ich werde da sein.«
Er lachte. »Das war mir klar.«
Ich kam mit Tüten voller Tortillas und bepackt mit Salsa und Guacamole, den Extras, die ich vorgeschlagen hatte, legte sie in der sauberen Küche ab und betrachtete grinsend die Berge von Zutaten, die Ronan angeschleppt hatte. Dann gesellte ich mich zu meinen Brüdern auf den Boden, um mit Evan Lego zu bauen. Er war ein scheues Kind, klein für sein Alter, aber intelligent und clever, und nach einer Weile ließ seine Schüchternheit ein wenig nach. Sein Lächeln erinnerte mich an das von Beth.
Ich fühlte mich wie ein Magnet zu Paige hingezogen, und mein Blick wanderte ständig zu ihr. Sie erwiderte ihn unverhohlen, und von ihrem Liebäugeln wurde mir ganz warm ums Herz. Immer wenn wir uns in die Augen schauten, geschah etwas zwischen uns, und mehr als einmal hegte ich den dringenden Wunsch, sie unter einem Vorwand allein in ein anderes Zimmer zu locken. Meine Finger sehnten sich danach, sie zu berühren, und ich wollte ihren Mund an meinen Lippen spüren. Aber was mich zurückhielt, war das kleine Mädchen, das auf den Knien seiner Mutter saß.
Lucy war ein wandelnder Sonnenstrahl. Ihren kleinen Teddy fest umschlungen, starrte sie verwundert uns »Riesen« an. Abgesehen von ihren Augen, die mich seltsamerweise an meine eigenen erinnerten, sah sie aus wie Paige. Sie war winzig und niedlich, und ich konnte spüren, wie gern sie sich zu uns gesellt hätte, aber vermutlich schreckte sie unsere schiere Größe ab.
Ich tat so, als stellte ich mich mit ein paar Steinen ungeschickt an, und blickte fragend zu Lucy. »Ich brauche Hilfe, Lucy. Meine Hände sind zu groß.«
Nach kurzem Zögern glitt sie vom Schoß ihrer Mutter und kam zu mir. Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen, als sie nach den Steinen griff, die ich ihr reichte, sie zusammensetzte und mir zurückgab.
»Gut gemacht, Kleines«, lobte ich sie, während ich beobachtete, wie sie den verkümmerten Arm benutzte, um zu verhindern, dass die Steine wegrutschten.
»Vielleicht könntest du mir noch ein bisschen mehr helfen?«
Sie spitzte die Lippen, dann nickte sie. »’kay.«
Ich schwang sie über meine Schulter und setzte sie auf meinen Schoß. »Okay.«
Sie sah mich mit großem Ernst an. »Aber Mr Teddy musst du halten.«
»Das kann ich machen.«
»Er hat nur einen Arm, genau wie ich.«
»Das macht ihn zu etwas ganz Besonderem.«
Sie zog die Nase kraus, was unglaublich liebenswert aussah. »Ja?«
»Na klar. Und weißt du, was ich für ein ganz besonderes Mädchen mitgebracht habe?«
»Wa-as?«
Ich beugte mich zu ihr und flüsterte: »Kakao.«
Sie machte große Augen und lächelte. Ich schwöre, die Sonne konnte dem Strahlen dieses kleinen Engels nicht das Wasser reichen. Ich hätte am liebsten in dieser Wärme gebadet.
Grinsend reichte ich ihr ein paar weitere Steine und sah zu, wie sie sie in Augenschein nahm und dann zusammensetzte. Ich schaute in Paiges Augen und las darin einen Anflug von Hoffnung und Glück. Ich nickte leicht, sie lächelte und senkte den Blick auf ihr Glas. Sie verstand, was ich ihr ohne Worte mitteilte.
Es war mir ernst mit ihr.
Später, während meine Brüder und ich schnippelten und vorbereiteten, uns gegenseitig aus dem Weg schubsten und aufzogen, griff ich nach der Weinflasche, um die Gläser der Mädels aufzufüllen. Ich hob Lucy vom Küchentresen, setzte sie mir auf die Schultern und grinste darüber, wie sie sich, um die Balance zu halten, an meinen Haaren festklammerte.
Als ich ins Wohnzimmer trat, bekam ich gerade noch das Ende eines Satzes mit.
»Er ist ein Wahnsinnstyp«, flötete Paige.
Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, während ich ihnen nachschenkte. Mir fielen Paiges gerötete Wangen auf, und ich blinzelte zu Lucy hoch und sagte neckend: »Ich glaube, deine Mama redet schon wieder von mir.«
Paige warf ihr Haar nach hinten, und ihre dunklen Strähnen schimmerten im Licht. »Das glaube ich kaum.«
Ich lachte, denn mir war klar, dass ich recht hatte. Beth und Paige sowie die Kinder waren von meinen Eltern am Wochenende zum Brunch eingeladen worden. »Also, am Sonntag bin ich gegen neun hier. Dann können wir noch Kaffee trinken, bevor wir losfahren.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben«, erwiderte sie schlagfertig, lächelte aber dabei.
Ich drehte mich um und ging, wobei ich darauf achtete, Lucy gut festzuhalten. »Das hattest du doch vor. Ich wollte es dir nur leichter machen.« Als ich in der Küche verschwand, hörte ich sie schnauben.
»Unverbesserlich«, murmelte sie.
Sie machte sich keine Vorstellung.
Wie sich herausstellte, hatte Lucy beschlossen, mich für okay zu befinden. Vielleicht sogar mehr als das. Sie wich mir kaum von der Seite, wollte während des Essens neben mir sitzen, und nahm schließlich sogar auf meinem Schoß Platz. Ich zog ihren Teller neben meinen und achtete darauf, dass sie genügend zu essen bekam. Ich rollte ihre Tacos extradünn, damit sie sie leicht mit einer Hand fassen konnte. Sie mochte es, wenn ich sie kleine Motte nannte, und zog vor Vergnügen die Nase kraus. Paige beobachtete uns, und ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen amüsiert, besorgt und regelrecht verängstigt. In Anbetracht der Tatsache, wie wenig ich von ihrer Geschichte wusste, nahm ich an, ihre Besorgnis hatte etwas mit ihrem Ex zu tun. Ich würde ihr beweisen müssen, dass ich ganz anders war als er. Es erschreckte mich ein wenig, wie unausweichlich das bereits war, aber es kam mir nicht in den Sinn, einen Rückzieher zu machen.
Irgendwie wusste ich, wie wichtig diese beiden Damen in meinem Leben noch werden würden.
Donnerstagnachmittag beendete ich ein Treffen mit einem potenziellen Kunden. Er wollte, dass alle existierenden Garten- und Rasenflächen des Gebäudekomplexes, den er erworben hatte, neu gestaltet wurden. Die Gärten erstickten in Unkraut. Er wünschte breite Wege mit Pflanzen, die Bienen und andere für das Ökosystem wichtige Insekten anzogen, aber dennoch schön anzusehen sein würden. Ich hatte ein paar Ideen skizziert und wollte mich auf den Weg nach Port Albany in mein Büro machen, um ein paar detailliertere Zeichnungen anzufertigen. Mr Simpson war enthusiastisch gewesen, genau wie seine Frau, die offensichtlich das letzte Wort bei der Entscheidung hatte. Ich hatte ihre Vision klar vor Augen und eine Reihe von Ideen, wie man sie zum Leben erwecken könnte.
Während ich Richtung Highway fuhr, wurde mir bewusst, dass ich mich ganz in der Nähe von Paiges Haus befand. Ich warf einen Blick auf die Uhr und sah, dass es bereits fast Mittag war. Ich wusste, dass sie im Homeoffice arbeitete, und so fuhr ich aus einer Laune heraus bei einem meiner bevorzugten Feinkostgeschäfte vorbei und besorgte ein paar Sandwiches, Pommes frites und kaltes Mineralwasser in Dosen.
Nachdem ich vor ihrem Haus geparkt hatte, stieg ich die Stufen hinauf, klopfte und wartete geduldig. Ich konnte sie im Haus hören, dann öffnete sie die Tür und sah mich verblüfft an. Sie trug eine dunkle Hose und eine hübsche Bluse in Blau- und Grüntönen, die ihre Augen betonten. Das Haar hatte sie aus dem Gesicht gestrichen, und an einem Ohr klemmte ein Headset.
»Liam«, rief sie und blickte sich verwirrt um. »Ronan ist nicht hier.«
»Gut.« Ich hielt die Tüte hoch. »Ich habe Mittagessen mitgebracht. Ich dachte, du bist vielleicht hungrig.«
»Du hast mir Mittagessen gebracht?«, fragte sie zögernd, als wäre sie es nicht gewohnt, dass jemand etwas für sie tat.
Das würde ich ändern müssen.
»Ja. Wenn du mich reinlässt, werde ich es dir geben.«
Ihre Augen blitzten spielerisch, was mir besonders gefiel, und ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen.
»Redest du noch übers Mittagessen?«
Ich warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Kommt drauf an. Wenn du deine Karten richtig ausspielst …« Ich beugte mich zu ihr und ließ die Lippen leicht über ihre Wange gleiten. »Man kann nie wissen.«
Sie kicherte, und es klang sorglos und glücklich. Dann trat sie einen Schritt zurück und winkte mich herein. »Absolut, komm rein.«
Ich ging an ihr vorbei, und wieder machte es mir meine Größe unmöglich, sie dabei nicht zu streifen, erst recht, da ich keinen Versuch unternahm, den Kontakt zu vermeiden. Ich hörte sie leise nach Luft schnappen und spürte, wie sie zitterte. Unsere Blicke trafen sich, und ihre weit aufgerissenen Augen verrieten mir, wie bewusst sie sich der Situation war. So wie mein Körper ihre Wärme spürte und darauf reagierte.
Ich bin bei dir, Babe,dachte ich. Lass uns ein bisschen Zeit.
»Ich muss mich nur zur Mittagspause abmelden. Ich bin gleich wieder da.« Sie deutete Richtung Küche. »Mach es dir bequem.«
Ich stellte die Tüte ab und richtete die Sandwiches auf dem Tisch an, dazu die Pommes frites und das Mineralwasser. Als sie sich zu mir gesellte, zeigte ich auf den Stapel in der Tischmitte, der wie ein improvisiertes Picknick aussah.
»Ich wusste nicht, was du magst. Ich habe Eiersalat, Cornedbeef und Truthahn mitgebracht.«
»Großartig.«
Ich grinste, als sie zum Kühlschrank ging und mit einem großen Glas Gurken zurückkam.
»Ich liebe Gurken.«
Sie zwinkerte. »Ich auch.«
»Willst du alles, was ich sage, als Anspielung interpretieren?«
Statt etwas zu sagen, hob sie nur stumm die Augenbrauen und nahm einen Happen Eiersalat. Ich öffnete die Schachtel mit den Pommes frites und kippte sie auf das Wachspapier, auf dem die Sandwiches lagen. Paige griff nach einer gekringelten Fritte und hielt sie hoch wie einen Preis.
»Wunschfritte«, sagte sie triumphierend und schob sich die hörbar knusprige Fritte in den Mund.
Ich kicherte. »Die kleine Motte ist in der Kita?«
»Ja. Sie geht sehr gern dahin. So viele Kinder und Spielsachen.«
Ich kaute und schluckte. »Sie ist … ziemlich bemerkenswert.«
»Wohl wahr.«
»Ich glaube, das gilt auch für ihre Mutter.«
Paiges Hand mit dem Sandwich blieb in der Luft hängen, und sie betrachtete mich misstrauisch. »Das – das glaubst du?«
»Ja.«
»Oh«, war alles, was sie herausbrachte.
»Mir gefällt ihr Mut. Sie ist süß und bezaubernd. Brav und doch frech.«
»Redest du von meiner Tochter oder von mir?«
Wieder lachte ich. »Von euch beiden. Ich glaube, vieles davon hat sie von ihrer Mutter.«
Sie lächelte. »Beth behauptet, wir gleichen uns wie ein Ei dem anderen.«
»Da hat sie recht.«
Wir aßen in wohltuendem Schweigen und teilten uns Sandwiches und Pommes frites. Ich trank mein Mineralwasser, merkte aber, dass sie ihres nicht anrührte. Ich fand noch eine gekringelte Pommes und reichte sie ihr.
»Noch ein Wunsch, Paige?«
Sie nahm sie. »Besser kann man ein Mittagessen nicht beenden.«
»Noch nicht ganz das Ende«, erwiderte ich und holte zwei beachtliche Cookies aus einer kleineren Tüte. Sie kicherte.
»Du hast aber auch an alles gedacht.«
»Außer an Kaffee.«
»Kein Problem.« Sie stand auf und stellte die Kaffeemaschine an. Ich gaffte sie hemmungslos an und genoss, wie ihre enge Hose bei jeder Bewegung ihren Hintern betonte, den schmalen Hautstreifen, der oberhalb des Hosenbunds sichtbar wurde, als sie sich nach den Kaffeebechern streckte. Sie fluchte leise, und ich stand auf, langte über sie hinweg und holte die Becher herunter. »Hab sie«, versicherte ich ihr.
Ihr Rücken drückte gegen meine Brust, schmiegte sich an mich. Ich hörte, wie ihr der Atem stockte, und spürte, wie sie sich leicht versteifte.
»Du solltest dir einen kleinen Schemel besorgen. Oder sie auf dem unteren Regalbrett aufbewahren«, schlug ich vor.
Sie schüttelte den Kopf und sah mich an. »Zu wenig Stauraum. Ich brauche die unteren Regalbretter für Teller und Gläser, damit Evan an sie herankommt.«
»Dann baue ich dir einen stabilen Schemel.«
»Klasse.«
Es kostete mich all meine Kraft, einen Schritt zurückzutreten, sie nicht in meine Arme zu ziehen und zu küssen. Aber wie sehr ich es wollte. Mehr als meinen nächsten Atemzug.
Ich musste mich zwingen, mich hinzusetzen, knüllte das Papier zusammen und ließ es in der Tüte verschwinden. Vor mir tauchte eine Tasse dampfenden Kaffees auf, gefolgt von einem Milchkännchen. Ich bot ihr die Cookies an und prägte mir ein, dass sie den mit Hafer und Rosinen wählte. Ich nahm den mit Schokoladenstückchen, und beide kauten wir eine Weile schweigend vor uns hin. Dann begann sie zu reden.
Sie legte den Cookie hin und wischte sich die Finger ab. »Liam, ich bin ein ziemlich ehrlicher Mensch, deshalb sage ich es jetzt geradeheraus, ja?«
»Super. Ich sage auch immer, was ich denke.«
»Ich mag dich. Ich meine, es ist einfach, dich zu mögen. Genau wie Ronan. Und mit Paul und Jeremy ist es auch nicht anders.«
Ich verzog das Gesicht. »Ich möchte nicht so gern mit meinen Brüdern in einen Topf geworfen werden.«
Sie stieß einen langen frustrierten Seufzer aus. »Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Deine Familie ist sehr liebenswert. Aber dich mag ich besonders. Und das ist gefährlich.«
»Für wen?«
»Für mich.«
»Ich mag dich auch sehr, Paige. Mehr als das.«
»Aber es geht nicht nur um mich. Bei mir steht Lucy an erster Stelle.«
»Das verstehe ich. Anders würde ich es auch nicht wollen.«
»Wieso bist du hergekommen?« Da sie so geradeheraus fragte, antwortete ich ihr genauso.
»Weil ich dich sehen wollte. Ohne dass meine Brüder dabei sind, oder Beth oder irgendjemand sonst. Nur dich.«
Sie lächelte traurig. »Das würde wegen Lucy nur selten der Fall sein. Sie ist fast immer bei mir.«
»Nein, du verstehst mich falsch. Ich weiß, dass Lucy deine Nummer eins ist. Das respektiere ich. Ich bewundere es sogar. Ich habe kein Problem damit, dass wir zu dritt sind. Ich wollte nur ein bisschen Zeit, um ungestört mit dir zu reden. Um herauszufinden, ob du dir auch vorstellen kannst, das mit uns zu probieren.« Ich schwieg einen Moment. »Ob du diese verrückte Anziehungskraft genauso intensiv spürst wie ich.«
Ich wartete auf ihre Antwort, und mein Herz raste.
»Das tue ich«, flüsterte sie.
»Wieso höre ich da ein Aber heraus?«
»Es ist kompliziert. Wir sind kompliziert.«
»Weil du ein Kind mit besonderen Bedürfnissen hast?«
Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Weil mein Ex ein Arschloch war und mich zerstört hat. Weil meine Tochter verletzlich ist. Weil ich eine alleinerziehende Mutter bin, die immer knapp bei Kasse ist. Wenn Beth nicht bei uns wohnen würde, wüsste ich nicht, was ich tun sollte. Wie ich über die Runden kommen sollte. Ich weiß, wer deine Familie ist, Liam. Da kann ich nicht mithalten.«
»Ich kann mich nicht erinnern, das von dir verlangt zu haben.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, jetzt verstehe ich Ronans Widerwillen, Beth von unserer Familie zu erzählen, ein bisschen besser.« Ich nahm ihre Hände in meine, war entsetzt, wie kalt sie waren, und rieb sie, um sie aufzuwärmen. »Meine Familie und ihr Wohlstand haben nichts mit mir zu tun, Paige. Ich habe meine eigene Firma, bin mein eigener Herr und gehe meinen eigenen Weg. Mir gehört eine Landschaftsgärtnerei. Ich grabe in der Erde und pflanze Bäume. Plane Gärten und Landschaften. Das ist kein glamouröses Leben. Und meine Familie, das sind einfach Menschen. Meine Mutter hat sich ihre Ausbildung selbst finanziert. Genau wie mein Dad. Der einzig Reiche der Sippe war Bentley.« Ich lachte. »Seine Frau Emmy wollte sich wegen seines Reichtums nicht mit ihm einlassen. Aber er hat sie überzeugt, sich davon nicht blenden zu lassen, um zu erkennen, wer er wirklich ist. Und das hat sie. Sag, sind dir denn meine Brüder vorgestern Abend wie selbstgerechte Idioten vorgekommen?«
»Nein.«
»So sind wir nämlich nicht erzogen worden. Meine Familie ist bodenständig. Keiner wird auf dich hinunterschauen.«
»Beth hat erzählt, wie nett sie waren, als sie sie kennengelernt hat. Laut, aber nett.«
Ich lachte. In meiner Familie waren alle laut.
»Ich will ehrlich sein. Ich habe genug Geld. Mehr als genug. Dank meiner Eltern gehört mir das Haus. Jeder von uns, der wollte, bekam ein Stück Land von ihnen. Die Häuser mussten wir selbst bezahlen. Wir zahlen unseren Anteil an den Steuern. Und die Instandhaltung liegt in unserer Verantwortung. Meine Firma läuft wirklich gut, aber ich arbeite hart für den Erfolg.«
»Ist das gut?« Was ich sagte, schien sie zu verwirren.
»Die Sache ist die: Es spielt keine Rolle. Mir ist egal, ob du viel Geld hast oder gar keins, mal abgesehen davon, dass mir der Gedanke nicht gefällt, wie sehr du zu kämpfen hast. Würdest du mich lieber mögen, wenn ich ärmer wäre?«
»Nein, aber die Verhältnisse wären vielleicht ausgeglichener.«
»Ich würde behaupten, wir begegnen uns auf Augenhöhe. Ich habe mehr Geld, dafür hast du Lucy. Und du bist hübsch.«
»Hör auf.«
»Bist du aber.« Ich drückte ihre Hände. »Sei ehrlich, Paige. Bist du interessiert? Weiß Gott, ich bin’s. Jedes Mal, wenn ich in deiner Nähe bin, fühle ich mich wie ein loderndes Inferno.«
»Wir müssten es langsam angehen lassen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, mit dir ist das nicht möglich. Ich bin anders als meine Brüder. Wenn ich etwas sehe, das ich haben möchte, dann hole ich es mir. Das habe ich immer schon so gemacht. Habe ich eine Entscheidung getroffen, dann bleibt es auch dabei.«
»Und deine Entscheidung lautet wie – mich ins Bett zu kriegen?«
»Nein. Dein Herz zu gewinnen. Damit ihr, Lucy und du, zu mir gehört.«
»Wie kannst du das sagen? Du kennst mich doch kaum. Wir sehen uns gerade zum ersten Mal allein.«
»Und schau, was wir bereits erreicht haben. Wir haben das Familienproblem aus der Welt geschafft, ich habe meine Karten auf den Tisch gelegt, du hast zugestimmt, mit mir auszugehen, in Kürze besiegeln wir das mit einem Kuss, und schon bin ich wieder weg. Gute Arbeit, würde ich sagen.«
Sie warf ihr Haar nach hinten und erwiderte in einem hochmütigen Ton, der völlig aufgesetzt klang: »Ich habe keineswegs zugestimmt.«
»Aber du hast auch nicht Nein gesagt. Das betrachte ich als Sieg.«
»Was das Ausgehen betrifft …«
Ich schnitt ihr das Wort ab. »Du kümmerst dich um Evan, damit Ronan und Beth Zeit miteinander verbringen können. Sie werden für dich das Gleiche tun. Ab und zu bleibe ich einfach hier. Dann können du und ich was mit Lucy zusammen unternehmen.« Ich sah ihr in die Augen, damit sie wusste, wie ernst es mir war. »Ich werde nicht von dir verlangen, dich zwischen uns zu entscheiden. Ich weiß, Lucy kommt an erster Stelle. Damit habe ich kein Problem.«
»Wer hat dich eigentlich geschickt, Liam?«
Ich zwinkerte ihr zu. »Deine Wunschfritten.« Ich wartete einen Moment, dann fragte ich: »Und?«
»Ich möchte so gern.«
»Aber es macht dich nervös.«
»Ich albere herum und sage haarsträubende Dinge, aber ja, es macht mich nervös.«
»Trau dich, Schatz. Versuch es mit mir.«
Ihre Antwort war kaum mehr als ein Flüstern. »Ja.«
Ich stand auf, ging um den Tisch herum und kniete mich neben ihren Stuhl. Aus der Nähe konnte ich die Angst in ihren Augen sehen, eine Angst, die ich ihr unbedingt nehmen wollte. Behutsam legte ich die Hand um ihren Nacken und streichelte die Stelle, an der ich deutlich ihren rasenden Puls spüren konnte. »Und jetzt zu dem Kuss.«
Mit blassen Fingern, die auf meinem kräftigen Arm geradezu winzig wirkten, umklammerte sie mein Handgelenk. Sie nickte, und ihr Atem beschleunigte sich schlagartig, als ich mich vorbeugte und mein Mund ihre Lippen streifte. Sanft fanden unsere Lippen zueinander und machten sich miteinander bekannt. Sie ließ die Hand meinen Arm hinaufgleiten und legte sie um meinen Nacken. Ich schlang den Arm um ihre Taille zog sie näher zu mir. Mein Kuss wurde intensiver, und ich fuhr mit der Zunge über ihre Unterlippe und stöhnte, als sie ihren Mund für mich öffnete.
Mein Verlangen nach ihr explodierte buchstäblich, als sich unsere Zungen miteinander duellierten. Ich musste mich zusammenreißen, sie nicht auf den Boden gleiten zu lassen und alles an ihr zu erforschen. Als sie auch den anderen Arm um meinen Hals schlang und sich an mich schmiegte, stöhnte ich aus tiefster Kehle. Ich stand auf, setzte mich auf ihren Stuhl und zog sie auf meinen Schoß. Ihre Hände waren überall, glitten immer wieder meine Arme entlang, wanderten über meine Schultern und meinen Rücken hinab. Sie packte meine Haare, vergrub ihre Hand in meinem Nacken und zog meinen Kopf nah an ihren heran. Ich fuhr über ihren Rücken und konnte unter meinen Fingerspitzen die Berge und Täler ihrer Wirbelsäule spüren. Ich ließ eine Hand unter ihren Hintern gleiten und drückte ihn sanft, während meine andere Hand beruhigend ihren Nacken streichelte.
Ich legte alles, was ich hatte, in diesen Kuss. Unseren ersten. Ich wollte, dass sie spürte, wie sehr ich mich nach ihr sehnte. Wie ernst es mir war, als ich ihr sagte, dass ich noch nie auf jemanden so reagiert hatte wie auf sie.
Dann ging ein Timer los, sie verspannte sich und machte sich von mir los.