Bossy Love - Die Nähe zu dir - Melanie Moreland - E-Book

Bossy Love - Die Nähe zu dir E-Book

Melanie Moreland

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Beschreibung

Ein Mann ohne Wurzeln - eine Frau, für die Familie alles ist

Ava Callaghan arbeitet als Projektmanagerin bei ABC Corp. Ihre Tage sind lang und ihre Aufgabenliste länger. Nach außen die toughe Geschäftsfrau sehnt sie sich danach, sich einfach mal fallen zu lassen und sich zu verlieben. Allerdings ganz bestimmt nicht in ihren neuen Nachbarn. Hunter Owen hat das Haus seines verstorbenen Großvaters bezogen und will es nach und nach wieder instand setzen. Und obwohl er Ava unwiderstehlich findet, sucht er nichts Dauerhaftes. Er schlägt Ava eine Affäre auf Zeit vor, doch womit beide nicht gerechnet haben, sind die Gefühle, die sie füreinander entwickeln.


"Bewegend und zutiefst romantisch!" Talk Nerdy Book Blog


Band 4 der ABC-CORP-Serie von Bestseller-Autorin Melanie Moreland

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Seitenzahl: 502

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Liebe Leser:innen

Familienstammbaum

Widmung

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Melanie Moreland bei LYX

Leseprobe

Impressum

MELANIE MORELAND

Bossy Love

DIE NÄHE ZU DIR

Roman

Ins Deutsche übertragen von Gesa Andres

Zu diesem Buch

Ava Callaghan arbeitet als Projektmanagerin bei ABC Corp. Ihre Tage sind lang und ihre Aufgabenliste länger. Nach außen die toughe Geschäftsfrau sehnt sie sich danach, sich einfach mal fallen zu lassen und sich zu verlieben. Allerdings ganz bestimmt nicht in ihren neuen Nachbarn. Hunter Owen hat das Haus seines verstorbenen Großvaters bezogen und will es nach und nach wieder instand setzen, um es dann zu vermieten. Und obwohl er Ava unwiderstehlich findet, sucht er nichts Dauerhaftes. Er schlägt Ava eine Affäre auf Zeit vor, doch womit beide nicht gerechnet haben, sind die Gefühle, die sie füreinander entwickeln.

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Die perfekte Rezeptur für Liebe.

xoxo,

Melanie

Für all die starken unabhängigen Frauen, die ich kenne.

Ihr inspiriert mich.

Und für meinen Matthew, der mich durch und durch kennt und jeden Teil von mir liebt.

1

AVA

Ich parkte mein Auto vor dem kleinen Rathaus, stellte den Motor ab und langte nach dem Ordner in meiner Umhängetasche. Ich schlug den Deckel auf, prüfte noch einmal alles nach und war zuversichtlich, gut vorbereitet zu sein. Alle erforderlichen Papiere waren ordentlich abgeheftet. Die Gutachten und die von meinem Bruder Ronan abgesegneten Bauzeichnungen waren einwandfrei, alle notwendigen Unterlagen an Ort und Stelle, und wir erfüllten alle Vorschriften. Wir hatten das schon tausendfach gemacht, und dieses Mal war es ganz einfach. Wir wollten ein baufälliges, verlassenes Gebäude abreißen und an seiner Stelle ein neues, effizienteres errichten. Es würde eine Reihe von Dienstleistern beherbergen, die die Gemeinde dringend benötigte. Das Ganze würde von einer der ABC-Abteilungen betrieben werden, und die zu erwartenden Einnahmen würden der Firma Gewinn bringen. Meistens lenkten wir unsere Geschäfte selbst, aber keiner von uns hatte Ahnung von Medizin, und das Gebäude würde medizinischen Zwecken dienen.

Ich stieg aus dem Wagen, richtete meinen Blazer und strich den Rock glatt. Mein Haar hatte ich wie gewöhnlich zu einem Dutt eingedreht. Ich ging die Stufen hinauf und war schon fast an der Tür, als sie aufgestoßen wurde und ein Mann herausstürmte, der mich fast zu Fall brachte. Ich geriet ins Schwanken, schnappte überrascht nach Luft und sah mich schon unsanft mit dem Hintern auf dem Asphalt landen, als zwei starke Hände meine Ellbogen packten und mich aufrecht hielten. »Scheiße«, brummte eine tiefe männliche Stimme. »Verdammt, das tut mir leid.«

Ich sah auf und in das mürrische Gesicht eines Mannes. Seine Augen blickten durchdringend und waren von einem ungewöhnlichen Blau. Wir waren uns so nah, dass ich den Ring aus dunklerem Blau um seine Iris erkennen konnte, betont von einem Kranz langer Wimpern. Unsere Blicke trafen sich, und ich hielt den Atem an. Sein Blick war intensiv und hatte etwas Ungestümes an sich, das mich in seinen Bann schlug, während seine Hand weiter meinen Ellbogen umklammerte.

»Sind Sie verletzt?«, fragte er und trat einen Schritt zurück.

Ich kam wieder zur Besinnung und schüttelte seine Hand ab.

»Mir geht es gut. Sie sollten besser aufpassen, wo Sie hingehen. Auf der anderen Seite der Tür können nämlich auch Leute sein, verstehen Sie?«

Er hob eine Augenbraue und sah mich süffisant an. »Danke für die Belehrung. Ich dachte, ich hätte mich entschuldigt.«

Für einen kurzen Augenblick verschlug es mir wieder die Sprache. Mit ein wenig Abstand zwischen uns konnte ich ihn nun vollständig betrachten. Ich schätzte ihn auf Anfang vierzig. Er hatte glänzende dunkelbraune Haare und bereits ein paar silberne Strähnen, aber seine Augenbrauen waren kräftig und dunkel, sein Gesicht kantig und mit scharfen Konturen. Sein kurz gestutzter Bart betonte sein markantes Kinn. Sein voller sinnlicher Mund und die gerade Nase waren irgendwie schön und männlich zugleich. Eine dicke karierte Jacke, die er offen trug, sodass man das enge weiße T-Shirt darunter sehen konnte, bedeckte seine breiten Schultern, und seine Beine steckten in staubigen zerrissenen Jeans. Er war ungefähr ein Meter neunzig groß, gut gebaut und sein Oberkörper ging in trainierte Bauchmuskeln und schmale Hüften über. Seine Füße steckten in einem Paar schlammiger und abgetragener Doc Martens. Alles an ihm schrie nach Sex. Ich war mir sicher, dass meine Cousins ihn Silberfuchs nennen würden.

Mit Schrecken bemerkte ich, dass ich ihn angestarrt hatte. Er beobachtete mich mit einem leichten Kräuseln um die Lippen, als würde er sich über mich amüsieren. Und genau wissen, was ich dachte. Ich reckte das Kinn und sah ihm direkt in die Augen. »Entschuldigung angenommen.«

»Oh, vielen Dank. Zu wissen, dass ich Ihnen nicht zu nahegetreten bin, wird mich heute Nacht besser schlafen lassen.«

»Ich habe nicht gesagt, Sie wären mir nicht zu nahegetreten. Ich habe lediglich Ihre Entschuldigung akzeptiert.«

Diesmal zuckten seine Mundwinkel. »Ehrlich, es tut mir leid.« Er hielt ein Bündel Papiere hoch. »Bürokratie kotzt mich wirklich an. Ich musste da raus, bevor meine Faust durch die Wand gegangen wäre.«

»Besser als in das Gesicht von jemandem.«

Er grinste. »Das stimmt wohl. Aber nicht so befriedigend, um ehrlich zu sein.«

Ich musste lachen, denn er hatte recht. Auch ich hielt meinen Aktenordner hoch. »Ich kann’s Ihnen nachfühlen.«

Er lachte – ein kurzer, gedämpfter Laut der Belustigung, was die tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen milderte und ihn unendlich attraktiver aussehen ließ – etwas, das ich nicht für möglich gehalten hatte.

Er senkte die Stimme und beugte sich zu mir. »Vielleicht könnte ich Sie hinterher auf einen Drink einladen? Wir könnten uns gegenseitig unser Leid über geschäftlichen Papierkram klagen.«

Ich war in Versuchung. Schwer in Versuchung. Aber ich ging grundsätzlich nicht mit fremden Männern auf einen Drink aus, außerdem hatte ich noch einen ganzen Abend voller Arbeit vor mir.

»Danke, aber da muss ich passen.«

Seine Augen blitzten kurz auf, aber er zuckte mit den Schultern. »Schade.« Dann hielt er mir die Tür auf. »Ich hoffe, Sie haben da drin mehr Glück als ich.«

Ich ging an ihm vorbei und fühlte ein leichtes Bedauern. Ein Teil von mir hatte gehofft, er würde noch ein bisschen mehr versuchen … mich zu überreden. Aber er ließ mich gehen, und als ich einen kurzen Blick über meine Schulter warf, war er schon am Fuß der Treppe und eilte mit langen Schritten davon.

Ich straffte meine Schultern und schüttelte den Kopf. Ich war hier, um meine Arbeit zu erledigen und nicht, um einen Fremden aufzugabeln. Darauf musste ich mich jetzt konzentrieren.

Schimmernde indigoblaue Augen schossen durch meine Gedanken. Und gekräuselte sinnliche Lippen eines halb amüsierten, halb verärgerten Mundes setzten sich in meinem Kopf fest.

Aber ich ignorierte beides.

Zwanzig Minuten später war ich mit dem Fremden völlig einer Meinung, nur dass ich dem Mann mir gegenüber, der mit falscher Freundlichkeit und in herablassendem Ton mit mir sprach, gern gleich eine verpasst hätte.

»Wie ich schon sagte, gab es bei den Formalitäten einige Verspätungen.«

»Und wie ich Ihnen bereits sagte, ist es erforderlich, dass Sie mir genau mitteilen, wo das Problem liegt, damit ich es beheben kann.«

Er lächelte und fuhr mit der Hand über sein nach hinten gegeltes Haar. Wenn er schluckte, bewegten sich seine Hängebacken, und seine Knopfaugen blitzten ungeduldig.

Er tippte auf die vor ihm liegende Akte. »So viele Probleme«, mokierte er sich und neigte den Kopf zur Seite. »Vielleicht sollten Sie das besser von einem Ihrer Vorgesetzten erledigen lassen?«

Verärgert hatte ich festgestellt, dass Milly Johnson nicht im Büro war, was die fehlenden Antworten auf meine Nachfragen erklärte. Stattdessen leitete die Abteilung nun dieser Beamte mittleren Alters, der offenbar besoffen war von dem, was er unter Macht verstand. Millie und ich hatten ein ausgezeichnetes Arbeitsverhältnis. Sie kannte sich aus, war sachlich und direkt. Und ich war sehr gewissenhaft in meinem Job und versäumte es selten, erforderliche Unterlagen einzureichen. Unsere Genehmigungen und Lizenzanträge gingen in der Regel reibungslos vonstatten. Notwendige Änderungen wurden auf der Stelle vorgenommen, sodass die Projekte, an denen wir arbeiteten, schnell vorankamen. Dafür sorgte ich. Ich war sehr stolz auf meine Arbeit und darauf, ABC Corp zu repräsentieren. In der Schule war ich stets die Klassenbeste gewesen, und mein »Großvater« Jordan Hayes hatte mich bestens eingearbeitet, bevor er in Rente gegangen war. Ich war gut organisiert, detailorientiert und zielstrebig. Nie hatte ich zugelassen, dass mein Geschlecht irgendeine Rolle spielte. Ich war eine Frau in einem Bereich, der immer noch eine Männerdomäne war, aber davon ließ ich mich nicht aufhalten. Mein Vater hatte mir das immer eingetrichtert, und die Arbeitsmoral meiner Mutter war zu meiner zweiten Haut geworden.

Und jetzt hielt mich dieser kleine Mann für ein leichtes Opfer und versuchte, meine Arbeit zu behindern. Ich musterte ihn und fragte mich, was er eigentlich im Schilde führte. Er fummelte an der Akte herum und fuhr ständig mit den Fingern über den Rand des Ordners mit den Unterlagen.

»Vorgesetzte?«, wiederholte ich.

»Vielleicht Ihr Chef. Dann könnte ich direkt mit ihm sprechen. Ich bin sicher, es findet sich eine … für beide Seiten vorteilhafte Lösung.«

Da ging mir ein Licht auf. Dieses Arschloch versuchte gerade tatsächlich, die Firma zu erpressen. Er wollte die notwendigen Formalitäten aufhalten und Geld erpressen, bevor er die Papiere absegnete.

Ich wollte laut loslachen, so absurd war das Ganze. Er hatte keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte.

»Wo, sagten Sie, ist Milly genau?«, fragte ich.

»Beurlaubt.«

»Wird sie zurückkommen?«

Er zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls nicht bald genug, um Ihnen bei all den Problemen hier zu helfen.« Er schüttelte den Kopf, als wäre er darüber äußerst betrübt. »Es wimmelt nur so vor Problemen in dieser Akte.«

»Aber Sie könnten behilflich sein«, sagte ich gedehnt. »Und helfen, die Probleme aus dem Weg zu räumen«, fügte ich hinzu und tat so, als wäre ich erleichtert.

Ein berechnender Ausdruck blitzte in seinen Augen auf. »Ich würde mich überreden lassen. Inoffiziell, versteht sich.«

»Vielleicht muss ich meine Vorgesetzten gar nicht mit einbeziehen.« Ich tippte mir ans Kinn, als würde ich nachdenken.

Sein Blick wurde gierig, und am liebsten hätte ich über den Tresen gelangt und ihm einen meiner Karateschläge verpasst, aber ich riss mich zusammen.

»Ich bin sicher, wir könnten eine Lösung zur gegenseitigen, äh, Befriedigung finden.«

»Ich muss einen Anruf tätigen und, ähm, meine Finanzen überprüfen.«

»Tun Sie das.«

Ich ging zum Fenster, tippte schnell eine Nachricht in mein Handy und schickte sie ab. Ich kochte vor Wut. Solche Arschlöcher konnte ich nicht ausstehen. Machos mit kleinen Schwänzen, die versuchten, das System zu unterlaufen. Ich hatte vor, ihm ein paar ordentliche Dämpfer zu verpassen.

Während ich auf die Antwort wartete, sah ich zu meinem Erstaunen den Silberfuchs zur Tür hereinkommen. Er sah mich an, hob die Augenbrauen vor Überraschung, mich so schnell wiederzusehen, und mir ging es genauso. Aber er ignorierte mich, ging zum Tresen und stellte dem Arschloch, mit dem ich gerade gesprochen hatte, eine Frage. Es war offensichtlich, dass sie bereits miteinander verhandelt hatten. Nun verstand ich seine schlechte Laune von vorhin. Der Beamte strich sich wieder über das Haar und schüttelte dabei mit falschem Bedauern den Kopf. »Wie ich bereits sagte, Sie müssen die Papiere neu einreichen und die Gebühren erneut bezahlen.«

»Und ich habe Ihnen gesagt, dass das völliger Blödsinn ist. Ich habe eben im Auto alles noch mal doppelt und dreifach überprüft. Es ist alles korrekt. Ich will mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Sofort.«

Der Beamte seufzte. »Ich bin hier der Vorgesetzte. Wenn Sie eine Beschwerde einreichen wollen, müssen Sie dieses Formular ausfüllen.«

Der Silberfuchs schnappte sich murrend den Wisch. »Klar. Als ob das etwas bringen würde.«

Er durchquerte den Raum und knallte seinen Ordner auf den Tisch neben mir. »Was für ein Schwachsinn.«

»Jepp«, pflichtete ich ihm leise bei. »Aber warten Sie noch ein Weilchen. Die Sachlage könnte sich gleich zum Besseren wenden.«

Er runzelte die Stirn, aber bevor er nachfragen konnte, betrat der Bürgermeister, Darren Thomas, das Büro. Er entdeckte mich am Fenster und kam strahlend auf mich zu. »Ava, meine Liebe, wie schön dich zu sehen.«

Das Gesicht des Beamten wurde aschfahl.

Der Bürgermeister umarmte mich, was ich mir gern gefallen ließ. »Wie geht’s Norma?«, fragte ich. »Ist ihre Hüfte wieder in Ordnung?«

»Sehr gut. Die Suppe, die du geschickt hast, war mehr als willkommen.« Er lachte trocken. »Du weißt, ich kann nicht kochen. Sie kam uns wirklich sehr gelegen.«

»Ausgezeichnet.«

»Nun, was kann ich für dich tun? Du sagtest, du hättest ein Problem? Mit irgendeiner Genehmigung?«

Ich zog die Stirn kraus. »Ja. Mr Smith hier scheint ein Problem mit den Unterlagen zu haben, ist aber nicht in der Lage, mir zu sagen, was genau nicht in Ordnung ist. Ich dachte, vielleicht könntest du jemand anderen drüberschauen lassen.«

Darren lachte. »Du sollst unvollständige Unterlagen vorgelegt haben?«, scherzte er. »Ist die Hölle zugefroren und keiner hat’s mir gesagt?«

Ich lächelte, wurde aber schnell wieder ernst. »Ich war auch mehr als erstaunt. Noch schockierter war ich, als Mr Smith anbot, mir zu helfen – unter der Hand.«

Darren klappte vor Schreck der Mund auf. Mr Smith begann zu stottern.

»I-ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Ich habe lediglich angeboten, Ihnen zu helfen. So-sonst nichts.«

Darren sah zwischen uns hin und her und kniff die Augen zusammen. »Das sind schwerwiegende Vorwürfe, Ava.«

Ich begegnete seinem Blick. »Das ist mir bewusst. Darum hätte ich gerne, dass noch jemand einen Blick darauf wirft.«

Er streckte dem Beamten die Hand entgegen. »Geben Sie mir die Akte.«

Mr Smiths Hand zitterte, als er widerwillig den Ordner in Darrens Richtung schob. »Ich habe nur meine Arbeit getan«, murmelte er. »Und wollte sichergehen, dass alles korrekt ist.«

»Mir war nicht bekannt, dass Erpressung zur Jobbeschreibung gehört«, bemerkte ich. »Der Punkt sollte gestrichen werden, bevor man die Stelle wieder ausschreibt.«

Der Silberfuchs lachte von seiner Ecke aus laut auf. Der Bürgermeister blickte auf. »Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?«

»Ja, Ihr Mann hat versucht, auch mich auszunehmen.«

Darren schloss die Augen. »Bitte, überlassen Sie das mir. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen.« Er seufzte. »Ava, deine Kontaktdaten habe ich ja. Sir, würden Sie mir Ihre geben, dann werde ich mich persönlich mit Ihnen in Verbindung setzen.« Er schwieg einen Moment. »Ich würde es bevorzugen, wenn das zunächst unter uns bleibt.«

»Ich möchte dir nicht noch mehr Ärger bereiten, Darren«, murmelte ich. »Ich möchte lediglich meine Genehmigungen. Wie du den Laden hier aufräumst, ist deine Sache.« Ich hielt inne und begegnete seinem Blick. »Es ist ziemlich staubig hier drin.«

Der Fremde ging an mir vorbei und gab Darren ein Stück Papier. »Allerdings. Zeit zum Staubwischen.«

Ich sah Darren in die Augen. »Ich werde bald von dir hören?«

Er nickte. »Morgen, Ava.«

Lächelnd ging ich hinaus.

Meine Arbeit hier war getan.

2

AVA

Ich erreichte meinen SUV, bevor meine Beine zu zittern begannen, lehnte mich gegen den Wagen und sog ein paar tiefe Züge Frühlingsluft ein. Trotz meiner großen Klappe verabscheute ich Konfrontationen, denn ich musste in meinem Beruf täglich damit umgehen. Ständig hatte ich mit Papierkrieg zu tun, mit Vorarbeitern, die Anweisungen von Frauen nicht akzeptieren wollten, und mit männlichen Angestellten und Lieferanten, die mich von oben herab behandelten, weil ich Brüste hatte.

Dabei steckte ich sie locker in die Tasche, egal ob bei der Besprechung von Bauplänen, Genehmigungsfragen, bei der Entscheidung, wann welche Sorte Holz am besten geeignet war, oder bei der Planung eines Gebäudes von der Zeichnung bis zur Ausführung. Ich hatte von den Besten gelernt und kannte mich aus. Als Projektleiterin und Koordinatorin für ABC musste ich das auch.

Manch einem passte das nicht, und sie versuchten mir liebend gern das Gegenteil zu beweisen. Doch die meisten scheiterten.

Ich machte meine Arbeit, machte sie gut und meistens auch gern. Mit ganzer Tatkraft für ABC zu arbeiten, der Enthusiasmus meiner Kollegen und ihr Talent – und die Tatsache, dass sie meine Familie waren – machten die Tage angenehm und kurzweilig. Wir ergänzten uns gegenseitig und liebten unsere Arbeit. Es waren Tage wie dieser, die ich nicht mochte. Zwielichtige Geschäfte unter der Hand. BAM und ABC waren bekannt für ihre hervorragenden Leistungen. Beide Firmen waren außerordentlich erfolgreich und ihr Ruf ausgezeichnet. Manchmal dachten Leute, sie hätten auch ein Stück von dem Kuchen verdient. So wie heute dieser kleine spießige Beamte, der fand, dass ihm für seinen Schreibtischjob eine Belohnung zustand. Diese Einstellung weckte in mir den Wunsch, auf irgendetwas einzuschlagen. Oder auf jemanden, wie der aufregende Fremde gesagt hatte.

Als hätte ich ihn herbeigezaubert, stand er plötzlich vor mir. Ich starrte müde auf den Boden, als plötzlich schlammige Doc Martens in meinem Blickfeld erschienen. Langsam hob ich den Blick und betrachtete eingehend seine kräftigen Oberschenkel in den engen Jeans und das T-Shirt, das sich über seiner Brust und den Bauchmuskeln spannte. Seine Lippen waren zu einem Lächeln verzogen, und ich sah ihm, erneut beeindruckt von der ungewöhnlichen Farbe, in die Augen. Wie konnte eine Augenfarbe so kühl und unpersönlich und gleichzeitig dermaßen durchdringend und heiß sein.

Mir wurde bewusst, dass er redete, und ich schüttelte die Gedanken ab. »Entschuldigung?«

»Ich habe gefragt, ob es Ihnen gut geht. Sie stehen hier schon seit zehn Minuten.«

Stand ich hier wirklich schon so lange?

»Alles in Ordnung. Ich habe nur nachgedacht.«

Er kreuzte die Arme, was dazu führte, dass sich sein T-Shirt noch mehr über seiner Brust spannte. »Da haben Sie aber eine ganz schöne Show abgezogen.«

»Das musste sein. Er darf doch nicht mit Erpressung durchkommen.« Ich zog die Stirn kraus. »Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Mit der Dame, die normalerweise in der Abteilung arbeitet, war immer gut auszukommen.«

Er rieb sich über den Nacken. »Ich glaube, ich schulde Ihnen was. Er hat mir die ganze letzte Woche nur Scherereien gemacht.« Er hob eine Augenbraue, was ihm einen teuflischen Ausdruck verlieh. »Das muss schön sein, in der Gunst des Bürgermeisters zu stehen.«

Ich winkte ab. »Ich war jahrelang die Babysitterin seiner Kinder. Die Firma, für die ich arbeite, hat viele Bauprojekte. Ich wusste, dass er so etwas nicht durchgehen lassen würde.«

Er schürzte die Lippen. »Normalerweise stinkt der Fisch vom Kopf her.«

Ich kniff die Augen zusammen. »In diesem Fall aber nicht. Er ist ein ehrenhafter Mann und ein guter Bürgermeister.«

Er hob abwehrend die Hände. »Okay, kleiner Drache. Für heute genug Feuer gespuckt. Nicht mich auch noch anfauchen.«

Über seine Wortwahl musste ich schallend lachen, was sich richtig gut anfühlte.

»Wie wäre es jetzt mit einem Drink?«, fragte er grinsend.

»Ich meine, ich hätte Nein gesagt.«

»Das war, bevor Sie dieses kleine Wiesel in die Schranken gewiesen haben. Da können Sie jetzt sicher einen Drink vertragen.« Er beugte sich zu mir. »Ihre hübsche Kehle braucht dringend eine Erfrischung.«

Er war mir so nah, dass ich mich wieder in seinem Blick verlor, gefangen genommen von dieser Mischung aus Feuer und Eis. Ich konnte ihn riechen. Frisch geschlagenes Holz und Zitrusfrüchte. Ich spürte die Wärme seines Körpers, und mir wurde ganz heiß in der Magengegend. Er war leidenschaftlich und unbeugsam. Entschlossen und sexy. Diese Kombination musste ich um jeden Preis vermeiden.

Stattdessen nickte ich. »Klar. Ein Drink.«

Er richtete sich auf und sah genauso überrascht aus, wie ich es war. Keiner von uns beiden hatte erwartet, dass ich einwilligte.

»Auf der James Street gibt es eine Bar – The Tavern. Kennen Sie die?«, fragte ich.

»Ja.«

»Treffen wir uns doch dort.«

Er wich zurück. »Einverstanden. Treffen wir uns dort.«

Ich glitt in den Fahrersitz und hoffte, dass ich wenigstens gefasst aussah, denn irgendwas an dem Mann ließ mich alles andere sein als das. Ich fühlte mich wie ein Schulmädchen, nervös und geschmeichelt. Meine Knie und Hände zitterten. Ich war völlig neben der Spur.

Kopfschüttelnd startete ich den Wagen.

Das waren lediglich die Nachwirkungen der Konfrontation von vorhin. Mehr nicht.

Es hatte nichts mit Augen wie Feuer und Eis, einem muskulösen Körper und einer Stimme wie geschmolzene Schokolade zu tun.

Nicht im Geringsten.

Er wartete an seinen Truck gelehnt auf dem fast leeren Parkplatz hinter der Bar. Ich war es durchaus gewohnt, dass Männer Trucks fuhren, aber dieser hier war ein ziemlich großes Exemplar. Schwarz und wuchtig. Er nahm jede Menge Platz ein. Ich hatte zwar lange Beine, war aber ansonsten durchschnittlich groß und ziemlich sicher, dass ich Schwierigkeiten hätte, in die Fahrerkabine zu klettern. Ich ließ meine Jacke liegen, griff nach meiner Handtasche und glitt aus meinem SUV, dann gingen wir um das Gebäude herum zur Eingangstür.

Wegen der plötzlichen Lichtveränderung musste ich blinzeln. In der Bar war es schummrig, und die dick getäfelten Wände waren über die Jahre dunkel geworden. Es gab verkratzte Tische und Sitzecken, und die Bar aus Holz erstreckte sich über die ganze Länge des Raums. Die Deckenbeleuchtung war düster, und die hintere Hälfte der Bar stand voller Billardtische. Das Klacken der Kugeln, gedämpfte Unterhaltungen und Country-Musik aus einer Jukebox drangen an mein Ohr. Es war noch nicht besonders voll, aber ich nahm an, zu vorgerückter Stunde würde sich das ändern. Ich wusste, dass meine Brüder und Cousins auf einen Drink und eine Runde Pool hierherkamen, wenn sie Luftveränderung brauchten. Ein- oder zweimal hatte ich sie begleitet.

Wir schlüpften in eine Sitzecke, und sogleich erschien eine Kellnerin.

»Hallo, willkommen in The Tavern. Was darf ich Ihnen bringen?«

Ich lächelte. »Ein Creemore Lager?«, fragte ich hoffnungsvoll.

Sie nickte, und der Silberfuchs schaute überrascht. »Bier?«, fragte er.

»Es schmeckt super«, versicherte ich ihm. »Wird in Ontario gebraut.«

»Na dann, zwei davon«, bestellte er. »Und ein paar Nachos. Ich bin am Verhungern.«

Sie eilte davon, und wir sahen uns an.

»Ich bin Ava.« Ich streckte die Hand aus. »Wenn wir uns schon die Nachos teilen, sollte ich mich wenigstens vorstellen.«

Er schmunzelte bedächtig und ergriff meine Hand. Sein Lächeln zog einen Mundwinkel nach oben und brachte ein Grübchen auf seiner Wange zum Vorschein. »Ich habe nicht gesagt, dass ich teilen würde.«

Ich musste lachen. »Ich denke, Sie sind Gentleman genug.«

Die Kellnerin brachte das Bier, und er hob seine Flasche und stieß mit mir an. »Noch nie hat mir jemand unterstellt, ein Gentleman zu sein.« Er schwieg kurz. »Ich bin Hunter.«

Hunter. Allein wegen der sündhaften Augen passte der Name zu ihm. Als er mich ansah, fühlte ich mich auf einmal wie seine Beute. Bei dem Gedanken musste ich innerlich lachen. Wie albern.

Ich nahm einen Schluck von dem kalten Bier, das wohltuend meine Kehle hinunterrann. Hunter hatte recht gehabt. Ich musste das Feuer löschen.

Seufzend ließ ich die Schultern kreisen.

»Ist Ihnen das schwergefallen?«, fragte er. »Sich wie ein Biest aufzuführen?«

»Ich habe mich nicht wie ein Biest aufgeführt, sondern ein Problem aus der Welt geschafft. Wovon Sie profitiert haben«, gab ich zurück, und meine gute Laune war im Nu verflogen. »Nur weil eine Frau sich für ihre Rechte einsetzt, ist sie noch lange kein Biest.«

Er hob beschwichtigend die Hände. »Entschuldigung, das war das falsche Wort. Nur um das klarzustellen, ich fand’s toll. Ich mag starke Frauen. Sie waren …« Er stockte, als suchte er nach dem richtigen Ausdruck. »… umwerfend.«

»Oh.« Damit war meine Wut verflogen.

»Beherrscht, direkt, selbstbewusst und, ja, auch ein bisschen zickig. Die perfekte Kombination, um den kleinen Pisser zu erledigen.«

»Das ist nichts, was mir Spaß macht«, gab ich zu.

»Aber etwas, das Sie tun mussten. Hab’s verstanden.«

Die Nachos kamen, und mit einem breiten Grinsen reichte er mir einen Teller. »Hau rein, kleiner Drache. Kein Feuerspeien mehr nötig heute.«

»Hören Sie auf, mich so zu nennen«, protestierte ich, auch wenn ich zugeben musste, dass es mir irgendwie gefiel, wenn er es mit seiner tiefen Stimme sagte.

»Es passt zu Ihnen.«

Ich verdrehte die Augen und versuchte zu verbergen, wie sehr mir das schmeichelte. Niemand, abgesehen von meinem Vater, hatte mir bisher einen Spitznamen gegeben.

Wir aßen schweigend. Die Schärfe der Jalapeños wurde von der sauren Sahne abgemildert, aber er bestellte uns noch ein Bier, und ich nippte dankbar an dem kalten Nass.

»Wohnen Sie hier in der Nähe?«

Ich nickte. »Schon mein ganzes Leben.« Ich wischte mir mit der Serviette über den Mund und schob meinen Teller beiseite. »Sie sind neu in der Gegend?«

Er sah mit abwesendem Blick an mir vorbei. »Nur auf der Durchreise. Ich besuche ein paar … alte Erinnerungen«, sagte er schließlich mit rauer Stimme.

Ein Anflug von Enttäuschung überkam mich. »Sie bleiben also nicht hier?«

Er sah über seine Bierflasche hinweg in meine Augen. »Nein, ich denke, ich werde bald wieder fort sein.«

»Wofür brauchen Sie dann die Pläne?«

Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Um eine Investition in Ordnung zu bringen. Wenn das erledigt ist, bin ich weg.«

»Ich verstehe.«

Er lachte kurz auf. »Das bezweifle ich.«

Er musterte mich einen Augenblick, verschränkte dann die Arme und beugte sich über den Tisch. »Ich habe oben ein Zimmer. Komm mit mir.«

Ich blinzelte. »Wie bitte?«

»Komm mit mir hoch. Verbringe die Nacht mit mir.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich schlafe nicht mit Typen, denen ich gerade erst begegnet bin. Schon gar nicht mit denen, die nicht vorhaben, lange zu bleiben.«

Er lehnte sich zurück und fuhr mit dem Finger über seine Lippen. »Versagst du dir immer, was du willst?«

»Ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben, dass ich dich will.«

»Das musstest du auch nicht. Dein Körper und deine Augen haben dich verraten.«

»Du bist ziemlich von dir eingenommen, oder?«

Er zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Aber ich bin jedes Mal absolut von dir eingenommen, wenn sich unsere Blicke begegnen. Ich kann in deinen Augen lesen, was du denkst, und du willst mich so sehr, wie ich dich will.«

»Du hättest dein Ego besser an der Garderobe abgegeben«, konterte ich trocken, auch wenn ich die Hände in meinem Schoß zu Fäusten ballte, weil er recht hatte.

Ich wollte ihn tatsächlich.

Ich wollte seine Lippen auf meinen spüren. Herausfinden, wie kräftig seine Oberschenkel waren. Wie stark seine Muskeln, die ich auf seiner Brust zucken sah. Als er vorhin seine Jacke ausgezogen hatte, bevor wir uns hingesetzt hatten, hatte sein Bizeps echt sexy ausgesehen. Ich wollte das eisige Blau seiner Augen vor Leidenschaft brennen sehen.

Er hob die Schultern. »Deine Entscheidung.« Er lehnte sich zurück und musterte mich mit diesen gefährlichen Augen. »Was für ein Jammer. Ich wette, wir wären ein flammendes Inferno.«

Ich stand auf, strich meinen Rock glatt und hoffte, dass ich einen gelassenen Eindruck machte. Innerlich war ich genau das Gegenteil. Seine Worte hatten mein Feuer angefacht, und nichts hätte ich lieber getan, als ihn an mich zu ziehen und zu küssen. Aber ich tat nichts dergleichen.

Ich hatte es schon früher bereut, meine Schutzschilde fallen gelassen zu haben. Aber ich hatte meine Lektion gelernt.

»Wie du bereits sagtest, habe ich für heute genug Feuer gespuckt«, scherzte ich leichthin. Ich langte nach meiner Handtasche, aber er griff nach meiner Hand, um mich aufzuhalten. Ich sah auf mein von seinen langen Fingern umschlossenes Handgelenk. Nur der Hauch einer Berührung, und doch fühlte es sich an, als hätte er mich mit der Glut seiner Hand gebrandmarkt.

»Das geht auf mich. Das Mindeste, was ich tun kann, nachdem du mir geholfen hast.«

Ich nickte und fühlte mich seltsam aufgewühlt, als ich meine Hand ausstreckte. »Schön, dich kennengelernt zu haben, Hunter. Danke für das Bier.«

Er legte den Kopf schief und sah mich prüfend an, dann schüttelte er meine Hand, um sie gleich wieder loszulassen. »Danke für die Gesellschaft.«

Ich nickte wieder und verließ die Bar. Die Sonne war noch nicht untergegangen, hatte aber nicht mehr so viel Kraft. Mit langsamen Schritten ging ich zu meinem SUV und warf die Handtasche auf den Beifahrersitz. Ich zögerte mit dem Einsteigen und spürte ein seltsames Ziehen in der Brust. Erneut lehnte ich mich an die Seite des Wagens, ließ mich von der warmen Brise umwehen und versuchte mich zu sammeln. Es dauerte eine Weile, bevor ich die Augen wieder öffnete.

Hunter kam um die Ecke und fixierte mich mit seinem Blick. Selbst über den Parkplatz hinweg konnte ich seine starke Ausstrahlung spüren, die schon an seinem Gang und seinen Bewegungen erkennbar war. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als er auf mich zukam. Wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen. Sein intensiver Blick wollte mich schier verbrennen.

»Verfolgst du mich?«

Er deutete auf die Treppe zu meiner Rechten. »Die Zimmer dieses feinen Etablissements sind nur von der Rückseite aus zugänglich. Ich war auf dem Weg nach oben.«

»Ah.«

»Nicht gerade eine große Auswahl an Hotels hier.«

Ich sagte ihm nicht, dass sich das änderte, sobald ABC ihre Projekte fertiggestellt hätte. Ich brummte nur zustimmend.

Wir sahen uns in die Augen, und schon war das Feuer wieder entfacht. Sein Blick ging mir durch und durch, und Wogen des Verlangens durchrollten mich.

»Bist du immer so stur?«, fragte er.

»Ja.«

»Gut.«

Ich war mir nicht sicher, wer sich zuerst rührte, aber als Nächstes hatte ich meine Arme um seinen Hals geschlungen, während er mich an seine Brust drückte und seine Lippen auf meine presste.

Seine Umarmung war zu fest, zu hitzig, während er skrupellos meinen Mund eroberte.

Es war perfekt.

3

HUNTER

Ich wollte sie von dem Augenblick an, als ich sie sah. Frauen im Businesskostüm waren irgendwie aufregend. Ihr Rock war knielang, die Jacke schick und ihr Haar aus dem Gesicht frisiert – nichts Auffälliges, das einem ins Auge sprang.

Aber sie war es.

Ihre schönen Augen, die zarte Haut, das Aufblitzen von lila Strähnen in ihrem Dutt. Und dieser Mund.

Dieser freche, volle Mund, der mir sofort Paroli geboten hatte.

Als ich aus dem Rathaus kam, war ich dermaßen wütend gewesen, weil ich noch mehr Papierkram aus dem Truck holen musste, dass ich sie einfach übersehen hatte. Ich war froh, dass ich ihr nicht wehgetan hatte.

Nun hielt ich sie in meinen Armen, drückte sie mit meinen Hüften gegen ihr Auto und küsste sie leidenschaftlich.

Ihr Mund war heiß und scharf, zweifellos genau wie meiner, aber da war noch etwas anderes an Ava. Etwas Einzigartiges, das süchtig machte, und ich drängte mich näher an sie, weil ich mehr davon wollte.

Ich war ein Meter neunzig und schätzte sie auf ungefähr eins siebzig oder fünfundsiebzig. Ich war zwar größer als sie, aber sie war nicht so klein, dass ich mich weit zu ihr hinunterbeugen musste. Aus ihrer Kehle kam ein leises Geräusch, fast ein Schnurren, und ich wollte mehr davon hören. Ich wollte wissen, wie sie in der Hitze der Leidenschaft klang.

Mit mir.

Ich drückte meinen Mund auf ihr Ohr. »Komm. Komm mit mir aufs Zimmer.«

Sie drehte den Kopf und presste ihren Mund wieder auf meinen. Ich überließ ihr die Führung und genoss, wie sie mich mit ihrer Zunge eroberte. Ich wollte, dass sie jeden Zentimeter von mir erforschte. Und ich wollte dasselbe für sie tun.

Da fuhr ein Auto auf den Parkplatz und hupte laut. »Juhu!«, schrie irgendein Arschloch und schlug von außen auf seine Fahrertür. »Gratis-Vorstellung!«

Ava schreckte zurück und schaute sich verwirrt um. Gegen meinen Willen musste ich über ihre Verunsicherung lächeln.

Ich zog an ihrer Hand. »Komm schon.«

Sie sah mich an, ihr Blick jetzt ganz klar panisch.

»Nein«, entgegnete sie entschieden.

Ich ließ sie sofort los und hob beschwichtigend die Hände. »Okay«, stimmte ich zu.

Ich wusste, Nein bedeutete Nein, und ich gehörte nicht zu der Sorte Mann, die das anders verstand.

»Es tut mir leid. Ich will sagen, ich kann nicht. Ich mache …« Sie stockte. »Ich mache so was nicht.«

Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Wenn es dir damit besser geht – eigentlich mache ich das auch nicht.« Ich betrachtete sie eine Weile. »Aber du scheinst die Ausnahme zu sein, kleiner Drache.«

Sie holte tief Luft. »Reine Heldenverehrung. Du warst nur beeindruckt.«

Ich hob eine Augenbraue. »Wie bitte?«

»Vorhin im Rathaus. Ich habe dir geholfen. Deswegen findest du mich, äh, begehrenswert.«

Ich warf vor Lachen den Kopf in den Nacken.

»Klar, das war schon eine sehenswerte Vorstellung, aber nicht der Grund, warum ich dich attraktiv finde. Du solltest öfter mal in den Spiegel schauen.«

Sie zog die Brauen zusammen, und ich trat einen Schritt zurück. »Bist du sicher?«, neckte ich sie, wohl wissend, dass der Augenblick längst verstrichen war. Schade, aber so war das eben manchmal.

»Ja, bin ich«, sagte sie, aber ich hörte Bedauern in ihren Worten mitschwingen.

»Kein Problem.« Ich drehte mich um und ging zur Treppe. »Schön, dir begegnet zu sein, Ava.«

»So bezeichnest du das also?« Ihre Frage klang neugierig.

Ich blieb stehen und sah sie an. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Lippen von unserem Kuss geschwollen, und auch ihr Haar saß nicht mehr richtig. Eine Strähne fiel ihr auf die linke Schulter.

»Nein.« Ich zwinkerte ihr zu, bevor ich wegging. »Ich werde den Kuss als einen der besten in Erinnerung behalten, auch wenn er nirgendwo hingeführt hat.«

Ich wartete nicht ab, wie sie darauf reagieren würde, sondern sprang die Treppe hoch und bog um die Ecke, bevor ich womöglich meine Meinung änderte und sie noch einmal fragte.

Ich gehörte nicht zu denen, die bettelten.

Ich wartete und hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde und ein Auto fortfuhr. Ich spähte um die Ecke und sah ihr mit einem bitteren Geschmack des Bedauerns hinterher. Ich ging in mein Zimmer, in dem ich die letzten Nächte abgestiegen war, da ich mein eigentliches Ziel so lange wie möglich meiden wollte.

Im Zimmer wartete meine einzige zuverlässige Konstante auf mich. Als ich hereinkam, hob er den Kopf und wedelte heftig mit dem Schwanz. Er sprang vom Bett und begrüßte mich stürmisch. Ich streichelte seinen Kopf, während er mich aus seinen bernsteinfarbenen Augen freundlich und geduldig ansah.

»Hey, Junge. Willst du eine Runde spazieren gehen?«

Sein Schwanz wedelte noch schneller. Ich lachte und griff nach der Leine. »Na dann los. Du glaubst nicht, was für eine Geschichte ich dir zu erzählen habe.«

AVA

Ich lehnte mit verschränkten Armen am Fenster und starrte auf den Fußboden. Hinter mir prasselte der Regen gegen die Scheibe, die von der frischen Luft draußen ziemlich abgekühlt war. Ich sah unbeteiligt auf meine Füße, nicht in der Lage, meinen normalen Alltag zu absolvieren.

Ich hatte mich die ganze Nacht hin und her gewälzt, weil mir dauernd die Begegnung mit Hunter durch den Kopf ging. Wie sich sein Mund anfühlte. Sein eindringlicher Blick. Noch nie hatte ich eine solche Augenfarbe gesehen. Gracies Ehemann hatte hellblaue Augen, aber die von Hunter waren so hell, dass sie manchmal fast silbern wirkten. Mit ihrem dunklen indigofarbenen Rand um die Iris waren sie von verblüffender Schönheit und passten außerordentlich gut zu seinem markanten, attraktiven Gesicht. Sein Mund und sein Kuss waren genauso, wie ich es erwartet hatte, und doch wieder nicht. Kraftvoll, leidenschaftlich und heiß. Ich konnte seine Stärke an seinem Griff, der Kraft seiner Arme und der Heftigkeit spüren, mit der er sich an mich presste. Und doch gab es unterschwellig etwas Sanftes. Die Art, wie er mein Gesicht umfasste, wie weich sich seine Lippen auf meiner Haut anfühlten und wie er mir ins Ohr flüsterte.

Und wie schnell er sich zurückzog, nachdem ich Nein gesagt hatte.

Er zeigte weder Groll noch Verärgerung, sondern akzeptierte meine Entscheidung mit einem Scherz.

Einem Großteil von mir gefiel es gar nicht, ihn davongehen zu sehen. Ich hätte schwören können, dass ich seine drängenden Lippen noch Stunden später spürte. Ich fuhr mit den Fingern über meinen Mund. Ich spürte sie tatsächlich immer noch.

»Ava?«

Ich richtete mich ruckartig auf und stellte fest, dass ich mich auf dieselbe Art an die kühle Fensterscheibe gelehnt hatte, wie ich gestern von Hunter an die Seite meines Autos gepresst worden war. Ich blinzelte, räusperte mich und lächelte meinen Bruder an. »Hey, Liam.«

Er stieß sich vom Türrahmen ab, den er mit seinen breiten Schultern ausfüllte. »Hey, alles in Ordnung mit dir?«

»Mir geht’s gut. Wieso?«

»Ich stehe hier schon seit fünf Minuten. Du bist so in Gedanken versunken, dass du mich nicht einmal bemerkt hast.« Er grinste mit einem Funkeln in seinen braunen Augen. »Und ich bin eigentlich schwer zu übersehen.«

Ich setzte mich und winkte ab. Ich sah an mir hinunter und strich meinen Rock glatt, damit ich ein wenig Zeit gewann, um meine zerstreuten Gedanken zu ordnen.

»Ist es wegen gestern?«

Mein Kopf schnellte nach oben. »Gestern? Woher …? Ich stockte und schüttelte den Kopf. »Oh, der Beamte im Büro.«

Er zog die Stirn kraus. »Was hast du denn gedacht, worum es geht?«

»Nichts. Ich habe nur an etwas anderes gedacht. Alles okay.«

Er schaute skeptisch und beugte sich vor. »Du wirkst abgelenkt. Ich weiß, dass du so einen Scheiß hasst.«

»Und wie. Aber ich habe es geregelt und gehe davon aus, dass wir schnell wieder auf Kurs sind.«

Er nickte. »Das ist gut.«

»Nun, was gibt’s? Bist du hier, um noch mehr Pflanzen einzubuddeln, oder nur, um nach mir zu sehen?«

Er verdrehte die Augen. »Ich habe heute Morgen mit Dad und Maddox gefrühstückt. Mr Owens’ Rechtsanwalt hat sich bei ihnen gemeldet – das Angebot wurde abgelehnt.«

Ich verspürte einen Anflug von Traurigkeit in meiner Brust. Mr Owens gehörte das letzte Grundstück hier in Port Albany, das direkt an das BAM-Anwesen grenzte. Mein ganzes Leben lang hatten wir hier gelebt, und nun war kürzlich auch unser Hauptsitz hierher verlegt worden. Alle Versuche, das Grundstück zu erwerben, als Mr Owens noch lebte, waren erfolglos geblieben, denn er hatte jedes Angebot abgelehnt. Nachdem er im Dezember verstorben war, wurde das Haus verriegelt, und niemand war aufgetaucht, um dort einzuziehen. BAM hatte dem Anwalt ein großzügiges Angebot für das Grundstück unterbreitet.

Trotz seiner Barschheit hatte ich Mr Owens gemocht und oft nach ihm gesehen. Ich war eine der wenigen gewesen, die er überhaupt in seine Nähe gelassen hatte. Letztes Jahr hatte er einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich zwar erholt hatte, doch im Laufe der Monate war er immer gebrechlicher geworden. Er hatte sich geweigert, das Haus zu verlassen, und BAM hatte für zusätzliches Pflegepersonal gesorgt. Er war davon ausgegangen, dass die Kosten dafür von der Krankenkasse übernommen wurden, und ich hatte ihn in dem Glauben gelassen. Wenn er erfahren hätte, wer für die Unterstützung aufkam, hätte er sie vermutlich abgelehnt. Die meisten Menschen konnte er nicht ausstehen, vor allem die BAM-Männer, weil er dachte, dass sie ausschließlich an seinem Besitz interessiert waren.

Aber wir alle konnten uns an ihn erinnern, als wir noch Kinder waren und seine Frau Gail noch lebte. Er war freundlich und gütig gewesen. Meine Großeltern konnten sich auch an eine Tochter erinnern, hatten aber keine Ahnung, wo sie abgeblieben war. Wie die BAM-Männer nun einmal waren, sorgten sie dafür, dass man sich um ihn kümmerte. Ich verbrachte ein wenig Zeit mit ihm, wenn er es mir gestattete, wurde aber nie ins Haus gebeten. Wir saßen zusammen auf der Veranda, und er erzählte von Gail, dem Sonnenuntergang, dem Wasser, über das wir von seiner Terrasse aus schauen konnten, oder worüber er sonst reden wollte. Meine Familie war nie ein Thema. Kein Wort über BAM. Nichts Persönliches, außer über seine Frau und darüber, wie sehr er sie vermisste.

Ich war traurig, als er starb, wusste aber, dass er nun glücklich war, wieder bei »seiner Gail« zu sein, wie er sie immer genannt hatte. Auf seinen Wunsch hin wurde er eingeäschert, und es gab keine Trauerfeier.

Die Nachricht über die Zurückweisung des Angebots kam nicht wirklich überraschend. Ich zuckte mit den Schultern. »Er war rigoros dagegen, dass BAM das Land bekommt. Ich frage mich, ob es an jemand anderen verkauft wird.«

»Sein Anwalt sagt, es bleibt in der Familie.«

»Oh. Nun, vielleicht taucht die Tochter ja wieder auf. Und zieht dort ein.«

»Keine Ahnung. Trotzdem ist es ein Jammer. Ich weiß, du liebst diesen Ausblick. Dad hatte vor, dort zwei Häuser zu bauen. Eines war für dich gedacht.«

»Ich weiß. Ist schon okay. Ich liebe mein kleines Häuschen.«

Ich wohnte auf dem BAM-Gelände in dem kleinsten Haus, das es dort gab. Es war großzügig genug, aber eher ein Ferienhäuschen als ein richtiges Haus. Es stand auf einer kleinen Lichtung im Wald und hatte einen einfachen Grundriss. Es gab zwei Schlafzimmer, ein schönes Bad, ein Wohnzimmer mit offener Küche und eine breite abgeschirmte Terrasse, auf der ich bei gutem Wetter gerne saß. Ich konnte auf das Wasser sehen, aber nicht so gut wie von der Klippe aus. Der Blick von dort war einfach atemberaubend.

Er nickte. »Okay. Ich bin dann mal weg, um ›Pflanzen einzubuddeln‹, wie du immer sagst. Und danach muss ich nach Hause zu meinen Mädels.«

»Wie geht’s ihnen?«

Ein warmes Lächeln erschien auf seinen Lippen, und sein Blick wurde weich. »Großartig. Hal hat die Adoption in die Wege geleitet. Dann gehören bald beide auch offiziell zu mir.«

Ich lächelte über seine Worte. Liam hatte Paige kennengelernt, als unser Bruder Ronan angefangen hatte, sich mit ihrer Mitbewohnerin Beth zu treffen. Er hatte sich schnell und heftig in Paige verliebt – und in ihre kleine Tochter Lucy – und sie, zu unserer großen Überraschung, nach kürzester Zeit geheiratet und hierher geholt. Wenn er sich zu etwas entschlossen hatte, war er unerschütterlich, und ich musste zugeben, dass ich ihn noch nie so glücklich gesehen hatte. Er war ausgeglichen und ruhig und liebte es, ein Vater für Lucy zu sein, die ihn anhimmelte. Paige war bereits schwanger, und er war total aufgeregt, ein neues Baby in ihrem Leben willkommen zu heißen. Unsere Eltern waren im siebten Himmel. Enkelkinder, Ronans Hochzeit, auf die noch zwei folgen würden, dessen war ich mir sicher, denn auch Paul und Jeremy hatten beide ihre Liebe gefunden. Unsere Familie wuchs rasant, da alle meine Geschwister anfingen ihre Nester zu bauen.

Ich war die Einzige, die als Single übrig geblieben war. Das machte mir nichts aus, nur manchmal, wenn ich die Nähe zwischen Liam und Paige oder Ronan und Beth sah, versetzte es mir einen kleinen Stich in die Brust. Aber die Angst, mich wieder zu öffnen, war einfach zu groß. Ich war gerne Single und niemandem Rechenschaft schuldig. Einmal schlimm zu scheitern war genug. Seitdem hatte ich zwar ein paar Beziehungen gehabt, aber die waren nicht sehr ernst gewesen und hatten alle einvernehmlich geendet. Ich hatte mich nie wieder mit ganzem Herzen auf jemanden eingelassen.

»Ich freue mich für dich.«

Er stand auf. »Komm doch mal zum Abendessen vorbei. Nur du. Ich meine, Familie ist ja toll, aber …«

Ich lachte. Wenn wir alle zusammen waren, ging es stets laut und ziemlich wild zu. Ein einziges Stimmengewirr mit schallendem Gelächter und jeder Menge Neckereien. Und das war schon so, wenn nur der enge Kreis der Familie zusammenkam. Stießen auch noch die anderen Haushalte auf dem Gelände dazu, artete es fast schon in Chaos aus. Sich gelegentlich in einem kleineren Rahmen zu treffen, hatte durchaus etwas für sich.

»Ich werde Paige anrufen und auch das Abendessen mitbringen, damit sie nicht zu kochen braucht.«

Er grinste. »Du meinst wohl, du lässt es bringen?«

Wir lachten beide. Meine Kochkünste waren nicht besonders, abgesehen von Spaghetti und Frühstück. Das konnte ich gut. Aber mein restliches Repertoire war übersichtlich und schlicht. Liam hatte also recht. Der Lieferdienst und ich waren beste Freunde.

Ich hielt meinen Finger hoch. »Der hier hat große Macht.«

Lachend verließ er mein Büro.

»In der Tat, Schwesterchen, das hat er.«

4

AVA

Samstagnachmittag schlenderte ich am Strand entlang. Die Sonne stand hoch am Himmel, und in der Wärme spazieren zu gehen tat gut. Ich ging bis zum äußersten Ende und um die Felszunge aus großen Steinen herum. Der Strand wurde steiniger, große Felsbrocken und riesige Felsen türmten sich vor mir auf, die vor Hunderten von Jahren wie Federn durchs Wasser geschleudert worden und in dieser Bucht gelandet waren. BAM hatte beschlossen, diesen Abschnitt der Natur zu überlassen. Als Kinder hatten wir viele glückliche Tage damit zugebracht, die Felsen zu erkunden, heute waren sie mein privater Rückzugsort, wo ich sitzen und über das Wasser schauen konnte. Ich wusste, dass viele von uns es mir gleichtaten, trotzdem begegneten wir uns hier nur selten.

Es war auch die Grenze zwischen uns und dem Grundstück von Mr Owens. Der Strandabschnitt gehörte der BAM, aber am Ende befand sich ein selten benutzter Pfad, der zu Mr Owens’ Haus hinaufführte. Er war zugewachsen, aber immer noch begehbar, zumindest war es letztes Jahr so gewesen. Normalerweise hatte ich immer den einfacheren Weg genommen, der an den beiden Grundstücken entlangführte, wenn ich ihn besuchen wollte, aber manchmal nutzte ich auch den kürzeren Weg über den felsigen Strand und stieg den Hügel hinauf.

Ich saß auf einem flachen Felsen, genoss den Blick über das Wasser und trank einen genussvollen Schluck Kaffee aus meinem Thermobecher. Jaxson, Gracies Ehemann, hatte uns alle von seiner bevorzugten Kaffeesorte überzeugt, vor allem mich. Ich liebte den milden Geschmack.

Ich hielt mein Gesicht in die Sonne und ließ die Wärme für einen Moment in meine Haut eindringen. Der gedämpfte Klang von Musik wehte zu mir herüber, und ich legte stirnrunzelnd den Kopf schief, weil ich nicht orten konnte, woher sie kam. Die Musik hörte auf, und ich zuckte mit den Schultern. Dad testete vermutlich am Pool neue Lautsprecher, obwohl man das auf die Entfernung eigentlich nicht hören konnte. Ich zog den Pullover hervor, den ich um die Taille gewickelt hatte, rollte ihn zusammen, legte ihn mir in den Nacken und lehnte mich gegen den Felsen. Ich sog die frische Luft ein und ließ die Woche ausklingen. Ich hatte vor, den Rest des Wochenendes mit Nichtstun zu verbringen. In meinem kleinen Haus abhängen, ein bisschen Wäsche waschen, morgen ausschlafen und hoffentlich bei meinen Eltern Abendessen abstauben. Ich war mir sicher, dass sie etwas Leckeres grillen würden, denn mein Dad liebte Barbecue. Wenn ich Glück hatte, setzten er und Maddox für die Rippchen oder Rinderbrust vielleicht sogar den Smoker in Gang. Im besten Fall fielen neben dem Dinner auch noch Reste für mich ab.

Ein weiteres Geräusch drang an meine Ohren, und ich setzte mich auf, als die Musik wieder einsetzte – nur leise, aber deutlich zu hören.

Ich wollte gerade aufstehen, erstarrte aber, als ein großer Golden Retriever in mein Blickfeld kam. Er blieb kurz stehen, als er mich sah, dann wedelte er mit dem Schwanz und kam mit hängender Zunge auf mich zugelaufen. Er begrüßte mich mit einem leisen Bellen und stand erwartungsvoll vor mir. Unsicher streckte ich meine Hand aus. Er beschnupperte sie, kam näher und stupste mich sanft mit seinem Kopf an. Ich streichelte seinen großen Schädel und sah in seine freundlichen bernsteinfarbenen Augen.

»Na du. Wo kommst du denn her?«

Wieder erntete ich ein leises Bellen, und sein Schwanz wedelte wie wild.

»Hast du dich verlaufen, Junge?«, fragte ich. Offensichtlich kümmerte man sich gut um ihn. Sein Fell glänzte, seine Augen waren klar, und er bekam offensichtlich genug Futter, so kräftig und lebhaft, wie er war.

Aber von wo war er hergekommen?

Ich strich mit der Hand über seinen Nacken, doch da war kein Halsband.

Das Aufblitzen eines Lichts erregte meine Aufmerksamkeit, und ich blickte in die Richtung. Es kam von der Steilküste. Von Mr Owens’ Haus. Ich schaute auf den Hund, der mich fröhlich beobachtete und meine Sorge, wohin er wohl gehörte, offenbar nicht teilte.

Augenscheinlich war jemand in Mr Owens’ Haus. Vieleicht war seine Tochter aufgetaucht. Das würde die Musik und den Hund erklären. Ich stieß einen verärgerten Seufzer aus. Wie unverantwortlich, den Hund nicht anzuleinen. Er war hier runtergelaufen, hätte aber auch von der Klippe stürzen oder ins Wasser fallen können. Oder jemand hätte ihn einfach mitnehmen können. Er war ein schöner, freundlicher Hund.

Ich schüttelte den Kopf. »Na komm, Junge.«

Ich bahnte mir einen Weg über das felsige Ufer, kletterte vorsichtig über die feuchten Steine und die moosbedeckten Flächen und verfluchte meine Sandalen, mit denen ich ab und zu ausrutschte.

»Hätte ich gewusst, dass du hier auftauchst, hätte ich Sneakers angezogen«, beschwerte ich mich bei dem Hund, der mir schwanzwedelnd folgte und sich nicht im Geringsten um den tückischen Strandabschnitt scherte. Er sprang in der Gegend herum, schnüffelte hier und dort, kehrte aber alle paar Augenblicke an meine Seite zurück. Wir erreichten den überwucherten Pfad, der die Steilküste hinaufführte, und ich beäugte ihn skeptisch. War er immer schon so steil gewesen?

Ich schüttelte den Kopf und begann hinaufzuklettern. Ich stolperte zweimal und fiel einmal heftig aufs Knie. Ich fluchte leise vor mich hin, wischte mir die Jeans ab und entdeckte auch noch ein Loch im Stoff.

»Verdammt, ich mochte diese Jeans«, schimpfte ich, ging aber weiter. Die Musik wurde lauter und deutlicher. Garth Brooks schmetterte einen seiner Ohrwürmer, außerdem konnte ich das Geräusch einer Säge hören. An dem Haus wurde gearbeitet, und ich fragte mich, ob das bedeutete, dass es zum Verkauf stand und wir neue Nachbarn bekommen würden.

Als wir oben angekommen waren, rannte der Hund schwanzwedelnd vor mir her. Als ich stehen blieb, um wieder zu Atem zu kommen, blieb auch er stehen, als würde er auf mich warten. Ich neigte den Kopf und betrachtete den schwarzen Wagen vor mir. Er kam mir bekannt vor. Ich ging darauf zu, und mein Magen zog sich zusammen, als mir einfiel, woher ich ihn kannte.

Eindringliche Augen aus Feuer und Eis kamen mir in den Sinn. Starke Arme und ein verruchter, leidenschaftlicher Mund, der besitzergreifend und sanft zugleich war, weckten meine Erinnerungen.

Ich umrundete das Heck des Trucks und blieb stehen, während der Hund sich neben mich setzte.

Da war er.

Hunter.

Zunächst sah er mich nicht. Und ich unterbrach ihn nicht.

Er war zu beschäftigt damit zu tanzen. Und ich war zu beschäftigt damit, ihm dabei zuzusehen.

Seine Jeans saß wie angegossen an seinem Hintern. Sein T-Shirt spannte sich über seinen Rücken und seine Arme. Sein Haar glänzte in der Sonne.

Und wie er seine Hüften kreisen ließ. Seinen Oberkörper wiegte. Seine Arme im Takt der Musik bewegte. Er sang mit voller tiefer Stimme, seine Füße, sein ganzer Körper eins mit dem Rhythmus des Songs. Er wirbelte auf dem Absatz herum und erstarrte. Wir sahen uns in die Augen und wandten den Blick nicht ab.

Und dann, völlig unerwartet, lächelte er. Breit und unbekümmert. Er streckte mir seine Hand hin.

»Tanz mit mir, kleiner Drache.«

Ich ertappte mich dabei, wie ich seine Hand nahm. Ihm in die Sonne folgte. Zuließ, dass er mich führte, herumwirbelte, mich an seine heiße, sonnengebräunte Brust zog, während wir uns bewegten. Er summte in mein Ohr, brachte mich damit zum Lachen und stimmte mit ein, bis unsere Erheiterung langsam verklang, als der Song zu Ende war und wir uns voneinander lösten. Langsam, vorsichtig, als ob keiner von uns wollte, dass der Moment vorüber war.

Atemlos drehte ich mich zu ihm um. Offensichtlich war ich nicht in Form, denn das war der einzig akzeptable Grund für meine Schnappatmung. Das hatte nichts mit seiner Nähe zu tun. Oder damit, dass er mich mit seinen Augen verschlang. Erst recht hatte es nichts damit zu tun, dass er mich an seinen harten, muskulösen Körper gedrückt hatte und ich genau dort wieder sein wollte.

Im Leben nicht.

Ich blinzelte und räusperte mich.

»Ähm, hallo.«

Er lachte, und der Klang zerschnitt die plötzliche Stille.

»Hallo, kleiner Drache.« Er sah sich um. »Habe ich irgendwas verpasst? Ist ein Verbrechen begangen worden, und du bist hier, um wieder einmal die Pläne der Übeltäter zu durchkreuzen?«

Ein Lächeln umspielte meine Lippen, und ich versuchte, nicht loszuprusten.

»Das Verbrechen ist, dass ich den Hund unten am Strand gefunden habe. Sollte er nicht an der Leine sein?«

Er runzelte die Stirn und klopfte auf sein Bein. »Cash, komm her.«

Der Hund trottete an seine Seite und sah mit treuem Blick zu ihm auf. Hunter hockte sich neben ihn und strich über seinen Hals. »Wie hast du dich bloß von der Leine losgemacht?« Dann schüttelte er den Kopf. »Und wo zur Hölle ist dein Halsband?«

»Das habe ich mich auch gefragt. Er hätte sich verletzen oder einfach von jemandem mitgenommen werden können«, rügte ich ihn.

Er kniff die Augen zusammen. »Er hat eins. Es gelingt ihm aber immer wieder, herauszuschlüpfen, verdammt.« Er ging auf die große Eiche zu, die nah am Haus stand, bückte sich und hob eine lange Leine auf, an deren Ende ein Halsband baumelte. »Wie schafft er das nur?«

»Du hast gar nicht gemerkt, dass er weggelaufen war?«

»Als ich vor einer Viertelstunde nach ihm gesehen habe, lag er schlafend auf der Veranda, das Halsband war an Ort und Stelle und nichts deutete darauf hin, dass er sich gerührt hatte.« Er warf Cash einen strafenden Blick zu. »Du kleiner Mistkerl. Das ist schon das zweite Mal.« Er sah zu mir hoch. »Gestern habe ich ihn schon eingefangen und das Halsband enger gemacht.« Er hielt es in die Höhe, woraufhin ich es ihm aus der Hand nahm und es genauer begutachtete.

»Hm, dieses Stück der Schnalle hier ist kaputt.« Ich zeigte es ihm. »Es sieht zwar aus, als wäre es eingerastet, aber alles, was er tun muss, ist einmal kurz ziehen, und schon ist er frei.«

Hunter stand auf und schüttelte den Kopf. »Tja, dann hat er eben Hausarrest, bis ich ein neues besorgt habe.«

Als hätte er verstanden, was Hunter gesagt hatte, ließ Cash sich auf den Boden plumpsen und gab ein langes, jämmerliches Winseln von sich.

Ohne zu überlegen, schnallte ich meinen Gürtel auf, zog ihn aus den Schlaufen und legte ihn probeweise um Cashs Hals. »Wenn du ihn abschneidest und hier noch ein neues Loch reinstanzt, wird das übergangsweise funktionieren. Die Leine kannst du an der Schnalle festmachen.«

Hunter runzelte die Stirn. »Dann ist aber dein Gürtel ruiniert.«

Ich lachte. »Das macht nichts, das ist ein uraltes Teil.« Ich streichelte Cashs Kopf. »Die Vorstellung, dass er an so einem schönen Tag im Haus eingesperrt ist, finde ich schrecklich.«

Hunter schwieg eine Weile, dann nahm er den Gürtel und ging davon. Ich beobachtete ihn heimlich und bewunderte, wie stramm seine Jeans an seinem Hintern und den Oberschenkeln saß. Er schnappte sich Werkzeug und kam kurz darauf mit dem gekürzten und mit einem neuen Loch versehenen Gürtel zurück. Er legte ihn um Cashs Hals.

»Du kannst dich bei Ava bedanken. Der kleine Drache hat dich davor bewahrt, drinnen bleiben zu müssen, du Nervensäge.« Aber seine Worte klangen alles andere als böse, und er streichelte sanft über Cashs großen Schädel.

Er erhob sich wieder, aber sein Blick blieb auf mich geheftet, dann runzelte er die Stirn. »Warum ist Blut an deiner Jeans?«

Ich schaute an mir herunter. »Oh, ich bin auf dem Weg hierher gestolpert.«

Eben stand ich noch auf eigenen Füßen, doch ehe ich mich versah, fand ich mich in seinen Armen wieder und wurde zum Pick-up getragen.

»Was zum Teufel machst du da?«, kreischte ich und klammerte mich an seine Schultern.

Er setzte mich auf die Kante der offenen Ladefläche und schob das Hosenbein meiner Jeans hoch. »Himmel, das ist ein tiefer Schnitt«, murmelte er, beugte sich so über mich, dass ich fest an seinen Körper gepresst war, während er hinter mir nach etwas suchte. Genau wie beim letzten Mal drang seine Hitze in meine Haut. Sein köstlicher Duft stieg mir in die Nase, und ich bemühte mich, nicht zu wimmern.

Er öffnete einen Verbandskasten und brummelte die ganze Zeit vor sich hin. Er verbot mir, mich zu rühren, während er die Schramme säuberte und verband. Ich schnappte nach Luft, als die Jodtinktur auf die Wunde traf, und er murmelte eine kurze Entschuldigung, beugte sich herunter und blies auf mein Knie. Der Schmerz ließ sofort nach, als er den Kopf hob und sich unsere Blicke trafen.

Er verstummte, und seine Augen wurden zu loderndem Feuer. Sie hypnotisierten mich, und alle vernünftigen Gedanken waren mit einem Schlag verschwunden. Wer er war und warum er hier war, spielte keine Rolle mehr. Wichtig war nur, dass er bei mir war, und ich wünschte, er käme mir noch näher. Als könnte er meine Gedanken lesen, machte er noch einen Schritt auf mich zu und drängte sich zwischen meine Beine. Er legte seine Hände auf meine Seiten und hielt mich mit seinem ganzen Körper umfangen.

»Soll ich die Stelle küssen, damit sie schneller heilt?«, murmelte er mit rauer Stimme.

Ich legte meine Arme um seine Schultern und ließ meine Finger in das dichte Haar gleiten, das über seinen Nacken fiel. Er erschauerte und presste sich an mich. Sein Mund war direkt über meinem. »Ich glaube, ich muss mich vergewissern, ob alles intakt ist.«

Ich zog ihn an meinen Mund. »Ja, das solltest du.«

Seine Lippen berührten meine und alles andere löste sich in Luft auf.

Er schlang seine Arme um meine Taille, zog mich an seine Brust und küsste mich. Er schmeckte nach Kaffee und Minze, seine Lippen waren feucht und salzig. Seine Zunge eroberte besitzergreifend meinen Mund. Er legte seine Hand auf meinen Rücken, und ich spürte den Druck seiner Finger auf meiner Haut. Seine freie Hand schob er unter meinen Hintern und zog ihn zu sich heran, sodass ich sein drängendes Verlangen spüren konnte, was mich in Ekstase versetzte. Unsere Zungen lieferten sich einen Zweikampf, zogen sich zurück und fanden wieder zueinander. Er stöhnte aus tiefer Kehle, und ich wimmerte, als er seine Hand näher an meine Mitte gleiten ließ, wo sich Hitze in einem Strudel der Lust sammelte. Ich umklammerte seinen Nacken, zog an seinem Haar, wahnsinnig vor Verlangen, das ich so noch nie erlebt hatte.

Bis ein langes, tiefes Jaulen von der Veranda zu hören war. Hunter schreckte auf und wich zurück. Unsere Blicke trafen aufeinander, brennend vor Verlangen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und räusperte sich. Er löste sich von meinen Augen, um nach Cash zu sehen, der seine Leine irgendwie um eine zerbrochene Säule gewickelt hatte und nun halb auf, halb neben der Veranda gefangen war.

»Du verrückter Köter, warum bleibst du nicht da, wo ich dich abgelegt habe?«, murrte er und ging hinüber, um ihn zu befreien.

Heftig atmend und mit wackeligen Beinen rutschte ich von der Ladefläche. Warum, zum Teufel, hatte ich Hunter nur geküsst?

Noch mal, flüsterte eine leise Stimme in meinem Kopf.

Ich hatte keine Ahnung, wer der Mann war. Oder warum ich zuließ, dass er mich küsste. Ich sollte es besser wissen. Der Mann war ein Fremder und soweit ich wusste nur auf der Durchreise.

Die Realität hatte mich wieder, und ich ging zu ihm. Als ich näher kam, richtete er sich auf und hatte den Gürtel in der Hand. Cash lag auf der Veranda und schien glücklich darüber, ihn los zu sein.

»Wer bist du überhaupt?«, fragte ich. »Warum bist du auf Mr Owens’ Grundstück?«

Er kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, die Frage lautet eher, warum du auf meinem Grundstück bist?«

»Deinem Grundstück?«

Er stemmte die Hände in die Hüften. »Mein Grundstück. Ich habe es von meinem Großvater geerbt.« Er schaute in die Richtung, aus der ich gekommen war. »Der Strand dort unten ist auch Privatbesitz. Warum warst du dort?« Sein Blick wurde stechend. »Wer zur Hölle bist du?«

Mr Owens hatte einen Enkel?

»Ich bin Ava Callaghan. Ich kannte deinen Großvater«, stellte ich mich vor und versuchte die Umstände zu begreifen.

»Callaghan?«, wiederholte er. Nun wurde sein Blick finster. »Du bist die Ava? Du bist auch eine von denen.« Er schüttelte den Kopf. »Das Grundstück ist unverkäuflich. Hör auf, herumzuschnüffeln. Verschwinde von hier.«

Du bist die Ava? Was zum Henker meinte er damit?

»Eine von denen? Herumschnüffeln?« Ich schnappte nach Luft. »Ich habe dir deinen Hund zurückgebracht!«

»Nun, das hast du getan, dann kannst du jetzt gehen.«

Er drehte mir den Rücken zu und wies mich offensichtlich ab. Seine Stimme hatte sich von tief und warm in kalt und wütend verwandelt. Seine Schultern waren steif vor Anspannung, und er stolzierte davon. »Du bist hier nicht willkommen, Ms Callaghan. Runter von meinem Grundstück«, rief er über seine Schulter. »Und komm nicht wieder hierher.«

Wütend stapfte ich davon, ohne mich umzudrehen.

Was für ein Arschloch.

Am Ende des Grundstücks blieb ich noch mal stehen. »Wenn ich gewusst hätte, wer du bist, hätte ich dir nicht geholfen!«, schrie ich.

»Ich hätte dich auch nicht gelassen«, schnauzte er zurück.