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KEINE PANIK! SIE WOLLEN DOCH NUR SPIELEN* *bloß nicht mehr mit den Eltern Pyjamapartys am Wochenende. Halbnackte Filmstars an den Wänden. Die Tür knallt zu, wenn wir uns dem Kinderzimmer auch nur nähern. Das Chaos regiert. Und jetzt müssen WIR plötzlich SIE nach dem WLan-Passwort fragen: Das Leben mit pubertierenden Kindern stellt uns Mütter und Väter vor verblüffende Herausforderungen. Da gilt es überraschend und mit Humor und Einfühlungsvermögen zu kontern. Denn wer die richtigen Überlebenstipps kennt, kommt gelassen durch diese aufreibende Zeit. Erfolgsautor Stefan Maiwald ist selbst Vater und hat zahlreiche Ratschläge aus Eltern-Ratgebern auf ihre Wirkung hin getestet. Er hat eigene Lösungswege gefunden, von denen er begeisternd erzählt, und er erklärt anhand zahlreicher Alltags-Beispiele, wie das Leben mit Teenie-Töchtern und -Söhnen gelingt. Humorvoll und mit einem Blick für Alltags-Komik erzählt der Bestseller-Autor Stefan Maiwald aus dem Alltag mit seinen eigenen Teenie-Töchtern, er berichtet über große und kleine Probleme und veränderte Rollen. Dazu hat er - wie in seinem Erfolgs-Ratgeber "Wir sind Papa" - spannende Infos für Eltern parat und vor allem Überlebenstipps, wie man am Ende gelassen durch diese aufreibende Zeit kommt. Das liest sich auch deshalb unterhaltsam, weil der Autor "herrlich undogmatisch, männer- und frauenfreundlich" zu schreiben weiß, das urteilte jedenfalls Family.de über seinen ersten Ratgeber "Wir sind Papa!", in dem Stefan Maiwald jungen Vätern die Zeit mit dem eigenen Baby ein wenig leichter machte. Nun widmet er sich einer anderen Phase im Leben von Vätern und Müttern: der Pubertät. Und weil der Umgang mit den jungen Chaoten allen nicht leicht fällt, können Eltern aufatmen, denn der Autor weiß "dass ein Leben als cooler Papa möglich ist" (Bild.de über "Wir sind Papa!"). Stefan Maiwald hat sich die herkömmlichen Eltern-Ratgeber vorgenommen. Er erklärt, wo sie ihre Grenzen haben. Und welche Wege eher zum Ziel führen: zu einem friedlichen Miteinander auf Augenhöhe. Mit Geduld, gegenseitiger Zuneigung und auch ein wenig Selbstironie lebt es sich leichter – und es hilft, wenn man sich mit einer großen Schar Freunde und Familienmitglieder umgibt, denn unter Gleichgesinnten ist man weniger allein. Das konnte Maiwald in seinem Bestseller "Laura, Leo, Luca und ich – wie man in einer italienischen Familie überlebt" schon einmal beweisen. Folgen Eltern den Ratschlägen Stefan Maiwalds, dann wissen sie, was das Leben mit Teenies zu bieten hat – und was es allen Beteiligten leichter macht, den Herausforderungen dieser Chaoten gelassen zu begegnen. Der einzige Pubertäts-Ratgeber, den Sie je brauchen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 176
Stefan Maiwald
Chaoten-Challenge
Wie Eltern das Leben mit Teenies meistern
Knaur e-books
KEINE PANIK! SIE WOLLEN DOCH NUR SPIELEN*
Pyjamapartys am Wochenende. Halbnackte Filmstars an den Wänden. Die Tür knallt zu, wenn wir uns dem Kinderzimmer auch nur nähern. Das Chaos regiert. Und jetzt müssen WIR plötzlich SIE nach dem WLan-Passwort fragen: Das Leben mit pubertierenden Kindern stellt uns Mütter und Väter vor verblüffende Herausforderungen.
Da gilt es überraschend und mit Humor und Einfühlungsvermögen zu kontern. Denn wer die richtigen Überlebenstipps kennt, kommt gelassen durch diese aufreibende Zeit.
»Herrlich undogmatisch, männer- und frauenfreundlich.« Family.de über den Erfolgsratgeber des Autors: »Wir sind Papa«
*bloß nicht mehr mit den Eltern
Es gibt drei Arten von Männern.
Die ersten lernen durch Beobachtung.
Die zweiten lernen durch Bücher.
Und die dritten müssen einfach gegen den elektrischen Zaun pinkeln.
Hallo und herzlich willkommen.
Wissen Sie’s noch? Damals, als Sie nachts nicht mehr durchschlafen konnten. Und der klebrige Brei überall, bloß nicht im kleinen, von verschmierten Wangen umgebenen Babymund. An die im Kindersitz eingeklemmten Finger und die zerquetschten Daumen in »mit wenigen Handgriffen« zusammenzuklappenden Joggern. Die Schnuller und Wischtücher, die sich nie an dem Ort befinden, wo man sie gerade gebrauchen kann. Die völlig zu Recht gestressten Mütter, die zu unterstützen unsere allerheiligste Aufgabe darstellte.
Herzlichen Glückwunsch: Wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, haben Sie ja (mindestens) eine pubertierende Tochter oder einen chaotischen Sohn, also sind Sie für einen Baby-Ratgeber zu spät dran.
Sie und ich, wir haben es durch die erste Phase der Vaterschaft geschafft. Die Kindheitsphase, die nach der Babyphase kommt, ist Kinderkram. Die Welt ist rosarot, wie Sie sich vielleicht wehmütig erinnern, manchen erscheint sie auch hellblau. Die Kinder sind tagelang mit einem Puzzle oder dem Ausmalen einer Disney-Prinzessin beschäftigt, und Papi ist der klügste und stärkste Mann der Welt.
Die Pubertät – das ist die dritte Phase. Da wir durch Phase eins gut durchgekommen sind und da Phase zwei kein Buch braucht, weil alles so lächerlich leicht ist, fühle ich mich geehrt, einen Wegweiser durch die dritte und echt schwere, ja schwierigste Phase der Vaterschaft zu schreiben. Ich verspreche Ihnen: Windeln müssen Sie keine mehr wechseln. Aber die schlaflosen Nächte: Die bleiben Ihnen erhalten.
Doch jetzt zu Ihnen und zu dem Chaoten oder der Chaotin Ihres Herzens. Oder haben Sie gleich mehrere davon, so wie ich? Sie haben es bestimmt gemerkt: Die Tochter ist größer geworden. Beängstigend groß. Sie hängt sich Poster von unbekannten Popstars ins Zimmer und experimentiert mit Mamas Nagellack. Und dem Lippenstift. Freundinnen übernachten bei ihr, bis vier Uhr nachts wird gekichert, und ganz sicher geht es dabei nicht um Papas superlustige Witze. Chris Hemsworths Sixpack im Abendprogramm bleibt nicht unkommentiert. Und schon längst hat sie aufgehört zu glauben, Papa könne es geistig wie körperlich mit jedem anderen Mann auf der Welt aufnehmen.
Wie geht ein Vater damit um? Eben noch konnte sie gar nicht genug schmusen, nun schlägt sie empört die Tür zu, wenn man sich aus Versehen ihrem Zimmer auch nur auf zehn Meter nähert. Und auch die heranwachsenden Jungen setzen uns Grenzen.
Du willst mit ihm kuscheln, und er schüttelt sich angewidert.
Du willst mit ihr in die Stadt fahren, und sie hat schon andere Pläne.
Du willst mit ihm reden, und er setzt die Kopfhörer auf.
Es ist eine harte Zeit.
Aber wir werden sie gemeinsam meistern.
Versprochen.
Soweit ich das bis jetzt überblicke, ist bei unseren Töchtern und auch überall in der näheren Umgebung alles bislang recht gut gegangen, und bevor das jetzt ein bisschen arrogant klingt, was es zugegebenermaßen tut, muss ich es gleich relativieren: Das ist nicht mein Verdienst, schon gar nicht als Genspender. Denn ich selbst war ein nervender, widersprechender und von meinem Vater Zigaretten klauender Jugendlicher, der zwar schulisch nie Probleme hatte, aber zu Hause ein faules Stück war – so faul, dass mir noch heute Schauer über den Rücken laufen, mit welchen dubiosen Strategien ich mich vor jeglicher Hausarbeit gedrückt habe.
Es hilft auch, dass ich den Blick auf zwei Kulturen habe. Und ich kenne kein deutsches Ehepaar mit pubertierenden Kindern, das mich nach zwei Wochen in Italien nicht irgendwann beiseitezieht und mich fragt: »Sag mal, wie macht ihr das?« Jeder Italienurlauber hat wohl schon einmal gemerkt, wie friedlich, vernünftig und wohlerzogen die dortigen Kinder und Jugendlichen am Tisch sitzen. Ohne dass man ihnen ein iPad vor die Nase knallen und Kopfhörer aufsetzen muss. Ältere werden gegrüßt, man sagt Danke und Bitte. Klar, es gibt Ausnahmen. Aber nicht sehr viele.
Der verhältnismäßig entspannte Verlauf der italienischen Pubertät liegt an dieser einmaligen italienischen Melange von Großfamilie, Gelassenheit und genereller sozialer Bindungsstärke, von der wir uns einiges abschauen sollten.
Das wird eines der Leitmotive dieses Buches sein, und es folgen immer wieder Tipps und Kniffe, wie man dieses mediterrane Lebensgefühl auf die deutsche Wirklichkeit übertragen kann.
Natürlich, es wird chaotisch. Jedenfalls chaotischer als das alljährliche Weihnachtssingspiel in der Grundschule, das Ihnen nun glücklicherweise nicht mehr droht. Auch chaotischer als die abendlichen Mensch-ärgere-dich-nicht-Partien, in denen das Heftigste, was passieren konnte, wütend vom Tisch gewischte Spielfiguren waren.
Aber wie chaotisch es wirklich wird, hängt ganz wesentlich auch von Ihnen ab.
Ich kann Ihnen keine Pille verschreiben und keinen klugen Satz mitgeben, der Sie in allen schwierigen Situationen erhellt. Ich kann Ihnen nur etwas von dem Gefühl vermitteln, mit dem man hier in Italien diese Sache mit der Pubertät angeht. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihnen das bei dem einen oder anderen Problem weiterhelfen könnte. Außerdem hoffe ich, dass Sie gut unterhalten werden und am Ende der Lektüre alles von der etwas sonnigeren Seite sehen.
Denn Pubertierende haben, wie Hunde oder Katzen, einen sechsten Sinn. Sie spüren die Aufregung, riechen die Panik. Wenn Sie also nach der ersten schlechten Note und dem ersten Widerwort gleich denken, Oha, jetzt geht der Ärger mit der Pubertät los, wenn Sie gar anfangen, sich Ratgeberbücher von Menschen mit mehreren Doktortiteln zuzulegen und verstohlen die Nummer einer Beratungsstelle in der Nähe zu googeln, dann haben Sie – und die ganze Familie – schon verloren.
Gehen Sie es entspannt an.
Lesen hilft – immer! Am besten lesen Sie also dieses Buch von vorn bis hinten durch, und wenn Sie möchten, dann schreiben Sie mir gern, wie es Ihnen gefallen hat [email protected]. Bei der Lektüre werden Sie erleben, dass ich es mag, ein paar Geschichten vom Wegesrand mitzunehmen, die auf den ersten Blick etwas abseitig scheinen, aber eben doch das eine oder andere besagen. Wer knallharte Tipps und konkrete Lösungsvorschläge auf wenigen Zeilen sucht, findet an passender Stelle die elf häufigsten Probleme mit Teenie-Chaoten und dazu konkrete Lösungsvorschläge von ausgewiesenen Experten sowie von mir. Wer sich dazu noch gern treiben lässt und die Blumen links und rechts des Pfades genießt, findet ebenfalls ein paar Geschichten.
Genießen Sie dieses Buch, und genießen Sie die Zeit der Pubertät, so schwer es Ihnen möglicherweise gerade in diesem Moment fallen mag. Denn auch diese Zeit, mit all ihren aufreibenden Problemen und Streitigkeiten, ist etwas, was in Ihrem Leben nie wiederkommen wird.
Zum Glück, denken Sie vielleicht gerade.
Es muss gleich zu Anfang deutlich gesagt werden, weil es für viele keine Selbstverständlichkeit ist: Väter sind wichtig, und das ist längst wissenschaftlich erwiesen. Das Feld der Väterforschung ist, zumindest hierzulande, extrem jung, laut »Deutschem Ärzteblatt« gerade einmal dreißig Jahre alt. In den USA wird schon länger systematische Forschungsarbeit in diese Richtung betrieben, während man sich in Deutschland nur für die Mutter-Kind-Bindung interessierte, was sich, wie Kritiker meinen, auch in der Ausbildung der Psychotherapeuten und der sozialen Berufe sowie nicht zuletzt der als Gerichtsgutachter tätigen Psychologen niedergeschlagen habe. Dies, so dieselben Kritiker, führe dazu, dass Väter bei Sorgerechtsprozessen grundsätzlich benachteiligt werden und dass auch Jugendämter im Falle einer Scheidung gern zum »clear cut« raten, dass eine Abspaltung des Vaters für die Kinder am besten sei, damit »Ruhe einkehre«.
Entwicklungspsychologen wissen inzwischen, dass ein Vater bereits im Lauf des ersten Lebensjahrs wichtig ist. Besonders wichtig ist er für »die notwendige Umstrukturierung der frühen Mutter-Kind-Dyade«. Klingt irre, oder? Wir sind eine alternative Bezugsperson und werden gebraucht, weil wir Mutter und Kind helfen, einander loszulassen. Diese Dreiecksbildung, die schon ab der Geburt einsetzt, ist für jeden Menschen extrem wichtig. Nur eines noch, bevor wir die Säuglingsphase überspringen: Möglicherweise sind Väter für die frühkindliche Sprachentwicklung wichtiger als die Mütter – weil sie weniger reden. Einer US-Studie zufolge überfordern Frauen ihre Kinder in den ersten Jahren mit zu vielen Wörtern. Das kann nur heißen, dass aus den Söhnen und Töchtern von großen Schweigern wie Sylvester Stallone, Clint Eastwood oder Chuck Norris einmal Nobelpreisträger werden. Freuen wir uns drauf!
Der Vater ist auch während der Pubertät als Identifikationsfigur unverzichtbar. Psychologen sagen: Durch sein Vorbild verhilft er den Kindern, Jungen wie Mädchen gleichermaßen, zu einer stabilen Identität. Der Vater wird eine moralische Instanz, die dem Kind bei der Konfrontation mit der Außenwelt helfe. Während der Pubertät durchlaufen die Jugendlichen einige Identitätskrisen. Diese Phase habe unter anderem wesentlichen Einfluss auf die Beziehungen, die sie später als Erwachsener aufbauen. In der Familienforschung weiß man heute, dass diese spezifischen Vaterfunktionen durch die Mutter allein nicht ersetzbar und durch soziale Ersatzväter nur bedingt zu kompensieren sind.
Auf Deutsch: Ohne Vater ist genauso schlimm wie ohne Mutter. Es scheint, dass männliche Verwandte oder neue Partner den leiblichen Vater nicht oder nur teilweise ersetzen können. Auch bei Adoptionen und Stiefvater-Familien gehe es Kindern am besten, wenn sie eine gute Beziehung zum eigenen Vater haben. Psychologen sagen weiter, der fordernde, väterliche Einfluss sei wichtig für die Stressresistenz des Kindes. Generell gingen Väter anders mit ihrem Nachwuchs um als Mütter, und das während der gesamten Phase von Kindheit und Jugend. Die männliche Position sei eher eine fordernde, während die Frau klassischerweise die behütende Rolle einnähme.
Weitere Studien zeigen: Väter sind ganz erheblich für die Selbstkompetenz ihrer Kinder verantwortlich. Der Begriff meint die Fähigkeit und Bereitschaft, eigenständig und verantwortlich zu handeln und das Handeln anderer zu reflektieren. Die reine Begabung eines Kindes reicht nicht aus, um im Leben Erfolg zu haben. Vielmehr ist die Stärkung der Selbstkompetenz wichtig, um Talente zu wecken. Kinder müssten sich verstanden fühlen, um ihre Selbstkompetenz zu steigern, und Bezugspersonen müssten die Ermutigung von außen bringen. Die Bezugspersonen müssten das Kind motivieren, etwas Neues auszuprobieren und mutig zu sein. Hier ist der Vater ein bestimmender Faktor. Eine Studie deutet sogar auf einen Zusammenhang zwischen der persönlichen Bindung zu den Elternteilen und dem Intelligenzquotienten hin.
Eine neue Gemeinschaftsstudie der Emory University in Atlanta sowie der University of Arizona lässt übrigens darauf schließen, dass Väter von Töchtern bessere Väter sind: Sie sind empathischer, aufmerksamer, sprechen häufiger mit ihnen, streicheln sie häufiger und singen mehr mit ihnen, während das Verhältnis zu den Söhnen deutlich distanzierter und kühler ist. Zweiundfünfzig Väter mit zweiundzwanzig Söhnen und dreißig Töchtern ließen sich für die Studie über Monate mit Kameras daheim beobachten. Auch an den Hirnströmen ließen sich massive Unterschiede feststellen.
Nun wissen Sie, was Sie schon immer geahnt haben: dass Sie richtig, richtig wichtig sind. Exakt genauso wichtig wie die Mutter. Und wie sagte schon der große Philosoph Spiderman? »Aus großer Macht erwächst große Verantwortung.« Nutzen Sie sie!
Hier lernen Sie die ältere Tochter, die jüngere Tochter und einen bedauernswerten Truthahn kennen.
Es ist vielleicht hilfreich, dass Sie zunächst etwas über die beiden Protagonistinnen dieses Buches wissen. Die ältere meiner beiden Töchter ist sechzehn, recht groß für ihr Alter und ziemlich blond für eine Halbitalienerin. Sie ist etwas schüchtern und verträumt und mit Harry Potter aufgewachsen, der ihr immer noch sehr am Herzen liegt. Eigentlich findet sie, sie müsse in Hogwarts zur Schule gehen. Sie legt keinen großen Wert auf moderne Kleidung, sondern zieht sich zurück in die Welten, die J. K. Rowling und Rick Riordan und neuerdings, worauf ich ein bisschen stolz bin, Sir Arthur Conan Doyle erschaffen haben. Lesen, Sie ahnen es, ist eine gute Sache. Die Uni Padua befragte sechstausend Erwachsene in neun verschiedenen Ländern und unterteilte die Befragten sowohl nach Leseverhalten in ihrer Kindheit als auch nach Schulbildung. Heraus kam, dass mit zusätzlicher Schulbildung über die Pflichtschulzeit der Verdienst um etwa fünf Prozent bei denjenigen wuchs, die mit wenigen Büchern aufgewachsen waren. Berufstätige, die als Kinder viele Bücher lasen, verdienten dagegen als Erwachsene einundzwanzig Prozent mehr. Angesichts der trostlosen Lage der italienischen Rentenkassen muss ich aus ganz egoistischen Gründen auf diese Statistik hoffen.
Die Jüngere ist dreizehn, recht klein für ihr Alter und ein zähes, sportliches Mädchen, die am liebsten Fußballspielerin werden würde. Ich weiß, Mädchen ist sächlich, und es müsste eigentlich heißen, »das am liebsten Fußballspielerin werden würde«, aber was wäre ich für ein Rabenvater, dass ich meine Töchter zu sächlichen Angelegenheiten degradiere, Grammatik hin oder her? Die Jüngere hat einen Schuss, der selbst den dreizehnjährigen Michael Ballack staunen ließe, und ihre Technik ist besser als die ihrer männlichen Schulkameraden, die drei Mal die Woche in unserem örtlichen Verein Gradese Calcio trainieren.
Was die Rentenkasse und eine mögliche lukrative sportliche Karriere angeht, so ist Frauenfußball in Italien leider nicht existent, zumindest nicht auf kleineren Dörfern. Und eigentlich auch nicht in kleineren Städten. Was für eine Vergeudung von Talent!
Ich will niemanden beunruhigen, denn dieses Buch soll das genaue Gegenteil all jener hyperaufgeregten Befindlichkeits-Guides sein. Aber eines sollten Sie wissen: Nur weil Ihre Töchter bis zum zehnten Lebensjahr absolut goldige, knuffige, bezaubernde Schätze waren, heißt es nicht, dass sie nicht genauso infolge pubertärer Hormonschübe in die Schieflage geraten können wie die Fünfzehnjährige aus dem Haus gegenüber mit dem pinken Haar, dem Zungenpiercing und der schnellen Zigarette um sechs Uhr fünfzig morgens, bevor der Schulbus abfährt (immerhin nimmt sie den noch).
Nassim Nicholas Taleb, ein New Yorker Professor für Risikoforschung, beschrieb die Truthahn-Theorie. Der Truthahn bekommt das ganze Jahr über wunderbares Essen und wird gehegt und gepflegt, sein Wohlbefinden steigt von Tag zu Tag, er glaubt sich beim Farmer in besten Händen – und dann, am Tag vor Thanksgiving: zack, Kopf ab. Das Federvieh kommt vom bestmöglichen in den schlechtestmöglichen Zustand. Taleb behauptet nun, dass zum Beispiel Aktienmärkte so funktionieren, aber auch die menschliche Geschichte. Wer hundert Tage lang Gewinn gemacht hat, kann nicht davon ausgehen, dass er am hundertundersten Tag ebenfalls Gewinn macht. Und noch im Frühjahr 1914, in einer Zeit relativen Friedens und ökonomischen Wohlstands, hätte niemand geglaubt, dass nur wenige Wochen später ein vier Jahre andauernder Weltenbrand ausgelöst würde. Nur weil es in der Vergangenheit bergauf ging, ist das noch längst keine Wette auf die Zukunft, sondern es folgt unweigerlich ein tiefer Fall. Jede Prognose, die auf vergangenen Daten basiert, ist daher nichtssagend.
Im Gegenteil: Manchmal scheint es sogar schädlich, die Vergangenheit allzu gut zu kennen, um die Zukunft einigermaßen verlässlich einzuschätzen. Auch E. J. Smith musste das erleben. »Ich fahre seit vierzig Jahren zur See«, schrieb der erfahrene Kapitän. »Ich habe nie ein Schiff untergehen sehen. Ich bin nie in Seenot geraten. Ich habe niemals irgendeine auch nur entfernt gefährliche Situation erlebt.« Kurz danach übernahm er das Kommando auf der Titanic.
Niemand von Ihnen soll die Titanic sein, und niemand der Eisberg. Stellen Sie sich trotzdem auf ein paar unvorhergesehene, chaotische Manöver ein.
Selbst wenn Sie als Vater etwas unkonzentriert sind und Veränderungen erst dann wahrnehmen, wenn diese Sie mit einer gusseisenen Pfanne auf den Fuß hauen, sollten Sie doch auf folgende Punkte achten, die deutlich machen könnten, dass Sie dieses Buch brauchen:
Ihre Tochter malt die i-Punkte nicht mehr als Herzen.
Ihre Tochter fragt kurz vor dem Gang zum Schulbus nicht mehr nach dem Pausenbrot, sondern nach der Haarbürste.
Ihr Sohn trägt den Schulranzen nicht ergonomisch korrekt, sondern in den Kniekehlen. Das ist nämlich gerade angesagt.
Ihr Sohn malt allerlei komische Zeichen auf sein Schuletui, die Sie nicht mehr deuten können.
Ihre Tochter besteht auf einem Netflix-Abonnement.
Zimmertüren, die sonst immer offen standen, sind inzwischen mehrfach verriegelt und zusätzlich mit Selbstschussanlagen versehen.
Ihr Sohn erkennt die Musik aus dem Autoradio eher als Sie.
Ihre Tochter erklärt Ihnen, dass und warum auf dem Handy ein »Update wegen Sicherheitslücken« fällig ist. Auch diese Sache mit den neuen, sich bewegenden Emojis hat sie eher installiert als Sie.
Das monatliche Datenvolumen Ihrer Tochter ist schneller aufgebraucht als ihr Lipgloss.
Ihre Tochter beginnt, sich für Fußball zu interessieren. Zum Beispiel dann, wenn Cristiano Ronaldo spielt.
Gestern war es noch Peppa Pig, heute ist es Selena Gomez. Und dabei waren Sie doch nur kurz am Kühlschrank! Die Kleinen werden schnell groß, und Sie sollten von dieser Entwicklung nicht überrascht werden. Sie müssen stattdessen gewappnet sein. Denn all das, was bislang geschah, war ein echter Kindergeburtstag. Wie die Kindergeburtstage mit der ganzen Klasse. Die Grundschule mit ihren niedlichen Theateraufführungen. Die Spieleabende mit drei Generationen. Der nicht zu schmälernde Enthusiasmus für alles Personal, das aus Entenhausen kommt (und was ist falsch daran?): All das ist praktisch von einem Tag auf den anderen vorbei. Seien Sie gewarnt. »Kleine Kinder, kleine Probleme – große Kinder, große Probleme«, sagt ein italienisches Sprichwort. (Ein weiteres italienisches Sprichwort besagt: »Wenn sie klein sind, willst du sie vor lauter Liebe am liebsten verschlingen. Wenn sie groß sind, bereust du, es nicht getan zu haben.«)
Weil Pubertät ein fließender Übergang ist, kann man nicht genau sagen: Oh, schau, jetzt ist es so weit. Es wird kein Schalter umgelegt, und plötzlich ist alles ganz anders. Ich habe jedoch bei beiden Töchtern zwei Indizien festgestellt, die Ihnen sehr deutlich signalisieren, dass da was im Busch ist: Erstens hängen sie sich zum ersten Mal irgendwelche Sänger an die Wände – in anderen Kinderzimmern sind es Sängerinnen. Zweitens kannst du ihnen nicht mehr bei den Matheaufgaben helfen.
Bei der Älteren war es besonders bitter, dass beide Ereignisse just auf denselben Tag fielen. Oben hing auf einmal One Direction (eine englische Band, die in einer TV-Show gecastet wurde, nach dem üblichen Schema – der Lausbub, der Rebell, der Nerd etc.) – unten mussten Potenzrechnungen gekürzt werden. Da war ich aus dem Spiel und rief mit heiserer Stimme nach meiner Frau. Erschwerend mag hinzukommen, dass ich in Mathe nie eine Leuchte war, worauf ich nicht besonders stolz bin, denn mein Mathelehrer warf mir regelmäßig das folgende Galilei-Zitat vor jene Füße, welche meinen unverständigen Kopf widerwillig in den Unterricht getragen hatten: »Wer die Mathematik versteht, hat die Welt verstanden.«