Corporate Love - Aiden - Melanie Moreland - E-Book

Corporate Love - Aiden E-Book

Melanie Moreland

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Beschreibung

Kann sie seine Schutzschilde durchdringen?

Drei Männer, die sich an der Universität trafen und eine Freundschaft fürs Leben schlossen. Drei Männer, die ihre Vergangenheit geformt hat: Sie sind abweisend und hart gegen sich und andere. Was geschieht, wenn sie die Eine treffen? Werden sie sich gegen ihre Gefühle wehren oder werden sie ihr Herz für die Frau, die für sie bestimmt ist, öffnen?

Getrieben von den Dämonen seiner Vergangenheit hat Aiden Callaghan die Fassade des erfolgreichen Geschäftsmanns, den nichts berührt, perfektioniert. Als Sicherheitsbeauftragter und rechte Hand in dem Unternehmen seines Freundes verlässt er sich mehr auf seinen Verstand als auf seine Emotionen. Er ist gut darin, seinen Schmerz zu verbergen, doch ein Mensch schaut hinter seine Fassade: Cami zeigt ihm, dass er es wert ist, geliebt zu werden. Aber aus Angst vor seinen Gefühlen stößt er sie immer wieder von sich, bis es zu spät zu sein scheint ...

"Es gibt verschiedene Arten von Liebesromanen. Melanie Morelands sind wie eine warme Decke in einer kalten Winternacht. Ihre Bücher besitzen einen unglaublichen Charme und lassen das Herz beim Lesen schneller schlagen." GONE WITH ROMANCE

Band 2 der neuen CEO-Romance-Serie von Bestseller-Autorin Melanie Moreland

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Seitenzahl: 412

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmungProlog123456789101112131415161718192021DanksagungDie AutorinDie Romane von Melanie Moreland bei LYXLeseprobeImpressum

MELANIE MORELAND

Corporate Love

Aiden

Roman

Ins Deutsche übertragen von Michaela Link

Zu diesem Buch

Drei Männer, die sich an der Universität trafen und eine Freundschaft fürs Leben schlossen. Drei Männer, die ihre Vergangenheit geformt hat: Sie sind abweisend und hart gegen sich und andere. Was geschieht, wenn sie die Eine treffen? Werden sie sich gegen ihre Gefühle wehren oder werden sie ihr Herz für die Frau, die für sie bestimmt ist, öffnen?

Getrieben von den Dämonen seiner Vergangenheit hat Aiden Callaghan die Fassade des erfolgreichen Geschäftsmanns, den nichts berührt, perfektioniert. Als Sicherheitsbeauftragter und rechte Hand in dem Unternehmen seines Freundes verlässt er sich mehr auf seinen Verstand als auf seine Emotionen. Er ist gut darin, seinen Schmerz zu verbergen, doch ein Mensch schaut hinter seine Fassade: Cami zeigt ihm, dass er es wert ist, geliebt zu werden. Aber aus Angst vor seinen Gefühlen stößt er sie immer wieder von sich, bis es zu spät zu sein scheint …

Karen

Dieses Buch ist für dich.

Als meine persönliche Assistentin erleichterst du mir mein Berufsleben.

Als meine Freundin machst du meine Welt heller.

Ich liebe dich für beides.

Du hast für Aiden gekämpft, als er noch nichts war als ein paar Zeilen in einem Kapitel.

Du liebst ihn am längsten von uns allen, also gehört er dir.

Offiziell.

Und wie immer

meinem Matthew,

ohne den ich verloren wäre.

Immer die Deine!

Prolog

Es fing an wie immer. Stimmen, Schreie, aufkommende Panik. Bruchstücke von Erinnerungen, Bilder, die verschwammen und ineinander übergingen.

»Du bist genau wie dein Vater. Wertlos.«

»Er kann nicht lesen? Was für eine Überraschung. Er war schon von Anfang an so dumm.«

»Ich bezahle nichts extra für ihn. Wenn er nicht mitkommt, ist das sein Problem.«

Voller Angst und atemlos rannte ich los. Ich musste mich verstecken, musste weg von hier. Steine schlugen gegen meine Beine, und einer ritzte mir sogar den Hals auf. Ich spürte, wie mir das Blut unter dem Shirt den Rücken hinunterlief. Ich sprintete um die Ecke und duckte mich in der Gasse hinter den Müllcontainer. Mit angehaltenem Atem versuchte ich, keinen Laut von mir zu geben.

Die rennenden Schritte hielten inne und zornige Stimmen waren zu hören.

»Wo ist er hingelaufen?«

»Glaubst du, er ist in der Gasse?«

»Nein, der kleine Mistkerl fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten, er würde sich niemals da reintrauen. Lass uns weitersuchen.«

Ein Wunder, sie entfernten sich, doch ich hockte weiter zusammengekauert da und wusste, dass sie zurückkommen würden. Wusste, dass sie mich, selbst wenn ich ihnen heute entkam, morgen finden würden.

Ein Schauer durchlief mich in Erinnerung an die Prügel, die ich in der Schule eingesteckt hatte. Auf dem Spielplatz. Zu Hause. Ich hörte mein eigenes Keuchen, und Panik machte sich breit. Es war nicht real, aber ich war außerstande, die aufsteigende Angst zurückzudrängen.

Klatsch.

»Du wertloses Stück Scheiße! Immer musst du mich enttäuschen!«

»Bitte, Mama, nicht den Gürtel …«, schluchzte ich.

»Du wirst noch viel mehr bekommen, du undankbares Balg! Ich wünschte, du wärest nie geboren worden!«

Der Schmerz, der auf ihren Schlag folgte, war so spürbar und lebendig, dass ich reflexartig zusammenzuckte. Ich hörte mich schreien. Trotzdem konnte ich mich nicht aus der Umklammerung der Vergangenheit befreien.

Der Raum war hell erleuchtet, die Einrichtung vertraut. Mir wurde klar, dass ich mich in Gregs Büro befand, an jenem schicksalhaften Tag, als er sich eine Pistole unter das Kinn hielt. Nur dass nicht er es war, der diesmal die Pistole hielt. Ich war es. Ich hatte mir die Pistole an die Kehle gepresst und sah Bentley an. Er schüttelte den Kopf.

»Du bist so ein Feigling.«

»Ich will das nicht tun«, bettelte ich. »Hilf mir.«

»Ich bin froh, wenn du tot bist. Du nervst mich nur. Ich habe mich lange genug mit dir abgegeben.«

»Nein, Bent – wir sind doch Freunde! Das hast du selbst gesagt!«

Er zuckte geringschätzig die Achseln. »Nein, du warst nützlich, aber jetzt bin ich fertig mit dir. Du bist eine einzige Platzverschwendung, und die Welt wäre ohne dich besser dran.«

Er drehte sich um und ging. Mein Flehen kümmerte ihn nicht.

Der Raum war kalt, ich fror und zitterte. Ich sah mich um. Ich war allein, verlassen von einem der wenigen Menschen, von denen ich dachte, ich könnte ihnen vertrauen. Ich schloss die Augen und drückte den kalten Stahl gegen meine Haut.

»Halt.«

Beim Klang ihrer Stimme riss ich die Augen auf. Cami stand vor mir.

»Tu das nicht.«

»Ich habe keine Wahl.«

»Doch, hast du.« Sie streckte die Hand aus. »Komm mit mir.«

»Nein. Ich bin nicht das, was du brauchst. Mich braucht überhaupt kein Mensch.«

»Wenn du das jetzt tust, wirst du niemals herausfinden, dass das nicht stimmt.«

Ich schüttelte den Kopf und drückte mir die Pistole fester ins Fleisch.

Ich spürte, dass sie ging. Die Dunkelheit verschlang mich. Ich drückte ab.

Mit einem lauten Keuchen fuhr ich im Bett hoch. Ich sog dringend benötigten Sauerstoff in die Lungen und versuchte verzweifelt, meine Panik in den Griff zu kriegen. Dann schwang ich die Beine über die Bettkante, tastete nach dem Lichtschalter, knipste die Lampe an und sah mich im Zimmer um. Immer noch total verängstigt, strich ich mir über Oberkörper und Kopf, tastete nach dem Blut, dem Loch, das der Schuss hinterlassen hatte. Doch da war lediglich eine Schweißschicht, die meinen ganzen Körper bedeckte.

Durstig griff ich nach der Wasserflasche auf dem Nachttisch, leerte sie und warf sie beiseite. Ich ließ den Kopf hängen, bis ich ruhiger atmete und mein Herzschlag langsamer wurde.

Es war ein Albtraum gewesen. Nicht mein erster und bestimmt nicht der letzte, den ich haben würde.

Doch dieser unterschied sich von den früheren. Er war intensiver gewesen als alle zuvor. Lebendig und erfüllt von dem letzten Bild von Greg. Mir war bewusst, dass sein Tod mich immer noch beschäftigte. Er lauerte an den Rändern meiner Gedanken, bohrte sich in meine Psyche und kam hervor, wenn ich zu schlafen versuchte.

Als ich das letzte Mal einen wirklich schlimmen Traum gehabt hatte, war ich neben Cami aufgewacht. Sie hatte mich beruhigt. Mich an sich gezogen und getröstet, bis ich wieder eingeschlafen war. In ihren Armen war der Schrecken nicht zurückgekehrt.

Heute Nacht war ich allein, und ich wusste ohne jeden Zweifel, dass der nächste Albtraum bereits auf mich wartete. Um sich mehrmals zu wiederholen, bis ich mich aus dem Bett schleppen und den Tag beginnen würde.

Aber so war es eben, denn Albtraum hin oder her, die Botschaft war korrekt und würde es immer bleiben.

Ich war wertlos, und sie würde nie wieder an meiner Seite sein. Sie verdiente so viel mehr, als ich jemals für sie sein konnte.

Ich stand auf und griff nach einer Jogginghose. Ich würde trainieren und dann ins Büro fahren. Dort konnte ich zumindest jemand anders sein als der, der ich in meinen Träumen war.

Ich konnte Aiden sein, der Freund von Bentley und Maddox. Teilhaber einer erfolgreichen Firma. Von vielen respektiert, von manchen bewundert. Wohlhabend, humorvoll und ohne Sorgen.

Es war eine großartige Tarnung. Niemand schaute jemals hinter die Fassade auf mein wahres Ich.

Das Ich, das ich verborgen hielt.

1

Aiden

Ich atmete den Geruch von neuem Auto ein und sah mich anerkennend im Innenraum des nach individuellen Maßgaben erweiterten SUV um, den wir für BAM angeschafft hatten. Zwei sich gegenüberliegende Sitzbänke, sodass ich nicht mehr vorn mitfahren musste, wenn wir längere Strecken zu dritt zurücklegten. Sitze aus dickem Leder, jede Menge Platz für Beine und Kopf und dank Reid ausgestattet mit jeder erdenklichen technischen Neuheit. Es war eine komfortable Art der Fortbewegung, eine dritte Sitzreihe eingeschlossen, die man problemlos erreichen oder aber umklappen konnte, um Gepäck zu verstauen. Ich hatte die Gestaltung des Wagens selbst beaufsichtigt und dafür gesorgt, dass er all unseren Vorgaben entsprach.

Bentley schob sich mir gegenüber in den hinteren Teil des Wagens, bevor ich aussteigen und ihm die Tür öffnen konnte. Er warf seine Aktentasche neben sich auf den Sitz und griff mit einem dankbaren Nicken nach der Tasse, die ich ihm hinhielt. Für einen Moment nippten wir schweigend an unserem Kaffee. Er sah sich im Wagen um und wirkte sehr zufrieden.

»Gefällt mir. Liegt gut auf der Straße.«

Ich grinste. »Das tut er. Und Frank fährt ihn auch gern.«

Frank reckte den Daumen hoch, was Bentley ein leises Lachen entlockte.

»Gut gemacht, Aiden.«

Bentley seufzte, lehnte den Kopf an das glatte Leder und schlug ein Bein über das andere. Dadurch rutschte seine Hose hoch und entblößte seine Socken. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er trug knallrote Socken mit violetten und blauen Rauten. Seine Krawatte war von dem gleichen kräftigen Rot. Außerstande, der Versuchung zu widerstehen, stieß ich mit meinem Fuß gegen seinen.

»Hübsche Socken.«

Er öffnete ein Auge, das Funkeln darin unübersehbar. »Halt die Klappe.«

»Ich habe dich noch nie so … flott … gesehen.«

Er setzte sich auf und zog das Hosenbein herunter. »Leck mich. Emmy hat sie ausgesucht. Sie meint, ich bräuchte neben Blau und Grau ein wenig Farbe.« Er zupfte sich einen imaginären Fussel vom Knie. »Sie hat mir versichert, die seien hipp.«

»Sie passen zu deiner Krawatte. Alles sehr stimmig.«

»Aiden«, warnte er mich.

Ich hob die Hände. »Was? Ich habe nur gesagt, dass du flott aussiehst. Es ist gut, mal was Neues auszuprobieren.«

»Hör auf damit.«

»Natürlich.« Ich leerte meine Kaffeetasse. »Weißt du, ein rotes Einstecktuch würde das Ensemble vervollständigen. Ich wette, Maddox hat eins, das er dir borgen könnte. Würde dich noch hipper machen.«

»Ich verpass dir gleich einen Hip-Check, der dich in die nächste Woche katapultiert.«

»Das will ich sehen.«

Grinsend hob er seine Zeitung. »Oder ich erzähle Emmy, dass du dich über ihre Farbwahl lustig machst, und sie wird dir den Scone-Nachschub streichen.«

»Mistkerl. Das ist unter der Gürtellinie.«

Er zog sein Jackett zur Seite und zeigte mir den auf Hochglanz polierten Gürtel, den er trug. »Der ist ebenfalls neu. Muss ich den auch auf die Liste der Dinge setzen, die ich später Emmy erzähle?«

Unsere Blicke trafen sich, und wir funkelten einander an, bis ich seine Lippen zucken sah. Dann brachen wir beide in Gelächter aus. Er griff nach seinem Kaffee und trank ihn aus. »Ich habe ihr gesagt, dass ich es versuchen würde.«

Ich kicherte. »Ehrlich. Die Socken gefallen mir. Es ist nur eher etwas, das ich von Maddox erwarten würde – nicht von dir.«

»Sie wollte, dass ich sie kaufe, und ich musste sie anziehen. Du solltest mal das andere Paar sehen. Verdammte Punkte, so bunt, dass es einem vor den Augen flirrt.« Er strich über die Seide an seinem Hals. »Zumindest mit der Krawatte komme ich klar.«

»Nein, sie hat recht. Die Socken sind hipp.«

»Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge. Ich bin nicht hipp.«

»Du bist viel besser geworden. Emmy wird dafür sorgen, dass du richtig cool wirst.« Ich grinste ihn an. »Vielleicht eines Tages so cool wie ich.«

Jetzt war es an Bentley, die Augen zu verdrehen. »Mein wichtigstes Ziel.«

Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme hinterm Kopf. »Jepp. Ich weiß.«

»Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als sie nach dem Preis für die Socken gefragt hat. Ich dachte, sie würde einen Herzinfarkt bekommen.«

»Sie ist nicht an Geld gewöhnt, nicht so wie du, Bent.«

»Ich weiß. Ich habe das Gefühl, dass sie sich niemals daran gewöhnen wird.« Er lachte. »Sie hat den ganzen Abend Sockenpflege gegoogelt. Ich sage ihr immer wieder, dass sie nicht andauernd im Internet rumsurfen soll, aber Frauen …«

»Ganz besonders deine Frau. Sie ist regelrecht süchtig.«

Der SUV hielt, und Maddox stieg ein, ein Tablett mit Kaffeebechern und eine Tüte Donuts in den Händen. Mit einem leisen Pfiff sah er sich im Wagen um. »Hübsch, Aiden. Sehr hübsch.«

»Ich weiß.« Ich grinste, beugte mich vor und schnappte mir die Tüte und einen weiteren Kaffee. Wir drei lebten von Koffein. Es spielte keine Rolle, welchen Becher ich mir schnappte – wir tranken ihn alle gleich. Wenig Sahne, kein Zucker.

»Gieriger Mistkerl. Vielleicht sind die für mich«, knurrte Maddox und versuchte, die Tüte wieder an sich zu reißen.

Ich griff hinein und nahm mir einen Double-Chocolate-Donut heraus. Da ich wusste, dass er die am liebsten mochte, biss ich kräftig hinein.

»Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.«

»Ekelhaft. Mach gefälligst den Mund zu beim Kauen. Sieht ja aus wie Scheiße.«

»Nun«, meinte Bentley gedehnt, »wenn es läuft wie eine Ente und quakt wie ein Ente …«

Maddox warf lachend den Kopf in den Nacken, und ich grinste die beiden an. Ich liebte es, wenn wir unter uns waren.

Ich warf Bentley die Tüte zu. »Quak.«

Er gab Maddox die Tüte zurück. »Such du dir zuerst einen aus.«

Ich schnaubte. Stets der Gentleman. So anständig. Maddox nahm sich einen zweiten Double-Chocolate-Donut und gab die Tüte Bentley, der lächelnd den dritten herauszog. Maddox kannte uns einfach zu gut. Er beugte sich vor und ließ die Tüte neben Frank auf den Sitz fallen. »Da ist auch noch einer für Sie drin.«

»Vielen Dank, Mr Maddox. ʼnen guten Donut weiß ich sehr zu schätzen.«

Wir lachten. Egal, was wir taten, er bestand darauf, ein Mister vor unsere Vornamen zu setzen. Zuerst hieß es Mr Ridge, Mr Callaghan und Mr Riley. Schließlich war er bereit gewesen, uns mit Vornamen anzureden, aber er weigerte sich, auf das Mister zu verzichten.

Einige Minuten herrschte Schweigen, während wir kauten und an unserem Kaffee nippten. Bentley schlug erneut die Beine übereinander, und ich stupste Maddox’ Fuß an und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Bent hinüber. Maddox folgte meinem Blick und zog ebenfalls die Brauen hoch, als er sah, was ich meinte.

Von uns dreien war Maddox der Modebewussteste. Bentley liebte es klassisch: dunkle Anzüge, weiße Hemden, Seidenkrawatten. Ich hasste Anzüge – ich fühlte mich darin eingeengt, selbst wenn sie mir auf meine breiten Schultern maßgeschneidert worden waren. Mir waren T-Shirts und meine Lederjacke lieber, aber fürs Büro entschied ich mich für Oberhemden und Hosen, und einen Anzug trug ich nur, wenn es absolut notwendig war. Maddox dagegen ging immer bis zum Äußersten. Westen, Muster, Einstecktücher, abgefahrene Schuhe. Er würde die jüngste Ergänzung von Bentleys Garderobe lieben.

Maddox sagte nichts, schob sich die Brille auf der Nase nach oben und klopfte auf seine Wange, wie er es immer tat, wenn er nachdachte.

»Hübsche Socken, Bent. Sehr … effektvoll.«

»Fang du jetzt nicht auch noch an.«

»Ich mein ja bloß. Bunt. Überraschend. Emmy, nehme ich an?«

»Vielleicht habe ich sie ja ausgesucht. Bist du darauf mal gekommen?«

Maddox schüttelte den Kopf und machte sich nicht die Mühe, sein Grinsen zu verbergen. »Vielleicht hab ich mich ja gestern Abend als Frau verkleidet und mit einem Clown rumgemacht.«

Bentley zuckte die Achseln. »Ich hatte schon immer den Verdacht, dass du eine Art Zirkus-Fetisch hast. Irgendwann musste es ja rauskommen.«

Ich schlug mir lachend auf die Schenkel. »Bentley hat einen Witz gemacht! Rauskommen! Aus dem stillen Kämmerlein! Kapiert, Mad Dog?«

»Ja, genau, Bentley war witzig. Lass uns die Presse verständigen.«

Unser Lachen erfüllte den Wagen. Ich hörte Frank vorn leise kichern. Er hatte es immer gern, wenn wir drei uns gegenseitig aufzogen.

Maddox wischte sich über die Augen. »Ernsthaft, was hat es mit den Socken auf sich?«

»Emmys Einfluss.«

»Sie versucht, ihn hipp zu machen.«

Maddox schüttelte den Kopf. »Man kann niemanden hipp machen. Entweder man ist es oder man ist es nicht. Ich sage es nicht gern, Bent, aber du bist es nicht.«

»Du aber schon, was?«

Maddox hob die Beine an, stellte die Füße neben mich auf den Sitz und zog sein Hosenbein hoch. »Ja, genau.«

Bentley machte ein entsetztes Gesicht. »Was zur Hölle ist das?«

»Das ist es, was wir hippen Leute tragen.« Seine Socken waren noch bunter als die von Bentley und jede hatte ein anderes Muster.

»Die nennst du hipp?«

»Jepp.«

»Sie passen nicht zusammen!«

»Genau. Die Farben sind die gleichen, aber sie sind unterschiedlich gemustert. Das ist der Sinn der Sache. Sie passen mit Absicht nicht zusammen.«

Bentley schnaubte. »Mit Absicht? Sieht so aus, als hättest du dich im Dunkeln angezogen.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Hast du nach dem Clown-Zwischenfall den Boden blind nach deinen Socken abgetastet, Maddox? Näher konntest du einem Paar zusammenpassender Strümpfe nicht kommen? Musstest du aus dem Haus, bevor die rote Nase wieder anfing zu leuchten?«

»Leck mich, du Arschloch. Zumindest kaufe ich mir meine Socken selbst. Meine Freundin braucht sie nicht für mich auszusuchen.«

»Zumindest habe ich eine Freundin. Ich bumse nicht mit einem Clown.«

Maddox lehnte sich mit einem Grinsen zurück. »Vielleicht tue ich das ja auch nicht. Ich habe mich vielleicht nicht im Dunkeln angezogen, aber ich war nicht allein, als ich aufgewacht bin.«

Ich streckte die Hand aus, und wir stießen die Fäuste gegeneinander. »Man höre sich Mad Dog an. Hat sich einen Knochen beschafft!«

»Wohl eher einen Ständer.« Er zwinkerte mir zu. »Von gigantischen Ausmaßen. Die fragliche Dame selbst ist heute Morgen möglicherweisenicht in der Lage, sich Socken anzuziehen, wenn ihr versteht, was ich meine.«

Wieder stießen wir die Fäuste gegeneinander.

Bentley verdrehte die Augen. »Ihr zwei seid lächerlich.« Er musterte Maddox. »Jemand, den wir kennen?«

Maddox schüttelte den Kopf. »Ein Gentleman genießt und schweigt.«

»Es sei denn, es handelt sich dabei um einen Clown.«

Er zwinkerte. »Es sei denn, es handelt sich um einen Clown.«

Ich lachte und beschloss, das Thema zu wechseln, weil ich nicht in Maddox’ Privatsphäre eindringen wollte. Denn als Nächstes würden sie dann in meine eindringen wollen. Das kam gar nicht infrage, erst recht nicht nach gestern Nacht.

»Interessierst du dich ernsthaft für dieses Objekt, Bentley? Es ist eine Sommerferienanlage – nicht unser üblicher Stil«, erkundigte Maddox sich und nippte an seinem Kaffee.

»Mich interessiert das Grundstück. Ich denke, wir könnten etwas Besonderes damit machen. Die Ferienanlage ist alt und unmodern, aber das Grundstück ist erstklassig. Ich möchte, dass ihr beide es euch anseht.«

Maddox schaute mich an. »Ich bin dabei.«

Ich nahm meine Sonnenbrille ab, rieb mir die Augen und sammelte meine Gedanken. Bevor ich etwas sagen konnte, kniff Bentley die Augen zusammen. »Aiden, ist alles in Ordnung mit dir?«

»Mir geht es gut.«

»Du siehst erschöpft aus.«

Maddox musterte mich, und ich rutschte beim Anblick ihrer besorgten Mienen auf meinem Sitz hin und her. Ich musste diesen Scheiß in den Griff kriegen – und zwar schnell.

»Vielleicht bist du nicht der Einzige, der Dampf abgelassen hat, Mad Dog.«

»Du warst gestern Nacht mit jemandem zusammen?«

Ich zog eine Schulter hoch und tat die Frage ab. »Genau wie du genieße ich und schweige. Also, können wir zum Geschäftlichen kommen?« Ich zwang mich zu einem Grinsen. »Es sei denn, ihr wollt euch gegenseitig die Haare flechten und über Mädchenkram reden.«

Bentley stöhnte und rieb sich das Gesicht. »Verschon mich bloß damit. Davon habe ich schon genug. Tun sie jemals einen Schritt, ohne sich vorher miteinander zu beraten? Ich schwöre, sie hat Cami auf Kurzwahl. Heute Morgen ging es um die Frage, welche Farbe die Strumpfhose haben soll, die sie zu ihrem Kleid tragen könnte. Ich hab ihr zu Schwarz geraten, aber sie musste Cami anrufen.«

»Und?«

»Sie hat eine hautfarbene angezogen. Schwarz war zu …« Er hob die Finger, um Anführungszeichen in die Luft zu malen – »hart.«

»Und das ist die Frau, von der du dir deine Socken aussuchen lässt?«, murmelte Maddox.

»Leck mich.«

»Du zuerst.«

»Nein danke, darum hat Emmy sich schon gekümmert.« Bentley lehnte sich mit einem breiten Grinsen in seinem Sitz zurück. »Das, meine Freunde, ist der Grund, warum ich mich mit den ständigen Beratungen abfinde.«

»Sex.«

Er schüttelte den Kopf. »Sex mit Emmy.« Obwohl seine Stimme einen scherzhaften Unterton hatte, bestand an seinen Gefühlen kein Zweifel. In seinen Augen lag Wärme. Mich durchzuckte angesichts seines offensichtlichen Glücks ein Stich, aber ich unterdrückte diese Regung von Eifersucht. Er verdiente es, glücklich zu sein.

Bentley musterte mich kurz, dann wedelte er mit der Hand. »Okay, kommen wir wieder zur Sache.«

Innerlich stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus. Mit dem Geschäftlichen konnte ich umgehen. Mit Bentleys Verhör weniger.

»Riesiges Grundstück, über zwei Hektar, beste Lage am Wasser. War jahrelang im Besitz der Familie, aber keiner von ihnen lebt inzwischen noch dort, und eine Ferienanlage ist ihnen zu viel Verantwortung. Der Besitzer geht in den Ruhestand, um in die Nähe seiner Kinder zu ziehen. Er hat sich an uns gewandt – das Grundstück steht noch nicht einmal offiziell zum Verkauf.«

»Gibt’s irgendeinen Grund, warum er sich speziell an uns gewandt hat?«, fragte Maddox.

»Seine Enkelin, Jane Whitby, hat vor einigen Jahren als Praktikantin bei uns gearbeitet. Sie hat ihm erzählt, wie umwerfend nett ich zu ihr war.«

Maddox zog die Brauen hoch. »Warst du das?«

Bentley grinste. »Ich erinnere mich an Jane. Sie war klug. Effizient.«

Ich nickte. »Sandy hat sie geliebt. Wir haben ihr einen Bonus und ein großartiges Zeugnis mit auf den Weg gegeben, als sie nach Calgary gegangen ist. Sie hat ihrem Großvater erzählt, dass wir uns ihm gegenüber fair verhalten würden, wenn wir Interesse hätten.«

Maddox nickte. »Wunderbar. Es war nett von ihr, an uns zu denken.«

»Wie dem auch sei, nach den Fotos, die ich gesehen habe, ist das Grundstück interessant für uns. Die Gebäude müssten abgerissen werden. Viel zu viel Arbeit, um sie zu renovieren, aber es könnte zauberhaft werden, wenn wir dort neu bauen. Mir fallen bereits ein Dutzend Investoren ein, die sicher mitmachen würden.«

»Wenn die Zahlen stimmen«, wandte Maddox ein.

»Das bleibt aber unter uns«, mahnte Bentley. »Wenn wir es machen, gibt es zwischen uns dreien nichts als mündliche Absprachen, bis die Papiere unterschrieben sind.«

»Uns kann nichts passieren, Bent. Wir haben alles gecheckt – all unsere Computeranlagen sind gesichert. Reid hat diesen Scheiß unter Kontrolle. Niemand kommt durch seine Sicherheitssysteme«, versicherte ich ihm. »Niemand kann uns mehr ausspionieren.«

Bentley seufzte und schaute aus dem Fenster. Ich wusste, dass der Verrat seines Anwalts und Geschäftsfreundes Greg ihn erschüttert hatte. Er war in allem übervorsichtig geworden. E-Mails, SMS, Telefongespräche. Er würde sich irgendwann schon wieder einkriegen, und ich wusste, dass ich einfach Geduld haben musste.

»Behalten wir trotzdem die Sache vorläufig für uns«, erklärte er.

»Okay.«

»Ich dachte, Muskoka sei der angesagte Ort unter den Ferienanlagen«, sagte Maddox.

Ich beugte mich kopfschüttelnd vor. »Denk doch mal nach, Mad. Ab Freitagmittag ist der Highway 400 verstopft von Menschen, die nach Norden fahren wollen. Ein einziger Unfall genügt, und man sitzt stundenlang fest. Sonntags bei der Heimfahrt ist es dann das Gleiche. Der Grund, warum Menschen der Stadt entfliehen, ist Entspannung. Wenn man endlich am Ziel ankommt, ist man fix und fertig und braucht einen vollen Tag, um sich auszuruhen. Und dann muss man schon wieder zurück, und es blüht einem das Gleiche wie auf dem Hinweg. Man kämpft sich durch den Verkehr und ist wieder fix und fertig. Also war alles umsonst.«

»Aiden hat recht«, schaltete sich Bentley ein. »Wir haben die Sache gründlich recherchiert. Muskoka ist toll, aber eine Reise dorthin ist absurd geworden. Genau die Dinge, denen man entfliehen will, folgen einem bis dorthin. Die Massen, der Verkehr, die Preise. Port Albany ist nach wie vor klein und nicht komplett erschlossen. Tolle Aussichten, hübsche Seen und immer noch überwiegend ruhig. Auf die richtige Weise vermarktet, denke ich, würde es sich extrem gut verkaufen, ganz gleich, ob wir es als BAM behalten oder eine Investmentgruppe bilden.«

»Wir sind mit Ridge-Towers schon ziemlich beschäftigt – können wir überhaupt ein weiteres Projekt bewältigen?«, wollte Maddox wissen.

Bentley zuckte die Achseln. »Lasst uns erst einmal das Grundstück ansehen, herausfinden, was er dafür haben will, und dann entscheiden, ob wir überhaupt Interesse haben. Wir könnten es ja auch kaufen und halten, bis wir zu einem Entschluss gekommen sind.«

Maddox und ich stimmten zu. »Guter Plan.«

2

Aiden

Bentley veränderte sich immer, wenn er an etwas interessiert war. Das merkte man aber nur, wenn man ihn gut kannte. Er sprach dann ein wenig schneller und machte mehr Handbewegungen. Sein Blick blieb nie an einer Stelle haften, sondern bewegte sich schnell hin und her und nahm alles auf.

Im Moment brannte er lichterloh. Während er mit Jed Whitby sprach, wusste ich, dass er bereits im Geiste ein Angebot formulierte. Maddox lief umher und blieb alle paar Schritte stehen, um die Aussicht zu genießen. Sie war atemberaubend. Ich nahm meine Sonnenbrille ab und betrachtete die riesige Wasserfläche. Es war ein wärmerer Tag und es wehte ein leichter Wind. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es sich anfühlen würde, wenn man in der Sommerhitze mit einem Bier hier saß und auf den See blickte.

»Einfach umwerfend«, murmelte Maddox neben mir.

»Bent will es haben.«

»Ohne Scheiß, ich will es auch haben.«

»Damit wären wir schon zu dritt.«

»Man muss kein verdammtes Genie sein. Egal, was wir damit tun, wir müssen dieses Objekt kaufen.«

Ich sah mich um. »Ich frage mich, was mit den Grundstücken links und rechts von diesem ist.«

Jed Whitby trat mit einem Kichern neben mich. »Das werden Sie in ungefähr zwanzig Minuten erfahren. Ich habe meinen Nachbarn mitgeteilt, dass ich verkaufe, und sie wollen dasselbe tun.«

Das wäre ja großartig! Die Grundstücke bildeten zusammen ein breites U. Wenn wir alle drei erwarben, bot das unglaubliche Möglichkeiten. Ich fing Maddox’ Blick auf und wusste, dass er das Gleiche dachte.

Jed schlug mir auf die Schulter. »Sehen Sie sich um und kommen Sie dann auf eine Tasse Kaffee herein. Ich warne Sie nur, meine Frau hat immer gesagt, wenn ich ihn mache, sei er wie Teer.«

Ich lächelte. »Danke für die Warnung.«

Er ging zum Haupthaus, wobei er sich schwer auf seinen Gehstock stützte. Er hatte uns erzählt, dass er vor allem wegen seines Gesundheitszustands verkaufen wollte.

»Zu viel körperliche Arbeit in der Saison, und es ist nicht mehr so einfach, junge Leute zu finden, die für einen arbeiten wollen«, hatte er uns erklärt. »Sie wollen Jobs am Computer und Tätigkeiten, bei denen sie auf dem Hintern sitzen bleiben und den ganzen Tag E-Mails schreiben können.«

Wir alle hatten gelacht. Der Mann hatte recht.

»Wenn die Saison vorbei ist, wird es einsam. Meine verstorbene Frau und ich haben das hier zusammen gemacht. Ohne sie ist es nicht dasselbe. Eine meiner Töchter hat was Schönes für mich gefunden, dann kann ich auch meine Enkel öfter sehen. Jane ist ebenfalls in der Nähe, also ist es an der Zeit zu verkaufen.«

Bentley stand nachdenklich auf und strich sich übers Kinn, während Maddox sich auf die Wange klopfte. Ich wusste, dass sie im Kopf Angebote durchgingen. Ich hatte bereits eine Zahl im Kopf. Nach einer kurzen Taxierung der Umgebung hatte ich den Wert der einzelnen Grundstücke überschlagen. Als Bentleys rechte Hand nahm ich eine besondere Position ein. Ich überwachte nicht nur die gesamte Security für die Firma und war für Bentleys persönliche Sicherheit zuständig. Zu meinem Tätigkeitbereich gehörten auch diverse Aufgaben bei der Abwicklung von größeren Projekten. Maddox war unser Mann für die Finanzen, er hatte immer den großen Überblick. Ich war mir sicher, wenn ich ihn danach fragte, würde er mir unseren Kontostand bis auf den letzten Penny sagen.

Ridge-Towers war ein riesiges Projekt, sowohl was das Bauvolumen anging als auch in finanzieller Hinsicht, aber ich wusste, dass wir damit auf dem richtigen Weg waren. Wir bewegten uns innerhalb unseres Budgets, waren dem Zeitplan voraus, und es gab bereits Kaufinteresse. Sobald wir das richtige Marketing-Team angeheuert hätten, würden die Verkäufe durch die Decke gehen. Emmy hatte im Scherz vorgeschlagen, das Projekt Bentley-Ridge-Estates zu nennen, doch wir waren übereingekommen, dass der ursprüngliche Name Ridge-Towers besser zum Ort passte. Es war ein echtes Prestigeobjekt für unsere Firmen-Holding.

Wir warteten, bis Jed im Haus verschwunden war.

»Das kam jetzt unerwartet«, sagte Bent. »Alle drei Grundstücke?«

»Dabei ist allein schon dieses Grundstück beeindruckend«, meinte ich.

»Wenn wir so viel Boden bekommen können, dürfen wir uns das nicht entgehen lassen«, verkündete Bentley. »Selbst wenn wir es teilen und wieder verkaufen, machen wir damit ein Vermögen.« Er hielt inne. »Aber ich will keine Spielchen mit diesen Leuten spielen und extra wenig bieten. Wir werden mit ihnen sprechen und ein gutes Angebot machen. Die Sache schnell unter Dach und Fach bringen.«

Das bewunderte ich an Bentley. Er war auf seinen eigenen Vorteil aus. Scharfsinnig und engagiert, aber immer ehrlich und fair. So war er schon immer gewesen, seit ich ihn kannte.

»Hast du alle Zahlen im Kopf, Aiden?«

»Jepp.«

»Ich nehme an, du hast alle nötigen Informationen, was die angrenzenden Grundstücke betrifft?«

Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, und er lachte leise. »Ich frag ja nur. Lass hören.«

Ich rasselte sämtliche Infos und Zahlen herunter, und er nickte. »Das habe ich mir schon gedacht. Wir müssen das noch genauer prüfen, aber ich denke, du hast recht. Maddox?«

»Wie immer hat mein Junge gute Arbeit geleistet.«

»Kriegen wir das finanziell hin?«

Maddox feixte. »Locker.«

»Dann sollten wir uns jetzt mit den Eigentümern zusammensetzen.«

Ich rieb mir die Augen, doch die Wörter auf dem Blatt vor mir verschwammen nur noch mehr. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ein Blick auf meine Armbanduhr ließ mich zusammenzucken. Geschlagene zwei Stunden saß ich jetzt schon über den Unterlagen und hatte nichts zustande gebracht.

Auf der Heimfahrt hatten wir nicht miteinander gesprochen. Wie üblich, wenn Bentley über einer Idee brütete, war er schweigsam gewesen. Maddox war mit Telefonieren beschäftigt gewesen, und ich hatte den Aktenordner umklammert, den Jed mir in die Hand gedrückt hatte, und aus dem Fenster geschaut.

Im Büro angekommen, gingen wir getrennter Wege, um uns unserer jeweiligen Arbeit zu widmen. Ich hatte gehofft, die Unterlagen auf das Wesentliche zu sichten, aber es war mir nicht gelungen.

Bentley kam herein, zupfte an seiner Krawatte und setzte sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. Einen Moment lang musterte er mich, dann beugte er sich entschlossen vor. »Was ist los?«

»Ich habe es versucht, Bent.« Ich deutete auf die Papiere auf meinem Schreibtisch. »Ich … ich kann mit diesen Informationen nichts anfangen. Es tut mir leid.«

»Das braucht dir doch nicht leidzutun. Gott, Aiden, sitzt du an der Sache, seit wir zurückgekommen sind?«

»Ja.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich habe vorhin selbst einen Blick reingeworfen und nichts verstanden. Seine Schrift ist furchtbar krakelig, außerdem ist er Laie auf dem Gebiet. Sandy wird es heute Abend für uns abtippen, und morgen gehen wir es dann gemeinsam durch.« Er rieb sich den Nacken. »Dann hast du wohl meine Nachricht nicht bekommen?«

Ich griff nach meinem Handy. »Mist. Ich hatte es auf stumm gestellt, während wir mit Jed geredet haben und vergessen, es wieder umzuschalten.«

»Ich hatte dich gebeten, es Sandy zu geben. Ich weiß, dass du dir deswegen zu viel Stress machst.«

»Ich hasse es, wie du mir alles noch mal wie für Dumme erklärst.«

»Jetzt hör verdammt noch mal auf mit dem Scheiß. Du bist klüger als ich, Herrgott noch mal. Du verarbeitest die Dinge nur auf eine andere Weise.«

Ich zuckte die Achseln und schwieg.

Er runzelte die Stirn. »Aiden, was ist los mit dir?«

»Nichts.«

Er legte den Kopf schräg. »Hier fragt nicht dein Boss – dein Freund will das wissen«, sagte er leise. »Warum bist du in letzter Zeit so ungeduldig mit dir? Hast du wieder Albträume? Du siehst fertig aus.«

Ich wich seinem besorgten Blick aus. »Nichts Neues und nichts, womit ich nicht klarkommen würde.«

»Du lügst, Aiden. Du vergisst, wie gut ich dich kenne.«

»Lass es gut sein, Bent. Ich komme schon klar.«

Er seufzte. »Ich wünschte, du würdest mit Chloe reden, der Therapeutin, bei der Emmy und ich waren. Sie hat uns sehr geholfen, und ich denke, dir würde es auch guttun.«

»Ich will nicht über meine Vergangenheit sprechen. Ich will sie vergessen.«

Er schüttelte den Kopf. »Du kannst deine Vergangenheit nicht vergessen. Sie prägt dich, und wenn du dich ihr nicht stellst, verfolgt sie dich auf ewig. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Weglaufen bringt nichts. Aber Gespräche und etwas Unterstützung von außen.«

Ich rieb mir übers Gesicht. »Okay, ich werde darüber nachdenken. Lass es erst einmal gut sein, ja?« Ich griff nach den Papieren vor mir. »Wir müssen überlegen, wie wir diese Grundstücke kaufen und die Leute glücklich machen können.«

Bentley ließ sich auf den Themenwechsel ein. »Das ist eines der schönsten Grundstücke, die ich je gesehen habe.«

»Da stimme ich dir zu. Die Aussicht ist spektakulär. Ich hätte mir am liebsten einen Liegestuhl geschnappt und mit einem Bier in der Hand einfach nur aufs Wasser geschaut.«

Er lehnte sich zurück und strich mit den Fingern über die Bügelfalte seiner Hose. »Hast du dir jemals vorstellen können, außerhalb der Stadt zu wohnen?«

Ich schürzte die Lippen. Wir drei wohnten gänzlich unterschiedlich. Bentleys Haus war voller Antiquitäten, die er geerbt hatte und die zu seiner gediegenen Lebensart passten. Maddox lebte im Penthouse eines Gebäudes mit Eigentumswohnungen hoch über der Stadt, er bevorzugte eine moderne Einrichtung mit klaren Linien. Mein Loft im Lagerhallenbezirk war offen, hatte Backsteinmauern und Holzböden und war schlicht und praktisch eingerichtet. Wir alle genossen das Leben in der Stadt, aber eben auf unterschiedliche Weise.

»Darüber habe ich nie nachgedacht … bis heute«, gab ich zu. »Etwas an diesem Ort …«

»Ich weiß. Die Weite und die Aussicht. Hat mich jedenfalls zum Nachdenken gebracht.« Bentley stand auf und griff nach den Papieren. »Sandy wird sich darum kümmern, und wir reden morgen darüber.« Er schnaubte. »Wir müssen unbedingt die Tatsache berücksichtigen, dass wir die Holzapfelbäume von Mrs C vier Jahre lang nicht fällen dürfen.«

Ich lachte leise. Ich mochte Jeds Nachbarin, Mrs Cartwright, die wir, so ihr Wunsch, Mrs C nennen sollten. Sie wusste, was sie wollte, und hatte eine offene Art. Zudem war sie eine beeindruckende Bäckerin. Ich hatte ein halbes Dutzend ihrer Haferflocken-Rosinen-Kekse verschlungen. Sie waren grandios. Außerdem stellten sie das perfekte Gegenmittel für das abscheuliche Gebräu, mit dem Jed uns versorgt hatte, dar. Teer war noch freundlich ausgedrückt. Doch wir hatten ihn alle getrunken, während wir zuhörten und ich mir die Details des Gesprächs einprägte. Eine weitaus leichtere Aufgabe, als die Papiere zu entziffern, die Jed uns gegeben hatte.

»Vergiss nicht, dass wir Mr Wilcox erlauben müssen, noch einen letzten Sommer in seinem Haus zu bleiben.« Diese Bedingung hatte Jeds anderer Nachbar gestellt.

»Wie könnte ich das vergessen? Er war verdammt beharrlich, was das betrifft.« Bentley schüttelte amüsiert den Kopf.

»Ihre Forderungen sind im Grunde alle erfüllbar. Schräg, aber erfüllbar.«

»Wenn wir beschließen, es wirklich zu machen, werden wir das natürlich tun. Wir könnten die Angebote noch diese Woche fertig haben, sobald wir alles genau besprochen haben. Du und Maddox, ihr könnt sie zusammen ausarbeiten.«

»Jepp.«

»Wunderbar. Völlig unerwartet, aber wunderbar. Das Potenzial …« Bentley schaute aus dem Fenster. »Es ist gewaltig.«

»Da hast du recht.«

Sein Handy summte, und grinsend sah er auf das Display. »Ist das mit heute Abend immer noch okay für dich?«

»Heute Abend?« Ich sah ihn fragend an.

Er seufzte. »Der Selbstverteidigungsunterricht für Emmy und Cami. Klingelt da was bei dir?«

Als ich Camis Namen hörte, beschleunigte sich sofort mein Herzschlag. Bentley war nicht sehr glücklich darüber gewesen, dass Emmy Selbstverteidigung lernen wollte, hatte aber zugeben müssen, dass es klug wäre. Er hatte mich gebeten, das zu übernehmen. Als Cami gleich sagte, sie wolle mitmachen, überraschte das keinen.

»Ach ja, natürlich. Wir können nur nicht den Fitnessraum hier benutzen. Das Rohr, das letzte Woche leck war, ist immer noch nicht repariert. Da unten herrscht das reinste Chaos. Wir werden den Fußboden erneuern müssen.« Ich runzelte die Stirn. »Dee ist nicht dabei?«

»Nein, sie macht gerade eine Menge Überstunden für irgendeinen Fall. Sie hat Emmy gesagt, dass sie vielleicht später einsteigen würde.«

»Okay, das ist kein Problem.«

»Danke, Aiden. Ich weiß es zu schätzen, dass du das für mich tust. Für sie. Du bist der Einzige, zu dem ich vollstes Vertrauen habe. Willst du in den Fitnessraum bei mir zu Hause?«

Ich konnte die Befriedigung nicht leugnen, die ich bei seinen Worten empfand. Ich wusste, wie viel Emmy ihm bedeutete, und sein Vertrauen war mir sehr wichtig. »Nein, du hast zu viele Geräte. Ich brauche eine freie Fläche. Sie können ins Loft kommen. Ich habe einen Boxsack und alles, was wir sonst noch brauchen.«

»Okay. Ich bringe sie später zu dir. Sechs Uhr?«

Tagsüber war ich vor allem für Bentleys Sicherheit zuständig, aber ich brauchte ihn nicht mehr im Wagen überallhin zu begleiten. Es war bequem für uns, gemeinsam zu fahren, da Frank direkt an meiner Haustür vorbeikam, wenn er Bentley abholte, und das Parken in Toronto war ein Albtraum. Aber an manchen Tagen fuhr ich mit meinem eigenen Auto ins Büro. Wir entschieden das von Tag zu Tag, doch ich war immer bereit, sollte er mich brauchen. Abends nahm er seinen eigenen Wagen, es sei denn, er besuchte eine größere Veranstaltung und wir hatten das Gefühl, es sei besser, wenn ich in der Nähe war. Abends blieben er und Emmy allein, zumal Bentley großen Wert auf seine Privatsphäre legte. Er war klug und stark, und ich hatte ihm diverse Selbstverteidigungstechniken beigebracht, sodass er sich im Zweifelsfall selbst schützen konnte.

»In Ordnung. Aber wenn du bleibst, musst du dich im Hintergrund halten.«

»Warum?«

»Du hast einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und würdest dich wahrscheinlich ständig einmischen. Besser ist es, wenn du das mir überlässt.«

»Emmy hat vorgeschlagen, anschließend zum Mexikaner zu gehen. Dee könnte gegen acht dazukommen, und wenn wir Lust haben, gehen wir später noch alle zusammen aus.«

Maddox kam ins Büro. »Wir, Tacos und hübsche Mädchen? Ich bin dabei. Ich werde Dee eine SMS schicken, dass ich sie abhole, damit sie nicht mit der U-Bahn fahren muss.«

Bentley und ich wechselten einen kurzen Blick. Offenbar fragten wir uns beide gerade, wie oft er eine SMS an Dee schickte. Oder sich mit ihr traf. Wir wussten jedoch, dass er uns das bestimmt nicht erzählen würde. Allerdings war mit hoher Wahrscheinlichkeit sie diejenige, mit der er die letzte Nacht verbracht hatte. Maddoxʼ Interesse an ihr war unverkennbar, deshalb war sie auch ziemlich sicher die Einzige, mit der er sich traf.

»Aiden?«

Ich zuckte die Achseln und heuchelte Gleichgültigkeit. »Warum nicht?«

»Okay, dann sage ich ihr Bescheid.«

Ich schaute aus dem Fenster und kämpfte dagegen an, dass mich allein der Gedanke, Cami zu sehen, nervös werden ließ. Sie war Emmys beste Freundin. Ich verbrachte gern Zeit mit Bentley. Er verbrachte gern Zeit mit Emmy, und sie brachte gern ihre Freundinnen mit. Jetzt würde ich auch Cami ein wenig Selbstverteidigung beibringen. Und danach würden wir alle zusammen was unternehmen. Wie Maddox gesagt hatte, Bier, Tacos und hübsche Mädchen. Alles war gut.

Einfach nur Spaß haben.

Zumindest redete ich mir das ein.

Als Bentley Emmy kennengelernt hatte, war Cami Wilson wie eine Abrissbirne in mein Leben gekracht. Seit ich sie das erste Mal gesehen hatte, war es eine Verlockung, sie zu küssen, Sex mit ihr eine Fantasie und ihr wehzutun unvermeidlich. Klug, witzig und zauberhaft, wie sie war, fiel es mir schwer, ihr zu widerstehen. Vor allem, nachdem sie mir ihre Gefühle offenbart hatte – denn es war kein Problem für sie, sich mir gegenüber zu öffnen. Der Unterschied zwischen Bentley und mir bestand darin, dass er bereit war für eine feste Beziehung und ich nicht. Ich hatte Cami von Anfang an gesagt, dass ich keine Beziehung wollte, erst recht keine von Dauer. Meine Worte schienen sie nicht weiter zu beirren, und wir hatten eine lockere Affäre miteinander angefangen. In meinen Augen war sie perfekt, und ich war ein Arschloch. Ich rief sie gelegentlich an, wir schrieben uns SMS, verbrachten Zeit mit Emmy und Bent, und oft gesellten sich Dee und Maddox zu uns. Wenn wir in Bentleys Kino saßen, hielt ich im Dunkeln ihre Hand und zog sie auf meinen Schoß, um sie zu küssen, ohne dass die anderen etwas mitbekamen. Schlich mich gelegentlich davon, um Sex mit ihr zu haben, und manchmal traf ich mich mit ihr auf einen Kaffee oder zum Mittagessen. Aber wir hatten nie ein richtiges Date. Wir sahen uns fast immer in Gesellschaft der anderen, und wir hielten uns beide an die Regeln. In ihrem Beisein gab es keinen Austausch von Zärtlichkeiten, nichts deutete darauf hin, dass wir mehr als nur Freunde waren. Ich sprach nie mit Bentley oder Maddox über Cami, allerdings war ich nach den Blicken, die Bentley und Emmy mir gelegentlich zuwarfen, davon überzeugt, dass Cami nicht ganz so verschwiegen wie ich war.

Cami versuchte, an mich heranzukommen. Sie schrieb SMS, wollte sich mit mir treffen und lud mich zum Abendessen in ihre Wohnung ein. Sie fragte, wie es mir ging, und hörte mir zu, wenn ich einen schlechten Tag gehabt hatte und reden wollte. Wenn wir zusammen waren, war sie warmherzig, liebevoll und immer geduldig, und nie drängte sie mich zu mehr, als ich geben konnte. Im Bett war sie leidenschaftlich und stark. Wir passten gut zusammen. Doch es gab kein Wir. Es konnte niemals eines geben. Sie war beharrlich, doch ich war fest entschlossen, ihr nicht zu erlauben, sich zu sehr auf mich einzulassen. Zu dem, wonach sie suchte, war ich einfach nicht fähig. Liebe ging einher mit Schmerz und Zurückweisung. Das Einzige, was folgte, wenn ich mir gestattete, einen Menschen in mein Herz zu lassen, waren Enttäuschung und Reue. Davon hatte ich fürs ganze Leben genug.

Ich dachte zurück an die Zeit nach unserer ersten Begegnung. Die Sache hatte sich für uns beide unter der Oberfläche zusammengebraut, und In der Nacht von Emmys Entführung hatten Bentley und ich einen schlimmen Streit gehabt, der mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Ich war panisch, versank in Schuldgefühlen und suchte irgendetwas. Was es war, begriff ich erst, als ich auf Cami stieß.

Angetrieben von Zorn und dem Bedürfnis zu fliehen, lief ich, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, nach oben, und da stand sie, als hätte sie auf mich gewartet. Sie war völlig durcheinander und aufgewühlt, und ich wusste, was ich brauchte. Was wir beide brauchten. Bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, drückte ich sie an die Wand und küsste sie wie ein Ertrinkender, der dringend Sauerstoff brauchte, und ihr ging es offensichtlich genauso. Sie war das Einzige, das mich ruhiger machte. Ich musste mich in ihr verlieren. In Cami.

Minuten später lagen wir nackt in ihrem Bett.

Sie war alles, was ich mir jemals vorgestellt hatte, und noch mehr. Ihre Haut war weich wie Seide und schimmerte in dem schwachen Licht elfenbeinfarben. Ich richtete mich auf und bewunderte ihre Vollkommenheit. Ihre Brüste waren voll, die Brustwarzen hart und bereit für meinen Mund. Sie hatte eine schmale Taille, und ihre Hüften passten in meine Hände, als seien sie für mich geschaffen worden. Ihr lockiges Haar lag ausgebreitet auf dem Kissen, und die rosafarbenen Strähnchen schimmerten in der Dunkelheit. Ihre grünen Augen, halb verborgen unter den Lidern, spiegelten dasselbe Verlangen, das auch ich empfand. Ohne jede Schüchternheit hob sie die Arme über den Kopf, öffnete die Beine und ließ mich ihre weiche rosige Mitte sehen.

»Du bist so verdammt schön«, flüsterte ich, beugte mich hinab und umkreiste eine ihrer harten Brustwarzen mit der Zunge. Sie stöhnte und bog den Rücken durch, um meinem Mund noch näher zu kommen.

Wir verbrachten lange Zeit damit, uns gegenseitig zu erkunden. Ihre Hände fühlten sich auf meiner erhitzten Haut himmlisch an. Ich hatte noch nie so weiche Lippen wie ihre kennengelernt, mit denen sie die Tattoos auf meinem Arm entlangfuhr, noch hatte ich jemals jemanden so sehr gewollt. Sie wanderte mit ihrem Mund über meinen Körper, immer weiter hinunter, bis sie die Lippen um meinen Schaft schloss und die Spitze meines Schwanzes leckte. Ich glitt tief in ihren Mund hinein, bis es zu viel wurde und ich mich zurückzog, weil ich in ihr zum Höhepunkt kommen wollte.

»Jetzt bin ich dran.« Ich grinste.

Die Sommersprossen an ihrem Halsansatz, die mich immer lockten, wurden sorgfältig abgeleckt. Ich hob ihre Hand an den Mund, küsste ihr Handgelenk und arbeitete mich von dort aus langsam ihren Arm hinauf, kostete und knabberte dabei, bevor ich in die Wölbung ihres Halses biss. Endlose Sekunden küssten wir uns, schnell und wild, dann langsam und sanft, bis sie um mehr bettelte. Ich drückte sie auf den Bauch, ließ die Hand an ihrem Rückgrat hinunterwandern und zeichnete die zarten Rundungen und Kurven nach, dann folgte ich mit dem Mund meinen Fingern. Ich umfasste und streichelte ihren knackigen Hintern, biss ihr in die rechte Pobacke und schob die Finger dann zwischen ihre Beine. Ich stöhnte, als ich merkte, wie bereit sie für mich war.

»So, Baby? Du willst, dass ich dich so nehme?«, fragte ich und stieß rhythmisch mit den Fingern in sie hinein. »Oder willst du meinen Schwanz?«

»Ja, ich will ihn …«

Ich griff nach meiner Hose und zog das Kondom aus der Brieftasche. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung bohrte ich mich so tief in sie, dass sie stöhnte. Ich umfasste ihre Taille, hob sie auf meine Oberschenkel und küsste sie. Dann begann ich mich zu bewegen, während ich sie fest an mich presste. Sie schob die Hände in mein Haar und zog daran, während wir vögelten. Es war intensiv und tief. Hart und schnell. Genau das, was wir beide brauchten. Sie spannte die Muskeln um mich an, atmete immer schneller, und ihr leises Stöhnen verriet mir, dass sie kurz vor dem Orgasmus war. Unsere Küsse wurden wilder, unsere Bewegungen heftiger. Sie kam und melkte meinen Schwanz wie eine Faust, während sie meinen Namen keuchte. Ich explodierte in ihr, stöhnend und fluchend, bis wir uns beide verausgabt hatten.

Ich rückte uns beide auf der Matratze nach unten und zog Cami näher an mich. Es hätte sich unangenehm anfühlen müssen. Wenn ich mit jemandem zusammen war, brannte ich normalerweise darauf, zu gehen, sobald wir fertig waren. Aber bei Cami wollte ich Nähe.

»Bleib bei mir«, flüsterte sie. »Du brauchst ein wenig Schlaf.«

»Ich muss zurück.«

Sie stützte sich auf einen Arm und wandte sich mir zu. Ich seufzte, als sie mir übers Haar strich, und beugte mich ihr entgegen. »Nur ein kleines Weilchen.«

Ich war völlig erschöpft. Schließlich gab ich nach, zog sie an mich und schlief ein. Kurze Zeit später schreckte ich heftig zitternd aus einem Albtraum hoch.

»Ich bin da«, flüsterte sie. »Ich bin bei dir, Aiden.« Wieder streichelte sie mir übers Haar. »Alles okay. Ich halte dich.«

So geborgen hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt.

Ich schüttelte den Kopf und blinzelte. Es war seltsam, wie oft ich an sie dachte. Dass mich der Gedanke an sie zum Lächeln brachte, wenn ich es am wenigsten erwartete. Dabei war das Ganze unsinnig und verrückt.

Schnell schnappte ich mir meine Sachen. Zuerst würde ich Bentley nach Hause begleiten, dann würde ich zum Loft fahren und mich auf das Training vorbereiten mit Emmy … und Cami.

3

Aiden

»Nein, Emmy. Du darfst nie eine Faust um deinen Daumen machen. Ein guter Schlag, und du brichst ihn dir.« Ich nahm ihre Hände und zeigte ihr, wie sie es machen sollte. »So.«

»Es fühlt sich seltsam an.«

»Das würde ein Gipsverband auch.« Ich grinste. »Also, versuch’s noch einmal. Denk daran, was ich dir gesagt habe.«

Sie streckte die Schultern, hob den Kopf und war bereit loszuschlagen.

»Ich greife dich jetzt an. Was sind meine Schwachpunkte?«

»Augen, Nase, Hals, Knie.«

»Okay, fangen wir an.«

Emmy gab sich große Mühe, was mich freute. Sie war klein und zart, weshalb Bentley in Sorge war, dass das Training zu hart für sie sein könnte. Aber ich konnte ihr zeigen, wie sie ihre geringe Körpergröße zu ihrem Vorteil nutzte. Natürlich hoffte ich – ganz zu schweigen von Bentley –, dass sie niemals in eine Situation geraten würde, wo sie sich verteidigen musste.

Wir machten eine Weile weiter, bis Emmy der Schweiß auf der Stirn stand. Ich hob die Hand zum Zeichen, dass es nun genug war.

»Okay, gut gemacht. Üb jetzt noch ein wenig am Boxsack, während ich mit Cami trainiere. So, wie ich es dir vorhin gezeigt habe.«

»Soll ich Handschuhe anziehen?«

»Nein. Schlag nur leicht dagegen – du machst weder Krafttraining noch boxt du. Versuch, ein Gefühl für die Wucht deiner Schläge zu bekommen. Aber geh’s langsam an.«

Emmy ging zum Boxsack hinüber und musterte ihn kurz, bevor sie anfing. Bentley, der in einer Ecke mit seinem Laptop an einem Tisch saß, tat sein Bestes, sie nicht abzulenken. Zwar beobachtete er jede ihrer Bewegungen, doch hielt er sich zurück, damit sie sich konzentrieren konnte.

Ich holte kurz Luft und winkte Cami zu mir. Während ich mit Emmy gearbeitet hatte, hatte sie am Boxsack trainiert, war also bereits aufgewärmt. Wir stellten uns einander gegenüber hin. Sie war größer als Emmy, ihr Körper kurviger. Ich kannte diese Kurven, und der Sport-BH mit dem abgeschnittenen Netztop darüber trug wenig dazu bei, ihre Vorzüge zu verbergen. Der Streifen Haut zwischen dem kurzen Top und ihrer engen Yogahose bettelte geradezu darum, abgeleckt zu werden. Sie sah sexy aus mit ihrem hochgesteckten Haar und den Strähnchen, heute in Blau, Pink und Violett. Bei fast jedem Treffen hatten sie eine andere Farbe. Es war immer eine Überraschung.

»Hübsche Haare«, neckte ich sie. »Erinnern mich an Bentleys Socken. Flott.«

Emmy lachte, während Bentley auf der anderen Seite des Raums fluchte.

Cami zuckte lediglich die Achseln. »Eigentlich sollte es eher sexy aussehen, aber ich nehme, was ich kriegen kann.«

Ich musste mir auf die Zunge beißen, um ihr nicht zu sagen, wie sexy sie an diesem Abend war. Ich unterdrückte meine Gefühle und korrigierte geduldig ihre Haltung, während ich ihr die gleichen Anweisungen gab wie zuvor Emmy. Cami hatte offensichtlich zugehört und gut aufgepasst, denn sie brauchte wenig Hilfe. Was ich kurz bedauerte, denn zu gerne hätte ich sie noch mehr berührt.