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Schon erlebt? Mitten in der Nacht werden Sie durch ein lautes Klopfgeräusch geweckt, aber niemand ist da. Gegenstände im Raum bewegen sich ohne ersichtlichen Grund. Sie können knarrende Gehgeräusche am Holzboden wahrnehmen. Ihr Hund knurrt, als ob er eine fremde Person konfrontieren will, aber da ist niemand. Spuk? Man spricht offener über solche Phänomene, als ich es in meiner Jugend wahrgenommen habe, die nun schon ein paar Jahrzehnte zurückliegt. Heute bin ich ein Lehrer und von meinem Naturell her ein skeptischer Mensch, aber ich kann mich dem nicht entziehen, denn ich habe es zum Teil selbst erlebt. Nichts besonders Dramatisches, aber doch machte es mich stutzig. Auch in meinem Berufsalltag als Lehrer beobachte ich, wie viele Schüler mit dem Okkulten spielen, und nicht wenige erzählen mir von diesen seltsamen Dingen, die sich in ihren Wohnungen zutragen, die sie ängstigen. Mit diesem Buch will ich Hintergründe und Ursachen, aber auch den Weg zur Lösung aufzeigen. Diese liegt in genau der Eigenschaft Gottes, die Satan nicht nachmachen kann: Seine Liebe.
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Seitenzahl: 215
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Einleitung
Die Warnung zuerst
Saul und die Totenbeschwörerin von Endor
Was passiert mit dem Menschen, wenn er stirbt?
Orte, an denen es spukt (1)
Der Schrecken der Nacht
Wenn Gott einen Engel schickt
Gottes Gegenspieler
Worum es bei Hiob geht
Umherschweifende Geister
Die Wesen hinter dem Spuk
Vom Spuk zum Betrug
Wenn man Türen öffnet
Warum Gott böse Geister sendet
Besessenheit
Orte, an denen es spukt (2)
Jesus gebietet den Dämonen
Die Entmachtung der Finsternis
Das Lösegeld
Die Seiten wechseln
Satans Sold verachten
Den Herrschaftsbereich Satans verlassen
Konfrontation der Finsternis
Das Imperium schlägt zurück
Verfolgung
Teilhabe
Dämonische Irrlehren
Die falsche Ökumene
Falsche Propheten, Zeichen und Wunder
Der Triumph der Liebe
Schon erlebt? Mitten in der Nacht werden Sie durch ein lautes Klopfgeräusch geweckt, aber niemand ist da. Gegenstände im Raum bewegen sich ohne ersichtlichen Grund. Sie können knarrende Gehgeräusche am Holzboden wahrnehmen. Ihr Hund knurrt, als ob er eine fremde Person konfrontieren will, aber da ist niemand. Spuk?
Man spricht offener über solche Phänomene, als ich es in meiner Jugend wahrgenommen habe, die nun schon ein paar Jahrzehnte zurückliegt. Heute bin ich ein Lehrer und von meinem Naturell her ein skeptischer Mensch, aber ich kann mich dem nicht entziehen, denn ich habe es zum Teil selbst erlebt. Nichts besonders Dramatisches, aber doch machte es mich stutzig.
Es betrifft meinen Berufsalltag mehr, als man vermuten würde. Als ich einem dringenden Bedürfnis folgend kurz die Klasse verlassen habe und danach zurückkam, lief der Wasserhahn in der Ecke des Klassenraumes. „Wer hat hier nicht abgedreht?“ Niemand bekannte sich schuldig, worauf ich abdrehte und halb im Spaß sagte: „Wird wohl das Schulgespenst gewesen sein.“ Zur Klasse gewandt, warf ich das Thema in den Raum: „Wer kennt das von daheim? Bilder fallen unmotiviert von der Wand, Klopfgeräusche …“ Zwei Schülerinnen erzählten spontan ihre beklemmenden Erfahrungen von daheim. Ich fragte interessenshalber auch in zwei anderen Klassen. Ein Schüler wirkte richtig verängstigt, ein anderer erzählte, dass bei ihm häufig des Nachts eine alte Frau erscheint und ihm den Schlaf raubt. Er war tatsächlich oft übernächtig. Aber auch von einem Lehrerkollegen hörte ich Bemerkenswertes, er wohnt in einem alten Bauernhaus: „Jeden morgen um fünf steht der Altbauer auf und wir hören seine Schritte auf dem Holzboden.“ Seit er diesen durch einen Steinboden ersetzt hat, hört er es nicht mehr. Die Schulpsychologen wirkten auf Anfrage eher ahnungs- oder hilflos. Es passt wohl nicht in das naturalistische Weltbild ihrer universitären Ausbildung.
Ein Freund rief mich recht verzweifelt an, weil es in seiner Wohnung spukte. Es hörte sich an, sagte er, als ob sich in der Küche jemand auf den Sessel setzte und diesen dabei am Boden etwas verrutschte. Der Schlüsselbund bewegte sich im Schloss, obwohl es keine Erschütterungen gab. Das habe ich dort selbst gesehen. Aber ich war damals auch ratlos und konnte ihm nicht helfen. Das Thema war mir unangenehm.
Beim Lagerfeuergespräch bei Freunden aus dem Nachbarort, erzählten diese, dass angeblich irgendeine „Geisterroute“ durch ihr Grundstück geht. Fallweise geht bei geschlossenen Fenstern ein kalter Hauch durch den Raum, der Hund knurrt ohne sichtbaren Anlass. Dabei sind das ganz bodenständige Leute; er ist sogar eher materialistisch eingestellt, während seine Frau früher gependelt hat.
Ein anderer Lehrerkollege litt unter dämonischen Belastungen und suchte einen Priester auf. Beim Befreiungsgebet merkte er, wie sich etwas von ihm trennte. Er sah einen grauen Schatten aus ihm kommen, der zum Fenster hinaus verschwand. Seither führt er sich davon frei. Ich unterrichte übrigens nicht an Hogwarts (aus Harry Potter), sondern an einer ganz gewöhnlichen öffentlichen Lehranstalt.
Eine meiner Nichten sah daheim einmal eine schwarze Gestalt in der Zimmerecke, die sie anlächelte. Als ihre Schwester (die das nicht sah) dorthin ging, war es an dieser Stelle deutlich kälter. Sie selbst hatte lange Zeit Albträume, weil ein unheimliches Gesicht bei ihrem Kinderzimmerfenster hineingeschaut hat. Sie wohnen im dritten Stock.
All das ist seltsam. Wie gesagt, bin ich von Natur aus ein skeptischer Mensch, war als Teenager sogar ein überzeugter „Schmalspuratheist“: Was ich nicht sehen kann, gibt es nicht. Aber mit etwa 16 Jahren begann ich umzudenken. Das für uns sichtbare Wellenspektrum ist ja nur ein winziger Ausschnitt der elektromagnetischen Wellen. Eine Wärmebildkamera, ein Nachtsichtgerät, eine Infrarotkamera, ein Röntgengerät und andere Hilfsmittel machen Dinge sichtbar, die wir nicht wahrnehmen können. Auch Tiere hören, riechen und sehen anders, als wir es vermögen. Möglicherweise auch Kinder und Schwangere. Drogen verändern andere Bewusstseinszustände unseren Wahrnehmungsbereich, auch bestimmten Pilzen und Drogen wird das nachgesagt. Obwohl man das alles schwer „wissenschaftlich“ beweisen (also messen, dokumentieren, reproduzieren) kann, kann ich es nicht mehr so billig ausschließen.
Ich denke immer noch, dass bei all dem Beschriebenen Zurückhaltung angebracht ist, dass es psychologische oder auch körperliche Gründe für manche Erlebnisse geben kann, dass manches tatsächlich nur ein böser Traum war. Es bleibt jedoch genug übrig, das sich solch „naturalistischen“ Erklärungen entzieht. Aber gehört die „unsichtbare Welt“ nicht ebenso zur Natur?
Mein Weg zum christlichen Glauben folgte – soweit mir zugänglich und nachprüfbar – über Fakten, allen voran den historischen Hinweisen für das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Die Bibel habe ich liebgewonnen als eine Quelle der Weisheit und Orientierung, der Selbstoffenbarung Gottes. Seit 37 Jahren begleitet sie mich täglich und sie hat sich in meinem Leben so eindrücklich bestätigt, dass ich auch dem Vertrauen entgegenbringe, was sich mir noch nicht erschlossen hat. Meine Skepsis wurde etwas weicher, ich wurde aufgeschlossener.
Da auch in der Bibel solche Phänomene erwähnt und berichtet werden, ja dass sogar ausdrückliche Warnungen ausgesprochen werden, gab mir den Anlass, dem nachzugehen und es in ein paar Seiten darzulegen. Es gibt nämlich durchaus Hilfe in unserer Beklommenheit, die dieses Buch uns zeigt und anbieten will. Der Triumph der Liebe Christi, den ich gegen Ende des Buches mehr und mehr entfalten möchte, ist tatsächlich der einzige nachhaltige Weg zur Befreiung. Und so ist es mein Ziel und Gebet, dass auch meine kurze Zusammenfassung dem einen oder anderen hilft, damit umzugehen und dem Spuk ein Ende zu machen.
Im Alten Testament wird der aktive Kontakt mit dem Okkulten ausdrücklich untersagt:
„Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer, oder einer, der Geister bannt, oder ein Geisterbefrager, oder ein Hellseher oder jemand, der sich an die Toten wendet.“ (5. Mose 18,10-11).
Das meiste davon wird auch heute praktiziert. Schüler von mir experimentieren mit Tarot-Karten – „Die Tarot-Karten lügen nicht“, sagte eine Schülerin zu ein paar Kolleginnen – oder hantieren mit dem Ouija-Brett (o. Hexenbrett), durch das man Kontakt mit Geistern aufnehmen können soll, ähnlich dem Gläser- oder Tischrücken. Verbreitet ist auch der Spiritismus, wo man in sogenannten Séancen mit Verstorbenen in Verbindung treten möchte. Es gibt noch andere Wahrsagemethoden wie etwa das Pendeln, Handlesen oder automatisches Schreiben.
Horrorfilme, häufig auf realen Ereignissen basierend, üben eine besondere Faszination aus und bewerben diese Praktiken geradezu, obwohl sie selten gut ausgehen. Auf YouTube und TikTok kann man zahllose gruselige Heimvideos sehen, die von einem ahnungslosen „unschuldigen“ Spiel zu Situationen führen, die völlig entgleiten. Als ich in meiner jugendlichen Sinnsuche begann, mich damit zu befassen und Stammkunde in einer Okkult-Buchhandlung war, warnte mich der Verkäufer durchaus ernst, dass all das kein Spiel sei und einige seiner Kunden in der Psychiatrie landeten, nachdem sich unkontrollierbare „Poltergeist“-Phänomene in deren Wohnungen manifestierten.
Darum ist diese Bibelstelle kein willkürliches Verbot, sondern kommt einer ernsten Warnung gleich. Was es nicht gibt, braucht nicht verboten zu werden; es geht um Mächte, die wir nicht kontrollieren können.
Und ja: Es gibt auch viel „Fake“ in diesem Bereich, Sensationsheischerei und Scharlatanerie. Nicht umsonst wurde in der griechischen Übersetzung dieser Stelle der Begriff „Totenbeschwörer“ mit „Bauchredner“ wiedergegeben. Das hat mich durchaus belustigt, als ich das zum ersten Mal gelesen habe, weil man sich gut vorstellen kann, wie der Spiritismus zu einem quacksalberischen Geschäftsmodell werden kann, zu einer lukrativen Bauernfängerei. Obwohl das unbestreitbar wahr ist, bedeutet es nicht, dass es neben dem „Fake“ nicht auch das Echte gibt. Beide Aspekte kommen in diesem Wikipedia-Zitat vor:
„Bekannter Bauchredner des Altertums war Eurykles von Athen. Damals nannte man die Bauchredekünstler Engastrimanten (wörtlich: Bauchwahrsager, Bauchpropheten (siehe dazu: Gastromantie) oder auch (nach Eurykles) Eurykliden.
Galen von Pergamon beschrieb die Bauchredner (Ventriloquus oder Engastrimythus) dagegen schon richtig als „Leute, welche mit (freilich nicht immer!) geschlossenem Munde Töne hören lassen und so scheinen (oder um zu scheinen), als redeten sie aus dem Bauche.“ Diese Kunst nannte man damals Ventriloquia, Ventrilalia, Engastrimantia oder Engastrimythismus.
Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurden Bauchredner teilweise … von Monarchen als Hofnarren eingesetzt.“1
Mantik bedeutet Wahrsagerei. Die Baurednerei hat einen okkulten Urspung und wurde als „Fake“ zu einer beliebten Belustigung. Dasselbe gilt für die Magie, die ernstgenommen eine okkulte Praxis ist, im Varieté aber zu einer trickreichen und verblüffenden Bühnenkunst wurde.
Gehen wir davon ausgehend nun zum ersten Beispiel:
1https://de.wikipedia.org/wiki/Bauchredner#Geschichte
Der erste König von Israel, Saul, war in einer sehr verzwickten Lage. Am Vorabend einer entscheidenden Schlacht war er verzweifelt, und sein wichtigster Berater, der Prophet Samuel, war bereits verstorben. Was würde der ihm raten? So dringend war sein Verlangen nach Samuels Rat, dass er – entgegen dem ausdrücklichen Verbot! – inkognito zu einer Totenbeschwörerin ging. Diese war zuerst sehr vorsichtig, da sie wusste, dass sie einem in Israel illegalen Gewerbe nachging:
„Siehe, du weißt doch, was Saul getan hat, wie er die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Land ausgerottet hat; warum willst du denn meiner Seele eine Schlinge legen, dass ich getötet werde?“ (1. Samuel 28,9).
Saul versicherte ihr, dass ihr nichts geschehen würde, und die Totenbeschwörerin ging ans Werk:
„Da sprach die Frau: Wen soll ich denn heraufbringen? Er sprach: Bring mir Samuel herauf!
Als nun die Frau Samuel sah, da schrie sie laut und sprach zu Saul: Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul! Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen! Er sprach: Wie sieht es aus? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf und ist mit einem Obergewand bekleidet! Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich mit seinem Angesicht zur Erde und verbeugte sich.
Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich gestört, indem du mich heraufbringen lässt? Und Saul sprach: Ich bin hart bedrängt; denn die Philister kämpfen gegen mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch die Propheten noch durch Träume; darum habe ich dich rufen lassen, damit du mir zeigst, was ich tun soll!
Samuel sprach: Warum willst du denn mich befragen, da doch der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der Herr hat so gehandelt, wie er durch mich geredet hat, und der Herr hat das Königtum deiner Hand entrissen und es David, deinem Nächsten, gegeben. Weil du der Stimme des Herrn nicht gehorcht und seinen glühenden Zorn gegen Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat der Herr dir heute dies getan. Und der Herr wird auch Israel und dich in die Hand der Philister geben; und morgen wirst du samt deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heer Israels wird der Herr in die Hand der Philister geben!
Da fiel Saul plötzlich der Länge nach zu Boden, denn er erschrak sehr über die Worte Samuels; auch war keine Kraft mehr in ihm, denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts gegessen.“ (1. Samuel 28,11-20).
Das Gewerbe wurde nur im Untergrund ausgeübt, aber der Bedarf war stets da. Bis heute ist das so. Ich will den Inhalt des Gesprächs nicht weiter kommentieren. Es ist aber interessant, dass solch eine Kontaktaufnahme offenbar möglich ist – aber zugleich seitens zumindest dieses Toten unerwünscht. Samuel empfand die Beschwörung als eine Störung.
Wie wird das Heraufkommen Samuels beschrieben? Er kommt wie ein „Götterwesen“ aus der Erde, zugleich war er bekleidet, erschien als alter Mann und war als Samuel erkennbar. Eine Geistererscheinung im klassischen Sinn.
Das Wort „Götterwesen“ ist eine Verlegenheitsübersetzung, denn das eigentliche Wort im Hebräischen ist Elohim, der Begriff, der gemeinhin für Gott gebraucht wird. Doch Elohim wird nicht exklusiv für Gott verwendet. Vielmehr ist es ein allgemeiner Begriff für (körperlose) Geistwesen der unsichtbaren Welt. Gott ist Elohim, weil das auch auf Ihn zutrifft, aber Er ist auch viel mehr als das. Er ist der Schöpfer Himmels und der Erde, der „höchste Elohim (Gott)“. Engel werden ebenso Elohim oder B’nai Elohim (Söhne Gottes) genannt. An dieser Stelle auch der Geist eines verstorbenen Menschen. Solche Erscheinungen sind erschreckend, wie jeder bestätigen wird, der einmal einem Geist begegnet ist.
Menschen zur Zeit der Bibel hielten solche Geistererscheinungen durchaus für möglich, wenngleich – wie wir noch sehen werden – die richtige Deutung solcher Erscheinungen nicht so einfach ist. Als die Jünger im Boot auf dem stürmischen See Genezareth mit den Wellen kämpften, kam ihnen der Herr Jesus auf dem Wasser gehend entgegen:
„Und als ihn die Jünger auf dem See gehen sahen, erschraken sie und sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrien vor Furcht.“ (Matthäus 14,26).
Sie hatten ein Wort für solch ein Phänomen (phantasma/phantom), sie waren also mit der Idee vertraut, dass es Geistererscheinungen gibt, basierend auf einer kulturell, historisch oder anekdotischen Erfahrung. Es gab ja viele Geistergeschichten in der Antike, wie auch heute. Darum ordneten sie diese Erscheinung sofort in diese Kategorie ein. Und sie hatten große Angst.
Solche Begegnungen sucht man also normalerweise nicht, sie schaffen ein tiefes Unbehagen, sie sind unberechenbar. Ist der Geist uns wohlgesonnen oder geht eine Gefahr von ihm aus? Ist sein Auftreten ein gutes oder ein böses Omen? Ist es tatsächlich der Geist eines Verstorbenen, oder ein Dämon, ein „unreiner Geist“?
Das führt zu einer grundlegenden Frage:
Als der Mensch erschaffen wurde, nahm Gott Erde, formte sie und blies von Seinem Geist in seine Nase, lesen wir im Schöpfungsbericht. Erst dadurch wurde die Materie zu einer lebendigen Seele. Materie an sich ist leblos. Erst wenn ein Lebensodem (Geist, Hebr. „ruach“: Wind, Hauch) eingehaucht wird, entsteht Leben.
Damit ist der Mensch mehr als die Summe seiner Moleküle und deren chemischer Wechselwirkungen. Dieses rein materialistische Menschenbild, welches sich seit rund 200 Jahren etabliert hat (Naturalismus), hat im letzten Jahrhundert tiefe Risse bekommen. Zahllose Nahtoderlebnisse weisen darauf hin, dass der Mensch auch eine geistige Natur hat. Kurz bevor mein Großvater verstarb, kam er noch einmal zu Bewusstsein und erzählte, dass er seinen Körper verlassen hatte und bereits auf den Weg „hinüber“ war.
Die Bibel gibt nun einmal keine umfassende systematische „Thanatologie“ (Lehre vom Tod), sondern erzählt Geschichten, bei denen vieles von dem, was uns in diesem Zusammenhang genauer interessieren würde, entweder als bekannt vorausgesetzt wird, oder im Sinne von: „Das geht euch jetzt noch nichts an“, übergangen wird. Anders gesagt: die Menschen damals waren in einer gewissen Weise damit vertraut, auch wenn sie vieles nicht verstanden haben oder zuordnen konnten, und vieles war ihnen genauso unklar wie uns. Aber es gibt mehrere Aussagen, die, wenn man sie zusammennimmt, genau so viel Licht in dieses dunkle Thema bringen, dass wir damit umgehen können.
Jesus Christus erzählte beispielsweise folgende Geschichte:
„Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer namens Lazarus, der lag vor dessen Tür voller Geschwüre und begehrte, sich zu sättigen von den Brosamen, die vom Tisch des Reichen fielen; und es kamen sogar Hunde und leckten seine Geschwüre.
Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er den Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme! Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt. Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, so dass die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.
Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest – denn ich habe fünf Brüder –, dass er sie warnt, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen! Abraham spricht zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; auf diese sollen sie hören! Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun! Er aber sprach zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer aus den Toten auferstände!“ (Lukas 16,19-31).
Ich würde diese Beschreibung als den absoluten „Normalfall“ bezeichnen. Im Tod wird die Einheit von Leib, Seele und Geist wieder getrennt, oder nehmen wir es einfacher: der innere Mensch verlässt den äußeren, die leibliche Hülle. Während der Leib begraben wird, die Erde zu Erde und der Staub zu Staub wird, gelangt der geistliche Teil des Menschen ins Totenreich. Im Hebräischen heißt dieses „Scheol“, im Griechischen „Hades“. Dieser Ort hat in dieser Beschreibung zwei voneinander getrennte Bereiche, die jedoch noch nicht die „Endstation“ sind, denn am Ende erfolgt eine leibliche Auferstehung und das Gericht, in dem es um das ewige Leben in Gottes ewigem Reich bzw. das ewige Verworfensein in äußerster Finsternis geht. Von den beiden „Wartebereichen“ ist einer angenehm, ein Ort des ausgleichenden Trostes, der andere jedoch sehr unangenehm in Vorwegnahme des endgültigen Urteils. Warum, wieso, weshalb will ich an dieser Stelle nicht behandeln, weil es mir um eine andere Frage geht:
Ist die Trennung vom Reich der Lebendigen so absolut, dass keine Kontaktaufnahme zu den Verstorbenen mehr möglich ist? Offenbar nicht, aber solche Kontaktaufnahmen sind untersagt. Dass Samuel aufgrund der Beschwörung der „Bauchrednerin“ von Endor erschien, hat weniger mit der Beschwörung zu tun, als damit, dass Gott Samuel noch ein letztes Mal zu Saul reden lassen wollte. Er muss die Türe öffnen, denn nur Er hat die „Schlüssel“ zum Totenreich. Ich glaube nicht, dass auch noch so gekonnte Beschwörungen die Macht haben, eigenmächtig die Türen des Totenreichs kurzzeitig zu öffnen.
Die zweite Frage lautet: Ist der Weg in den Hades unaufhaltsam und der einzige Weg nach dem Sterben, oder kann es unter Umständen auch zu einer Verzögerung oder einem „Hängenbleiben“ auf diesem Weg geben, sodass es am Ort besonders tragischer und traumatischer Todesfälle dazu kommen kann, dass die Geister der Verstorbenen dort spuken? Wenn ja, so wäre auch das nach obigem Befund die seltene Ausnahme – aber bietet die Bibel solche Beispiele? Und erlaubt sie solch eine Interpretation?
Dafür, dass es an bestimmten Orten spukt, bietet die Bibel tatsächlich ein paar wenige Andeutungen. Bevor ich diese nenne, erwähne ich aber, dass dies den Erfahrungen vieler Menschen entspricht. Nehmen wir etwas das Schlachtfeld von Ghettysburg in Pennsylvania. In der unglaublich blutigen Schlacht im Juli 1863 blieben zehntausende Gefallene auf dem Schlachtfeld zurück. Immer wieder wird dort von Geistererscheinungen berichtet: Soldaten, die die Straßen queren, Geräusche von Musketen und Kanonendonner, Kampflärm, Trommelklänge. Die Erscheinungen sind meist schemenhaft, manchmal aber auch sehr körperlich; selten kommt es auch zu kurzen Gesprächen, ehe der Geist plötzlich verschwindet. Einiges davon ist mit Videos dokumentiert und öffentlich zugänglich. Sind die Gefallenen hier irgendwie „hängengeblieben“?
Ähnliches erzählt man sich von anderen Schlachtfeldern und von Orten schwerer Verbrechen, von Hinrichtungsstätten (Galgenberge), Spitälern oder Unfällen. Ein beunruhigender Gedanke.
Die Propheten reden von einzelnen gottlosen Städten, die dem Erdboden gleichgemacht wurden und Orte des Spuks wurden, etwa Babylon:
„So wird Babel, die Zierde der Königreiche, der Ruhm, der Stolz der Chaldäer, umgekehrt von Gott wie Sodom und Gomorra. Sie wird nie mehr bewohnt werden und unbesiedelt bleiben von Geschlecht zu Geschlecht. Kein Araber wird dort zelten, und keine Hirten werden ihre Herden dort lagern lassen; sondern Steppentiere werden dort liegen, und ihre Häuser werden voller Eulen sein, und Strauße werden dort hausen und Ziegenböcke herumhüpfen.“ (Jesaja 13,19-21).
Wo sind die Geister? Nun, die Übersetzer2 haben sich hier für eine unanstößige Wiedergabe entschieden. In einer älteren Fassung derselben Übersetzung heißt es am Ende:
„… sondern Steppentiere werden daselbst liegen, und ihre Häuser werden voll Uhus sein, und Strauße werden dort hausen und Gespenster herumhuschen.“ (alte Schlachterbibel).
Und wieder andere übersetzen:
„… sondern Wüstentiere werden sich da lagern, und ihre Häuser sollen voll Eulen sein, und Strauße werden da wohnen, und Feldgeister werden da hüpfen.“ (Martin Luther).
Die griechische Übersetzung liest:
„… vielmehr werden dort wilde Tiere rasten, und die Häuser werden erfüllt sein von tierischen Lauten, und Sirenen werden dort rasten und Dämonen dort tanzen.“ (Septuaginta).
Es ist also etwas „creepy“, aber auch ziemlich unklar. Sind es Gespenster? Sind es Dämonen? Oder doch nur Ziegenböcke?
Die jüdischen Übersetzer der Septuaginta haben es als Dämonen verstanden und wiedergegeben. Im Hebräischen steht: “, „Satyr“. Das ist ein zottelig-dämonisches Wesen wie der Gott Pan, der das Urbild unserer Teufelsvorstellungen ist. Es sind nicht die Geister verstorbener Menschen, aber Geistwesen, die eine Bedrohung für uns darstellen. Irgendetwas Unheimliches ist dort in den Ruinen Babylons, das uns davon abhalten sollte, dorthin zu gehen.
In den Gerichtsworten über Edom schreibt Jesaja:
„Wüstentiere und Schakale werden einander begegnen und ein Ziegenbock dem anderen zurufen; ja, dort wird die Lilith sich niederlassen und eine Ruhestätte für sich finden.“ (Jesaja 34,14).
„Wölfe und Marder werden einander begegnen und ein Dämon dem andern rufen; ja, dort wird das Nachtgespenst sich niederlassen und eine Ruhestätte für sich finden.“ (alte Schlachter).
Dasselbe Übersetzungsproblem wie oben. Nun begegnen wir noch der „Lilith“, welches die alte Version als „Nachtgespenst“ versteht. Wer ist „Lilith“?
„Lilith ist ein altorientalischer weiblicher Dämon sumerischer Herkunft. Wie in der späteren akkadischen Auffassung und in ihrem spätantiken Nachleben wird mit ihr eine negative Konnotation verbunden.“3
Die Juden hatten eine gehörige Angst vor diesem Dämon:
„Eine weitere Charakteristik der Lilith findet sich sowohl in der Dämonenliste, als auch in diversen anderen Beschwörungsgeschichten, vornehmlich auf Zauberschalen: die Charakterisierung der Lil/Lilit-Dämonen als Incubus- bzw. Succubus-Dämonen, die des Nachts Menschen heimsuchen und auf vielfältige Art den Kindstod verursachen. In einer anderen Variante haust eine solche Lilith auf der Türschwelle und erschlägt oder erwürgt die Kinder.
Aufgrund dieser Idee wird Lilith als besondere Bedrohung im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und Neugeburt wahrgenommen.
Jüdische Textamulette mit den Namen der drei Engel Senoi, Sansenoi, und Semangelo sollten das Kind vor Lilith beschützen. Dies lässt sich auf die Geschichte Liliths zurückführen, in der Gott drei Engel schickt, um Lilith zurück zu Adam zu bringen. Sie sind in dieser Aufgabe ohne Erfolg, aber Lilith gibt zu, geschaffen worden zu sein, um Kindern zu schaden. Dabei verspricht sie, Kinder in Ruhe zu lassen, die den Namen oder das Antlitz der drei Engel mit sich tragen.“4
Ich sehe das durchaus als Volksaberglauben, aber haben solche Bräuche (Amulette, Schutzzauber) nicht doch einen realen Hintergrund, eine Angst vor einer realen dämonischen Gefahr? Lilith war für die Juden, aber auch für den biblischen Propheten, ein wirklicher Geist. „Nachtgespenst“ weist darauf hin, dass diese Mächte scheinbar gerade in der Nacht sehr aktiv sind. Incubus-Dämonen sind männliche Dämonen, die Albträume verursachen und Frauen sexuell bedrängen, Succubus-Dämonen sind das weibliche Pendant dazu.
Über den „Schrecken der Nacht“ lesen wir auch in der Bibel.
2 Schlachter 2000 Bibel, die ich hier meistens zitiere.
3https://de.wikipedia.org/wiki/Lilith#Lilith_als_Wüstenbewohnerin
4https://de.wikipedia.org/wiki/Lilith#Lilith_als_Wüstenbewohnerin
Ich gehe grundsätzlich gerne spätabends zu Fuß nach Hause, aber manche Strecken waren mir dabei unheimlich. Nicht, weil es dort gespukt hätte, sondern weil unsere Augen in der Nacht sich auf hell-dunkel konzentrieren und die für das Farbsehen zuständigen Zäpfchen der Netzhaut … kurz: Nachts sind alle Katzen grau, und wir sehen „gröber“. Und jetzt passiert etwas in unserem Gehirn: Es vervollständigt fragmentarische Bildinformationen aus dem Gedächtnis bzw. der Phantasie. So war dort ein Strauch bei einer Bank, und es sah für mich so aus, als säße dort ein Mann. Das erschreckte mich fürs erste.
Man nennt so etwas auch „Pareidolia“:
„Pareidolien sind das Resultat bewusst oder unbewusst hervorgerufener Fehldeutungen durch das menschliche Gehirn: Dieses neigt dazu, diffuse und scheinbar unvollständige Wahrnehmungsbilder und -strukturen zu vervollständigen und vertrauten Mustern und Formen anzugleichen. Dabei scheinen die Art und Gestalt der Trugbilder von der Erwartung des Gehirns abzuhängen.
Pareidolien unterscheiden sich von Apophänien5 und insbesondere von Halluzinationen dadurch, dass sie zum einen willentlich gesteuert werden können, und zum anderen auch dann nicht verschwinden, wenn man das vermeintliche Gesicht bzw. Objekt angestrengt beobachtet. Außerdem kann insbesondere eine natürliche Pareidolie (Wolke, Landschaftsformation) in der Regel von mehreren Personen gleichzeitig wahrgenommen werden.“6
Ich denke, dass diese Pareidolien aber auch auf einer Erwartungshaltung beruhen, die auf den uralten Menschheitserfahrungen vom „Schrecken der Nacht“ beruhen. In der Bibel lesen wir etwa folgende Zeilen:
„Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der bei Tag fliegt.“ (Psalm 91,5).
Es heißt nicht, dass es nichts zu fürchten gäbe; die Botschaft des Psalms ist, dass Gott unser Schutz und Bergungsort in solchen Situationen sei. Was aber ist der „Schrecken der Nacht“? Da gibt es den Eliphas, den Themaniter, einen Freund Hiobs, der etwas ganz Schauriges erzählt: