Nur die Hälfte wurde mir gesagt - Alexander Basnar - E-Book

Nur die Hälfte wurde mir gesagt E-Book

Alexander Basnar

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Beschreibung

Was geschieht, wenn man nur mit halben Angaben auf eine Reise geschickt wird? Mit einer halben Landkarte und halben Reiseinformationen? Was geschieht, wenn man nur für die halbe Wegstrecke Verpflegung mitgenommen hat? Was geschieht, wenn man sich auf die Reise nur halbherzig vorbereitet hat, und mit den Strapazen körperlich überfordert ist? Richtig: Man wird sich verirren und tragisch scheitern. Drei große Themen, wo vielen Christen seit Generationen in der Verkündigung solch gefährliche Halbwahrheiten gelehrt werden, werden in diesem Buch behandelt: 1) Das ursprünglich Verständnis des Kreuzes (Christus Victor gegen Satisfaktionsmodell) 2) Die Wüstenreise Israels als Vorbild und Warnung auf unserem Glaubensweg 3) Das Evangelium als Kraft Gottes, welche uns zu einem heiligen Leben befähigt und verpflichtet Das Ziel des Buches ist, die Verkündigung des Evangeliums neu und besser am Wort Gottes auszurichten, damit der begonnene Weg des Glaubens auch bis zum Ende durchgehalten werden kann und das Ziel erreicht wird.

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Inhalt

NUR DIE HÄLFTE WURDE MIR GESAGT!

Für normale Gemeindeglieder

Für Gemeindeleiter und Lehrer

Teil 1: Die volle Botschaft

Teil 2: Ein Weg, den wir zur Gänze zurücklegen müssen

Teil 3: Mit voller Kraft

Zwei Bilder zur Verdeutlichung:

EIN WORT ZUM WORT

Wort Gottes

Bestmögliche Übersetzungen

Verslisten oder Erzählbögen

Wesentliche Anregungen

DAS LÖSEGELD UND DER TRIUMPH CHRISTI

Die Satisfaktionstheorie

Ungelöste Probleme in der Satisfaktionstheorie

Erst Bezahlung, dann Vergebung?

Eine Buchhaltungstransaktion?

Welcher Aspekt der Schuld wurde beglichen?

Beleidigte Hirten und Väter?

Wo ist das Thema der Knechtschaft in diesem Modell?

Wo ist Christi Triumph über Satan in diesem Modell?

Die Klassische Theorie der Erlösung

Das Lösegeld

Das Problem der Knechtschaft

Ein neuer Herr

Gezahlt an Satan?

Triumph über Satan und die Finsternis

Mit dem Blut ins Heiligtum

Der Schwerpunkt liegt auf der Versöhnung statt auf der Vergeltung

Das ursprüngliche Verständnis

DAS EVANGELIUM IM LICHT DES EXODUS

Die drei Aspekte der Errettung

Vergangenheit

Gegenwart

Zukunft

Unser Passa ist geschlachtet

Der Durchzug durchs Meer

Die tägliche Rettung in der Wüste: Das Manna und das Wasser

Gott kämpft mit uns: Der Sieg über Amalek

Der Bundesschluss am Sinai

Die große Entrüstung!

Die Hauptsünden: Begierde, Götzendienst, Unzucht

Gräber der Begierde

Der Tanz ums goldene Kalb

Die Unzucht mit fremden Frauen

Wie konnten die Israeliten bereits Christus versuchen?

Murren

Gnade und Rettung

Wer meint zu stehen …

ES IST EINE KRAFT GOTTES Wir sind keine „armen Sünder“ mehr

Die Kraft Gottes

Die Gerechtigkeit Gottes

Dieselbe Voraussetzung für alle Menschen

Das Prinzip des Glaubens

Der Gerechte wird nicht durch seine Gerechtigkeit leben

Der Ungerechte wird nicht durch den Glauben leben

Die Gerechten werden aus Glauben leben

WIE SOLLEN WIR DENN PREDIGEN?

Buße und Glaube

Reich Gottes und Evangelium

Wie sollen wir nun predigen?

Folge Mir nach!

Denselben Weg gehen

Absonderung und Selbstverleugnung

In das Königreich Gottes hineingehen

Aus der Finsternis errettet werden

Habe ich etwas vergessen?

Nun wären die Evangelisten dran

Königreich und Politikverdrossenheit

Autobahn der Begierden

Befreiung aus dem Hamsterrad des Teufels

Das Kreuz Christi als radikale Herausforderung

NACHWORT, AUTOR, WEITERFÜHRENDES

Weiterführende Literatur

David W. Bercot – Zurück zum Start

Glaube und …

Nichts für kleine Kinder

Friede sei mit Dir!

Wegbegleiter

Web-Präsenz

NUR DIE HÄLFTE WURDE MIR GESAGT!

Mit diesen Worten drückte die Königin von Saba ihr Erstaunen aus, als sie König Salomos Weisheit und die Pracht Seines Königreiches mit eigenen Augen sehen konnte (2.Chr 9,6); ihre Erwartungen wurden weit übertroffen. Man kann aber auch negativ überrascht werden, wenn man nur die Hälfte einer Sache hört; beispielsweise, wenn man einen Vertrag abschließt und erst nachher auf das Kleingedruckte aufmerksam gemacht wird. Seit Jahren frage ich mich, ob wir das Evangelium wirklich in einer Weise predigen, die angemessen ist, um uns auf die Jahre zwischen unserer Bekehrung und unserer Verherrlichung hinreichend vorbereiten. Mein Eindruck ist, dass wir nicht einmal die Hälfte dessen, was nötig ist, lehren und deshalb viele Christen nur mit halber Kraft leben und auf halbem Weg scheitern, oder zumindest ihre Irritation zum Ausdruck bringen: „Das war aber nicht ausgemacht!“

Mit diesem Buch möchte ich auf ein paar vernachlässigte Themen hinweisen, die für das Gelingen unseres Glaubensweges von entscheidender Bedeutung sind. Ich selbst brauchte mehrere Jahre, um das zu durchschauen, doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen; deshalb gehe ich davon aus, dass manche Ausführungen den einen oder anderen auch erschrecken werden, je nachdem wie er theologisch geprägt wurde. Bevor ich in das Thema einführe, möchte ich ein paar allgemeine Bemerkungen vorausschicken:

Für normale Gemeindeglieder

Ich bin der Überzeugung, dass jedes Gemeindeglied in geistlichen Dingen zuerst bei der Gemeindeleitung Rat suchen soll und nicht bei fremden Buchautoren. Die Realität sieht oft anders aus, und auch ich habe hier etwas veröffentlicht, das frei zugänglich ist. Darum habe ich eine Bitte an Dich: Besprich die Fragen, die Dir zu diesem Buch kommen, mit den Ältesten (Predigern, Pastoren) Deiner Gemeinde. Es kann sein, dass ich ein Irrlehrer bin und vor mir gewarnt werden muss. Wenn das die Meinung Deiner Ältesten ist, dann respektiere sie, denn es soll nicht um mich gehen, sondern um das Wort Gottes. Sie sind verantwortlich für Deine geistliche Entwicklung, ich kann darauf aus der Distanz ohnedies keinen Einfluss nehmen, und es steht mir auch nicht zu. Andererseits ist die Gabe, die Gott mir gegeben hat, ein Geschenk für die ganze Gemeinde und nicht nur für die, mit denen ich vor Ort verbunden bin. In diesem Sinn mag das Buch den Rang eines Gastpredigers einnehmen, der einen (hoffentlich wertvollen) Denkanstoß gibt, dann aber wieder weiterzieht.

Für Gemeindeleiter und Lehrer

Mit diesen Ausführungen möchte ich vor allem Euch ermuntern, das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus vollständiger zu erfassen und zu lehren. Wir stehen in großer Verantwortung vor dem Herrn (Jak 3,1), und es geht um die uns anvertrauten Seelen (Heb 13,17). Ich bin selbst ein Lehrer in einer christlichen Gemeinde und bemühe mich, dieser Berufung gerecht zu werden. Nachdem mir vor Jahren bewusst wurde, wie ich (und viele andere), in dem Bestreben, das Evangelium leicht verständlich zu präsentieren, es um wesentliche Aspekte verkürzt haben, wurde ich zuerst sehr verunsichert und beschämt. Seither bemühe ich mich darum, was fehlt auszugleichen. Diese wenigen Seiten sind ein Zwischenergebnis dieses Bemühens. Ich strebe mit dieser Broschüre keineswegs Vollständigkeit an, sondern will Gedanken anstoßen, die Ihr vor dem Herrn selbst weiterverfolgen und vertiefen könnt. Selbst kann ich mit Freude bezeugen, dass meine anfängliche Verunsicherung einem tiefen Frieden und einer fundierten Gewissheit gewichen ist, die ich Euch und allen Lesern von Herzen wünsche.

Teil 1: Die volle Botschaft

Was meine ich mit der halben Botschaft? Im ersten Abschnitt geht es darum, wie wir das, was vor bald 2.000 Jahren auf Golgatha geschah, verstehen und für uns wirksam werden lassen. Es werden nicht die Tatsachen des Heils in Zweifel gezogen, sondern es geht um deren Auslegung und Vermittlung. Ich wurde gelehrt, dass sich alles im Wesentlichen darum dreht, das unsere Sünden vergeben werden und wir durch Glauben an Jesus ewiges Leben erhalten. Das glaube ich auch heute noch. Aber ist das alles? Was fehlt, ist das ganze Leben zwischen Bekehrung und Verherrlichung: Hat die Art und Weise, wie wir in dieser Welt als Christen leben noch irgendeinen Einfluss auf die Errettung, oder ist das nur eine Zeit, die wir so recht und schlecht hinter uns zu bringen versuchen, bis wir im Himmel sind? Bei dieser „herkömmlich evangelikalen“ Verkündigung sind nämlich nur das sündige Leben vor unserer Bekehrung und das herrliche Leben nach unserer Auferstehung im Blick, und das bringt gravierende seelsorgerliche Probleme mit sich. Zum Beispiel: „Warum muss ich jetzt noch gute Werke tun und Jesus gehorchen, wenn eigentlich bereits alle Voraussetzungen unwiderruflich dadurch erfüllt sind, dass alle Sünden, selbst die noch gar nicht begangenen, bereits vergeben sind?“ Wir behelfen uns damit, zu ermuntern, dies aus Freude und Dankbarkeit über das Heil zu tun; oder weil es zusätzlich noch einen (nicht näher bestimmten) Lohn zu erwarten gibt. Beides ist wahr: Wir sollen aus dankbarem Herzen Gott gehorchen, und es wird einen Lohn geben.

Aber macht es wirklich gar nichts aus, wenn wir ungehorsam und faul sind? Sowie man nun nämlich sagt: „Du musst Gott gehorchen“, handelt man sich den Vorwurf der „Gesetzlichkeit“ ein, schließlich wäre es dann ja nicht mehr Gnade. Was ist nun das Ergebnis dessen? Ganz ehrlich und nüchtern beurteilt: Das christliche Leben, besonders bei uns im Westen, ist alles andere als überzeugend und mitreißend. Irgendwie stimmt hier etwas grundlegend nicht. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass das ganze Thema des Herrschaftswechsels und des Glaubensgehorsams sich in ein auf Vergebung reduziertes Modell des Evangeliums1 nicht einfügen lässt, weil dies als etwas von der Errettung Abgekoppeltes gelehrt wird;2 deshalb meine ich, dass dieses Modell zu kurz greift. Allerdings gibt es ein vollständigeres Modell, um das Werk Christi zu beschreiben, wo Heiligung und Gehorsam sich natürlich einfügen; es ist jedoch relativ unbekannt. Das ist das erste Thema, das ich nach den Einleitungstexten vorstellen werde: Das Satisfaktionsmodell im Vergleich zum Lösegeldmodell (oder „Christus Victor“).

Teil 2: Ein Weg, den wir zur Gänze zurücklegen müssen

Am besten wird meine These verdeutlicht, wenn wir die Jahre und Jahrzehnte zwischen unserer Bekehrung und Verherrlichung als einen Weg begreifen, der uns zur Errettung führt. Die dahinter stehende Überlegung ist die, dass die Errettung offenbar mehrere „Phasen“ umfasst und nicht in einem Moment der Bekehrung allein erfasst werden kann.

Das Modell dafür ist der Exodus, mit dem ich mich im zweiten Abschnitt ausführlicher befasse. Unser Weg der Errettung beginnt mit der Bekehrung und unserem geistlichen Auszug aus Ägypten (unserer Knechtschaft in der Sünde), und dann gehen wir durch die Wüste bis zum Jordan und dem verheißenen Erbe dahinter. Damit bekommt das Leben, das wir führen, in natürlicher Weise Relevanz für das Heil. Die Errettung wird nämlich als ein Weg beschrieben, den wir zur Gänze zurücklegen müssen, um ans Ziel zu kommen. Wir erinnern uns vielleicht, dass „der Weg“ die eine der ersten Selbstbezeichnungen der Christen war (Apg 22,4). Auf dieser Reise erleben wir, dass die Rettung Gottes kein einmaliges Ereignis war, sondern auf täglicher Basis geschieht, indem Er uns das Manna zum Überleben gibt, oder uns im Kampf gegen Amalek beisteht. Doch ist diese Geschichte auch voll von Warnungen, da Menschen, die zwar aus Ägypten aufbrachen, das Ziel nicht erreichten, weil sie unterwegs den Glauben verloren. Was das für uns konkret bedeuten soll, ist das Thema des zweiten Abschnitts.

Teil 3: Mit voller Kraft

Die vielfältigen Aufforderungen, ein heiliges und gehorsames Leben zu führen, sind keine Überforderung, sobald wir verstanden haben, wie Gottes Kraft in uns zur Entfaltung kommt. Was uns dabei jedoch hindert, ist die allzu oft gehörte Ausflucht: „Wir sind ja nur arme Sünder und können ja gar nicht so richtig gut sein.“3 Dies steht jedoch im Gegensatz zum Wesen des Neuen Bundes und der Kraft des Heiligen Geistes. Wer das nicht gelernt hat, wird sich ab einem gewissen Zeitpunkt in seinem Glaubensleben mit der Normalität von Sünde in seinem Leben abgefunden haben; wobei er sich vielleicht noch damit tröstet, dass ohnedies alles vergeben sei. Allerdings spürt er, dass dies weder den Herrn ehrt, noch gegenüber der Welt wirklich glaubwürdig ist. Es sind nicht wenige, die den Weg des Glaubens dann überhaupt aufgeben, weil sich – ehrlich betrachtet – gegenüber ihrem alten Leben nicht so wirklich viel verändert hat. Dem möchte ich mit dem letzten Teil entgegenwirken, damit niemand auf halbem Weg liegen bleiben muss, weil er nur mit halber Kraft unterwegs war. Die Grundlage dafür ist aber die volle Botschaft des Heils.

Zwei Bilder zur Verdeutlichung:

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, sagt das Sprichwort. Deshalb will ich diese Einleitung mit zwei einfachen Grafiken zusammenfassen. Das erste Bild zeigt, wie die Errettung in der Regel vermittelt wird:

Was wir in der Regel vermitteln, ist nur der Moment der Bekehrung, der uns Vergebung der Sünden und das ewige Leben „sichert“. Alles zwischen diesem Moment und unserer Auferweckung hat nach „herkömmlich evangelikaler“ Auffassung nichts mit der Errettung zu tun, und deshalb wird es in der Verkündigung ausgeblendet. Im Begriff Errettung ist alles zusammengefasst, sodass nicht mehr unterschieden wird zwischen Erlösung, Errettung, Reinigung und Vergebung. Dadurch aber entgehen uns mehr als nur „Feinheiten“.4 Die Nivellierung der Begriffe führt zu einer unsachgemäßen Verkündigung, mit allen Konsequenzen.

Ich schlage in dieser Arbeit folgendes Bild vor:

Dieses Bild macht deutlich, dass die Errettung in mehreren Phasen abläuft, die man voneinander unterscheiden muss. Hier wird sichtbar gemacht, dass zwischen unserer Erlösung und unserer Vollendung (also der Auferstehung des Leibes) ein Weg liegt, der in Beständigkeit und Treue zurückgelegt werden muss. Errettung wird so zum Überbegriff, der sich gliedert in die einmalige Erlösung aus der Knechtschaft der Sünde (geistl. Ägypten) und den vielfältigen Bewahrungen und Vergebungen auf dem Weg durch das Leben (unsere Wüstenreise). Das zeigt auch, warum Erlösung und Vergebung zwei verschiedene Dinge sind, denn erlöst wird man nur ein einziges Mal, Vergebung erhält man im Lauf des Lebens jedoch immer wieder.

Gerade das Exodus-Beispiel, das uns im Detail noch beschäftigen wird, lehrt aber auch, dass die einmalige und vollkommene Erlösung aus der Hand des Pharao nicht bedeutet, dass wir das Ziel des Glaubens automatisch erreichen werden. Der Weg muss zurückgelegt werden. Die Schritte, die wir tun müssen und der Gehorsam, den wir zu leisten haben, stehen dabei keineswegs im Gegensatz zur Gnade Gottes, die uns zu all dem befähigt, und uns auch zu vergeben bereit ist, wenn wir unterwegs straucheln. Aber die Gnade enthebt uns nicht vom Gehen und vom Gehorsam – Gnade, Glaube und Werke sind in dieser Grafik stimmig und widerspruchsfrei vereint. Auch die Möglichkeit des Abfalls vom Glauben, des Scheiterns auf dem Weg, wird erst nachvollziehbar, wenn man die Errettung als Weg versteht und nicht als ein punktuelles einmaliges Ereignis in der Biographie eines Menschen (Bekehrung).5

Es ist mein tiefer Wunsch, mit dieser Arbeit ein vollständigeres Verständnis des Evangeliums und daraus folgend ein Umdenken in unserer Verkündigungsarbeit einzuleiten. Ich ersuche daher vorab, davon Abstand zu nehmen, meine Ausführungen aus der Position dogmatischer Lehrsätze heraus zu beurteilen,6 sondern zuerst einmal aufmerksam zu verfolgen, welchem Ansatz ich folge, wie ich die Heilige Schrift auslege. Ich bin also nicht deshalb a-priori im Irrtum, weil ich zu anderen als den dogmatisch gewohnten Ergebnissen7 komme, sondern nur insofern, als ich dem Wort Gottes nicht entspreche. Für solche Hinweise bin ich immer dankbar und möchte lernbereit bleiben. Auch bei Meinungsverschiedenheiten ersuche ich um das Vorschussvertrauen, dass auch ich den Herrn mit dieser Schrift ehren und dem Aufbau Seiner Gemeinde dienen möchte. Ihm befehle ich deshalb mich und meine Ausführungen an, sowie alle Leser, dass sie von Seinem Geist geleitet prüfen und das Gute behalten mögen.

1 Mit „Modell des Evangeliums“ meine ich die theologischen Ansätze, das Werk Christi zu erklären. Wenn ich sage, ein Modell greife zu kurz, heißt das nicht, das Werk Christi sei ungenügend! Ich bitte, diese Unterscheidung immer im Hinterkopf zu bewahren. Nicht ein Pünktchen vom Evangelium will ich abschwächen, sondern unser Verständnis desselben verbessern, wo wir zu gering über das Kreuz denken.

2 Vielleicht gibt es da Widerspruch, aber wie ist es wirklich? Viele lehren die Errettung anhand von Joh 3,16 und da dort nichts von der Taufe steht, sagen sie – sinngemäß – es wäre gut und wichtig, sich taufen zu lassen, nachdem man errettet ist. Und da der Glaube die einzige Bedingung zum Heil ist, ermuntern sie zu einem heiligen Leben, nachdem man errettet worden ist. Nun kann man aber nicht mehr sagen, man müsse getauft werden oder ein heiliges Leben führen, denn beides habe ja nichts mehr mit der Errettung zu tun, sondern nur mehr als dringende Bitte kann es gelehrt werden. Doch das wird, wie wir alle wissen, der Heiligen Schrift selbst nicht gerecht (Mk 16,16 oder Heb 12,14), und es bewirkt insgesamt bei den meisten keine entschiedene Hingabe, da der Gehorsam des Glaubens als „freiwillige Fleißaufgabe“ vermittelt wird.

3 Dazu gehört auch der nahezu reflexartige Einwand: „Wir können nichts aus eigener Kraft tun“, was zwar stimmt, aber unterschlägt, dass wir dennoch alles in der Kraft Gottes tun können! Solche theological correctness konterkariert jedes entschlossene Handeln, weil es den Blick von Christus weg auf unser Fleisch richtet und so jede Rechtfertigung bietet, Begonnenes nicht weiter zu vollenden.

4 Auf der ungenügenden Begriffsbestimmung beruhen schwerwiegende Trugschlüsse: Da die Erlösung tatsächlich einmalig und abgeschlossen ist, jedoch nicht zwischen Erlösung und Errettung (die weit mehr umfasst) unterschieden wird, kann man die vermeintlich vollständige „Errettung“, nicht mit den vielfältigen Warnungen vor dem Abfall vereinbaren. Auch die Aussage, die Vergebung betreffe alle Sünden der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ist auf diese „Begriffsunschärfe“ begründet, die das ganze Werk der Errettung im Moment der Bekehrung als vollendet betrachtet. Manche gehen soweit, dass Christen gar nicht mehr um Vergebung beten, sondern nur dafür danken sollten. Ob sie das dem Herrn Jesus im Anschluss an Seine Unterweisung zum Gebet auch gesagt hätten?

5 Ich verwende gerne den Begriff „Heilspunktualismus“, um sprachlich pointiert auf das Problem hinzuweisen.

6 Es sind meist ziemlich fruchtlose Diskussionen, wenn mit denselben Dogmen darauf geantwortet wird, die in einer Diskussion in Frage gestellt werden: Bruder X versucht darzulegen, dass Dogma A mit der Heiligen Schrift nicht in Einklang zu bringen ist. Bruder Y entgegnet, dass Dogma A die Ausführungen von Bruder X widerlegt. D.h. Bruder Y machte sich nicht die Mühe, die vorgebrachten biblischen Argumente zu überprüfen. Solche Diskussionen sind leider die Regel und nicht die Ausnahme und führen zu Verhärtungen und gegenseitigen Verurteilungen. Das ehrt den Herrn nicht.

7 Konkret wird das „Sola Fide“ der Reformation in Frage gestellt, bzw. das „Once Saved Always Saved“, das von der Mehrheit der Evangelikalen Christen im Westen vertreten wird.

EIN WORT ZUM WORT

Es ist natürlich eine Frage der Schriftauslegung, um die es hier geht. Deshalb sind ein paar Feststellungen vorab angebracht.

Wort Gottes

Die Bibel ist vollumfänglich das Wort Gottes, und zwar Wort für Wort, ohne Einschränkungen. Es ist das Medium, durch das Gott zu uns spricht, in dem verbindlich alles festgeschrieben ist, von dem Er will, dass wir über Ihn und uns selbst, über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges sowie über Sichtbares und Unsichtbares Bescheid wissen sollen. Diese Offenbarungen sind verständlich, was die sprachliche Mitteilung betrifft, gehen aber über unser Verstehen hinaus, was die Tragweite und Wirklichkeit des Himmlischen betrifft. Wir sind dazu aufgefordert, es gründlich zu lesen und unser Leben danach auszurichten, denn in diesem Wort wird uns das Heil gezeigt, und nach diesem Wort werden wir auch gerichtet werden.

Bestmögliche Übersetzungen

Das verpflichtet uns dazu, das Wort Gottes in der bestmöglichen Übersetzung zu studieren, um nichts von der Offenbarung Gottes zu verpassen oder zu verfremden. Ich habe mich aus diesem Grund im NT für die Übersetzung von Herbert Jantzen8 entschieden, die, besonders was die Zeitformen der Verben betrifft, m.E. unübertroffen ist; aus dem AT zitiere ich aus der alten Elberfelder Bibel.9 Das macht die Arbeit streckenweise etwas „sperrig“, aber ich bitte gerade deshalb, sich die Zeit zu nehmen, die Bibeltexte nötigenfalls mehrmals gründlich zu lesen, denn diese sind es, an denen meine Ausführungen gemessen werden müssen. Vieles habe ich auch in Fußnoten noch näher ausgeführt.

Verslisten oder Erzählbögen

Gerade, was die Evangeliumsverkündigung betrifft, bemühen sich die meisten, anhand einzelner Schlüsselverse den Punkt zu treffen, oder anhand einer mit einer Konkordanz10 zusammengestellten Liste solcher Verse. So trifft man oft auf die Aussage, 150 Verse lehren, dass wir (allein) aus Glauben gerettet werden;11 allerdings wird dabei übersehen, dass im Kontext fast all dieser 150 Stellen wenige Verse davor oder danach andere Aufforderungen neben den Glauben treten, die zumindest das „allein“ radikal in Frage stellen. Darum bemühe ich mich hier, besonders im zweiten Teil, um das Erfassen der „Erzählbögen.“ Gottes Offenbarung erfolgte nämlich nicht systematisch, wie wir das etwa von einem Rechtskodex gewöhnt sind, sondern „relational“ (beziehungsbasiert), indem Gott mit dem Volk Israel Geschichte geschrieben hat, um uns aus dieser Geschichte heraus Seine Absichten zu verdeutlichen. Es ist von daher notwendig, die Geschichte selbst zu erfassen (Einleitung, Höhepunkte, Abschluss und geistliche Bedeutung), um zum Kern vorzudringen. Der Konkordanz-Ansatz ist dazu nicht in der Lage. So hilfreich Konkordanzen auch sind, sobald man die Geschichte verstanden hat, und einzelne Details daraus wieder finden will, so sehr hindern uns Konkordanzen am Verständnis der Geschichte, wenn wir sie als „Abkürzung zu schnellen Antworten“ verwenden.