Corporate Love - Bentley - Melanie Moreland - E-Book

Corporate Love - Bentley E-Book

Melanie Moreland

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Beschreibung

Er ist skrupellos, er ist arrogant, er ist eiskalt - doch sie zwingt in die Knie

Drei Männer, die sich an der Universität trafen und eine Freundschaft fürs Leben schlossen. Drei Männer, die ihre Vergangenheit geformt hat: Sie sind abweisend und hart gegen sich und andere. Was geschieht, wenn sie die Eine treffen? Werden sie sich gegen ihre Gefühle wehren oder werden sie ihr Herz für die Frau, die für sie bestimmt ist, öffnen?

Bentley ist der Anführer der Drei: verschlossen, organisiert und kalt. Gefangen in seinen Ritualen und Gewohnheiten führt er die Firma, die er und seine beiden Freunde gegründet haben, mit effizienter Hand - bis er Emmy trifft. Sie bringt Spontanität und Licht in sein Leben. Ihre Welt ist so verschieden von seiner und doch kann er sich nicht von ihr fernhalten.

Auftakt einer neuen CEO-Romance-Serie von Bestseller-Autorin Melanie Moreland

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung12345678910111213141516171819Die AutorinDie Romane von Melanie Moreland bei LYXLeseprobeImpressum

MELANIE MORELAND

Corporate Love – Bentley

Roman

Ins Deutsche übertragen von Michaela Link

Zu diesem Buch

Drei Männer, die sich an der Universität trafen und eine Freundschaft fürs Leben schlossen. Drei Männer, die ihre Vergangenheit geformt hat: Sie sind abweisend und hart gegen sich und andere. Was geschieht, wenn sie die Eine treffen? Werden sie sich gegen ihre Gefühle wehren oder werden sie ihr Herz für die Frau, die für sie bestimmt ist, öffnen?

Bentley ist der Anführer der Drei: verschlossen, organisiert und kalt. Gefangen in seinen Ritualen und Gewohnheiten führt er die Firma, die er und seine beiden Freunde gegründet haben, mit effizienter Hand – bis er Emmy trifft. Sie bringt Spontanität und Licht in sein Leben. Ihre Welt ist so verschieden von seiner und doch kann er sich nicht von ihr fernhalten.

Familie beruht nicht auf Blut.

Freunde werden durch Liebe zu unserer Familie.

Für meine Freunde, alte und neue,

ich widme dieses Buch euch.

Phyllis, Patti, Sharon,

Laura, Edwina, Karen,

Trina, Deb, Jackey.

Ich umarme und liebe euch.

Für meinen Matthew.

Meine Welt ist vollkommen, weil es dich gibt.

1

Bentley

Ich trat nach draußen und holte tief Luft. Nach der dunstigen, drückenden Hitze der vergangenen vier Tage war der Regen, der den Boden getränkt und die Schwüle beendet hatte, eine echte Erleichterung gewesen. Jetzt, in den frühen Morgenstunden, war es angenehm kühl und frisch.

»Ihre Zeitung, Sir«, sagte Andrew, mein Hausangestellter.

Ich nickte und griff nach meiner Ausgabe des Toronto Star, dann schaute ich die Straße entlang und sah erfreut meinen Wagen näher kommen. Frank war pünktlich wie immer, tatsächlich sogar eine Spur zu früh – genau wie ich.

Der Wagen rollte am Straßenrand aus, und die hintere Beifahrertür wurde geöffnet. Aiden Callaghan, meine rechte Hand und mein Sicherheitschef, schob seine massige Gestalt vom Rücksitz und machte eine schwungvolle Armbewegung.

»Ihr Wagen, Eminenz.«

Ich ignorierte seinen Ton und die übliche Spöttelei und ließ mich auf der Rückbank nieder, wo ich den Gurt anlegte. Ich faltete die Zeitung auseinander, deren Seiten noch frisch und makellos waren. Wenn Aiden sie sich vor mir nahm, war sie häufig zerknittert und beschmutzt. Dann hatten die Ränder dunkle Kaffeeflecken oder klebten von irgendeinem Donut, den er sich gerade in den Mund gestopft hatte. Der Mann war immer hungrig, wie es schien.

»Mr Tomlins Büro, Sir?«

»Ja, Frank.«

Ich wollte mich gerade in den Finanzteil der Zeitung vertiefen, als Aidens Finger über dem oberen Rand des Blattes erschien.

»Nicht einmal ein Guten Morgen, du Arschloch? Danke, dass du so früh hier bist? Gar nichts?«

Ich verdrehte die Augen. »Dafür bezahle ich dich schließlich.«

Schweigen.

Mit einem leisen Stöhnen faltete ich die Zeitung zusammen. »Guten Morgen.«

Er lehnte sich grinsend zurück und legte den Arm über die Ledersitze. »Morgen, Sonnenschein.«

»Treib es nicht zu weit.«

»Darf ich fragen, warum wir noch vor dem beschissenen Sonnenaufgang zu einem Meeting fahren? Du weißt schon, dass die Firma dir gehört, oder? Du könntest deine Termine zu Uhrzeiten planen, in denen man normalerweise nicht nur Nachteulen und Prostituierte sieht.«

Ich verkniff mir ein Lächeln über diesen Seitenhieb. »Ich habe einen vollgestopften Terminkalender.«

»Ich glaube, du bringst Greg einfach gerne auf die Palme, indem du ihn extra früh im Büro antanzen lässt.«

Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Es war wirklich noch früh. Es herrschte so gut wie kein Verkehr, was für Toronto ungewöhnlich war. Ich bevorzugte Meetings am frühen Morgen. Selten schlief ich um fünf Uhr noch, und ich startete gern bald nach dem Aufwachen in den Tag.

Geringschätzig zog ich eine Schulter hoch, dann grinste ich. »Zu deiner Information, Aiden, ich bin mir sicher, dass Nachteulen und Prostituierte längst im Bett sind. Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass ich dich heute Morgen nicht brauche.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe dir gesagt, dass wir keine Risiken eingehen.«

Seufzend wischte ich mir einen kleinen Fussel von der Hose. »Das war doch nur eine leere Drohung. Da ist nichts mehr gekommen. Du bist übervorsichtig.«

Er beugte sich vor, und jede Spur von Unbeschwertheit war jetzt aus seiner Miene verschwunden. »Wer immer es war, er hat dich bedroht, Bent. Ich sehe das nicht als leere Drohung. Er hat den Deal erwähnt, den du so unbedingt abschließen willst, also weiß er etwas über dich. Bis die Sache vom Tisch ist, werde ich an dir kleben wie Leim.« Er lehnte sich zurück. »Außerdem gibt es mir dazu noch die Gelegenheit, diese große Nummer von Anwalt zu ärgern.« Sein Grinsen kehrte zurück, breit und boshaft.

Aiden und Greg schien eine Art Hassliebe zu verbinden. Aiden respektierte Greg, doch zwischen ihnen war, so kam es mir vor, ein ständiges Tauziehen im Gange.

Ich hatte Aiden an der Universität kennengelernt. Als ich meine Firma gründete, holte ich ihn und Maddox, einen weiteren Freund von uns, an Bord. Seither waren sie bei mir.

Greg war vor sechs Jahren mein Anwalt geworden. Er hatte einen merkwürdigen Charakter, war trocken und kühl, aber brillant. Genau das, was ich von einem Anwalt erwartete. Emotionslos, das Ruder fest in der Hand und immer von dem Wunsch getrieben zu gewinnen.

Als wir gerade unser Ziel erreichten, piepste mein Telefon. Mit einer Grimasse schaute ich auf das Display.

»Greg verspätet sich. Sein Wagen wollte nicht anspringen. Er braucht noch ungefähr fünfundvierzig Minuten.«

»Na wunderbar. Also, Frühstück? Der Laden in der Queen Street?«

Ich schaute aus dem Fenster. »Ich habe keinen besonderen Hunger. Geh du. Nimm Frank mit und frühstücke. Ich organisiere mir in dem Café da drüben einen Kaffee.«

»Bent«, mahnte er, »nicht allein.«

»Aiden, es ist niemand in der Nähe. Niemand außer dir, Greg und mir kennt meinen Terminkalender. Du kannst zuschauen, wie ich hineingehe, und kommst in fünfundvierzig Minuten wieder.«

»Es gefällt mir nicht.«

Ich hob die Hand. »Ich will einen Kaffee und ein wenig Zeit zum Zeitunglesen. Na los.« Ich schnappte mir meine Zeitung und stieß die Tür auf. »Ich habe den schwarzen Gürtel. Wenn sich jemand mit einem Kaffeebecher auf mich stürzt, bin ich in der Lage, ihn zu überwältigen.«

Ich schlug die Tür hinter mir zu und ging rasch über die Straße, ohne ihm Gelegenheit zu geben zu widersprechen. Ich war mir sicher, er würde sich etwas zu essen besorgen und mich eine Ecke weiter im Auge behalten, aber das war seine Sache. Ich befand mich an einem öffentlichen Ort, und ich bezweifelte stark, dass ich in Gefahr war. Er war überfürsorglich, wie es seine Art war. Ich dagegen wollte allein sein und meine Gedanken ordnen.

Und Kaffee stand ganz oben auf der Tagesordnung.

Es war keine Filiale irgendeiner Kette, aber dafür gerammelt voll. Es roch nach Gebäck und kräftigem Kaffee. Überall waren Menschen, die kamen und gingen. Alle Tische waren besetzt, aber ich erspähte einige Leute, die sich gerade anschickten aufzubrechen. Während ich in der Schlange stand, klopfte ich ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden und wartete darauf, dass ich an die Reihe kam. Ich ließ mir den Kaffee in einem Becher zum Mitnehmen geben und bestellte außerdem einen Cranberry-Zitronen-Scone, der verführerisch aussah. Nachdem ich bezahlt hatte, drehte ich mich um, ließ den Blick durch den Raum schweifen und runzelte bei der vergeblichen Suche nach einem freien Tisch die Stirn. Ich ging weiter in das Lokal hinein um eine Ecke und entdeckte einen leeren Stuhl an der Wand. Zumindest konnte ich im Sitzen auf einen Tisch warten.

Ich fluchte, als mein Fuß irgendwo hängen blieb und ich nach links taumelte. Glücklicherweise konnte ich den Kaffeebecher festhalten, aber etwas von seinem Inhalt spritzte durch die Deckelöffnung und landete auf dem Tisch an der Wand. Meine Zeitung, die ich mir unter den Arm geklemmt hatte, fiel herunter, und mein Handy schlitterte über den abgenutzten Linoleumboden.

»Oh Scheiße«, rief eine entsetzte Stimme. »Es tut mir so leid!«

Ohne hinzuschauen, knallte ich meinen Becher auf den Tisch und sammelte meine Zeitung und mein Telefon vom Boden auf. Ich trat nach dem abgenutzten Rucksack, der mich beinahe zu Fall gebracht hätte, um ihn aus dem Weg zu stoßen. Er war klein und alt, die Ränder abgewetzt und ausgefranst, die braune Farbe stellenweise verblasst.

»He, Sie brauchen trotzdem nicht gegen meine Sachen zu treten!«

Ich hob den Kopf und schaute in die dunkelbraunen Augen der Rucksackbesitzerin. Die junge Frau funkelte mich herausfordernd an.

Ich betrachtete den Tisch, an dem sie saß. Ganz allein an einem Tisch für vier Personen, nahm sie den gesamten Platz dort in Beschlag. Bücher, ein alter Laptop, Kaffee, ein leerer Teller, ein zweiter, größerer Rucksack und ihre Jacke waren auf dem Tisch und darum herum verteilt.

»Haben Sie noch nicht genug Platz? Müssen Sie auch noch den Boden vollstellen?«

Ihre Wangen röteten sich, aber sie gab nicht klein bei. »Er ist vom Stuhl gefallen.«

Ich packte den Rucksack an den Trägern und warf ihn auf den leeren Stuhl neben ihr. »Dann hätten Sie ihn aufheben sollen.«

»Sind Sie verletzt?«

»Nein.«

»Dann hören Sie auf, sich wie ein Arsch zu benehmen.«

Ich blinzelte sie an. »Sie können mich nicht Arsch nennen.«

»Ich glaube, das habe ich gerade getan.«

»Sie kennen mich nicht einmal!«

»Dann darf ich Sie also, sobald ich Sie kennengelernt habe, Arsch nennen?«

Meine Lippen zuckten.

»Ich meine, Alter, ich habe mich entschuldigt, und Sie sind derjenige, der Kaffee auf meine Unterlagen gekleckert hat«, erwiderte sie schnippisch, während sie mit einer Serviette Kaffeetropfen wegtupfte. »Wollen Sie sonst noch was von mir?«

Alter?

Ich brauchte einen Moment, um meine Stimme wiederzufinden. »Sie könnten mir zumindest erlauben, mich zu setzen, da Sie die Einzige sind, an deren Tisch noch Platz ist.«

Sie schürzte die Lippen und zuckte die Achseln. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich arbeite. Also stören Sie mich nicht.«

»Ich habe nicht die Absicht, Sie zu stören. Ich brauche einen Sitzplatz, das ist alles.«

Sie wedelte mit der Hand und beugte sich über ihr Notizbuch. Ich setzte mich, schüttelte meine Zeitung aus und faltete sie in ein säuberliches Quadrat, um einen Artikel zu lesen, der meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Dann wischte ich die feuchte Ecke trocken, wo mein Kaffee hingekleckert war, wobei ich versuchte, nicht die Frau, die dafür verantwortlich war, anzufunkeln.

Trotz meiner besten Absichten wanderte mein Blick zu ihr zurück. Sie kaute auf dem Ende ihres Bleistifts, während sie ihr eigenes Gekritzel las. Langes, gelocktes honiggoldenes Haar ergoss sich über ihre Schultern, und sie hob die Hand und warf die Locken zurück, eine Bewegung, die meinen Blick fesselte. Ihr Gesicht war oval, ihre Haut cremeweiß. Sie hatte hohe Wangenknochen und einen vollen rosigen Mund. Ich bemerkte mehrere Glitzersteinchen in ihren Ohren und hinter einem irgendetwas Farbiges. Es schien eine Art Tattoo zu sein. Sie hob den Kopf und sah mich mit ihren schokoladenbraunen Augen an.

»Wollen Sie ein Foto machen?« Sie zwinkerte mir zu. »Da haben Sie länger was von.«

Eine seltsame Hitze kroch an meinem Hals hinauf, und ich räusperte mich. »Ich habe mich nur gefragt, wie es Ihnen gelungen ist, sich den größten Tisch in einem Lokal zu sichern, in dem zu dieser Tageszeit solcher Betrieb herrscht, das ist alles.«

Sie grinste breit und schelmisch. Ihre schokoladenfarbenen Augen strahlten vor Belustigung.

»Besondere Privilegien.«

Ich lehnte mich entspannt zurück, nahm einen Bissen von dem Scone und schloss für einen Moment genießerisch die Augen. Der Scone war noch warm und üppig, schwer und buttrig. Ich schluckte und hielt ihrem Blick stand. »Oh? Und wie sichert man sich besondere Privilegien?«

Sie zeigte auf den Scone. »Indem man die da macht.«

Ihre Worte überraschten mich, und ich lächelte entzückt. »Sie haben die gemacht? Mein Kompliment an die Bäckerin. Sie sind toll – wirklich köstlich.«

»Sieh mal einer an, der Arsch hat Manieren.«

»Darf ich Sie daran erinnern, dass es Ihr Rucksack war, der mich überhaupt erst ins Stolpern gebracht hat?«

»Das ist mir bewusst.«

Ich lachte. »Und trotzdem bin ich der Arsch?«

Sie zuckte die Achseln und schaute wieder auf ihr Notizbuch. »Ich nenne die Dinge beim Namen.«

Ich wischte mir die Finger ab und trank einen Schluck Kaffee. »Backen Sie hier jeden Tag?«

»Jeden Morgen, bevor ich zur Uni gehe.«

»Uni?«

Sie deutete auf ihre Bücher. »Ja.«

»Ist es nicht ein wenig zu früh, haben jetzt schon Kurse begonnen? Es ist erst August.«

»Ich belege über den Sommer zusätzliche Kurse.«

»Welche Fächer?«

Sie hob den Kopf, tippte sich mit ihrem Stift ans Kinn und starrte mich an. Zu spät begriff ich, dass ich sie womöglich störte.

»Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht von der Arbeit abhalten.«

»Sind Sie immer so förmlich?«

»Pardon?«

»Genau das meine ich. Ihre Ausdrucksweise.«

»Dann bin ich es wohl.«

Sie schaute sich um und zog ihren Pullover fester um sich. Mir fiel auf, dass er dick und schwer war – ein seltsames Kleidungsstück für den Sommer. Ich musste einfach fragen.

»Tragen Sie im Sommer immer so dicke Pullis?«

Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Dann streckte sie grinsend die Hand aus.

Ich schaute zwischen ihrer Hand und ihrem Gesicht hin und her. Ihre Hand war schmal, die Finger zart. Sie trug an zweien ihrer Finger Silberringe und am Daumen einen weiteren schweren, keltisch aussehenden Ring.

»Ich werde nicht weiter mit einem wildfremden Mann reden. Selbst wenn er süß ist und meine Scones mag. Ich bin Emmy.«

Sie findet mich süß?

»Was ist daraus geworden, dass ich ein Arsch bin?«

»Oh, ich finde immer noch, dass Sie einer sind, aber Sie haben ein tolles Lächeln, wenn Sie sich etwas entspannen. Also, versuchen wir es noch einmal.« Sie hob die Hand ein wenig höher. »Hey, Fremder an meinem Tisch. Ich bin Emmy.«

Ich nahm ihre Hand und schüttelte sie. Die Hand war weich und kühl. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Emmy.«

Sie beugte sich vor, ohne meine Hand loszulassen, und sagte mit leiser Stimme: »Das ist jetzt der Moment, in dem Sie mir Ihren Namen nennen.« Sie zwinkerte mir zu. »Es sei denn, es ist Ihnen lieber, wenn ich Sie weiter Arsch nenne.«

Ich lachte. Sie war witzig.

»Bentley.«

»Bentley?«

»Bentley Ridge.«

Sie senkte den Blick, zog die Hand zurück und strich mit den Fingern über den Tisch.

»Bentley Ridge?«

»Ja.«

»Ihr Name ist Bentley Ridge.«

»Das haben wir bereits geklärt, Emmy. Ja.«

»Mochten Ihre Eltern Sie nicht oder was?«

»Wie bitte?«

»Er klingt wie ein protziges Bauprojekt. Herzlich willkommen, leben Sie auf den Bentley-Ridge-Estates, wo das Leben leicht ist!«

Ich starrte sie an.

Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und riss die Augen auf. »Das hätte ich nicht sagen sollen.« Sie beugte sich wieder vor. »Aber ernsthaft, hat Ihnen das noch nie jemand gesagt?«

»Nein!«, blaffte ich. Ich war mir sicher, dass einige es gedacht hatten, aber nie war es von jemandem laut ausgesprochen worden. »Noch nie.«

»Tut mir leid. Ich habe losgeredet, ohne nachzudenken.«

Ich griff nach meinem Kaffee. »Ich werde mir einen anderen Platz suchen. Dann können Sie weiterlernen.«

Ihre Hand schnellte vor und legte sich auf meinen Arm. Ich schaute auf ihre Finger auf dem dunkelblauen Stoff meines Anzugs – leicht, klein und zerbrechlich.

»Nein, bitte. Ich habe Sie nur ein bisschen necken wollen. Das mache ich, wenn ich nervös bin – reiße Witze und sage Sachen, ohne nachzudenken. Es tut mir leid.«

Ich setzte mich schnaubend wieder hin, wobei ich selbst nicht wusste, warum. Sie verzog ängstlich das Gesicht und zupfte am Ärmel ihres Pullovers.

»Ich habe da ein Leiden«, verkündete sie.

»Wie bitte?«

»Mir wird schnell kalt. Ich habe eine schlechte Durchblutung. Also, wenn Ihnen heiß ist, fühle ich mich wohl. Wenn Ihnen kalt ist, bin ich schon fast erfroren. Deshalb trage ich im Sommer einen Pullover, und deshalb sitze ich an diesem Tisch. Er steht abseits, und die Klimaanlage funktioniert hier hinten nicht so gut, daher ist der Tisch nicht so beliebt.« Sie grinste, und ein tiefes Grübchen erschien in ihrer linken Wange. »Im Winter ist es umgekehrt, da ist es hier so warm, dass niemand diesen Tisch haben will, aber für mich ist er perfekt.«

Mir war klar, dass sie versuchte, ihre Neckerei wiedergutzumachen, indem sie mir etwas Persönliches erzählte, und mein Ärger verebbte. »Ist es etwas Ernstes?«, fragte ich irgendwie neugierig. »Ihr Leiden?«

»Nein, Leiden ist nicht einmal das richtige Wort dafür – mehr eine Temperaturfehlfunktion. Es ist eher lästig als sonst etwas.« Sie zuckte die Achseln. »Die meisten glauben, ich würde übertreiben, aber das stimmt nicht. Ich hab mich daran gewöhnt.« Dann machte sie sich wieder an ihre Arbeit.

Ich nippte an meinem Kaffee und nahm den letzten Bissen von dem Scone. Er war wirklich köstlich.

Während meine Tischgenossin ihre Aufmerksamkeit auf den Bildschirm des Laptops richtete, musterte ich sie verstohlen. Sie runzelte die Stirn, klopfte sich mit dem angekauten Stift aufs Kinn und formte mit den Lippen die Worte, während sie las. Zwischen ihren Augenbrauen stand eine Falte, und sie zog wieder den Pullover fester um sich. Ich fragte mich, ob ich etwas tun konnte, damit sie sich wohler fühlte. Verblüfft schüttelte ich den Kopf über den seltsamen Gedanken. Sie sah in meine Richtung, und unsere Blicke trafen sich. Das Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel, fing sich in ihren Augen. Das Licht war so hell, dass ich kleine goldene Einsprengsel wie Explosionen von Sonnen rund um ihre Pupillen erkennen konnte. Ihr Gesichtsausdruck war nicht länger herausfordernd, sondern sanft. Das Bedürfnis, auch etwas mit ihr zu teilen, erfüllte mich, und ich beugte mich näher zu ihr.

»Mein Vater war Winston Bentley Ridge der Zweite. Ich bin der Dritte. Ich hasse den Namen Winston, daher nenne ich mich Bentley. Ich weiß, dass er prätentiös ist« – ich zuckte die Achseln –, »aber man sagt mir oft genug, auch ich besäße diese Eigenschaft, daher passt es.«

Sie lächelte mich an. Ein strahlendes Lächeln, das ihre geraden weißen Zähne zeigte.

»Also ein prätentiöser Arsch?«

Ich gab den Versuch auf, nicht zu lachen. Sie war einfach grundehrlich. »Sie haben’s erfasst.«

»Und ich nehme an, auch noch reich.«

»Stinkreich.«

»Jepp, das dachte ich mir. Alle reichen, prätentiösen Arschlöcher kommen nämlich wegen der Scones in Al’s Coffee Shop.«

»Natürlich. Sie sind umwerfend. Ich habe im Klub davon gehört.«

Ich konnte nicht glauben, dass ich hier saß und mit einer wildfremden Frau Scherze über mein Leben machte – und es genoss. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie kein Wort von dem glaubte, was ich sagte, obwohl ein Teil davon der Wahrheit entsprach.

»Wo ist Ihr Bodyguard?« Sie zog dramatisch die Augenbrauen hoch. »Wartet er auf Ihr Signal, sich auf mich zu stürzen? Mich wegen meines frechen Benehmens umzulegen?«

»Nein, Ihnen droht keine Gefahr. Er frühstückt in einem Lokal ein Stück die Straße hinunter. Er wird bald herkommen. Doch wenn ich meine Meinung ändere, sollten Sie besser abhauen.«

»Ist das Ihr Ernst?« Ihr Mund stand offen.

»Dass ich einen Bodyguard habe? Ja.«

»Wow. Ich bin noch nie jemandem mit einem Bodyguard begegnet.«

»Das ist keine große Sache.«

Sie schnaubte. »Ja, klar, wir haben alle einen. Meiner lässt sich gerade die Fingernägel machen. Er hat sie gern kurz, damit sie gut aussehen, wenn er seine Pistole hält.«

Schon wieder musste ich lachen.

Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Oh, Mist! Ich bin spät dran!«

Ich schaute amüsiert zu, wie sie den Laptop zuklappte, ihre Unterlagen zusammenraffte und sie mühsam in den größeren Rucksack stopfte, bevor sie an dem Reißverschluss zerrte, um ihn zu schließen. Es kostete mich meine ganze Kraft, ihr nicht zu sagen, dass ihre Sachen länger halten würden und in besserem Zustand wären, wenn sie organisierter vorginge. Der Rucksack fiel schon auseinander – wie der andere auch. Ich fragte mich, warum sie so viel Zeug mit sich herumschleppte, dass sie zwei Rucksäcke brauchte. Dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass es mich nichts anging. Als ich meinen Wagen draußen vorfahren sah, stand ich auf.

»Ich begleite Sie hinaus.«

Sie fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. »Oh Gott, was für Manieren.«

Grinsend bedeutete ich ihr, voranzugehen. An der Tür griff ich um sie herum und ließ sie als Erste hinaustreten.

Draußen stand Aiden neben dem Wagen, die Arme über seiner breiten Brust verschränkt.

»Donnerwetter. Ist er das?«

»Ja.«

»Nun, ich glaube, Ihnen kann nichts passieren.«

»Das denke ich auch.«

Sie drehte sich um, der leichte Wind hob ihr Haar, dessen Farbe in der Sonne leuchtete, eine Mischung aus Blond und Braun. Ich verspürte den denkbar seltsamen Drang, ihr die losen Strähnen hinters Ohr zu streichen. Stattdessen räusperte ich mich und trat einen Schritt zurück.

»Danke, dass Sie mir erlaubt haben, an Ihrem Tisch zu sitzen, Emmy. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«

Ein enttäuschter Ausdruck glitt über ihr Gesicht, dann nickte sie.

»Ihnen auch, Rigid. Es tut mir leid, dass Sie meinetwegen gestolpert sind. Versuchen Sie, Ihr Lächeln häufiger einzusetzen, okay?«

»Ridge. Mein Name ist Bentley Ridge.«

Sie ignorierte meine Bemerkung. »Darf ich Ihnen etwas erzählen, Rigid? Mein Name ist nicht Emmy.«

»Ach nein?«

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, kam ganz dicht an mein Ohr und legte ihre schmale Hand auf meinen Unterarm. »Nein. Ich heiße Winifred.«

»Winifred?«

»Jepp. Winifred Windfall, sprich Geldregen. Das bedeutet, dass ich eigentlich Freddy Money bin. Bentley Ridge ist also gar nicht so schlimm.«

Die Belustigung stieg wieder in mir hoch. Ich spürte die sanfte Berührung ihrer Lippen an meiner Wange.

»Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag.«

Sie wirbelte auf dem Absatz herum und ging davon, schaute noch einmal mit einem Winken über die Schulter.

Ich sah ihr nach, bis sie um die Ecke verschwand, und mein Grinsen verschwand mit ihr.

2

Bentley

»Wer war das?«

Ich sah mit einem Achselzucken zu Aiden hinüber. »Irgendein Mädchen, mit dem ich mich im Café unterhalten habe.«

»Du hast mit irgendeinem Mädchen gesprochen?«

»Wir haben uns unterhalten, ja.«

»Sie ist heiß. Hast du dir ihre Nummer geben lassen?«

Ich verdrehte die Augen. »Sie ist Studentin. Ich bezweifle stark, dass sie interessiert daran wäre, mit einem zweiunddreißig Jahre alten Mann Zeit zu verbringen.«

Er wirkte besorgt. »Sie sah älter aus als eine gewöhnliche Studentin. Wie heißt sie?«

»Emmy … glaube ich.«

»Glaubst du?«

Ich schüttelte den Kopf. »Vergiss es einfach.«

Er kniff die Augen zusammen. »Hast du sie angesprochen oder hat sie dich angesprochen?«

»Verdammt, Aiden, fang nicht so an. Sie ist niemand, der es auf mich abgesehen hat. Ich habe mich nach einem Sitzplatz umgesehen, und an ihrem Tisch war ein freier Stuhl. Wir haben geplaudert. Keine große Sache.«

Ich drehte mich um, schaute nach links und rechts und ging rasch über die Straße, in der Hoffnung, dass Greg es endlich in sein Büro geschafft hatte. Aiden war direkt neben mir und murmelte vor sich hin.

»Es sieht dir gar nicht ähnlich, mit jemandem zu plaudern, das ist alles. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich gesehen habe, wie sie dich auf die Wange geküsst hat. Du lässt sonst nie jemanden so nah an dich ran.«

Er hatte in allen Punkten recht, ich konnte ihm nicht widersprechen. Ich bemühte mich selten darum, mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen, nicht einmal mit hübschen. Ich kam Menschen niemals näher, weil ich meine Privatsphäre schätzte. Aber ich wollte nicht darüber reden. Ich zog die Tür auf, ging zum Aufzug und drückte auf den Knopf.

»Lass es gut sein, Alter.«

Er sah mich verblüfft an. »Hast du mich gerade ›Alter‹ genannt?«

Ich verbarg meine Belustigung.

Er verschränkte die Arme vor der Brust, und der Stoff seines Shirts spannte sich an seinen Schultern. »Was ist los mit dir, Bent?«

Statt etwas zu sagen, scrollte ich durch mein Handy.

»Ich wünschte, du hättest dir ihren Namen geben lassen. Dann könnte ich sie abchecken; sicherstellen, dass sie in Ordnung ist.«

Ich verdrehte die Augen. »Es war eine Plauderei in einem Café. Zwei Menschen saßen an einem Tisch und waren höflich zueinander. Ich werde sie wahrscheinlich nie wiedersehen, es ist also nicht nötig, sie abzuchecken. Du machst mich mit diesem Scheiß ganz verrückt!«

»Das ist mein Job.«

»Mich zu beschützen oder mich in den Wahnsinn zu treiben?«

Er grinste. »Beides.«

Mit einem Schnauben ging ich an ihm vorbei in Gregs Büro. Es war noch so früh, dass seine Assistentin nicht an ihrem Schreibtisch war, und da seine Tür offen stand, ging ich einfach hinein. Er saß an seinem Schreibtisch, bereits zwei leere Kaffeetassen vor sich. Ich hätte geschworen, dass er von dem Zeug lebte. Er stand auf und beugte sich vor, um mir die Hand zu schütteln. Greg war groß und untersetzt, mit dickem Nacken und breiter Brust, einem Schopf drahtigen braunen Haares, das er sich hoch aus der Stirn kämmte, und braunen Augen. Sein Gesicht war lang mit schweren Hängebacken, seine Miene unbewegt. Er sah älter aus, als er war, und gab niemals etwas preis, was ihn zu einem großartigen Anwalt machte.

»Greg.«

»Bentley. Entschuldigen Sie die Verspätung. Die Batterie ist kaputt, wie es scheint. Ich habe sie erst letzte Woche austauschen lassen, und die, die sie eingesetzt haben, war schadhaft.«

»Ich nehme an, sie werden sie wieder austauschen lassen.«

»Oh ja. Das und noch mehr.«

Wie ich Greg kannte, bedeutete »noch mehr« eine Menge kostenloser Mechanikerstunden für sein Auto. Er verstand sich meisterlich darauf, Situationen zu seinen Gunsten auszunutzen. Seine Verhandlungskünste waren berüchtigt.

Wir kamen zur Sache und gingen einige neue Deals durch, die ich gerade anleierte. Er machte sich Notizen, unterbreitete mir Vorschläge und tat seine Meinung kund. Aiden schwieg, aber ich wusste, dass er das ganze Gespräch aufmerksam verfolgte. Er hatte ein Talent dafür, sich Details zu merken. Ich schob die letzten Papiere zu Greg hinüber. »Mir gefällt die Abfassung dieser beiden Verträge nicht. Es ist mir zu ungenau.«

»Das fand ich auch. Ich werde es ändern lassen.«

Er reichte mir einen Ordner. »Ich habe mir die Freiheit genommen, in diesem Vertragstext etwas zu verändern. Die Wettbewerbsklausel war nicht lang genug angesetzt.«

Ich überflog das Dokument und unterzeichnete es. »Gut aufgepasst.«

»Das ist mein Job«, erklärte er trocken. »Sie sollten inzwischen wissen, dass ich hohe Ansprüche habe.«

»Und Honorarsätze. Ihre Rechnungen können es mit jeder anderen Ausgabe in der Firma aufnehmen.«

»Sie bekommen, wofür Sie bezahlen. Ich bin mir sicher, Sie stimmen mir zu, dass ich es wert bin.«

Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Gregs Assistentin herein und brachte ihm einen weiteren großen Kaffee und einen Teller mit trockenem Vollkornweizentoast. Mir brachte sie einen Becher Kaffee und Aiden eine Flasche Wasser. Sie war schon seit der Gründung seiner eigenen Kanzlei bei ihm. Er sprach sie immer noch mit Mrs Johnson an und ich hielt es genauso. Greg hielt nichts davon, Angestellte als etwas anderes zu behandeln als Angestellte. Er schätzte meinen weniger formellen Umgang mit meinem Personal nicht besonders, und er missbilligte es, mit »Freunden« zu arbeiten.

Ich nahm einen großen Schluck von dem heißen Getränk und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück.

»Wie sieht es mit dem Lancaster-Deal aus?«

Greg schluckte den letzten Bissen von seinem Toast herunter und leerte seine Kaffeetasse. »Sackgasse.«

»Wie ist das möglich?«

Er schüttelte den Kopf. »Wer immer die beiden Grundstücke gekauft hat, will nicht, dass sein Name bekannt wird, Bentley. Es gibt so viele Unternehmen, die statt eines Namens eine Nummer haben. es ist mir nicht gelungen herausfinden, wem sie wirklich gehören. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie derselben Person gehören. Der Papierkrieg ist endlos.«

Ich stand auf und ging im Raum auf und ab. »Ich weiß immer noch nicht, wie man sie mir direkt vor der Nase wegschnappen konnte.«

Er zuckte die Achseln. »Es war ein verdecktes Bieterverfahren. Die haben das höhere Angebot abgegeben.«

»Ich habe das höhere Angebot abgegeben. Ich war mir sicher, dass ich sie bekommen würde. Sie übrigens auch.«

»Das dachte ich. Die Gegenseite wollte sie offensichtlich unbedingt haben, und Sie sind letztlich überboten worden.«

Ich ballte die Fäuste, krümmte die Finger, spannte sie an und versuchte, sie wieder locker zu lassen. »Aber warum? Mir gehört das gesamte Bauland dazwischen. Es handelt sich lediglich um kleine Grundstücke. Das scheint kaum der Mühe wert zu sein.«

»Und sie stehen Ihnen im Weg, wenn Sie bauen wollen. Sie werden wahrscheinlich schon bald mit einem Angebot auf Sie zukommen. Ich nehme an, sie sind auf eine Menge Geld aus.«

»Verstehe. Wird das Grundstück, das ich haben will, nach wie vor im September zum Verkauf stehen? Das große?«

»Ja. Die Gebote müssen Mitte des Monats abgegeben werden.«

»Ich will das Grundstück.«

»Dessen bin ich mir bewusst.«

»Sobald ich dieses Stück habe, kann ich bauen, selbst wenn sie nicht verkaufen.«

»Nicht zu den gleichen Bedingungen.«

»Aber fast. Wenn ich erst einmal angefangen habe, werden sie schon verkaufen.«

»Es sei denn, Sie werden wieder überboten.«

»Lassen Sie das nicht zu, Greg.«

»Noch einmal, es handelt sich um ein verdecktes Bieterverfahren, Bentley. Ich werde das von Ihnen gewünschte Angebot abgeben, aber ich habe keine Kontrolle darüber, was die anderen bieten werden.«

Mit den Händen in den Hosentaschen schaute ich aus dem Fenster, während ich die darin in den Falten versteckten Perlen umherrollte. Das beruhigte mich immer.

Ich hatte vor einigen Jahren mit einer vagen Idee im Kopf ein Grundstück gekauft. Während sie wuchs und sich entwickelte, wurde mir klar, dass ich in diesem Gebiet noch mehr kaufen musste. Nach und nach erwarb ich zusätzliches Bauland in der Gegend. Dann war es plötzlich, als läge ein Fluch auf mir. Ich geriet in einen Bieterkrieg für das große Grundstück, das im vergangenen Jahr in den Verkauf gegangen war, sodass es mich viel mehr kostete, als ich gedacht hatte. Als die zwei Grundstücke, die das mittlere Stück einrahmten, verfügbar wurden, machte ich ein höheres Angebot, entschlossen, es mir zu beschaffen, damit ich mir meinen Traum erfüllen konnte, die Gegend aufzumöbeln. Hochwertige Häuser, teure Boutiquen, Restaurants und Klubs. Zornig beschrieb meinen Gemütszustand nicht einmal ansatzweise, als ich diese Grundstücke an eine unbekannte Partei verlor. Und alle Bemühungen, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen und es von ihnen zu kaufen, hatten sich als fruchtlos erwiesen. Greg ließ nicht locker, aber nicht einmal er mit all seinen Möglichkeiten und Verbindungen konnte die Identität der Käufer ermitteln. Es war frustrierend.

»Noch irgendwelche weiteren Drohungen?«, fragte Greg an Aiden gewandt.

»Zwei. Nur wenige wissen von Bents Plänen für die Gegend, aber diese Leute scheinen voll informiert zu sein.«

»Vielleicht eine undichte Stelle? Computer-Hacking?«

»Wir haben das überprüft und dann noch einmal überprüft. Die Security verstärkt, Passwörter und Verschlüsselungen ausgetauscht und Protokolle gelöscht. Wir haben sogar die Zahl der Leute eingeschränkt, die Zugang zu den Informationen haben. Das sind jetzt nur noch eine Handvoll Personen.«

»Ist es das wert, Bentley? Ist dieses Projekt so wichtig? Sie ziehen sich normalerweise zurück, wenn ein Deal nicht klappt, und nehmen sich etwas Neues vor.«

Ich wirbelte zu ihm herum. »Ich arbeite schon so lange daran. Ich will es durchziehen.«

»Jemand bedroht Sie.«

Ich wedelte abweisend mit der Hand. »Nicht zum ersten Mal. Es sind nur ein paar anonyme, vage Schreiben.«

»Und auf mysteriöse Weise auftauchende Fotos von Ihnen.«

Ich musste zugeben, dass Letztere beunruhigend waren, aber ich zuckte die Achseln. »Sie wollen, dass ich mich zurückziehe. Sie sehen, was ich tue – das gewaltige Potenzial. Wenn ich mich zurückziehe, werden sie vorstoßen und genau das tun, was ich vorhabe, nämlich ein Vermögen verdienen.«

»Es gibt andere Projekte. Andere Möglichkeiten, Geld zu machen.«

»Ich lasse nicht zu, dass irgendein Feigling sich hinter tonnenweise Papierkram und nummerierten Firmen versteckt, um mich abzuschrecken. Niemand wird mich wegen eines Grundstücks umbringen.«

»Es sind schon seltsamere Dinge passiert«, warf Aiden ein. »Du nimmst das nicht ernst genug.«

»Und du nimmst es viel zu ernst. Wir hatten schon früher mit ähnlichen Situationen zu tun.«

»Es gefällt mir nicht. Diese Situation fühlt sich anders an.«

Greg lehnte sich nachdenklich auf seinem Stuhl zurück. »Ich stimme Aiden zu, es fühlt sich anders an.«

Ich schaute zwischen den beiden Männern hin und her. »Nun, ich hätte nie gedacht, dass ich mal den Tag erlebe, an dem ihr zwei euch in irgendetwas einig seid.«

»Denken Sie darüber nach, Bentley. Ich habe von einigen anderen Grundstücken gehört, die bald zum Verkauf stehen. Suchen Sie sich ein neues Projekt.«

Ich schüttelte den Kopf, halsstarrig und trotzig. Ich hasste Manipulationen, ganz besonders, wenn sie von einem gesichtslosen Feind betrieben wurden.

Greg zuckte die Achseln. »Okay, schön. Dann grabe ich weiter.«

»Gut.«

Ich stand auf und schüttelte ihm die Hand. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

Ich hatte ein volles Programm für den Tag und lief von Meeting zu Meeting, bis ich schließlich am späten Nachmittag in meinem Büro landete.

Es war seltsam, dass jedes Mal, wenn mein Kopf frei war, ich an den Morgen zurückdenken musste. An den Klang von Emmys Stimme. Wie ihre Augen vor Intelligenz leuchteten. Das Grübchen, das erschien, wenn sie auf eine bestimmte Weise lächelte. Aus irgendeinem Grund wollte ich, dass sie mich anlächelte. Ich wollte ihr Lachen hören. Mir gefiel sogar die sanfte Art und Weise, mit der sie mich aufzog. In der kurzen Zeit, die ich bei ihr gesessen hatte, hatte sie mir das Gefühl gegeben … leichter zu sein. So verrückt es schien, ich wollte sie wiedersehen.

Das Telefon klingelte, und ich nahm den Anruf entgegen.

»Ridge.«

»Ich bin’s, Greg. Ich habe die Verträge überarbeiten lassen. Ich schicke sie Ihnen morgen zu, damit Sie sie unterzeichnen können. Der Kurier kann dann warten und sie gleich wieder zu mir zurückbringen.«

»Großartig.« Ich hielt inne, und eine verrückte Idee nahm Gestalt an. »Warten Sie, ich komme zu Ihnen und unterschreibe sie in Ihrem Büro.«

Er klang überrascht. »Sind Sie sich sicher?«

»Ich werde zur selben Zeit da sein wie heute.«

»Haben Sie noch andere Meetings in der Gegend?«

»Ja. Bis morgen dann.«

Ich legte auf und drehte mich in meinem Stuhl, um die geschäftige Stadt vor meinem Bürofenster zu betrachten. Ich hatte keine Meetings. Ich hatte weder morgen noch in der restlichen Woche irgendetwas in dieser Gegend zu tun.

Nur dass … ich Lust auf einen Scone hatte.

Wenn ich Glück hatte, erhielt ich vielleicht ein Lächeln von der Frau, die ihn gebacken hatte.

3

Bentley

Am nächsten Morgen war ich unerklärlich nervös. Ich griff nach meinem Lieblingsanzug – dunkelgrau mit Nadelstreifen – und wählte eine Krawatte in Brillantblau. Ich musterte mein Gesicht im Spiegel. Mein Anblick war ganz okay. Mein Haar war dicht und sandbraun, lockig und widerspenstig. Ich musste ein Haarpflegeprodukt benutzen, damit es blieb, wo es hingehörte. Nur ganz oben, wo es eine Spur länger war, gestattete ich mir eine kleine Welle. Ich war groß, und wegen des Trainings, das ich mit Aiden absolvierte, hatte ich breite Schultern und eine schmale Taille. Meine Augen waren strahlend blau, da kam ich nach meiner Mutter. Den Kopf hatte ich von meinem intelligenten Vater und die Persönlichkeit rührte von meiner Erziehung. Ruhig. Bedächtig. Immer in der Lage, meine Gefühle zu beherrschen.

Langweilig, wie Aiden sagen würde.

Aiden verheimlichte ich meine Pläne für heute. Ich wusste, er würde sauer sein, aber darum würde ich mich später kümmern. Ich stieg in den Wagen, die Zeitung in der Hand. Frank zog in einer wortlosen Frage eine Augenbraue hoch.

»Zu Mr Tomlins Büro.«

»Und Mr Callaghan?«

»Er wird uns nicht begleiten.«

Er presste die Lippen zusammen, sagte aber nichts. Die Fahrt verlief schweigend, während ich ungestört meine Zeitung las. Als wir ankamen, stieg ich aus. »Ich rufe Sie an, wenn ich so weit bin. Es wird ungefähr eine Stunde dauern.«

Er fuhr davon, und ich überquerte die Straße. Nervös zupfte ich an den Ärmeln meines Hemdes. Ich wusste nicht einmal, ob sie da sein würde. Vielleicht wollte sie ja gar nicht wieder mit mir sprechen. Ich dachte daran, wie sehr mir der sanfte Druck ihrer Lippen auf meiner Wange gefallen hatte und wie ihre Stimme in meinem Ohr klang. Ich drückte den Rücken durch. Es war lächerlich. Höchstwahrscheinlich würde ich einen Kaffee trinken und einen Scone essen und dann zu Greg ins Büro gehen.

Aber wenn ich ehrlich war, hoffte ich, dass sie da sein würde.

Ich zog die Tür auf und stellte mich in die Schlange. Der Laden war genauso voll wie gestern. Diesmal wählte ich einen größeren Kaffee und sah zu meiner Freude einen ganzen Haufen Scones. Heute mit Zimt und Rosinen. Nachdem ich einen davon bestellt und bezahlt hatte, ging ich direkt nach hinten, wobei ich darauf achtete, dass kein Rucksack darauf wartete, mich ins Stolpern zu bringen. Sie saß an ihrem Tisch, den Kopf gebeugt, während sie munter vor sich hin kritzelte. Ihr Haar hing ihr in einem dicken Zopf über den Rücken, und heute sah ich deutlich das Tattoo hinter ihrem Ohr. Ein Bass- und ein Violinschlüssel zu einem Herz verschlungen, die schwarze und rote Tinte kräftig leuchtend im Kontrast zu ihrer cremeweißen Haut. Im Licht glitzerte eine Reihe von Ohrringen, die sich vom Ohrläppchen bis ganz nach oben zog.

Sie legte den Kopf schräg und fragte trocken: »Wollen Sie ein Foto?«

»Guten Morgen, Emmy. Oder sollte ich Sie Freddy nennen?«

Sie kicherte. »Was immer Ihnen lieber ist.«

Ich ließ mich auf dem freien Stuhl ihr gegenüber nieder. »Ich gestehe, ich halte nicht viel von Selfies.«

Sie schnaubte. »Ein Selfie macht man, wenn man sich selbst fotografiert, Rigid.«

»Ah. Und wie würde man es dann nennen, wenn ich Sie fotografiere?«

»Stalking«, gab sie todernst zurück und entlockte mir damit ein Lachen. »Sie müssen die Sprache lernen, wenn Sie mit den coolen Kids abhängen wollen.«

Ich brach den Scone in zwei Hälften, nahm einen Bissen und genoss ihn. Auf jeden Fall konnte sie köstliche Scones backen.

»Ist es das, was Sie sind, Emmy? Eins von den coolen Kids?«

Ein gequälter Ausdruck huschte über ihre Züge, und einen Moment lang wirkte sie traurig. Dann erschien ihr Lächeln wieder, und sie schüttelte den Kopf. »Nein. Bin ich nie gewesen.«

»Wie lange ist es denn her, dass Sie ein Kind waren?«, fragte ich und bemühte mich sehr, lässig zu wirken.

»Ich bin fünfundzwanzig. Wie alt sind Sie?« Ihre Augen weiteten sich schelmisch, und sie beugte sich vor. Ihre Stimme war beinahe ein Flüstern. »Sind Sie, hm, uralt? Dreißig?«

»Ich bin sogar zweiunddreißig.«

Sie legte sich eine Hand aufs Herz. »Mein Gott, mit einem Fuß im Grab. Kein Wunder, dass Sie sich so seltsam benehmen.«

Seltsam? Ich verzog amüsiert den Mund, als ich im Geiste ihr Wort wiederholte.

»Wenn Sie höflich und respektvoll meinen, dann ja. Uralt trifft es.«

»Ich finde, dass Sie ein bisschen lockerer werden müssen. Benehmen Sie sich Ihrem Alter entsprechend.«

Ich verzog das Gesicht und nippte an meinem Kaffee. Ich fand, dass ich mich durchaus meinem Alter entsprechend benahm. Ich hätte nicht gewusst, wie ich es anders machen sollte.

Ich musterte sie. Es war wärmer heute, aber sie trug ein hellblaues Männerhemd, das viel zu groß für sie war, und sie war eingewickelt in einen kurzen dunkelblauen Pullover mit weiten Ärmeln. Mir waren ihre Leggins aufgefallen, als ich mich hingesetzt hatte, und die alten Sneakers an ihren Füßen. Die Ärmel des Hemdes gingen bis über ihre Handgelenke und ließen nur ihre Fingerspitzen frei. Sie kauerte beinahe auf dem Stuhl, ihre Schultern gebeugt, als versuche sie sich gegen die kühle Luft zu schützen. Ohne nachzudenken, stand ich auf, zog mein Jackett aus und legte es ihr über die Schultern. Als ich mich wieder hinsetzte, sah sie mich an, die Hand am Revers meines Jacketts.

»Warum haben Sie das gemacht?«

»Sie sehen aus, als würden Sie frieren. Ich dachte, es hilft vielleicht.«

»Vielen Dank.«

Ich neigte mit einem neckenden Grinsen den Kopf. »Männer der älteren Generation wissen eben, was sich gegenüber einer Dame gehört.«

Ich bemerkte, wie sie sich tiefer in mein Jackett verkroch. Das seltsame Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu helfen, warm zu werden, ging mir durch den Kopf. Es störte mich, sie frieren zu sehen.

»Sie sind nur sieben Jahre älter als ich. Wohl kaum eine andere Generation. Eigentlich ist es gar nichts.«

Ich ignorierte ihre Bemerkung. Ich hatte das Gefühl, dass die gewaltigen Unterschiede zwischen uns auf mehr zurückzuführen waren als nur auf das Alter. »Darf ich Ihnen vielleicht noch einen Kaffee spendieren?«

»Nein, danke. Ich hatte schon zwei Tassen.«

Ich hielt meine Tüte hoch. »Einen Scone? Ich versichere Ihnen, sie sind köstlich.«

»Sie sind so ein Charmeur, aber nein.«

»Wo haben Sie gelernt, solche Scones zu backen?«

»Von meiner Großmutter. Sie war Schottin und liebte ihre Scones. Als ich klein war, hat sie ständig welche gebacken. Ich habe ihr Rezeptbuch bekommen und so lange geübt, bis ich es richtig hinbekam. Dann fing ich an, andere Zutaten hinzuzufügen, um sie außergewöhnlicher zu machen. Ich brauchte Hilfe, um Al eines Tages von einer Idee zu überzeugen, also habe ich welche gemacht. Sie waren ein Hit, und daraufhin haben Al und ich eine Vereinbarung getroffen.«

Ich fragte mich, welche Art von Hilfe sie wohl benötigt hatte, während ich mir die Finger an meiner Serviette abwischte. »Kluger Mann.«

Sie gab ein tiefes, leises Lachen von sich. »Freut mich, dass sie Ihnen schmecken.«

Ich nippte an meinem Kaffee. »Das ist das einzige Süße, was ich mir seit langer Zeit gestattet habe.«

Sie verzog das Gesicht. »Oh. Einer von denen.«

»Wie bitte?«

Sie seufzte und lehnte sich zurück. »Rigid – rigide – passt gut zu Ihnen, nicht wahr? Ich wette, Sie leben Ihr Leben bis auf das i-Tüpfelchen genau geplant. Ihre Ernährungsweise ist vorbildlich, Sie haben einen Trainingsplan, lassen sich immer beim selben Schneider Ihre Anzüge machen und Ihre Haare vom selben Friseur auf genau dieselbe Weise schneiden. Sie wissen, zu welchem Anzug Sie welche Krawatte tragen müssen. Alles wohlgeordnet und organisiert.«

»Es ist nichts verkehrt daran, organisiert zu sein.«

»Nein. Wenn es für Sie funktioniert, dann ist es großartig.«

»Nicht Ihr Stil?«, fragte ich neugierig.

Sie nestelte an ihrem Notizbuch herum, das einige Eselsohren aufwies. »Nein. Immerhin komme ich pünktlich zu meinen Kursen. Aber sonst? Manchmal bin ich schon dankbar, saubere Klamotten zu finden, weil ich mal wieder vergessen habe, in den Waschsalon zu gehen. Ich plane meinen Tag nur selten, weil ich alles auf mich zukommen und mich gern treiben lasse. Ich neige dazu, mich vom Augenblick mitreißen zu lassen, deshalb passiert es öfter, dass ich mich verspäte. Manchmal handle ich mir damit eine Menge Ärger ein, aber ich komme klar.« Sie grinste. »Ich wette, Sie sind immer pünktlich, nicht wahr?«

Da hatte sie mich. »Ja, ich komme gern rechtzeitig. Wie ist es mit der Uni?«

Sie lächelte und zeichnete die Kante eines ihrer Bücher nach. »Die Uni hat bei mir Priorität. Ich liebe meine Kurse, also tauche ich zu denen auch pünktlich auf.«

»Sie können also strukturiert sein, Sie wollen es nur nicht.«

»Wahrscheinlich.« Sie sah mich an und zog die Nase kraus. »Können Sie spontan sein?«

»Natürlich kann ich das.«

»Nennen Sie mir die letzte spontane Sache, die Sie gemacht haben.«

Ich lehnte mich mit einem Grinsen zurück. »Ich habe meinen Bodyguard stehen lassen und bin hergekommen, in der Hoffnung, mit Ihnen Kaffee trinken zu können.«

»Also weiß er nicht, dass Sie hier sind?«

»Nein.«

Sie deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung nach rechts. »Ich wäre mir da nicht so sicher.«

Ich drehte mich um und schaute in die Richtung, in die sie deutete. Aiden saß an einem Tisch weiter vorn und funkelte mich an. Ich drehte mich um und zog den Kopf ein.

»Scheiße.«

»Kriegen Sie jetzt Ärger?«

»Sieht so aus.«

Sie senkte die Stimme, bis sie fast rauchig klang. »Und Sie haben das getan, um mich zu sehen?«

»Ja.«

»Warum?«

Ich zuckte die Achseln, außerstande, mein seltsames Verhalten zu erklären. »Keine Ahnung. Es hat mir gestern gefallen, mich mit Ihnen zu unterhalten.«

»Ich war nicht besonders nett.«

»Mir hat Ihre direkte Art gefallen. Sie haben mich zum Lachen gebracht. Es gibt nur wenig, was mich zum Lachen bringt.«

Sie stockte. »Das ist aber traurig.« Bevor ich reagieren konnte, riss sie die Augen auf. »Oje, er kommt her.«

Aiden erschien an unserem Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Geste ließ seinen sowieso riesigen Körper noch größer wirken.

Emma sah strahlend zu ihm hoch. »Hey, Mr Bodyguard!«

Er funkelte zuerst sie an, dann mich. Doch sie nahm es nicht hin, ignoriert zu werden, und zupfte an seinem Ärmel.

»Hey, Baumstamm, wir unterhalten uns hier, und ehrlich gesagt, Sie stören. Vielleicht könnten Sie, ich weiß nicht, an Ihren Tisch zurückkehren?« Sie lächelte ihn an, breit und schelmisch. »Ich könnte Ihnen meinen Führerschein geben und Sie können meinen Background überprüfen. Sich davon überzeugen, dass ich keine Gefahr für Ihren Boss darstelle oder so. So könnten Sie die Zeit totschlagen.«

Ich versuchte, meine Belustigung über ihre Frechheit zu verbergen. Aiden kniff die Augen zusammen, und er wirkte schockiert, als sie die Hand ausstreckte. »Ich kann nicht glauben, dass ich das tun muss, noch dazu an zwei Tagen in Folge. Hey, ich bin Emmy.«

Einen Moment lang war ich mir sicher, dass er nicht reagieren würde. Doch Aiden ließ die Schultern sinken und ergriff ihre kleine Hand. »Hallo, Emmy. Entschuldigen Sie die Störung. Ich muss nur einen Moment allein mit Bentley sprechen, dann sind Sie mich los.«

Sie schaute zu ihm hoch. »Wow. Sie haben unglaubliche Augen.«

Er stutzte. »Oh, danke.«

»Werden Sie ihn zusammenscheißen?«

»Ähm … ja, genau.«

»Na dann.« Sie fuhr mit der Hand durch die Luft. »Legen Sie los.«

Er zwinkerte ihr zu. »Dafür, dass Sie so klein sind, haben Sie wirklich Eier.«

»Große cojones«, entgegnete sie.

Er lachte leise. »Gut zu wissen.«

Als er sich wieder mir zuwandte, war seine gute Laune wie weggeblasen. Er beugte sich vor und legte eine Hand auf den Tisch. Seine Stimme war leise. »Wir reden später über die Sache. Aber ich habe Frank erst mal zurückgeschickt. Ich bin da drüben« – er zeigte auf den Tisch im vorderen Teil des Lokals – »und ich werde dich zu Greg begleiten. Als Nächstes tun wir dann, was du sonst noch tun musst, und dann fahren wir ins Büro. Danach werden wir miteinander plaudern, habe ich mich klar ausgedrückt?«

Ich wusste, wann ich Aiden widersprechen durfte und wann nicht. Ich nickte. »Klar.«

Er richtete sich auf. »Gut. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Emmy. Und ihre Scones sind sündhaft gut. Bent hat gestern schon von ihnen geschwärmt.«

»Danke.«

Er streckte die Hand aus. »Aber Ihren Führerschein lasse ich mir trotzdem geben.«

»Nein!«, knurrte ich. »Lass sie in Ruhe, Aiden.«

»Sie hat es selbst angeboten.«

»Sie hat dich aufgezogen. Geh.«

Emmy kritzelte etwas auf ein Stück Papier und gab es Aiden. »Genügt das?«

Er stopfte es sich in die Tasche und nickte. »Fürs Erste schon.«

Dann ging er und setzte sich wieder an seinen Tisch.

»Was haben Sie ihm gegeben?«

»Meinen Namen, meine Adresse und mein Geburtsdatum. Den Rest muss er selbst herausfinden.«

»Das hätten Sie nicht zu tun brauchen, Emmy«, versicherte ich ihr und schob den Gedanken an seine Bemerkung gestern, dass er sie durchleuchten wolle, beiseite.

»Ist schon gut. Er nimmt seinen Job eben ernst.«

Ich räusperte mich. »Das tut mir wirklich leid.«

»Sie bedeuten ihm viel.«

»Ja, er ist ein guter Freund, und ohne ihn wäre ich verloren.«

»Und trotzdem sind Sie allein hergekommen?«

»Ich wollte Sie wiedersehen, und ich dachte, Sie würden sich vielleicht in seiner Anwesenheit nicht wohlfühlen.«

Ich war mir nicht sicher, wie ich ihr die Wahrheit beibringen sollte. Ich wollte ein wenig Zeit mit ihr allein verbringen, nur als Bentley, der Mann. Nicht als jemand, der Personenschutz brauchte. Nur ich.

»Alles gut, Rigid. Ich hab kein Problem damit.«

Ich suchte den Blick ihrer in dem Licht leuchtenden Augen. Sie waren warm, intelligent, sanft und so dunkel wie starker Espresso, an dem man in den frühen Morgenstunden nippte; einer von der Sorte, die einen zum Leben erweckte.

Das war seltsamerweise genau das, was ich empfand, wenn ich ihr gegenübersaß. Ich traf eine weitere spontane Entscheidung.

»Ich werde Sie ausführen.«

»Wie bitte?«

»Ein Date. Freitagabend.«

»Und worin würde, wenn ich fragen darf, dieses Date bestehen?«

»Na ja, wohl aus dem Üblichen. Drinks. So etwas in der Art.«

Sie lachte leise und schüttelte den Kopf, und das Licht fing sich im blonden Glitzern ihres Haars. »Ich verstehe. Sie meinen ein richtiges Date.«

»Ja. Acht Uhr.«

»Nein.«

»Pardon?«

»Ich sagte Nein.«

»Warum?« Ich runzelte die Stirn. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, der Altersunterschied sei kein Problem.«

»Es hat nichts mit dem Altersunterschied zu tun«, erklärte sie geduldig.

»Aiden würde uns nicht stören.«

»Das macht mir auch nichts aus.«

»Was ist es dann?«

»Wenn Sie mich um ein Date bitten wollen, schlage ich vor, dass Sie das tun.«

»Ich dachte, das hätte ich getan?«

»Nein, genau genommen haben Sie mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie mich ausführen würden. Sie haben mich tatsächlich noch gar nicht gefragt.«

Ich blinzelte sie an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich räusperte ich mich. »Ich bitte um Verzeihung.« Ich beugte mich mit ernster Miene über den Tisch. »Würden Sie mir am Freitag zum Dinner Gesellschaft leisten?«

Sie schürzte die Lippen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun kann.«

»Haben Sie schon etwas vor?«

»Nein.«

»Sind Sie verheiratet? Treffen Sie sich mit jemandem?«

»Nein.«

»Sie mögen mich nicht? Finden Sie mich abstoßend?«

Ihre Lippen zuckten. »Weit gefehlt.«

Ich fuhr mir frustriert mit einer Hand durchs Haar. Ich war mir sicher, dass ich noch nie so hart für ein Date gearbeitet hatte. »Was könnte Sie denn dann daran hindern, mit mir auszugehen?«

Ihr Draufgängertum löste sich in nichts auf, und zum ersten Mal erhaschte ich einen Blick auf ihre Verletzlichkeit. Sie wirkte unsicher, krallte die Finger in das Revers meines Jacketts und nestelte nervös am Stoff. Dann beugte sie sich vor und flüsterte: »Ich glaube, ich habe nichts Passendes zum Anziehen.«

»Wie bitte?«

»Sehen Sie sich doch an, Bentley. Ihr Anzug kostet wahrscheinlich mehr als meine Miete für ein ganzes Jahr. Ich habe kein Kleid, das geeignet wäre, um mit Ihnen auszugehen.« Sie zögerte und schlug die Augen nieder. »Ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen.«