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Diesem umfangreichen und doch zu kurzen Buch liegt eine These zugrunde: Gott hat die Gemeinde in Jerusalem vollkommen geschaffen. Die Eckpfeiler dieser Vollkommenheit sind "die sieben Säulen der Weisheit". Um diese These zu belegen, leitet sie Alexander Basnar zuerst aus dem Alten Testament her, arbeitet sie aus dem Neuen heraus und fügt das Zeugnis der frühen Kirche hinzu. Doch das alleine wäre zu wenig; wir müssen auch verstehen, warum die Gemeinde verfallen ist, wie Restauration aussehen muss und warum die Reformation zu kurz gegriffen hat.
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Seitenzahl: 738
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Wo Gott eine Kapelle baut, da baut der Teufel eine Kirche daneben.
Martin Luther (1483-1546), Begründer der evangelischen Kirche
Wie viele atheistische Babys hat man schon aus Versehen - oder gar mit Absicht! - getauft?
Gregor Brand (* 1957), deutscher Schriftsteller
Die Kirche ist wie ein zu oft renoviertes Haus. Es wäre gut die alten Anstriche abzunehmen, damit man sieht was ursprünglich darunter gesteckt hat.
Anke Maggauer-Kirsche (* 1948), deutsche Lyrikerin
Vorwort
Einleitung
Die rettende Arche
Errettung für eine neue Welt
Die Arche ist Christus
Die Arche ist die Gemeinde
So, wie Gott es befohlen hatte
Ein sinnvoller Bauplan
Ein geistlicher Bauplan
Der sündlose Christus
Die sinnvolle und geistliche Gemeinde
In Sems Zelten wohnen
Der Segen ist ein Lohn, der Fluch normal
Die Bekehrung der Heiden
Sem ist Christus
Ein königliches Priestertum
Christus, der Eckstein
Lebendige Steine
Das auserwählte, heilige Volk
Ein heiliges Priestertum
Vollkommen auf vollkommener Grundlage
Ein verzehrendes Feuer
Die wohlgefälligen Opfer
Die sieben Säulen der Weisheit
Die ewige Weisheit als Mitschöpfer der Welt
Der Schöpfer der Welt ist auch der Baumeister Seiner Gemeinde
Die Weisheit ruft
Die sieben Säulen
Die Lehre der Apostel
Mit aller Kraft festhalten
Vom Herrn empfangen und überliefert
Die volle apostolische Lehre
Die richtige Bibelauslegung
Wie steht es heute um die Lehre der Apostel?
Die Gemeinschaft
Die Trennung vom Alten
Drei Bilder der Gemeinschaft, die meist übersehen werden
Die Herde zusammenhalten
Keine Gemeinschaft mit dem Bösen
Die Gemeinschaft rein halten
Damit eure Freude vollkommen sei
Das Brotbrechen
Brotbrechen (und Empfehlungsbriefe)
Der Tisch des Herrn (und Altar)
Kommunion (und geistliche Speise)
Eucharistie (und reine Gemeinschaft)
Abendmahl (und Mahl des Herrn)
Siehe, ich stehe vor der Tür
Die Gebete
Vom Räucherwerk
Von den Zeiten
Mit Leib und Seele Beten
Einmütigkeit
Gebet als besonderer Dienst
Fasten und Beten
Tägliches Beisammensein
Epi to auto – am selben Ort beisammen
Die erste Gemeinde war Israel
Die Prophetenjünger
Täglich im Tempel
Täglich in den Häusern
Tägliche Gemeinschaft in der frühen Kirche
Wie aber soll das gehen?
Gemeinsame Mahlzeiten
Rettungs- und Lobopfer
Das Reich Gottes ist Essen und Trinken
Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken
Das Liebesmahl
Teilen der Güter
Was gehört uns schon?
Hausgenossen Gottes
Der ungerechte Mammon
Jeder gibt, wos’r kann und kriegt wos ihm not ist
Ananias und Saphira
Der arme Lazarus und der reiche Mann
Der untreue Haushalter
Das Zeugnis der frühen Kirche
Die Gemeinde und der Faktor Mensch
Eigene Weisheit
Falscher Beifang durch falsches Fischen
Zweierlei Mass für Zweierlei Christen?
Das Fleisch des Christen
Die Verweltlichung der Gemeinde
Die Busse der Gerechten
Die Tränen Jeremias
Esras Verzweiflung und Buße
Nehemias Schmerz und Eifer
Ein Bussgebet
Der Wiederaufbau der Gemeinde
Warum so wenige?
Der Altar wird aufgebaut
Der Tempelbau
Von halben Bekehrungen und den Mönchen
Die moderne Frömmigkeit am Vorabend der Reformation
Was Luther wusste, aber die Täufer taten
Anregung zum Leben als Hausgemeinden
Die Hausgemeinde
Vorwort
Die rechte Gesinnung
Bibelstudium
Gebet
Lehre
Versammlung
Taufe
Abendmahl
Gemeinschaft in den zeitlichen Gütern
Ermahnung, Ordnung, Unterordnung
Das Ringen um Einheit
Fußwaschung
Herzliches Grüßen
Absonderung im Lebenswandel und der äußeren Erscheinung
Nachwort
Epilog
Literaturverzeichnis
Index der Schriftstellen, Personen und Zitate
Die herausfordernden Zitate eingangs weisen in eine gemeinsame Richtung: Der Teufel als der „Affe Gottes“ (auch von Luther) hat zahllose Gegenentwürfe zur Gemeinde Jesu ins Dasein gebracht; der Unsegen der Kindertaufe überflutete die Kirche mit Atheisten; und viel zu oft wurde das Haus Gottes renoviert – was steckt eigentlich unter all den Schichten menschlicher Ausbesserungsarbeiten?
Diesem sehr umfangreichen und noch zu kurzen Buch liegt eine These zugrunde, der ich im Detail nachspüren wollte: Gott hat die Gemeinde in Jerusalem vollkommen geschaffen. Die Eckpfeiler dieser Vollkommenheit sind „die sieben Säulen der Weisheit“, wie ich sie in Anlehnung an Spr 9,1 nenne. Um diese These zu belegen, leite ich sie zuerst aus dem Alten Testament her, arbeite sie aus dem Neuen heraus und füge das Zeugnis der frühen Kirche hinzu. Doch das alleine wäre zu wenig; wir müssen auch verstehen, warum die Gemeinde verfallen ist, wie wahre Buße aussieht und warum die Reformation zu kurz gegriffen hat.
Am Ende muss es auch praktisch werden, indem aufgezeigt wird, wie man Schritte setzen kann, durch welche die ursprüngliche Vollkommenheit zumindest in ihren Grundzügen wieder hergestellt werden kann. Das Buch steht in der Tradition der Täuferbewegung und stellt gewissermaßen die Grundzüge einer taufgesinnten Ekklesiologie (Gemeindelehre) vor, und zwar durchaus in kritischer Abgrenzung von der Reformation Martin Luthers und Ulrich Zwinglis. Ein Index mit ca. 890 Bibelstellen und Quellenangaben am Ende des Buches soll helfen, einen Überblick über die Gewichtung der Argumentation zu gewinnen und gezielt Texte nachzuschlagen.
Ein besonderer Dank gebührt an dieser Stelle Andrea und Michael Eichhorn von der Gemeinde in Hermagor, die nicht nur die Arbeit des Korrekturlesens übernommen haben, sondern auch wertvolle Anmerkungen machten.
In diesem Sinne empfehle ich die folgenden Seiten jedem, der von Herzen dem Herrn Jesus Christus und dem Beispiel der Urgemeinde folgen will. Möge Gott dadurch geehrt werden!
Welcher Christ wäre nicht gerne in einer vollkommenen Gemeinde? Und wieviele Klagen gibt es nicht über die eigene Gemeinde? Und meistens erhält man als tröstendes Wort: „Schau her, wenn du einer vollkommenen Gemeinde beitrittst, dann wäre sie ja nicht mehr vollkommen.“ Sind wir nicht alle unvollkommen? Ja und nein.
In diesem Buch gehe ich davon aus, dass alles, was Gott erschaffen hat, von Anfang an vollkommen war. Der gegenwärtige Zustand der Schöpfung ist die Folge des Sündenfalls, durch den wir die Vollkommenheit verloren haben. Auch die Gemeinde war zu Pfingsten eine vollkommene neue Schöpfung. Der gegenwärtige Zustand der Gemeinde ist jedoch die Folge von Unachtsamkeit und Sünde. Der Glaube, die apostolische Lehre, die Reinheit in Christus wurden nicht bewahrt. Wenn sie aber nicht bewahrt wurde, bedeutet das, dass sie von Anfang an da war.
Auch wir selbst sind mit der neuen Geburt neu gemacht: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (2.Kor 5,17). Erkennen wir es? Alles ist neu geworden! Wir werden nicht schrittweise neu, wir haben Christus angezogen (Gal 3,27), der in allem makellos vollkommen ist. Unsere Vollkommenheit, wie die der Gemeinde, ist Christus, und von diesem Blickwinkel betrachtet, verstehe ich die Gemeinde und den einzelnen Christen.
Die Praxis? Christus muss in uns persönlich Gestalt annehmen (Gal 4,19), wir müssen leben, was wir in und durch Ihn sind. Hier gibt es mehrere falsche Positionen:
Die einen mühen und plagen sich, um Christus zu erlangen, um schrittweise vollkommen und heilig zu werden, und sie sagen damit aus, dass sie unvollkommen sind. Aber immerhin, sie ringen darum, und ihre Leben sind von tiefem Ernst gekennzeichnet, jedoch oft weniger von erlöster Freude.
Andere finden sich aufgrund ihrer Versagen und ihrem nicht Loskommen von Sünde mit ihrer Unvollkommenheit ab und reden sich ein: „Wir leben ja alle aus der Gnade – niemand ist (und wird je) vollkommen.“ Sie wirken oft erstaunlich gelöst und freudig, obwohl sie das Ziel der Besserung des Lebens verfehlen, und scheinen Gottes strenge Ermahnungen dazu nicht ganz ernst zu nehmen.
Es gibt christliche Klassiker wie Watchman Nee
1
und moderne Bestsellerautoren wie Andrew Farley,
2
die wohl erkennen, dass wir in Christus tatsächlich vollkommen gemacht sind, die Gnade Gottes jedoch dahingehend missverstehen, als geschehe die Heiligung ganz von selbst und ohne Anstrengung. Das führt zu einer großen Anfangseuphorie, aber zu wenig Frucht und nach der Ernüchterung nicht selten zu der vorigen Haltung.
Die biblische Haltung ist nüchtern und weiß um beide Seiten, den Stand und den Zustand. Ab dem Zeitpunkt unserer tatsächlichen3 Wiedergeburt, wenn wir den Taufbund angenommen haben und uns das gute Gewissen geschenkt ist (1.Petr 3,21), sind wir völlig rein. Heiligung besteht nun darin, diese Reinheit zu bewahren und auszuleben. Darum heißt es: „Verwirklicht4 eure Rettung mit Furcht und Zittern!“ (Phil 2,12), und nicht: „Arbeitet hart daran, damit ihr irgendwann einmal am Ende vielleicht errettet werdet.“ All das geschieht im Zusammenwirken der Kraft des Heiligen Geistes mit unserem Gehorsam. Wir sind zu 100% verantwortlich für das Bewahren unserer Stellung in Christus und zugleich zu 100% abhängig von Seiner Kraft. Das ist diese Wechselwirkung, die auch im Gleichnis vom Weinstock gilt (Joh 15,1-10).
In derselben Weise ist von der Gemeinde zu reden. Auch die Gemeinde ist von Beginn an vollkommen. Darum ist gerade die Beschreibung der Gemeinde zu Beginn der Apostelgeschichte der Leitstern, an dem wir5 uns orientieren. Manche antworten auf die Suche nach der Urgemeinde mit (vielleicht enttäuschtem) Sarkasmus: „Welche Gemeinde meinst du denn? Die in Korinth, die in Antiochien oder die in Jerusalem?“ Damit soll ausgesagt werden, die vollkommene Gemeinde habe es nie gegeben. Doch die Gemeinde ist der Leib Christi – ist Christus etwa unvollkommen? Wenn Paulus uns mahnt, die Einheit des Geistes im Band des Friedens zu bewahren (Eph 4,3-6), so setzt das auch voraus, dass diese Einheit in Frieden zu Beginn vorhanden war, denn sonst hätten sie diese friedliche Einheit erstreben müssen. So muss auch die Gemeinde von der Vollkommenheit Christi her verstanden werden, die sich nicht erst entwickelt, sondern von Beginn an gegeben ist.
Leider haben weder wir selbst nach der Taufe, noch die Gemeinde nach Pfingsten ihre Stellung unbefleckt bewahrt. Folglich gilt uns immer wieder der Ruf des Herrn Jesus aus den Sendschreiben: „Tut Buße!“, sowie die Warnung: „Wenn ihr nicht Buße tut, so …“ – nicht auszudenken, was es im Extremfall bedeutet, wenn es heißt: „Denn wenn sie durch die Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entflohen sind, aber wieder darin verstrickt und überwunden werden, so ist der letzte Zustand für sie schlimmer als der erste. Denn es wäre für sie besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, als dass sie, nachdem sie ihn erkannt haben, wieder umkehren, hinweg von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot.“ (2.Petr 2,20-21). Und an anderer Stelle, bezogen auf die Gemeinde: „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, wie wird das Ende derer sein, die sich weigern, dem Evangelium Gottes zu glauben? Und wenn der Gerechte nur mit Not gerettet wird, wo wird sich der Gottlose und Sünder wiederfinden?“ (1.Petr 4,17-18).
In der festen Überzeugung der Notwendigkeit der biblischen Gemeinde zur Erlangung des Ziels unserer Errettung, habe ich mich also entschlossen, ihre Vollkommenheit vorzustellen. Die Eingangskapitel behandeln vier alttestamentliche Bilder, welche Christus und die Gemeinde in ihrer Vollkommenheit und erlösenden Kraft beschreiben. Den Hauptteil machen die sieben Säulen der Gemeinde aus, die zu gegebener Zeit vorgestellt werden. Die Grundlage aller Ausführungen ist das vollkommene Wort, welches Christus ist (Joh 1,1) und in der Lehre der Apostel überliefert wurde, in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, welches der Herr und Seine Apostel gebrauchten, der Septuaginta,6 sowie in den Schriften des Neuen Testaments nach dem Mehrheitstext,7 sowie in den Zeugnissen der frühen Kirche über das Leben, Wirken und die Lehre der Apostel, wie sie die ersten Gemeinden praktiziert haben.8 Die Gründe für diesen Zugang werden im Text an gegebener Stelle dargelegt.
In diesem Sinne empfehle ich dieses Buch jedem, der in diesen Worten angesprochen ist:
„Wir reden allerdings Weisheit unter den Vollkommenen; 9 aber nicht die Weisheit dieser Weltzeit, auch nicht der Herrscher dieser Weltzeit, die vergehen, sondern wir reden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor den Weltzeiten zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat, die keiner der Herrscher dieser Weltzeit erkannt hat – denn wenn sie sie erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt –, sondern, wie geschrieben steht: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem Menschen ins Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben«.“ (1.Kor 2,6-9)
Solang‘ noch zwei im Glauben steh‘n
Die Weisheit hat ihr Haus gebaut,
die Torheit riss es nieder;
Zertrümmert liegt es hier im Staub,
wer kommt und baut es wieder?
Wer lädt erneut zu ihrem Mahl,
wird Brot und Wein bereiten?
Wer macht sich auf zum Säulensaal
und lässt vom Ruf sich leiten?
Wohl dem, der Babylon verlässt,
um dieses Haus zu bauen,
am Zionsberg den Grundstein setzt
in kühnem Gottvertrauen!
Solang‘ noch zwei im Glauben steh’n
und drei dem Heiland dienen,
wird Gottes Haus stets neu ersteh‘n,
aus klagenden Ruinen.
Alexander Basnar
Wien, im Februar 2018
„Durch Glauben baute Noah, als er eine göttliche Weisung empfangen hatte über die Dinge, die man noch nicht sah, von Gottesfurcht bewegt eine Arche zur Rettung seines Hauses; durch ihn verurteilte er die Welt und wurde ein Erbe der Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens.“ (Heb 11,7)
„Und Noah machte alles, was Gott der Herr ihm befohlen hatte. So machte er es.“ (1.Mose 6,22)
1 „Das normale Christenleben“, Watchman Nee, Der Strom, Stuttgart 1995 – er schreit: „Jedesmal, wenn der Herr etwas von mir verlangt, wende ich mich an ihn, damit er in mir tut, was er von mir fordert. Wir sollen es nicht selbst versuchen, sondern ihm vertrauen, nicht kämpfen, sondern in ihm ruhen.“ (S 156). Nee und die, die ihm glauben, geben ihre Verantwortung für die Heiligung an Gott ab. Wer sich vor Augen hält, wie oft in der Schrift vom Kämpfen, Ringen und die Sünde Fliehen die Rede ist, weiß, dass Watchman Nee eine verführerisch angenehme Lüge lehrt.
2 „Das nackte Evangelium“, Andrew Farley, Grace Today 2009 – er schreibt: „Wenn wir einfach so leben könnten, als wären wir wir selbst, und dabei würde auch noch Christus durch uns leben? Und das alles, ohne dass es uns etwas kostet?“ (S 39). Der erste Satzteil stimmt in etwa, aber der zweite ist Illusion: Es kostet uns im Gegenteil sehr viel. Das ist der Irrtum, die Illusion, welcher diese Autoren und ihre begeisterten Leser erlegen sind.
3 Ich fürchte, viele reden sich nur ein „wiedergeboren“ zu sein, vor allem, da die Bibel nirgends eine „Übergabegebets-Wiedergeburtslehre“ lehrt. Die neue Geburt ist nicht das Glücksgefühl, welches man nach solch einem Gebet verspürt haben mag. Sie ist denen verheißen, die aufrichtig von ihrer Sünde umgekehrt sind und sich zur Vergebung der Sünden taufen ließen. Die Kindertaufe hat überhaupt weder Grund noch Verheißung in der Schrift – siehe dazu mein Buch „Nichts für kleine Kinder. Die Taufe erklärt für Erwachsene.“ FDGC Wien, Books on Demand 2010
4 Κατεργάζομαι [katergazomai]: vollbringen, vollenden, bereiten, tun, zustande bringen (nach Menge). Herbert Jantzen erklärt im Anhang zu seiner Übersetzung des NT: „D.h.: erwirkt, bringt zu Ende eure eigene Rettung; arbeitet sie aus, kultiviert sie. Das Verb wird ursprünglich für landwirtschaftliche Tätigkeiten und zur Beschreibung der Bearbeitung von Werkstoffen gebraucht.“ – also die in Christus empfangene Vollkommenheit in die Praxis umsetzen.
5 Wir, das sind die Gemeinden, welche der Täuferbewegung entstammen, welche 1525 in Zürich begann und radikal die Gemeinde nach dem Neuen Testament wieder herstellen wollte. Sie kamen für ihre Zeit und Umstände (schwerste Verfolgung) erstaunlich weit dabei, doch wollen wir nicht bei ihren (Zwischen-)Ergebnissen stehen bleiben, sondern ergänzen, was wir noch als Mangel sehen. Mögen andere ergänzen, was sie bei uns als Mangel erkennen.
6 Ich verwende hier die deutsche Übersetzung der Septuaginta, passe aber die wesentlichen Namen den gängigen Schreibweisen an.
7 Hier verwende ich die Schlachter 2000, die leider nicht immer richtig übersetzt. Wo ich korrigiere, erwähne ich das in den Fußnoten. Wichtige griechische Begriffe gebe ich nach dem Wörterbuch von Hermann Menge ebenfalls in den Fußnoten.
8 Hierzu zitiere ich aus der Bibliothek der Kirchenväter, welche von der Universität Fribourg online zur Verfügung gestellt wurde: https://www.unifr.ch/bkv/
9 Schlachter hat das Wort τέλειος [teleios] mit „Gereifte“ übersetzt. Ich folge hier aber der Elberfelder und der King James Bible. Menge bietet folgende Bedeutungen: Vollendet, beendet, erwachsen, reif, vollzählig, makellos, endgültig, unumstößlich, vollendet, erfolgreich. Im Licht des oben Gesagten sind wir bereits vollkommen gemacht in Christus, und auch Paulus spricht die in der Praxis so mangelhafte Korinther Gemeinde in ihrer Stellung an: „Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes.“ (1.Kor 6,11). Was die tatsächliche Reife betrifft, hätte er in Korinth wohl nur sehr wenige Adressaten gefunden.
Ein Buch über die Gemeinde mit der Arche Noah zu beginnen, mag verwundern. Für viele ist die Gemeinde im Wesentlichen nicht mehr als ein Ort der Anbetung, Unterweisung und Gemeinschaft, während die Arche ein Mittel der Rettung war. Zu weit geht ihnen daher der Gedanke, die Gemeinde sei „heilsnotwendig“. Was ist dann aber heilsnotwendig? Der Glaube, der rechtfertigt, würden sie antworten. Was lesen wir aber bei Noah in Heb 11,7? Er erlangte die Glaubensgerechtigkeit, indem er die Arche baute.
Die Arche war zudem nicht nur für seine eigene Rettung, sondern für die seiner engeren Familie, sowie aller Tiere, die im Wasser nicht überleben konnten. Die Arche war für alle Beteiligten absolut heilsnotwendig, ohne den Bau der Arche wäre Noah trotz seines Glauben und seiner Gerechtigkeit abgesoffen wie jeder andere Sünder auch. Und mit ihm alle, die durch seinen Glaubensgehorsam gerettet hätten werden sollen. Noahs Arche war also nicht allein zu seiner eigenen Rettung notwendig, sondern auch zur Rettung der anderen, die Gott erwählte. Welchen Zweck verfolgte Gott mit dieser Auswahl? Er wollte alle geschaffenen Arten und die Menschheit als solche retten; nach der Flut sollten die geretteten Paare sich mehren und die Erde neu bevölkern.
Gottes Heilsplan war nie nur auf die Erlösung der Einzelnen beschränkt; seit jeher hatte er stets Größeres im Blick: Ein Volk (1.Mose 12,2), ein Königreich (2.Mose 19,6), alle Geschöpfe (Röm 8,19-22), sogar den Himmel und die Erde, die Er erneuern will (Offb 21,1). Er spricht von der Wiederherstellung aller Dinge (Apg 3,21), und das bedeutet nicht, dass bereits jetzt alles kaputt und zerstört ist. Vielmehr soll alles in einem letzten Weltenbrand aufgelöst werden:
„Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen. Da nun dies alles aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch auszeichnen durch heiligen Wandel und Gottesfurcht, indem ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden! Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ (2.Petr 3,10-13).
Im Gegensatz zur Sintflut geht es dem Herrn bei der Gemeinde nicht darum, alle Tierarten zu retten, sondern Menschen aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen (Mat 28,18-20; Offb 7,9). Die Gemeinde ist das Mittel, das Gott benützen will, diesen Heilswillen zu verwirklichen. Die Gemeinde sendet Missionare aus, und jeder, der dem Evangelium glaubt und Buße tut, ist nicht allein deshalb schon errettet. Er muss auch getauft und der Gemeinde hinzugetan werden (Apg 2,36-41). Petrus vergleich die Geschichte Noahs mit der Taufe: „Gottes Langmut [wartete] einstmals in den Tagen Noahs [zu], während die Arche zugerichtet wurde, in der wenige, nämlich acht Seelen, hindurchgerettet wurden durch das Wasser, welches jetzt auch uns in einem bildlichen Sinn [w. als Gegenbild] rettet in der Taufe, die nicht ein Abtun der Unreinheit des Fleisches ist, sondern das Zeugnis eines guten Gewissens vor Gott durch die Auferstehung Jesu Christi.“ (1.Petr 3,20-21)10
Das Wasser rettet nicht, es tötet. Wesentlich ist, wie wir durch das Wasser hindurchkommen, ohne zu sterben. Die richtige Antwort ist Christus. Sind wir in Ihm, mit Ihm einsgemacht, dann können uns die Wasser des Gerichts nicht schaden. Es ist also etwas unscharf, wenn man sagt, die Wassertaufe rette, als käme es auf das Wasser an. In der Wassertaufe kommt es auf Christus an! Paulus sagt: „Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.“ (Röm 6,3-5). So wie die Bundeslade zuerst in den Jordan stieg und sich so die Wasser bis zur Stadt Adam stauten (Jos 3,16: ein Sinnbild für den Tod, der mit Adam begann), so müssen auch wir Christus in die Taufe folgen, der, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen, ebenso getauft wurde (Mat 3,15).
In Christus getauft zu sein, bedeutet aber auch, in Seinen Leib hinein getauft zu sein (1.Kor 12,13)! Ein Christ ist daher immer ein Glied in Gemeinschaft mit den anderen Gliedern an Seinem Leib (1.Kor 12,12), eine Rebe in Gemeinschaft mit anderen Reben an dem einen Weinstock (Joh 15,1-10), ein Zweig in Gemeinschaft mit anderen Zweigen an dem einen Ölbaum (Röm 11,17-24). Wir alle sind Weizenkörner in Gemeinschaft mit den anderen Weizenkörnen in einem Brot zu sein: „Wie dieses gebrochene Brot auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht eins wurde, so möge Deine Gemeinde von den Enden der Erde zusammengebracht werden in Dein Reich; weil Dein ist die Ehre und die Macht durch Jesus Christus in Ewigkeit.“ (Didaché 9,4;11 vgl. 1.Kor 10,17).
Die rettende Arche ist Christus, und sie ist zugleich die Gemeinde, die Sein Leib ist.
Noah war von Furcht bewegt (Heb 11,7). Er war gewiss unter Druck, besorgt, belastet durch die immense Aufgabe, betrübt über das Schicksal so vieler Menschen, entsetzt über die Gleichgültigkeit seiner Zeitgenossen, die es nicht beachteten, dass er durch den Bau der Arche ihren Lebenswandel verurteilte. Sie aßen und tranken, heirateten und verheirateten (Mat 24,37-39), man könnte ergänzen: ließen sich scheiden und heirateten wieder, so als ob alles ewig so weiterginge. Gott wartete zu in Seiner Langmut (1.Petr 3,20), Noah baute vor aller Augen die Arche, die Sünder blieben ohne Entschuldigung, denn obwohl Noah ein Verkündiger der Gerechtigkeit war (2.Petr 2,5), missachteten sie die Verkündigung. So verhärtet waren sie damals, und ebenso verhärtet werden sie in den letzten Tagen sein. Doch Noah baute streng nach Plan und wagte gerade aufgrund der offenbarten kompromisslosen Härte des Gerichtes nicht, auch nur einen Millimeter vom Bauplan abzuweichen; von Furcht bewegt.
Gott gab Länge, Breite, Höhe, Material, Ausführung und Raumaufteilung bekannt (1.Mose 6,14-16). Um sich die Dimensionen vorzustellen: „Setzt man die Elle mit nur 44,5 Zentimetern an (andere Einschätzungen der alten Elle liegen bei 56 oder 61 Zentimetern), dann wäre die Arche 133,5 Meter lang, 22,3 Meter breit und 13,4 Meter hoch gewesen. Dadurch hätte die Arche einen Bruttoraumgehalt von fast 40.000 Kubikmeter gehabt und wäre fast halb so lang gewesen wie der Ozeandampfer Queen Elizabeth 2. Ein solches Schiff hätte schätzungsweise in etwa die gleiche Wasserverdrängung wie der 269 Meter lange Ozeanriese des 20. Jahrhunderts, die Titanic. Sie hatte dem biblischen Bericht zufolge, da sie von innen durch zwei zusätzliche Böden verstärkt war, drei Decks und verfügte dadurch über eine Bodenfläche von ungefähr 8.900 Quadratmeter.“12
Noah sollte die Arche innen und außen mit Pech abdichten (1.Mose 6,14). Die LXX hat hier unser bekanntes Wort „Asphalt“ (asphaltos), welches die Grundbedeutung von etwas Festem, nicht Wankenden hat. Das zugrundeliegende hebräische Wort ist noch interessanter: „Kopher“ hat neben Pech oder Asphalt auch die bildliche Bedeutung eines Lösegeldes (2.Mose 21,30; Hiob 33,24 u.v.a.). Der Bauplan ist also nicht nur praktisch, sondern vermittelt uns im Hinblick auf den Herrn Jesus geistliche Einsichten.
Was macht unsere Erlösung so sicher? Das Lösegeld, mit dem sie gewissermaßen abgedichtet ist. Dass unser Heil durch das Blut Jesu wasserdicht ist, wird also im Bauplan der Arche angedeutet, die ja ihrerseits ein Bild auf Christus ist. Aber darüber hinaus:
Dass vom Bauplan nicht abgewichen werden durfte, erinnert an die Perfektion des Herrn Jesus. So sprach Er zum Vater: „Dann sprach ich: Siehe, ich komme, in einer Buchrolle steht von mir geschrieben: deinen Willen, mein Gott, zu tun, das habe ich mir vorgenommen, und dein Gesetz zu tun mitten in meinem Leib.“ (Ps 39[40],8-9). Der Herr Jesus lebte nach den Anweisungen Gottes, ohne links oder rechts davon abzuweichen. Er verstand dabei nicht nur den Buchstaben des Gesetzes, sondern auch seine tiefere (eigentliche) Bedeutung, wodurch Seine Gerechtigkeit die der Pharisäer und Schriftgelehrten weit übertraf (Mat 5,20). Niemand konnte Ihm auch nur eine Sünde vorwerfen (Joh 8,46).
Wir stehen stets in Gefahr von beiden Seiten vom Pferd zu fallen, und von beiden Seiten schlägt man gleich hart auf. Zum einen sagen wir zurecht, der Buchstabe an sich sei es nicht, um den es geht, sondern der geistliche Aspekt. Daraus folgern wir jedoch fälschlicherweise, äußere Gebote gering achten zu dürfen, denn der Herr sehe ja nur auf das Herz (1.Sam 16,7). So hätte Noah die Arche aber nicht bauen können; es kam nicht nur auf die Gesinnung seines Herzens an, sondern auch auf die Genauigkeit in der Ausführung. Andererseits ist die reine buchstäbliche Genauigkeit auch nicht alles, denn Gott hat bewusst in die Buchstaben Christus hineinverwoben, den wir darin erkennen sollen. Die Mitte der Schrift ist stets Christus, dem wir nacheifern sollen.
Weil all das so ist, dürfen wir zwei Schlüsse ziehen: Die Gemeinde ist in all ihren gottgegebenen Satzungen zutiefst sinnvoll und praktisch; wer die Gemeinde so baut und ordnet, wie Gott es angeordnet hat, der wird nicht fehl gehen und etwas Bleibendes und Heilbewirkendes errichten. Die Gemeinde ist in allem aber auch der Leib Christi und nicht lediglich eine optimale Organisationsform religiösen Lebens; die Gemeinde ist durchdrungen vom Leben Christi, und alle Ordnungen, die Gott der Gemeinde gegeben hat, bringen dieses Leben zur Geltung.
Es gibt keine Abweichung von der Ordnung der Gemeinde, die sich nicht unmittelbar auf die Wirksamkeit des Lebens Jesu in der Gemeinde auswirkt, wie es sich durch den heiligen Geist äußert. Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: Der Herr Jesus gebot Seinen Jüngern die Fußwaschung (Joh 13). Die wenigsten Gemeinden praktizieren diese, wodurch aber ein Aspekt des gegenseitigen Dienens verloren geht, ein Aspekt und Ausdruck des Lebens des Herrn Jesus. Andere praktizieren die Fußwaschung, jedoch in einem traditionellen Ritual, wo bei vielen das Herz nicht dabei ist. Auch hier fehlt das Leben Christi im Tun des Gebots. Beides ist aber wichtig: Das Tun all dessen, was der Herr der Gemeinde geboten hat, ohne aber zu übersehen, dass dadurch der Herr Jesus in uns wirken und zunehmen soll, indem wir in Sein Bild verwandelt werden. Kaum eine Handlung führt dies eindrücklicher vor Augen als die Fußwaschung, wo wir ganz bewusst Seine Position der Niedrigkeit symbolhaft einnehmen und annehmen.
Es ist also nicht egal, wie wir Gemeinde bauen. Wir haben uns eng und verbindlich an Gottes Bauplan zu halten, sollen diesen aber wie die Anweisungen zum Bau der Arche lesen und erkennen, dass es um Christus geht. Umso heiliger und ernsthafter werden wir das Werk vorantreiben.
Hutterischer Bruderhof in Sabatisch (Sobotiste), Slowakei
Als die hutterischen Brüder, taufgesinnte Christen, die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich vertrieben worden waren, in der Ukraine durch eine Krise gingen, gaben sie ihr Leben in Gütergemeinschaft auf. 1857 wurde Michael Waldner zum Prediger erwählt. Andreas Hofer, ein kanadischer Hutterer, schreibt über ihn: „Und weil Gott Lust und Lieb hat wieder die Gemeinschaft anzufangen, ließ er den Michael in eine Krankheit fallen; wo Gott ihm ließ durch einen Engel in einer Erscheinung herum führen. Zum ersten zeigte er ihm eine große Schar Engel, die unaussprechlich schön sangen. Zum andern zeigte er ihm die Hölle und die Verdammten und was für eine Pein sie dort zu erwarten haben. Da fragte er den Engel: Wo wird denn mein Ort sein? Da sagte der Engel: Kannst du mir einen zeigen, der außer der Arche ist erhalten worden? Dann wusste er bald die Meinung und fing an ärger (eifriger) zu suchen die Gemeinschaft wieder anzufangen.“ (Hofer, Geschichte der Vorväter, S. 139)
„Möge Gott Japheth weiten Raum geben; und er soll sich in den Zelten des Sem niederlassen. Und Kanaan soll ihr Sklave werden!“ (1.Mose 9,27)
10 Die Übersetzung der Schlachter 2000 halte ich für aus dogmatischen Gründen heraus verfremdet, da die Übersetzer den Eindruck vermeiden wollten, als rette die Taufe. Die Sintflutgeschichte insgesamt ist ein Bild (typos), welches durch das Gegenbild (antitypon) der Taufhandlung entschlüsselt wird. So wie die Arche rettete, rettet uns jetzt Christus in der Taufe. Weil das „welches“ ein Neutrum ist, beziehen es viele auf das Wasser, das (ebenfalls Neutrum) unmittelbar davor steht. Das Wasser rettet aber nicht, es tötet! Antitypon ist allerdings auch Neutrum, und ganz natürlich ließe sich übersetzten: „…durch Wasser gerettet wurden, welches Gegenbild auch euch jetzt errettet …“ (Elberfeder 1905), wobei die ganze Geschichte davor insgesamt als typos verstanden wird, nicht bloß ein Element daraus.
11 Frühchristliche Gemeindeordnung aus Syrien, um 70-80 n.Chr.)
12https://de.wikipedia.org/wiki/Arche_Noah#Tora (11.1.2018)
13https://de.wikipedia.org/wiki/Arche_Noah#Altorientalische_Parallelen (11.1.2018)
Die peinliche Situation Noahs, die diesem Segen und Fluch vorangingen, wollen wir hier wie Sem und Japhet bedecken. Es genügt, dass Ham seinen Vater entehrt hatte. Der Segen und Fluch, den Noah nun ausspricht, hat aber sehr viel mit uns zu tun.
Ham wurde verflucht14 und zum Sklaven seiner Brüder degradiert; erfüllen sollte sich dies vor allem in Kanaan, dessen Land den Nachkommen Abrahams gegeben werden sollte. Darum wird der Fluch besonders auf diesen Nachkommen eingegrenzt. Vielleicht denken wir uns, das sei unfair, denn Kanaan konnte ja nichts dafür. Andererseits ist niemand vor Gott zu entschuldigen, denn auch unmittelbar nach der Flut konstatierte Er: „Ich werde nicht noch einmal die Erde verfluchen wegen der Taten der Menschen, weil das Denken des Menschen ganz versessen auf das Böse ist, von Kindheit an.“ (1.Mose 8,21). Der Fluch über die gefallene Schöpfung bleibt freilich bestehen; Gott wird jedoch keine Sintflut mehr kommen lassen. Das menschliche Herz wird durch ein Gericht nicht verändert; die Sintflut änderte nichts an der Bosheit des menschlichen Herzens. Dieses wird allein durch Gnade gebessert (vgl. Heb 13,9). Diese Gnade ist wiederum die Antwort Gottes auf Umkehr oder aufrichtiges Suchen Gottes (Hos 10,12), wobei die Güte Gottes uns zur Umkehr leitet (Röm 2,4).
Der Fluch ist aufgrund der Sünde also normal für alle Menschen; verdienterweise! Es ist der Segen, der außergewöhnlich ist. Dieser war hier die Folge einer guten Tat Sems und Japhets; ebenso wie die Rettung Noahs die Folge seiner Gerechtigkeit war (1.Mose 7,1). Dem Fluch und dem Gericht kann tatsächlich jeder Mensch entgehen, der Gott im Glauben ernsthaft sucht. Auch die Kanaaniterin Rahab, war nicht rettungslos im Fluch ihres Stammvaters gefangen: „Ist nicht ebenso auch die Hure Rahab durch Werke gerechtfertigt worden, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Weg entließ?“ (Jak 2,25). Gott freut sich nicht über den Tod des Sünders, sondern ersehnt dessen Umkehr, damit er lebe (Hes 33,11).
Der Segen ist somit doch wieder allen zugänglich, die sich bekehren; der Fluch über Kanaan hingegen ein prophetisches Urteil über alle Unbußfertigen. Schließlich trifft der Segen über Japhet und Sem ja auch nicht automatisch alle leiblichen Nachkommen der beiden, sondern wiederum nur jene, die deren Beispiel folgen. Was war ihr Beispiel? Die entschlossene Ernsthaftigkeit, ihren Vater zu ehren, oder anders gesagt, im übertragenen Sinn: gelebte Gottesfurcht.
Das tiefere Geheimnis liegt jedoch in den Stammvätern selbst. Von Sem, das bedeutet „Name“, sollten später die Israeliten15 abstammen. Der Name, der über diesem Volk steht, ist der Name Gottes. Japhet ist der Stammvater der Nationen, v.a. Europas, Russlands, Asiens und Amerikas; Ham derer, die in Mesopotamien und Afrika wohnen (vgl. Stammtafel der Völker in 1.Mose 10).
Japhet wird in den Zelten Sems wohnen, heißt es, und das deutet die Bekehrung der Heidenvölker zum Gott Jakobs an, wie dies vielfach im Alten Testament vorausgesagt wird (1.Mose 49,10; Ps 22,28-29; Ps 117;
Jes 2,2-4; Amos 9,11-12 LXX), beginnend mit Abraham, in dessen Samen alle Völker gesegnet werden sollen (1.Mose 12,3). Paulus macht auf ein Detail aufmerksam, welches dieser Verheißung eine radikal andere Bedeutung gibt, als beim buchstäblichen Lesen zu erwarten ist, obwohl er den Buchstaben hier sogar extrem genau nimmt: „Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen«, als von vielen, sondern als von einem: »und deinem Samen«, und dieser ist Christus.“ (Gal 3,16).
Paulus zeigt uns, dass der Geist Gottes mit dieser Verheißung nicht meinte, dass Gott die Welt durch Israel segnen wolle, sondern durch den, der aus Israel hervorkommen soll, denn das Heil kommt aus den Juden (Joh 4,22). Wenn der Heilige Geist deshalb die uns schwer verständliche Aussage macht: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“ (Mat 2,15; Hos 1,11), die sich doch eindeutig auf Israels Auszug aus Ägypten bezieht, nun aber auf den Herrn Jesus angewandt wird, so bezeugt Er uns damit genau das: Israel als ganzes Volk ist ein Schatten auf Christus, den Sohn Gottes!
Wenn es nun also heißt, Japhet werde in den Zelten Sems wohnen, dann deshalb, weil Sem in diesem Segen Christus repräsentiert. Der Name, um den es also geht, ist der Name über alle Namen: „Und es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!“ (Apg 4,12).
In Seinen Zelten zu wohnen, bedeutet in Gemeinschaft mit Ihm beisammen zu sein, wie es der Psalm 133 besingt: „Siehe doch, was ist so schön und angenehm, wie wenn Brüder zusammen wohnen? Wie Salböl auf dem Kopf, das auf den Bart herabläuft, den Bart Aarons, das herabläuft auf den Saum seines Kleides. Wie Tau vom Hermon, der auf die Berge Zions herabläuft. Denn dort verfügte Gott den Segen und Leben bis in Ewigkeit.“ (Ps 132[133]).
Christus ist die rettende Arche. Christus lässt uns in Seinen Zelten wohnen. Dort ruht der Segen des ewigen Lebens. Das ist die Gemeinde!
„Der Segen über Japhet war dieser: „Gott möge es weit machen dem Japhet, er wohne im Hause Sems, Ham soll sein Knecht sein“. Folgendes ist seine Bedeutung: In der Fülle der Zeiten ließ Gott den vom Herrn Erwählten aus der Berufung der Heiden Segen erblühen, indem Gott die Berufung weit ausdehnte. So heißt es auch: „In alle Welt ist ihre Stimme ergangen, und bis an die Enden der Erde ihre Worte.“ Das „Weitmachen“ will ja die Berufung der Heiden sein, d. h. die Kirche. Und das: „er wohne im Hause Sems“, das bedeutet die Erbschaft von den Vätern in Jesus Christus durch Empfang des Rechtes der Erstgeburt.“ (Irenäus, Erweis der apostolischen Verkündigung , Kp. 21).
„Und jetzt, wenn ihr meine Stimme wirklich hört und meine Verfügung bewahrt, sollt ihr mir ein kostbares Volk von allen Volksstämmen sein. Mein ist nämlich die ganze Erde. Ihr aber sollt für mich ein königliches Priestergemeinwesen und ein heiliger Volksstamm sein.« Diese Worte sollst du den Israeliten sagen.“ (2.Mose 19,5-6)
14 Nach der orthodoxen Lesart der LXX in 1.Mose 9,25. Das ist stimmiger, da Ham der eigentliche „Täter“ war.
15 Eigentlich alle Semiten
Auch Paulus lehrt, dass wir Hausgenossen Gottes sind, aber was für ein Haus ist das? „So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“ (Eph 2,19-22). Mitbürger der Heiligen zu sein, bedeutet in Sems Zelten zu wohnen. Das Haus ist der Tempel des lebendigen Gottes, in welchem Christus der Eckstein ist. Es ist daher würdig und recht, bei diesem Eckstein zu beginnen:
Der Herr Jesus forderte die Pharisäer und Schriftgelehrten heraus: „Habt ihr noch nie in den Schriften gelesen: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen«? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt.“ (Mat 21,42-43). Mit diesen Worten deutet er einerseits an, dass das Reich Gottes den Nationen gegeben werde und Israel verworfen ist; andererseits zeigt Er auch, dass Er selbst der Ausgangspukt des neuen Tempels ist.
Er zitiert dabei aus Psalm 118, doch auch Jesaja spricht über diesen Eckstein: „Darum sagt der Herr so: Siehe, ich werde in die Fundamente Zions einen kostbaren, ausgewählten Stein einsetzen, einen wertvollen Eckstein in ihre Fundamente, und wer auf ihn vertraut, wird nicht zuschanden werden.“ (Jes 28,16) Jesaja spricht noch einmal von diesem Eckstein und sagt dabei auch den Unglauben Israels voraus: „… wird er dir zum Heiligtum, und ihr werdet ihm nicht begegnen wie einem Stolperstein oder einem Fall-Fels. Das Haus Jakob aber sitzt in einer Falle, und in einer Grube liegen, die in Jerusalem ansässig sind. Darum werden viele unter ihnen kraftlos sein und fallen und zerschmettert werden, und es werden sich nähern und gefangen genommen werden Menschen, die in Sicherheit sind.“ (Jes 8,14-15). Das ist die Stelle, die der Herr meinte, als er davon sprach, der Stein werde die Ungläubigen zermalmen. Der Satz, wie ich ihn zitiert habe, beginnt jedoch als zweiter Teil eines Bedingungssatzes, der zentral ist: „Den Herrn selbst heiligt, und nur er wird dein Schrecken sein! Und wenn du auf ihn dein Vertrauen setzt, …“ (Jes 8,13). Der Herr, Jahwe, soll geheiligt werden und wird so zum Heiligtum für die, welche Ihm vertrauen. Wir haben hier eine direkte Aussage zur Gottheit Jesu, welche der Verheißung über den Eckstein besonderes Gewicht verleiht.
Der Eckstein ist der erste Stein des neuen und ewigen Tempels. Als Moses die Stiftshütte bauen sollte, musste er sich am himmlischen Urbild orientieren und es exakt nachbilden, wie es ihm gezeigt wurde (Heb 8,5). Was sah er dort? Einen goldenen Leuchter? Decken vom Fell der Seekühe (2.Mose 26,14)? Einen Altar aus mühsam dem Gestein abgerungenem Erz? Nein, natürlich nicht! Er sah den, der den wahren Tempel bauen würde! Salomo hatte die Weisheit und die Einsicht, dies zu erkennen: „Wird denn Gott wirklich mit Menschen auf der Erde wohnen? Wenn der Himmel und der Himmel des Himmels nicht für dich reichen werden, wie auch nur dieses Haus, das ich für deinen Namen gebaut habe?“ (1.Kön 8,27). Das war der Skandal, den Stephanus verursachte, der auch zu seiner Steinigung führte: „Doch der Höchste wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: »Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen, spricht der Herr, oder wo ist der Ort, an dem ich ruhen soll? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?« – Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr!“ (Apg 7,48-51).
Wo wohnt Er dann? Die Gemeinde ist das Haus, der Tempel des lebendigen Gottes:
Petrus, von dem die katholische Kirche fälschlicherweise meint, er sei der Fels, auf dem Christus die Gemeinde baut (Mat 16,18) sagt uns die wahre Bedeutung dieser Aussage des Herrn: „Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«. Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden«, ein »Stein des Anstoßens« und ein »Fels des Ärgernisses«. Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind.“ (1.Petr 2,4-8).
Auch Petrus greift die Eckstein-Verheißung auf und zeigt uns, dass wir als lebendige Steine mit diesem Eckstein verbunden zu einem heiligen Tempel gebaut werden, ähnlich wie Paulus es formulierte (Eph 2,19-22). Dieser Tempel musste erst errichtet sein, damit die Jünger Jesu dessen schwer verständliches Wort verstanden: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten! Da sprachen die Juden: In 46 Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun aus den Toten auferstanden war, dachten seine Jünger daran, dass er ihnen dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.“ (Joh 2,19-22). In erster Linie geht es hier um Seine leibliche Auferstehung, doch der Tempel Seines Leibes ist auch die Gemeinde, die von Seinem Auferstehungsleben im Heiligen Geist durchdrungen ist.
Die Bilder, die die Schrift gebraucht, um Seine Gemeinde zu beschreiben, sind vielfältig: eine Herde unter einem Hirten (Joh 10,11-16) eine Familie mit einem Vater (Lk 15,22-24), eine Braut für ihren Bräutigam (Offb 19,1-9) eine Armee mit einem Heerführer (2.Tim 2,4), Reben an einem Weinstock (Joh 15,1-10), Zweige an einem Ölbaum (Röm 11,17-24) … diese alle sind „lebendig“. Doch sie sind es nicht von Natur aus, sie müssen erst lebendig gemacht, geistlich auferweckt werden. „Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!“ (Eph 5,14).
Es klingt absurd, aber die Toten müssen antworten! Lazarus lag schon vier Tage tot im Grab, er musste der Stimme des Herrn folgend sich vom Grab erheben (Joh 11,38-44). Gott kann aus Steinen dem Abraham Kinder erwecken (Mat 3,9). Mission ist der Weckruf an die Toten, damit sie durch die Kraft Gottes zu neuem Leben geboren werden (Joh 1,12). Darum ist der Tempel nun ein Tempel aus lebendigen Steinen; die Gemeinden als Leuchter sind das Gegenbild zur Menora im Tempel und lebendige Leuchter (Offb 1,19-20). Die Gemeinde als Brot ist das Gegenbild zu den Schaubroten, aber als lebendiges Brot (1.Kor 10,17). Die Gebete der Heiligen werden im Heiligen Geist dargebracht und nicht mehr mit totem Weihrauch (Offb 8,3-4). Unser Altar ist Christus, dessen Fleisch und Blut wir essen und trinken (Heb 13,10).
Alles, was den alttestamentlichen Tempel ausmachte, waren Schatten (Heb 8,5; Heb 10,1), der Körper aber ist Christus (Kol 2,17).
Was Israel sein bzw. werden sollte (2.Mose 19,5-6), das sind wir bereits geworden: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht – euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid.“ (1.Petr 2,9-10). Was Israel verheißen und zugesagt wurde, ist in der Gemeinde erfüllt worden. Was nun? Ist Gott Israel gegenüber wortbrüchig geworden? „Nicht aber, dass das Wort Gottes nun hinfällig wäre! Denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israel; auch sind nicht alle, weil sie Abrahams Same sind, Kinder, sondern »in Isaak soll dir ein Same berufen werden«. Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Same gerechnet.“ (Röm 9,6-8). Die Verheißungen für Israel gelten Israel und gehen in Israel in Erfüllung, aber Israel ist nicht das, was die meisten darunter verstehen: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung geschieht am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“ (Röm 2,28-29).
Die Gemeinde als Volk Gottes ist das wahre und eigentliche Israel, Gottes erwähltes Eigentumsvolk und Sein heiliges und königliches Priestertum. Welch heiliger Ernst sollte uns da erfüllen, wenn es heißt: „Die Hauptsache aber bei dem, was wir sagen, ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel, einen Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Stiftshütte, die der Herr errichtet hat und nicht ein Mensch.“ (Heb 8,1-2), und weiter: „Ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als das Blut Abels.“ (Heb 12,22-24). Davor heißt es, uns zur Warnung: „Denn ihr seid nicht zu dem Berg gekommen, den man anrühren konnte, und zu dem glühenden Feuer, noch zu dem Dunkel, der Finsternis und dem Gewittersturm, noch zu dem Klang der Posaune und dem Donnerschall der Worte, bei dem die Zuhörer baten, dass das Wort nicht weiter zu ihnen geredet werde – denn sie ertrugen nicht, was befohlen war: »Und wenn ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt oder mit einem Pfeil erschossen werden!« Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach: »Ich bin erschrocken und zittere!«“ (Heb 12,18-21).
Heilig, heilig, heilig ist der Herr (Jes 6,3)! Wir haben im geistlichen Sinn wie Mose die Schuhe auszuziehen, denn wir betreten unaussprechlich heiligen Boden (2.Mose 3,5). Der natürliche Mensch vergeht und stirbt angesichts der Heiligkeit Gottes (Jes 6,5), und Furcht erfüllt uns in Seinem Licht. David fragt: „Herr, wer wird weilen in deinem Zelt, und wer wird wohnen auf deinem heiligen Berg?“, und er antwortet: „Einer, der untadelig wandelt und Gerechtigkeit übt, der die Wahrheit redet in seinem Herzen, der nicht betrogen hat mit seiner Zunge und nicht seinem Nächsten Böses getan hat und Beschimpfung nicht in den Mund genommen hat gegen seine engsten Angehörigen. Verachtet ist vor ihm ein Übeltäter, die aber den Herrn fürchten, die rühmt er; der, der seinem Nächsten (etwas) schwört und den Eid nicht aufhebt. Sein Geld hat er nicht gegen Zins gegeben, und Geschenke gegen Unschuldige hat er nicht angenommen. Wer das tut, wird nicht wanken bis in Ewigkeit.“ (Ps 14[15]).
Nichts ist heiliger und verantwortungsvoller als die Berufung, ein Priester Gottes zu sein. Kein Christ kann sich dieser Berufung entziehen, ohne sein Christsein zu verleugnen, denn untrennbar ist unsere Errettung mit unserer Berufung verbunden. Die Gnade Gottes machte die Anbetung und Verehrung Gottes nicht etwa einfacher, hipper, angenehmer, menschlicher oder moderner. In Geist und Wahrheit anzubeten ist eine weit intensivere und kompromisslosere Verehrung Gottes. „Habt acht, dass ihr den nicht abweist, der redet! Denn wenn jene nicht entflohen sind, die den abgewiesen haben, der auf der Erde göttliche Weisungen verkündete, wieviel weniger wir, wenn wir uns von dem abwenden, der es vom Himmel herab tut! … Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns die Gnade festhalten, durch die wir Gott auf wohlgefällige Weise dienen können mit Scheu und Ehrfurcht! Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (Heb 12,25.28-29). Mit Schaudern denken wir an Nadab und Abihu, welche fremdes Feuer auf dem Altar Gottes darbrachten und vor der versammelten Gemeinde und ihrem Vater Aaron von Gott getötet wurden (3.Mose 10,1-7).
Wer davon träumt, einer vollkommenen Gemeinde anzugehören, der soll sich dessen sehr bewusst sein, dass diese Vollkommenheit vollkommene Heiligkeit bedeutet. Wer sich davor jedoch fürchtet, wem das zu steil ist, wer meint, man könnte auch eine niederschwelligere Gemeinde bauen, der sollte sich auch einen niederschwelligeren Gott suchen. Es gibt einen, der jederzeit dazu bereit wäre, diesen Gott zu spielen. Es ist nicht der lebendige Gott.
Es gibt nur eine einzige Grundlage, aufgrund der wir diesem Gott überhaupt begegnen können: „Da wir nun, ihr Brüder, kraft des Blutes Jesu Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum, den er uns eingeweiht hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang hindurch, das heißt, durch sein Fleisch, und da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in völliger Gewissheit des Glaubens, durch Besprengung der Herzen los vom bösen Gewissen und am Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ (Heb 10,19-22).
Die Vollkommenheit der Gemeinde ist die Vollkommenheit Christi und Seines Opfers. Wenn wir als Priester in einem vollkommenen Tempel dienen, und darum geht es beim Hinzutreten ins Heiligtum,16 dann als ein vollkommenes Priestertum. „Wie werden wir vollkommen?“, fragst du dich vielleicht, „wir sind doch allzumal Sünder, schwach und fehlerhaft und benötigen doch täglich die Vergebung Gottes!“ Zum einen kommen wir nicht in eigener Kraft und Vollmacht, sondern Kraft des Blutes Christi, wörtlich „im Blut Christi“. Es geht nicht darum, dass wir gesündigt haben und wieder aufstehen, sondern darum, wer und was wir in Christus grundsätzlich sind. Es geht um unsere Stellung als Heilige.
In noch deutlicheren Worten finden wir das etwas vorher: „Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden.“ (Heb 10,14). Es ist entscheidend, in welchem Licht wir uns selbst betrachten. In unserer Stellung als auserwähltes Volk und königliches Priestertum sind wir bereits vollendet bzw. vollkommen gemacht durch das Blut Christi. Unsere Herzen sind mit Seinem Blut besprengt, unsere Gewissen gereinigt – und zwar ebenso ein für allemal wie unser Leib in der Taufe ein für allemal gewaschen wurde. Wir haben in der Taufe Christus gewissermaßen wie ein priesterliches Gewand angezogen (Gal 3,27).
Darum noch einmal: Die Vollkommenheit der Gemeinde ist die Vollkommenheit Christi und Seines Opfers. Diese Vollkommenheit kommt nicht aus uns, sie ist durch den Heiligen Geist bewirkt, da wir eine neue Schöpfung wurden (2.Kor 5,17). Nun aber fügt sich die neue Geburt in einen tieferen Kontext, in dem es nicht mehr nur darum geht, irgendwie in den Himmel zu kommen, und dazu muss man halt „wiedergeboren“ sein.17 Hier sehen wir die neue Geburt untrennbar mit dem Priestertum verbunden. Man kann nicht wiedergeboren sein, ohne gleichzeitig zu diesem Priestertum bestimmt zu sein. Und dieses Priestertum ist heilig und vollkommen, kraft des Blutes Jesu, des wahren Opferlammes und des wahren Hohepriesters nach der Ordnung Melchisedeks:
„Über ihn haben wir viel zu sagen, und zwar Dinge, die schwer zu erklären sind, weil ihr träge geworden seid im Hören. Denn obgleich ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr es wieder nötig, dass man euch lehrt, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise.“ (Heb 5,11-12). Tatsächlich ist Melchisedek für viele ein spanisches Dorf, und doch so wichtig, weil Gott selbst in den Psalmen diesen Wechsel im Priestertum angekündigt hat.
Waren im Alten Bund Priestertum und Königtum strikt voneinander getrennt, so ist das Priestertum Melchisedeks ein königliches Priestertum und fügt sich so zur Bestimmung des Volkes Gottes, ein königliches Priestertum zu sein. Die Leviten waren nie königlich.18 Darum heißt es in Psalm 110: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache. Den Stab deiner Macht wird der Herr von Zion aussenden, und so herrsche inmitten deiner Feinde. Mit dir ist die Herrschaft am Tag deiner Macht im Glanz der Heiligen; aus dem Leib habe ich dich hervorgebracht noch vor dem Morgenstern. Der Herr hat es geschworen und wird es nicht bereuen: Du bist Priester bis in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“ (Ps 109 [110],1-5). Die Pharisäer konnten die Frage Jesu nicht beantworten, warum David seinen Sohn „Herr“ nennt (Mat 22,41-46). Doch dieser
Herr ist nicht nur Sohn Davids, sondern auch Sohn Gottes (vgl. auch Ps 2). Hier findet die rätselhafte Gestalt des Priesterkönigs aus 1.Mose 14,18 seine prophetische Deutung, die in Christus nun erfüllt ist: „Denn dieser Melchisedek war König von Salem, ein Priester Gottes, des Allerhöchsten; er kam Abraham entgegen, als der von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte, und segnete ihn. Ihm gab auch Abraham den Zehnten von allem. Er wird zuerst gedeutet als »König der Gerechtigkeit«, dann aber auch als »König von Salem«, das heißt König des Friedens. Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens; und als einer, der dem Sohn Gottes verglichen ist, bleibt er Priester für immer.“ (Heb 7,1-3).
Warum ist das von Bedeutung? Es zeigt uns einerseits den unbeschreiblich großen Unterschied zwischen dem jüdischen Priestertum und dem des Melchisedek. Im Alten Bund waren Menschen die Hohepriester, die auch für die eigenen Sünden opfern mussten. Im Neuen Bund ist der Sohn Gottes selbst der sündlose, vollkommene und ewige Hohepriester: „Denn das Gesetz bestimmt Menschen zu Hohenpriestern, die mit Schwachheit behaftet sind; das Wort des Eidschwurs aber, der nach der Einführung des Gesetzes erfolgte, den Sohn, der in Ewigkeit vollkommen ist.“ (Heb 7,28).
Weiters ist es wichtig, weil dadurch der ganze Gottesdienst geändert wurde. Wir beten nicht mehr in Jerusalem an, sondern in Geist und Wahrheit (Joh 4,23-24); nicht mehr in einem Tempel aus toten sondern aus lebendigen Steinen. Zudem änderte sich mit der Änderung des Priestertums auch das Gesetz: „Denn wenn das Priestertum verändert wird, so muss notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes erfolgen.“ (Heb 7,12) – das ist unumgänglich.
Gerade das muss auch all jenen gesagt werden, die meinen, im Sinne eines missverstandenen messianischen Judentums das Alte Gesetz wieder aufleben lassen zu müssen; auch jenen, die auf die Einhaltung des Sabbats und der Speisegebote pochen und so viele Gewissen verunsichern, sei nachdrücklich gesagt, dass das Gesetz geändert wurde. Es war ein Schatten, der mit dem Kommen des Körpers, Christus, obsolet wurde. Er ist auch der Herr des Sabbats (Mat 12,8), der uns in die wahre Ruhe führen will, auf die der Sabbat lediglich prophetisch hingewiesen hatte (Heb 4,1-11). Was die Speisen betrifft, merkt der Hebräerbrief knapp an: „Lasst euch nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben; denn es ist gut, dass das Herz fest wird, was durch Gnade geschieht, nicht durch Speisen, von denen die keinen Nutzen hatten, die mit ihnen umgingen.“ (Heb 13,9). Der alte Bund konnte nicht zur Vollkommenheit führen und hatte nur hinweisenden Charakter, auf den, der vollkommen ist und vollkommen macht durch Sein Blut.
Viele, die heute im Sinne der „Hebrew Roots“, der Adventisten oder anderer Neo-Judaisierer alttestamentliche Gesetze, Feste und Bräuche eklektisch (! – denn beschneiden lassen sie sich ja doch nicht) einführen wollen, erkennen nicht, dass sie dadurch Christus zurückweisen, indem sie zu den Schatten zurückkehren. Darum ist diese tiefere Lehre von Melchisedek unerlässlich und sollte von jedem Christen verstanden werden, wenn er denn nur die Anfangsgründe des Glaubens recht verstanden hätte.
Unser Dienst im Tempel ist deshalb das Darbringen der Opfer in Geist und Wahrheit. Anbetung ist nicht das Absingen moderner und menschengefälliger Lobpreislieder mit zeitgeistgemäßer Bühnenshow, sondern ein heiliger Dienst, der mit Furcht verrichtet wird: „Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns die Gnade festhalten, durch die wir Gott auf wohlgefällige Weise dienen können mit Scheu und Ehrfurcht!“ (Heb 12,28), wobei „Ehrfurcht“19 eine viel zu schwache Übersetzung ist: „Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (Heb 12,29)
Wie verzehrend, illustriert uns plastisch folgende Begebenheit aus der Zeit der Einweihung der Stiftshütte: „Und nachdem die zwei Söhne Aarons, Nadab und Abihu, jeder sein Feuergerät genommen hatten, legten sie Feuer darauf und warfen Weihrauch darauf und brachten vor dem Herrn fremdes Feuer dar, das der Herr ihnen nicht angeordnet hatte. Da ging vom Herrn ein Feuer aus und verzehrte sie und sie starben vor dem Herrn. Und Mose sagte zu Aaron: Dies ist es, was der Herr sagte: »Durch die, die mir nahe sind, werde ich mich heiligen lassen und in der ganzen Versammlung werde ich mich verherrlichen lassen.« Und Aaron war von Schmerz durchdrungen. Da rief Mose Misael und Elisaphan, die Söhne Oziels, die Söhne des Bruders des Vaters Aarons, und sagte zu ihnen: Kommt herbei und tragt eure Brüder weg von den heiligen Dingen, hinaus aus dem Lager. Und sie kamen herbei und trugen sie in ihren Hemden hinaus aus dem Lager, wie Mose gesagt hatte.“ (3.Mose 10,1-5). Erschüttert, bestürzt, betroffen, entsetzt stehen wir da und wissen nicht, was wir sagen sollten, außer dem, was Moses sagte: „Dies ist es, was der Herr sagte: »Durch die, die mir nahe sind, werde ich mich heiligen lassen und in der ganzen Versammlung werde ich mich verherrlichen lassen.«“
Hat Gott sich geändert? Nein, Er ist immer noch dieses verzehrende Feuer, und wir dürfen uns nicht mit diesem Feuer spielen, wie Ananias und Saphira es taten, deren Leichen sie ebenso hinaustrugen (Apg 5,1-11). Wie ernst es Gott mit den Opfern ist, sagte Er durch Maleachi: „Der Sohn ehrt den Vater und der Knecht seinen Herrn. Und wenn ich der Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich der Herr bin, wo ist die Furcht vor mir? – spricht der Herr, der Allherrscher zu euch, Priester, die meinen Namen schlecht machen; und ihr sagtet: »Wodurch machten wir deinen Namen schlecht?« Indem ihr zu meinem Altar befleckte Brote bringt. Und ihr sagtet: »Wodurch befleckten wir sie?« Dadurch, dass ihr sagt: »Der Tisch des Herrn ist verachtet und die dargebrachten Speisen sind verachtet.« Denn wenn ihr Blindes zum Opfer führt, ist es nicht schlecht? Und wenn ihr Lahmes bringt oder Krankes herbeiführt, ist es nicht schlecht? Bring es doch deinem Statthalter dar, ob er dich empfangen oder ob er dich annehmen wird – spricht der Herr, der Allherrscher. Und jetzt, versöhnt das Angesicht eures Gottes und bittet ihn. Durch eure Hände ist dieses geschehen. Soll ich euch empfangen? – spricht der Herr, der Allherrscher. Denn auch bei euch werden die Türen verschlossen, und ihr sollt meinen Altar nicht umsonst anzünden: Ich will von euch nichts – spricht der Herr, der Allherrscher, und ein Opfer werde ich nicht aus euren Händen annehmen.“ (Mal 1,6-10).
Gott duldet keine Abweichungen von Seinen Anordnungen, was die Opfer betrifft. Warum? Weil diese Opfer Christus repräsentieren! Er ist das vollkommene Opfer, der Leib, den diese Schatten abbilden. Solch mangelhafte Opfer jedoch erniedrigen den Sohn Gottes und machen Ihn verächtlich. Darum hat Gott auch Israel verworfen, weil Israel in Fortführung der unannehmbaren Opfer das einzig annehmbare Opfer nicht angenommen hat, den Herrn Jesus. Aber die Heiden, denen das Reich gegeben wurde, werden es besser machen, sagt der Herr: „Denn vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang ist mein Name bei den Völkern gepriesen worden, und an jedem Ort wird meinem Namen Räucherwerk dargebracht und reine Opfer, denn mein Name ist groß unter den Völkern – spricht der Herr, der Allherrscher.“ (Mal 1,11).
Bringen wir diese besseren Opfer? Was sind diese geistlichen Schlachtopfer?
Wenn das einzig wohlgefällige Opfer, das wahre Lamm Gottes, bereits geschlachtet ist, was bleibt dann als geistliches Schlachtopfer übrig? Der Hebräerbrief macht es ganz einfach: